Ein Handy von heute als "Telefon" zu bezeichnen, das wäre pures Understatement. Mit einem modernen Mobiltelefon neudeutsch

Transkript

1 SÜDWESTRUNDFUNK SWR2 Wissen - Manuskriptdienst Welt am Draht Anwendungen fürs mobile Internet Autoren: Michael Stein, Maximilian Schönherr, Gabor Paal, Christoph König Redaktion: Detlef Clas Eigenproduktion: Michael Stein Sendung: Montag, 25. Januar 2010, 8.30 Uhr, SWR 2 1 Bitte beachten Sie: Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR. Mitschnitte auf CD von allen Sendungen der Redaktion SWR2 Wissen/Aula (Montag bis Sonntag 8.30 bis 9.00 Uhr) sind beim SWR Mitschnittdienst in Baden-Baden für 12,50 erhältlich. Bestellmöglichkeiten: 07221/ Kennen Sie schon das neue Serviceangebot des Kulturradios SWR2? Mit der kostenlosen SWR2 Kulturkarte können Sie zu ermäßigten Eintrittspreisen Veranstaltungen des SWR2 und seiner vielen Kulturpartner im Sendegebiet besuchen. Mit dem kostenlosen Infoheft SWR2 Kulturservice sind Sie stets über SWR2 und die zahlreichen Veranstaltungen im SWR2-Kulturpartner-Netz informiert. Jetzt anmelden unter 07221/ oder swr2.de SWR 2 Wissen können Sie ab sofort auch als Live-Stream hören im SWR 2 Webradio unter oder als Podcast nachhören: Opener Welt am Draht, darüber: Michael Stein: Thema heute: Anwendungen fürs mobile Internet Mit Michael Stein. Willkommen. Ein Handy von heute als "Telefon" zu bezeichnen, das wäre pures Understatement. Mit einem modernen Mobiltelefon neudeutsch

2 "Smartphone" - kann man auch telefonieren. Tatsächlich ist aus dem Handy aber längst ein mobiler Computer geworden, mit dem man per Mobilfunk ans Internet angeschlossen ist. Und das macht völlig neuartige Anwendungen möglich. Denn wer ein solches Smartphone besitzt, der ist immer online überall. Ein paar dieser neuen Anwendungen stellen wir Ihnen in dieser Sendung näher vor. 2 Jingle WaD (Opener-Musik endet) Ein Begriff, den man im Zusammenhang mit den Internet fähigen Handys kennen sollte ist "App". "App" ist die Kurzform des englischen Worts "Application", auf Deutsch Anwendung. Gemeint damit sind kleine Computerprogramme. Denn ein Smartphone ist eigentlich ein kleiner Taschencomputer mit eingebautem Mobilfunk-Teil. So ein Smartphone hat, wie ein "großer" Computer, ein Betriebssystem und sein Funktionsumfang lässt sich in Form von Apps erweitern. Losgetreten hat den Smartphone- Boom die Firma Apple mit ihrem "iphone". Mittlerweile gibt es weit über verschiedene Apps für das iphone. Zum Teil kostenlos, zum größten Teil aber kostenpflichtig. Zu haben sind Apps für das iphone im "App Store", einer Abteilung des virtuellen Musikladens "itunes Store" im Internet, den der Hersteller höchst selbst betreibt. Seit dem Start des App Stores im Juli 2008 wurden dort mehr als drei Milliarden Apps herunter geladen. Aber auch die Konkurrenz schläft nicht. "Android Market" heißt das App-Store-Pendant für alle Smartphones mit dem Google- Betriebssystem "Android". Immerhin bereits mehr als Apps soll es dort bereits geben. Jingle WaD Da gibt es Umrechner für internationale Maßeinheiten, elektronische Zugfahrpläne, Wettervorhersage-Apps, Programme, mit denen man ein Restaurant in der Umgebung finden kann, Wörterbücher, Apps zum Radiohören und natürlich jede Menge Spiele. Dabei ist es für die Programmierer oft eine echte Herausforderung, ihre Idee so umzusetzen, dass sich das Programm mit dem Finger auf einem kleinen Handy-Display überhaupt steuern lässt. Das gelingt manchmal gut, manchmal ist es aber einfach unmöglich. Der Kollege Maximilian Schönherr hat das bei Apps zum Thema Musik selber erleben müssen. Maximilian Schönherr: Sound: Klavier auf dem iphone, Cis Oh, eigentlich wollte ich das C treffen, aber die Tasten liegen auf diesem Handybildschirm sehr eng beieinander, deswegen ist das ein Cis geworden, die schwarze Taste rechts vom C. Es handelt sich hier um ein Klavierspielprogramm, sozusagen ein Piano für die Hosentasche. Frommer Wunsch: Denn ein Klavier ist nicht ohne Grund so groß, wie es groß ist,

