Weimarer Republik (und ein bißchen Romantik) Einführung in die Kinder- und Jugendliteratur

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1 Weimarer Republik (und ein bißchen Romantik) Einführung in die Kinder- und Jugendliteratur

2 Der Froschkönig Es war einmal eine Königstochter, die ging hinaus in den Wald und setzte sich an einen kühlen Brunnen. (1. Aufl. 1812) Es war einmal eine Königstochter, die wußte nicht was sie anfangen sollte vor langer Weile. (2. Aufl. 1819) In den alten Zeiten wo das Wünschen noch geholfen hat lebte ein König dessen Töchter waren alle schön, aber die jüngste war so schön, daß sich die Sonne selber, die doch so vieles gesehen hat, darüber verwunderte so oft sie ihr ins Gesicht schien. (2. Aufl. der Kleinen Ausgabe 1833)

3 Vorrede zum ersten Band (1812) Innerlich geht durch diese Dichtungen dieselbe Reinheit, um derentwillen uns Kinder so wunderbar und seelig erscheinen; sie haben gleichsam dieselben bläulich-weißen, mackellosen, glänzenden Augen (in die sich die kleinen Kinder selbst so gern greifen), die nicht mehr wachsen können, während die andern Glieder noch zart, schwach, und zum Dienst der Erde ungeschickt sind.

4 Märchen Grimm / Brentano Grimm Brentano wissenschaftliche Edition nach Quellen Rolle von Fantasie und Kunst keine Bilder Bildpoetik Märchenton und Mundart Kunstsprache kein Rahmen arabeske Anlage

5 Clemens Brentano: Gockel, Hinkel und Gackeleia erster Plan Ende 1805 Brentano schreibt an Arnim, er wolle die italienischen Kindermärchen für deutsche Kinder bearbeiten zwischen 1805 und 1811 italienischer Märchenzyklus (erst 1846/47 aus dem Nachlass ediert) 1815 erste Fassung des Gockel-Märchens ab 1835 neue Arbeit am Gockelmärchen (erscheint 1837, vordatiert auf 1838)

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7 ein paar Hemden, etwas Flachs-, Hanf- und andere Sämereien, Nadel, Zwirn und Fingerhut und ein Wachsstümpfchen, ein Gebetbuch und einige schöne neue Lieder, gedruckt in diesem Jahr, und den Gräflich Hennegauschen Stammbaum und ihren Taufschein und Copulationsschein und so weiter Schein bewahrt (GHG 34) O Stern und Blume, Geist und Kleid, Lieb, Leid und Zeit und Ewigkeit! Schönster Baum im Paradies, Gieb mir Das und gieb mir Dies, Rüttel dich und schüttel dich, Schüttel Leib und Herz und Geist, Und was diesen zierlich heißt, Hüllend, füllend über mich. (GHG 115)

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9 Das 19. Jahrhundert: Fortsetzungen von Aufklärung und Romantik Programme des aufklärerischen Kinderromans und des Märchens bleiben in Kraft Wilhelm Hauff: Mährchen-Almanache ( ) auflagenstärkste Märchensammlung des 19. Jh.: Ludwig Bechstein, Deutsches Märchenbuch (1845) sowie Neues deutsches Märchenbuch (1856) Charlotte Bühler: Das Märchen und die Fantasie des Kindes (1918)

10 didaktisch orientierte Abenteuerbücher, besonders Robinsonaden Revolutionierung des Buchmarktes im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts Ausdifferenzierung in Mädchen- und Jungenliteratur neue Abenteuerliteratur mit exotischen Schauplätzen: der Musterfall Karl May (Winnetou I, 1893) Emmy von Rhoden, Der Trotzkopf (1885); Else Ury, Nesthäkchen (1913)

11 Aufschwung des Bilderbuchs Heinrich Hoffmann, Der Struwwelpeter (1847) Wilhelm Busch, Max und Moritz (1865) Ernst Kreidolf: Blumen-Märchen (1898) Sybille von Olfers: Etwas von den Wurzelkindern (1906)

12 Erich Kästner: Emil und die Detektive (1929) erster Kinder-Großstadtroman erster Kinder-Detektivroman Kinderliteratur der Neuen Sachlichkeit Parallel- und Gegentext: Fabian (1931)

13 Die Dicke sagte: Die nebenan ist ne Marke. Sie gehört gar nicht hierher, kommt in teuren Pelzmänteln an, aber darunter trägt sie was ganz Durchsichtiges. Es soll eine reiche Frau aus dem Westen sein, sogar verheiratet. Sie holt sich junge Kerle in die Nische, bezahlt für sie und gibt an, daß die Wände rot werden. Fabian erhob sich und blickte über die halbhohe Zwischenwand hinweg nebenan. Dort saß in einem grünseidenen Badeanzug eine große gutgewachsene Frau und war, unter Absingung von Lieder, dabei, einen Reichswehrsoldaten, der sich verzweifelt wehrte, auszuziehen.

14 Otto Dix: Metropolis (1928)

15 Neue Sachlichkeit Welt soll nicht dichterisch verklärt, sondern technisch aufgezeichnet werden Bevorzugung technik- und mediennaher, faktografischer Genres: Reportage und Reisebericht daraus entwickelt: Reportage- und Zeitroman Objektivität des Materials, nicht Subjektivität des Betrachters

16 Eine Geschichte über Dinge, die wir längst kennen das beste wird sein, Sie schreiben über Sachen, die Sie kennen. Also, von der Untergrundbahn und Hotels und solchem Zeug. Und von Kindern, wie sie Ihnen täglich an der Nase vorbeilaufen, und wie wir früher einmal selber welche waren. Diese Autos! Sie drängten sich hastig an der Straßenbahn vorbei; hupten, quiekten, streckten rote Zeiger links und rechts heraus, bogen um die Ecke; andere Autos schoben sich nach. So ein Krach! Und die vielen Menschen auf den Fußsteigen! Und von allen Seiten Straßenbahnen, Fuhrwerke, zweistöckige Autobusse! Zeitungsverkäufer an allen Ecken. Wunderbare Schaufenster mit Blumen, Früchten, Büchern, goldenen Uhren, Kleidern und seidener Wäsche. Und hohe, hohe Häuser. Das war also Berlin. Emil hätte sich gern alles in größter Ruhe betrachtet. Aber er hatte keine Zeit dazu.

17 Aber, falls ihr es nicht wissen solltet: Die meisten Leute verdienen viel, viel weniger [als zweitausend Mark im Monat]. Und wer pro Woche fünfunddreißig Mark verdient, der muß, ob es euch gefällt oder nicht, hundertvierzig Mark, die er gespart hat, für sehr viel Geld halten. Für zahllose Menschen sind hundert Mark fast so viel wie eine Million, und sie schreiben hundert Mark sozusagen mit sechs Nullen. Und wieviel eine Million in Wirklichkeit ist, das können sie sich nicht einmal vorstellen, wenn sie träumen.