GRIECHISCHE VASENMALEREI Thomas Mannack Eine Einführung
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- Gotthilf Böhmer
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1 GRIECHISCHE VASENMALEREI Thomas Mannack Eine Einführung
2 Inhalt Einleitung Zur zweiten Auflage I Forschungsgeschichte Von der Antike bis zum 17. Jahrhundert Vom 17. Jahrhundert bis Winckelmann Die zwei Vasensammlungen William Hamiltons Das 19. Jahrhundert Sir John Davidson Beazley Vasenforschung nach Beazley II Herstellung und Werkstätten Die gesellschaftliche Stellung von Töpfern und Malern III Verbreitung und Handel Anfänge Das 7. Jahrhundert v. Chr Schwarz- und rotfigurige Vasen Merkantile Inschriften Wandel im 5. Jahrhundert v. Chr Vasenhandel in Attika IV Verwendung, Formen und Bilder Vasen im Kult Vasen und das Symposium Kriegers Abschied Die Welt der Frau Mythologische Bilder Historische Bilder Vasen und Theater Die großformatige Malerei V Datierung Relative Chronologie Absolute Chronologie Naturwissenschaftliche Methoden Die archäologischhistorische Methode Datierbare Fundzusammenhänge Aufschriften Stilistische Vergleiche mit datier baren Monumenten Bilder Die Vasen I Die Frühe Eisenzeit Das Ende der Bronzezeit Submykenische Keramik ( v. Chr.) Protogeometrische Keramik ( v. Chr.) Athen und Attika
3 Inhalt II Euböa Kreta Die Geometrische Zeit Attika Argos Euböa Kykladen Ostgriechenland Korinth Die Orientalisierende Periode Schwarzfigurige Vasen in Italien Chalkidische Vasen ( v. Chr.) Die Northampton-Gruppe (um 540 v. Chr.) Caeretaner Hydrien ( v. Chr.) Pontische Vasen ( v. Chr.) Ostgriechenland Ionische Kleinmeister Klazomenische Keramik Korinth Kykladen Ostgriechenland Athen Fikellura III Schwarzfigurige Vasen Schwarzfigurige Vasen in Griechenland Korinth Athen Lakonische Vasen Böotien IV Rotfigurige Vasenmalerei. 136 Athen Böotisch- Rotfigurige Vasen Korinthisch- Rotfigurige Vasen Unteritalische Vasen Schluss Glossar Bibliographie Abbildungsnachweise
4 III Schwarzfigurige Vasen Korinth Abb. 53: Korinthischer Aryballos, Übergangsstil, H. 11,6 cm Die schwarzfigurige Technik wurde im frühen 7. Jahrhundert v. Chr. von protokorinthischen Vasenmalern eingeführt. Die Technik hat viel mit gravierten Metallarbeiten gemein und wurde vermutlich von diesen beeinflußt. Vor dem Ende des Jahrhunderts entwickelte sich in Korinth ein rein schwarzfiguriger Stil, der auf alles Füllornament mit Ausnahme geritzter Klecksrosetten verzichtete. Orientalisierende Zü - ge sind kaum noch wahrnehmbar. Die Übergangszeit ( v.chr) In der Übergangszeit (Abb. 53) von der protokorinthischen zur korinthischen Malerei ist der Tierfriesstil erschöpft, auch das rege Interesse protokorinthischer Maler an mythologischen Bildern scheint verschwunden. Die Schlachten, Kavalkaden, Rennen und Jagd - szenen der spätprotokorinthischen Periode werden von Tieren und Mischwesen ersetzt. Zuschreibung an Maler obwohl bei weitem nicht so zuverlässig wie J. Beazleys Unterscheidung attischer Maler liefert ein Gerüst für die Stilentwicklung der reifen oder ar - chaischen korinthischen Vasenmalerei. Am besten ist der Übergangsstil an den Rosetten zu erkennen: Punktgruppen-Rosetten ohne Speichen, dann verschmolzene Punktrosetten und zuletzt ein Punkt in einem Kreis. Ganz am Ende der Übergangszeit erscheint die geritzte Klecksrosette. Kugelige Aryballoi wurden zu Tausenden hergestellt. Die Qualität der Bemalung ist nicht so hoch wie die der protokorinthischen Vasen. Aryballoi sind 100
