Neuerungen auf dem Sanierungsmarkt es gibt sie doch noch!

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1 72 Sanierung Neuerungen auf dem Sanierungsmarkt es gibt sie doch noch! Ein Überblick über etablierte, weniger verbreitete und neue Techniken und Verfahren in der Kanalsanierung. von rainer dilg, consultant Alle Jahre wieder so auch in den ersten, meist etwas ruhigeren Monaten des Jahrs 2006 trifft sich die Fachwelt der Sanierung auf inzwischen fest ins Kalendarium eingeführten Veranstaltungen wie z. B. dem jährlichen Oldenburger Rohrleitungsforum, den Göttinger Abwassertagen, dem Deutschen Schlauchlinertag oder den verschiedenen Fachmessen (mit angeschlossenen Kongressen). Nicht umsonst erfreuen sich Nach den Erfahrungen der letzten Jahre stellt sich jedoch häufig die Frage: Was gibt es eigentlich Neues auf dem Sanierungsmarkt? Druckkammer (liegend) für trockenen ShieldLiner-Schlauch [Quelle: ShieldLIner Ltd.] diese Veranstaltungen trotz zum Teil qualvoller räumlicher Enge in Hochschulgängen und dicht gestalteten, zum Teil parallel laufenden Programmen steigender Beliebtheit bei vielen Interessenten der Sanierungsbranche, seien es Auftraggeber, Bauausführende und/oder Forscher und Entwickler. Hier trifft man sich vor allem bei Veranstaltungen im Bereich der Hochschulen bzw. Technischen Akademien zwanglos auch mal mit einem Wettbewerber zum Erfahrungsaustausch und Update des technischem Sachstandes sowie der Weiterentwicklungen im Bereich der Leitungs- und Sanierungstechniken. Nach den Erfahrungen der letzten Jahre stellt sich jedoch häufig die Frage: Was gibt es eigentlich Neues auf dem Sanierungsmarkt? Die Kanalsanierung bzw. die Verfahren zur baulichen Sanierung von drucklosen Kanälen und Rohrleitungen spielen eine immer wichtigere Rolle im Bereich der Instandhaltung unserer öffent-

2 Sanierung 73 lichen Infrastrukturen, nicht zuletzt wegen des inzwischen schon kontinuierlichen Mangels an Mitteln für diese. Sie gliedert sich bekanntermaßen gemäß den europäischen und nationalen Normen bzw. Regelwerken in die drei Bereiche: waren nach 5 Jahren 21 % der sanierten Anlagen bei einer Dichtheitsprüfung durchgefallen. Solche Erfahrungen lassen den vermeintlichen Kostenvorteil gegenüber Renovierungsverfahren dann doch unter einem eher fragwürdigen Licht erscheinen. Absolute Renner sind bisher zweifelsohne die sog. Schlauchliningverfahren, bei denen ein örtlich hergestelltes und erhärtendes Rohr als Endprodukt erzeugt wird. - Reparatur - Renovierung - Erneuerung In diesen Bereichen sind sowohl die offenen als auch die geschlossenen bzw. grabenlosen Technikfamilien enthalten. Für jeden Bereich gibt es, betrachtet man die Akzeptanz bzw. Häufigkeit der Anwendung, sog. Favoriten und sicher auch weniger bis kaum angewandte Techniken: Reparaturverfahren Bei den Reparaturverfahren dürften die Roboterverfahren mit weitem Abstand als akzeptiert gelten, während Kurzliner-Techniken als doch recht umstritten bezogen auf eine technisch saubere Anwendung und angemessene Nutzungsdauer gelten: Nach wie vor sind ein faltenfreier und möglichst übergangsloser Einbau sowie eine dauerhafte Verbindung und somit Abdichtung des Altrohres äußerst schwierig zu erreichen. Injektionsverfahren an einzelnen Muffen, früher in Kommunen wie Köln jahrelang als Sanierungskonzept gepriesen, sind heute wohl passé. Auch die sog. Trasseninjektions- bzw. Flutungsverfahren finden im Sammlerbereich kaum mehr Anwendung. Sie suchen hingegen heute vermehrt Einsatzmöglichkeiten im Hausanschlussbereich bzw. in industriell bzw. gewerblich genutzten Abwassernetzen mit kleinen Durchmessern und unbekannter bzw. verzweigter Lage. Allerdings gab hier erst kürzlich recht ernüchternde Ergebnisse von