Die EhrenamtMessen und die Perspektiven des Bürgerengagements in Schleswig-Holstein. Dr. Gitta Trauernicht. zur
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- Dirk Linden
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1 Gitta Trauernicht: Rede zur Abschlussveranstaltung EhrenamtMessen 2006 Die EhrenamtMessen und die Perspektiven des Bürgerengagements in Schleswig-Holstein Dr. Gitta Trauernicht Ministerin für Soziales, Gesundheit, Familie, Jugend und Senioren des Landes Schleswig-Holstein zur Abschlussveranstaltung EhrenamtMessen Schleswig-Holstein Diakonisches Werk Schleswig-Holstein in Rendsburg, 18. März 2006 EMessen Abschluss Ansprache Trauernicht Seite 1 von
2 Sehr geehrte, liebe Frau Landespastorin, sehr geehrter Herr Dr. Eckstein, sehr geehrte Frau Pastorin Popp, meine sehr verehrten Damen und Herren, heute sind wir am anderen Ende eines weit gespannten Bogens angekommen. Der Bogen umspannt nicht nur die Wochen seit dem 24. Januar, an dem wir die Ehrenamtsmessen mit einem gelungenen Auftakt begonnen haben. Der Bogen umspannt mit 17 Veranstaltungen auch ganz Schleswig-Holstein von der West- zur Ostküste und von Dänemark bis Hamburg. Rund 1000 Aussteller, etwa 100 Organisatoren und über 25 Tausend Besucherinnen und Besucher an den Informationsständen der Vereine und Initiativen, der Kommunen und Verbände haben die Ehrenamtsmessen so erfolgreich gemacht. Was aber wirklich unglaublich erscheint: nach einem ersten Resümee konnten etwa Bürgerinnen und Bürger unseres Landes für eine ehrenamtliche Mitarbeit gewonnen werden. Das ist ein Riesenerfolg, zu dem ich Ihnen auch im Namen der gesamten Landesregierung von Herzen gratuliere. Ich danke allen, die zu diesem Erfolg beigetragen haben. Zuerst natürlich denen, die auf den vielen Messen geduldig die Fragen der Besucherinnen und Besucher beantworteten, die durch ihr eigenes Engagement viele animiert haben, auch mitzumachen. Ich danke den rund Frauen und Männern, die ein buntes und unterhaltsames Begleitprogramm gestalteten. Ich danke auch denen, die Tee gekocht und sich um das leibliche Wohl der Besucherinnen und Besucher kümmerten. Mein Dank geht an alle, die die zahlreichen Informationen für die Bürgerinnen und Bürger geschrieben, gedruckt, verteilt und bereitgestellt haben. Ich danke dem Kuratorium der Ehrenamtsmessen - allen voran Herrn Dr. Michael Eckstein für sein unermüdliches Engagement für dieses große Projekt der Ehrenamtsmessen. Frau Landespastorin Thobaben sei herzlich für Ihre Unterstützung gedankt. Ich bin auch froh, dass sich so viele Kreispräsidenten, Landräte, Landtags- und Bundestagsabgeordnete und auch Mitglieder der Landesregierung beteiligt haben. Dankbar bin ich auch über die Unterstützung der Medien. Rund hundert Presseberichte erschienen über das wunderbare Projekt. Nicht zuletzt möchte ich auch das Landesfunkhaus des NDR hervorheben, dass den Ehrenamtsmessen eine landesweite Resonanz verschaffte. Falls es noch jemanden gibt, den ich übersehen habe, der aber auch großen Dank verdient, sehe man es mir nach. Ich schüttle allen, die am Erfolg der Messen beteiligt waren, symbolisch die Hand. EMessen Abschluss Ansprache Trauernicht Seite 2 von
