Dauerhaft luftdicht aber wie?
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- Gitta Brandt
- vor 6 Jahren
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1 Planung und Ausführung der luftundurchlässigen Ebene Dauerhaft luftdicht aber wie? Gerade bei Altbauten ist es im Gegensatz zu neu zu errichtenden Gebäuden meist anspruchsvoller, eine lückenlose, luftdichte Ebene herzustellen, da die Gegebenheiten der vorhandenen Gebäude besondere Detaillösungen erfordern. Zwar wurde nicht erst mit der Einführung der Energieeinsparverordnung 2002 gesetzlich festgelegt, dass eine dauerhafte Luftdichtheit bei Gebäuden nach dem Stand der Technik herzustellen ist, allerdings erreichte die Luftdichtheit damit einen höheren Stellenwert, da sie mit der EnEV im europäischen Recht festgeschrieben wurde. Ebenso ist die DIN Wärmeschutz und Energieeinsparung in Gebäuden Luftdichtheit von Gebäuden, Anforderungen, Planungs- und Ausführungsempfehlungen sowie -beispiele, die im Januar 2011 nach über zehn Jahren überarbeitet wurde kein neues Dokument. Man sollte also davon ausgehen, dass bei der heutigen Modernisierung von Gebäuden das Thema Durchführung einer fachgerechten Luftdichtheit Arbeitsalltag auf Deutschlands Baustellen ist. Dem widerspricht allerdings die Tatsache, dass bei entsprechend durchgeführten Luftdichtheitstests nach der Altbausanierung Leckagen an der Tagesordnung sind. Worin begründet sich nun dieser Widerspruch und wie ist ihm mit geeigneten Mitteln zu begegnen? Notwendigkeit der Luftdichtheit Auf vielen Baustellen lässt sich feststellen, dass die Notwendigkeit einer luftdichten Gebäudehülle immer noch keine allgemeine Anerkennung gefunden hat und nicht den wichtigen Stellenwert bei der Sanierung findet, den sie auch aufgrund der gesetzlichen Vorgaben haben müsste. Ganz im Gegenteil: Verfolgt man die derzeitige Diskussion über die umzusetzende Energieeffizienz im Gebäudebestand, so wird man mit vielen Vorurteilen, die teilweise auch von so genannten Experten geschürt werden, konfrontiert. Dabei ist dann häufig von Behauptungen wie Häuser können nicht mehr atmen oder Luftdichtheit bringt den Schimmelpilz ins Haus die Rede. Dabei ist das Gegenteil der Fall. Ist die wärmedämmtechnische Ertüchtigung des Gebäudes einhergehend mit einer fachgerechten Umsetzung der Luftdichtigkeit erfolgt, so werden auch Bauschäden präventiv verhindert. Erst durch unkontrollierte Luftströmungen durch entsprechende Leckagen ist es möglich, dass z. B. durch einströmende Raumluft in die Konstruktion oder Auskühlung der Bauteile Kondensationsschäden entstehen. Des Weiteren kann natürlich über die fachgerecht durchgeführte Luftdichtheit Heizenergie eingespart und die Behaglichkeit durch Minderung von Zugerscheinungen in den Wohnräumen verbessert werden. (1) Luftdichte Gebäude sorgen für mehr Behaglichkeit in den Wohnräumen, da die Zugerscheinungen minimiert werden. Bild: Prager Rene - Fotolia.com Ein weiterer Vorteil der Luftdichtheit ist die Vermeidung von Schadstoffeintrag (z. B. Faserstoffe der Dämmung) in die Raumluft. Wird im Zuge einer energetischen Gebäudesanierung auch der Einsatz einer Lüftungsanlage vorgesehen, ist zudem die Luftdichtheit des Objektes absolute Voraussetzung, um diese sinnvoll einsetzen zu können. Verantwortung Unstrittig ist also, dass die EnEV die dauerhafte Luftdichtheit fordert, 8 EnEV im Bestand 05/12
