Berlin, 17. April (Michael Bauer, Vorsitzender des Ausschusses der Einrichtungen)
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- Lennart Schmidt
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1 Rede der Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Dr. Franziska Giffey, auf der Trägerkonferenz des Müttergenesungswerkes (MGW) Gemeinsam neue Wege gehen Berlin, 17. April 2018 Sehr geehrter Herr Bauer, (Michael Bauer, Vorsitzender des Ausschusses der Einrichtungen) sehr geehrter Herr Kiefer, (Gernot Kiefer, Vorstand GKV-Spitzenverband) sehr geehrte Frau Dr. Soyke, (Dr. Kirsten Soyke, Kuratoriumsvorsitzende MGW) sehr geehrte Frau Schilling, (Anne Schilling, Geschäftsführerin Müttergenesungswerk) sehr geehrte Professorin Borde, (Prof. Dr. Theda Borde, Kuratorin des MGW, Alice-Solomon-Hochschule) sehr geehrte Damen und Herren, liebe Gäste, 1
2 I. Begrüßung und Einstieg Bevor ich hierhergekommen bin, habe ich meine engeren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gefragt, wer schon einmal eine Mutteroder Vater-Kind-Kur gemacht hat. Einer war mit seiner Familie auf Usedom. Und er hat gesagt: Es war eine sehr erholsame Zeit. Wir haben uns in der Klinik richtig gut aufgehoben gefühlt und der Aufenthalt hat uns wirklich gut getan. Also, schöne Grüße aus dem Bundesfamilienministerium. Das Müttergenesungswerk, seine Einrichtungen und Kliniken machen richtig gute Arbeit: mit guter Beratung, ganzheitlichen Therapien und qualifizierter Nachsorge. Über 70 anerkannte Einrichtungen gibt es deutschlandweit. Sie geben Müttern, Vätern und Kindern Zeit, Kraft zu tanken. Sie haben Familien im Blick und fördern ihr Wohlergehen. Ich freue mich darauf, Sie bei dieser wichtigen Aufgabe in den nächsten Jahren zu unterstützen. 2. Bedeutung des Müttergenesungswerkes Die Gründerin des Müttergenesungswerkes, Elly Heuss-Knapp, hat einmal gesagt: Ob es in einer Familie licht oder dunkel ist, hängt in erster Linie von den Müttern ab. Wer einer Frau wieder zur Gesundung, zur Frische, zum Lebensmut verhilft, der bewahrt die Familie vor dem Untergang. Das hört sich ein wenig altmodisch an, wie auch der Begriff Müttergenesung. Aber es ist ganz einfach und ganz aktuell. 2
3 Frauen sind in unserem Land oft diejenigen, die sich um andere kümmern: um die Kinder, um den Haushalt, häufig auch um pflegebedürftige Angehörige. Diese Aufgabe wird in einer alternden Gesellschaft immer wichtiger. Wenn Mütter krank werden, wenn sie den Alltag zwischen Job, Hausarbeit und Kinderbetreuung nicht mehr schaffen, leidet die ganze Familie. Vor allem die Kinder. Auf Väter, die verstärkt Familienaufgaben wahrnehmen, trifft das genauso zu. Fakt ist aber, dass die Mehrfachbelastung aus Berufs- und Familienleben in unserem Land noch immer vor allem Frauen betrifft. Gerade weil sie so viel leisten, brauchen sie auch eine Zeit, in der sich andere um sie kümmern. Das leistet sie: das Müttergenesungswerk. Mit den Beratungsstellen, Einrichtungen und Kliniken. Im Jahr 2016 nahmen rund Mütter mit Kindern Kurangebote wahr. Eine Mutter-Kind-Kur tut den Frauen in vieler Hinsicht gut. Mütter bekommen Zeit zum Luftholen und um sich auf sich selbst zu konzentrieren. Sie müssen einmal nicht funktionieren. Wenn ihr Leben durcheinander gekommen ist, werden sie dabei unterstützt, es wieder in geordnete Bahnen zu lenken. 3
