Schaf oder Sklave Nachfolge Jesu heute 1. Petrus 2, Ev. St.-Markus-Gemeinde, Bremen 1

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1 Schaf oder Sklave Nachfolge Jesu heute 1. Petrus 2, Ev. St.-Markus-Gemeinde, Bremen 1 Liebe Gemeinde! Schaf oder Sklave, was wärst Du gerne? Irgendwie mag keiner die Frage, oder? Es sind schon eigenartige Bilder und Vergleiche, die wir im Neuen Testament für das Christsein finden. Wenn Du diese Frage nicht beantworten kannst, was möchtest Du dann, welche Träume hast Du? Träume sind Schäume, so sagt man. Damit wird manchmal jeder hoffnungsvolle Blick auf die Zukunft vom Tisch gewischt. Die biblische Botschaft leitet uns aber an, mit Hoffnung in die Zukunft zu sehen. Du darfst hoffen, denn der Himmel ist offen! Jesus ist auferstanden und lebt. Er hat die Tür zum Himmel für uns aufgetan. Das bedeutet nun nicht, dass Gott alle unsere Wünsche erfüllt und alle Träume wahr werden. Christ sein bedeutet nicht, dass Gott dafür sorgt, dass alles easy ist. Man sagt ja Teenies manchmal nach, dass sie zu unrealistischen Träumen neigen. Das bedeutet dann oft ein Wechselbad der Gefühle, mal in Träumen schon fast auf einer Wolke schweben und kurze Zeit später total enttäuscht am Boden zerstört sein. Manche Eltern sagen dann ihren idealistischen Kindern, die voller Hoffnung Wünsche und Pläne erzählen: Komm erstmal auf den Boden zurück. Sie rechnen mit der Ernüchterung und möchten nicht, dass die Kinder nachher total enttäuscht sind. Gott ist anders als die Eltern. Er ist zum Teil noch härter: Er kündigt sogar Leiden an. Aber er sagt nicht: Komm auf den Boden, gib alle Hoffnungen auf. Im Gegenteil, er sagt: Komm in den Himmel. Lebe von der Hoffnung her. Ein großer Teil der ersten Christen waren Sklaven. Die wurden häufig ungerecht bestraft. Die Besitzer machten mit ihnen, was sie wollten. Die Sklaven hatten keine Rechte. Sie konnten sich nicht wehren. So fühlen sich manche Menschen heute auch. Wir hörten in der Schriftlesung von Jesus, dem guten Hirten und den Schafen. Ich lese nun aus dem 1. Petrusbrief die Verse Es geht zunächst um die Anweisung an Christen, die Sklaven waren, dann um grundsätzliches zum Christsein, zur Nachfolge von Jesus Christus. Deshalb meine Eingangsfrage, ob Du Sklave oder Schaf sein möchtest. 1.Petrus 2, Ihr Sklaven, ordnet euch euren Herren unter und achtet sie. Dies betrifft nicht nur die guten und freundlichen, sondern gerade auch die unberechenbaren. 19 Denn das ist Gnade: Wenn jemand Schweres geduldig erträgt und sogar zu Unrecht leidet und das, weil er weiß, dass er in seinem Gewissen Gott verpflichtet ist. 20 Welchen Ruhm soll es euch denn einbringen, wenn ihr Schläge aushaltet, weil ihr Unrecht tut? Aber wenn ihr Gutes tut und deswegen Leiden ertragt Seite - 1 -

