«Es soll aufhören!» Kinder als Betroffene von Partnerschafts gewalt verstehen und unterstützen

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1 «Es soll aufhören!» Kinder als Betroffene von Partnerschafts gewalt verstehen und unterstützen Unterstützungsangebote für Kinder Begleitbooklet zu fünf filmischen Kurzreportagen von Michele Andina

2 Impressum Herausgeberin Kinderschutz Schweiz Projektleitung Catherine Moser, Corinne Schmid und Marianne Kauer, Kinderschutz Schweiz Fotos Michele Andina Gestaltung und Produktion raschle & partner (Gestaltung) Text Control AG (Korrektorat) Jost Druck AG (Druck) Autorinnen und Autoren Mitarbeitende der porträtierten Angebote Das vorliegende schriftliche Begleitmaterial ist Teil einer audiovisuellen Themenmappe: «Es soll aufhören!» Kinder als Betroffene von Partnerschaftsgewalt verstehen und unterstützen Weitere Informationen und das gesamte Material finden Sie im Internet: Zitiervorgabe Kinderschutz Schweiz (2017). Unterstützungsangebote für Kinder, die von Partnerschaftsgewalt betroffen sind. Begleitbooklet zu fünf filmischen Kurzreportagen von Michele Andina. In: Stiftung Kinderschutz Schweiz (Hrsg.), «Es soll auf hören!» Kinder als Betroffene von Partnerschaftsgewalt verstehen und unterstützen. Audiovisuelle Themenmappe zur Sensibilisierung und Wissensvermittlung. Bern: Kinderschutz Schweiz.

3 3 «Es soll aufhören!» Begleitbooklet zu den filmischen Kurzreportagen Unterstützungsangebote für Kinder, die von Partnerschaftsgewalt betroffen sind Schriftliches Begleitmaterial zu fünf filmischen Kurzreportagen von Michele Andina Inhaltsübersicht Beratungsstelle kokon, Zürich 4 5 Beratungsangebot KidsPunkt der Fachstelle OKey & KidsPunkt in Winterthur 6 7 Fachteam gegen häusliche Gewalt des Schulpsychologischen Dienstes des Kantons Aargau 8 9 Centre d accueil MalleyPrairie, Lausanne Gesprächsgruppe CAMELEON für Kinder und Jugendliche von Solidarité femmes Region Biel/Bienne 12 13

4 4 «Es soll aufhören!» Begleitbooklet zu den filmischen Kurzreportagen Beratungsstelle kokon, Zürich Beschreibung des Angebots Die Beratungsstelle kokon bietet Hilfe für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene (von 0 bis 25 Jahren) in Not an niederschwellig, schnell und unkompliziert. kokon ist eine vom Kanton Zürich nach Opferhilfegesetz (OHG) anerkannte Beratungsstelle, deren Angebote sich an Kinder, Jugendliche und deren Umfeld richten. Wir beraten kostenlos (auf Wunsch auch anonym) Opfer psychischer, physischer und/oder sexueller Gewalt, die auf eigene Initiative oder auf Anraten einer Bezugsperson professionelle und unbürokratische Hilfe in Anspruch nehmen wollen. Auch Kriseninterventionen sind Teil des Angebots von kokon. kokon ist insbesondere für Kinder und Jugendliche eingerichtet, die direkt oder indirekt von häuslicher Gewalt betroffen sind. Mit Kindern, die von Partnerschaftsgewalt betroffen sind, nehmen wir nach einer Meldung der Polizei oder einer Opferberatungsstelle zeitnah Kontakt auf, immer mit dem Einverständnis des Elternteils, bei dem die Obhut liegt. Dabei liegt uns am Herzen, der besonderen Verletzlichkeit von Kindern und Jugendlichen gerecht zu werden. Wir unterstützen sie bei der psychischen Verarbeitung einer Straftat und ihrer rechtlichen Folgen und vermitteln weitere psychosoziale Versorgung. Ziel der Beratung ist es, den Opfern Schutz und Sicherheit zu gewähren. Sie sollen sich psychisch stabilisieren und in einen sicheren Alltag zurückfinden können. Wir informieren sie über ihre Rechte und unterstützen bei Ansprüchen gegenüber der Opferhilfe. Je nach Situation und Bedarf vernetzen wir sie mit geeigneten Fachpersonen für längerfristige und spezifische Begleitung und Unterstützung. Unser Angebot ist als Kurzberatung angelegt. Wir bieten keine Therapie an. Der Verein «kokon Krisenintervention und Opferhilfe für Kinder und Jugendliche in Not» wurde 2015 von den Vereinen Pinocchio und Schlupfhuus gegründet. Im Januar 2017 ist der Verein Mädchenhaus dazugestossen. Im Zentrum steht die Idee einer Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche in Not, unabhängig von Alter und Geschlecht konnten KidsCare, ein Projekt des Vereins Pinocchio, und die ambulante Beratung des Vereins Schlupfhuus zusammengeführt werden. Seit 2017 ist auch die Opferberatungsstelle des Vereins Mädchenhaus integriert.