3 Ich hatte beim Auftakt der Ehrenamtsmessen in der HSH-Nordbank am 24. Januar gesagt, dass ohne ehrenamtliches Engagement eine zivile Bürgergesellschaft nicht wirklich lebensfähig ist. Das haben die Ehrenamtsmessen eindrucksvoll bestätigt. Es gibt kaum noch einen Bereich in unserer Gesellschaft, in dem nicht auch engagierte ehrenamtliche Arbeit geleistet wird, ja, die ohne Ehrenamt noch auskommen kann. Und es hat sich eindrucksvoll bestätigt, dass professionelle und ehrenamtliche Arbeit keineswegs gegeneinander sondern nur miteinander zu besten Ergebnissen führt. Und es hat sich auch gezeigt, dass die ehrenamtliche Arbeit nicht dazu dient, die Lücken zu füllen, die der Sozialstaat lässt sondern dass das bürgerschaftliche Engagement substantieller Bestandteil eben dieses Sozialstaates ist. Die Zahlen in Schleswig-Holstein belegen eindrucksvoll, dass das Ehrenamt in unserem Bundesland einen festen Platz hat. Es ist ein volles Drittel unserer Bevölkerung, das sich gesellschaftlich aktiv einmischt, sich engagiert und einen Teil seiner freien Zeit für andere da ist. Ehrenamtlich engagierte Bürgerinnen und Bürger sind offen für die Probleme und Sorgen anderer Menschen. Sie sind sensibel gegenüber sozialen Notlagen. Sie sind da, wenn man sie braucht. Wir können heute feststellen: In Schleswig-Holstein hat sich eine Kultur der Beteiligung entwickelt, eine zivile Bürgergesellschaft, der es nicht gleichgültig ist, was in dieser Gesellschaft passiert. Haben wir also eine neue Qualität des bürgerschaftlichen Engagements erreicht? Dieser Frage gilt es nachzugehen. Ich glaube, wir sind mit den Ehrenamtsmessen einen großen Schritt weitergekommen. Dennoch frage ich, ob im Bewusstsein unserer sozialen, kulturellen oder sportlichen Einrichtungen ausreichend verankert ist, dass das aufopferungsvolle bürgerschaftliche Engagement nicht nur für die kleinteilige oder stadtteilnahe Arbeit gebraucht wird und sinnvoll ist. Die hohe Wertschätzung der vielen kleinen Projekte und Initiativen muss sich auch darin niederschlagen, dem bürgerschaftlichen Engagement auch größeren Einfluss dort zu ermöglichen, wo bisher nur die Leitungsebenen der Institutionen übrigens auch der Politik entschieden haben. Wollen wir das bürgerschaftliche Engagement ehrlich weiterentwickeln, müssen wir auch Verantwortung abgeben und delegieren können. Auch wenn vielerorts das Laien-Engagement in Kirchen, den Gewerkschaften, den Parteien und Verbänden hoch gepriesen wird, muss eine zukünftige bürgerschaftlich organisierte Gesellschaft eine deutlich spürbare Kompetenzerweiterung des Ehrenamtes aufweisen. Die ehrenamtliche Mitarbeit in Schulen, in Krankenhäusern, in kulturellen Einrichtungen oder Seniorenheimen wird dann z. B. in einem Kompetenznetz aller Akteure eingebunden. Die je eigenen Fähigkeiten von Professionellen und Laien ergänzen sich und werden auf gleicher Augenhöhe akzeptiert. Bürgerschaftliches, unentgeltliches Engagement auf Leitungsebene ist noch zu vereinzelt, um wirklich wahrgenommen zu werden. Ich plädiere für mehr Ehrenamt auch in den Vorständen, in den Geschäftsleitungen und politischen Entscheidungsgremien. EMessen Abschluss Ansprache Trauernicht Seite 3 von