5 III Schwarzfigurige Vasen überwiegend mit Tierfriesen verziert. Daneben sind Bilder des täglichen Lebens dargestellt, auch mythologische Szenen und einzelne Tiere. Der Shambling Bull-Maler verzierte einen Aryballos mit einer Jagdszene. Ein anderer Maler der Übergangszeit war der Maler von Palermo 489, der den Kolumbus-Maler ausbildete, der gut an seinen kräftigen Löwen zu erkennen ist. Kotylen behalten die Ornamente auf dem Rand bei, Strahlen und Tiere sind die übliche Verzierung. Die beinahe senkrechten Seiten sind ideale Träger von Bildern mit mythologischen Themen und lebhafter Handlung. Alabastra waren beliebt und häufig mit einzelnen der Form angemessenen aufrechten Figuren verziert. Frühkorinthisch ( v. Chr) und Mittelkorinthisch ( v. Chr.) Zu den frühkorinthischen Malern gehörte der Duell-Maler, der Aryballoi mit Kampfszenen dekorierte. In der mittelkorinthischen Periode waren Figuren mit reichlich Deckfarbe und Reihen weißer Punkte bemalt, die kugeligen Aryballoi wurden größer und erhielten eine flache Basis. Der Pholoe-Maler war ein Skyphosmaler, der nach einem Bild von Herakles in der Höhle des Pholos benannt ist. Der Dodwell-Maler gehörte zu den Malern, die weiterhin Tierfriese zeichneten. Er war in der mittelkorinthischen und spätkorinthischen Periode tätig und hatte zahlreiche Nachfolger. Bemerkenswert ist eine Pyxis in München, deren Deckel eine Eberjagd trägt: Eine Figur, die nicht an der Jagd teilnimmt, ist als Agamemnon identifiziert. Pyxiden wurden in Korinth in größerer Zahl hergestellt als in anderen Kunstlandschaften. Der Kavalkade-Maler ist nach seiner Vorliebe für Reiter benannt. Zwei Meisterwerke sind ihm zugeschrieben: eine Schale mit dem Selbstmord des Ajax in Basel (alle Figuren sind beischriftlich benannt) und ein Kolonnettenkrater mit einem Hochzeitspaar in einem Wagen, der Krater steht am Übergang zur spätkorinthischen Periode. Eine kleine Flasche in Athen (277) mit Achilleus und Troilos trägt die Signatur des Malers Timonidas. Timonidas signierte auch einen Pinax in Berlin, der auf der einen Seite einen bärtigen Jäger mit seinem Hund und auf der anderen Poseidon an einem Töpferofen zeigt. Ein weiterer Künstlername, Milonidas, erscheint ebenfalls auf einem Pinax. Die spätkorinthische Periode ( v. Chr.) In der frühen spätkorinthischen Periode versahen korinthische Maler ihre Vasen mit einem rötlichen Überzug, der vermutlich den Kontrast zwischen der großflächig verwendeten weißen Farbe und dem Untergrund sonst der blasse korinthische Ton verstärken sollte. Der Über zug ahmte aber vermutlich auch das Farbschema der attraktiven attischen Keramik nach, die um diese Zeit überall beliebt wurde. Der 101
