Erfahrungsbericht über ein Auslandssemester an der University of Aberdeen

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1 Erfahrungsbericht über ein Auslandssemester an der University of Aberdeen Elena Tichij und Margarita Singer Hochschule für Technik Stuttgart

2 Abbildung 1: Klippen von Cove Nachdem endlich die Entscheidung für einen Auslandsaufenthalt im Studium gefallen ist, stellt sich die Frage nach der Dauer und dem Land. Für uns war es wichtig, unsere Englischkenntnisse zu verbessern und weitere Mathematikvorlesungen zu besuchen. Außerdem hat das Land Schottland unser großes persönliches Interesse geweckt. Wir entschieden uns für Aberdeen. Insgesamt dauerte unser Auslandsaufenthalt fast fünf Monate, von denen wir 18 Wochen die Vorlesungen besuchten und zwei Wochen die wunderschönen Länder England und Schottland bereisten. Bevor wir die Reise nach Schottland antreten konnten, mussten jedoch umfangreiche Vorbereitungen getroffen werden. Vorbereitung (Planung, Organisation, Bewerbung bei der Gasthochschule und Finanzierung) Den ersten Kontakt stellte Frau Kreitmeier, die Auslandsbeauftragte unserer Hochschule her. Um sich für einen Platz an der Partneruniversität in Aberdeen zu bewerben, muss man ein Motivationsschreiben und seinen Lebenslauf in englischer Sprache einsenden und sich online über die Internetseite der Universität bewerben. Nach einiger Zeit erhält man dann per Post die offizielle Zulassung zugeschickt. Für die Einreise und den Aufenthalt in Schottland muss man keine außergewöhnlichen Vorbereitungen (wie Visum, Wohnerlaubnis etc.) treffen. Man benötigt nur seinen Personalausweis, die Krankenkassenkarte und den Führerschein (den man in Schottland als ID- Karte verwendet). Über die Finanzierungsmöglichkeiten sollte man sich mindestens ein halbes Jahr vor der Abreise informieren, denn die meisten Anträge wie DAAD, Bildungskredit etc. brauchen Zeit. Um den finanziellen ERASMUS Zuschuss der EU zu erhalten, muss man verschiedene Unterlagen ausfüllen und einreichen, unter anderem das Learning Agreement. Hier entscheidet man sich vorläufig für einige Vorlesungen, die man an der Gastuniversität besuchen möchte. Die tatsächliche Kursauswahl findet vor Ort statt. Außer des DAAD Zuschusses haben wir noch ein Stipendium der Knödler-Decker Stiftung erhalten. Unterkunft Zusammen mit der Bestätigung der Uni erhält man einen Antrag auf einen Wohnheimplatz in einem der Universitätswohnheime. Wir bekamen

3 ein Zimmer in den Hillhead Halls of Residence im Adam Smith House. Die Unterbringungskosten betrugen 96 Pfund (rund 115 ) pro Woche. Der Vorteil des Wohnheims ist, dass man schnell Kontakt zu anderen ausländischen Studenten findet. Der Nachteil ist, dass es sehr viele Partys gibt, sodass es auch nachts laut werden kann. Die Einrichtung des Zimmers war vollkommen ausreichend, alle Möbeln waren in einem guten Zustand. Außerdem verfügten unsere Zimmer über ein Waschbecken. Allerdings mussten wir das komplette Bettzeug mitbringen und die Küche mit Küchenutensilien einrichten. Das Reinigungspersonal hat jeden zweiten Tag abwechselnd die Küche, Duschen und Toiletten gereinigt. Für die Sauberkeit im eigenen Zimmer musste man selbst sorgen. Es gibt auch Möglichkeiten eine private Unterkunft in Aberdeen zu finden, doch diese ist meist weder günstiger noch einfacher zu beschaffen. bis vier Vorlesungen und wird für diese von seinem Betreuer verbindlich angemeldet. Die Unterrichtssprache ist Englisch. Eine Vorlesung dauert hier anstatt 90 nur 60 Minuten. Dazwischen gibt es keine geregelten Pausen, sodass man öfters zu spät kommt. Zu jedem Kurs gibt es zusätzlich ein Tutorium, meistens eine Stunde in der Woche. Hier wird auch eine Anwesenheitsliste geführt. Zur halbzeit des Semesters gibt man in fast allen Fächern Assignments (Hausarbeiten) ab. Die Ergebnisse werden in die Endnote miteingerechnet. Die Prüfungen finden nach der Vorlesungszeit innerhalb von zwei Wochen statt. Man sollte die Vorbereitung nicht auf die leichte Schulter nehmen. Denn der Prüfungsablauf unterscheidet sich von dem an unserer Hochschule sehr. Der größte Unterschied besteht darin, dass man keine Vorlesungsunterlagen und Bücher in den Klausuren verwenden darf. Die Universität Die University of Aberdeen wurde 1495 gegründet und ist somit die drittälteste Universität Schottlands. Zurzeit studieren hier rund Studenten. Unbedingt sollte man an der Einführungswoche teilnehmen, genannt Freshers Week. In dieser Woche knüpft man den ersten Kontakt zu den Dozenten und erhält wichtige Hilfestellungen bei z.b. der Anmeldung an der Universität. Sehr wichtig ist es in der ersten Woche einen Termin mit seinem Adviser zu machen, in unserem Fall war dies Mr. Archbold von der Fakultät Mathematik. Der Betreuer steht bei der Kurswahl beratend zur Seite und erledigt alle Anmeldeformalitäten. In der ersten Woche kann man mehrere Kurse probeweise besuchen. Danach entscheidet man sich gewöhnlich für drei Abbildung 2: Gebäude der Fakultät Mathematik Alltag und Freizeit Aberdeen ist die drittgrößte Stadt Schottlands. Studenten machen ungefähr 10 Prozent der

