Haus aus lebendigen Steinen
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- Lars Manfred Weiner
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1 Haus aus lebendigen Steinen Predigttext: 1. Petrus 2, 1-10 Anlass: 6. Sonntag nach Trinitatis Datum: 27. Juli 2014 Autor: Ort: Robert Augustin Schlosshof Elfershausen Hinweise: Vorlage: Predigt Marktoberdorf Ablauf auf extra Blatt 1. Petrus 2, So legt nun ab alle Bosheit und allen Betrug und Heuchelei und Neid und alle üble Nachrede 2 und seid begierig nach der vernünftigen lauteren Milch wie die neugeborenen Kindlein, damit ihr durch sie zunehmt zu eurem Heil, 3 da ihr ja geschmeckt habt, dass der Herr freundlich ist. 4 Zu ihm kommt als zu dem lebendigen Stein, der von den Menschen verworfen ist, aber bei Gott auserwählt und kostbar. 5 Und auch ihr als lebendige Steine erbaut euch zum geistlichen Hause und zur heiligen Priesterschaft, zu opfern geistliche Opfer, die Gott wohlge Seite 1
2 fällig sind durch Jesus Christus. 6 Darum steht in der Schrift (Jesaja 28,16):»Siehe, ich lege in Zion einen auserwählten, kostbaren Eckstein; und wer an ihn glaubt, der soll nicht zuschanden werden.«7 Für euch nun, die ihr glaubt, ist er kostbar; für die Ungläubigen aber ist»der Stein, den die Bauleute verworfen haben und der zum Eckstein geworden ist, 8 ein Stein des Anstoßes und ein Fels des Ärgernisses«(Psalm 118,22; Jesaja 8,14); sie stoßen sich an ihm, weil sie nicht an das Wort glauben, wozu sie auch bestimmt sind. 9 Ihr aber seid das auserwählte Geschlecht, die königliche Priesterschaft, das heilige Volk, das Volk des Eigentums, dass ihr verkündigen sollt die Wohltaten dessen, der euch berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht; 10 die ihr einst»nicht ein Volk«wart, nun aber»gottes Volk«seid, und einst nicht in Gnaden wart, nun aber in Gnaden seid (Hosea 2,25). Predigt Liebe Gemeinde, Grüß dich, altes Haus! - so sagt man manchmal scherzhaft. Ein Mensch als Haus. Eine Gemeinschaft von Menschen als Haus. Das ist ein Bild, das auch die Bibel schon kennt. Seite 2
3 Wir als Gemeinde, wir als Kirche sind wie ein Haus, sagt Petrus im heutigen Predigtabschnitt. Auch das griechische Wort Oikumenä bedeutet nichts anderes als Hausgemeinschaft. Wir, die evangelischen und die katholischen Christen sollen zusammen ein Haus aus lebendigen Steinen sein. Über diesen Vergleich möchte ich mit euch ein wenig nachdenken. 1. Der Zweck Jedes Haus dient einem Zweck, und der kann sehr unterschiedlich sein: Ein Wohnhaus hat einen anderen Zweck als ein Bürogebäude oder als ein Museum oder ein Gemeindehaus oder ein Parkhaus. Und entsprechend sehen diese Häuser auch verschieden aus. Ein Parkhaus zum Beispiel braucht keine Heizung, dafür aber eine Einfahrt. Was ist der Zweck des Hauses Gemeinde? Hören wir, was Petrus in unserem Predigtabschnitt sagt: Und auch ihr als lebendige Steine erbaut euch zum geistlichen Hause und zur heiligen Priesterschaft, zu opfern geistliche Opfer, die Gott wohlgefällig sind durch Jesus Christus. Wir sind also dazu da, geistliche Opfer darzubringen, die Gott gefallen. Und das Ganze durch Jesus Christus. Wohlgemerkt: Das sollen alle Christen tun, nicht nur die Priester. Was ist damit gemeint? Was sind geistliche Opfer? Seite 3
