Elektronische Identitäten: Das alltägliche Datenschutzproblem
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- Joseph Bieber
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1 Elektronische Identitäten: Das alltägliche Datenschutzproblem Walter Hötzendorfer Arbeitsgruppe Rechtsinformatik, Universität Wien Europa-Tagung Von Jägern, Sammlern und Piraten Datenschutz, Neue Medien und Technologien in der Europäischen Union 28. September 2012
2 Über mich DI Mag. Walter Hötzendorfer Fachlicher Hintergrund Wirtschaftsinformatik (TU Wien) Jus (Uni Wien) Projektassistent in der Arbeitsgruppe Rechtsinformatik/Uni Wien Projekte SMART (FP7), DIANA Dissertation zu den rechtlichen Aspekten föderierter elektronischer Identitäten (Schwerpunkt Datenschutz) Forschungsschwerpunkte: Datenschutz Datensicherheit Elektronische Identitäten/Identity Federation/Trust Frameworks Cloud Computing Elektronische Identitäten 2 Walter Hötzendorfer
3 Elektronische Identitäten Sammlungen von digitalen Informationen, die zu einem Individuum oder einer Organisation gehören. Digitale Repräsentationen von Teilen der gesamten Identität einer Person (Teilidentität) Eine Person hat somit in der Regel mehrere elektronische Identitäten Synonym: digitale Identitäten Problematisch: eid, virtuelle Identitäten Attribute: die einzelnen gespeicherten Informationen Elektronische Identitäten 3 Walter Hötzendorfer
4 Prolog Elektronische Identitäten 4 Walter Hötzendorfer
5 Wie viele verschiedene Benutzerkonten haben Sie? Elektronische Identitäten 5 Walter Hötzendorfer
6 Wie viele Passwörter haben Sie? Elektronische Identitäten 6 Walter Hötzendorfer
7 Welche persönlichen Informationen haben Sie im Laufe der Zeit auf welchen Websites angegeben? Elektronische Identitäten 7 Walter Hötzendorfer
8 Vertrauen Sie den Betreibern all dieser Websites in entsprechendem Maße? Elektronische Identitäten 8 Walter Hötzendorfer
9 => Identitätskrise des Internet Elektronische Identitäten 9 Walter Hötzendorfer
10 Das Grundproblem Identifikation unter Anwesenden: Instinktiv/unbewusst/automatisch Bekannte: Aussehen/Stimme Fremde: Merkmale/Auftreten/Plausibilität Diverse Ausweise Identifikation im Internet: Nur auf Ebene der Geräte eindeutig Gewohnte Mechanismen funktionieren nicht => Identitätsmanagement notwendig (d.h. Systeme zur Identifikation, Authentifizierung und zum Nachweis bestimmter Eigenschaften) Elektronische Identitäten 10 Walter Hötzendorfer
11 Identitätsmanagement Einerseits: staatliche Systeme Bürgerkarte (AT), neuer Personalausweis (DE) etc. Eindeutige Personenbindung, hohe Sicherheit Geringe Verbreitung, nationale Zersplitterung Andererseits: Serviceprovider = Identitätsprovider Elektronische Identitäten 11 Walter Hötzendorfer
12 Die Identitätskrise Zu viele Passwörter Sicherheit von Passwortauthentifizierung ist ohnehin begrenzt Zu viele Benutzerkonten Mehr Daten preisgegeben als notwendig Kein Überblick mehr Daten veralten und werden inkonsistent/wartung aufwendig Viele kritische Transaktionen im Internet noch immer nicht möglich (z.b. Eröffnung eines Bankkontos) Qualifizierte Angabe von Attributen im Internet noch immer nicht möglich (z.b. Angabe des Alters) Elektronische Identitäten 12 Walter Hötzendorfer
13 Lösungsansatz? Identity Federation: Organisationsübergreifende Mehrfachverwendung elektronischer Identitäten Kein eigenes Benutzerkonto für jeden einzelnen Service mehr Z.B. Microsoft Passport, OpenID, Liberty Alliance Project, Google, Facebook) Elektronische Identitäten 13 Walter Hötzendorfer
14 Die Identitätskrise Aber: Einzelne Benutzerkonten werden zu wichtig /einzelne Player zu mächtig Beispiel Facebook: Einerseits: Man surft nicht mehr anonym, sondern immer häufiger mit der Facebook-Identität Gewollt: Log In With Facebook Ungewollt: Cookies, Like-Button überall Andererseits: immer mehr Funktionalität (Dritter) direkt auf Facebook Gefahren: Einzelner Serviceprovider protokolliert einen großen Teil der Webaktivität eines Nutzers Bedeutung einer einzelnen elektronischen Identität zu groß, Schadenspotenzial hoch Elektronische Identitäten 14 Walter Hötzendorfer