6 III Schwarzfigurige Vasen Abb. 54: Korinthischer Kolonnettenkrater, Kavalkade, H. 26,7 cm großflächige Gebrauch weißer Deckfarbe ist kennzeichnend für spätkorinthische Vasenbilder, die dadurch leichter zu lesen sind als attische. Die Töpfer Korinths kopierten jetzt attische Formen und attische Adaptionen korinthischer Formen. Oinochoen behielten bis in die mittelkorinthische Periode ihre traditionelle Form. Der Tierstil verfiel weiter. In der mittelkorinthischen Periode wurde die Olpe durch die attische Oinochoe mit Kleeblattmündung ersetzt und oft schwarzpolychrom verziert. Progressive Maler dekorierten die attische De ia - neira-lekythos. In der mittel- und spätkorinthischen Periode sind Schalen häufig tiefer als frühere Exemplare und ebenso beliebt wie Kotylen. Einige sind auf der Außenseite mit mythologischen Szenen verziert und auf der Innenseite mit einem Gorgoneion oder einem Kopf. Diese Schalen beeinflußten attische Künstler. Andererseits übernahmen korinthische Maler gerahmte Bildfelder von Athen. Der dritte namentlich bekannte korinthische Maler, Chares, dekorierte eine Pyxis mit kläglichen Reitern in Silhouettentechnik. Der Kolonnettenkrater (Abb. 54) war eine korinthische Erfindung und hieß daher bei den anderen Griechen Korinthos. In der spätkorinthischen Periode wurde eine Version mit einer abgekürzten Volute über den Henkeln, der sog. chalkidische Krater, hergestellt. In der früh- und mittelkorinthischen Periode sind die Henkelplatten des Kolonnettenkraters mit Köpfen oder einzelnen Tieren und die Randoberseite mit Strahlen (frühkorintisch), Blüten (mittelkorinthisch) oder Treppenzickzack (mittel- und spätkorinthisch) verziert. Der typische korinthische Tierfries ist normalerweise unter dem Hauptbild angebracht, die Rückseite zieren häufig zwei große Tiere. An Tieren erscheinen Löwen und Panther, Stiere, Eber, Ziegen und Vögel. Geritzte Rosetten werden außer auf späten Krateren und einigen Schalen fast überall als Füllornamente verwendet. Andere große Gefäße, Hydrien und Halsamphoren, wurden relativ selten produziert. Bilder von Menschen nahmen im Laufe der Zeit wieder zu und treten auch auf kleinen Vasen auf; die besten erscheinen auf Hydrien, Amphoren und besonders Kolonnettenkrateren. Der Eurytos-Krater ist einer der frühesten und entstand um 600 v. Chr. am Übergang von der früh- zur mittelkorinthischen Periode. Das Hauptbild ist frei von Füllornamenten und zeigt ein Symposium. Die Teilnehmer sind durch Beischriften identifiziert: Herakles, Eurytios und seine Tochter Iole. Von den tragischen Ereignissen, die dem Fest folgten, ist nichts zu sehen, der Künstler hat die spannungsgeladene Szene vor den Gewalttaten gewählt. Das Bild wirkt polychrom, weil der Maler großflächig rote Farbe verwendete und vieles in Umrißzeichnung darstellte. 102
7 III Schwarzfigurige Vasen Der im 2. Weltkrieg verschollene Amphiaraos-Krater (Abb. 55) ist jünger als der Eurytios-Krater. Sein Bildschema mag in Ostgriechenland entwickelt worden sein. Das Thema war auch auf der von Pausanias beschriebenen Kypseloslade gezeigt. Die Vase ist rotgrundig. Der Seher Amphiaraos bricht in den Krieg gegen Theben auf, er weiß, daß er nicht lebend zurückkehren wird. Seine Gemahlin Eriphyle war von Polyneikes mit einem kostbaren Halsband bestochen worden, ihren Ehemann in die Schlacht und den sicheren Tod zu schicken. Sie hält das Halsband in der Hand. Amphiaraos Sohn, der später seinen Vater rächen wird, fleht ihn an, zu bleiben. Dieser blickt sich drohend zu seiner Gemahlin um. Der letzte der großen Vasenmaler der spät korint-hischen Periode war der Tydeus-Maler, der nach einer Hals am phora im Louvre benannt ist, auf dem Tydeus die nackte Ismene tötet. Bildthemen Die Wahl mythologischer Bilder in Korinth unterscheidet