4 - Um zu verstehen, werfen wir einen kurzen Blick auf den Opferkult im Alten Testament. Da hat man Getreide, Öl oder Tiere Gott dargebracht. Es mussten die Besten sein ohne jeden Makel. Es war ein Zeichen des Dankes, der Verbundenheit, der Freude an Gott. Von dem Überfluss, der Lebensfülle, die Gott schenkt, sollte ein kleiner Teil ihm zurück gegeben werden. Wenn wir das auf uns heute übertragen, dann heißt es: Wir als Gemeinde sind dazu da, um das Gute, das uns Gott gegeben hat, unsere Lebenskraft, unsere Zeit, auch unser Geld zu teilen: Für ihn, für Gott einzusetzen. Es ihm dankbar zurückzugeben wie eine Opfergabe. Für mich heißt das: Zeit opfern für Gott z.b. für die Beschäftigung mit der Bibel, für das Gespräch mit Gott und den Gottesdienst. Und Zeit opfern für den Nächsten z.b. durch praktische Hilfe, durch ein Ehrenamt oder auf andere Weise. Das ist der Zweck der Gemeinde. Bitte nicht missverstehen: Natürlich darf auch jeder von der Fülle, die Gott ihm schenkt, selber etwas genießen. Und natürlich erwartet Gott von Niemandem, dass er sich bis zum Umfallen für andere verausgabt. Sondern und diese Zweckangabe findet sich auch noch in unserem Abschnitt: - dass ihr verkündigen sollt die Wohltaten dessen, der euch berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht. Und Wohltaten anderen weiterer Seite 4
5 zählen und preisen kann bekanntlich am besten der, der selbst in den Genuss solcher Wohltaten gekommen ist. Gottes Wohltaten bewusst genießen. Das ist auch ein Zweck des Hauses Gemeinde. 2. Das Fundament Wenn das Haus geplant ist, kommen irgendwann die Bagger. Entscheidend ist, dass ein tragfähiges Fundament für das Haus da ist. Als wir vor 14 Jahren nach Oerlenbach gezogen sind, waren in der Nähe der Bundesstraße bald riesige Erdhügel entstanden. Ich rätselte lange, was das ist. Erst ein oder zwei Jahre später wurden dort die Brücken für die neue A 71 errichtet. Und nochmal Jahre später dann die Autobahn selbst. Die Fundamentierung der Brücken hatte fast soviel Zeit gebraucht, wie der restliche Autobahnbau. Petrus lässt keinen Zweifel: Tragendes Fundament: Grundstein und Eckstein des Hauses Gemeinde muss Jesus Christus sein. Zu ihm kommt als zu dem lebendigen Stein, der von den Menschen verworfen ist, aber bei Gott auserwählt und kostbar. Alles, was Gemeinde heißt und ist, muss auf dem Fundament, auf Jesus Christus fußen. Nur dann ist das Haus stabil. Deswegen rufen wir zu Beginn jeden Gottesdienstes diesen Jesus Christus um sein Seite 5
6 Erbarmen an: Seit unserer Taufe gehören wir zu ihm. Das ist fest und verlässlich wie Granit. Er ist für uns geboren, für uns gestorben und für uns auferstanden. Darauf können wir bauen. 3. Die Baustelle Wo gebaut wird, das nennt man Baustelle. Und im Grunde ist das Haus Gemeinde bis auf den heutigen Tag eine ständige Baustelle und das seit 2000 Jahren. Die Gemeinde Jesu Christi ist immer im Umbruch, ist nie fertig. Gruppen und Kreise entstehen und hören wieder auf. Bewegungen und Strömungen kommen und bleiben oder sie vergehen schnell wieder. Man sagt ecclesia semper reformanda - die Kirche ist eine Dauerbaustelle. Und wenn wir den Zweck und das Fundament des Hauses Gemeinde nicht aus den Augen verlieren, ist das auch gar nicht schlimm. Immerhin sind wir lebendige Menschen und Kirche ist ein Haus aus lebendigen Steinen. Und das sieht man daran, dass immer etwas Bewegung drin ist. 4. Die Lebensgemeinschaft Das Zusammenleben in den mehr oder weniger fertigen Zimmern des Hauses Gemeinde ist eine echte Herausforderung wie überall, wo Menschen zusammenleben. Oft sind es Kleinigkeiten, die zu Grundsatzdiskussionen führen: Genügt es, wenn Seite 6