5 5 «Es soll aufhören!» Begleitbooklet zu den filmischen Kurzreportagen Bedingungen für das Gelingen Frühzeitig aktiv werden: In der Praxis zeigt sich, wie wichtig es ist, von häuslicher Gewalt mitbetroffene Kinder und ihr Umfeld möglichst zeitnah anzusprechen. So kann der Veränderungsprozess in der Familie begleitet werden und es lassen sich Hilfsangebote erarbeiten und aufbauen, die eine möglichst kindswohlverträgliche Ausgangslage schaffen. Sie sollen eine Verarbeitung der Straftat ermöglichen, Retraumatisierungen verhindern und die Bedingungen für die Umsetzung des Besuchsrechts verbessern. Wünsche für die Zukunft Mit Blick auf Kinder, die von häuslicher Gewalt mitbetroffen sind, sollten die zuständigen Instanzen und Behörden vermehrt die Zusammenarbeit aller Beteiligten suchen und bei der Umsetzung ihrer Aufgaben den Kindswillen und das Kindswohl anerkennen und angemessen einbeziehen. Was das Besuchsrecht des gewaltausübenden Elternteils angeht, sind bei der praktischen Umsetzung Unterstützungsmassnahmen mitzubedenken. Links Beratungsstelle kokon Jahresbericht Evaluation Kontakt Beratungsstelle kokon Gemeindestrasse Zürich Kontaktpersonen/Team Katharina Girsberger Esmay Künzi Ilka Mathis Nicole Metzger

6 6 «Es soll aufhören!» Begleitbooklet zu den filmischen Kurzreportagen Beratungsangebot KidsPunkt der Fachstelle OKey & KidsPunkt in Winterthur Beschreibung des Angebots KidsPunkt ist ein Opferhilfeberatungsangebot für Kleinkinder, Kinder und Jugendliche, die von Gewalt von einem Elternteil gegenüber dem anderen betroffen sind. Im Zentrum stehen die Bedürfnisse der Kinder. Ihr Erleben und ihre eigene Situation werden erfasst. Wichtige Themen sind Schutz und Sicherheit. Die Kinder werden bei der Verarbeitung des Vorgefallenen unterstützt. Ziel ist es, sie im Umgang mit den vorhandenen familiären Schwierigkeiten zu stärken. Gespräche sind zu Hause oder auf der Beratungsstelle möglich. Eine KidsPunkt-Beratung umfasst in der Regel 3 bis 6 Beratungsgespräche mit dem Kind. Der betreuende, gewaltbetroffene Elternteil wird eng in die Beratung einbezogen. Bei Bedarf werden Übersetzungen organisiert. Fachpersonen. Bei Bedarf werden weiterführende Unterstützungsangebote organisiert. Bedingungen für das Gelingen Kinder und Jugendliche haben oder äussern selten von sich aus den Wunsch nach Beratung. Sie müssen für den Erstkontakt motiviert werden. Unterschiedliche Fachpersonen und Institutionen stellen den Familien das Beratungsangebot vor dies trägt wesentlich zum Gelingen bei. Hilfreich ist, dass Hausbesuche angeboten werden können. In der Regel wünschen die Mädchen und Jungen nach dem ersten Kontakt weitere Beratungen, was zu einer unterstützenden Haltung des betreuenden Elternteils gegenüber dem Beratungsangebot führt. Wünsche für die Zukunft Die Beratungen sind kostenlos und richten sich in erster Linie an Kinder und Jugendliche aus der Stadt und dem Bezirk Winterthur sowie dem Bezirk Andelfingen, stehen grundsätzlich aber allen Betroffenen offen. Falls die Betroffenen einverstanden sind, besteht ein enger Austausch mit den weiteren involvierten Um im Kanton Zürich tatsächlich allen Kindern ein gleichwertiges Beratungsangebot zu ermöglichen, wären mehr Stellenprozente notwendig. Es stellt sich die Frage, in welcher Art die gewaltausübenden Väter/Mütter im Hinblick auf die Kontaktgestaltung in Ab-

7 7 «Es soll aufhören!» Begleitbooklet zu den filmischen Kurzreportagen stimmung zu den Bedürfnissen der Kinder bzw. dem Schutz der Familie unterstützt werden können. Aufgrund der oft vorhandenen Mehrfachbelastung der Familien sowie der komplexen und arbeitsintensiven Vernetzungsarbeit sollte über die Idee eines Expertenteams weiter nachgedacht werden. Durch ein Expertenteam aus drei parteilich und systemisch arbeitenden Fachpersonen sollen Vater, Mutter und Kind(er) zeitnah nach der Polizei-Intervention kontaktiert und besucht werden. Das Expertenteam soll nebst generellen Kenntnissen zur häuslichen Gewalt je über vertiefte Einschätzungs- und Handlungskompetenzen im Umgang mit dem gewaltausübenden Elternteil, dem gewaltbetroffenen Elternteil und deren Kindern verfügen. Links Fachstelle OKey & KidsPunkt Beratungskonzept: Ein ausführliches Beratungskonzept kann per bestellt werden. Evaluationsbericht: a2cd316c8a80393b3f9f82c19f1f470e/ Bericht_Evaluation_KidsCare_KidsPunkt.pdf Kontakt Fachstelle OKey & KidsPunkt für Opferhilfeberatung und Kinderschutz Beratungsangebot KidsPunkt St. Gallerstrasse Winterthur Kontaktperson Gabriela Kaiser, Teamleiterin

8 8 «Es soll aufhören!» Begleitbooklet zu den filmischen Kurzreportagen Fachteam gegen häusliche Gewalt des Schulpsychologischen Dienstes des Kantons Aargau Beschreibung des Angebots Bedingungen für das Gelingen Kinder und Jugendliche brauchen Hilfe, wenn sie Gewalt erfahren, miterleben oder ausüben. Das Fachteam gegen häusliche Gewalt ist ein unentgeltliches Angebot des Schulpsychologischen Dienstes des Kantons Aargau. Die Fachpsychologinnen und Fachpsychologen helfen den Kindern und Jugendlichen, das Geschehene besser zu bewältigen, und beraten ihre Bezugspersonen und Personen aus dem schulischen Umfeld. Der Unterstützungsbedarf der Kinder und Jugendlichen und ihrer Bezugspersonen wird ermittelt und notwendige familiäre und ausserfamiliäre Hilfen werden aufgegleist. Kinder und Jugendliche können nur Hilfe erhalten, wenn die familiären Bezugspersonen eine Notwendigkeit sehen, eine Fachperson beizuziehen und sich beraten zu lassen. Oft sind die Bezugspersonen (Eltern) aber derart mit sich selber beschäftigt, dass sie nicht mehr ausreichend an die Befindlichkeit ihrer Kinder denken können. Das Angebot richtet sich an Kinder und Jugendliche von Geburt bis Ende der obligatorischen Schulpflicht und an ihre Bezugspersonen. Das Fachteam gegen häusliche Gewalt arbeitet eng mit der Anlaufstelle gegen häusliche Gewalt, der Opferhilfe, dem Frauenhaus und den Kinderschutzgruppen zusammen, aber auch mit Jugend- und Familienberatungsstellen, Beiständinnen und Beiständen und der KESB. Wünsche für die Zukunft Die beste Unterstützung wäre ein Jugendamt, bei dem alle Fäden in einem Case Management zusammenlaufen. Ferner die Einsicht, dass Kinderschutz wichtiger ist als Datenschutz und Elternrechte. Links Fachteam gegen häusliche Gewalt Flyer:

9 9 «Es soll aufhören!» Begleitbooklet zu den filmischen Kurzreportagen Kontakt Schulpsychologischer Dienst des Kantons Aargau Laurenzenvorstadt Aarau Kontaktpersonen Rahel Leuenberger und Johannes Gerber

