Eine Mauer entsteht weil ihr es ermöglicht habt!

Transkript

1 Eine Mauer entsteht weil ihr es ermöglicht habt!

2 Die Vorbereitungen Die Rückseite des Hauses mit der alten Grundstücksbegrenzung zu den Nachbarn hin, hier noch montiert, auf den Fotos rechts bereits im Rahmen der Aufräumarbeiten entfernt.

3 Das Baumaterial Um die 76 Steine und die 2m² Piedrín abladen zu können, wurde ein Teil des Zaunes entfernt, sodass der Laster rückwärts (mit einigen Schwierigkeiten durch Enge und abrutschende Erde zwar) auf das Grundstück fahren konnte. Die (sehr schweren) Steine wurden von zwei Herren sehr professionell und beeindruckend wie ich fand durch viele aber sehr gezielte Pirouetten auf den Steinecken perfekt übereinander gestapelt. Der Piedrín wurde weiter hinten auf dem Grundstück abgeladen.

4 Die 5m² Sand wurden mit dem nächsten Laster etwa 30 Minuten später ebenfalls rückwärts auf das Grundstück manövriert und neben dem Piedrín abgeladen. Bekanntlich gibt es ja nicht nur eine (objektive) Realität, sondern jeder schafft sich durch Interpretationen seine eigene. Die ganz eigene Realität der Hunde waren nicht etwa zwei Haufen Sand und Piedrín für Zementmischungen, sondern zwei große Haufen weichen Untergrunds, perfekt geeignet zum Ausspannen!

5 Die 300 Blöcke wurden am nächsten Tag mit einem Transporter angeliefert, der Zaun war bereits wieder geschlossen worden. Um sie trotzdem nicht direkt am Wellblechzaun aufzustapeln (wo sie sich über Nacht ggf. verdoppeln würden), wurden netterweise extra noch Helfer über Handy gerufen, die das Abladen über den Zaun herüber durch Werfen von einem zum nächsten ermöglichten und den Stapel somit etwas sicherer platzieren konnten.

6 Links der stolze Sohn, exakt so groß wie der Stapel aus Blöcken, rechts ich selber bei der Bewässerung der Blöcke. Dazu bin ich in der Zeit täglich zu der Familie gefahren, denn frischer Zement, so habe ich gelernt, muss eine Zeit lang feucht gehalten werden, damit er nicht von außen, sondern von innen heraus trocknet. Da meist nur der Vater zu Hause ist, es tagsüber jedoch oft kein Wasser gibt und es daher größtenteils in Eimern aus der Wassertonne getragen werden muss, habe ich diese Arbeit übernommen.

7 Rechts die 500 quadratischen Bügel, die die Eisenstangen der Trägerelemente zusammenhalten, darunter die 4½kg Draht, mit dem sie am Eisen befestigt werden. Unten zu sehen sind die 130 etwas breiteren Bügel, die genauso wie die anderen verwendet werden, mit dem Unterschied, dass sie ausschließlich das breitere Trägerelement im Boden festigen, welches dem Schutz gegen Erdbeben dient und unter der Mauer über ihre gesamte Länge verläuft.

8 Oben links eine Tüte voll mit 6,3cm langen Nägeln (ca. 1,4kg) und rechts daneben eine kleinere Tüte mit 10,2cm langen Nägeln (ca. 1kg), erstere für das Befestigen vom unten zu sehenden Holz, wenn dieses als Gießform für den Zement verwendet wird, letztere für das Befestigen des Holzes, wenn daraus Arbeitsplattformen für die oberen Mauerbereiche gebaut werden. Neben dem Holz zu sehen sind die 84 6m langen Eisenstangen, die der Mauer in Form von Trägerelementen ihren Halt geben.

9 Die Zementsäcke haben wir von einem Lastwagen, der regelmäßig durch die Straßen fährt um seine Ware zu verkaufen. So war es von vornherein geplant, da auf diese Weise keine Transportkosten anfallen. So wie der Stapel aus Blöcken, erreichte auch der 31 Säcke umfassende Zementsackstapel die gleiche Größe wie der Sohn, der später die Maurer beim Vorbereiten der Zementmischung unterstützte. Oder anders ausgedrückt: der mit vollem Interesse und Eifer erste Erfahrungen mit Schaufel, Sand, Zement und Wasser sammelte und dabei von den Maurern das eine oder andere lernen konnte.

10 Die Aufräumarbeiten Bevor mit dem eigentlichen Bau der Mauer begonnen werden konnte, mussten zunächst Bäume und alter Zaun entfernt werden (wie oben schon gesehen). Wie in Nicaragua üblich wurde auch hierbei als universales Werkzeug die Machete benutzt.

