Wir sagen Dankeschön. Impressum. Blumen - Bienert. Miriam Neßler. Zum Titelbild: April 2016
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- Babette Auttenberg
- vor 6 Jahren
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2 Wir sagen Dankeschön Miriam Neßler Wir waren neugierig geworden auf das Projekt urst urban im Ladenraum Breiter Weg 31 und auf Miriam Neßler. Die junge Studentin hat die Idee umgesetzt, mit Unterstützung vieler Partner wie Wobau, Stadtsparkasse, Freiwilligenagentur, AG Altes Magdeburg, Städtische Werke Magdeburg und viele andere einen Monat lang eine Begegnungsstätte für Jedermann, einen Freiraum für künstlerische, soziale, kulturelle, forschende und alltägliche Veranstaltungen mitten in der Stadt zu schaffen. Ihr Motto: Bevor Leerstand zum Missstand wird, kann ein kultureller Freiraum zum Raum der Möglichkeiten vieler werden, soll die Menschen verbinden unabhängig von Alter, Herkunft oder Interessen. sofort beteiligen wollten, strahlte die sympathische Studentin uns an. Für diesen hoffentlich auch Nachahmer findenden ehrenamtlichen Einsatz für verständnisvolles Miteinander in Magdeburg haben wir Miriam Neßler mit unserem tollen von Blumen-Bienert gesponserten Strauß herzlich gedankt. Heidi Brosza Zum Titelbild: Einen beschaulichen Eindruck vermittelt der von Dieter Müller gemachte Schnappschuss vom Landtagsgebäude. Nach der letzten Landtagswahl wird es im Inneren des Hauses in den nächsten Jahren wohl nicht so beschaulich zugehen. Blumen - Bienert seit 1932 Hoffnung-Privatweg Magdeburg / Reform Tel.: 0391/ Mail: blumen-bienert@t-online.de Impressum Der Ladenraum direkt am Katharinenturm ist mit Sofas, Sesseln, WLAN, Büchern und sogar einem Kühlschrank, den die Lebensmittelretten-Initiative Magdeburg mit frischen Lebensmitteln befüllt, gemütlich eingerichtet. Als wir Miriam Neßler treffen, ist der Laden gut besucht. Junge und ältere Magdeburger, auch Senioren halten hier kurz oder länger inne, tauschen sich aus oder machen bei den vielfältigen Angeboten mit. Ich bin immer noch überwältigt, wie positiv das Projekt aufgenommen wurde und wie viele sich Redaktion Magdeburger Kurier ViSdP Heidi Brosza Rosenweg Magdeburg Telefon: 0391/ redaktion@kurier-md.de Redaktionsschluss: jeweils der 20. des Vormonats Für unaufgefordert eingesandte Artikel und Fotos kann keine Haftung übernommen werden. Die Redaktion behält sich das Recht zum Kürzen von Leserbriefen vor. Leserbriefe vertreten nicht die Meinung der Redaktion. Unveränderter Abdruck des gesamten Dokuments ist erlaubt. 2
3 Aus der Seniorenszene Fröhliche Bastler Schon im Flur des Jugend- und Sozialzentrums Mutter Teresa hört man fröhliche Kinderstimmen aus dem großen Saal. Hier findet heute, wie jedes Jahr, der Osterbasar statt. Geschäftiges Treiben herrscht rund um etwa ein Dutzend Tische, auf denen buntes Bastelmaterial liegt. An einem zaubern die Kinder mit Acrylfarben bunte Eier, an einem anderen kleben sie lustige Osterhasen oder malen österliche Gipsfiguren an. Unterstützt werden sie an jedem Tisch von einer freiwilligen Helferin. An einem größeren Tisch basteln mehrere Frauen mit den Kindern. Das sind die Frauen der Arbeitsgruppe Dialog der Generationen. Sie kommen schon viele Jahre zu uns und wir freuen uns immer auf sie, weil sie gute Bastelideen