10 10 «Es soll aufhören!» Begleitbooklet zu den filmischen Kurzreportagen Centre d accueil MalleyPrairie, Lausanne Beschreibung des Angebots Auftrag des Centre d accueil MalleyPrairie: Aufnahme von Frauen, die Opfer partnerschaftlicher Gewalt wurden, mit und ohne Kinder Schutz und Sicherheit in Notfallund Krisensituationen an 7 Tagen, während 24 Stunden Unterkunft (24 Einzimmerwohnungen) oder ambulante Beratungen Begleitung und Unterstützung der Kinder: Einzeln und in der Gruppe Unterstützung der Mutter-KindBeziehung Begegnungsort Vater-Kind Auftrag des Centre Prévention de l Ale: Beratungen im Einzel- und Gruppensetting für Personen, welche in der Partnerschaft oder der Familie Gewalt ausüben Bedingungen für das Gelingen Ein sicherer und freundlicher Ort Ausgebildete Fachpersonen, die folgende Kenntnisse und Fähigkeiten mitbringen: Wissen über die kindliche Entwicklung Wissen über die Auswirkungen der Gewalt auf die Kinder und die Mutter-Kind-Beziehung Unterstützung der elterlichen Kompetenzen Sozialpädagogische Unterstützung und Begleitung Spezifische Betreuung in der Kindertagesbetreuung des Centre de vie enfantine der Stiftung MalleyPrairie Interdisziplinäre Zusammenarbeit innerhalb der Institution Zusammenarbeit mit dem externen Netzwerk Wünsche für die Zukunft Ansätze der Prävention und Früher- kennung im Netzwerk weiterentwickeln Kinder sollen bei ambulanten Beratungen mitbedacht und berücksichtigt und dabei von spezifisch ausgebildeten Fachpersonen begleitet werden Kinder sollen bei Gesprächen mit den Tätern/Täterinnen partnerschaftlicher Gewalt durch spezifisch ausgebildete Fachpersonen begleitet werden Link

11 11 «Es soll aufhören!» Begleitbooklet zu den filmischen Kurzreportagen Kontakt Centre d accueil MalleyPrairie Chemin de la Prairie Lausanne info@malleyprairie.ch Kontaktpersonen Isabelle Chmetz, Leitung Michèle Gigandet, fachliche Verantwortung

12 12 «Es soll aufhören!» Begleitbooklet zu den filmischen Kurzreportagen Gesprächsgruppe CAMELEON für Kinder und Jugendliche von Solidarité femmes Region Biel/Bienne Beschreibung des Angebots Die Gesprächsgruppe CAMELEON ist ein kostenloses Angebot von Solidarité femmes Region Biel. Es richtet sich an Kinder und Jugendliche zwischen 5 und 14 Jahren, die von häuslicher Gewalt betroffen sind. CAMELEON bietet von häuslicher Gewalt betroffenen Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, in einem geschützten Rahmen mit anderen Kindern, die in einer ähnlichen Situation sind, über ihre Sorgen zu reden. In der Gruppe können sie ihre Gefühle ausdrücken, ihre Bedürfnisse äussern, Fragen stellen und erfahren, dass sie nicht die Einzigen sind, die in einer schwierigen Situation leben; gemeinsam können sie Lösungswege entwickeln und sich gegenseitig unterstützen. In jeder Gesprächsgruppe wird auf kreative und spielerische Art über ein spezifisches Thema gesprochen, wie z.b. über Freundschaft, Gefühle, Ressourcen, die eigene Familie, gute und schlechte Geheimnisse. Zielgruppe: Mädchen und Jungen im Alter von 5 bis 14 Jahren. Anzahl Kinder pro Gruppe: 4 bis 6, je nach Alter der Teilnehmenden Häufigkeit: 2 Mal pro Monat am Mitt wochnachmittag von bis Uhr Sprachen: Deutsch und Französisch Jedes Treffen der Gesprächsgruppe ist in sich abgeschlossen. Dies erlaubt es den Kindern und Jugendlichen, so viele Einheiten zu besuchen, wie sie möchten. Neue Kinder und Jugendliche können laufend in die Gesprächsgruppe CAMELEON aufgenommen werden. Falls nötig bieten wir den Kindern in Absprache mit den Müttern auch Einzelgespräche an oder vernetzen sie extern mit Kinderpsychotherapeut_innen. Bedingungen für das Gelingen Das Angebot sollte niederschwellig und kostenlos sein. Die Rituale zu Beginn und zum Abschluss geben den Kindern Sicherheit. Sie wissen, was sie am Anfang und am Ende erwartet, und fragen danach. Das neue Thema ist jeweils eine Überraschung für die Kinder und macht es spannend für sie.

13 13 «Es soll aufhören!» Begleitbooklet zu den filmischen Kurzreportagen Wünsche für die Zukunft Wir wünschen uns, dass das Angebot in der Region Biel und darüber hinaus bekannt wird. Es ist uns ein grosses Anliegen, das Angebot weiterzuführen und weiterzuentwickeln. Wir wünschen uns, dass alle Opferhilfeberatungsstellen eine Gesprächsgruppe CAMELEON für Kinder und Jugendliche anbieten. Links Solidarité femmes Biel/Bienne & Region Gesprächsgruppe CAMELEON Kontakt Solidarité femmes Biel/Bienne & Region Gesprächsgruppe CAMELEON für Kinder und Jugendliche Kontrollstrasse Biel Kontaktperson Myriame Zufferey (Leitung)

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