7 aus einer Zahnpastatube durch drücken nichts mehr heraus kommt, damit man sie wegwerfen darf? Oder muss man sie aufschneiden, um noch 3 oder 4 wertvolle Portionen herauszuholen? - Das war im Hause Augustin mal Thema. Und in der Gemeinde? - da geht es drum, ob das eckige und das runde Kaffeegeschirr sortiert werden muss oder nicht. Da gibt es verschiedene Standpunkte, und es entsteht echter, ernst zu nehmender Ärger. Da gibt es Menschen, die sehr verschieden sind. Da gibt es Ansichten, die sehr verschieden sind. Die Mitglieder der Gemeinde sind wie Steine ineinandergefügt. Und wie bei einem richtigen Haus kann es Spannungen geben, manchmal leider auch Spannungsrisse. Und je mehr solcher Spannungen wir spüren, desto wichtiger ist es, dass wir den Zweck des Hauses Gemeinde nicht aus den Augen verlieren. Ein Haus zur Ehre Gottes sollen wir sein. Getragen von Jesus Christus. Und in diesem Haus gibt es ruhige, pflegeleichte Typen. Und es gibt krasse Leute, die nicht nur Wind sondern auch Scherben erzeugen. Wichtig ist: Alle sollen dazu gehören. Und denken Sie mal an Ihre Gemeinde: Oft sind es diejenigen, die nerven, die schließlich auch viel bewegen. Schade finde ich, wenn Leute definitiv aus dem Seite 7
8 Weg gehen: Wenn der, dann ich nicht... Besser ist es, wenn wir sagen können: Normalerweise würde ich mit dem oder mit der nicht zusammenarbeiten, aber um Jesu Christi willen tue ich es doch. Oder, wenn's gar nicht geht, dass ich wenigstens sage: Beim besten Willen, ich kann nicht. Aber um Christi willen will ich diesen Menschen, der mir so schwer fällt, trotzdem achten und ehren, ihn unterstützen und fair bleiben, wenn auch aus der nötigen Distanz. Die Wohltaten Christi verkünden so benennt Petrus ja den Zweck des Hauses Gemeinde das kann im Falle von Konflikten auch heißen: Deutlich anders mit Konflikten umgehen, als man es ohne Christus tun würde. Er hat es mit uns ja auch so gemacht: Wir haben ihn verleugnet, vergessen, ihm den Rücken zugekehrt, uns über ihn lustig gemacht. Er aber trug davon völlig unbeirrt unsere Schuld und vollbrachte unsere Erlösung. Wenn die einzelnen Steine am Haus Gemeinde erst einmal bereit sind, Spannungen mit zu tragen, dann haben zuletzt alle etwas davon: Das Haus wird zusammenhalten und keine großen Risse bekommen, geschweige denn einstürzen. Durch Gottes Gnade wird Eintracht und viel Freude, erfüllte Gemeinschaft und Friede in diesem Haus leben. Seite 8
9 Und alle zusammen können sich auf den gemeinsamen Zweck konzentrieren: Gott und den Menschen zu dienen. Es ist eine Gnade und ein Privileg, dass wir das dürfen. Es ist ein Grund zu herzlicher Freude. Jesus Christus hat sich uns zum Eckstein gegeben, zu einem lebendigen Stein. Und wir dürfen uns erbauen als lebendige Steine zu einem geistlichen Haus, zu Ehre Gottes. Amen. Seite 9
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