sich von der in Athen. Herakles wurde häufig gezeigt, aber der Kanon seiner Taten ist längst nicht vollständig. Die Tötung der lernäischen Hydra ist die am häufigsten gezeigte Tat; Lerna war nicht weit von Korinth entfernt. Auf korinthischen Vasen hält Athena häufig einen kleinen Krug, und Herakles trägt nicht Löwenfell und Keule, sondern ist meist nackt. Der thebanische Sagenkreis war beliebter als in Athen, und auch Troja mit einem besonderen Interesse am Selbstmord des Ajax ist vertreten. Dionysos und sein Gefolge fehlen, aber auch in Athen hatte die Phase seiner Beliebtheit noch nicht begonnen. Komoi sind die auffäl - Abb. 55: Korinthischer Amphiaraos-Krater 103
8 III Schwarzfigurige Vasen ligsten Lebensbilder und erscheinen erstmals in der frühkorinthischen Periode (Abb. 56). Sie mögen die Anfänge des griechischen Theaters darstellen, denn die Tänzer tragen häufig gepolsterte Kostüme. Um 550 v. Chr. endete die Herstellung figurenverzierter Vasen in Korinth. Athen Abb. 56: Korinthische Schale, Dickbauch - tänzer, Dm. 33 cm Die schwarzfigurigen Pioniere ( v. Chr.) Attische Vasenmaler benutzten die schwarzfigurige Technik ab 630 v. Chr. für ihre Bilder. Die eigentliche schwarzfigurige Malerei begann um 625 v. Chr., als Ritzung auch für Füllornamente verwendet wurde. Die Technik wurde von Korinth übernommen, wo sie seit etwa 700 v. Chr. in Gebrauch war. Warum ihre Adoption so spät erfolgte, ist ungewiß. In Athen sind Ritzung auf schwarzen Silhouetten und der Gebrauch von roter und weißer Deckfarbe, letztere vor allem für die Haut von Frauen, für die schwarzfigurige Malweise charakteristisch. Von Korinth übernahmen die Athener auch die Vorliebe für Tierdarstellungen und neue Formen: Kolonnettenkrater, Skyphos und Schale. Die schwarzfigurigen Pioniere stehen am Beginn der schwarzfigurigen Kunst. Der Übergang von der protoattischen zur schwarzfigurigen Maltechnik läßt sich im Werk des zwischen 630 und 620 v. Chr. tätigen Malers von Berlin A 34 beobachten. Seine Nachfolger etablierten die schwarzfigurige Technik in Athen. Die erste faßbare Künstlerpersönlichkeit ist der Nettos- oder Nessos-Maler, der seinen Namen von einer benennenden Beischrift auf dem Hals einer Halsamphora in Athen (1002) hat, die als Markierung auf einem Grab diente. Ein früherer Meister des Tierstils wurde in Vasen aus Aegina und Athen identifiziert und erhielt den Notnamen Chimaera-Maler. Funde in Athen und vor allem im attischen Vari führten zu der Erkenntnis, daß der Nessos- und der Chimaera-Maler ein und derselbe Künstler waren, den Beazley Chimaera-Nessos-Maler taufte. Ein Fragment des Malers in Leipzig zeigt wie der Bauch der Nessos-Vase die Gorgonen. Es wurde in Cerveteri gefunden und ist damit die früheste von vielen Tausend nach Etrurien exportierter Vasen. Eine Schüssel mit Ausguß in Berlin zeigt die frühesten Harpyien in der attischen Kunst. Vom Nessos-Maler stammt die erste attische Sirene, ein Vogel mit einem Frauenkopf auf einem Krater in Hamburg ( ). Im Gegensatz zu den korinthischen Tiermalern verwendete der Nessos-Maler doppelte und dreifache Ritzlinien für Teile der tierischen Anatomie, die er betonen wollte, und die doppelte Schulterlinie wurde zum kennzeichnenden Charakteristikum der attischen Vasen- 104
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