4 Bevölkerung aus. Es gibt sehr viele Möglichkeiten in Aberdeen die Freizeit interessant zu gestalten. Abbildung 4: Dunnotar Castle in der Nähe von Stonehaven Abbildung 3: Union Terrace mit dem Wappen von Aberdeen Man kann verschiedene Ausflüge in und um Aberdeen unternehmen, z.b. Museen besuchen (Aberdeen Art Gallery, Aberdeen Maritime Museum, oder das Meer am Stadtstrand und die schöne Natur z.b. im benachbarten Dörfchen Stonehaven genießen. Dort ist auch das bekannte Dunnottar Castle sehenswert. Die Bergruine liegt auf einem nur durch einen Pfad mit Festland verbundenen Felsen in der Nordsee. Eine andere Möglichkeit Schottland zu erkunden, ist einer der zahlreichen Societies an der Universität beizutreten. Man hat die Auswahl zwischen der Whiskey-Society, über die German- Society, bis hin zur International-Society. Hier trifft man auf unterschiedliche Leute und unternimmt gemeinsam spannende Ausflüge. Die International-Society organisiert regelmäßig Reisen zum Loch Ness, zur Insel Isle of Skye oder Städtereisen nach Edinburgh, St. Andrews oder Stirling. Während des Aufenthaltes haben wir aber auch viele Ausflüge selbst organisiert. Am günstigsten reist man mit dem Busunternehmen Megabus ( Manchmal kosten die Tickets nur zwei Pfund. Des Weiteren kann man den Service von NationalExpress ( nutzen oder mit der schottischen Bahn ( reisen. Allerdings müssen hier die Fahrkarten schon im Voraus gebucht werden. Je früher, desto günstiger. Bei unseren Trips haben wir auch die Gelegenheit genutzt und ein Auto gemietet, um die Inseln Isle of Skye oder Orkney Islands zu erkunden. In Schottland wird, wie auch im Rest von Großbritannien, links gefahren. Jedoch passt man sich schnell der ungewohnten Fahrweise an. In den fünf Monaten in Schottland konnten wir alle Teile des Landes kennenlernen. Wir waren auf dem Loch Ness in den Highlands, haben die Sommerresidenz der Queen in Balmoral im Caingorms National Park besucht, auf den Inseln Isle of Skye und Orkney Islands gewandert und

5 Städtereisen nach Edinburgh und Glasgow unternommen. Wir hatten damals natürlich auch sehr viele Fragen und waren aufgeregt wegen dem Ungewissen. Wir können nur sagen, dass es am Ende alles klappen wird und alle Befürchtungen unberechtigt sind. Viele denken auch, dass es ja so ein großer Schritt ist ins Ausland zu gehen. Aber kaum seid ihr da, trefft ihr auf dutzende Deutsche, Spanier, Chinesen und Amerikaner denen es genauso geht wie euch. Und ab dann werdet ihr wissen, was für eine tolle Zeit vor euch liegt! Allgemein sollte ein Semester im Ausland zu jedem Studium gehören, und wenn es Aberdeen ist, dann erlebt ihr sicherlich einen unvergesslichen Aufenthalt! Abbildung 5: Unsere Reiseziele in Schottland Die Menschen in Schottland sind unglaublich warmherzig und nett. Wir haben viele Freunde gewonnen, mit denen wir weiterhin in Kontakt bleiben werden. Leider sind die Lebensunterhaltungskosten um einiges höher als in Deutschland. Vor allem viele Lebensmittel, wie Fleisch, Käse, Kaffee sind spürbar teurer. Relativ günstig kauft man bei Lidl ein. Ein größeres Angebot, jedoch auch etwas höhere Preise findet man dagegen in Morrisons oder Asda. Fazit Alles in Allem war Schottland eine unglaubliche Zeit, die man jedem Studenten empfehlen kann. Lasst euch von schwierigen Sprachkursen und Fleiß-Vorlesungen nicht abschrecken! Der Wunsch, unsere Englischkenntnisse zu verbessern, unseren Horizont zu erweitern und eine andere Kultur kennen zu lernen hat sich mehr als erfüllt. Ihr werdet die Zeit sehr genießen und froh sein den Schritt gewagt zu haben. Nützliche Links Link der Universität: Unterkunft von der Universität: Bafög: Knödler-Decker-Stiftung: Stuttgart, den 27. Februar 2012 Elena Tichij, Margarita Singer