Praktikum am Eurocampus Deutsche Schule Mallorca

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1 Praktikum am Eurocampus Deutsche Schule Mallorca Nachdem klar war, dass ich mein Studium im November beenden würde, aber erst im September des nächsten Jahres das Referendariat beginnen kann überlegte ich mir, was ich in dieser Zeit machen könnte. Da ich an der Uni Spanisch lernte, wollte gerne in ein spanischsprechendes Land und dort an einer Deutschen Grundschule arbeiten. Ich suchte im Internet nach den Deutschen Schulen, die es in ganz Spanien gibt und las mir die Webseiten mit ihrem Schulprofil durch. Ich bewarb mich bei allen Schulen Anfang August per Mail mit Motivationsschreiben und Lebenslauf. Die Deutsche Schule Mallorca hatte mir innerhalb von 3 Tagen einen Platz zugesichert, den ich dann auch annahm. Später (im Oktober) kamen dann noch Zusagen anderer Schulen. Vorbereiten auf das Leben in Spanien musste ich mich kaum, da die Kultur doch recht ähnlich zur deutschen ist und ich zudem schon viele Urlaube in Spanien verbracht habe. Zudem hatte ich in der Uni über 2 Jahre einen Spanischkurs belegt, sodass ich der Sprache für alltägliche Kommunikation mächtig war. Auch wenn man auf Mallorca, v.a. in Palma sehr gut mit Englisch und Deutsch weiterkommt, kann ich jedem nur empfehlen vorher zumindest Grundkenntnisse in Spanisch zu erwerben, da man so überall lieber gesehen wird und sich zudem die Schüler teilweise auf Spanisch unterhalten und es nie schadet, wenn man zumindest erahnen kann um was es geht. Notwendig ist es in Palma jedoch nicht, da in der Schule alle Deutsch können und der Unterricht auf Deutsch gehalten wird und man wie gesagt in Palma gut mit Deutsch und Englisch durchkommt. Wer seine Sprachkenntnisse während des Praktikums verbessern möchte, dem kann ich den Sprachkurs an der Universität UIB empfehlen. Der Kurs findet mitten in der Stadt dreimal wöchentlich à 2 Stunden statt und endet mit einer Prüfung. Ich habe den Kurs B2 hier besucht und er hat mir sehr viel gebracht. Außerdem ist es eine zusätzliche Möglichkeit Leute kennen zu lernen. Von dem Praktikum erhoffte ich mir Praxiserfahrungen sammeln zu können und die Theorie der Uni in der Praxis zu erproben. Diese Erwartungen wurden erfüllt. Da eine Lehrerin im Mutterschutz war und es keinen Ersatz gab fehlte eine Lehrkraft. Es waren zwar alle Stunden abgedeckt, sobald jedoch eine Lehrkraft krank war, machte sich der Lehrermangel bemerkbar. So konnte und musste ich viel unterrichten mit und ohne weiterer Lehrkraft im Klassenraum. Dies war am Anfang etwas ins kalte Wasser geworfen, v.a. zu Beginn, wo ich noch nicht alle Namen und Regel/Zeichen kannte, aber so verlor ich die Scheu und gewann an Selbstvertrauen. Außerdem hatte ich so die Gelegenheit viele Unterrichtsund Disziplinierungsmethoden zu erproben, die ich aus Uniseminaren kannte oder in anderen Praktika beobachtet hatte.

