Predigt zu Römer 8, 18-31
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- Gudrun Britta Kuntz
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1 Predigt zu Römer 8, Liebe Gemeinde, zu Weihnachten werden Wünsche wahr. Ich hoffe, eure Wünsche sind in Erfüllung gegangen! Ich denke dabei nicht allein an die Geschenke unterm Weihnachtsbaum, sondern vielmehr an die zutiefst menschliche Sehnsucht nach Frieden, Geborgenheit und Harmonie! Gerade zu Weihnachten wünschen wir uns in besonderer Weise dieses Gefühl-wie- Weihnachten, wenn man die alltäglichen Sorgen zumindest für einige Stunden vergisst! Der Wunsch, wenigstens über die Festtage so ein bisschen `heile Welt` zu erleben, ist verständlich doch manchmal wird dadurch alles nur noch schlimmer. Nicht zufällig wird das Angebot der Telefonseelsorge gerade zu Weihachten überdurchschnittlich in Anspruch genommen! Im Bild gesprochen ist da immer noch die Dornenkrone, mit der all unsere Wünsche, Träume und Hoffnungen verflochten sind. Ich möchte noch einmal kurz auf dieses Krippenbild mit der Dornenkrone zurückkommen. Diese Dornenkrone umrahmt und begrenzt selbst die Geburt des so lang ersehnten Erlösers. Die Hoffnungen, die auf dem Kinde ruhten, haben sich damals schon 1
2 nicht so erfüllt, wie sich das viele gewünscht hätten. Trotz alledem oder gerade deshalb schreibt Paulus im 8. Kapitel des Römerbriefes: Gott hat seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern für uns alle hingegeben sollte er uns mit ihm nicht alles schenken? (8,32). Ich möchte heute mit euch über die Verse nachdenken, die dieser rhetorischen Frage Sollte er uns mit ihm nicht alles schenken? vorausgehen. > Wir hören auf die Lesung aus Römer 8, 18-31! Die ganze Schöpfung seufzt unter der Sklaverei der Vergänglichkeit, so könnte man die Argumentation des Paulus zusammenfassen. Wobei Paulus gerade angesichts der Sklaverei der Vergänglichkeit die Hoffnung der zukünftigen Herrlichkeit herausstellt. Die Überzeugung, dass die zukünftige und unvergängliche Herrlichkeit an uns offenbar werden soll, ist für Paulus nicht nur Wunschdenken, sondern eine ganz tiefe, innere Gewissheit, die einem Wissen gleichkommt. Wir wissen, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten dienen (8,28). Was für eine Gewissheit! Leider passieren aber auch Dinge, die scheinbar niemand dienen jedenfalls nicht zum Guten. Ich denke an das Unglück von Samuel Koch! Übrigens kann ich euch nicht sagen, 2
3 warum Martin Luther den Superlativ gewählt hat und zum Besten übersetzt hat. Eigentlich heißt es nicht, dass uns alle Dinge zum Besten, sondern zum Guten dienen. Doch ob zum Guten oder zum Besten, es läuft nicht alles glatt im Leben. Vieles, was wir erbitten und für richtig halten, gibt Gott uns nicht jedenfalls nicht so, wie wir uns das wünschen würden. Gott erfüllt nicht alle unsere Wünsche, und manchmal ist das wohl auch besser so! Dennoch wünsche ich mir, mehr davon zu sehen, wie sich die Dinge zum Guten wenden! An dieser Stelle möchte ich einfach mal einen Stoßseufzer loswerden! Manchmal tut das ganz gut, einfach mal zu seufzen. Seufzen ist wohlbemerkt etwas anderes als jammern. Wir dürfen seufzen besser gesagt, wir dürfen es zulassen, dass der heilige Geist uns mit unaussprechlichem Seufzen vor Gott vertritt (V.26). Ich erlebe den Apostel Paulus hier sehr authentisch, also echt und glaubwürdig. Wahrscheinlich hat sich Paulus auch etwas schwer damit getan, sich das selbst einzugestehen, dass es besser ist, zu seufzen, als nur auf `heile Welt` zu machen. Gerade Paulus hatte den Anspruch, dass wir uns allezeit freuen können, weil wir ja gerettet sind und sogar die Erstlingsgabe des Geistes (V.23) empfangen haben wird doch alles zum Guten dienen. Es 3
4 schon ungewöhnlich, dass einer wie Paulus nun meint, dass es der heilige Geist selbst ist, der uns mit unaussprechlichem Seufzen vor Gott vertritt, wenn wir nicht mehr mit eigenen Worten beten können. Habt ihr das auch schon einmal erlebt? Mit tränenerstickter Stimme kann man kaum noch ein verständliches Wort herausbringen. Das sind die Momente, in denen man nur noch darauf vertrauen kann, dass Gott die Herzen erforscht (V.27). Ja, der Heilige Geist nimmt sich unserer Schwachheit an, wenn wir s denn zulassen. Und es ist tatsächlich so wenn wir nicht mehr wissen, was wir bitten sollen, kann uns das zum Guten dienen. Dann nämlich wird sich unser Gebet verändern. Wir werden nicht viele Worte machen und große Wünsche formulieren, sondern einfach nur authentisch sein - vor uns selbst und vor Gott. Dann wird sich der Heilige Geist bemerkbar machen anders und stärker, als wir das normalerweise erwarten würden. Was hat das alles nun mit Weihnachten zu tun? Morgen ist Weihnachten schon wieder vorbei. Und spätestens wenn uns der Alltag wieder einholt, leiden ja auch wir daran, dass wir so wenig von dem sehen, was wir erhoffen und wir 4