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12 Danach wurde ein Graben ausgehoben, sodass die Mauer bzw. das vor Erdbeben schützende unterste Trägerelement der Mauer nicht auf, sondern im Boden verlaufen konnte, um so für eine deutlich größere Stabilität zu sorgen. Dabei wurde an das bereits bestehende Mauerstück angeknüpft. Unter diesem Trägerelement wurden außerdem liegende Steine verwendet, um eine breitere Basis zu schaffen. In einem bestimmten Abstand wurden zudem noch tiefere Löcher freigelassen, in denen später als Beginn der senkrechten Trägerelemente solide Zementblöcke gegossen wurden (zu sehen auf der nächsten Seite).

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14 Das Eisen wird verdrahtet Von den jeweils 6m langen Eisenstangen wurden zunächst kurze Stücke abgeschnitten, die in der Form von quadratischen Gittern die Füße der senkrechten Trägerelemente bilden würden. Der Draht wurde in jeweils etwa 10cm lange Stücke geteilt, von denen jeweils vier zur Befestigung eines Bügels an den Eisenstangen benötigt werden. Durch diese Bügel werden je vier Eisenstangen in einem festen Abstand zueinander gehalten, sodass sie eine Art Säule bilden, die später sowohl horizontal als auch vertikal in der Mauer verlaufen (Trägerelemente). Bis auf eine sind alle diese Säulen durch die quadratischen Bügel ebenfalls quadratisch. Für das Trägerelement im Boden werden breitere Bügel verwendet, wodurch auch die Eisensäule breiter wird.

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17 Um die senkrechten Eisensäulen in den offengelassenen Löchern zu positionieren, wurde die erste von sehr vielen Zementmischungen vorbereitet. Dazu werden zunächst mithilfe von Schaufeln Sand und Zement gemischt. Diese Mischung wird dann in die Form eines Vulkans gebracht, sodass ein Krater entsteht, der mit Wasser gefüllt werden kann. Auf diese Weise können Sand und Zement von außen nach innen auf das Wasser geschaufelt werden, bis alles gut vermischt ist, ohne dass dabei die Hälfte des Wassers in alle Richtungen davonläuft.

18 In Eimern wurde die fertige Zementmischung dann Stück für Stück an ihr Ziel getragen. Zunächst wurden die Löcher mit einigen Zentimetern Zement angefüllt, um eine Basis für die Eisenfüße der Säulen zu schaffen. Auf diese Basis wurden die vorbereiteten Säulen schließlich gestellt, senkrecht ausbalanciert und mit weiteren Eimerladungen einzementiert. Die nach wie vor vorhandenen nun aber deutlich flacheren Löcher wurden daraufhin an den Seiten mit Erde gefüllt, die Mitte um die Eisenstangen herum wurde jedoch freigelassen, um sie ebenfalls zu zementieren. So erhielt also jedes senkrechte Trägerelement einen Sockel, der unten um den Eisenfuß herum sehr breit und im oberen Teil etwas verkleinert war. Auf diese Weise wurden die Löcher gefüllt und die entstandenen Sockel mit den liegenden Steinen auf eine Höhe gebracht.

19 La viga sísmica Das seismische Trägerelement Das erste und wichtigste Trägerelement war das, welches die Mauer gegen Erbeben schützen soll. Es wurde auf der vorher geschaffenen Basis aus liegenden Steinen und den bereits gegossenen Sockeln der senkrechten Trägerelemente gegossen und dadurch mit diesen zu einem festen und stabilen Untergrund verbunden. Um es zu gießen wurden die Holzbretter über die gesamte Länge der Mauer (14m) als Gießform verwendet. In diese Gießform wurde die erwähnte etwas breitere Eisensäule eingelassen und dadurch mit einzementiert. Unten zu sehen ist das Ende der Mauer, an welches später die vordere Hauswand anschließen soll.

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21 Die Steinreihen Die unteren drei Reihen der Mauer wurden aus sogenannten Steinen (zur Unterscheidung zu den sogenannten Blöcken ) gemauert. Diese sind in einem Stück geschnitten und dadurch deutlich robuster als die Blöcke, welche nichts anderes sind als in Form gegossener Zement. Oben zu sehen ist, wie einige Steine halbiert werden, um sich den Längenmaßen der Mauerabschnitte anzupassen. Rechts zu sehen ist das Ende des bereits ausgehärteten Trägerelements mitsamt abbiegender Stahlsäule für die nächste Wand und der bereits begonnenen ersten Steinreihe.

22 Mithilfe einer selbstgenagelten Vorrichtung werden die Steine mit Zement verbunden. Lediglich die Eisensäulen werden vorerst noch nicht weiter zementiert, da sie später in einem zusammenhängenden Stück gegossen werden. Das bislang noch sichtbare unterste Trägerelement wird bereits mit Erde verdeckt, da es nicht auf, sondern im Boden verläuft und lediglich für die Arbeit an ihm der Boden außenherum ein Stück ausgehoben worden war.