2 Da ich als Erweiterungsfach Deutsch als Zweitsprache studierte, erhoffte ich mir auch hier Erfahrungen sammeln zu können, da an einer Deutschen Schule zwar viele deutsche Kinder, aber auch viele Nicht- Muttersprachler unterrichtet werden. Diese Erwartung wurde kaum erfüllt. Der Unterricht war meist frontal und es gab keine sprachliche Differenzierung. Schade fand ich vor allem, dass auf die Zweisprachigkeit vieler Schüler gar nicht eingegangen wurde. In der Schule konnten zwar alle weitgehend dem Unterricht folgen, aber grammatikalisch war die Ausdrucksweise der vorwiegend spanischsprechenden Kinder inkorrekt und das Textverständnis bei schwierigeren Texten fraglich. Darauf wurde jedoch leider kaum eingegangen. An der Deutschen Schule Mallorca erhoffte ich mir, zusätzlich Erfahrungen im jahrgangsgemischten Unterrichten sammeln zu können, da dies im Schulprofil vermerkt war. Die Klasse 1 und 2 wurden in Kunst, Musik, Religion, HSU und Deutsch Ergänzung zusammen unterrichtet. Aufgrund der beschränkten räumlichen Kapazitäten kamen die Klasse jedoch nur für die Erklärung der Arbeitsaufträge sowie für die Ergebnissicherung in einem Raum zusammen. Die restliche Zeit arbeitete jede Klasse in ihrem Raum. Ab und an gab es Partner- oder Gruppenarbeiten, in denen die Klassen gemischt wurden, aber auch hier fand der Unterricht in zwei Räumen statt. In Klasse 3 und 4 werden die gleichen Fächer theoretisch ebenfalls gemeinsam unterrichtet, aber hier waren die Klassen größer, sodass die räumlichen Kapazitäten völlig fehlten und sich nur die Lehrkräfte halbwegs absprachen. Im Praktikum selbst war es anfangs etwas chaotisch, da nach einer Woche zwei weitere Praktikantinnen kamen und das bei nur 4 Klassen Absprache bedurfte wer wo hingeht. Danach machte ich mir aber einen festen Stundenplan und so hatte ich in der Woche mindestens drei Doppelstunden, die ich vorbereitete plus etliche spontane Vertretungsstunden. Die Lehrkräfte gaben mir immer wieder Feedback, sodass ich den Unterricht immer schülergerechter gestalten konnte. Sie ließen mir dabei alle Freiheit mich auszuprobieren, gaben mir aber Tipps oder Vorschläge für die Unterrichtsstunde, wenn ich welche brauchte. In Klasse 3 hielt eine Lehrkraft eine Unterrichtseinheit zum Thema Körper, die ich mir anschaute. In Klasse 4 kam das Thema ein paar Wochen später dran und ich durfte die ganze Sequenz halten. Ich übernahm viele Teile aus Klasse 3, gestaltete einiges aber auch um. Zum Schluss schrieb die Klasse keine Arbeit darüber, sondern gestaltete ein Lapbook. Dies kannte ich bisher nur aus Uniseminaren und so war ich gespannt, wie es mit Kindern klappte. Sie waren alle super motiviert und gaben sich viel Mühe, recherchierten weitere interessante Fakten im Internet und arbeiteten gut im Team zusammen. Methoden wie diese konnte ich zu Hauf im Praktikum erproben, da die Lehrkräfte hier alle sehr jung und offen für Neues sind und auch gerne selbst noch dazulernen. In der Schule gab es auch öfter Projekttage, wie beispielsweise einen Speckstein bearbeiten oder Vorführungen für den Europatag einstudieren, an dem die Eltern nachmittags kommen und sich diese anschauen. Auch waren die Klassen öfter auf geführten Ausflügen. Leider musste ich an Ausflugstagen