4 Die Stärke der Mutter-Kind-Kur ist ihr ganzheitlicher Ansatz. Sie geht nicht einzelne Symptome an, sondern versucht, die Ursachen zu beseitigen. Das kann etwas im Körper sein, aber auch Stress im Job, ein Problem in der Beziehung oder eine psychische Krankheit. Entsprechend vielseitig sind die Teams in den Kliniken zusammengestellt und ausgebildet. Die Verbindung der verschiedenen Angebote gibt Müttern, Vätern und Kindern neue Kraft. Die Kur als Auszeit macht sie wieder stark. Und wenn die Eltern stark sind, sind auch die Kinder gesünder. Das Müttergenesungswerk und seine Einrichtungen stehen für Qualität: in der Beratung und Vorbereitung, in der Einrichtung selbst und insbesondere durch die Nachsorge. Gerade die Nachsorge ist wichtig. Sie schlägt eine Brücke zwischen der Kur und dem Alltag zu Hause. 3. Neue Wege durch Zustiftung Sorgearbeit Der ganzheitliche Ansatz soll zukünftig noch stärker für die gesamte Familie gelten. Zum ersten Mal wird das Müttergenesungswerk in einem Koalitionsvertrag genannt. Er sieht vor, die Einrichtungen des Müttergenesungswerks weiter zu öffnen: für Väter und pflegende Angehörige. Das müssen wir gemeinsam anpacken. 4
5 Der Grund klang vorhin schon an: Familien verändern sich. Die Zahl der Alleinerziehenden nimmt zu. Und es gibt immer mehr Väter, die sich in der Familien- und Erziehungsarbeit engagieren. Allein im Jahr 2016 nahmen rund Väter eine Vater-Kind-Kur in Anspruch. Tendenz steigend. Vor 5 Jahren haben Sie mit der Zustiftung Sorgearbeit das Müttergenesungswerk und seine Einrichtungen für Väter und Pflegende geöffnet. Diesen Weg wollen wir mit Ihnen weitergehen. Ich finde es gut, dass es mittlerweile 20 vom Müttergenesungswerk anerkannte Kliniken gibt, die sich zusätzlich auf Väter spezialisiert haben. Wir arbeiten hier eng und vertrauensvoll zusammen. Ich finde es dabei wichtig, dass wir uns genau anschauen, was Väter erwarten, welche Erfahrungen sie machen und ob sich das von den Müttern unterscheidet. Dafür fehlen uns bisher oft noch die Daten. Vielleicht können wir gemeinsam, das Müttergenesungswerk, die Träger und Krankenkassen, mehr darüber erfahren und besser verstehen, ob die Angebote zu den Bedürfnissen der Väter passen. Familie kann auch bedeuten, dass sich jemand um die ältere Generation kümmert. 3,1 Millionen Pflegebedürftige gibt es derzeit. Davon werden fast die Hälfte, rund 1,4 Millionen, allein durch Angehörige gepflegt. 5
6 Sich um einen Menschen zu kümmern, der Pflege benötigt, ist eine wichtige Tätigkeit, die Zeit kostet und oft anstrengend ist. Vor allem, wenn man Beruf, Familie und Pflege unter einen Hut kriegen muss. Das Müttergenesungswerk kann einen wertvollen Beitrag leisten, um Pflegende zu schützen und Familien zu stärken. Lassen Sie uns weiter gemeinsam die Menschen stärken, die sich um andere kümmern. Kümmern wir uns gemeinsam um die Kümmerer! 4. Maßnahmen zur Stärkung von Familien Meine Damen und Herren, das Müttergenesungswerk hat Mütter und Väter im letzten Jahr befragt, was sie am stärksten belastet. Im Ergebnis fallen bei beiden immer wieder drei Begriffe: Zeitdruck, Stress im Job und Probleme bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Diese Themen bewegen auch mich als Bundesfamilienministerin. Eine gute Vereinbarkeit nimmt Eltern Druck. Es wird vieles leichter, wenn man sich auf eine gute Kinderbetreuung verlassen kann und es auch Betreuungsangebote abseits der üblichen Öffnungszeiten gibt. Damit Eltern, die zum Beispiel im Einzelhandel, bei der Polizei oder der Feuerwehr im Schichtdienst arbeiten, ihre Kinder gut betreut wissen. 6