Wiederholungsprüfungen gemäß DIN 1986 Teil 30, wie kürzlich von der RWTH Aachen im Rahmen eines Pilotprojektes 1 in Köln vorgestellt: Dort Renovierungsverfahren Bei den Renovierungsverfahren sind die sog. Linerverfahren, hierbei insbesondere die Closefit - Verfahren (ohne Ringraum), sowie die sog. Montageverfahren in den begehbaren Dimensionen von besonderem Interesse. Allerdings gibt es auch hier erhebliche Unterschiede bezüglich der Häufigkeit ihrer Anwendung bzw. ihrer Marktakzeptanz: Schlauchliningverfahren Absolute Renner sind bisher zweifelsohne die sog. Schlauchliningverfahren, bei denen ein örtlich hergestelltes und erhärtendes Rohr als Endprodukt erzeugt wird. Nur diese Technikfamilie ist heute in der Lage, absolut grabenlos eine komplette Sanierung ganzer Kanalisationssysteme mit Sammlern, Anschlussleitungen und Schachtbauwerken (letztere mit Montageverfahren) dicht und dauerhaft, d. h. mit einer Mindestnutzungsdauer von 50 Jahren, zu gewährleisten. Der Einsatzbereich der Schlauchliningverfahren reicht von DN 100 bis DN 2000 mm. Hierbei sind vor allem das ferngesteuerte Öffnen und die anschließende Einbindung der Anschlüsse bezüglich der Dichtheit der Anschlüsse ist hier bei den Hutprofil-Techniken sicher auch noch Handlungsbedarf sowie die Einbeziehung der Anschlussleitungen in die Sanierungsmaßnahmen in den letzten Jahren relativ weit entwickelt worden, so dass die Forderung aus den DIN EN die Anforderungen an einen sanierten Kanal haben denen eines neuen Systems zu entsprechen als erfüllt angesehen werden können. Die kommunalen Auftraggeber 3 haben bereits früh in sog. Anforderungsprofilen entsprechende Regeln für die Planung, Ausschreibung und Ausführung solcher Schlauchlining-Maßnahmen formuliert. Die entsprechenden europäischen und nationalen Normen und technischen Regeln sind inzwischen nach längerer Anlaufphase erlassen, soeben das DWA- M Auch bei den Systementwicklern sind hier immer noch Weiterentwicklungen wie z. B. bei den Anschlusseinbindungen (Robotertechnik, Hutprofil - Technik) wahrzunehmen. Die Anwender bzw. Bauausführenden Unternehmen unterziehen sich heute in ganz überwiegender Zahl den entsprechenden Güte- und Qualitätssicherungs-Anforderungen. Es gibt zwei Aushärtevarianten bei den Schlauchlinertechniken, die Warmhärtung (Heißwasser und Dampf) und die UV-Lichthärtung. Eine sog. Kalthärtung, d. h. Aushärtung bei Umgebungstemperatur, wird z. Z. zumindest in Deutschland im Bereich der Sammler abgelehnt 5 bzw. wird in den Regelwerken der DWA bisher nicht behandelt 6. Hierdurch sind auch die Materialkomponenten vorgegeben: Während bei der Warmhärtung überwiegend Trägermaterialien aus korrosionsbeständiger Synthesefaser Verwendung finden, werden bei der UV-Lichthärtung fast ausschließlich (korrosionsbeständige) Glasfasern eingesetzt. Als zweite Materialkomponente wird überwiegend ungesättigtes Polyesterharz und im begrenzten Umfang Epoxydharz eingesetzt. Die beiden Aushärtevarianten haben inzwischen einen vergleichbaren technischen sowie Qualitäts-Standard erreicht und unterscheiden sich in erster Linie durch Vorteile in den jeweiligen speziellen Anwendungsbereichen der einzelnen Varianten wie z. B. - kurze Straßenquerungen, - Dükerbauwerke mit horizontalen und vertikalen Abwinkelungen, - Anschlussleitungen mit Bögen, - Kanäle mit extrem starkem Gefälle, - große Dimensionen (> DN 1200) usw. Verformungsverfahren Eine zweite Technikfamilie im Bereich der Renovierungsverfahren, welche durchaus auch Akzeptanz findet, sind die sog. Verformungsverfahren, die bei ihrer werkseitigen Produktion im Querschnitt reduziert und nach dem Einbau in die zu sanierende Leitung durch mechanischen Druck und thermische Beaufschlagung so in ihr ursprüngliches kreisrundes Profil rückverformt werden, dass sie eng (closefit) an der Wandung des Altrohres anliegen. Die Systeme arbeiten mit PE-, PVC- und/oder