2 dass zur Vermeidung von Bauschäden die Ausführung einer luftdichten Ebene notwendig ist, dass das Raumklima verbessert wird und dass die Energieeinsparung mit der Umsetzung der luftdichten Hülle einhergeht. Aus der EnEV und der Normung ist die Anforderung, die Bauleistungen nach den anerkannten Regeln der Technik (a. a. R. d. T.) herzustellen, abzuleiten. Hierfür ist in erster Linie der Ausführende, also der Fachhandwerker, verantwortlich. Er hat mit seiner Unternehmererklärung die Erfüllung der Pflichten aus der EnEV und den entsprechenden Verordnungen nachzuweisen. Ebenso hat der Planer sicherzustellen und ist dafür verantwortlich, dass die Luftdichtheit bzw. die Anforderungen der Verordnungen erfüllt werden. Segmente der Luftdichtheit Unterteilt man die Gebäudehülle im Hinblick auf die Luftdichtigkeitsebene, so können drei Segmente zusammengefasst werden: die Flächen, die Anschlüsse und die Durchdringungen der Ebene. Flächen sind beispielsweise das Mauerwerk, die Dampfbremse, die Fenster, die Platten der Innenverkleidung etc. Die Anschlüsse stellen die Verbindungen unter den Flächen dar. Die Durchdringungen werden benötigt, um z. B. Versorgungsund Elektroleitungen zu verlegen. Durchdringungen Am einfachsten lassen sich sicherlich Leckagen im Segment Durchdringungen vermeiden. In erster Linie sollte es das Ziel sein, die luftdichte Ebene so wenig wie möglich zu durchstoßen. Installationsleitungen im Bereich Elektro, Heizung und Sanitär lassen sich aber dennoch sicherlich nicht ganz vermeiden. Die Lösungen, die sich vielfach auf Baustellen beobachten lassen, sind jedoch nicht nötig (2, 3, 4). (2) Umständliche Verklebung von Elektrokabeln Die Bilder 2, 3, und 4 verdeutlichen teilweise in erschreckender Weise, welche Praxis sich bei der Modernisierung auf den Baustellen finden lässt. Dies ist zudem verwunderlich, da zum einen in der Normung die entsprechenden Planungs- und Ausführungsbeispiele vorliegen und zum anderen Industrie und Handel dem Fachhandwerker alle Hilfsmittel an die Hand geben, eine luftdichte Hülle auch im Bereich von Durchdringungen sicherzustellen. Anschlüsse Einen weiteren Schwachpunkt in der luftdichten Hülle eines Gebäudes bilden häufig die Anschlüsse der Bauteile untereinander. Dies mag darin begründet liegen, dass die luftdichte Ebene häufig mehrere Gewerke betrifft und grundsätzlich ein interdisziplinäres Arbeiten erfordert. Allerdings finden sich ebenso häufig Beispiele, bei denen diese Argumentation nicht angewandt werden kann. Bei der energieeffizienten Sanierung von Dächern ist es mittlerweile durchgängig üblich, eine Dampfbremse als luftdichte Fläche einzubringen. Wird dieses Segment nun beispielsweise durch den Einbau eines Dachflächen- (3) Durchdringung eines Kanalrohres: Mit einem luftdichten Anschluss hat das wenig zu tun. (4) Viel hilft nicht immer viel: Der Versuch, die Folie luftdicht an die Wand anzuschließen hier jedoch misslungen. (5) Neue Luftdichtungsmanschetten für Leitungen und Rohre (6) Manschette für eine luftdichte Rohrdurchführung Bild: Abbildung: pro clima EnEV im Bestand 05/12 9
3 fensters durchbrochen, so ist besondere Sorgfalt auf die Anschlüsse des Dachfensters an die vorhandene Luftdichtheitsebene zu legen. Auch in diesem Fall ist der Fachhandwerker nicht auf sich allein gestellt. Für Dachflächenfenster können von den Herstellern so genannte Dampfsperrschürzen geliefert werden, die eine problemlose Möglichkeit der Verbindung von Fenster zu Dampfbremse darstellen. Mit der Anwendung solcher zusätzlichen Montagehilfen lassen sich die geforderten, dauerhaften luftdichten Anschlüsse realisieren. Dass dies nicht gängige Praxis bei der Modernisierung ist, kann eigentlich nur an der Unkenntnis der Ausführenden liegen, nicht an den geringen Zusatzkosten. Eine weitere Herausforderung bei der Altbausanierung stellen auch die Anschlüsse der Fenster an das Mauerwerk dar. Hochwertige Fenster, die in sich den Anspruch an die Luftdichtigkeit erfüllen, können durch nicht korrekten Einbau allerdings zu den gefürchteten Kondensatproblemen gerade im