Die Definition der Mayakultur Band 1 der Serie Entdecke die Welt der Mayas

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Friederike Bretz
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2 Die Definition der Mayakultur Band 1 der Serie Entdecke die Welt der Mayas Dieses Werk wurde im September 2011 von CACCIANI, S. A. de C. V. herausgegeben. Die vollständige oder teilweise Kopie oder Vervielfältigung dieses Werkes ist ohne die Genehmigung der Herausgeber in jeglicher Form verboten. Zeichnung der Titelseite: Jovan Rabel Guzmán Gómez. Es wird K inich Ahkal Mo Nahb III dargestellt, Türsturz des Tempels XIX (Detail), Palenque, Chiapas, Mexiko.

Kulturstiftung Armella Spitalier contacto@fundacionarmella.org www.fundacionarmella.org Foto: Luis Alberto Martos López.

3 Kulturstiftung Armella Spitalier Foto: Luis Alberto Martos López. Detail des Treppenbalkens der Schädelstätte von Chichén Itzá (Osario), Yucatán, Mexiko, 2006.

..36 Die Ursprünge Mittlere Präklassik Die Festigung der Mayakultur Späte Präklassik Die Entstehung der großen Städte Frühe Klassik Der Beginn einer großen Zivilisation Späte Klassik Die Blütezeit

4 I nhaltsverzeichnis 1. Die Definition der Mayakultur...6 Formale Merkmale Funktionelle Merkmale 2. Geografische Einordnung...25 Südliches Hochland Zentrales Mayagebiet Nördliches Tiefland Pazifikküste 3. Der Weg zur Macht Historische und kulturelle Entwicklung des Mayagebietes...36 Die Ursprünge Mittlere Präklassik Die Festigung der Mayakultur Späte Präklassik Die Entstehung der großen Städte Frühe Klassik Der Beginn einer großen Zivilisation Späte Klassik Die Blütezeit und der Niedergang der Mayas Frühe Postklassik Kulturelle Erneuerung und Bildung neuer Machtzentren Späte Postklassik Politische Neuaufteilung und die Ankunft der Spanier 4. Gesellschaftliche, ökonomische und politische Struktur der Mayas Wirtschaftliche Grundlagen Der Herrscher und sein Volk Sozialpolitische Struktur Foto: Esteban Mirón Marván. An den Templo de los Guerreros (Kriegertempel) in Chichén Itzá angrenzende Säulen, Yucatán, Mexiko, Segmentäre und unitarische Staaten 5. Die Eroberung und Kolonisierung Yucatáns..71 Schlussfolgerung...75 Glossar...78 Literaturverzeichnis...84 Verlagsrat...86 Produktion...87

5 Es wird der Tag kommen, an dem wir wieder die Herrschaft übernehmen. Die Erde wird blühen und die Kultur der Mayas in Yucatán wird in Würde wieder auferstehen. 1

Die Definition der Mayakultur Aufgrund ihrer großen Errungenschaften und Fortschritte sowohl im wissenschaftlichen als auch im künstlerischen Bereich bezeichnet man die Mayakultur als die

6 Die Definition der Mayakultur Aufgrund ihrer großen Errungenschaften und Fortschritte sowohl im wissenschaftlichen als auch im künstlerischen Bereich bezeichnet man die Mayakultur als die ursprünglichste und am höchsten entwickelte antike Kultur des amerikanischen Kontinents. Schon im XVI. Jahrhundert bewunderten die Spanier die Vielschichtigkeit dieses Volkes und seine großartige Architektur. Pater Fray Diego de Landa beispielsweise betonte in seinem Werk Relación de las cosas de Yucatán (Bericht über die Angelegenheiten Yucatáns) die Meisterhaftigkeit der Bauwerke in Izamal, Chichén Itzá, Mayapán und T Hó, der ehemaligen Stadt des Puuc, die der prächtigen Stadt Mérida weichen musste, dem Zentrum der spanischen Herrschaft im nördlichen Teil des Mayagebietes. Es waren jedoch die Forscher und Reisenden aus der modernen Welt, die im XIX. Jahrhundert die spektakulären Mayastädte im Urwald des Südostens Mexikos und Mittelamerikas entdeckten und bekannt machten. Diese Städte gelten heute als wertvolles Zeugnis einer einzigartigen Kultur, die dank ihres sozialen, politischen und wirtschaftlichen Systems eine erstaunliche Entwicklung durchlief. Foto: Patricia Carrillo Medrano. Teilansicht des Bauwerks El Castillo (die Burg), Tulum, Quintana Roo, Mexiko, Inhaltsverzeichnis 6

Frederick Catherwood. Detail der Treppe und einer der herabgleitenden gefiederten Schlangen des Bauwerks El Castillo (die Burg), Chichén Itzá, Yucatán, Mexiko, 1843 (Lithographie).