3 und deswegen sind Mikroklaviere wie dieses trotz aller Soundfinessen praktisch nicht spielbar. Sound: Klavierspiel Es gibt Dutzende von Apps also Programmen, die uns Klaviere aufs Mobiltelefon bringen. Sie klingen mal besser oder schlechter, aber Spaß macht keins. Wie sieht es mit der Gitarre aus? Der Hals ist kleiner als die Tastatur eines Klaviers. Und das erste Musikprogramm fürs iphone überhaupt war ein Gitarrensimulator. Nun, selbst das Schrammeln auf sechs Saiten in x-moll bringt s nicht so recht 3 Sound: Gitarre Akkord Warum? Weil ich mit dem Finger längst über den Bildschirm streiche, erst dann kommt der Akkord. Latenz nennt man das in der computerunterstützten Musik. Latenz heißt Wartezeit, bis der Ton erklingt. Das ist Gift für die Musik. Die Mundharmonika ist noch kleiner, eigentlich kaum größer als das Mobiltelefon, zudem ein Instrument mit bescheidenem Tonumfang. Und siehe da, das lässt sich schon besser umsetzen, auch wenn ich hier in nichts hineinblase, sondern mit den Fingern über ein glänzend poliert abgebildetes Instrument drüber streiche das leider immer gleich klingt. Sound: Mundharmonika am iphone Sehen wir uns noch ein klassisches Instrument an, die japanische Koto, ein einfach konstruiertes, meist monophon, also einsaitig gespieltes Saiteninstrument: Sound: Koto Auch hier fehlt jegliche Variationsmöglichkeit, übrigens auch jegliche Dokumentation, aber die Koto klingt in vielen klassischen japanischen Aufnahmen auch nicht viel variationsreicher. ikoto heißt dieses digitale Instrument für 1,59. Es gibt Programme zum Erkennen von Musik. Bei einigen anderen schiebt man Noten am Bildschirm hin und her, um Melodien zu erstellen, ja klassische Partituren zu komponieren. Das kann nur augenzwinkernd gemeint sein, denn für viel mehr als 10 oder 20 Noten ist selbst auf hochauflösenden Bildschirmchen nun mal kein Platz. Und welcher Komponist will schon nach rechts und links scrollen, um zu sehen, wie der Bläsersatz weitergeht? Eine der ganzfrühen Ideen der Computermusikgeschichte ist der so genannte Step Sequencer. Das ist ein Programm, mit dem man eine Melodie oder einen Rhythmus komponiert, indem man auf der x-achse, die