3 immer vertreten, da wie gesagt eine Lehrerin im Mutterschutz war, aber theoretisch kann man dort als Praktikant überall kostenlos mitgehen. Da ich viel ausprobiert habe und einige Stunden sehr gut ausarbeiten wollte, war ich während der meisten Zeit des Praktikums gut ausgelastet. Wer es lieber etwas ruhiger angehen möchte kann dies jedoch auch tun. Es ist dem Praktikanten selbst überlassen, was er aus seinem Praktikum macht, doch was für alle meiner Meinung nach gut ist, wenn man sich einen festen Stundenplan macht, sodass Schüler, Lehrer und man selbst sich darauf einstellen kann, wo man wann ist. Nach den Osterferien beispielsweise änderte ich den Plan noch einmal, um noch andere Lehrer und Fächer mehr zu sehen, was auch überhaupt kein Problem war. Während der Hospitation konnte ich v.a. am Anfang viele neue Methoden kennenlernen. Ein Notizbuch war hier immer ein nützlicher Begleiter. Dadurch, dass ich immer als Vertretung eingeteilt wurde, hatte ich einmal eine Woche, wo ich jeden Tag sechs Stunden am Stück selbst unterrichtete. Dies war sehr anstrengend, gab aber einen noch besseren Einblick in den Lehrerberuf. An manchen Tagen war ich in meinem Berufswunsch bestätigt worden, an anderen verzweifelte ich an manchen Schülern, die nicht auf einen hörten oder völlig ausrasteten und den Klassenraum verwüsteten. Glücklicherweise waren das die selteneren Momente, sodass ich nach dem Praktikum eher gestärkt und bestätigt in das Referendariat starten werde. Mit den Kollegen hatte ich immer ein gutes Verhältnis, v.a. die Grundschullehrkräfte waren alle noch sehr jung, aber auch die aus der weiterführenden Schule waren alle nett. Am Anfang verbrachte ich jedoch v.a. die Zeit mit den anderen Praktikantinnen. Später fand ich mehr Anschluss im Kollegium. Mit zweien fuhr ich jeden Morgen mit dem Bus zur Schule und manchmal gingen wir abends auch noch etwas trinken oder Fußballschauen (es war gerade EM). Manche Kollegen trafen sich auch jeden Freitag zum Volleyballspielen am Strand, wo man sicherlich auch hätte mitgehen können. Einmal in der Woche machte ich mit einer Kollegin zusammen die Pausenaufsicht. Ansonsten ging ich in den Pausen manchmal alleine oder mit einer Kollegin ins Café (die Mittagspause dauert 45 Minuten) und manchmal verbrachten wir die Zeit in einem der Klassenräume. Ein klassisches Lehrerzimmer hat die Schule leider nicht gehabt, sodass ein gemeinsamer Aufenthaltsraum fehlte. In den Sommerferien zieht die Schule nun aber um, sodass es dieses Problem künftig nicht mehr geben wird. Auch außerhalb der Schule kann man in Palma sehr schnell Kontakte knüpfen. So gibt es diverse Sprachaustausch-Treffen: Sonntags organisiert Jorge über Couchsurfing im Varadero (eine Bar am Hafen) einen, bei dem es wirklich um den Sprachaustausch geht, aber man gleichzeitig sehr interessante Leute kennenlernt, sowohl Einheimische als auch Leute aus aller Welt und aller Alterstufen (von Jahren). Gesprochen werden kann Spanisch, Deutsch, Englisch, Französisch, Russisch, Chinesisch, Italienisch Des Weiteren gibt es die Gruppe ConnectLingus, die der Mallorquine Oscar gegründet hat und leitet.

4 Auch hier ist die Idee ursprünglich ein Sprachaustausch, doch mittlerweile ist es viel mehr geworden: Eine Gruppe, die sich jeden Tag trifft und Sport macht, Tapas isst, Fußball guckt, Ausflüge macht oder Volleyball spielt. Manchmal nehmen an einem Event 20 Leute, oft aber auch Leute teil. Hier findet man Freunde aus aller Welt, die Praktika machen oder Studieren und wieder gehen oder aber auch Leute die hier schon immer oder für länger wohnen. Altersmäßig sind vor allem Mitte 20- bis Mitte 30-Jährige vertreten, aber auch ein paar wenige in den 40ern lassen sich blicken. Zudem kann ich nur die App Meetup empfehlen, die es für alle möglichen Städte gibt. Hier tragen Leute Events und Exkursionen ein, zu denen man sich anmelden kann. Freunde finden stellt also keine große Hürde da, wenn man sich einmal traut alleine bei einem Event aufzutauchen. Vor allem Jorge und Oscar sind sehr bemüht Neulinge gut zu integrieren, sodass man sich schnell willkommen fühlt und die ersten Kontakte geknüpft hat. Ein Tipp für die ConnectLingus Gruppe: Wenn es um 21 anfängt, komme frühestens um 22, vorher ist kaum etwas los. Viele kommen sogar erst um 23 Uhr. Zur Unterkunftsfindung: Ich hatte das Glück und konnte den ersten Monat