2 Schaf oder Sklave Nachfolge Jesu heute 1. Petrus 2, Ev. St.-Markus-Gemeinde, Bremen 2 das ist wirklich eine Gnade von Gott. 21 Dazu hat er euch nämlich berufen. Denn auch Christus hat für euch gelitten. Er hat euch ein Beispiel gegeben, damit ihr ihm in seiner Fußspur nachfolgt. 22 Er hat keine Schuld auf sich geladen und aus seinem Mund kam nie ein unwahres Wort. 23 Wenn er beschimpft wurde, gab er es nicht zurück. Wenn er litt, drohte er nicht mit Vergeltung. Sondern er übergab seine Sache dem gerechten Richter. 24 Er selbst hat unsere Sünde mit seinem eigenen Leib hinaufgetragen an das Holz. Dadurch sind wir für die Sünde tot und können für die Gerechtigkeit leben. Durch seine Wunden seid ihr geheilt. 25 Ihr wart wie Schafe, die sich verirrt hatten. Aber jetzt seid ihr zu eurem Hirten und Beschützer zurückgekehrt. Wie üblich drei Punkte zu diesem Bibeltext: 1. Egal in welcher Situation Du lebst: Lass Dich herausfordern zum Leben als Christ! 2. Sind die Fußstapfen zu groß? 3. Der Hirte hilft den Kurs zu halten Also 1. Egal in welcher Situation Du lebst: Lass Dich herausfordern zum Leben als Christ! Ich fragte, ob Du Sklave oder Schaf sein möchtest. Die Sklaven werden zunächst angesprochen. Die UNO hat bereits 1956 die moderne Form der Sklaverei verboten. Aber es gibt sie immer noch. Zum Glück ist sie in Deutschland eher selten. Christen sollten sich immer für die Abschaffung der Sklaverei einsetzen. Dennoch gab es und gibt es Christen, die nicht frei sind. Wie sollen sie in der Freiheit eines Christenmenschen leben? Auch für uns gibt es Zwänge und Bindungen. Wir müssen arbeiten, um den Lebensunterhalt zu verdienen, wenn wir nicht schon in Rente sind. Auch wer noch nicht arbeitet, weil er zur Schule geht, in der Ausbildung ist oder wer zur Zeit keine Arbeit findet, unterliegt Zwängen. Manche sind mit familiären Aufgaben eingedeckt oder ein Ehrenamt, das ja freiwillig übernommen wurde, setzt total unter Druck, weil die Aufgabe wichtig ist und man die dort entstehenden Zwänge nicht einfach abschieben mag. Kann man da frei leben? Wer ist denn frei? Wir wollen zumindest frei von Leid und Schmerzen sein. Das Wesen des Lebens als Sklave ist es aber, dass man sich gegen Unrecht nicht wehren kann, dass man sich völlig ausgeliefert fühlt, und keinen eigenen Handlungsspielraum hat. So ist das Empfinden. Das haben auch viele Menschen bei uns. Seite - 2 -

3 Schaf oder Sklave Nachfolge Jesu heute 1. Petrus 2, Ev. St.-Markus-Gemeinde, Bremen 3 Stimmt es aber, dass es keinen eigenen Handlungsspielraum gibt? Nachfolge von Jesus, Christsein, setzt doch die Freiheit der Entscheidung voraus! Hier setzt Petrus an. Wenn er sagt Ordnet Euch den Herren unter, sogar den unberechenbaren und ungerechten, dann will er damit nicht Unrecht und Gewalt legitimieren und zum Duckmäuser erziehen. Sklaverei wird nirgends positiv bewertet. Wer frei ist, soll alles tun, um frei zu bleiben. Wer frei werden oder andere befreien kann, soll sich dafür einsetzen. Mit der Aufforderung zur Unterordnung, geht es um gesunden Realismus. Reibe Dich nicht an Dingen, die Du nicht ändern kannst! Die Freiheit gibt es zunächst an anderer Stelle. Es ist die innere Freiheit. Auch das ist keine völlige Freiheit, nach dem Motto Die Gedanken sind frei, da kannst Du in Gedanken Deine Rachepläne umsetzen. Nein innere Freiheit entsteht durch die Bindung an Gott. Der Christ ist in seinem Gewissen Gott verpflichtet. Es zählt für den Christen nicht, was die gerechten oder ungerechten Herren, die Klassenkameraden oder Lehrer, die Eltern oder Nachbarn, die Freunde oder Verwandten sagen. Für