7 Frederick Catherwood. Detail der Treppe und einer der herabgleitenden gefiederten Schlangen des Bauwerks El Castillo (die Burg), Chichén Itzá, Yucatán, Mexiko, 1843 (Lithographie). Je mehr Forscher die Region besuchten und die spektakulären Mayastädte bekannt machten, desto mehr entstanden rund um die Mayakultur Mythen. Dabei stellte sich natürlich die Frage: Wer baute diese Städte und wohnte dort? Ausgehend von dieser Frage kamen eine Vielzahl von Hypothesen über den wahren Ursprung auf. Für den Forscher Augustus Le Plongeon ( ) konnte es sich bei der Entwicklung einer derartigen Kultur in Amerika nur um das Werk der Auswanderer von Atlantis handeln. Diese Idee wurde von seiner Ehefrau Alice Dixon Le Plongeon ( ) für ihr Werk El collar de la reina Moo (Die Kette der Königin Moo) aufgegriffen. Inhaltsverzeichnis Die Definition der Mayakultur 7

Foto: Luis Alberto Martos López. Panoramaansicht des inneren Bereiches von Tulum, Quintana Roo, Mexiko, 2006. Nach dem Zweiten Weltkrieg regten neue Mythen die Fantasie der Gelehrten an.

Man versuchte, in ihr eine Vorbildgesellschaft zu sehen: ein einzigartiges Volk, bei dem Krieg oder Aggression keinen Platz hatten; eine Zivilisation, die in der Lage war, all die Jahre in Harmonie

Es war einleuchtend, dass man sich nach der Brutalität und den Schrecken des Krieges eine friedliche Gesellschaft herbeisehnte, die sich dem Ackerbau und dem Handel, der Beobachtung der Sterne sowie

8 Foto: Luis Alberto Martos López. Panoramaansicht des inneren Bereiches von Tulum, Quintana Roo, Mexiko, Nach dem Zweiten Weltkrieg regten neue Mythen die Fantasie der Gelehrten an. Die Mayakultur wurde idealisiert. Man versuchte, in ihr eine Vorbildgesellschaft zu sehen: ein einzigartiges Volk, bei dem Krieg oder Aggression keinen Platz hatten; eine Zivilisation, die in der Lage war, all die Jahre in Harmonie zu leben und unter ihren mit Güte, Friedfertigkeit und Weisheit regierenden Königen und Priestern Großes zu erreichen. Es war einleuchtend, dass man sich nach der Brutalität und den Schrecken des Krieges eine friedliche Gesellschaft herbeisehnte, die sich dem Ackerbau und dem Handel, der Beobachtung der Sterne sowie der Entwicklung der Wissenschaften und der Kunst widmete. Mit dem Voranschreiten der Forschung wurde dieser Mythos jedoch zerstört. Und ohne ihre Errungenschaften schmälern zu wollen, wissen wir heute, dass der Krieg den Mayas ebenso wenig fremd war wie mathematische Berechnungen oder landwirtschaftliche Techniken. Auf der Grundlage des Vorangegangenen, dabei Mythen und Hypothesen außer acht lassend, bleibt die Frage: Was macht die Mayakultur eigentlich aus? Welche Merkmale kennzeichnen diese ganz eigene Kultur, die Teil des mesoamerikanischen Mosaiks ist? Es ist nicht leicht, diese Fragen zu beantworten, insbesondere da es sich um eine Zivilisation handelt, die sich mit vielfältigen Ergebnissen in Wissenschaft und Künsten hervortat. Daher war für eine Annäherung an die Mayakultur eine gründliche Analyse der in archäologischen, geschichtlichen und epigraphischen Forschungsarbeiten gewonnenen Informationen notwendig, aus denen sich im Wesentlichen zwei Arten von Merkmalen, formale und funktionale, ableiten ließen. Frederick Catherwood. Zoomorpher Stelenaltar, Copán, Honduras, 1841 (Lithographie)....an der Meeresküste an der Polé-Küste und in der Ascención-Lagune gibt es einige Grotten, die das Wasser zwischen den Hohlräumen, die es in den Klippen gibt, hinausspritzen und die sich mehr als zwei Lanzen hoch erheben. Fray Diego de Landa Inhaltsverzeichnis Die Definition der Mayakultur 8

9 Frederick Catherwood. El Castillo (die Burg), Tulum, Quintana Roo, Mexiko, 1843 (Lithographie).

VERZEICHNIS INAH: 1323-684 Sammlung der Kulturstiftung Armella Spitalier Polychromer Becher vom Kodize-Typ.

auf. Der Becher wurde aufgrund der auf eine Gottheit, anthropomorphe und zoomorphe Figuren sowie

Auf diesem Stück sind drei reich gekleidete Personen dargestellt, die von geometrischen Elementen umgeben

10 VERZEICHNIS INAH: Sammlung der Kulturstiftung Armella Spitalier Polychromer Becher vom Kodize-Typ. Er weist eine konkave Basis, einen konvexen Boden, gekrümmt-zusammenlaufende Wände und einen dünnen Rand auf. Der Becher wurde aufgrund der auf eine Gottheit, anthropomorphe und zoomorphe Figuren sowie Glyphen-Inschriften anspielenden Zeichnungen unter diesem Namen eingeordnet. Auf diesem Stück sind drei reich gekleidete Personen dargestellt, die von geometrischen Elementen umgeben sind. Die Figur, die im Bild zu sehen ist, hält in ihrer linken Hand ein Zepter, welches ein eindeutiges Merkmal für einen Herrscher oder Priester ist.

Er befasst sich mit einer besonderen Thematik und Ikonographie, die in Architektur, Bildhauerei, Malerei, Keramik und Edelsteinverarbeitung ausgedrückt werden.

11 Formale Merkmale Innerhalb der formalen Merkmale, von denen die Mayakultur bestimmt wird, sind vor allem zu erwähnen: 1. Die Entwicklung eines Kunststiles, der durch bestimmte, überwiegend ein- oder zweidimensionale Perspektiven gekennzeichnet ist. Er befasst sich mit einer besonderen Thematik und Ikonographie, die in Architektur, Bildhauerei, Malerei, Keramik und Edelsteinverarbeitung ausgedrückt werden. Die Werke der Bildhauerei bestehen aus Stelen, Türstürzen, Wandtäfelungen, Tafeln und Standbildern. Auffallend ist, dass die menschliche Figur in Reliefs und Gemälden meistens mit dem Gesicht im Profil und dem Körper von vorn dargestellt wurde, wobei körperliche Merkmale und Schmuck betont wurden. Die Thematik bezieht sich normalerweise auf die Geschichte der Herrschergeschlechter, ihre Eroberungen, Ehen, Bündnisse und Rituale. Auch auf Gottheiten und der mit ihnen verbundenen Symbolkunde wird in der Bildhauerei angespielt. In der Keramik werden Szenen des täglichen Lebens sowie Mythen und Legenden dargestellt. Foto: Esteban Mirón Marván. Stele N in Copán, Honduras, Ein logosyllabisches Schriftsystem, ausgedrückt in Form von Steinreliefs, Modellierungen in Stuck, Wandmalerei, bebilderten Büchern, Keramik, Holzschnitzerei und Gravuren in verschiedenen Materialien wie Jade, Muscheln und Knochen. Die Mayaschrift verbindet Logogramme (Glyphen, die Wörter, Aktionen oder Titel ausdrücken) mit phonetischen Schriftzeichen in Form von Silben. Der Beruf des Schreibers oder Aj Dzib erforderte daher eine besondere Ausbildung. Foto: Patricia Carrillo Medrano. Glyphen aus Stuck mit blauen und roten Farbresten. Dieser Text wurde 708 n. Chr. geschrieben und stellt eine mythologische Szene dar. Palast in Toniná, Chiapas, Mexiko, Inhaltsverzeichnis 11

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