7 Eine gute Betreuung sorgt zugleich für gute, frühkindliche Bildung. Sie trägt dazu bei, dass alle Kinder früh gefördert werden und einen guten Start bekommen. Damit es jedes Kind packt. Egal woher es kommt oder welche Voraussetzungen es mitbringt. Daher werden wir massiv in den Ausbau und die Qualität der Kindertagesbetreuung investieren. Insgesamt 3,5 Milliarden Euro stehen hierfür bereit. Zudem werde ich bald in enger Abstimmung mit den Ländern ein Gesetz für gute Qualität in Kitas und in der Kindertagespflege vorlegen. Damit schaffen wir mehr Chancengleichheit und das ist mir ganz wichtig. Weil wir jedem Kind die Möglichkeit geben müssen, sein Talent voll zu entfalten. Nach der Kita muss es aber weitergehen. Beim Übergang zur Schule darf es keine Betreuungslücke geben. Daher werde ich mich in enger Zusammenarbeit mit dem Bildungsministerium dafür starkmachen, den Ausbau des Ganztagsschulbetriebs voranzubringen. Damit stärken wir Kinder. Wir stärken Familien und unser Land. 5. Zusammenarbeit im Baubereich Eine weitere gute Nachricht: Wir stocken unsere Investitionsförderung auf. Sie wissen, dass seit langem 4 Millionen Euro zur Verfügung stehen, um Müttergenesungseinrichtungen zu bauen oder umzubauen. Ursprünglich waren es mal 8 Millionen D-Mark. Hier hat sich also lange nichts bewegt. 7
8 Die Zustimmung des Bundestages vorausgesetzt, werden wir unsere Fördersumme für diese Aufgabe auf rund 6 Millionen Euro pro Jahr erhöhen. 50 Prozent mehr! Damit wollen wir Sie in die Lage versetzen, die notwendigen Investitionen zu stemmen, damit Mutter-Kind-Kliniken gut in Schuss, modern eingerichtet und auf dem neusten Stand sind. Auch das trägt zur Attraktivität bei. Ich werde mich dafür einsetzen. Weil auch das ein Zeichen der Wertschätzung der guten Arbeit ist, die Sie für Mütter, Väter und Familien leisten. 6. Schluss Meine Damen und Herren, auf einer Internetseite für Familien habe ich einen Erfahrungsbericht einer Mutter gelesen, der skeptisch anfängt. Mutter, Kind und Kur alles gleichzeitig? Schließt sich das nicht gegenseitig aus? Nach drei Wochen sagt diese Mutter: Im Gegenteil das passt gut zusammen. Sie konnte sich um sich kümmern, zu Kräften kommen und gleichzeitig für ihre Kinder da sein. Diese Erfahrung machen über Menschen im Jahr in den Einrichtungen des Müttergenesungswerkes. Vielen Dank dafür! 8
9 Ich bitte Sie: Setzen Sie sich weiter für starke Mütter, Väter und Familien ein. Kümmern Sie sich um die Familien in unserem Land. Bewahren Sie die Kraft, immer wieder neue Wege zu gehen und neue Konzepte auszuprobieren. Wir werden Sie dabei begleiten. Damit wir heute, morgen und übermorgen starke Familien haben. Mit starken Familien machen wir Deutschland spürbar stärker. 9
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