Impressum. Johannes Helm Seh ich Raben, ruf ich, Brüder Bilder und Gedichte Mit einem Vorwort von Werner Stockfisch ISBN (E-Book)
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- Heiko Lorentz
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2 Impressum Johannes Helm Seh ich Raben, ruf ich, Brüder Bilder und Gedichte Mit einem Vorwort von Werner Stockfisch ISBN (E-Book) Die Druckausgabe erschien erstmals 1996 bei Stock & Stein Verlags-GmbH Schwerin. Bilder: Johannes Helm Gestaltung des Titelbildes: Ernst Franta unter Verwendung des Bildes "Nonne im Kornfeld", EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Alte Dorfstraße 2 b Godern Tel.: verlag@edition-digital.com Internet:
3 AN DEN ZÖGERNDEN KÄUFER Als Robert Louis Stevenson seinem Roman Die Schatzinsel" 1883 ein Gedicht mit obigem Titel voranstellte, warb er seine Leser mit Schiffen, Inseln, Abenteuerreisen, Ausgesetzten, Schätzen und Piraten, kurz, all dem Zauber alter Heldentaten". Einer solchen Werbung ist heute bekanntlich jedermann Abend für Abend ausgeliefert, und sie wird nicht allein mit Werken der Weltliteratur eingelöst. Also, was können wir dem zögernden Käufer" dieses Buches anempfehlen? Es ist ein ganz anderes, etwas, wonach sich viele Menschen insgeheim sehnen und wofür sie dennoch wenig tun. Es ist die Ruhe des Herzens. Diese hat mit Geruhsamkeit, mit Untätigkeit nichts zu tun. Im Gegenteil. Johannes Helm erzählt uns in seinen Bildern und Gedichten von einfachem und reichem Leben. Einfach heißt, dass er der Natur nahe ist und einer intellektuellen Zerrissenheit nicht bedarf, um Künstler zu sein, und mit reich ist Offenheit für die Wunder der Welt und viel Sinnlichkeit gemeint. So kam er zum Malen und zum Schreiben. Der reiche Mensch ist zugleich der einer Totalität der menschlichen Lebensäußerung bedürftige Mensch", schrieb ein heute nicht mehr soviel gelesener Philosoph im Jahre Indem der Maler uns etwas vom Land um sein Haus im mecklenburgischen zeigt, der Dichter den Morgen und den Abend besingt, erzählt er uns eigentlich von sich. Manchmal glaubt man ein Märchen zu sehen oder zu lesen, eins vom Fliegen beispielsweise, und manchmal sind Dinge beisammen, die in der Wirklichkeit auseinander sind. Gleichviel, dies ist mein Leben, sagt er, und das ist wohl auch eine Frage nach dem unseren. Aha, so hört man beim Durchblättern unseres Buches ausrufen, naive Malerei. Ich glaube nicht, dass Johannes Helm ein naiver Maler ist. Gewiss erinnert manches in seinen frühen Bildern an Alben Eben, den berühmten Hallenser Naiven, den er gekannt hat, aber unbekümmertes Drauflosmalen mit den von Kennern so geschätzten dicken behüteten Damen vor dem Spiegel oder im Gartencafé ist seine Sache nicht, von den in meinem Computer versteckten Synonymen zu naiv - von ahnungslos bis unbedarft - ganz zu schweigen. Ein Kriterium der Naiven trifft allerdings auf ihn zu: Helm ist Autodidakt. Doch was sagt das schon? Und ohne einen guten Rat bleibt keiner. Johannes Helm ist lebenserfahren. Demzufolge ist er freundlich und nicht aufgeregt. Er kann zuhören und so erzählen, dass man ihm zuhört. Er war Professor für Klinische Psychologie und Leiter dieses Lehrstuhls an der Humboldt-Universität zu Berlin. Und er ist