Elbe-Radweg - von Hamburg bis Hitzacker Teilstücke rechts und links des Flusses - von Hans-Raimund Kinkel

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1 Elbe-Radweg - von Hamburg bis Hitzacker Teilstücke rechts und links des Flusses - von Hans-Raimund Kinkel Informationen über einen der berühmtesten Radwege in Deutschland, den Elbe-Radweg, gibt es eigentlich genug. Und jedes Jahr steht auch das Offizielle Handbuch ELBERADWEG aktualisiert mit detaillierten Beschreibungen, Teilstrecken-Karten und Adressen für Übernachtungen zur Verfügung. Diese Unterlage ist für alle eine wertvolle Hilfe, die sich den Elbe- Radweg von der Mündung bis zur Quelle oder größere Teilstücke davon vorgenommen haben. Insgesamt ist dieser Weg Kilometer lang, geht in Cuxhaven los und endet in Tschechien an der Elbquelle nahe der polnischen Grenze in Spindleruv Mlyn. Einer der wichtigsten Tipps des Handbuches gleich zu Beginn: Aufgrund der vorherrschenden Windrichtung Nord-West empfehlen wir Ihnen, den Elbe-Radweg flussaufwärts zu fahren. Das ist sicher grundsätzlich richtig, wenn man nicht gerade in eine Hochdruckwetterlage gerät, die vor allem 2014 für vorherrschend starke Ostwinde sorgte. Eine weitere Schwierigkeit, die sich vor allem für den ersten Abschnitt ergibt: Welche Seite des Flusses sollte man nehmen. Denn bis Wittenberge gibt es den Elbe-Radweg überwiegend auf beiden Seiten. Hier helfen dann meist nur noch die Angaben in entsprechendem Kartenmaterial z.b. vom ADFC oder die Kompass-Karten - oder die entsprechenden persönlichen Tipps von Radlern, die den Elbe-Radweg schon gefahren sind. Wir haben uns von Hamburg aus Teilstücke vorgenommen, die wir rechts und links - oder besser auf der Süd- bzw. Nordseite geradelt sind. Und zwar immer als jeweilige Tagestour auf der einen Seite hin und auf der anderen zurück. Die meisten Mitradler, die wir unterwegs gesprochen haben, hatten Hamburg als Ausgangspunkt und als Endziel Dresden, Pirna oder Bad Schandau. Es sind wohl nur wenige, die den Elbe- Radweg von der Mündung bis zur Quelle in Tschechien radeln. Start an den Landungsbrücken Hamburg Binnenalster Bergedorfer Schloß Oben: Hamburger Rathaus; unten:rieck-haus Riepenburger Mühle

2 Die Radfahrer auf dem Elbe-Radweg haben ganz unterschiedliche Intensionen für ihre Tour. Für die einen steht im Vordergrund, die geplante Strecke in der zur Verfügung stehenden Zeit auch wirklich zu bewältigen. Dann steht die Kilometer-Leistung pro Tag im Focus. 80 bis 100 Kilometer Etappen sind für eine 1-2wöchige Reise dann das Minimum und - für einen einigermaßen geübten und trainierten Amateurradfahrer auch auf diesem weitestgehend flachen Terrain gut zu bewältigen. Das entspricht in etwa der Entfernung von Hamburg nach Dresden. Wer die Tour gemütlicher angehen möchte und unterwegs auch noch etwas von den Sehenswürdigkeiten an und in der näheren Umgebung des Elbe-Radwegs im Auge hat, kann die Tagesetappen auch auf Kilometer beschränken. Mit dem einen oder anderen Tag Pause dazwischen muss man dann für die selbe Strecke 3 Wochen zur Verfügung haben. Als dritte Version bietet sich an, von bestimmten Standorten aus eine jeweilige Region rechts und links des Elbe-Radweges intensiv zu erradeln. Ich möchte mich in diesem Bericht auf die Strecke von Hamburg bis Hitzacker beschränken und in einem