Wie geht s weiter? Predigt zu Mt 24,1-14 (2. Advent 2016) Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Amen.

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1 Wie geht s weiter? Predigt zu Mt 24,1-14 (2. Advent 2016) Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Amen. Liebe Gemeinde, wie geht s weiter? Wenn man das nur sagen könnte Für diesen Tag können wir einigermaßen abschätzen, wie es weitergeht, für die Adventszeit auch ganz grob: Nach dem zweiten kommt der dritte, dann der vierte Advent, und am 24. Dezember ist Heiligabend. Der Adventskalender gibt den Rhythmus vor. Aber wie geht es weiter in dieser Welt? Wie geht es weiter im Neuen Jahr? Wie geht es weiter mit meiner Firma, mit meiner Krankheit, mit meinen Kindern, mit meinen Eltern? Und mit der Kirche? Weltweit passiert zur Zeit einiges, was Menschen in Unruhe versetzt: Politische Veränderungen und Konflikte, Flugzeugabstürze, Erdbeben, nicht enden wollende Kriege, viele Menschen auf der Flucht. Unruhige Zeiten aber: Gab es denn schon mal wirklich ruhige Zeiten? Wie geht es weiter? Das haben sich auch die Jünger Jesu gefragt. Und sie haben sich mit dieser Frage an Jesus 1

2 gewandt. Seine Antwort macht deutlich: Es wird unruhig werden. Ich lese Matthäus 24, die Verse 1 bis 14: 1 Und Jesus ging aus dem Tempel fort und seine Jünger traten zu ihm und zeigten ihm die Gebäude des Tempels. 2 Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Seht ihr nicht das alles? Wahrlich, ich sage euch: Es wird hier nicht ein Stein auf dem andern bleiben, der nicht zerbrochen werde. 3 Und als er auf dem Ölberg saß, traten seine Jünger zu ihm und sprachen, als sie allein waren: Sage uns, wann wird das geschehen? Und was wird das Zeichen sein für dein Kommen und für das Ende der Welt? 4 Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Seht zu, dass euch nicht jemand verführe. 5 Denn es werden viele kommen unter meinem Namen und sagen: Ich bin der Christus, und sie werden viele verführen. 6 Ihr werdet hören von Kriegen und Kriegsgeschrei; seht zu und erschreckt nicht. Denn es muss geschehen. Aber es ist noch nicht das Ende. 7 Denn es wird sich ein Volk gegen das andere erheben und ein Königreich gegen das andere; und es werden Hungersnöte sein und Erdbeben hier und dort. 8 Das alles aber ist der Anfang der Wehen. 9 Dann werden sie euch der Bedrängnis überantworten und euch töten. Und ihr werdet gehasst werden um meines Namens willen von allen Völkern. 2

3 10 Dann werden viele zu Fall kommen und werden sich untereinander verraten und sich untereinander hassen. 11 Und es werden sich viele falsche Propheten erheben und werden viele verführen. 12 Und weil die Missachtung des Gesetzes überhandnehmen wird, wird die Liebe in vielen erkalten. 13 Wer aber beharrt bis ans Ende, der wird selig. 14 Und es wird gepredigt werden dies Evangelium vom Reich in der ganzen Welt zum Zeugnis für alle Völker, und dann wird das Ende kommen. (Gebet) Liebe Gemeinde, die Jünger sind neugierig, neugierig auf die Zukunft: Was wird geschehen? Und wann wird es geschehen? Für diese Neugier muss man sich nicht schämen. Wer neugierig ist auf die Zukunft, erwartet etwas von ihr. Nur wer aufgegeben hat oder im Alltagstrott verharrt, interessiert sich nicht für das, was kommen wird. Und immerhin Jesus selbst hat die Jünger neugierig gemacht. Sie wollten ihm nur den Tempel zeigen, seine anspruchsvolle Architektur, seine prachtvolle Ausstattung. Aber Jesus zeigt sich wenig beeindruckt: Hier wird kein Stein auf dem andern bleiben! Bitte was? Es ist der Tempel, das Haus Gottes. Ohne Tempel kein Gottesdienst, keine jährlichen Opferfeste. Für die Zeitgenossen Jesu war 3

4 jüdischer Glaube ohne den Tempel in Jerusalem undenkbar. Er war der Mittelpunkt für das Leben und den Glauben der ganzen Bevölkerung in Judäa und in Galiläa. Kein Wunder, dass die Jünger neugierig werden: Was wird geschehen? Und wann wird es geschehen? In die Neugier mischt sich Beklemmung. Die Antwort, die Jesus gibt, ist nicht sehr rosig: - Es werden falsche Propheten auftreten und viele verführen. - Es wird Kriege und Kriegsgeschrei geben. - Völker werden gegeneinander kämpfen. - Es werden Hungersnöte kommen und Erdbeben. - Diejenigen, die mir nachfolgen, werden angefeindet werden, ja sogar getötet werden. - Deshalb werden viele sagen: Dann lieber doch kein Christ sein. - Es wird schwere Konflikte unter den Christen geben. - Viele werden Gottes Gebote nicht mehr ernst nehmen. Und deshalb wird die Liebe erkalten natürlich, denn die Gebote sind ja v.a. diese zwei: Du sollst den Herrn, deinen Gott lieben. Und du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. 4

