Indien setzt Liberalisierungskurs fort
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- Frauke Grosse
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1 Indien setzt Liberalisierungskurs fort Regionale Verhandlungen kommen voran / Einigung mit der EU stockt weiterhin / Von Heena Nazir Mumbai (GTAI) - Indien öffnet sich der Welt und beabsichtigt, seine Wirtschafts-, und Handelsbeziehungen weiter auszubauen. Die Asian Development Bank (ADB) ermittelte im Kalenderjahr 2015 in Indien 28 Freihandelsabkommen (FHA), von denen 13 in Kraft sind. Verhandlungen von 14 weiteren FHA laufen an. Der Warenaustausch ist trotz FHA durch Sensitivlisten beschränkt. Handelspolitisch ist Indien im Vergleich zu anderen Ländern noch heute sehr stark reguliert. Das hat gute Gründe: Bis zu Beginn der 1990er Jahre hatte die indische Regierung die Wirtschaft des Landes durch hohe Schutzzölle abgeschottet. Nach einer Zahlungsbilanzkrise im Jahr 1991 begann die schrittweise Liberalisierung des Landes. Das Auslandsgeschäft ist und bleibt für indische Unternehmen sehr wichtig. Aus diesem Grund wird Indien auch künftig weitere FHA anstreben. Stand der Freihandelsabkommen in Indien 2015 Stand Anzahl Rahmenvereinbarung unterzeichnet 1 In Verhandlung 14 Unterzeichnet und in Kraft 13 Insgesamt 28 Quelle: Asia Regional Integration Center, 2015 Indien hat Abkommen über einen präferenziellen Marktzugang vor allem mit Ländern der asiatischen Region ausgehandelt. Je nach Tiefe der Abkommen wird zwischen präferenziellen Handelsabkommen (PTA), regionalen Handelsabkommen (RTA), Freihandelsabkommen (FTA) und Abkommen über eine umfassende wirtschaftliche Zusammenarbeit (CEPA) unterschieden. Diese Abkommen führen regelmäßig zu einem Zollvorteil (Präferenz) für die in den Protokollen genannten Waren, wobei den Ursprungsregeln (Rules of Origin - ROO) große Bedeutung zukommt, da nur Ursprungswaren in den Abkommen Zollvorteile gewährt werden. Korea (Rep.) ist ein wichtiger Handelspartner für Indien Indien und Korea (Rep.) haben ein Abkommen über eine umfassende wirtschaftliche Zusammenarbeit (CEPA) unterzeichnet. Mit diesem am in Kraft getretenen Abkommen wird der Subkontinent im Bereich Warenhandel stufenweise bis zum Jahr 2019 die Zölle für 85% der Erzeugnisse mit Ursprung in Korea (Rep.) abschaffen. Ausgenommen vom Zollabbau sind unter anderem Textilwaren sowie Kraftfahrzeuge. Die Ursprungsregeln der Freihandelszone schreiben grundsätzlich einen inländischen Fertigungsanteil von mindestens 35% vor. Insgesamt hat sich seit Abschluss des Abkommens das koreanische Engagement in Indien gesteigert. Im Finanzjahr 2014/15 (1.4. bis 31.3.) belief sich der Handel zwischen beiden Ländern auf 18,1 Mrd. US$, 2009/10 waren es noch 12,6 Mrd. $. Koreanische Exporte nach Indien legten von 8,0 Mrd. im Kalenderjahr 2009 auf 12,8 Mrd. $ im Jahr 2014 zu. 1
2 Das Handelsabkommen hatte allerdings kaum Einfluss auf deutsche Exporte nach Indien. In Kernbranchen wie dem Maschinenbau hat Deutschland über den Zeitraum 2010 bis 2014 kaum Lieferanteile an Korea (Rep.) in Indien verloren, da der Handel in Branchen wie dem Maschinenbau durch eine Sensitivliste - Güter die vom Freihandel ausgeklammert werden - eingeschränkt wird. Neu Delhi und Seoul beabsichtigen das Abkommen über eine umfassende wirtschaftliche Zusammenarbeit (CE PA) beider Länder weiter auszubauen. Die Verhandlungen sollen noch 2016 beginnen. Das Ziel ist, die wirtschaftliche Zusammenarbeit zu intensivieren und Zölle für weitere Sektoren zu senken. Einzelheiten sind noch nicht bekannt. Indien-Japan-Wirtschaftsabkommen soll Investitionen stärken Im August 2011 unterzeichneten Indien und Japan ein Abkommen über eine umfassende wirtschaftliche Zusammenarbeit (CEPA). Innerhalb eines Zeitraum von zehn Jahren nach Inkrafttreten des Abkommens sollen Waren mit japanischem Ursprung Zollfreiheit gewährt werden. Indien hat unter anderem bestimmte Kraftfahrzeuge und chemische Erzeugnisse vom Zollabbau