5 manchmal nicht einmal mehr wissen, was wir noch von Gott erbitten sollen. Darum sollten zwei Dinge klar sein: Erstens sollten wir zulassen, dass sich der heilige Geist unserer Schwachheit annimmt! Und zweitens sollten wir wissen, dass wir dazu vorherbestimmt sind, uns an dem zu orientieren, der als der erstgeborene Sohn Gottes in diese Welt kam. Paulus schreibt: Wir wissen, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten dienen; denen, die nach seinem Vorsatz berufen sind. 29 Denn die er im Voraus ausersehen hat, die hat er auch vorherbestimmt, dem Bild seines Sohnes gleichgestaltet zu werden damit er (Jesus Christus) der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern (und Schwestern). Über diesen Vers muss man etwas länger nachdenken. Ich verstehe das so, dass die Geburt Jesu nur dann ihren Sinn erfüllt, wenn wir von neuem geboren werden und Jesus Christus durch seinen Geist in uns und durch uns zur Welt kommt. Wir sehen Jesus ja eher als eingeborenen Sohn Gottes, vor dem wir eigentlich nur unsere Knie beugen können (vgl. Phil. 2,5ff). Doch Jesus ist eben auch der erstgeborene Bruder, der im Vergleich zu uns nur der Erstgeborene ist, so dass wir als wiedergeborene Christen die Mission fortsetzen, die unser Bruder Jesus Christus hier auf Erden begonnen hat. Das ist schon ein 5
6 herausfordernder Gedanke. Ja, wir wollen uns an Christus orientieren. Soweit so gut. Aber wie ist das zu verstehen, wenn es heißt dem Bild seines Sohnes gleichgestaltet werden? Wir sind tatsächlich dazu vorherbestimmt und auch berufen, in gleicher Weise zu lieben, wie Jesus das getan hat. Tja, entspricht dein Selbstbild dem Ebenbild des Sohnes Gottes? Jetzt werdet ihr wahrscheinlich sofort einwenden wollen, dass das ja gar nicht möglich sei. Dennoch bleibt es dabei, wir sind dazu vorherbestimmt und auch berufen, genau so selbstlos zu lieben, wie der Sohn Gottes es getan hat. Soviel ist sicher, wenn wir das tun, wird es uns zum Guten dienen und immer auch positiv auswirken auf andere! Dabei müssen wir berücksichtigen, dass wir diese Liebe nicht in uns selbst finden, sondern sie ist die Erstlingsgabe des Geistes, mit der uns der Erstgeborene beschenkt hat. Es ist derselbe Geist, der sich unserer Schwachheit annimmt. Ja, vielleicht würdest du dir wünschen, dass das Gute und die Liebe in deinem Leben noch viel deutlicher zum Vorschein kommt. Dann kann es sein, dass du wieder in alte Verhaltensmuster zurückfällst und du derart von dir enttäuscht bist, dass dich der Geist mit unaussprechlichem Seufzen vertreten muss. Gott kennt dein Herz und er weiß, wie du dich selbst siehst; er weiß, was dazu dient, dass du dich zum 6
7 Guten veränderst. Denkt noch einmal an die Dornenkrone. Jesus wurde mit einer Dornenkrone gekrönt, obwohl er doch nur geliebt hat. Jesus aber wusste, wozu er vorherbestimmt war und schließlich hat seine Liebe für uns zum Guten gedient. Wie gut, dass wir wissen dürfen, dass Gott uns mit Gnade und Barmherzigkeit krönt. Wir sind gerechtfertigt und weil Jesus uns vor Gott rechtfertigt, sind wir verherrlicht zwar auf Hoffnung hin, aber wir sind errettet. Halten wir fest, weil der Erstgeborene, die Dornenkrone bewusst angenommen hat, dürfen wir wissen, dass Gott uns gnädig ist. Das ist unsere Hoffnung. Eine Hoffnung, die zu Weihnachten geboren wurde. Und dieselbe Hoffnung ist in uns geboren. Die Hoffnung, dass Gott alle Dinge zum Guten dienen lässt selbst wenn das nicht so offensichtlich ist. Paulus schreibt und damit möchte ich schließen: Denn auf Hoffnung hin sind wir gerettet worden. Eine Hoffnung aber, die gesehen wird, ist keine Hoffnung. Denn wer hofft, was er sieht? Wenn wir aber das hoffen, was wir nicht sehen, so warten wir mit Geduld (V.24f). Bis sich unsere Hoffnungen in der zukünftigen Herrlichkeit erfüllen, müssen wir noch etwas Geduld haben 7
8 Geduld mit uns selbst und Geduld mit Gott. So erwarten wir ja, dass Jesus einmal wiederkommt. Dann erst wird wirklich alles gut. Doch vergesst nicht: Seit dem ersten Kommen Jesu hat sich etwas grundlegend verändert. Wir sind dazu vorherbestimmt und berufen, so zu lieben, wie Jesus Christus es zuerst getan hat. Nun ruhen die Hoffnungen auf uns. Ich wünsche euch und mir im Blick auf ein neues Jahr die Erfahrung, dass sich die Dinge ändern, die sich ändern sollten und zwar zum Guten, in dem Wissen, dass der Geist sich unserer Schwachheit annimmt. Derselbe Geist ist es, der uns dazu befähigt, dem Ebenbild des Sohnes Gottes zu entsprechen. Dazu hat Gott uns vorherbestimmt und berufen. Und was ergibt sich daraus, wenn wir das alles bedenken? Gott ist für uns! In diesem Wissen sollten wir alles dafür tun, damit in uns und durch uns die Liebe sichtbar wird, die in unserem Bruder Jesus Christus, dem Erstgeborenen, erschienen ist. AMEN 8
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