zweiten Teil dann noch den Abschnitt von Hitzacker bis Wittenberge beleuchten. Und zwar jeweils von beiden Seiten der Elbe. Teil 1 - Hamburg und die Vier- und Marschlande Wer Hamburg als Ausgangspunkt für seine Tour auf dem Elbe- Radweg gewählt hat, wird sich mindestens erstmal ein- oder zwei Tage Zeit nehmen, um wenigstens die Innenstadt rund um das Rathaus und die Alster sowie den Hafen und St. Pauli kennenzulernen. An den berühmten Landungsbrücken geht es los, durch die Speicherstadt mit der neuen Hafencity und der Elbphilharmonie vorbei muss man dann ein Stück an der vielbefahrenen Amsinckstraße und dem Heidenkampsweg bis nach Rothenburgsort und Tiefstack. Über die Brücke am Ausschläger Elbdeich auf den Kaltehofe-Hauptdeich, dann atmet man erstmals richtig durch. Die Stadt liegt hinter einem - und davor die erste wunderschöne Sehenswürdigkeit: Die Wasserkunst Elbinsel Kaltehofe mit Informationszentrum, Museum und einem wunderbaren Café-Restaurant. Die Außenanlage wird bestimmt durch die kleinen Pumphäuschen vor den Becken der ehemaligen Moorfleet Hafen An der Elbe bei Oortkaten Zollenspieker Fähranleger - Treffpunkt für Biker Oben: Dove Elbe; unten: Museum Kaltehofe Das neue Hotel Zollenspieker Fährhaus

3 Wasseraufbereitung für die Millionenstadt. Eine Reportage darüber gibt es unter: /18/29/16/32/. Wer Zeit und Lust hat, kann von hier eine Erkundungstour um den Holzhafen machen. Der Elbe-Radweg allerdings führt am hohen Elbdeich entlang auf einer breiten, asphaltierten Strecke zur Tatenberger Schleuse, das Verbindungsglied zwischen Norderelbe und Dove Elbe. Ab Tatenberg liegen die Vier- und Marschlande vor einem, ein Gebiet, das mit dem Rad zu erkunden gerne eine Woche in Anspruch nehmen würde, wenn man auch nur die wichtigsten Stecken und Sehenswürdigkeiten inklusive Bergedorf mit seinem bedeutenden Wasserschloß erleben möchte. Neben der KZ- Gedenkstätte Neuengamme bilden das Rieckhaus in der Vierländer Fachwerkarchitektur und die Riepenburger Mühle die wichtigsten Anlaufpunkte. Kreuz und quer verlaufen Radwege, die seinesgleichen suchen. Ziel in den Vier- und Marschlanden im Rahmen des Elbe-Radweges ist das Zollenspieker Fährhaus. Seit 2014 gibt es dort über dem kleinen Yachthafen ein modernes Hotel. Die Terrasse mit Blick auf die Oberelbe ist ein beliebtes Ausflugsziel. Wer die Vier- und Marschlande kennenlernen will, der sollte sich dort einquartieren und hat von hier aus eine ganze Reihe an Möglichkeiten für erlebnisreiche Tagestouren. Aber zurück zur Tatenberger Schleuse. Man quert dort die Brücke und könnte nun rechts abbiegen und direkt am Elb-Deich entlang durch das Spadenland, Oortkaten und Warwisch nach Zollenspieker radeln. Schöner, auch wenn man dabei nichts von der Elbe sehen kann, ist der Weg über den Marschbahndamm. Dazu muss man nach der Brücke links und dann nach 50 Metern sofort wieder rechts abbiegen. Die Beschilderung ist so dezent, dass sie von vielen nicht erkannt wird und sie dem Tatenberger Deich folgen. Der Marschbahndamm ist die ehemalige Trasse der Eisenbahn, heute zu einem reinen Fahrradweg hergerichtet. Man fährt ohne vom Autoverkehr beeinträchtigt zu werden durch die Vierlande. Im Frühjahr blühen rechts und links Rapsfelder, im Sommer Getreide und Mais. An ausgedehnten Schrebergärten kommt Altengamme Tatenberger Schleuse Marschbahndamm-Einfahrt Nord Oben: Museum Kaltehofe; unten: Sandbrack in Fünfhausen Marschbahndamm im Frühjahr - einer der schönsten Radwege

