Bautendokumentation des Stahlbau Zentrums Schweiz. Bauen in Stahl 04/15. steeldoc. Faszination Rost

Größe: px

Ab Seite anzeigen:

Download "Bautendokumentation des Stahlbau Zentrums Schweiz. Bauen in Stahl 04/15. steeldoc. Faszination Rost"

Paula Roth
vor 6 Jahren
Abrufe

1 Bauen in Stahl Bautendokumentation des Stahlbau Zentrums Schweiz 04/5 steeldoc Faszination Rost

Beobachtungspavillon, Hjerkinn, N Authentisch und elegant Bauherrschaft Norsk Villreinsenter, Hjerkinn Architekten Snøhetta Arkitektur og Landskap, Oslo Ingenieure Dr. Techn.

Er bietet Schutz vor Witterung und konzentriert den Blick auf die weite, karge Landschaft. Der zurückhaltend gestaltete Bau fügt sich wie selbstverständlich in die Umgebung ein.

2 Beobachtungspavillon, Hjerkinn, N Authentisch und elegant Bauherrschaft Norsk Villreinsenter, Hjerkinn Architekten Snøhetta Arkitektur og Landskap, Oslo Ingenieure Dr. Techn. Kristoffer Apeland, Oslo Baujahr 20 Der Beobachtungspavillon des norwegischen Wildrentierzentrums ist bewusst einfach und mit wenigen Materialien konstruiert. Er bietet Schutz vor Witterung und konzentriert den Blick auf die weite, karge Landschaft. Der zurückhaltend gestaltete Bau fügt sich wie selbstverständlich in die Umgebung ein. Mit der, einem ausgewaschenen Felsen nachempfundenen Holzskulptur im Inneren wirkt der Stahlpavillon wie ein mythischer Schrein. Der Gebirgszug Dovrefjell im gleichnamigen Nationalpark bildet eine natürliche Grenze zwischen Nordund Südnorwegen. Diese einzigartige Landschaft nährt Mythen und Legenden und inspirierte Dichter wie Henrik Ibsen oder Komponisten wie Edvard Grieg. Seltene Pflanzen sind hier ebenso beheimatet wie Moschusochsen, arktische Füchse und die letzten wilden Rentierherden Europas. In dem am Rande des Nationalparks errichteten Pavillon können Be - sucher diesen Lebensraum gut geschützt vor Wind und Wetter auf sich wirken lassen. Dreiklang Stahl, Glas und Holz bestimmen das Erscheinungsbild des Pavillons. Die Decke sowie die Wände an den Schmalseiten sind aus Stahlplatten gefertigt, die nach aussen hin abgeschrägt, in einer kaum sichtbaren Kante auslaufen. Auf der Nordseite schliessen grossformatige Glasscheiben den Raum ab. Die Mitte des Pavillons beherrscht eine frei geformte Skulptur aus Kiefernholz mit eingefrästen Sitzbänken und teilt ihn in eine geschlossene Nord- und eine nach Süden hin offene Südseite. 8 steeldoc 04/5

2 Das Auf und Ab der Landschaft findet seine Entsprechung in der sanft gerundeten Sitzskulptur aus Holz. Die geradlinige Stahl- und Glaskonstruktion bildet den passenden Rahmen.

3 2 Das Auf und Ab der Landschaft findet seine Entsprechung in der sanft gerundeten Sitzskulptur aus Holz. Die geradlinige Stahl- und Glaskonstruktion bildet den passenden Rahmen Grundriss Grundriss, Schnitt, M : 00 Stahlplatte 0 mm, Stösse stumpf verschweisst 2 Verglasung ESG 928/2930 mm 3 Holzskulptur, CNC-gefräst aus Kiefer 25/25 cm 4 Stahlrahmen, Stützen und Querträger HEA 80 5 Spannbeton-Hohldeckenelement 6 Bodenplatte Stahlbeton 7 Eingang Querschnitt 9

Beobachtungspavillon, Hjerkinn, N Stahl pur Einfache, natürliche Materialien mit regionalem Bezug prägen den Pavillon.

Sperrschicht vor weiterer Korrosion geschützt wird.

finden ist. Bei niedrigen Temperaturen sorgt ein von der Decke abgehängter Holzofen für Wärme.

Dach, und den Boden der ungedämmten Konstruktion.

Die Tragkonstruktion der Decke besteht aus vier Spannbeton-Hohldeckenelementen.

4 Beobachtungspavillon, Hjerkinn, N Stahl pur Einfache, natürliche Materialien mit regionalem Bezug prägen den Pavillon. In der schadstoffarmen Luft dieser Gebirgslandschaft wurde normaler Baustahl ein gesetzt, der nicht, wie wetterfester Stahl, durch eine Sperrschicht vor weiterer Korrosion geschützt wird. Wichtiger als die Standzeit war hier die Wirkung des rostenden Stahls und seine Färbung, die auch in den eisenhaltigen Gesteinen der Gegend zu finden ist. Bei niedrigen Temperaturen sorgt ein von der Decke abgehängter Holzofen für Wärme. Miteinander verschweisste, zehn Millimeter starke Stahlplatten mit Abmessungen bis zu sechs mal zwei - einhalb Metern bilden die Seitenwände, das Dach, und den Boden der ungedämmten Konstruktion. Im Hohlraum der Wände ist ein Stahlrahmen aus HEA- Profilen integriert, der die Deckenlast aufnimmt. Die Tragkonstruktion der Decke besteht aus vier Spannbeton-Hohldeckenelementen. Dazwischen liegende Flachstähle verbinden die Stahlplatten ober- und unterhalb dieser Elemente. Auskragende Stahlkonsolen vergrössern die nutzbare Bodenfläche und heben den Pavillon optisch vom Gelände ab. Die quadratischen Aussparungen in den Stahlplatten ermöglichen die Befestigung der Stützen in der Bodenplatte aus Stahlbeton. Bereits während der Bauzeit wechselte die verschweisste, unbehandelte Stahlkonstruktion ihre Farbe. Sieben, knapp zwei mal drei Meter grosse Glasscheiben schliessen den Pavillon nach Norden hin ab. 0 steeldoc 04/5

Die vorgefertigten Holzelemente werden angeliefert und in den Baukörper eingeschoben. Sie bilden den Raumabschluss gegen Süden. Die gesamte Stahlkonstruktion wurde vor Ort verschweisst.