3 74 Sanierung PVC- mit PE- Co-Polymer-Materialien, einer Mischung aus PE und PVC. Ihre Beschränkung im Markt mag zum einen durch die Materialwahl (zumindest PVC), zum anderen auch in ihrem Anwendungsbereich (max. DN 400 bzw. 500) bedingt sein. Wickelrohrverfahren Relativ geringe Akzeptanz haben in den vergangenen rund 15 Jahren die sog. Wickelrohrverfahren gefunden, bei denen ein (meist) aus PVC gefertigtes Stegprofil mit Hilfe einer im Schachtbauwerk installierten Wickelmaschine zu einem Endlosrohr gewickelt und in die Sanierungshaltung eingeschoben wird. Hierbei entstand ursprünglich ein Ringraum, der verdämmert wurde. Das Öffnen der Anschlüsse erfolgt im nicht begehbaren Bereich auch heute noch meist in offener Bauweise. Durch immer neue Varianten hat der australische Systementwickler RIBLOC versucht, die vermeintlichen Schwachpunkte zu eliminieren und die Akzeptanz der Verfahren zu verbessern. So wurde vor einigen Jahren ein sog. Expanda Pipe eingeführt, welches durch ein modifiziertes Einbauverfahren nur noch einen minimalen Ringspalt in Höhe der Profilstege aufweist. Die statische Tragfähigkeit, immer ein Minus dieser Technik, wurde hierdurch natürlich noch einmal reduziert, da der Dämmer bei dieser Variante auch noch entfiel und für die Tragfähigkeit nur noch die versteifenden Stege übrig blieben. Einen begrenzten Einsatz finden diese Systeme dennoch im Bereich von Großprofilen (v. a. Beton), jedoch meist nur als Korrosionsschutzmaßnahme. In letzter Zeit scheint sich im Entwicklungsbereich dieser Systeme einiges zu tun. So wurden im Laufe des Jahres 2005 in Deutschland weitere Varianten des Wickelrohres mit Stahlverstärkten Kunststoffprofilen eingeführt, um das Manko der fehlenden statischen Tragfähigkeit zu überwinden. Auf sie ist später noch einmal zurück zu kommen. Noppenbahnverfahren nierte Dämmerschicht (Injektor). Die statische Tragfähigkeit wird hierbei ausschließlich durch den Injektor erzeugt: Es handelt sich also eigentlich um einen Betonliner mit PE-Korrosionsschutz. Obwohl diese Verfahren bereits seit mehr als 10 Jahren auf dem Markt agieren, konnten sie weder in ihren Bemühungen, als eine Art Schlauchlining auf deren Erfolgswelle mit zu schwimmen, als auch in ihren statischen Unzulänglichkeiten überzeugen. So sind sie zwar und nur hier - in den DWA-Merkblättern auch als Untergruppe der Auskleidung mit örtlich hergestellten und erhärtenden Rohren aufgeführt, in der europäischen Normung aber bisher überhaupt noch nicht vorgesehen und wenn dann nur als eigene Verfahrensgruppe! Eine spezielle Form der Anwendung, welche genau genommen zu den Montageverfahren zu rechnen ist, jedoch an dieser Stelle nicht verschwiegen werden soll, ist die Verfahrensvariante Preliner : eigentlich ein zentimeterdicker Betonliner mit PE-Korrosionsschutz, wie er in begehbaren Kanalbauwerken bis DN 4000, meist mit einer eigenen, neuen Bewehrung aus Eisen oder Matten Verwendung findet. Hierbei wird das PE-Material Segmentweise eingebracht und vor Ort als Innenschalung verschweißt. Montageverfahren Auch die Montageverfahren gehören zu den Renovierungsverfahren und werden ausschließlich im begehbaren Bereich eingesetzt. Eigentlich sind es meist für diese Bereiche abgewandelte Verfahren wie z. B. Noppenbahn-, Kurzoder Langrohrlining. Es werden hierbei vor allem GFK- und PE-HD- Produkte eingesetzt. Ein Vorzug der GFK-Produkte liegt in ihrer höheren Tragfähigkeit (E- Modul), damit geringeren Wanddicken und Gewichten bei Transport und Einbau im Kanalprofil. Das PE-HD wird wieder häufiger verwendet, seitdem es auch in