Plug-ins & Skripte. Planet der Affen. Cinema 4D R16. Im Interview mit Andy Serkis und dem Weta-Supervisor

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1 2O14 6 ISSN > B >> 18. Jahrgang >>> Published by Deutschland 14,95 Österreich 17, Schweiz sfr 23, MAGAZIN FÜR DIGITALE MEDIENPRODUKTION SEPTEMBER OKTOBER Plug-ins & Skripte Die große Toolbox für alle Programme was hilft wirklich? Cinema 4D R16 Neue Version, neue Features, neuer Tracker, neues Glück? Planet der Affen Im Interview mit Andy Serkis und dem Weta-Supervisor

2 FOKUS FILM & VFX 3D & ANIMATION INTERACTIVE DIGITAL ART SCIENCE & EDUCATION SERVICE Phosphoros Jedes Jahr haben die Studenten des dritten Jahres am Animationsinstitut der Filmakademie Baden-Württemberg die Gelegenheit, Trailer für das Internationale Trickfilmfestival in Stuttgart zu produzieren. Studenten aus allen Bereichen, also Regie, Animation, Animation Producer und Technical Directing, sind in die Projekte eingespannt und arbeiten in Teams zusammen. 2O14 entstand dabei Phosphoros, welcher komplett in 3D produziert wurde. Der einminütige Trailer entstand von A bis Z komplett am Computer und es wurden keine Fotos benutzt. von Francesco Faranna Am Animationsinstitut werden Produktionen in vier Phasen realisiert: Concept, Preproduction, Production und Mastering/Distribution. Alle Phasen werden durch Milestones abgeschlossen. Die Konzeptphase macht stets einen Großteil des Projekts aus. Um eine Geschichte zu erzählen, braucht man Zeit und davon hat man bei einem ITFS-Trailer im Schnitt gerade einmal eine Minute. Bevor auch nur ein Asset erstellt wird, stehen Shotliste, Storyboard und im Idealfall bereits ein Animatic mit Platzhalter-Objekten. Mindestens genauso wichtig ist ein Workflow-Plan, der vom Pipeline TD erstellt wird. Dieser beinhaltet die zu verwendende Software, Dateiaustauschformate oder Naming-Conventions. Sollte es noch nicht vorhanden sein, wird nun das Animatic erstellt und für jeden Shot das Timing finalisiert. In dieser Phase kommen auch Komponisten und Sound Designer ins Spiel. In Phosphoros geht es um die Frage, wie man grundsätzlich auf Ideen kommt. Ein Funke, der Kausalitätsketten auslöst womöglich ausgehend von etwas, was auf den ersten Blick gar nichts mit der Idee an sich zu tun hat. So kam das Team auf die Idee, als Metapher die Glühbirne und den Ideenauslöser als Stechmücke zu zeigen. Phosphoros bedeutet übersetzt in etwa Der Lichtbringer. So wird aus dem, was wir eher als störend oder sogar eklig empfinden, etwas Positives. Aus dem Funken wird ein Ideenmeer ähnlich wie bei den Ideenfindungs-Sessions am Animationsinstitut. Das Regieduo von Phosphoros besteht aus Philipp Mekus und Manolya Külköylü. Beide Artists kommen aus verschiedenen Fachgebieten und haben sich in dieser Produktion erfolgreich ergänzt. So stammen sämtliche Concepts, Artworks, Storyboards und Scribbles aus ihrer Hand. Durch die präzise Darstellung der Textur und des Lichts der Szenen hatte das Team eine gute Basis, um die Assets zu erstellen und die Sets zu generieren. Philipp hatte mit den Concepts der Stechmücke eine ideale Vorlage, um sein Spezialgebiet voll auszunutzen. Er modelte die Stechmücke in allen Details. In Cinema 4D entstand das Base-Mesh, in ZBrush das Highres-Mesh und die Retopology in 3D-Coat. Texturiert wurde die Mücke unter Verwendung von Mari und Nuke. Das Highres-Mesh bestand aus circa 12 Millionen Polygonen. Die Texturierung umfasste 4 Maps mit einer Auflösung von jeweils 16 K, um auch den extremen Close-ups standzuhalten. Nach dem Modeling wurde das Mesh in Softimage geriggt. Da beide Regisseure die Mücke selbst animiert hatten, konnten sie genaue Vorgaben an den Rigging TD geben. Das Rig umfasst nicht nur die sechs Beine, sondern auch Flügel und ein gepanzertes Abdomen, dessen Panzerplatten sich einzeln animieren lassen. Das war wichtig, weil die Stechmücke sich mit dem Licht vollsaugen und es im Körper speichern sollte. Wie eine Stechmücke, die echtes Blut aufsaugt. Die Licht tasche im Inneren des Körpers wurde so geriggt, dass sie sich automatisch deformiert, je nachdem wie sich die Panzerplatten von außen bei der Animation vom Körper entfernen. Die Ausrichtung der Panzerplatten wurde ebenfalls automatisiert, um den Animationsaufwand in Grenzen zu halten. Plug-ins im Einsatz Während der Rigging-Zeit wurde auch an anderen Baustellen weitergearbeitet, also das Set gebaut, Glühbirne und Kabel gemodelt, in der Szene platziert sowie das Licht für jeden Shot gesetzt und die Shader erstellt. Für die Simulation der hängenden Kabel und deren Schwingungen in der Luft wurde das Plug-in Momentum von Exocortex (exocortex. com) genutzt, welches auf der Bullet-Physik- Engine basiert. Beim Shaden konnte auf eine Handvoll Tools zurückgegriffen werden, die vom Pipeline Technical Director des Teams, Vincent Ullmann, selbst entwickelt wurden: Mit dem txmanager wurden Texturen in das Arnold-interne Tx-Format übertragen, was die Renderzeit erheblich verkürzt. Die Texturen werden in verschiedenen Auflösungen gespeichert (MipMapping). Dadurch kann Arnold je nach Bedarf kleinere Auflösungen laden. Von einer 8K-Textur auf einem Objekt wird beispielsweise nur eine 1K-Version geladen, wenn das Objekt nur klein zu sehen ist. Wenn es näher an der Kamera ist, wird die höher aufgelöste Textur benutzt. Das spart einiges an Datei-Lesezeit, RAM-Verbrauch und vermindert Noise. Außerdem werden die Texturen als 64x64- Links: Zur Recherche für das Verhalten von Elektrizität wurde auf konventionelle Methoden gesetzt. Rechts: Das Team bespricht die Oberflächenstruktur. 8

3 AUSGABE O6 14 PHOSPHOROS PLUG-INS Team i Directed by: Manolya Külköylü, Philipp Mekus i Produced by: Francesco Faranna i Soundtrack: Petteri Sainio i Sound Design: Michael Böger i Modeling, Texturing: Philipp Mekus, Kiril Mirkov i Animation: Manolya Külköylü i Supervising Technical Director: Vincent Ullmann i Rigging TD: Hanna Binswanger i FX TD: Johannes Franz i Shading, Lighting, Rendering: Kiril Mirkov, Vincent Ullmann i Compositing: Philipp Mekus, Manuel Rivoir i Concept Art: Manolya Külköylü i Entstanden als ITFS-Trailer am Animations- ins titut der Filmakademie Baden-Württemberg Verwendete Plug-ins i Exocortex Alembic for Softimage (exocortex.com) i Exocortex Momentum for Softimage (exocortex.com) i txmanager: ( Tool zum Konvertieren von Texturen in das Arnold-interne Tx-Format (mit einem Klick) i vuautomatte: ( Tool zum Erstellen von Masken-Passes mit wenigen Klicks und einfacher Handhabung i vurefraction: ( Custom Arnold-Shader, der die CameraRays bricht und somit Glas simuliert, ohne es wirklich zu rendern Francesco Faranna ist Animation & Effects Producer Student am Animationsinstitut der Filmakademie Baden- Württemberg. Er ist außerdem VFX- Freelancer und After-Effects-Trainer. Seine jahrelange Erfahrung hat er unter anderem während seiner Zeit als Inhaber eines Postproduktionsstudios gesammelt. faranna.de Die Energie- und Lichteffekte wurden in Nuke verfeinert. 9

4 FOKUS FILM & VFX 3D & ANIMATION INTERACTIVE DIGITAL ART SCIENCE & EDUCATION SERVICE Licht und Reflexionen wurden bereits in den Concepts von der Regie ausgearbeitet, auch als Vorgabe für Lighting und Shading. Pixel-Tiles gespeichert. Dadurch lädt Arnold immer speziell nur den Teil einer Textur, der gerade gebraucht wird. Das verringert nochmals erheblich Ladezeit und RAM-Verbrauch. So konnte der Pipeline TD 120 8K-Maps rendern, die ohne TX-Files etwa 60 GB an RAM benötigt hätten und somit dann nur 2 GB zur Renderzeit gebraucht haben. Das Erstellen der TX-Dateien ist mit Arnold von Haus aus durch ein Kommandozeilen-Tool möglich. Mit dem Tool von Vincent Ullmann kann das aber jeder Artists mit einem Klick selbst tun, ohne die Parameter lernen zu müssen oder den Befehl für jede Textur immer manuell eintippen zu müssen. Auf Vincent Ullmanns Website (www. loqy.de) findet man ein weiteres nützliches Tool, welches bei der Produktion von Phosphoros eine große Hilfe war. vurefraction ist ein spezieller Arnold-Shader, der die CameraRays bricht und Glas simuliert, ohne es wirklich zu rendern. Mit diesem Shader auf der Glühbirne konnte ein Pass von der Stechmücke gerendert werden, der die Lichtstrahlen auf der Mücke an der Position bricht, wenn sie sich direkt hinter der Glühbirne befindet. Dieser Umstand machte dem Compositor das Leben leichter, wenn es darum ging, beide Elemente zu separieren. Die Licht- und Energie-Effekte wurden in Side Effects Houdini simuliert und mit Mantra gerendert. Hier spielte Exocortex Alembic- Plug-in eine wichtige Rolle. Die Szenen wurden zur Simulation alle durch Alembic in Houdini importiert. Die ersten Szenen wurden bereits beim Blocking zur Simulation gegeben, damit erste Tests und Layouts gemacht werden konnten, bevor alle Elemente animiert waren. Nach jeder Iteration der Animation wurden die Szenen auf das Wesentliche reduziert und in Houdini geladen. Aber auch nach der Simulation und nach dem Rendern war das Alembic-Plug-in äußerst hilfreich. Die fertigen Simulationen wurden nämlich wieder in Softimage geladen und als Lichtquelle genutzt. Da die Energie ja selbst Licht emittiert, wird somit die komplette Szene beeinflusst. Die Simulation der Adern in den Flügeln wurde jedoch anders realisiert. Aus Houdini wurde eine animierte Map generiert, welche wiederum in Soft image für das 10

5 AUSGABE O6 14 PHOSPHOROS PLUG-INS Für das Modeling des Environments war es hilfreich, Kabelvarianten als Vorgabe zu haben. Displacement genutzt wurde. Damit wird der Eindruck erweckt, als ob die Energie, welche die Stechmücke eingesaugt hat, wie Flüssigkeit durch die Adern gepumpt wird und diese erweitert. Das Rendern wurde schließlich einfach und bewährt mit Royal Render verwaltet. Der Rendermanager unterstützt alle verwendeten Softwarepakete und bietet komfortable Features ( Zum Finale Im Compositing wurde schließlich mit Nuke der Renderoutput zusammengefügt. In der Filmtonmischung der Filmakademie in Ludwigsburg wurden schließlich Mischungen für 5.1 Kino und Stereo erstellt und für das Mastering am Clipster bereitgestellt. Der fertige Film wurde im 2,35:1-Seitenverhältnis in 2K mit 5.1-Dolby-Digital-Ton gemastert und ein DCP für die Ausstrahlung in den Innenstadtkinos zum Internationalen Trickfilm Festival erstellt. Für die Shot-Planung und Koordination wurden Shotgun und Google Docs benutzt. Die Coordinator- und Producer-Aufgaben übernahmen Studenten des noch relativ jungen Studiengangs Animation & Effects Producer. Nach Abschluss ihres Grundstudiums können Produktions -Studenten diesen als Schwerpunkt wählen. Beim Quereinstieg bringen die Studenten oft mehrjährige Erfahrung und ein bereits abgeschlossenes Studium aus dem Animationsbereich oder der Wirtschaftslehre mit. Sie entwickeln Projektpläne, Crew Planning, Budgetkalkulationen und VFX- Breakdowns, Chancen- und Risikoanalysen. Zudem kümmern sie sich nach der Produktion um Marketing und kommerzielle Auswertung. Sie sind auch für die Präsentation der Milestones und die Einhaltung der Freigabekriterien verantwortlich. So lernen die Studenten während der Trailerproduktion bereits Produktionsbedingungen für das Leben nach dem Studium kennen. Phosphoros ist auf dem offiziellen Youtube Channel der Filmakademie (www. youtube.com/user/thefilmakademie), diversen Festivals und auf der Phosphoros - Website (phosphoros.net) zu sehen. Dort findet man auch einen Überblick der beteiligten Artists und Making-of-Videos. ei 11