mit einer Schriftstellerin verheiratet. Sie leben in Neu Meteln zwanzig Autominuten von Schwerin, nutzen aber hin und wieder auch noch die kleine Berliner Wohnung begann er zu malen. Es war eine nächtliche Szene am Fluss mit Mond und Laternen, und der weiße Gartentisch fehlte tatsächlich nicht. Seitdem sind mehr als 300 Bilder entstanden; es gab Ausstellungen und Verkäufe, und 1978 erschien im Berliner Aufbau-Verlag Johannes Helms Buch Malgründe, in welchem er ein bisschen über Absichten und Mittel erzählen, dem Bild etwas hinzufügen wollte und das mit kleinen Geschichten aus seinem Leben tat. Der Horizont in Johannes Helms Bildern ist weiter geworden. Seine Landschaften sind jetzt großzügiger, klarer, freier. Der Maler bekennt sich zu ihren Strukturen mit durch Felder und Wege gegliederter Ebene, Waldesrand und hohem Himmel - mit Wolken, Sonne, Mond - ebenso wie zu deren unendlicher Vielfalt der Erscheinungen. Doch mehr noch: Der menschliche Gehalt der Bilder ist in dem Maße gewachsen, als dem Maler handwerkliche Mittel besser und besser zu Gebote stehen. Er benutzt sie. Die Farben
4 und Formen sind zum Träger von Lebensgefühlen geworden. Er hat es gelernt, Tricks anzuwenden. Zum Beispiel: Er fährt mit dem Fahrrad in die Natur, malt aber zu Hause. Es gibt nur ganz wenige Skizzen. So entsteht auf der Staffelei keine bestimmte, lokalisierbare Ansicht, sondern etwas, was der Maler vorher nicht im Kopf hatte - ein Stück in sich ruhender Welt. Es gibt einen weiteren Kunstgriff: Figuren, manchmal eine, manchmal mehrere, werden in die Landschaft gesetzt, imaginäre Spaziergänger auf Wegen der Fantasie. Und welche Wirkung hat doch im Bilde ein einziger roter Fleck, der ein Hut ist! Und dann schwarze Vögel - in Scharen, im geordneten Zug, Futter suchend oder nur zwei über einem Kornfeld. Sind es Krähen? Sind es Raben? Sind Krähen auch Raben? Ich weiß es nicht. Jedenfalls sind sie die Freunde des Malers, und er möchte sich mit ihnen was erzählen. Mehr dazu in Meine fünf Sinne... Was aber die Art seiner Botschaft an uns betrifft, so glaube ich, es wäre zu wenig zu sagen, er wolle auf die Schönheit der Natur aufmerksam machen. Es geht wohl um mehr: eine Aneignung von Welt, ein Einverleiben dessen, was uns umgibt, in einem praktischen Prozess. Deshalb ist für Johannes Helm wie vielen anderen Künstlern das schwierige Hervorbringen das größte Abenteuer an der Kunst. Er wird dafür belohnt. Gehe ich jetzt mal abends ans Wasser, sagt er, dann sehe ich vieles anders. Nicht nur, weil ich mehr auf dieses oder jenes achte, nein, ich sehe anders, wirklich. Vielleicht können wir als Betrachter ein bisschen an dieser Verwandlung teilnehmen. Indem wir unser Gegenüber ergreifen, geht es um uns selber. Johannes Helm: Was ich malen möchte, ist für mich wie meine andere Seite, eine Art Gegen-Teil, das auf sein Recht pocht. Nicht etwa körperlicher Ausgleich am Wochenende, auch nicht Entspannung und Erholung, Angeln gehen, über eine Wiese laufen. Auch nicht kulturelle Lücken schließen, lesen, Ausstellungen oder Theater besuchen. Die andere Seite ist das in mir, was oft zu kurz kommen muss, worauf ich nicht genug achten kann, wovor ich mich scheue oder wovon ich nicht genug weiß. Es ist der