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24 Zwei von drei Steinreihen stehen bereits, die Erde außenherum lässt sie schon zum Teil im Boden verschwinden und das herausstehende Eisen lässt das bald Folgende leicht erahnen. Der Moment, in dem ich dieses Foto machte, war schon ein besonderer, denn eines lässt sich schon jetzt nicht mehr übersehen oder leugnen: Das, was hier zu sehen ist, wird eine richtige Mauer werden, die Wand eines Hauses nein, die Wand eines Zu-Hauses!

25 Die dritte und letzte Steinreihe wird begonnen. Was nie vergessen werden darf: Damit der Zement richtig hält und eine feste Verbindung mit dem anderen Material eingeht, muss immer alles feucht gehalten werden. So wurden sowohl die bereits vermauerten Steine als auch die noch fehlenden nass gemacht, bevor sie endgültig angebracht wurden. Auch eine fertige Mauer muss daher in der ersten Zeit feucht gehalten werden, da der Zement ansonsten von außen nach innen anstatt mit deutlich stabilerem Ergebnis von innen nach außen trocknet.

26 Das zweite Trägerelement Zwischen der letzten Steinreihe und der ersten Reihe aus Blöcken wird das zweite horizontale Trägerelement gegossen, genau wie bereits einige vertikale Trägerelemente begonnen werden. Wie beim ersten dienen die Holzbretter als Form. Oben rechts sind wieder die abbiegenden Eisenstangen zu sehen, die die Möglichkeit offenhalten, in der Zukunft dort weiterzubauen.

27 Der die Form überragende Zement wird abgestrichen, sodass das Trägerelement eine glatte und saubere Oberfläche erhält, auf der die erste Reihe aus Blöcken gemauert werden wird.

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29 Die Gießform wurde hier bereits entfernt und zu einer Arbeitsplattform umgebaut, die das Arbeiten in dieser Höhe erleichtert.

30 Die Arbeit mit den Blöcken beginnt Die erste Reihe aus Blöcken wird hier bereits gemauert, wobei die Maurer sich wie links gut zu erkennen ist an von ihnen gespannten und in Waage gebrachten Plastikschnüren orientieren.

31 Wie die Steine müssen auch die Blöcke den Maßen der einzelnen Mauerabschnitte angepasst werden. In diesem Fall wird der Block ausgemessen und mit einer Maschine von beiden Seiten vorgesägt, der letzte Schlag wird ihm dann mit einem kleinen axt-ähnlichen Werkzeug versetzt, sodass er an der vorgeschnittenen Stelle bricht.

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34 Das dritte Trägerelement Nach fünf Reihen aus Blöcken wird hier nun das dritte und in dieser Form letzte horizontale Trägerelement vorbereitet.

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36 Hier ist gut zu sehen, wie bereits einige der vertikalen Trägerelemente mitgegossen werden. Theoretisch würden nun auch alle gegossen, bloß wäre hierfür mehr Holz von Nöten. Aus diesem Grund werden sie nicht alle gleichzeitig, sondern nach und nach gegossen.

37 Der Blick von oben: Zum einen sieht man die Gießform des Trägerelements mitsamt der bereits hineingelegten Eisensäule, zum anderen sieht man von oben in das noch zu gießende vertikale Trägerelement hinein, wo sich die Eisenstangen des bereits bestehenden Mauerstücks mit denen der neuen Mauer treffen. Dies ist sozusagen der Beginn der Mauer, auf dem rechten Foto der nächsten Seite sieht man hingegen das Ende.

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39 Der Giebel Der letzte und oberste Mauerabschnitt ist natürlich der Giebel, welcher seinen höchsten Punkt in der Mitte der Mauer hat. Bei vielen Häusern in Nicaragua verläuft das Dach einfach von einer Seite zur anderen etwas abfallend, bei diesem Haus wird dies jedoch von der Mitte zu beiden Seiten nach außen der Fall sein.

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41 Das oben abschließende Trägerelement Zu guter Letzt bekommt auch der Giebel noch ein nach oben hin abschließendes Trägerelement, für dessen Form wiederum das Holz angebracht wurde, wie hier zu sehen ist.

42 Nun einmal aus einer anderen Perspektive: Unten von der Straße aus aufgenommen, rechts vom Grundstück aus, das heißt von dichter dran, jedoch im gleichen Winkel fotografiert. Das letzte Stück wird Eimer für Eimer mit Zement gegossen.

43 Die fertige Mauer! Ein offensichtlicher Fortschritt, sowohl in Größe und Aussehen wie auch in Stabilität und Sicherheit. Und vor allem ein großer Schritt in Richtung eines sicheren Zuhauses.

44 D o c h d a n k e u r e r U n t e r s t ü t z u n g... i s t s e l b s t d a s n o c h n i c h t a l l e s!

45 Fortsetzung folgt... schon bald!