Eiprofil - Form hergestellt werden kann. Ein seit einiger Zeit ebenfalls häufiger eingesetztes Material ist Polymerbeton, der zu Einzelsegmenten verarbeitet im Kanal zum eigentlichen Profil zusammen gesetzt will sagen montiert wird. Hier spielt das Gewicht der einzelnen Segmente natürlich wieder eine Rolle, die Tragfähigkeit ist aber natürlich auch erheblich höher als bei den Kunststoffsystemen. Seit einigen Jahren wird, vor allem im Bereich von Teilauskleidungen, mit dem Produkt Schmelzbasalt, einer technischen Keramik aus Tschechien gearbeitet. Dieses äußerst ab- Einen recht aussichtslosen Kampf auf dem hart umkämpften Sanierungsmarkt führen die sog. Noppenbahn Verfahren, v. a. im kommunalen Bereich. Diese Verfahren stellen aus PE-Bahnware, die mit Noppen bzw. Ankern versehen ist, zwei dünnwandige (2 mm) Liner her, welche durch die Noppen eine definierte Wanddicke vorgeben. In den Kanal eingezogen dienen sie dort als Schalung für eine defiriebfeste und chemisch sowie thermisch äußerst resistente Material wird in Formen für Gerinne oder als Einzelsegmente vereinzelt auch für die Herstellung ganzer Rohrprofile hergestellt. Bisher sind aber in Deutschland nur wenige Pilotprojekte durchgeführt worden, was sicherlich auch an einem mangelnden Marketing des tschechischen Herstellers sowie den fehlenden in Deutschland verlangten, technischen Erstprüfungen sowie der bauaufsichtlichen Zulassung des DIBt liegen dürfte! Besondere Vorteile der Montageverfahren liegen generell darin, - geringe Einbauöffnungen (meist unter Verwendung von Schachtbauwerken) zu benötigen; - hydraulisch oder baulich notwendige Sonderprofile wie Ei-, Maul- und andere Profile wiederherzustellen; - Betriebsbedingte Abwasserableitung wie z. B. ein Trennsystem in einem alten Mischsystem unterzubringen. Eiprofil mit Gerinne aus Schmelzbasalt-Elementen [Quelle: EUTIT s.r.o.] Trennsystem (Maul- und Kastenrohr) für Bachverrohrung im Trennsystem [Quelle: tubus Rohrrenovation]

4 Sanierung 75 Verfolgt man nun als interessierter Betrachter die Entwicklung der letzten Jahre um nicht zu sagen Jahrzehnte, so gibt es eigentlich keine nennenswerten Entwicklungen von neuen Sanierungstechniken sieht man einmal ab von Weiterentwicklungen bzw. Varianten bereits bestehender Techniken ab. Man weiß nicht, ob man das begrüßen oder bedauern soll eins scheint jedoch zumindest am Beispiel der Technikfamilie Schlauchlining deutlich geworden zu sein. Die Entwickler dieser Systeme haben sich in den letzten 10 bis 15 Jahren tatsächlich bemüht, ihre Techniken so weit zu entwickeln, dass sie bei sachgemäßer Anwendung und Beachtung aller Vorschriften sowohl die Qualität als auch die Nutzungsdauer der konventionellen Neuverlegung erreichen, wenn nicht gar überschreiten. Ganz zum Ende dieser Betrachtungen mögen jedoch zumindest drei bzw. vier neue Entwicklungen auf dem Sanierungsmarkt erwähnt werden, da sie teilweise von der Fachwelt in den beiden letzten Jahren immerhin mit einer Auszeichnung der ISTT, dem NODIG AWARD, belobigt worden sind. Erstaunlicherweise wurden alle Systeme bzw. Varianten Down-Under, d. h. in Australien entwickelt: Neuerungen es gibt sie doch noch! Ribsteel, Ribline und Rotaloc Wickelrohrsystem Bei allen drei Verfahren handelt es sich um Varianten des RIBLOC Wickelrohrlining, wobei das PVC- durch ein auf der Kante des Kunststoffprofils aufgesetzten Edelstahl-Profil verstärkt wurde, um die Festigkeitswerte (s. o.) entsprechend zu erhöhen: Laut Herstellerangaben wurden beim Ribsteel Verfahren, einer Anwenderentwicklung für die Abu Dhabi Municipality, immerhin Festigkeitswerte zwischen 9800 und N/mm² ermittelt. Trotz dieser Ergebnisse und der Auszeichnung durch den NODOG AWARD 2001 hat sich auch das Ribsteel-System