4 Zeitachse, kleine Markierungen anbringt, wann welches Instrument zu erklingen hat. Vier Klötze für die Basstrommel: Sound: Step Sequencer, Bass Drum Dann in die Felder dazwischen die Hihat: 4 Sound: Step Sequencer, HiHat Auf die Drei die Snaredrum: Sound: Step Sequencer, Snare Da gibt es von ganz einfachen, kostenlosen, bis zu sehr komplexen, verspielten Sequencern alles, was das Herz begehrt. Alle diese Programme machen so lange Spaß, wie ein Step Sequencer Spaß machen kann, nämlich so lange, bis man tanzen will. Am stärksten ist mein Drang nach Bewegung bei idrum von der Bostoner Firma izotope. Sound: idrum Sequencing heißt arrangieren, heißt Muster bilden, heißt logische Strenge. Wie wär s dazwischen mal mit einem auf den Bildschirm gezauberten Stück Vinyl zum Scratchen? Sound: Scratchen Ja, das Scratchen funktioniert ganz gut. Man scratcht Schallplatten mit den Fingern, und ebenso scratcht man auf dem iphone mit den Fingern. Man kann sogar die Platten wechseln: Sound: Scratchen Am interessantesten ist die mobile digitale Musikherstellung, wenn sie sich vom realen Instrument und vom maschinellen Komponieren freimacht. Programme, die nicht Flöten oder E-Gitarren zeigen und den Bildschirm auch nicht mit Rhythmusblöcken vollstellen, sondern z.b. Kreise anbieten, die man mit den Fingern hin und her schubsen kann, und je näher sie sich kommen, desto mehr Klang machen sie: Sound: Jasuto, modularer Synthesizer Oder Krach: Sound: Jasuto

5 Jasuto heißt dieser modulare Synthesizer von Chris Wolfe. Er spielt, wenn man ihn alleine lässt, immer weiter vor sich hin, erzeugt ein Soundgewebe nach dem anderen. Auch eine Application namens Voice Band geht ungewohnte Wege. Man singt in das Mikrofon des Telefons hinein, die Software erkennt die Tonhöhe und setzt sie in Klänge um, etwa in Gitarrenakkorde: 5 Sound: Voice Band Gitarre oder in Schlagzeug. Sound: Voice Band Drums So lassen sich relativ schnell und praktisch ohne Tastendrückerei ganze Arrangements singen. Am Schluss kann man selbst darüber singen, auch mehrstimmig: Sound: Voice Band Song Und schließlich noch etwas zum Lachen: BeBot, programmiert von Russel Black. Ein Cartoon-Roboter mit eckigem Kopf, der, wenn man über den Bildschirm streicht, anfängt, sich zu verbiegen das alleine sieht schon komisch aus. Aber er singt dabei aus der Tiefe seines Herzens, umso intensiver, je mehr Finger über ihn hinweg streichen: Sound: BeBot Michael Stein: Das Internet wird ja gerne als Möglichkeit beschrieben, Zugang zum sogenannten "Wissen der Welt" zu bekommen. Es reicht aus, wenige Begriffe ins Suchfeld einer Suchmaschine einzutippen, und schon bekommt man Antworten auf seine Fragen. Das ist natürlich auch mit einem Smartphone möglich, denn das ist ja auch drahtlos mit dem Internet verbunden. Ganz besonders intelligente Antworten auf ganz besonders brennende Fragen bekommt man seit einiger Zeit in der SWR2-Sendung "Impuls". "1000 Antworten" heißt die Rubrik. Und die gibt es jetzt auch auf dem iphone als App. Gabor Paal stellt Sie ihnen vor. Gabor Paal: Jeden Donnerstagnachmittag ist in SWR2 Zeit für Cut: Jingle/Hörerfragen Die Antworten kommen von den Experten, die extra live in die Sendung kommen, um die Fragen zu beantworten. Wie die vom begrabenen Hund. Cut: Antwort Essig

6 In den letzten 15 Monaten ist auf diese Weise eine stattliche Anzahl von Antworten zusammen gekommen. Es sind noch nicht 1000, aber die Reihe ist auf dem besten Weg dorthin. Und zusätzlich zu den Hörern, die die Sendung live verfolgen, kommen inzwischen pro Tag fast 1000 Benutzer hinzu, die sich die Erklärungen im Internet anhören oder eben auf dem iphone. 6 Sprecher: Sind Schlafgewohnheiten überall gleich oder kulturell verschieden? Stimmt interessante Frage. Antippen mit dem Finger, und schon kommt die Antwort. Cut:... Die iphone-applikation bietet viele Möglichkeiten. Man kann gezielt Fragen zu bestimmten Themen aufrufen, man kann nach Stichworten suchen und man kann über die Namensliste sich die Antworten bestimmter Experten anzeigen und abspielen lassen. Sprecherin: Gabriele Gillesen-Kaesbach, Humangenetikerin Oder Sprecher: Harald Lesch, Astrophysiker oder Sprecher: Mojib Latif, Klimatologe Oder Sprecherin: Julia Fischer, Primaten-Forscherin Rund 20 Experten stehen inzwischen auf der Liste. Das ist die eine Möglichkeit, die gezielte Suche nach Fragen von bestimmten Experten oder aus bestimmten Themenbereichen. Die andere ist: Man lässt sich einfach überraschen durch: Die Zufallsfrage. Die erhält man, indem man das iphone Atmo: Geräusch - schüttelt. Sprecher: Wie kann man in einem fliegenden Flugzeug die Windgeschwindigkeit messen?

7 Auch dazu kommt auf dem iphone die Erklärung. Und zu manchen Fragen, wenn man dann immer noch mehr wissen will, gibt es Links auf weiterführende Berichte oder auch Filmbeiträge auch die lassen sich auf dem Gerät abspielen. Fragen bzw. Antworten, die man besonders interessant fand... 7 Sprecher: Was bringen Proteingetränke für die Fitness, kann man an Freunde und Bekannte weiter empfehlen. Oder gleich in sein soziales Netzwerk einstellen. Und wer wirklich keine Antwort findet, der kann über die iphone-application selber eine Frage an die Redaktion zu uns schicken. Michael Stein: Übrigens wird es nicht bei der iphone-version von "1000 Antworten" bleiben eine Version für die Android-Plattform ist schon in Arbeit. Übrigens: Die kleine App greift dabei auf die Inhalte zu, die fürs Radio bereits produziert worden sind und auch im Internet abrufbar sind. Neu produziert wird dafür nichts. Aber durch eine solche App erreicht SWR2 auch solche Hörer, die ansonsten vielleicht nicht so viel Radio hören würden. Das gleiche gilt im Übrigen auch für die "Tagesschau-App", die demnächst erscheinen wird. Auch dafür werden keine neuen Inhalte produziert, die Inhalte gibt es schon mit einer App lassen sie sich auf dem Smartphone-Bildschirm nur wesentlich komfortabler nutzen. So wird das Mobiltelefon dadurch also gewissermaßen zu einer zusätzlichen Plattform, einem zusätzlichen "Ausspielweg", wie das die Medien-Fachleute nennen. Jingle WaD Während viele Einzelhändler klagen, dass ihre Umsätze zurückgehen, boomt der Handel im Internet nach wie vor. Zwar macht sich auch bei großen Internet-Händlern die Wirtschaftskrise bemerkbar, ganz so laut sind die Klagen da aber nicht. Ein Grund dafür könnte auch sein, dass viele Geräte, Kleidungsstücke oder andere Gegenstände im Internet nicht selten deutlich günstiger zu haben sind als im stationären Handel. Und das Schnäppchen jagen, das Preise vergleichen ist nun 'mal "in". Auch dafür gibt es eine eigene App, die "Red Laser" heißt. Ob die Schnäppchenjagd damit tatsächlich einfacher wird, das wollte ich selber 'mal ausprobieren. Und so war ich mit einem iphone vor ein paar Tagen unterwegs auf Schnäppchenjagd. Atmo Parkplatz Ich stehe hier auf dem Parkplatz vor einem großen Warenhaus und habe ein iphone dabei. Vorher habe ich mir im Büro die kleine App "Red Laser"

8 herunter geladen und auf dem iphone installiert. Der Name deutet es schon an: Die App macht aus dem Mobiltelefon einen Scanner. Und mit diesem Scanner kann man dann Barcodes, also Strichcodes, scannen. Der Strichcode wird in die "EAN", die sogenannte europäische Artikelnummer umgesetzt, und das iphone sucht dann nach dieser Artikelnummer im Internet. Und genau das will ich jetzt ausprobieren und dann gehe jetzt mal hinein. 8 Atmo wechselt, Warenhaus innen, Reporter spricht gedämpfter So, ich bin auf der Suche nach einem ganz bestimmten Küchenmaschine. Unser Stabmixer ist nämlich vor ein paar Tagen kaputt gegangen und ich suche nach einem neuen Gerät. Auf der Hersteller-Seite habe ich mich schon 'mal umgeschaut und auch ein Gerät gefunden nur gibt es da leider keine Preise. Ich bin jetzt hier, um 'mal nachzusehen, was das Gerät hier in einem Warenhaus kostet. Und dann natürlich, ob das ein guter Preis ist, oder ob man das gleiche Gerät im Internet unter Umständen günstiger bekommt. So, ich bin jetzt hier in der Elektroabteilung... und hier müssten diese kleinen Küchenmaschinen auch sein. Ich schalte das iphone schon 'mal ein und starte das Programm "Red Laser". Es erscheint das gleiche Bild wie beim Fotografieren, denn natürlich hat ein iphone keinen eingebauten Scanner ein solcher Scanner funktioniert eigentlich mit Laser. Um mit dem iphone einen Barcode erfassen und scannen zu können, muss man ihn mit der Kamera anfahren. So, ich bin im richtigen Gang und da ist tatsächlich das Modell nach dem ich suche da ist der Barcode und ich richte jetzt die Handy-Kamera drauf. Ich sehe einen kleinen Rahmen, der sich grün färbt, wenn die App einen Barcode erkennt. Jetzt muss ich das iphone kurz ganz ruhig halten. Piepgeräusch - Quittungston Jetzt hat das Handy den Barcode gelesen und zeigt ihn auch in Klarschrift an. Und jetzt wird diese Artikelnummer übers Internet an Google geschickt. Da gibt es einen Dienst die sogenannte "Google Produktsuche". Das Handy nutzt jetzt hier in diesem Warenhaus das Mobilfunknetz und da kommen schon die ersten Ergebnisse. Als erstes wird mir angezeigt, welches Gerät sich hinter diesem Barcode verbirgt ja, das ist richtig. Jetzt wird sogar ein Foto davon angezeigt. Und jetzt kommen die ersten Preise von Händlern im Internet. Oh, das sind aber deutliche Unterschiede. Hier am Regal in diesem großen Warenhaus steht als Preis 84,99 Euro und im Internet kostet das gleiche Gerät deutlich unter 60 Euro, 57,95 Euro hier bei einem großen Internet-Händler, bei dem ich gelegentlich schon 'mal kaufe. Das wären also fast 30 Euro Ersparnis. Und damit haben sich die 1,60 Euro, die das Programm Red Laser gekostet hat, schon wieder amortisiert. Atmo Warenhaus ausgeblendet Studio