4 eine Restaurantterrasse direkt über dem Sandbrack zu einem weiteren Halt einlädt. An der Forellenzucht am Hower See vorbei geht es weiter immer gerade aus nach Kirchwerder, wo man auf einen großen Spielplatz mit Rastplätzen stößt. Jetzt muss man sich entscheiden: Entweder man fährt den Marschbahndamm weiter bis Altengamme und von dort noch das kurze Stück nach Geesthacht - oder man biegt rechts ab und folgt dem Weg zum Elbdeich und nach Zollenspieker, nimmt dort die Fähre nach Hoopte und radelt auf der Südseite der Elbe nach Geesthacht. Beide Strecken sind attraktiv, wobei sich auf der Nordseite auch noch die Strecke am Hauptdeich entlang anbietet. Nirgendwo sieht man besser und freier auf die Oberelbe in diesem Teilstück zwischen Hamburg und Geesthacht. Ab Geesthacht empfiehlt sich für entspanntes Radeln die Südseite bis Lauenburg. Man radelt zwar die meiste Zeit am Deich entlang ohne Blickmöglichkeit auf die Elbe, aber den Weg säumen Waldstücke und wunderschöne niedersächsische Fachwerkbauten. Über Marschacht, Tespe und Artlenburg, wo an der Mühle der Elbe-Seitenkanal einmündet, kommt man nach Hohnstorf, das gegenüber von Lauenburg liegt. Die Nordseite von Geesthacht führt an der Elbuferstraße und dem Kernkraftweg Krümmel vorbei nach Tesperhude und dort in unwegsameres Gelände durch ein Waldstück mit Steilküste. Auf dieser Seite muss man dann auch noch ein längeres Stück durch die Stadt fahren. Lauenburgs Altstadt ist sehenswert, und für viele ist die Stadt auch der erste Übernachtungsstopp nach Hamburg. Von der Brücke aus bietet sich das herrliche Panorama der Lauenburger Altstadt. Teil 2 - Von Lauenburg bis Hitzacker Auf der Südseite der Elbe führt der Elbe-Radweg an der Flusslandschaft Elbe vorbei nach Bleckede, vom Charakter her unterscheidet sich die Strecke nicht wesentlich von dem Abschnitt zwischen Hoopte und Lauenburg. Wer nur einen Weg radelt könnte sich also auch für die Nordroute entscheiden, die durch die Naturschutzgebiete Lauenburger Elbvorland und Elbhang Mit großem Gepäck unterwegs nach Pirna Radegast - Historischer Ortskern Ausblick von den 12 Aposteln (zwölf speziell gepflanzte Eichen) vor Boizenburg Oben: Lauenburg; unten: Boizenburg Rathaus Boizenburg Gasse

5 Vierwald nach Boizenburg führt. Eine kurze Strecke führt der Weg allerdings an Bundesstraße 5 entlang, teilweise aber mit etwas größerem Abstand. Kurz von Boizenburg muss man bei den 12 Aposteln (12 eigens gepflanzte Eichen) anhalten und den weiten Blick auf die Elb-Region auf sich wirken lassen. Radweg ab Neu Bleckede Boizenburg ist ein freundliches, kleines Städtchen mit hübschem Rathaus am Marktplatz, der Mittelalterlichen Wallanlage, dem Fischerei- und dem Ersten deutschen Fliesenmuseum. Am Hafen mit den restlichen Werftanlagen entlang führt der Weg schnell auf den Elbdeich, über den es mit Blick auf die Elbe rechts und eine topfebene Landschaft links nach Neu Bleckede geht. Höhepunkt unterwegs ist ein Aussichtsturm, der über dem Biospärenreservat Elbtalaue tront und von oben einen Rundumblick ermöglicht. Wer sich für den weniger anstrengenden Weg südlich ab Lauenburg entschieden hat, radelt bei Hohnstorf auf den Deich und es