in Europa bzw. Deutschland nicht durchsetzen können. Im Jahr 2005 wurde von der KMG Rohrtechnik erstmals in Deutschland (Emmerich) eine Wickelrohrvariante namens Ribline 7 eingesetzt, welche zum einen ein Profil aus PE-HD verwendet und hiermit einen der von Kritikern immer als Schwachpunkt dargestelltes Fertigungsergebnis einer endlosen Muffe (mechanische Feder-Nut-Verbindung der Profile mit einer integrierten Mehrfach-Schlossverbindung) durch eine integrierte Extruderschweißung zu einem muffenlosen Rohr verändert hat. Die Tragfähigkeit des weichen PE-Materials wird hierbei durch mehrere in den PE-Stegen eingelagerte Stahlbänder entsprechend erhöht. In Australien (Sydney) 8 wurde zeitgleich bereits ein altes Betonrohr DN 1800 mit einem neuen Ribline-Rohr Di 1680 mm ausgekleidet, wobei bis zu 234 Meter an einem Stück produziert werden konnten. Beinahe zeitgleich wurde von Diringer & Scheidel Rohrsanierung in einer bayrischen Kommune (Krauchenwies) 9 erstmals eine weitere Variante des Expandapipe, das Rotaloc-Wickelrohrlining eingesetzt. Hiermit wurde ein Betonkanal DN 900 Haltungsweise ausgekleidet. Auch dieses System arbeitet mit einem Stahlverstärktem Profil, allerdings aus PVC. Auch ist hier im Gegensatz zum vorbeschriebenen Ribsteel - Verfahren das Stahlprofil durch- gängig in den Profilrippen enthalten. Es wird sich zeigen, ob dieses Verfahren der Technikfamilie des Wickelrohrlining zu größerer Akzeptanz verhilft. Voraussetzungen hierfür sind aber wie immer entsprechende Untersuchungen des Langzeitverhaltens der neuen Materialkombination PE-HD/ bzw. PVC/Stahl, entsprechend sichere und ausgereifte grabenlose Anschlusstechniken und über kurz oder lang eine nationale Zulassung des DIBt auch wenn diese z. Z. für den öffentlichen Bereich nicht zwingend vorgeschrieben ist. ShieldLiner Schlauchlining Diese Variante des Schlauchlining mit Namen ShieldLiner kommt ebenfalls aus Down- Rotaloc-Profil: Einführung des Rotaloc-Profils von der Trommel in den Schacht [Quellle: Dieringer und Scheidel] Einbau der Ribline Extrudereinheit [Quelle: KMG Rohrtechnik] Blick aus der zu sanierenden Haltung durch das fertige Ribline-Rohr [Quelle: KMG Rohrtechnik] Plastream-Profil mit Stahleinlage in den Stegen [Quelle: Ribloc Technologies]

5 76 Sanierung Under und wurde 2005 in Rotterdam auch mit dem NODIG-AWARD der ISTT geehrt. Ihre Entwicklung steckt allerdings noch in den Kinderschuhen und hat in Europa noch keinen Anwender gefunden. Bei dem Verfahren erfolgt eine in-situ - Imprägnierung des Schlauchliners während des Einbaus in der Sanierungsstrecke selbst. Der trockene Liner wird hierbei mittels Druckluft im Startschacht in ein Tool, eine Art Packer, aus einer geschlossenen Kammer gegen ein Schild (shield) gefahren. Von der Gegenseite, d. h. dem Zielschacht, werden die Harzkomponenten in einen definierten Hohlraum des Packers gepumpt und gelangen dort an die Oberfläche (Außenseite) des Schlauchliners, von wo sie unter Einwirkung von Vakuum die Filzlage/n durchdringen und zu einer gesättigten Imprägnierung des Liners führen. Durch kontrollierte Druckluftbeaufschlagung wird der Schlauch kontinuierlich gegen das Schild invertiert, während das Tool zurückgezogen wird. Das Ganze wird mittels eines ausgeklügelten Systems elektronisch gesteuert. Bei den eingesetzten Harzsystemen handelt es sich auf Grund der erst im Tool zusammentreffenden Harzkomponenten um sog. Kalthärtende Systeme, die bereits innerhalb von 2 Stunden reagieren. Da die Harzmischung in-situ erfolgt, soll diese extrem kurze Topf- bzw. Verarbeitungszeit nach Aussage des Systementwicklers voll und ganz ausreichen, um eine ordentliche Aushärtung zu gewährleisten! Betrachtet man die technische Seite dieses