ausgenommen. Die wirtschaftlichen und politischen Beziehungen zwischen Japan und Indien haben sich verbessert. Die Anzahl japanischer Unternehmen in Indien ist von rund 700 im Jahr 2010 auf knapp im Jahr 2014 angestiegen. Ausländische Direktinvestitionen sind im Zeitraum von April 2000 bis Juni 2015 auf 18,8 Mrd. $ gewachsen. Indien bleibt für japanische Unternehmen mittelfristig eines der attraktivsten Länder. Der Subkontinent profitiert von Japans Investitionen und Know-how im Infrastrukturbereich. Tokio beabsichtigt bis 2020 umgerechnet 33,5 Mrd. $ in Indien zu investieren. Das derzeit größte Projekt ist ein Industriekorridor, der sich über Delhi und Mumbai erstreckt. Einen Wettbewerbsvorteil für indische Maschinenbauunternehmen gegenüber der deutschen Konkurrenz bringt das Abkommen jedoch nicht. Maschinen sind bei der Einfuhr nach Japan bereits tariflich für alle Lieferländer zollfrei. Weitere Abkommen wurden abgeschlossen Im August 2009 wurde in Thailand das ASEAN-Indien-Freihandelsabkommen (AIFTA) abgeschlossen. Das FHA mit den ASEAN-Ländern schafft eine der weltweit größten Freihandelszonen. Diese trat am in Kraft. Das AIFTA umfasst damit einen Markt von 2 Mrd. Menschen. Weitere Informationen finden Sie in einem gesonderten Artikel mit dem Titel "ASEAN ist ein wichtiger Handelspartner Indiens". Zu den weiteren wichtigen Abkommen zählt unter anderem das Asien-Pazifik-Handelsabkommen (APTA, vormals "Bangkok Agreement"). Im Rahmen des APTA gewährt Indien den Vertragsparteien VR China, Bangladesch, Korea (Rep.) und Sri Lanka Zollbegünstigungen als Abschläge vom angewandten Meistbegünstigungszollsatz für 445 Waren. Bei dem Abkommen zwischen Indien und Mercosur (Argentinien, Brasilien, Paraguay, Uruguay und Venezuela) handelt es sich um eine Vorstufe zu einem klassischen Freihandelsabkommen, das nur wenige Waren umfasst. Das Präferenzabkommen zwischen Indien und Mercosur dürfte sich kaum auf die Wettbewerbsposition der indischen Maschinenexporteure oder ihrer deutschen Konkurrenten in der Region auswirken, da die gewährte Präferenz relativ gering ist. Das gleiche gilt auch für das am geschlossene Präferenzabkommen mit Chile und dem Handelsabkommen APTA. 2
3 In Bezug auf FHA ist die indische Wirtschaftspolitik sehr binnenmarktorientiert und damit eher protektionistisch ausgerichtet. In allen FHA behält sich das Land eine lange Sensitivliste vor. Indien öffnet sich aber nur zu einem begrenzten Ausmaß. Speziell das Thema Sensitivlisten erschwert die Verhandlungen über ein FHA mit der Europäischen Union. Weitere Informationen finden Sie in einem gesonderten Artikel mit dem Titel "EU-Indien-Freihandelsabkommen kommt schleppend voran". 3
4 Exporte Indiens nach wichtigen Handelspartnern 2015/16 (in Mio. US$, Veränderung gegenüber der Vorjahresperiode) Land/Region nach Status beim FHA Ausfuhr Veränderung seit FHA in Kraft.ASEAN , Singapur ,3 Bilaterales FHA: in Kraft..Indonesien ,7 Bilaterales FHA: in Verhandlung..Malaysia ,2 Bilaterales FHA: in Kraft SAFTA (South Asian Free-Trade Area) , Bangladesch ,0 -..Sri Lanka ,8 Bilaterales FHA: in Kraft..Nepal ,5 Bilaterales FHA: in Kraft..Pakistan ,6 - Mercosur , Brasilien ,5 -.Japan , Korea (Rep.) , FHA in Verhandlung.EU , Israel , Ägypten , Australien , Kanada , EFTA , Mauritius , Vorgespräche, vorbereitende Studien.VR China , Türkei , Russland , sonstige wichtige Handelspartner.VAE ,2 -.USA ,1 -.Hongkong, SVR ,7 -.Saudi-Arabien
5 Vereinigtes Königreich ,3 - Deutschland ,9 - Quellen: ADB - Asia Regional Integration; Berechnungen von Germany Trade & Invest; Stand: Juni 2016 (HENA) Wilma Knipp GTAI KONTAKT Wilma Knipp Wirtschaft +49 (0) Ihre Frage an uns Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck auch teilweise nur mit vorheriger ausdrücklicher Genehmigung. Trotz größtmöglicher Sorgfalt keine Haftung für den Inhalt Germany Trade & Invest Gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages. 5
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