geht auf guter Wegstrecke Richtung Bleckede. Unterwegs machen wir einen Stopp in Radegast mit seinem historischen Ortskern. Auf diesem Weg sehen wir eine ganze Reihe Störche und die Horste dazu. Bleckede gilt ja auch als Zentrum an der Storchenstraße mit seinem Museum im Elbschloß. Storchenhorst Die meisten, die ich unterwegs getroffen habe, wussten, dass sie ab Bleckede auf jeden Fall die Nordseite in Richtung Hitzacker wählen sollten, denn diese Strecke ist nicht nur die Schönere, sondern auch die absolut entspanntere. Auf und neben dem Deich geht es dabei zunächst nach Stiepelse, wo direkt am Radweg eine Herberge auf sich aufmerksam macht. Weiter über Neu Garge geht es nach Darchau. Auch auf dieser Strecke sehen wir viele Störche und freuen uns über die Möglichkeit, häufig auf die Elbe schauen zu können. Beim Herrenhof, gegenüber von Hitzacker, wechseln wir auf die Minifähre mit einem sehr freundlichen Fährmann, der, um noch zwei weitere Gäste mitnehmen zu können, nachdem er schon abgelegt hatt, kurzerhand nochmals an den Strand fährt, die Gangway ablässt und die Radler mitnimmt. Stiepelse Oben: Elbtalaue Aussichtsturm; unten: Hitzacker Brückenrestaurant Hitzacker Fähranleger

6 Hitzacker ist ein weiterer zentraler Übernachtungsstopp für fast alle, die wir auf unseren Touren rechts und links der Elbe bisher getroffen haben. Und das Städchen lohnt sich ja auch, etwas näher anzuschauen. Die Fachwerkarchitektur, die sich am Brückenrestaurant und dem Museum am deutlichsten zeigt, und die einmalige Lage mit Café-Terrassen laden zu einem Bummel durch die verträumten Gassen ein. Besuchenswert Das Alte Zollhaus -Museum und das Archäologische Zentrum. Aus früheren Abstechern mit dem Auto an der Elbuferstraße, der Südseite, entlang wußte ich zwar, dass es auf dieser Seite recht steil werden könnte, hoffte aber, dass es einen, wenn auch nicht so komfortableren Weg entlang der Elbe geben könnte. Ich startete direkt am Hafen entlang und folgte dem ausgeschilderten Weg. Zunächst sah alles auch gut aus. Ordentlicher Sandweg entlang der Alte Jetzel. Weiter ging es auf immer schmalerem Weg parallel zur Elbuferstraße bis Tiessau. Danach habe ich mich regelrecht verfranst und landete auf einem Grasweg, der mich bei abenteuerlichem Auf und Ab doch bis Drethem führte und dort auf die K19. Über Glienitz ging es dann flott nach Neu Darchau. Da sich auf der Karte der weitere Weg auf dieser Elbseite bis Bleckede auch nich besonders freundlich anfühlte, entschloss ich mich, in Neu Darchau auf die Fähre zu steigen und mich wieder auf die Nordseite übersetzen zu lassen. Die 16 Kilometer bis zur Fähre nach Bleckede mit Rückenwind waren die reine Freude. Auf diese Weise habe ich alle drei Fähren zwischen Hitzacker und Bleckede benutzt, jedesmal irgendwie ein erhebendes Gefühl. Auf dem Rückweg mit dem Auto machte ich noch einen Halt in Hittbergen an der riesigen Eiche vor der Kirche mitten im Zentrum. Über Lauenburg und Geesthacht ging es zurück nach Bergedorf. Nun bin ich gespannt auf die nächsten beiden Abschnitte von Hitzacker nach Dömitz und Schnackenburg und dann noch bis Wittenberge. (Fotos: Hans-Raimund Kinkel) Hitzacker Zentrum Waldweg an der Alte Jetzel Elbe bei Neu Darchau - von der Fähre aus Oben: Hitzacker Museum; unten: Hittbergen Auf der größeren Fähre bei Neu Darchau