Verfahrens, so sind bezüglich der Einsatzbereiche (Dimensionen und Einbaulängen) auch bei diesem Verfahren sicherlich zumindest vorläufig Grenzen gesetzt, z. B. durch - Größe der Druckkammer (Länge und Dimension des Liners) - Länge der Versorgungsleitungen des sog. Surface Rig, d. h. der Leitungen für Harz, Härter, Druckluft und elektrische Steuerkabel Nachdem der Systementwickler in Australien gerade erst Mitte September 2005 eine erfolgreiche Maßnahme 10 mit einer Länge von rund 70 lfd. m. DN 300 mm durchgeführt hat, muss auch bei dieser Verfahrensvariante abgewartet werden, ob die Systementwickler bzw. Ihre jeweiligen Lizenznehmer die Erstprüfungen und nationalen Genehmigungsverfahren (z. B. beim DIBt) durchführen. Vor allem bedarf es der Änderung unserer Regelwerke (s. v.) bezüglich der Akzeptanz von Kalthärtung im Sammlerbereich. Fazit Es ist erstaunlich, dass auf einem so expandierenden und zukunftsträchtigen Markt wie Schematische Darstellung von Verfahren und Geräten [Quelle: ShieldLiner Ltd.] der Kanalsanierung inzwischen über das letzte Jahrzehnt keine tatsächliche nennenswerte Neuentwicklung aufgetaucht ist bzw. die wenigen neuen Verfahren wieder verschwinden, ehe sie richtig Fuß gefasst haben, wie z. B. aus der Technikfamilie der - Anschleuderverfahren (z. B.: Twin-Line), - Wickelrohrverfahren (z. B.: ERSAG), - Verformungsverfahren (z. B.: Nupipe, Thermoline) Ursachen für das Scheitern waren entweder Materialkomponenten, die in unserem Sanierungsmarkt nicht oder nur unzureichend akzeptiert wurden (z. B. PVC) oder aber Materialien bzw. verfahrenstechnische Schritte, die im rauen Praxisalltag der Kanalsanierung einfach versagt haben. Hierbei kamen solche Verfahren manchmal auch aus dem Druckleitungsbereich, wo sie durchaus funktioniert haben, versagten jedoch im Freispiegel- bzw. Abwasserbereich. Sollte es also tatsächlich so sein, dass die Technikfamilie des Schlauchlining auch das/ die nächste/n Jahrzehnt /e diesen Markt dominiert? Mit einer weltweit tätigen Unternehmensgruppe wie der CPT, zu der sowohl RIBLOC in Australien als auch KMG in Deutschland bzw. NORDITUBE in Belgien gehören, hat sich inzwischen ein nicht zu unterschätzender Global Player als Wettbewerber aufgestellt. Betrachtet man dann noch die von den Anbietern angegebenen, nach wie vor erheblichen Preisvorteile von PVC- und PE-HD - Systemen (ca. 40 %) gegenüber den Harzsystemen beim Schlauchlining (UP- und EP-Harzen), so kann hier über kurz oder lang erhebliche Bewegung in den Markt kommen. Literaturhinweise: 1 Siehe Beitrag Ulrich Winkler: Neue Erkenntnisse in Theorie und Praxis, in: bi UmweltBau, Ausg. 5-05, S DIN EN 752: Entwässerungssysteme außerhalb von Gebäuden, Teil 1: Allgemeines und Definitionen 3 HSE Hamburger Stadtentwässerung: Anforderungsprofil Schlauchrelining oder Arbeitsgruppe Süddeutscher Kommunen RSV Rohrleitungssanierungsverband e. V.: Anforderungsprofil für Schlauchliner-Kanalrenovierungen [ ] 4 DWA-M Sanierung von Entwässerungssystemen außerhalb von Gebäuden; Teil 3: Schlauchliningverfahren (vor Ort härtendes Schlauchlining) für Abwasserleitungen und -kanäle, Renovierung von Entwässerungskanälen und leitungen mit vor Ort härtendem Schlauchlining - Anforderungen, Gütesicherung und Prüfung, Ausgabe , Pkt siehe DWA M 143-3, Pkt siehe: Europa-Premiere für Ribline Wickelrohr aus stahlverstärkten PE-HD-Profilen, in bi UmweltBau, Ausg. 5-05, S mm diameter Ribline project in Sydney, Australia, in: studies.html 9 siehe: Wirtschaftlich und einfach im Handling Gemeinde Krauchenwies testet Wickelrohr-Reliningsystem, in bi UmweltBau, Ausg. 5-05, S ShieldLiner completes no-dig pipe repair for Sterling, in: The Earthmover and Civil Contractor, S URL s betroffener Unternehmen: