JENSEITS VON BRASILIEN Auf den Spuren von Johann Natterer durch Raum und Zeit

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1 AUSSTELLUNGSDATEN TITEL JENSEITS VON BRASILIEN Auf den Spuren von Johann Natterer durch Raum und Zeit AUSSTELLUNGSORT Museum für Völkerkunde, Wien, Neue Burg DAUER 18. Juli 2012 bis 7. Jänner 2013 PRESSEKONFERENZ 17. Juli um 10 Uhr, Säulenhalle, MVK ERÖFFNUNG 17. Juli um 19 Uhr, Säulenhalle, MVK OBJEKTANZAHL 670 Stück KURATORIN Claudia Augustat gemeinsam mit Christian Feest Obadias Batista Garcia, Gabriele Herzog-Schröder, Wolfgang Kapfhammer und Ranulfo de Oliveira AUSSTELLUNGSFLÄCHE 700 m² KATALOG Jenseits von Brasilien. Johann Natterer und die ethnographischen Sammlungen der österreichischen Brasilienexpedition 1817 bis 1835 Wien 2012 Seiten ca ,90 Erhältlich auf Deutsch, Englisch und Portugiesisch VERMITTLUNG Christine Kaufmann, Tel. +43 (0)

2 JENSEITS VON BRASILIEN Auf den Spuren von Johann Natterer durch Raum und Zeit 18. Juli 2012 bis 7. Januar 2013 Museum für Völkerkunde Die bedeutendsten ethnographischen Sammlungen aus dem Brasilien des frühen 19. Jahrhunderts befinden sich heute im Museum für Völkerkunde in Wien. Anlässlich der Vermählung der Erzherzogin Leopoldine mit dem portugiesischen Thronfolger Dom Pedro im Jahre 1817 entsandte der österreichische Hof eine naturkundliche Expedition nach Brasilien. Da Portugal bis zur Übersiedlung des Hofes nach Rio de Janeiro im Jahre 1807 eine restriktive Zugangspolitik betrieben hatte, war Brasilien in Europa weitgehend eine Terra incognita. Nun öffnete sich das Land. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts konnten daher zahlreiche europäische Expeditionen stattfinden, die das Land und seine Menschen, aber auch Flora und Fauna wissenschaftlich erschlossen. Obwohl die ethnographischen Sammlungen der österreichischen Brasilienexpedition mit über 2400 Objekten weltweit zu den bedeutendsten ihrer Art zählen, sind sie dem Publikum und der Fachwelt weitgehend unbekannt. Die Ausstellung Jenseits von Brasilien präsentiert erstmals eine umfangreiche Schau zu diesen Sammlungen. Dabei folgt sie geographisch den Spuren von Johann Natterer ( ). Der Präparator war mit dem k.k. Naturalien-Cabinett eng verbunden und auf der österreichischen Brasilien-Expedition für die Zoologie zuständig. Auch nach der offiziellen Auflösung der Expedition blieb er in Brasilien und bereiste insgesamt 18 Jahre lang das Land. Man betritt die Ausstellung durch eine auf einem Aquarell des Malers Thomas Ender von 1817 basierende Installation der Hafeneinfahrt von Rio de Janeiro. Der erste Raum widmet sich dem historischen Kontext der Expedition sowie ihrer Rezeption in Wien und wird von der Rekonstruktion einer Vitrine dominiert, wie sie Ende der 1830er Jahre im Kaiserhaus in der Ungargasse zu sehen war. In den nächsten beiden Räumen geht es um den Expeditionsalltag und die ersten Begegnungen von Johann Emanuel Pohl, der an der Expedition als Botaniker teilnahm, mit den indianischen Kulturen Ostbrasiliens. Zitate aus seinem Reisewerk und aus Briefen von Johann Natterer kommentieren die gezeigten Objekte und geben einen Einblick in die Wahrnehmung der Naturforscher.

