Selbstformulierter Studentischer Erfahrungsbericht

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1 Selbstformulierter Studentischer Erfahrungsbericht 12. Januar 2016 Zur besseren Information und zur Vorbereitung auf einen Auslandsstudienaufenthalt werden die Erfahrungsberichte anderen Studierenden (im Internet auf den Seiten des AAA) zugänglich gemacht. Ich bin mit der Veröffentlichung der oben angegebenen persönlichen Daten und meines Berichts auf den Seiten des AAA einverstanden (Berichte können nur von Personen mit Nutzerkennung der Uni Rostock eingesehen werden): Ja Nein Name, Vorname Wilschnack, Maike Kontaktmöglichkeit Studienfach Chemie, Bachelor Gasthochschule NTNU Trondheim, Norwegen Auslandsaufenthalt von August 2015 bis Dezember

2 1 Vorbereitung Dass ich während meines Studiums ein oder mehrere Semester im Ausland verbringen wollte, stand für mich bereits vor Beginn meines ersten Semesters fest. So konnte ich auch nicht bis zum Master warten, sondern entschied mich bereits mein 5. Semester im Ausland zu absolvieren. Sowohl landschaftlich, als auch kulturell und sprachlich reizte mich besonders Skandinavien. Meine Fakultät hat Partnerschaften, nach Schweden, Norwegen, Dänemark und Finnland, wobei letzteres aufgrund der Sprache keine Option für mich war. Die Entscheidung nach Tronheim in Norwegen zu gehen, traf ich aus dem Bauch heraus. Ein Vorteil war allerdings, dass die NTNU bereits im Bacherlorstudium einige Kurse auf Englisch anbietet. Nach dem allgemein Informationsgespräch beim akademischen Auslandsamt und einem kurzen Gespräch mit dem Erasmuskoordinator des Fachbereichs Chemie, hatte ich meinen Platz in Rostock sicher. Nun musste ich mich noch intern an der NTNU bewerben, was vorallem mit viel Geduld verbunden war. Meine Zusage erhielt ich schließlich Ende Juni, ungefähr 6 Wochen vor Abreise. 2 Aufenthalt 2.1 Ankunft Das Herbstsemester beginnt in Norwegen bereits im August, was zu Überschneidungen mit den Klausuren in Deutschland führen kann. Die NTNU begrüßt ihre internationalen Studenten sowohl im Herbst-, als auch im Sommersemester mit einer Orientierungswoche. Diese bietet eine gute Gelegenheit erste Kontakte zu knüpfen, Trondheim und die Umgebung kennen zu lernen und anzukommen. Es wurden unter anderem Informationsveranstaltungen, eine Stadtralley, Wanderungen und andere sportliche Aktivitäten angeboten. 2.2 Unterkunft Glücklicherweise gehörte ich zu denen Studenten, die einen Platz im günstigsten Wohnheim ergattern konnte. In Moholt leben hauptsächlich internationale Studenten, so kamen meine Mitbewohner aus Frankreich und Uganda. Ich hatte großes Glück, wir haben uns alle vier sehr gut verstanden. 2.3 Universitätsleben In Norwegen folgt auf 45 Minuten Vorlesung immer eine 15-minütige Pause. Diese nutzt man entweder, um zu seiner nächsten Veranstaltung zu gelangen oder etwas zu entspannen, bevor es weiter geht. Für mich bestanden fast alle Veranstaltung aus zwei 45-Minuten-Einheiten. 2

3 Obwohl es in Norwegisch eine förmliche Anrede, vergleichbar mit dem deutschen Sie, gibt wird eigentlich jeder, außer dem König, geduzt. Es dauerte schon einige Zeit, bis ich mich daran gewöhnt hatte meine Professoren mit Vornamen anzureden. Der Umgang von Lehrpersonen und Studenten ist allgemein entspannter und persönlicher, als ich es bisher in Deutschland erlebt habe. Das Evaluationssystem an der NTNU basiert auf reverencegroups, diese bestehen meistens aus 3 Studenten des Kurses, welche sich dreimal im Semester mit dem Dozenten zusammensetzen und den Kurs besprechen. Ich habe erlebt, dass diese Kritik ernst genommen wird und sich die Professoren große Mühe geben, diese schnell umzusetzen. Im Vergleich zu meinem Studium hier, wurde in Norwegen mehr Selbstständigkeit von mir verlangt. Einige klausurrelevante Kapitel wurden nicht in der Vorlesung behandelt, sondern von den Studenten Zuhause mit Hilfe eines Lehrbuches, welches alle gekauft hatten, eigenständig erarbeitet. Gleichzeitig hatte ich auch weniger Präsenszeit in der Uni und mehr Möglichkeiten meine Aufgaben zeitlich einzuteilen. Zwar gab es an der NTNU eine Kantine, diese war aber weder preislich, noch geschmacklich mit der Mensa in Rostock zu vergleichen. Ein Grund dafür ist, dass Norweger ihre warme Mahlzeit middag traditionell gegen 17:00 Uhr einnehmen. Zu unserer Mittagszeit treffen sich Arbeitskreise oder Freunde zum lunsj, welches meistens aus einem Sandwich, einem Stück Obst und/oder einem Yoghurt besteht. 2.4 Freizeit und Kultur An einer großen Uni wie der NTNU kann es sehr schwierig sein, mit Norwegern in Kontakt zu kommen. Hilfreich ist es Kurse zu wählen, die einen praktischen Anteil wie eine Übung, ein Praktikum oder ähnliches haben. Außerdem kann man einem Sportverein beitreten, sich in einer der zahlreichen Organisationen der NTNU engagieren oder Sportkurse der NTNUI (des Sportclubs der Uni) belegen. Auch das Beherschen der norwegischen Sprache bereits vor Ankunft kann hilfreich sein. Sollte man dafür, so wie ich, nicht die Gelegenheit gehabt haben kann man mit etwas Glück einen Platz in einem Norwegisch-Kurs vor Ort ergattern. Norwegisch ist dem Deutschen sehr ähnlich, weshalb man eigentlich sofort alle Beschriftungen auf Lebensmitteln und Schildern verstehen kann und die Sprache schnell lernt. Selbst wenn es mit der Sprache nicht so gut klappen sollte, ist das in Norwegen kein Problem, denn so gut wie alle Norweger sprechen gerne und sehr gut Englisch. Alle Norweger habe ich als sehr offen und freundlich erlebt. Das Vorurteil der verschlossenen und kalten Skandinavier hat sich in keiner Form bestätigt. Jedoch wird man, wenn man mit einem Stadtplan durch eine norwegischen Stadt irrt vermutlich nicht angesprochen werden. Die Male, die ich nach dem Weg gefragt habe, wurde mir sehr freundlich geholfen und ich wurde sogar in zielnähe begleitet. Eine typische norwegische Wochenendbeschäftigung ist es, auf eine tur zu gehen. Ob 3