Christen zählt in erster Linie, was Gott über uns sagt. Das gibt innere Freiheit. Das ist ja manchmal schwierig zu hören, was Gott sagt. Es geht hier zunächst darum, dass wir durch Jesus Christus Vergebung haben. Jesus ist für uns am Kreuz gestorben. Er hat unsere Schuld ans Kreuz getragen. Wir gehören zu Jesus! Mit Gott und nach Gottes Geboten können wir leben. Wir können fragen: Was würde Jesus tun? Es zählen nun andere Maßstäbe. Es ist nicht die Frage Wie wird mein Leben möglichst leicht und angenehm?, sondern Was ist gut? Was ist schlecht? Es ist nicht angenehm, Sklave zu sein, immer nur zu tun, was einem gesagt wird. Aber wir müssen da nicht unbedingt Schlechtes tun. Wenn wir rebellieren, Gesetze brechen und dafür bestraft werden, ist das schlecht. Wenn wir Gutes tun und dennoch bestraft werden, ist es unangenehm, manchmal mit großen Leiden und Schmerzen verbunden, aber es ist nicht schlecht. Gott verurteilt uns nicht, sondern ist dann auf unserer Seite. Das zählt. Lass Dich dazu herausfordern, auch Unangenehmes, viel Arbeit, Kosten oder Leid in Kauf zu nehmen, wenn Du meinst, dass es nach Gottes Sichtweise gut ist, was Du tust. 2. Sind die Fußstapfen zu groß? Ich finde diese Frage angemessen, wenn Paulus schreibt: Denn auch Christus hat für euch gelitten. Er hat euch ein Beispiel gegeben, damit ihr ihm in seiner Fußspur nachfolgt. Er hat keine Schuld auf sich geladen und aus seinem Mund kam nie ein unwahres Wort. Wenn er beschimpft wurde, gab er es nicht zurück. Wenn er litt, drohte er nicht mit Vergeltung. Ich muss für mich sagen, dass ich erstmal solche Worte persönlich als totale moralische Überforderung empfinden. Jesus konnte so leben, aber ich doch nicht. Ich kann nicht sagen, dass ich keine Seite - 3 -

4 Schaf oder Sklave Nachfolge Jesu heute 1. Petrus 2, Ev. St.-Markus-Gemeinde, Bremen 4 Sünde getan habe. Ich reagiere häufig nach dem Muster, wie man in den Wald hineinruft, so schalt es heraus, also völlig anders als Jesus. Seine Fußstapfen sind zu groß für mich Dennoch will ich die Worte hier nicht einfach vom Tisch wischen. Ich weiß ja, dass es richtig ist, dass das Vorbild Jesu gut ist. Ich sagte: Wir gehören zu Jesus. Mir hilft hier der Begriff der Nachfolge. Ich darf einfach in seine Spur treten, ich muss nicht selber eine solche Spur hinterlassen. Ein Beispiel: Jeder Wanderer freut sich, wenn er ein Schneefeld in den Fußstapfen eines Vorgängers überqueren kann; und er freut sich noch mehr, wenn der vorher größer oder schwerer war, desto mehr Halt geben seine Fußstapfen. Wer eine Last trägt, macht tiefere Fußstapfen als ein unbeschwerter Mensch. Jesus hat die schwerste Last geschleppt, seine Fußstapfen sind die tiefsten der ganzen Menschheitsgeschichte. Kein Gebeugter kann tiefer einsinken, Jesu Fußstapfen genügen als Halt für jede Last. Er weist uns einen guten Weg. Es lohnt sich, den Spuren von Jesus zu Folgen. Es ist gut, dass die Fußstapfen von Jesus zu groß für uns sind. Wir müssen sie nicht vollständig ausfüllen. Wir bekommen dadurch Halt. Wir finden den klaren Weg. Ich habe als Thema gewählt: Schaf oder Sklave Nachfolge Jesu heute! Der Begriff Nachfolge ist mir wichtig. Er bedeutet, dass wir