bei der Mutter einer Freundin von einer Freundin ein Zimmer mieten, sodass ich mir dann vor Ort Wohnungen anschauen konnte. Hierzu lohnt es sich immer mal auf der Seite von der Uni UIB zu schauen, da gibt es zwar keine Bilder, aber günstige WG-Zimmer. Außerdem gibt es diverse Gruppen auf Facebook, die man unter Stichwörtern wie pisos baratos, piso alquilado oder pisos compartidos findet. Das Äquivalent zu wg-gesucht.de ist hier pisocompartido.com. Hier habe ich meine WG gefunden. Ich hatte keinerlei Probleme mit Kaution oder Nebenkostenabrechnungen, aber ich habe oft den Tipp bekomme, die letzte Miete mit der Kaution zu verrechnen, da man diese sonst nie wiedersieht. Wer über die Wintermonate kommt sollte unbedingt darauf achten, dass es eine Heizung gibt! Die Wohnungen sind hier nicht isoliert, die Luftfeuchtigkeit hoch und ohne Heizung erfriert man hier. Klimaanlage im Sommer ist natürlich auch nicht verkehrt, aber es geht auch ohne :). Für die Wohnungssuche sind Spanischkenntnisse übrigens auch von Vorteil, da dies die Möglichkeiten vergrößert. Ich lebe beispielsweise gerade mit einer Argentinierin und einer Mallorquinerin zusammen, die beide zwar Englisch in der Schule gelernt haben, aber sehr schlecht sprechen und sich zudem untereinander natürlich auf Spanisch unterhalten. Aber es gibt natürlich auch viele deutsche und internationale WGs, die man beispielsweise auch über die Facebookseite von Erasmus finden kann. Als Wohnort kann ich nur die Altstadt empfehlen, da sich hier das Leben abspielt und man nachts beruhigt alleine durch die Straßen laufen kann. In den Wohnvierteln östlich des Zentrums ist man etwas weg von allem und es lebt eher die ärmere Bevölkerung dort. Santa Catalina hingegen ist ein hippes Weggehviertel abends, aber auch dementsprechend teuer und für den neuen Schulort (Arenal) nicht gut angebunden. Wer nebenbei gerne noch arbeiten möchte, um sich vor Ort zu finanzieren (für das Praktikum gibt es keine Vergütung), benötigt eine NIE-Nummer. Das ist eine Steuernummer, die man einfach für ein paar

5 Euro erwerben kann. Allerdings muss man vorher einen Termin vereinbaren, welche oft schon Wochen vorher ausgebucht sind. Wer also schon weiß, dass er hier arbeiten will sollte den Termin schon vor der Abreise bei der Ausländerbehörde Palma anmelden und Formular 15 ausfüllen. Wer hier ein Erasmussemester an der Uni macht hat zusätzlich die Möglichkeit den Residentenstatus zu erwerben, mit welchem man viele Vergünstigungen bekommt, bspw. bei Bus- und Bootstickets (Formular 18). Ein Praktikum in Palma und ein Praktikum am Eurocampus Deutsche Schule Mallorca kann ich nur empfehlen. In dem jetzigen Schulgebäude war vieles improvisiert, es fehlte an Material und Raum und es gab kein einheitliches Curriculum. Aber all dies wird sich mit dem Umzug in das neue Gebäude ändern. In den Klassen sitzen nur 9-16 Kinder, was das Unterrichten vereinfacht und nicht ganz der Realität in Deutschland entspricht. Um Dinge auszuprobieren und alleine zu unterrichten ist die Größe jedoch perfekt und einfach ist es dadurch trotzdem nicht. Es gab viele Zickenkriege, viel Streit unter Machojungs und durch den ständigen Wechsel der Schüler (viele kommen hinzu, viele gehen wieder zurück nach Deutschland oder an eine spanische Schule), ist es für die Kinder schwer konstante Freundschaften zu schließen, sie vermissen ihr zu Hause und ihre Freunde in Deutschland etc. Praktikanten werden von den Kindern aber immer sehr gerne gesehen und geliebt. Auch das Kollegium und die Schulleitung des Eurocampus freuen sich immer über Praktikanten. Ich war nun ein Halbjahr da, aber es gab auch viele, die für 3-6 Wochen kamen. Im Gegensatz zu vielen anderen Deutschen Schulen kann man auch mitten im Schuljahr starten und sich glaube ich recht kurzfristig bewerben.