mitbringen und viel Geduld für alle Kinder haben sagt die Leiterin des Kinder- und Jugendzentrums, Frau Koine. In der Tat hat jede der fünf Frauen eine andere Bastelidee so wird alters- und geduldgerecht gearbeitet (manche Kinder haben es sehr eilig, andere besitzen eine enorme Geduld) und die fleißigsten Bastler können verschiedene Geschenke mit nach Hause nehmen. Für Mutti ein österliches Fensterbild, für Oma ein aus Borke, Moos und bunten Ostereiern gebasteltes Nestchen, für Opa einen stehenden Osterha- sen - nein, besser einen springenden. Der macht besonders viel Spaß. Er besteht nur aus zwei nach Schablone ausgeschnittenen Hasen, die mit einem Serviettenring verbunden werden: wenn der Bastelmeister auf den Serviettenring drückt, springt der Hase vorwärts. Dabei wird lachend darüber gestritten, wie lang die Ohren oder Beine des Häschens sein müssen. Schön, dass viele Kinder dann schnell zum Du übergehen als sprächen sie mit ihrer Oma und den geduldigen Zuhörerinnen viel über ihren Schulalltag und ihre Erlebnisse erzählen. Diese Brücke zwischen Alt und Jung zu schlagen, ist eines der Ziele der Arbeitsgruppe Dialog der Generationen. Dann ruft Frau Koine die Kinder zum Ostereiersuchen in den Garten und auf den Spielplatz hinaus. Dort haben die großen Jungs die von den größeren Kindern gebastelten Nester versteckt. Wie gut, dass es unter Alt und Jung so viele freiwillige Helfer gibt. Sie bringen viel Freude in unser Leben. Heute jedenfalls gehen die Kinder mit ihren Bastelarbeiten glücklich nach Hause und die Frauen mit dem Gefühl, etwas Gutes getan zu haben. Ingrid Herms 3
4 Aus der Seniorenszene Handy-Kurs Es ist Montag Uhr und in einem Klassenraum Das Projekt kommt bei beiden Seiten so gut an, des Norbertus-Gymnasiums sitzen 15 Schüler und dass sich die Tandems auch nach den Kursen noch austauschen. Senioren an den Tischen. Sie gucken paarweise auf ein Smartphone und unterhalten sich dabei angeregt. Hier unterrichten Schüler Senioren und bringen ihnen im eins zu eins Verhältnis ihr Smartphone näher. Es ist toll, dass sich die Schüler so viel Zeit nehmen, denn bei meinen Enkeln geht das immer so schnell und dann habe ich die Hälfte wieder vergessen. Hier lerne ich alles Wichtige über mein Smartphone., freut sich Ingrid Timme, die schon bei dem dritten und letzten Treffen des Kurses dabei ist. (Bild Unten) Insgesamt wurde schon mehr als 600 Senioren die Technik näher gebracht. Ihre Lehrerin ist gerade einmal 17 Jahre und Expertin auf dem Gebiet der Smartphones. Nelly Nordt ist aber auch schon sehr erfahren und beendete am Montag ihren 42. Handykurs. Ich bin schon seit 6 Jahren dabei und es hat mir immer riesigen Spaß gemacht. Es ist ein Geben und Nehmen, denn wir erfahren interessante Geschichten und sich zu engagieren ist immer gut, sagt Nelly, die für die letzten 23 Durchgänge verantwortlich war. Helga Schell vom Dialog der Generationen betreut das Projekt und hat sich bei Nelly für ihr Engagement bedankt: Nelly hat sich wirklich in besonderem Maße eingebracht und ohne sie wären die ganzen Kurse gar nicht zu Stande gekommen. Da Nelly sich nun auf ihr Abitur konzentrieren muss, wird Fabian Erban (17) den Staffelstab übernehmen und gemeinsam mit Helga Schell auch die nächsten Kurse in Angriff nehmen. Text und Fotos: Kevin Lüdemann Alles, was Spaß macht, hält jung! Curd Jürgens 4
5 Aus der Landeshauptstadt Stadtschreiber Nr. 4 im Amt Seit dem 1. März 2016 ist Werner Fritsch, Jahrgang 1960, Stadtschreiber in Magdeburg. Er stammt aus Waldsassen/ Oberpfalz, lebt heute in der Nähe seines Geburtsortes und in Berlin. Schon sehr früh begann er mit dem Schreiben von Theaterstücken, Gedichten, Hörspielen, Romanen, Drehbüchern und wurde oftmals mit Preisen im deutschsprachigen Raum geehrt. Norbert Pohlmann vom Forum Gestaltung und Peter Wawerzinek, der MD - Stadtschreiber Nr. 3, der in diesem Jahr Stadtschreiber in Dresden ist, stellten ihn vor. Für seine derzeitige Tätigkeit in Magdeburg bekam Fritsch ein SSV-Meter (Stadt-Schreiber-VoltMeter) und MY WHITEBOOK (Mein weißes Buch) überreicht, damit er alles, was spannend ist in Magdeburg, auch aufschreiben kann. Am Vorstellungsabend las Werner Fritsch aus seinem mit dem Robert-Walser-Preis und dem Preis des Landes Kärnten/ Österreich im IngeborgBachmann-Wettbewerb 1987 ausgezeichneten Roman Cherubim, bei dem es um die spannende Lebensgeschichte des Knechtes Wenzel ging. Wenzel in seiner naiven Denkweise und Sprechart erklärt dem kleinen Werner (Fritsch) die Welt vom Anfang der Erde bis zum Weltuntergang, wie sie in der Bibel beschrieben wird und fügt eigene Erlebnisse und Tatsachen wie Inflation und Revolution, Konzentrationslager und Kinderlähmung, Flucht aus dem fahrenden Zug und Begebenheiten in Afrika, Atomkraft, erster Fernseher und viele andere reale und fiktive Begrifflichkeiten und Geschichten hinzu. Und Wenzel sagt immer wieder, dass das Wernerl das alles in ein Büchel schreiben muss, wenn er groß ist. Man hätte ihm noch lange zuhören mögen. Aber Werner Fritsch hatte auch noch Kostproben aus seinem Schwarz-weiß-Film Das sind die Gewitter in der Natur mitgebracht, und er erzählte von seinen Eltern und zudem noch aus seinem Leben in der Klosterschule mit den gestrengen Ordensschwestern Consulata und Agna, die Ende der 60er Jahre die Prügelstrafe noch nicht abgeschafft hatten. Übrigens wollte er mal wie Jimmy Hendrix werden, unbedingt Gitarre spielen. Daraus wurde nichts, er favorisierte das Schreiben. Im Spiegel war vor Jahren zu lesen, dass Werner Fritsch seit Heiner Müller tot ist, der großmäuligste lebende deutsche Dichter wäre. Das kann ich nicht bestätigen, hier wirkte er sehr ruhig und zurückhaltend. An Magdeburg interessierten ihn vor allem das Wirken und die mystischen Ansichten der Mechthild. Das war ein wichtiger Grund für seine Stadtschreiber-Bewerbung. Außerdem fließt der heimische Mühlenbach über verschiedene Flussläufe in die Elbe und so fühlt er sich seiner Heimat, die nur etwa zehn km vom eisernen Vorhang getrennt war, ein wenig verbunden. Aber das ist mehr als 26 Jahre her und heute nicht mehr wichtig. Gerda Bednarz 5
6 Magdeburger Geschichte Der Traditionsverein Schwimmclub Hellas und sein 1. Olympiasieger Der 1904 gegründete Schwimmclub Hellas ist einer der ältesten Sportvereine Magdeburgs. Schon im ersten Jahr des Bestehens gab es 40 Siege bei Wettkämpfen in Deutschland und 1906 war Hellas mit 91 Siegen bereits der erfolgreichste Verein im Deutschen Schwimmverband. Auch an den Olympischen Spielen 1908 in London nahmen Schwimmer von Hellas teil und kehrten mit 1x Gold (Arno Bieberstein) und 1x Silber (Kurt Behrens) heim schufen sich die Vereinsmitglieder aus dem Griesemannschen Gondelteich am Magdeburger Schöppensteg ihre Sportanlage, das Hellas Freibad. Bis zum 2.Weltkrieg gewannen die Sportler von Hellas 30 deutsche Meistertitel. Nach 1945 durfte der Verein vorübergehend durch ein Verbot der sowjetischen Besatzungsmacht nicht an Wettkämpfen teilnehmen. Die Sportler wechselten zu Aufbau Börde Magdeburg, um ihren Sport weiter treiben zu können. Nach einigen Jahren verließ der Verein Magdeburg und hatte seinen Sitz bis 1990 in Braunschweig. Im Mai 1993 kam der endgültige Umzug zurück nach Magdeburg feierte der Schwimmclub Hellas sein 100-jähriges Bestehen. Heute hat der Verein über 300 Mitglieder und wieder eine eigene Jugendabteilung. Inzwischen gibt es auch eine weitere Sportgruppe, die sich regelmäßig beim Bowlingspiel trifft. Der Schwimmclub Hellas erinnert alljährlich an seinen Olympiasieger mit einem Schwimmfest und der Verleihung des Arno-Bieberstein-Cup. Arno Bieberstein wurde im Jahr 1884 als 11. von 13 Kindern im Knochenhauerufer 21 geboren. Das Haus wurde während des zweiten Weltkrieges zerstört. Die große Familie musste natürlich sparen. Fleisch gab es nur einmal in der Woche, das der Vater auf seinen Teller bekam. Arnos Brüder waren vom Rudersport begeistert und gründeten den RC Werder. Arno meldete sich beim Schwimmclub Hellas an. Die Erfolge stellten sich sehr schnell ein wurde er Mitglied der Wettkampfmannschaft. Den ersten Europarekord erzielt er bereits 1906 über 100m Rücken in 1:21,0 min. Arno Biberstein krönte seine Schwimmlaufbahn mit einer Goldmedaille bei der Olympiade 1908 in London. Da es zu dieser Zeit noch keine besondere Förderung von Leistungssportlern gab, nahm er eine Lehre im Bankhaus Fried auf und arbeitete dort bis zu seinem tragischen Unfall am 7. Juli Er hatte sich auf einem Sprungbrett im Schwimmbad Hellas gesonnt, bekam beim Aufstehen einen epileptischen Anfall, stürzte ins Wasser und ertrank. Arno Bieberstein wurde 1988 in die Ruhmeshalle des internationalen Schwimmsports in Fort Lauderdale (Florida) aufgenommen. Magdeburg erinnert mit einer Bodenplatte beim Walk of Fame auf dem Breiten Weg an diesen erfolgreichen Sportler unserer Heimatstadt. Dagmar Herricht 6
7 Magdeburger Geschichte Das geheimnisvolle Norbertuswerk Da liegt in der Alten Neustadt es ist die Nummer 51 in der Sieverstorstraße eine inzwischen verfallende Jugendstilvilla. Gegenüber ragt nur noch der Sudturm der ehemaligen Bördebrauerei aus Trümmern hervor. Was verbarg sich aber über mehrere Jahrzehnte in dieser Villa und dem dahinter liegenden Park? Selbst Nachbarn wussten wenig. Wir Nutzer sagten scherzhaft: Wir sind bekannt nur bei der katholischen Bischofskonferenz und bei der Staatssicherheit. Denn seit 1952 war das Haus eine kirchliche Schule. In ihr konnten junge Männer, die schon eine Berufsausbildung hatten und Priester werden wollten, ein kirchliches Abitur erwerben. Ich arbeitete dort als Lehrer für Physik und Mathematik. Es lässt sich denken, dass das Haus sofort im Blick der Staatssicherheit stand, denn Kirche wurde ja von Staat und Partei der DDR zwar gerade noch geduldet, aber letztlich doch als Feind betrachtet, der scharf zu beobachten war. Schüler und Lehrer wurden unter Druck gesetzt; vor allem aber wollte man Informanten aus dem Lehrerkollegium. Das lief beispielsweise so: Ich bekam Besuch: Wir haben gehört, dass Sie zum Brückenkopf einer Spionageorganisation gemacht werden sollen. Haben Sie schon Kontakt erhalten? Ich verneinte. Wenn Sie etwas bemerken, rufen Sie mich an, hier meine Dienstnummer. Sechs Wochen später bekomme ich einen Brief aus Hannover (auch in Westdeutschland gab es ja viele Stasileute): Ich möchte Sie kennenlernen und komme am Donner- stag um 17 Uhr auf Bahnsteig 5 an. Ich habe eine Zeitung in der Hand. Sofort informiere ich den Leiter des Hauses. Der rät: Sie stecken den Brief in den Ofen, es kann ja mal Post verloren gehen. Es folgte nichts mehr. Gedacht war das wohl so, dass ich in etwas Strafbares verwickelt werden sollte. Dann wollte man auf Bestrafung verzichten, wenn ich bereit war, als IM zu arbeiten. Der Name Norbertuswerk bezog sich auf Norbert von Xanten, der im 12. Jahrhundert Erzbischof von Magdeburg war. Im Kloster Unser Lieben Frauen wurde er bestattet. Heute lebt sein Name fort in der St. Norbert-Kirche in Buckau und im Norbertusgymnasium. Von 1952 bis 1989 lief in der Sieverstorstraße der Schulbetrieb in gewohnten Bahnen. Hinter der Villa waren weitere Gebäude errichtet worden: Aula, Speiseraum, Wohnräume für Studierende und Unterrichtsräume. Ein Physiksaal stand mir zur Verfügung mit guter experimenteller Ausstattung. Mit dem Herbst 1989 trat auch hier eine Wende ein, nämlich die Umwandlung in ein für alle Interessenten offenes Kolleg Norbertinum mit staatlich anerkanntem Abitur. Es kamen nun Frauen und Männer, evangelische und katholische Christen und zunehmend auch Nichtchristen. Aus finanziellen Gründen musste die Schule 1999 schließen. Nun, wenn auch das Haus zerfällt, so wirkt doch weiter, was hier gelehrt, gelernt und gelebt wurde. Dieter Müller 7
8 Kurier Unterwegs Ein wertvolles Kulturdenkmal Die Schrotholzkirche in Wespen Wespen ist ein Ortsteil der Stadt Barby im Salzlandkreis am Südostrand der Magdeburger Börde. Der Name Wespen taucht erstmals 1494 in einem Lehnsbuch auf. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde der Ort verlassen und verfiel. Der Regent Herzog August ließ 1668 den Ort durch böhmische Glaubensflüchtlinge (Exulanten) neu besiedeln. Sie bauten sich bis 1680 eine Kirche in traditioneller Blockbauweise im handwerklichen Stil ihrer alten Heimat erhielt sie ihre erste Glocke, die 1773 abstürzte. Der Bau ist die einzige schindelgedeckte Schrotholzkirche Deutschlands, es ist ein Denkmal der Volkskunde und ein Baudenkmal. Ende des 17. Jh. war Fachwerk die gängige Bauart, von den Blockholzbauten aus dieser Zeit sind nur wenige Exemplare erhalten geblieben. Einige stehen an der deutsch-polnischen Grenze, in der Muskauer Heide. Der Name Schrotholzkirche ist auf die markanten hölzernen EckKonstruktionen zurückzuführen, die in Osteuropa und Österreich als Schrot bezeichnet werden. Gäbe es eine rote Liste von zum Aussterben bedrohter Bauarten, dann müsste wohl die kleine Kirche in Wespen auf ihr stehen. Auf einem Sockel aus Bruchsteinen errichteten die Flüchtlinge mit bis zu 50 cm dicken halbierten Blockstämmen aus Kiefernholz auf rechteckigem Grundriss die kleine Kirche. Die tiefen Fugen zwischen den Hölzern verstrichen sie mit Kalkmörtel und später mit Lehm. Die Kirche bekam ein Walmdach und hat über dem westlichen Giebel einen mit Holzbrettern verkleideten Turm. Das Kirchenschiff verfügt über eine flache Holzdecke mit einer Empore auf der Westseite. Interessant sind der achtseitige Taufstein aus der Zeit der Spätgotik und zwei aus Sandstein gefertigte Epitaphe. Hochwasserkatastrophen der Jahre 1784/85 und Mitte des 19. Jahrhunderts haben der Kirche sehr geschadet, sie wurde nicht mehr ausreichend gepflegt und drohte wegen Baufälligkeit abgerissen zu werden. Bei einer umfangreichen Sanierung 1968 trug man einen zu dichten Zementputz auf die Blockkonstruktion auf. Die Folge waren fehlender Feuchtigkeitsaustausch und Bildung von Schwamm, die Kirche wurde 1986 für den Verkehr gesperrt. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz beteiligte sich umfangreich an der Sanierung des wertvollen Kulturdenkmals. So konnte am 29. Juni 1997 die Wiedereinweihung der Kirche stattfinden und sie strahlt wieder in alter Schönheit. Sie wird heute nicht nur kirchlich, sondern auch für Konzerte und Ausstellungen genutzt. Ein Besuch des kleinen Ortes lohnt sich nicht nur wegen des einzigartigen Kirchenbaus, man findet auch prächtige Wohnpaläste der einst reichen Landbesitzer. Doris Franke 8
9 Kurier Unterwegs Die Schrotholzkirche in Wespen Wie der April zu seinem Namen kam Eine historisch gesicherte Ableitung des Monatsnamens gibt es nicht. Möglicherweise bezieht sich der Name auf das Öffnen der Knospen im Frühjahr. Das lateinische Wort aperire heißt übersetzt öffnen. Der Begriff könnte auch von Aphrodite, der Göttin der Liebe und Schönheit, stammen oder von dem lateinischen Wort apricus- sonnig abgeleitet sein. Im 8. Jahrhundert führte Karl der Große den Namen Ostermond ein. Die Bezeichnung Ostermond könnte auch auf die Frühlingsgöttin Ostera zurückzuführen sein. Spätere Bezeichnungen, wie Grasmond, Wandelmonat und Launing gerieten weitestgehend in Vergessenheit. Seit Jahrhunderten gibt es in Europa den Brauch, jemanden am ersten Tag des Monats in den April zu schicken. Erstmals überliefert ist die Redensart aus dem Jahr 1618 aus Bayern. Im Deutschen Wörterbuch von 1854, herausgegeben von den Gebrüdern Grimm, findet man den Ausdruck Aprilnarr, aber nicht die Bezeichnung Aprilscherz. Der Begriff Aprilscherz bürgerte sich erst in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts ein. Mit erfundenen, falschen oder spektakulären Geschichten und Informationen werden unsere Mitmenschen am 1. April zum Narren gehalten, man schickt sie in den April. Wenn am 1. in unserer Volksstimme zu lesen war, dass der Magdeburger Tunnel bereits im Jahr 2018 fertiggestellt sein wird, dann war dies bestimmt ein Aprilscherz. Dr. Christl Korb, Wettbewerb Es balgen sich zwei Erpel um eine Entenfrau. Für wen sie sich entscheidet, weiß man noch nicht genau. Sie jagen übers Wasser mit starkem Rückenwind und landen dann im Sturzflug am falschen Fleck geschwind. Die Ente flog von dannen - sie fühlte sich bedrängt und hat die zwei Rivalen erfolgreich abgehängt. Helga Schettge 9
10 Der Tag des Baumes Bereits 1872 verfasste der Journalist Julius Sterling Morton eine Resolution, in der er vom Staat Nebraska (USA) die Einführung eines jährlichen Tages des Baumes forderte. Noch im gleichen Jahr wurden in diesem baumarmen Bundesstaat über eine Million Bäume gepflanzt. In den folgenden 20 Jahren nahmen alle amerikanischen Bundesstaaten diese Resolution an führten die Vereinten Nationen den Tag des Baumes ein, der immer am 25. April begangen wird. Dadurch soll auf die Bedeutung des Waldes für den Menschen und die Wirtschaft hingewiesen werden. Am Tag des Baumes werden bei vielen Mitmachaktionen Bäume oder Setzlinge in Aufforstungsflächen sowie in Städten und Kommunen gepflanzt. In Deutschland wurde dieser Tag erstmals im Jahr 1952 mit symbolischen Pflanzungen begangen. Im Jahr 2015 wurden neue Bäume gesetzt. Wie viele es 2016 werden, wird sich am 25. April. zeigen. Dann wird dieser Feiertag" deutschlandweit zum 65. Mal begangen. Auch wir Magdeburger können im Rahmen der Spendenaktion Mein Baum für Magdeburg" mit einem kleinen Beitrag die Pflanzung von Bäumen in Magdeburg fördern. Info unter bzw. Telelefon 0391/ Geboren im April Kultursplitter Regine Hildebrandt war nach der Wende die beliebteste Politikerin Ostdeutschlands. Wortgewaltig und ohne falsche Rücksichtnahmen setzte sie sich für die sozial Schwachen dieser Gesellschaft ein. Ihre Kompromisslosigkeit und Wahrhaftigkeit, für die sie von Tausenden Menschen geliebt wurde, sind in der heutigen politischen Landschaft rar geworden. Am 26. wäre die unvergessene Politikerin der Wendezeit 75 Jahre alt geworden. Sie verstarb am mit nur 60 Jahren an den Folgen einer Krebserkrankung. Bildquelle Wikipedia Im Jahr 2010 beteiligte sich auch der Vorstand der Seniorenvertretung an dieser Aktion und spendete Geld für eine Linde, die nun in der Otto-von- Guericke-Straße an der Haltestelle Anhaltstraße/Museum steht. Dr. Christl Korb Als Mitglied der Bürgerbewegung1989 und der neu gegründeten SPD in der DDR, wurde sie nach den ersten freien Wahlen 1990 Ministerin für Arbeit und Soziales im Kabinett von Lothar de Maiziere. Im Herbst 1990 holte sie Manfred Stolpe in die brandenburgische Landesregierung, aus der sie 1999 wegen der Koalition mit der CDU austrat. Obwohl sie bereits seit 1996 an Brustkrebs erkrankt war, gab sie ihrearbeit nicht auf. Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung wurde Regine Hildebrandt auf dem Waldfriedhof von Woltersdorf (bei Berlin) beigesetzt. Regine Hildebrandt war ein wunderbares Geschenk für unsere Zeit. (Steffen Reiche) 10 Dagmar Herricht
11 Redewendungen Leserpost Kultursplitter Das geht auf keine Kuhhaut Stellen Sie sich folgende Situation vor. Sie haben sich mit Ihrer Nachbarin zu einem gemütlichen Plausch verabredet und diese redet, redet, redet. Sie lässt sich vor allem über die Nachbarn aus. Sie kommen überhaupt nicht zu Wort. Irgendwann haben Sie genug von dem Geschwätz und sie sagen: Höre auf, Dein Gerede geht auf keine Kuhhaut. Haben Sie aber schon einmal darüber nachgedacht, woher diese Redewendung kommt? Im Mittelalter waren die Menschen davon überzeugt, dass alle ihre schlechten Taten und Sünden aufgeschrieben werden. Am Tag des jüngsten Gerichtes würde sich dann anhand der Liste entscheiden, ob man in den Himmel oder in Hölle kommen würde. Das Sündenregister wurde von Teufel geführt und er benutzte dazu Pergament. Bildquelle: Wikipedia Dieses wurde aus der Haut von Ziegen, Schafen, Kälbern und auch Kühen hergestellt. Je mehr Sünden der Mensch begangen hatte, umso größer musste das Pergament sein. Waren es extrem viele Sünden, dann war sogar das Pergament aus Kuhhaut zu klein, das Sündenregister passte nicht auf die Kuhhaut. Dr. Christl Korb Seniorenpolitik in der jüngsten Stadtratssitzung In der jüngsten Sitzung des Stadtrates geschah Bemerkenswertes auf dem Gebiet der Seniorenpolitik in unserer Stadt: alle Stadträte, der Oberbürgermeister und die Beigeordneten mussten, ob sie wollten oder nicht, einen Tätigkeitsbericht des Seniorenbeirates der Landeshauptstadt Magdeburg anhören. Das geschah das erste Mal seit Bestehen des Seniorenbeirates im Jahre 2011, dank der Initiative der Vorsitzenden des neu bestellten Beirates, Angelika Zander. Leider war zu diesem Bericht keine Aussprache möglich. Der Stadtratsvorstand hatte geschickter Weise diesen in den Tagesordnungspunkt Informationen eingeordnet, der offiziell nicht für eine Debatte vorgesehen ist. Von unserem Arbeitskreis UMAK wurde in den letzten Jahren immer wieder kritisiert, dass die Seniorinnen und Senioren im Magdeburger Stadtrat keinerlei Lobby haben. Auch teilweise zu verantworten durch den vorangegangenen Seniorenbeirat, denn weder die damalige Vorsitzende noch ein anderes Vorstandsmitglied vertraten in einer Stadtratssitzung Senioreninteressen öffentlich. Die Krönung war für uns die Bestellung des neuen Seniorenbeirates in der Oktobersitzung des Stadtrates. Die diesbezügliche Drucksache wurde zwar einstimmig beschlossen, aber ohne jegliche Diskussion einfach durchgewunken. Weder das zuständige Sozialdezernat, keine Stadtratsfraktion und kein einziger Stadtrat hatten dazu etwas zu sagen (der Magdeburger Kurier berichtete). Es ist zu hoffen, dass es der neue Seniorenbeirat nicht bei diesem einmaligen Auftreten im Stadtrat belässt und auch ansonsten sich noch aktiver in die Kommunalpolitik im Senioreninteresse einmischt. Anmerkung: Der Tätigkeitsbericht des Seniorenbeirats der Landeshauptstadt Magdeburg ist im Internet bei Magdeburg.de unter Ratsinformationen als Informationsvorlage I0016/16 zu finden. 11 Peter Gröschner
12 Unsere Rätselecke Auflösung der März-Preisfrage Die von Heinrich Apel geschaffene Stele des Gartenkünstlers Peter Joseph Lenné ist im Klosterbergegarten zu finden. Sie wurde, wie viele unserer Leser wussten, anlässlich seines 200.Geburtstages im Jahre 1989 dort aufgestellt. Glückliche Gewinnerin des vom FLORA-PARK gesponserten Gutscheins im Wert von 50,- Euro ist Renate Böhm. Kultursplitter Die April-Preisfrage Wenn Sie wissen, zu welchem bedeutsamen Gebäude unserer Landeshauptstadt dieser Giebel gehört, dann schreiben Sie bitte an die im Impressum auf Seite 2 genannte Adresse, per Post oder per . Wichtig: Telefonnummer nicht vergessen! Ina Balke (links im Bild) vom Florapark überreichte der strahlenden Gewinnerin im Auftrag von Center Manager Toni Pèrez-Morell diesen tollen Gewinn. Einsendeschluss ist Freitag, der 15. Als Gewinn erwarten Sie zwei Gutscheine für den Besuch einer der beeindruckenden Aufführungen im Theater an derangel. Der Magdeburger Kurier erscheint mit freundlicher Unterstützung der Stadtsparkasse Magdeburg Bezugsquelle für den Magdeburger Kurier Die aktuelle Ausgabe des Magdeburger Kuriers finden Sie im Internet unter der Adresse: zum Lesen und Ausdrucken. 12
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