Im Zusammenspiel mit der vorgefertigten, organisch geformten Holzskulptur im Inneren entsteht ein Baukörper, dessen spannungsreiche Gestaltung weit mehr bietet als eine reine Schutzfunktion.

Seit seiner Eröffnung im Juni 20 hat sich der Pavillon zu einer touristischen Attraktion entwickelt. Jedes Jahr kommen in den Sommermonaten bis zu 9 000 Besucher in die kahle Berglandschaft.

5 Die vorgefertigten Holzelemente werden angeliefert und in den Baukörper eingeschoben. Sie bilden den Raumabschluss gegen Süden. Die gesamte Stahlkonstruktion wurde vor Ort verschweisst. Die durchgehenden Schweissnähte blieben sichtbar und unterstreichen den rauen Charakter der äusseren Schale. Im Zusammenspiel mit der vorgefertigten, organisch geformten Holzskulptur im Inneren entsteht ein Baukörper, dessen spannungsreiche Gestaltung weit mehr bietet als eine reine Schutzfunktion. Die Südseite der Holzskulptur bietet Sitzgelegenheiten im Freien. Im Hintergrund liegt der Berg Snøhetta, nach dem das Architekturbüro benannt ist. Seit seiner Eröffnung im Juni 20 hat sich der Pavillon zu einer touristischen Attraktion entwickelt. Jedes Jahr kommen in den Sommermonaten bis zu Besucher in die kahle Berglandschaft. Zu bestaunen gibt es unberührte Natur und einen formal zurückhaltenden Pavillon, der trotzdem oder gerade deswegen die Blicke auf sich zieht. Ort Hjerkinn, Dovre, N Bauherrschaft Norsk Villreinsenter, Hjerkinn Architekten Snøhetta Arkitektur og Landskap A/S, Oslo Knut Bjørgum (Projektleitung) Ingenieure Dr. Techn. Kristoffer Apeland A/S, Oslo, Trond Gundersen Stahlbau Lonbakken Mek. Verksted A/S, Otta Holzbau Djupevåg Ship Builders A/S, Norheimsund Stahlsorten S355, S235JR Abmessungen 3,50 x 6,60 x 3,3 m BGF 90 m 2 Baukosten ca EUR Fertigstellung 20

6 Impressum steeldoc 04/5, Dezember 205 Faszination Rost Herausgeber: SZS Stahlbau Zentrum Schweiz, Zürich Patric Fischli-Boson Redaktion und Texte: Martina Helzel, Johannes Herold Projektbeschriebe aufgrund der Projektinformationen der Planer Layout: Martina Helzel, circa drei, München Fotos: Titel: Julian Weyer Editorial: BOAnet.at Bürogebäude, Altdorf: Aura Fotoagentur Luzern Beobachtungspavillon, Hjerkinn: Ketil Jacobson (S. 8 oben, 9, 0 oben, oben), diephotodesigner.de (S. 8 unten), Ole Romslo Traasdahl (S. 0 unten, unten) Teaching Center, Wirtschaftsuniversität Wien: Johannes Zinner (S. 2), BOAnet.at (S. 3 7) Erdgasanlage, Egdvet: Jan Laursen (S. 8 oben), Julian Weyer (S. 8 unten, 9) Studentenwohnanlage, Berlin: Holzer Kobler Architekturen (S. 20 oben), Jan Bitter (S. 20 unten, 22), Martina Helzel (S. 2) Die Informationen und Pläne stammen von den Planungsbüros. Zeichnungen überarbeitet durch circa drei, München. Designkonzept: Gabriele Fackler, Reflexivity AG, Zürich Druck: Kalt Medien AG, Zug ISSN Jahresabonnement Inland CHF 60. / Ausland CHF 90. Einzelexemplar CHF 8. / Doppelnummer CHF 30. Preisänderungen vorbehalten. Bestellung unter Bauen in Stahl/steeldoc ist die Bautendokumentation des Stahlbau Zentrums Schweiz und erscheint viermal jährlich in deutscher und französischer Sprache. Mitglieder des SZS erhalten das Jahresabonnement und die technischen Informationen des SZS gratis. steeldoc abonnieren für CHF 60. im Jahr (Studierende gratis) auf Die Rechte der Veröffentlichung der Bauten bleiben den Architekten vorbehalten, das Copyright der Fotos liegt bei den Fotografen. Ein Nachdruck, auch auszugsweise, ist nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers und bei deutlicher Quellenangabe gestattet. 23

Ähnliche Dokumente

Bautendokumentation des Stahlbau Zentrums Schweiz. Bauen in Stahl 04/15. steeldoc. Faszination Rost

Bauen in Stahl Bautendokumentation des Stahlbau Zentrums Schweiz 0/1 steeldoc Faszination Rost Bürogebäude, Altdorf, CH Wetterfeste Visitenkarte Bauherrschaft Ruch Immobilien AG, Altdorf Architekten HTS