4 kurz oder lang, anstrengend oder relaxed, am Wochenende zieht es die Norweger nach draußen. Dabei leben sie das Motto Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung.. Es ist also ratsam bereits vor Abreise an Regenhose und jacke, wasserdichte bequeme Wanderstiefel und warme Mütze zu denken. Neben kurzen Wanderausflügen in die nahegelegenden Naturgebiete, reisten wir zu abgelegenden NTNUI-Cabins. Die Erfahrung nach vierstündiger Wanderung in einem kleinen Holzhaus anzukommen und auf einem mit Feuer betriebenen Herd Nudeln zu kochen, möchte ich zu keinem Preis missen. Zu einem weiteren Höhepunkt gehört meine Reise nach Tromsø, eine Stadt nördlich des Polarkreises. Bei wolkenlosem Himmel kann man falls es denn dunkel wird beinahe jeden Tag aurora borealis, die Nordlichter, bewundern. Viele andere Austauschstudenten reisten außerdem dorthin, um auf Haskischlitten durch den meterhohen Schnee zu fahren oder bei einer Whale-watching-tour Orkas zu beobachten. 2.5 Weitere wichtige Tipps In Norwegen bezahlt man fast ausschließlich mit Kredit-Karte und teilweise war es auch nicht anders möglich, so konnte die öffentliche Waschmaschine nicht bar oder mit einer normalen Bankkarte bezahlt werden. Ein Schlafsack mit Bettbezug eignet sich perfekt als Zudecke und gleichzeitig kannst du den Schlafsack für Ausflüge nutzen. Er sollte eine Comforttemperatur von maximal 5 C haben. 2.6 Abreise Kurz vor Weihnachten und nur wenige Tage nach meiner letzten Klausur ging es wieder zurück nach Deutschland. Der Abschied fiel mir nach nur einem Semester sehr schwer und ich wäre gerne länger geblieben. Es hat einige Monate gedauert, bis ich so richtig in meiner Sportgruppe Anschluss gefunden hatte und kurze Zeit später war es schon wieder Zeit zu gehen. Gleichzeitig habe ich mich schon sehr auf Zuhause gefreut. Außerdem fliegen fast alle Erasmusstudenten nach einem Semester zurück. 3 Fazit Norwegen ist ein wunderschönes Land, in das ich mich im ersten Moment als ich darüber geflogen bin, unsterblich verliebt habe. Die NTNU in Trondheim ist definitiv die richtige Studienortswahl, wenn man mehr an internationalen Kontakten, einer Verbesserung des Englisches und der zauberhaften Natur, als an dem Kennenlernen von Norwegern und der norwegischen Kultur interessiert ist. Allerdings ist auch dies mit etwas mehr Aufwand möglich. Obwohl die NTNU in Chemie bereits einige Bachelor-Kurse auf Englisch anbietet, musste ich nach meiner Annahme feststellen, dass einige doch auf Norwegisch gehalten wurden, 4

5 nur im Sommersemester stattfinden, Zulassungsvorraussetzungen fordern oder so grundlegend sind, dass sie sich mit meinem bisherigen Studium überschnitten. Folglich entschied ich mich neben meinem Sprachkurs für drei Masterkurse. Wer sich also nicht mit sehr interessanten Master-Kursen herausfordern möchte, sollte, zumindest in der Chemie und ohne Kenntnisse der Landessprache, doch bis zum eigentlichen Masterstudium mit einem Auslandsaufenthalt warten. Obwohl nicht alles perfekt gelaufen ist, und es grade bei der Wahl der richtigen Kurse einige Probleme gab würde ich mich jederzeit wieder für diesen Auslandsaufenthalt entscheiden. 5