3 Die Ausstellung bietet jedoch weit mehr als eine historische Nacherzählung. In ihrem weiteren Verlauf werden die Sammlungsbestände in unterschiedlichen Kontexten präsentiert, wobei die indianischen Kulturen und ihre oft diversen Lebenssituationen im Brasilien des frühen 19. Jahrhunderts im Zentrum stehen. Über 70 ethnische Gruppen sind in den Sammlungen vertreten, die Exponate spiegeln die Pracht und Vielfalt ihrer materiellen Kultur wider. Umfangreichere Bestände einzelner Gruppen werden in spezifische Themen eingebunden, darunter die sozialen Beziehungen, der Einfluss der Missionen und aktuelle Forschungsfragen zur materiellen Kultur. Einen Höhepunkt bilden in diesem Zusammenhang sicherlich die prachtvollen Federarbeiten der Munduruku, die einen Einblick in ihr rituelles Leben und ihre Beziehungen zum kolonialen System erlauben. Immer wieder finden sich auch Beispiele der kolonialen Kultur Brasiliens, die zeigen, dass die indianischen Kulturen zu Beginn des frühen 19. Jahrhunderts weit mehr Kontakte mit der Kolonialgesellschaft hatten, als man sich dies bisweilen vorstellt. In den letzten beiden Räumen wird mit Themen wie Ausgestorben? und Kulturwandel eine Brücke in die Gegenwart geschlagen. Hier kommen auch Vertreter indigener Gruppen selber zu Wort: Im März dieses Jahres waren die Sateré-Mawé Obadias Batista Garcia und Ranulfo de Oliveira zu Gast im Museum und haben gemeinsam mit Claudia Augustat, der Kuratorin der Ausstellung, und Wolfgang Kapfhammer von der Universität München die materiellen Zeugen ihrer Vergangenheit diskutiert, wobei faszinierende Kontinuitäten in die Gegenwart aufgezeigt wurden. Es ist dies ein weiteres bemerkenswertes Beispiel für die Kooperation des Museums für Völkerkunde in Wien mit Vertretern aus den Herkunftsländern seiner Bestände. Mit dem letzten Raum verlässt der Besucher die Sammlungen der österreichischen Brasilienexpedition. Hier ist die Ausstellung den Yanomami gewidmet, einer der größten indigenen Gruppen Brasiliens, und es klingt an, dass deren Situation trotz vieler positiver politischer Entwicklungen der letzten Jahre nach wie vor durch Instabilität geprägt und ihre Zukunft ungewiss ist. Eine Videoinstallation der Hafenausfahrt von Belém, von wo aus Johann Natterer nach dem unglaublich langen Zeitraum von 18 Jahren die Heimreise angetreten hat, entlässt den Besucher in die Säulenhalle des Museums in den Bereich Jenseits von Brasilien. Die Ausstellung wurde kuratiert von Claudia Augustat gemeinsam mit Christian Feest Obadias Batista Garcia, Gabriele Herzog-Schröder, Wolfgang Kapfhammer und Ranulfo de Oliveira

4 PRESSEFOTOS Plakatsujet Kopfschmuck mit Nackenbehang Makuna-ui. Guayana, Grenzgebiet Brasilien/Venezuela Um 1830 Federn, Balgteile, Pflanzenfaser, L. 96 cm Der Yanomami-Schamane Machadão Wakathatheri, Brasilien1976 Foto: Claudia Andujar Johann Natterer Michael Sanders 19. Jh. Lithographie

5 Karte von Brasilien mit den Reiserouten der österreichischen Brasilienexpedition Um 1832/36 Federumhang Munduruku. Rio Tapajos, Brasilien Um 1830 Federn, Baumwolle, B. 110 cm Säugetiere und Vögel aus der Sammlung von Johann Natterer Brasilien Naturhistorisches Museum Wien Die Aufstellung der Sammlungen der Paressi und Caripuna im Kaiserhaus Um 1840 Aquarell Rekonstruktion einer Vitrine aus dem Kaiserhaus Paressi, Caripuna. Brasilien Um 1830

6 Zwei Brustschmucke aus Jaguar- bzw. Rinderzähnen Bororo da Campanha (Biriboconné). Rio Paraguai, Mato Grosso, Brasilien Um 1825 Jaguarzähne, Baumwolle, Harz, bzw. Rinderzähne, Baumwolle, L. (gesamt) 129,85 cm Erbeuteter Kopfschmuck Parintintin, Rio Tapajos, Brasilien Um 1830 Federn, Baumwolle, B. 40 cm Feder-Zepter mit Futteral Munduruku. Rio Tapajos, Brasilien Um 1830 Federn, Bambus, Rohr, L. max. 74 cm Kleidung Pauxiana, Porocoto, Wapixana. Guayana, Grenzgebiet Brasilien/Guyana Um 1832 Pflanzenfaser, Federn, Baumwolle, Menschenhaar, Glasperlen, L. max. 71 cm

7 Sattel und Zaumzeug für Maultiere Volkskultur. São Paulo, Brasilien Um 1820 Leder, Baumwolle, Muscheln, Federn, Metall, L. max. 70 cm Badgeschirr Para, Brasilien Um 1835 Keramik, bemalt, H. max. 11,5 cm Guaraná-Ensemble Sateré-Mawé. Unterer Amazonas, Brasilien Um 1830 und 2012 Kalebasse, Rattan, Fischzunge, Guaraná, Plastik Die Kolonialkultur Brasiliens Volkskultur. Rio de Janeiro, Brasilien Um 1820 Holz, Leder, Messing, Keramik, Stoff, Kork, L. max. 45 cm Tierfiguren aus Kautschuk George Tancredi und Rufina da Silva, Makuxi. Guyana 2005 Kautschuk, Farbstoff, L. max. 23,2 cm

8 Rasseln Tukano. Oberer Rio Negro, Brasilien Um 1830 und 2006 Kalebasse, Holz, Fruchtkerne, Samen, Farbstoff, L. max. 40 cm Federkopfschmuck Panará. Brasilien Vor 1975 Federn, Palmblattfasern, L. 86 cm Ranulfo de Oliveira und Obadias Batista Garcia vor dem Haus des Kaisers Wien, 2012 Foto: Wolfgang Kapfhammer

9 RAHMENPROGRAMM Führungen durch die Ausstellung: sonn- und feiertags, Uhr donnerstags, Uhr Führungen für Gruppen und Schulklassen nach Vereinbarung: Tel bzw. Führungen mit Claudia Augustat, Kuratorin der Ausstellung Anmeldung: Tel od bzw. info@ethno-museum.ac.at Mo, 6. August, 11 Uhr Mi, 5. September, 14 Uhr Mi, 10. Oktober, 14 Uhr Donnerstag, 23. August, Uhr: Vortrag Der Humboldt Brasiliens. Georg Heinrich von Langsdorff und seine Expedition von Rio de Janeiro zum Amazonas im Spiegel des spektakulären Remake 1995 Dr. Dieter Strauss, München Weltumsegler, Generalkonsul des Zaren in Rio, Arzt, Naturwissenschaftler, Gelehrter und Autor, das alles war Langsdorff. Aber besonders ein mutiger Forschungsreisender, der auf seiner Brasilienexpedition über die Ströme und Flüsse tief in das unerforschte Landesinnere bis zum Amazonas vorgedrungen ist. Seine Riesensammlungen zur Botanik und Zoologie, die Landarten, Zeichnungen und Aquarelle sowie wissenschaftliche Untersuchungen zur Medizin waren hundert Jahre verschollen und harren noch der Aufarbeitung. Besonders interessant sein Indianer- und Sklavenbild sowie seine Vorstellungen der Nationenbildung in Brasilien. Das vom Referenten 1995 durchgeführte Remake dieser Expedition ermöglicht einen Vergleich zwischen Gestern und Heute Dr. Dieter Strauss hat 33 Jahre für das Goethe-Institut in vier Kontinenten gearbeitet. Grundlage des Vortrags ist sein Buch: Der grüne Baron G.H. v. Langsdorff und seine Brasilienexpedition von Rio zum Amazonas, Frankfurt 2012 Samstag, 29. September, ab 14 Uhr: Themennachmittag Brasilen Führungen und Ausstellungsgespräche mit den Kuratoren der Ausstellung, Musik, Kulinarik

10 ÖFFNUNGSZEITEN Museum für Völkerkunde 1010 Wien, Heldenplatz Täglich außer Dienstag von 10 bis 18 Uhr Bibliothek Montag und Dienstag Uhr Mittwoch Uhr Donnerstag Uhr Freitag geschlossen EINTRITTSPREISE Erwachsene Ermäßigt Wien-Karte Gruppen ab 10 Personen Führung Audio Guide (dt./engl.) Kinder und Jugendliche unter 19 Jahreskarte 8, 6, 7, 6, 2, 2, frei 29, FÜHRUNGEN Führungen für Gruppen und Schulklassen auf Deutsch, Englisch und in Gebärdensprache Christine Kaufmann Tel. +43 (0) KATALOG Claudia Augustat (Hg.), Jenseits von Brasilien. Johann Natterer und die ethnographischen Sammlungen der österreichischen Brasilienexpedition 1817 bis 1835, ca. 200 Seiten, zahlr. Abb., Wien ,90 Erhältlich auf Deutsch, Englisch und Portugiesisch PRESSEINFORMATION Nina Auinger-Sutterlüty, MAS Leitung Abteilung Kommunikation und Marketing Kunsthistorisches Museum mit MVK und ÖTM 1010 Wien, Burgring 5 Tel.: Fax: info.pr@khm.at