5 - Und nochmal: Es werden falsche Propheten auftreten und viele verführen. Puh, was für eine Aussicht. Unruhige Zeiten für die Gemeinde Jesu. Unruhige Zeiten für diese Welt. So wie wir es schon in der Schriftlesung gehört haben: Den Völkern auf Erden wird angst und bange werden. Vieles von dem, was Jesus nennt, ist in unserer Gegenwart zu finden: Erdbeben und Hunger, Kriege und Christenverfolgung. (Artikel faz.net vom 3.12.: getötete Christen im Jahr 2015, 100 Mio. verfolgt) Allerdings bedeutet das nicht, dass wir mitten drin sind im Endzeitgeschehen. Auch in früheren Zeiten konnte man diese Parallelen ziehen: Kriege, Naturkatastrophen, Gewalt gegen Christen, Konflikte unter Christen das alles gab es schon im ersten Jahrhundert nach Christus. Wann das Ende kommt, wann Jesus wiederkommen wird das können wir nicht wissen. Aber wir sollen damit rechnen. Und daran festhalten. Denn das alles, was jetzt ist, ist noch nicht das Ende. Jesus sagt: Es ist der Anfang der Wehen. Wehen sind nicht angenehm. Das habe ich nun schon dreimal erlebt, nicht am eigenen Leib, aber hautnah. Aber ich habe auch erlebt, dass Wehen nur ein 5

6 Übergangsschmerz sind. Am Ende der Wehen wird das neue Leben geboren. Nun bleibt aber eine Frage offen: Wenn Jesus die Zukunft so düster malt, mit Kriegen, Konflikten und Naturkatastrophen: Ist das wirklich alles, was wir sagen können? Alles, was er selbst sagt? Hat Jesus nicht auch zu seinen Jüngern gesagt: Kommt her mit eurer Last, ich will sie euch abnehmen und euch Ruhe gönnen. Mein Joch ist sanft. Ist Jesus nicht der Friedefürst, der Frieden in unsere Herzen bringt und in diese Welt. Wie singen die Engel auf dem Feld von Bethlehem: Ehre sei Gott und Friede auf Erden!? Und Paulus bekennt im Römerbrief: Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsre Herzen. Kann denn diese Liebe wieder erkalten? Was gilt nun: Die gute Verheißung von Ruhe und Frieden oder die dunkle Aussicht auf Konflikte und Katastrophen? Beides gilt. Noch. Noch ist Zwischenzeit, Zeit des Wartens, Zeit der Hoffnung, Zeit der Angst, Zeit des Ausharrens. Gerade die Adventszeit macht das deutlich: Da wird schon von der Hoffnung gesprochen. Da scheint das helle 6

7 Licht von Weihnachten schon in unsere Dunkelheit hinein. Aber wir sind noch unterwegs. Wir sind noch nicht angekommen. Die Adventszeit enthält beides: Unruhe und Besinnung, hektische Betriebsamkeit und stilles Innehalten. Und manchmal schwanken wir zwischen diesen beiden Polen: Wir würden eigentlich gerne mal zur Ruhe kommen, aber es gelingt nicht, weil der nächste Termin ansteht und ein ungutes Gefühl uns aufscheucht, weil wir noch nicht alle Geschenke beisammen haben. Schwanken zwischen Unruhe und Ruhe: Das gilt für die Kirche Jesu Christi, für jeden einzelnen Christ und für diese Welt insgesamt. Es ist ja nicht übertrieben, was Jesus ankündigt: Konflikte zwischen den Völkern, Konflikte in der Kirche, Christen, die ausgegrenzt werden nicht nur in Nordkorea oder im Iran, Erdbeben und Hungersnöte und es ist eigentlich nicht zu fassen, dass in einer technisch so weit entwickelten und eng vernetzten Welt immer noch Menschen an Hunger sterben. Aber wir müssen trotzdem nicht verzagen: Es ist Hoffnung da. Jesus selbst benennt sie im Predigttext: Wer beharrt, wird selig werden am Ende ist Seligkeit und 7

8 nicht mehr Leid oder Schmerz. Am Ende der Wehen kommt das neue Leben zum Vorschein. Beharren heißt, dass wir das nicht aus dem Blick verlieren und gerade in der Not, in der Bedrängnis unser Vertrauen auf Gott setzen und von ihm Kraft und Hilfe erbitten. Und auch das sagt Jesus und macht damit Hoffnung: Das Evangelium vom Reich Gottes wird gepredigt werden in der ganzen Welt zum Zeugnis für alle Völker. Gott selbst bleibt nicht ruhig, er selbst lässt sich in Unruhe versetzen angesichts der Not und des Leids dieser Welt. Er hat sich aufgemacht als Heiland, als Erretter. Alle Menschen sollen davon hören. Und wir dürfen daran mitwirken. Gott will uns an seinem großen Werk beteiligen: An der Ausbreitung des Evangeliums und am Bau seines Reiches, des Reiches, in dem Friede und Gerechtigkeit sich küssen. Das sind die guten Vorzeichen, die wir jetzt schon sehen können. Und wir sollen ja hinschauen. Das Heil ist nicht weit weg, sondern in Sichtweite: Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht. Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen. 8