15 Lösung? Neugestaltung des Umgangs mit elektronischen Identitäten im Internet Keine neue Technik, sondern neue Organisation: Kollaboratives Identity-Federation-Modell Getrennte Rollen: Service Provider Identity Provider Attribute Provider Dezentrales, kollaboratives System Technologieneutral Nutzerorientiert Mehrere Sicherheitsstufen der Authentifizierung und der Attribute (Assurance Levels) für verschiedene Anwendungsfälle Elektronische Identitäten 15 Walter Hötzendorfer
16 Schematischer Ablauf Elektronische Identitäten 16 Walter Hötzendorfer
17 Voraussetzungen Institutioneller Rahmen: (Trust and) Identity Federation / Identity Ecosystem / Circle of Trust ) Definierte Rollen, Regeln, Standards => Technische und organisatorische Interoperabilität => Institutionalisiertes Vertrauen => Datenschutz und Datensicherheit Haftungsregime Logging, Audit und Dispute Settlement Profitabilität der einzelnen Rollen Elektronische Identitäten 17 Walter Hötzendorfer
18 Identity Provider (IdP) Vom Service Provider rechtlich und wirtschaftlich unabhängig Partner des Nutzers (kein Interessenkonflikt) Haftet für die Richtigkeit von Angaben, die er macht Mehrere IdP: Nutzer kann auf dem Markt auswählen Mögliche IdP: Staatliche Identitätssysteme (Bürgerkarte, neuer Personalausweis) Z.B. für höchste Sicherheitsstufe Elektronische Identitäten 18 Walter Hötzendorfer
19 Geht nicht? Auch in anderen Bereichen wurden solche Systeme erfolgreich etabliert Beispiel: Kreditkartenwesen Organisationsrahmen mit verschiedenen Rollen Geregeltes Haftungsregime, Streitschlichtungsmechanismen, kalkulierbares Risiko Jede Rolle potenziell profitabel (Selbsterhaltung) Elektronische Identitäten 19 Walter Hötzendorfer
20 Schwierig: Etablierung Administrative Arbeit für den Nutzer minimieren Automatisierung Law by Default Law by Design Wirtschaftlichkeit; Potenziale: Sicherheitsprobleme verursachen Kosten Eigenes Identitätsmanagement der Service Provider verursacht Kosten Transformationsprozess/Aufbau Interoperabilität Elektronische Identitäten 20 Walter Hötzendorfer
21 Ziele Sich ausweisen und qualifizierte Angaben (z.b. des Alters) im Internet werden möglich Nutzung des gesamten Potenzials des Internets Datenschutz/Anonymität/Nutzerorientierung: Nutzer bestimmt und kann später nachvollziehen, wer welche Daten von ihm bekommt Service Provider wissen nicht, wer der Nutzer ist, wenn dies nicht unbedingt notwendig ist Identity Provider, Attribute Provider und andere Service Provider wissen nicht, welche Services der Nutzer verwendet Nur wenige Anmeldevorgänge/wenige Passwörter/wenige Karten Zwei-Wege-Authentifizierung Elektronische Identitäten 21 Walter Hötzendorfer
22 Initiativen NSTIC: National Strategy for Trusted Identities in Cyberspace (White House) Kantara Initiative Österreichische Initiative Elektronische Identitäten 22 Walter Hötzendorfer
23 Herausforderungen/Forschungsfragen Organisatorischer Aufbau Äußerer Rechtsrahmen, insbesondere: Datenschutz Haftung der beteiligten Organisationen gegenüber den Nutzern und den Serviceprovidern Innerer Rechtsrahmen, insbesondere: Vertragliche Gestaltung der Rechtsbeziehungen der beteiligten Organisationen zueinander Haftungsverhältnis der einzelnen Organisationen Elektronische Identitäten 23 Walter Hötzendorfer
24 VIELEN DANK! Kontakt DI Mag. Walter Hötzendorfer Arbeitsgruppe Rechtsinformatik, Abteilung für Völkerrecht und Internationale Beziehungen, Universität Wien Schottenbastei 10-16/2/ Wien Elektronische Identitäten 24 Walter Hötzendorfer
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