Bedarfe an sozialen Dienstleistungen und Barrieren der Inanspruchnahme für nicht deutsch-sprachige ältere Menschen. Dr.
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- Valentin Stieber
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1 Bedarfe an sozialen Dienstleistungen und Barrieren der Inanspruchnahme für nicht deutsch-sprachige ältere Menschen Dr. Elke Olbermann Workshop Wege zu nicht deutschsprachigen älteren Menschen im Stadtteil im Rahmen der Abschlusstagung Neue Informations- und Vermittlungswege für ältere Menschen im Stadtteil des SILQUA-Projekts ÖFFNA, Fachhochschule Köln, 13. März 2013
2 Gliederung Einführende Anmerkungen zur Zielgruppenbestimmung Bedarfe an sozialen Dienstleistungen Inanspruchnahme sozialer Dienstleistungen Zugangsbarrieren 2
3 Einführende Anmerkungen zur Zielgruppenbestimmung Keine Beschränkung auf nicht deutsch sprachige Ältere im engeren Sinne Deutschkenntnisse sind differenziert zu betrachten (sprechen, lesen, schreiben) und bei älteren zugewanderten Menschen in unterschiedlichen Maße vorhanden Berücksichtigung von Fremd- und Selbsteinschätzungen von Deutschkenntnissen Generell: Sprache ist ein wesentlicher Aspekt im Hinblick auf Bedarfe und Inanspruchnahme von sozialen Dienstleistungen. Aber darüber hinaus sind weitere Faktoren der Lebenslage älterer Migranten zu berücksichtigen. Mit der Überwindung von Sprachbarrieren sind nicht alle Zugangsprobleme gelöst. Auch Migranten, die sich in deutscher Sprache verständigen können, werden mit Zugangsbarrieren konfrontiert. 3
4 Bedarfe an sozialen Dienstleistungen Bedarfe älterer Migranten steigen! demografische Entwicklung (Zunahme älterer und hochbetagter Migranten) Veränderung von Lebens- und Familienformen (Zunahme an Einpersonenhaushalten, Einschränkungen familiärer Unterstützungsmöglichkeiten etc.) Auswirkungen sozialer Ungleichheit (prekäre Lebenslagen: Armut, nicht altersgerechte Wohnverhältnisse, Bildungsbenachteiligung, hohes Gesundheits- und Pflegebedürftigkeitsrisiko, soziale Ausgrenzung, etc.) 4
5 Quelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus,
6 Relative Zuwachsraten der Gesamtbevölkerung und Bevölkerung mit Migrationshintergrund nach Altersgruppen in NRW (in Prozent) 80 68, ,1 13,5 Bevölkerung insgesamt Quelle: 1.), 2.) ,6-7, ,5 3,8 Personen mit Migrationshintergrund Quelle: 3.) ,8 bis Quelle: 1.) Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis der VZ ) Vorausberechnung d. Bevölkerung in den kreisfreien Städten und Kreisen NRW /50 3.) Modellrechnung Personen mit Migrationshintergrund, LDS NRW 6
7 Einkommensverhältnisse durchschnittlich niedrigere Einkommen und höhere Betroffenheit von Altersarmut bei älteren zugewanderten Menschen im Vergleich zu einheimischen Älteren (Gründe: migrationsgeprägte Erwerbsbiographien, geringere Zahl von rentenversicherungsrelevanten Beschäftigungsjahren, geringere Löhne, Arbeitslosigkeit, Frühverrentung etc.) Armutsrisikoquoten der Personen im Alter von 65 Jahren und mehr (Mikrozensus 2010) Personen ohne Migrationshintergrund: 10,7% Personen mit Migrationshintergrund: 28,7% Quelle: Fuhr (2012) 7
8 Haushaltseinkommen von Rentner/innen nach Migrationshintergrund Institut für Gerontologie an der TU Dortmund ohne Migrationshintergrund Türkei & Ex-Jugoslawien EU-Anwerbeländer Aussiedler Jahres haushaltseinkommen (Median) Euro Euro Euro Euro Quelle: SOEP 2009, nach Tucci (2011), S. 13 8
9 aus: Menning & Hoffmann (2009) 9
10 aus: Menning & Hoffmann (2009) 10
11 Selbsteinschätzung der Deutschkenntnisse von Migranten/innen nach Nationalität und Alter Bewertung: 1 Gar nicht bis 6 sehr gut, Gruppenmittelwert aus: Menning & Hoffmann (2009), S
12 Inanspruchnahme sozialer Dienstleistungen Hoher Bedarf schlägt sich nicht in tatsächlicher Inanspruchnahme von Dienstleistungen nieder! Zahlreiche Untersuchungen (vor allem auf kommunaler Ebene) zeigen übereinstimmend, dass ältere Migranten unter den Nutzern sozialer Dienstleistungen deutlich unterrepräsentiert sind. Dies gilt für alle Bereiche sozialer Dienstleistungen und Beratung, u.a.: - Hilfen im Haushalt - Besuchs- und Begleitdienste - Pflegeunterstützende und entlastende Angebote - Ambulante Pflegedienste und Einrichtungen - Bürgerschaftliches Engagement / Freiwilligendienste - Begegnungsmöglichkeiten und Kommunikation 12