Laibungsbereich führen. Um dem entgegenzuwirken, sind die Grundregeln beim Fenstereinbau einzuhalten. (7) Problemlose Verbindung von Fenster zu Dampfbremse: die Dampfsperrschürze Bild: Raumseitig muss ein luftdichter Anschluss geschaffen werden. Rahmen und Wand müssen durch einen Wärmedämmstoff eine thermische Trennung erfahren, und außen muss eine entsprechende Dichtung das Eindringen von Feuchtigkeit verhindern. Die Abdichtung innen ist dabei umlaufend auszuführen und berücksichtigt auch den Übergang zur Brüstung bzw. zur Fensterbank. Ausführliche Beschreibungen und Detailzeichnungen zum fachgerechten Einbau entsprechend den a. a. R. d. T. finden sich im Leitfaden zur Planung und Ausführung der Montage von Fenstern und Türen. Fugenausbildung, (8) Bauschaden vorprogrammiert: Die Verklebung löst sich (10) Für einen luftdichten Fensteranschluss reicht PU-Schaum allein nicht aus! (12) Detail: Luftdichter Fensteranschluss Dichtsysteme und Abdichtungsempfehlungen sind genauso beschrieben wie auch entsprechende Beispiele zum fachgerechten Einbau im Altbau. Dabei ist den Detailzeichnungen für den monolithischen Wandaufbau, dem zweischaligen Mauerwerk und auch dem Fachwerk jeweils entsprechend den drei Ebenen des Fenstereinbaus die fachgerechte Umsetzung auch der Luftdichtigkeit zu entnehmen. (9) bereits an mehreren Stellen. (11) Ausführung in der Praxis: der luftdichte Anschluss eines Fensters mit Fugendichtband Bild: Bild: Albert Berner Deutschland GmbH 10 EnEV im Bestand 05/12
4 Flächen Betrachtet man das Segment Fläche der Gebäudehülle, so werden Betondecken und geputztes Mauerwerk als luftdichte Hülle zumeist den Anforderungen gerecht. Auch hier ist das Problem eher der Anschluss der Flächen untereinander. (13) Leider häufig Realität in der Praxis: wilde, aber sinnlose Verklebungen in Eckbereichen (14) Ohne korrekten Anschluss an die Wand nützt die Dampfbremse wenig. von Dampfbremse auf das Mauerwerk bzw. die Durchdringungen der Dachkonstruktion durch das Mauerwerk. Die DIN 4108 Teil 7 bietet eine Vielzahl von Details zu möglichen Einbausituationen, die aber oftmals in der Praxis aufgrund der baulichen Voraussetzung keine mögliche Einszu-eins-Umsetzung erlauben. Jeder Altbau fordert prinzipiell individuelle, angepasste Lösungsmöglichkeiten, was die Herstellung der Luftdichtheitsebene betrifft. Daher ist es notwendig, sich schon frühzeitig Gedanken zu machen und diese planerisch festzulegen. Die Hemmnisse in der Altbausanierung beginnen aber schon häufig mit dem Fehlen aussagefähiger Bestandspläne. Zudem erfolgt in vielen Fällen die Planung der Luftdichtigkeit und ebenso die Prü- fung der gegebenen Voraussetzungen durch den Ausführenden. Sind dann in einer umfangreichen Modernisierung mehrere Gewerke beteiligt, ist es unabdingbar, dass eindeutig definiert wird, wer die Verantwortung für welchen Anschluss bei den Übergängen der Gewerke hat. Jemand muss auf der Baustelle in Sachen Luftdichtheit also den Hut aufhaben. Das bedeutet, dass nur eine entsprechende Planung mit einer einhergehenden Bauüberwachung das Problem lösen kann. Damit ist nicht immer unbedingt die Überwachung durch Dritte gemeint. Bei einzelnen Sanierungsmaßnahmen ist die entsprechend fachlich kompetente Person des Ausführenden in der Verantwortung, die bauliche Situation hinsichtlich der Realisierung der Luftdichtigkeit zu Planung und Bauüberwachung unverzichtbar Die obigen Bilder belegen, dass selbst der Anschluss der Dampfbremse an das Mauerwerk, die fachgerechte Verlegung der Dampfsperre im Eckbereich und die Verbindung der Nahtstellen sowie die Abdichtung der Durchdringungen im Mauerwerk von Bauteilen schier unlösbare Probleme darstellen. Diese Auflistung ließe sich endlos um die