9 Der kleine Selbstversuch mit dieser App "Red Laser" hat gezeigt, dass man damit tatsächlich Geld sparen kann. Die Frage ist nur: Zu welchem Preis? Also: Wer hat etwas davon, dass ich Geld spare, das muss man sich in diesem Zusammenhang fragen. "Google Product Search" heißt der Dienst, der von "Red Laser" für die Schnäppchenjagd genutzt wird. Diese Website von Google kann man auch mit einem normalen Computer und mit einem normalen Browser ansteuern. Dann allerdings müsste ich den Produktnamen oder die Artikelnummer eintippen das entfällt durch den Scan des Barcodes. Wenn ein Produkt identifiziert wurde, dann sucht "Google Product Search" in den Datenbanken von Online-Händlern danach und zeigt die Ergebnisse mit Preisen an. Für diese Dienstleistung bezahlen die Online-Händler Geld an Google. Aber es gibt noch einen weiteren Aspekt: Denn je mehr ich als Nutzer einem Dienst wie Google Daten darüber liefere, für was ich mich interessiere, was ich gerne kaufen möchte, desto mehr weiß diese Firma über mich. Es ist nur ein Gedankenspiel, aber theoretisch könnte ein Datensammler wie Google all die Suchanfragen, die ich über Produkte starte, speichern. Und das geschieht auch das leugnet Google auch gar nicht. Wenn ich diese Suchanfragen aber immer häufiger mit meinem Mobiltelefon mache wer garantiert mir dann, dass bei solchen Suchanfragen nicht auch meine Telefonnummer oder Geräte -ID mit übertragen wird, die jedes Handy besitzt? Wenn nämlich diese ganz konkreten Personendaten wie die Telefonnummer mit meinen Suchanfragen kombiniert werden, spätestens dann entsteht ein immer exakter werdendes Persönlichkeitsprofil von mir. Und wenn ich dann vielleicht noch meine s über den Googl -Dienst verschicke und meine Dokumente auf Google-Servern speichere, dann wird das Profil noch genauer. Und wenn ich schließlich auch noch häufiger die ja so praktische Lokalisierungsfunktion des Handys nutze, um meinen Standort bestimmen zu lassen, um Standort bezogene Informationen wie das nächste Restaurant oder die nächste U-Bahn-Haltestelle abzurufen, dann ist das Bild nahezu perfekt. Dann weiß ein Datensammler wie Google nämlich auch noch, wo ich mich aufhalte. Das alles gilt erst recht für Handys, bei denen auch das Handy-Betriebssystem "Android" von Google stammt und das ganze Handy unter Google-Regie entwickelt wurde. Das "Nexus One", das es bei uns in Deutschland zurzeit noch nicht zu kaufen gibt, ist ein solches Handy. Was da im Inneren ganz genau geschieht, welche Daten von mir gesammelt und in einer Datenbank gespeichert werden das weiß Google allein. Wohlgemerkt: Google ist nicht der einzige Datensammler. Ein paar weitere Beispiele: Auch wenn wir bei Amazon oder ebay Dinge verkaufen oder kaufen, oder mit dem elektronischen Bezahldienst PayPal Geld überweisen, dann sorgen wir dafür, dass irgendwo in einer Datenbank Daten über uns gesammelt werden. Es wird höchste Zeit, dass wir lernen, mit unseren Daten zu knausern, mit ihnen vorsichtig umzugehen. 9 Jingle WaD

10 Ein Mobiltelefon wie das iphone hat man ständig bei sich. Auch unterwegs, auch wenn man auf Reisen ist. Eine ganze Reihe von Apps, die man unterwegs gut gebrauchen kann, gibt es mittlerweile. Eine ganz besondere ist "Jibbigo". Jibbigo ist eine Übersetzungs-App aber eine ganz besondere. Zum Übersetzen muss man nämlich nichts mehr eintippen das kleine Programm übersetzt gesprochene Sprache fast wie in Science-Fiction-Filmen. Christoph König hat es ausprobiert. 1 0 Christoph König: Urlaub am Strand. Ein Liegestuhl mit Sonnenschirm. Feiner weißer Sand. Ein gutes Buch und eine sanfte Brise in der Nase. So ließe es sich aushalten. Nur leider gibt es da ein Problem. Ton Jibbigo auf Spanisch: Wer nicht mehr als ein bisschen eingerostetes Schul-Englisch beherrscht, versteht im Ausland nicht selten mehr als das buchstäbliche Spanisch. Zum Glück gibt es nun Jibbigo. Das ist eine neue Application für das iphone. Das Prinzip ist einfach. Man spricht in der einen Sprache in das Mikrofon, wartet einige Augenblicke und das Gerät spricht die Übersetzung. Kommen wir noch mal zurück an den Strand im Urlaub. Noch einmal Ton Jibbigo Sturmwarnung Spanisch Das heißt dann auf Englisch: We have a storm warning. You have to leave the beach immediately Hier ist die Rede von einer Sturmwarnung. Eine wichtige Information also. Leider spricht Jibbigo zurzeit nur Englisch und Spanisch. Also sollte man eine der beiden Sprachen zumindest einigermaßen beherrschen. Sonst bringt das Programm nichts. Vorerst zumindest. Denn viele andere Sprachen, darunter auch Deutsch sollen bald eingebaut werden. Den nützlichen Helfer gibt es wie auch die anderen Applications zum Herunterladen bei itunes. Für den Download sollte das iphone an ein W- LAN angeschlossen sein. Denn das Programm ist rund 190 Megabyte groß. Und auch der Preis ist außergewöhnlich hoch. Jibbigo kostet 19 Euro 90. Preis auf Spanisch und Englisch Einmal heruntergeladen braucht die Application aber noch nicht einmal Empfang. Die Software ist mit allem, was sie braucht, auf dem iphone installiert. Die Besitzer des neuen iphone 3GS und des neuesten ipod- Touchs können Jibbigo gleichzeitig in zwei Richtungen benutzen. Vom Spanischen ins Englische und umgekehrt. Bei älteren Modellen müssen sich die Anwender vor dem Start des Programms jeweils für eine Übersetzung entscheiden. Entweder Spanisch-Englisch oder andersrum.