13 Inanspruchnahme sozialer Dienstleistungen Grundlegendes Problem: Personengruppen mit dem größten Bedarf werden am wenigsten erreicht! Dies gilt in besonderem Maße für ältere Migranten! Beispiel Gesundheitsförderung: Nach einer Studie der BZgA (Hollbach-Grömig & Seidel-Schulze 2007) sind - ältere Menschen mit Migrationshintergrund, - nicht mobile ältere Menschen und - einkommensschwache / bildungsferne ältere Menschen die am wenigsten erreichten Zielgruppen von seniorenbezogenen Maßnahmen der Gesundheitsförderung. 13
14 Zugangsbarrieren älterer MigrantInnen zu Beratungs- und Dienstleistungsangeboten Fehlender Zugang zu Information über die komplexen Angebotsstrukturen, deren Nutzen und die Rahmenbedingungen für die Inanspruchnahme Fehlen muttersprachlicher MitarbeiterInnen, geringe sprachliche und kulturelle Verständigungsmöglichkeit, geringe Identifikationsmöglichkeit Fehlendes Vertrauen in die Empathiefähigkeit der deutschen MitarbeiterInnen (bezüglich Biographie, besondere Probleme und Lebenslagen von Migranten) Vermutung von Vorurteilen gegenüber Migranten und Mangel an kultureller Akzeptanz Kulturelle Hemmungen gegenüber psychosozialen Beratungs- und Hilfsangeboten (Scham, Tabuisierung von Familieninterna etc.) Mittelschichtenorientierte Beratungsansätze Quelle: Gaitanides 2004, 2006; Olbermann
15 Zugangsbarrieren älterer MigrantInnen zu Beratungs- und Dienstleistungsangeboten Spezialisierte Problemlösungsbearbeitung bzw. Delegation von Teilproblemen an andere Einrichtungen wird als Zurückweisung erlebt, Erwartung eines persönlichen ganzheitlichen Kommunikationsstils Barriere insbesondere für Muslime: christliche Tendenzbetriebe Juristische Inanspruchnahmebarriere, Misstrauen wegen evtl. Weitergabe aufenthaltsrelevanter Informationen und Befürchtung eingreifend, kontrollierender Verhaltensweisen seitens der Beratungs- /Hilfseinrichtungen Nichtberücksichtigung der Lebensrealität Wohnortferne/ unflexible Sprechstunden/ Öffnungszeiten/ Komm-Struktur / Kosten Quelle: Gaitanides 2004, 2006 Olbermann
16 Zugangsbarrieren der deutschen MitarbeiterInnen zur Migrantenklientel Nationalistische Verteidigung sozialstaatlicher Privilegien gegenüber Ausländern bei einigen deutschen MitarbeiterInnen Negativ wertende Ressentiments und Vorurteile / abweisendes, Verhalten (Vordergründig nicht wertende) Überbetonung und klischeehafte Verallgemeinerung der kulturellen Unterschiede (Typisierung statt Individualisierung) Leugnung kultureller Differenz und besonderer struktureller Benachteiligung der Migrantenklientel (formaler Gleichbehandlungsgrundsatz, diskriminierende Nivellierung der Unterschiede) Angst vor dem Fremden Furcht vor Mehrbelastung ohne Ressourcenvermehrung Quelle: Gaitanides 2004, 2006, Olbermann
17 Literatur Fuhr, G. (2012). Armutsgefährdung von Menschen mit Migrationshintergrund. Ergebnisse des Mikrozensus In: Statistisches Bundesamt (Hrsg.), Wirtschaft und Statistik (Juli 2012), S , Wiesbaden. Gaitanides, S. (2004). Interkulturelle Kompetenzen in der Beratung. In: Nestmann, F. / Engel, F. & Sickendiek, U. (Hrsg.), Das Handbuch der Beratung, Bd. 1, Disziplinen und Zugänge (S ). Tübingen. Gaitanides, S. (2006). Interkulturelle Öffnung der Sozialen Dienste. In: Otto, H.-U./ Schrödter, M. (Hrsg.) (2006), Soziale Arbeit in der Migrationsgesellschaft (S ). Sonderheft 8 der Zeitschrift neue praxis. Lahnstein. Hollbach-Grömig, B. & Seidel-Schulze, A. (2007). Seniorenbezogene Gesundheitsförderung und Prävention auf kommunaler Ebene Eine Bestandsaufnahme. Köln: BZgA. Menning, S. & Hoffmann, E. (2009). Report Altersdaten. Ältere Migrantinnen und Migranten. Berlin: Deutsches Zentrum für Altersfragen. Olbermann, E. (2008). Kultursensible Altenhilfe. In K. Aner & F. Karl. (Hrsg.), Lebensalter und Soziale Arbeit: Ältere und alte Menschen (S ), Band 5 der Reihe Basiswissen Soziale Arbeit, hrsg. von H.-G. Homfeldt und J. Schulze-Krüdener, Hohengehren: Schneider-Verlag. Tucci, I. (2012). Die Einkommens- und Wohnsituation älterer MigrantInnen. In: Heinrich-Böll-Stiftung (Hrsg.), Altern in der Migrationsgesellschaft (S ). Online Dossier, Berlin. 17
18 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Kontakt: Dr. Elke Olbermann Institut für Gerontologie an der Technischen Universität Dortmund Evinger Platz Dortmund Tel: Fax: URL: 18
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