Lebenswert des Ganzheitlichen. Helms Gedichte handeln von demselben, es ist ja derselbe Mensch. Aber sie sind anders. Die Bilder sind nicht Illustrationen zu seinen Gedichten, die Gedichte beschreiben nicht seine Bilder. Im Wort, auch im verdichteten Vers, liegen Bericht und Reflexion. So erzählt uns Johannes Helm, wie er den Sommer und den Winter, Wind und Regen, Pflanzen und Tiere erlebt, und von den Nachbarn, von Martha und Frieda und den Katzen, weiß er auch etwas. Nein, seine Gedichte sind keine Beschreibungen fürs Schullesebuch. Sie entfalten die Ruhe des Herzens, die er gefunden hat und täglich neu finden muss: Stille (Der Morgen), Milde (Regenlob), Freundlichkeit (Tante Martha), Humor (Knöterich), unverstellt sein (Die Güte) und immer wieder eine unstillbare Erlebnisfähigkeit (Gartentage). Und noch manches mehr; wir können es nachlesen. Helms Gedichte bekennen sich wie seine Bilder zu einer einfachen und verständlichen Sprache; das ist alles andere als Einfalt. Sie verzichten nicht auf den Reim. Das bedeutet: Die Mitteilung erfolgt auf poetische Weise; es wird nicht einfach notiert, sondern an der Form gearbeitet, bis sie leichtfüßig daherkommt. Einige Gedichte handeln davon. Und Tiere als Zeichen des Lebendigen, des Freien und des Schönen, wie in den Bildern. Ich zähle in den Gedichten dreizehn Vogelarten, es können sogar noch mehr
5 sein. Und Farben: außer Grün, Gelb, Rot, Violett, Blau auch Kamillenfarben, Bleigefärbt, Gold und Silber, Weiß und Schwarz, Licht und Schatten. Unsagbar bleibt so vieles, was ich sehe, spüre, so heißt ein Vers in dem Gedicht Sprachnot. Die Reihenfolge darin gefällt mir sehr: erst sehen, dann spüren, oder ohne die Abfolge: das Gesehene spüren. So nehmen wir von dem Dichter, dem Maler ein Angebot entgegen. Werner Stockfisch 1996
6 Der Morgen Der Schatten liegt noch überm Garten, auf dem der Morgendunst sich breitet. Im Licht steht schon der grüne Hügel, in hellen Farben und in zarten. So still ist diese sanfte Frühe. Es ruht der Wind, auch ich bin ruhig; der Morgen lässt des Tages Mühe in einem Nebelstreif versinken. Fast stört mein Atem diese Stille, in der die Zeit verloren scheint, die mich und alle andern Dinge zusammennimmt, in sich vereint. Doch mit dem ersten Hauch am Blatte zerbricht der Ring, löst sich das Ganze, bis es vom ersten Sonnenglanze erneut zu einem Bild gezeichnet. Nun wird der neue Tag erblühen. Der Himmel ist erfüllt vom Schreien der grauen Gänse, die in Reihen und Keilen übern Garten ziehen.
7 Weite Landschaft, 1984, Öl/Leinen 31 cm x 41 cm
8 Unkraut Die Distel, die ich heut vernichte, ersehnen werde ich sie morgen. Gemeine gelbe Butterblume, herausgestochen aus der Wiese, wie bald werd ich mich um sie sorgen. Und fehlen wird mir die Kamille, von mir gerupft und ausgerissen. Noli nie tangere zertreten, vertrocknet hängt die gelbe Blüte, wie schmerzlich werd ich sie vermissen. Die Vogelmiere werd ich lieben, die nie zu meinen Freunden zählte. Nur kurze Zeit und ich werd wünschen, mich an der Nessel zu verbrennen, verkannt als Hexe, die mich quälte. So vieles werd ich gern begießen und pflegen oder gar erträumen, dass doch noch einmal wiederkehret, was wir zertreten, ausgerottet, verbrennen und zur Seite räumen.