mit Jesus leben können. Das macht einen großen Unterschied. Nicht einfach leben wie Jesus, sondern leben mit Jesus. Das ist etwas anderes als eine moralische Forderung. Wir haben Ostern gefeiert. Jesus ist auferstanden. Er lebt. Mit ihm dürfen wir leben. Er selber führt, er geht den Weg voran. Er hilft. Das macht mir Mut. Deshalb 3. Der Hirte hilft den Kurs zu halten Jesus ist der gute Hirte für uns. Er ist der Bischof, er ist der Supervisor, der Aufseher, der, der den Überblick hat und deshalb führen und bewahren kann. Heute ist uns das Bild des Hirten nicht mehr so vor Augen, wie es das den Menschen früher war. Es bedeutet, dass Jesus sich total für uns einsetzt und sich um unser Wohlergehen sorgt. Jesus sieht wie es uns geht. Er versteht uns. Zu ihm kannst Du Dich mit allen Sorgen und Problemen wenden. Hebr 2,18 Weil er selbst gelitten hat und dadurch auf die Probe gestellt worden ist, kann er nun den Menschen helfen, die ebenfalls auf die Probe gestellt werden. Wir gehen Jesus hinterher. Das heißt, wir brauchen nicht mehr irrend umherlaufen, einen Lebensweg suchen, hilflos und ausgeliefert wie ein einsames Schaf; sondern wir sollen den Weg mit einem Hirten gehen, der uns persönlich annimmt. Der Herr ist mein Hirte. Im Petrusbrief heißt es hier "Aber jetzt seid ihr zu eurem Hirten und Beschützer zurückgekehrt." Wörtlich steht hier nicht Beschützer, sondern Episkop, ein Begriff, der dann für Bischöfe benutzt wurde und wörtlich Supervisor oder Aufseher bedeuten kann. Das bedeutet, Jesus sieht alles von oben und in größerem Zusammenhang. Er Seite - 4 -

5 Schaf oder Sklave Nachfolge Jesu heute 1. Petrus 2, Ev. St.-Markus-Gemeinde, Bremen 5 sieht und versteht mehr als wir. Auf ihn können wir uns verlassen. Das Christsein beginnt mit der Beziehung zu Jesus, dass er der persönliche Hirte wird. Das Kennzeichen eines bekehrten Christen ist nicht ein bestimmter Lebensstil, sondern dass er an den Hirten und Bischof Jesus gebunden wurde. Auf Jesus sollen wir sehen. Er, der Hirte der Seelen, ist bei allen mühsamen Wegen mit seiner Führung da. Wer sich an diesen Hirten hält, hat einen guten Weg vor sich, er braucht um seine Seele keine Angst zu haben. Bei Jesus gibt es Heilung, Versöhnung, Frieden, Führung und Halt. Immer wenn Du nicht weiter weißt, wenn Du meinst zu scheitern, kannst Du Dich an ihn wenden, ihn um Vergebung bitten, auf ihn sehen und Dich neu auf den Weg machen. Ein Christ verlässt sich nicht auf seinen guten Willen und seine persönliche Stärke, sondern auf Jesus Christus. So kann das Leben gelingen. Jesus, der gute Hirte führt Dich zum Ziel. Deshalb brauchst Du keine Angst vor Zwängen, Problemen oder Leid haben, vor sklavenähnlichen Verhältnissen. Streb sie nicht an; aber wenn Probleme da sind, dann kannst Du wissen, Jesus ist auch da, er kennt Dich. Er kennt alles Leid, er kennt den guten Weg. Ein dummes Schaf ist eines, das versucht, für sich alleine eine guten Weg zu finden und das sich dann verläuft. Ein Schaf, das einen guten Hirten hat, ist beschützt und gut geführt. So darfst Du in der Nachfolge von Jesus leben. Er lebt. Du darfst mit ihm leben. Amen. Lasst uns singen: Jesus lebt, mit ihm auch ich Seite - 5 -