11 Wirklich simultan ist die Übersetzung auch nur bei den neuen Geräten. Die alten ipods oder iphones brauchen schon mal eine Minute, je nachdem wie schwierig die Übersetzung ist. Dabei ist eines wichtig: Was man einspricht, muss klar und deutlich klingen und der Satz muss auch noch sinnvoll sein. Manch einer stößt dabei an seine Grenzen. 1 1 Ton Lothar Mathäus Englisch: The next mounths (sic!) I will learn Englisch and understand all your questions and I hope we have a little bit lucky. Resultat Jibbigo Spanisch. Schwierig wird es auch bei Redewendungen. Wenn jemand etwa noch grün hinter den Ohren ist. Dann heißt das auf Englisch: He is wet behind his ears. Das übersetzt Jibbigo wörtlich: Jibbigo Spanisch Das hat mit dem Sinn des Sprichworts nur leider nichts zu tun. Ein weiteres Problem sind Nebengeräusche. Zum Beispiel in Musik: Gipsy Kings: Baila me. [wenn möglich, bis zum Ende unter Text] Dann: Schräge Übersetzung auf Englisch Soweit die englische Übersetzung, das reinste Kauderwelsch. Und jetzt machen wir uns mal den Spaß und lassen Jibbigo das wieder ins Spanische übersetzen. Ton Übs. Jibbigo Spanisch Dabei heißt es in Baila me von den Gipsy Kings doch Cuando sei maria dolores, cuando sei quei mal d amore. Aber hier verliert sich Wein, Weib und Gesang in den Untiefen der Übersetzung. Lost in Translation würde der Brite sagen. Aber Spaß beiseite. Für so was ist Jibbigo auch nicht gemacht. Und wenn die Spracherkennung wegen der Nebengeräusche mal nicht klappt: Man kann auch einen Satz auf Englisch oder Spanisch mit der iphone-tastatur eingeben und dann übersetzen lassen. Für alle, die sich im spanischen Ausland aufhalten und einigermaßen Englisch sprechen, ist das Programm eine wirkliche Hilfe. Es funktioniert bei den wichtigsten Sätzen zuverlässig und schnell. Die Bedienung ist sehr einfach. Und selbst in den entlegenen Winkeln der Welt funktioniert Jibbigo, weil es keinen Empfang braucht. Und wem das alles zu modern ist, der

12 kann die Application wie ein normales Wörterbuch benutzen und Begriffe in der mitgelieferten Datenbank auf die althergebrachte Weise nachschlagen. Also dann: Schönen Urlaub! Jibbigo Schöner Urlaub! auf Spanisch und Englisch WaD Schlussmusik startet 1 2 Michael Stein: "Anwendungen fürs mobile Internet" - das war das Thema dieser Ausgabe von "Welt am Draht" hier auf SWR2. Wenn Sie selber ein Smartphone besitzen und jetzt einige der vorgestellten Möglichkeiten selber 'mal ausprobieren möchten: Auf unserer Homepage finden Sie Links zu allen Apps. Unsere Adresse: Dort finden Sie dann auch die Welt-am-Draht-Homepage. Und dort haben wir neben den Links auch diese Sendung noch einmal zum Nachhören und das Manuskript zum Nachlesen für Sie vorbereitet. Übrigens: Alle Sendungen der SWR2-Reihe "Wissen" und natürlich auch diese Sendung gibt es als Podcast zum Übertragen auf einen MP3-Player oder ein Smartphone. Näheres dazu finden Sie ebenfalls bei swr2 im Internet. Das war's für heute. Ich heiße Michael Stein. Auf Wiederhören. * * * * *