klassischen Fehler der Anbringung der Luftdichtheitsebene, z. B. bei Holzbalkendecken im Dachgeschossbereich, nicht luftdicht schließenden Bodentreppen zum unbeheizten Spitzboden usw., fortführen. Die Lösung der Probleme lässt sich allerdings nicht standardisieren. Für den Altbau kann es keine allgemein geltenden Anwendungen geben. Deutlich wird dies immer wieder, betrachtet man die Übergänge im Dachbereich (15) Sehr wichtig ist eine sorgfältige Verklebung mit geeigneten Materialien, denn spätestens bei Messungen kommen Leckagen zutage. (16) Fehlerhafter Anschluss von Putz an die Fußpfette EnEV im Bestand 05/12 11
5 Detaillösungen zur Luftdichtheit , 67 Klebeband Ampacoll BK 535, 50 mm/ampacoll Connecto 39, 67 Klebeband Ampacoll BK 535, 80 mm/ampacoll Connecto (17) Beispiel Dach, Vollsparrendämmung mit Dachbahn 47 Nageldichtung Ampacoll ND. Band 27 Klebeband Ampacoll INT (18) Beispiel Dach mit Durchdringung, Kamin durch Vollsparrendämmung und Ziegeleindeckung Grafiken: 13 Schalungsbahn Ampatex SB Klebeband Ampacoll BK 530, 15 mm 60 Randanschlusskleber Ampacoll RA (19) Beispiel Luftdichtheit Innenausbau an der Traufe, Aufsparrendämmung mit Aufschiebling, Einschalenmauerwerk 60 Randanschlusskleber Ampacoll RA 96 Beton-Ringanker (20) Beispiel Luftdichtheit Innenausbau an der Traufe, Zwischensparrendämmung bei Ringanker, Einschalenmauerwerk 12 EnEV im Bestand 05/12
6 29 prüfen. In der DIN 4108-Teil 7 wird darauf verwiesen, dass auf eine sorgfältige Ausführung zu achten ist. Ebenso sind die Verarbeitungsrichtlinien der Hersteller zu beachten (21) Beispiel Luftdichtheit Innenausbau, Pfettenanschluss, Bahn an Pfette geklebt (22) Beispiel Luftdichtheit Innenausbau am First, mit Bahnenstreifen, Zwischensparrendämmung Randanschlusskleber Ampacoll RA 82 Konstruktion rissfrei 13 Schalungsbahn Ampatex SB Klebeband Ampacoll INT Zudem sollte es Standard sein, das nicht allein den Ausführenden vor Ort die Verantwortung zur fachgerechten Umsetzung überlassen wird, sondern dies auch von der für Angebot und Planung verantwortlichen Person überwacht wird. Sind in einer umfangreicheren Sanierung unterschiedliche Gewerke tätig, so ist eine Baubegleitung unabdingbar. Nur eine entsprechende Planung, Festlegung der Verantwortlichkeiten und Bauüberwachung sichern die dichte Hülle des Objekts. Dabei kann es notwendig werden, Leckageprüfungen visuell, aber auch mittels Luftdichtigkeitstest entsprechend dem Baufortschritt durchzuführen. Fazit Luftdichtigkeit ist wichtig zur Umsetzung von Einsparzielen, zum Gebäudeschutz und zur Verbesserung der Raumbehaglichkeit. Es gibt ausreichende gesetzliche Vorschriften und Verordnungen, die eine entsprechende Umsetzung ermöglichen. Zudem bieten auch Industrie und Handel ein Vielfaches an Angeboten zur fachlich korrekten Umsetzung. Die Problematik liegt in der Ausführung, denn fehlerhafte Planung und inkonsequente Bauüberwachung führen immer wieder zu schwerwiegenden Fehlern bei der Umsetzung der Luftdichtheitsebene. Zu begrüßen ist daher die verbesserte Förderung der Baubegleitung durch die KfW. Raymond Krieger, Dipl.-Ing., Grafiken: (23) Beispiel Luftdichtheit Innenausbau am Giebel, Anschluss an Mauerwerkskrone 13 Schalungsbahn Ampatex SB Flüssigklebstoff Ampacoll Superfix 82 Anpresslatte ist als Umwelt- und Energieberater (Anerkennung nach BAFA) sowie KfW- Sachverständiger für das Bremer Ingenieurbüros BAUTEG tätig, dessen Spektrum von der geförderten Energieberatung von Einfamilienhäusern über die Gewerbeberatung bis hin zur baubegleitenden Qualitätssicherung reicht. Seit 2001 ist er geschäftsführendes Mitglied des Bundesverbandes für Umweltberatung bfub e. V. EnEV im Bestand 05/12 13
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