4 Wir haben bereits in unseren schleswig-holsteinischen Gemeindeordnungen viele Beteiligungsmöglichkeiten etabliert. Jugendbeiräte oder Seniorenbeiräte leisten vielerorts wertvolle Hilfe in den Belangen der Kommunen. Es sind natürlich auch weitere Partizipationsmöglichkeiten denkbar, die in den Gemeinden auch unterschiedlich ausfallen können. Diese Kultur der Beteiligung sollten wir verstärken und fördern. Das Ehrenamt wird damit zu einem Schlüsselbegriff unserer demokratisch organisierten Zivilgesellschaft. Das Loblied auf das Ehrenamt läuft dann auch nicht mehr Gefahr, nur Sonntagsrede zu sein oder zum Feigenblatt fehlender Beteiligung an den wirklich wichtigen Weichenstellungen zu werden. Die EhrenamtMessen Schleswig-Holstein 2006 haben allen Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit gegeben, sich zu informieren und Angebote für ehrenamtliche Tätigkeiten im persönlichen Gespräch kennen zu lernen. Damit ist die aktive Bürgergesellschaft in unserem Lande gestärkt worden. Durch die Ehrenamtsmessen sind neue Partnerschaften und Bündnisse zwischen Gesellschaft, Wirtschaft und Staat entstanden und bestehende haben sich verfestigt. Dies beziehe ich nicht nur auf das finanzielle Engagement von Wirtschaftsunternehmen als Sponsor für das Engagement aufzutreten, sondern auch ihr spezielles Wissen und zum Teil auch ihre professionelle Infrastruktur und Arbeitskraft zur Verfügung zu stellen, damit das Projekt Ehrenamtsmessen 2006 in Schleswig-Holsteinú gelingen konnte. Es ist uns gelungen, das bürgerschaftliche Engagement in all seinen Facetten und in allen öffentlichen Bereichen sichtbar zu machen. Die Ehrenamtsmessen haben auch die Zusammenarbeit zwischen den regionalen und örtlichen Initiativen gefördert. Und in den Kreisen, den Städten und den Gemeinden Schleswig-Holsteins wurde deutlich, was die Nachbargemeinde tut, was hier und dort im Kleinen wie im Großen läuft. Ein wichtiges Ziel war es natürlich, Bürgerinnen und Bürger zu gewinnen, selbst ehrenamtlich aktiv zu werden. Das ist wirklich beeindruckend gelungen. Ich verstehe es als Aufgabe meiner Politik, die Rahmenbedingungen für die Bürgerinnen und Bürger zu verbessern, die sich ehrenamtlich und freiwillig für das Gemeinwohl engagieren. Diejenigen, die sich engagieren wollen, dürfen erwarten, dass sie von allen staatlichen Ebenen unterstützt und ihnen Hindernisse aus dem Weg geräumt werden. In Schleswig-Holstein haben wir durch die Einrichtung der Landesinitiative Bürgergesellschaft in meinem Hause einen wichtigen Schritt getan auch im Vergleich mit anderen Bundesländern. So haben wir es beispielsweise schon erreicht, dass der individuelle Schutz des Einzelnen, der nicht einem großen Verband oder der Kirche angeschlossen ist, bei der Ausübung seines Ehrenamtes erheblich verbessert wurde. Zum Schluss also eine gute Botschaft für alle, die sich ehrenamtlich in unserer Gesellschaft engagieren. Seit dem 1. März 2006 haben wir eine landesweite EMessen Abschluss Ansprache Trauernicht Seite 4 von
5 Haftpflichtversicherung abgeschlossen. Jede und jeder, die oder der ehrenamtlich tätig ist, ist auch automatisch haftpflichtversichert. Ich freue mich, dass wir allen Schleswig-Holsteinerinnen und Schleswig-Holsteinern, die sich für die Allgemeinheit engagieren, mit diesem Schritt ein Stück mehr Sicherheit bei ihrer gemeinnützigen Tätigkeit bieten können. Die Ehrenamtsmessen waren ein vollen Erfolg. Herzlichen Dank nochmals an alle! Und jetzt freue ich mich auf die fachkundige Präsentation der Ehrenamtsmessen von Dr. Eckstein. EMessen Abschluss Ansprache Trauernicht Seite 5 von
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