9 Wegwarte, 1988, Öl/Hartfaser 42,5 cm x 32,5 cm
10 Unentschieden Im Morgennebel liegt das Moor, das Land. Die Sonne müht sich, durch den Dunst zu dringen. den Weiden ihre Formen abzuringen, dem Ufer malt sie einen dunklen Rand. Kaum hat der milde Nebel sich gelichtet und gibt den Häusern Umriss und Gestalt, verliern sie wieder ihren Ort und Halt; der Herbstwind hat den hellen Dunst verdichtet. Ganz nahe ist der Flügelschlag der Reiher, die wolkenblind den Himmel überqueren. Ihr heisrer Schrei ist über mir zu hören, unsichtbar bleiben sie im Nebelschleier. Der Nebel will sich vor der Sonne neigen und ihrem Lichte nicht mehr widersetzen. Die Tropfen in den feuchten Spinnennetzen, wie Perlenketten glänzen sie an Zweigen. Doch unentschieden bleibt das Auf und Nieder, betört die Sinne, lässt mich weitergehen, den Raben eher als die Birke sehen, auf der er sitzt mit glänzendem Gefieder.
11 Weißes Pferd am Fluss, 1986, Öl/Hartfaser 36 cm x 42 cm *** Ende der Demo-Version, siehe auch ***
12 JOHANNES HELM Ordentlicher Professor für Klinische Psychologie, emeritus, Dr. habil. Geboren 1927 in Schlesiersee (Schlawa). Studium der Psychologie an der Humboldt- Universität Berlin. Verfasser umfangreicher Fachliteratur und von Lehrmaterialien. Herausgeber verschiedener Fachbücher und Autor eines Lehrbuchs. Verheiratet mit der Schriftstellerin Helga Schubert. Nach Jahrzehnten in Berlin leben und arbeiten sie seit 2008 in Neu Meteln/ Landkreis Nordwestmecklenburg, wo sie auch eine Galerie mit monatlichem Wechsel seiner Bilder eröffneten. Johannes Helm malt seit Bisher 1005 Ölbilder. Ausstellungen im In- und Ausland. Johannes Helm veröffentlichte seit 1976 neben Hörfunkerzählungen und Anthologiebeiträgen folgende auf sein Malen bezogene Bücher: Malgründe, Bilder und Geschichten, 1978, Aufbau-Verlag Berlin und Weimar Ellis Himmel, 1981, Kinderbuchverlag Berlin Seh ich Raben, ruf ich, Brüder, Gedichte und Bilder, 1996, Stock & Stein Verlags GmbH, Schwerin Gegenwelten, (Ölgemälde von Johannes Helm mit Texten dazu von Ralph Giordano, Helga Schütz, Jürgen Borchert, Ulrich Schacht und Helga Schubert), 2001, Stock & Stein Verlags GmbH, Schwerin Tanz auf der Ruine, (Bilder aus einem vergangenen Land), Episodenroman, 2007, dissertation-de Verlag GmbH, Berlin
13 E-Books von Johannes Helm Ellis Himmel Sonnenschein, Gewitter, Feuerwerk,... jedes Mal sieht der Himmel anders aus. Elli will jeden ihrer Himmel in ihrem Kopf speichern. Dann hat sie Angst, dass sie die Bilder doch vergisst und malt ihren Himmel. Mit schönen Bildern von Johannes Helm. Gegenwelten Es ist eine Sammlung von 81 Bildern von Johannes Helm, interpretiert von Ralph Giordano, Helga Schütz, Jürgen Borchert, Ulrich Schacht und Helga Schubert. Malgründe Das Buch enthält 43 Bilder von Johannes Helm. Zu jedem Bild eine Geschichte. Warum hat er es gemalt, welche Gedanken und Gefühle verbinden ihn mit diesem Bild. Weshalb beginnt der 44-jährige Psychologieprofessor plötzlich zu malen und schreiben? Seh ich Raben, ruf ich, Brüder Zu 51 von ihm gemalten Bildern hat Johannes Helm passende Gedichte geschrieben. Werner Stockfisch schrieb ein ausführliches Vorwort zur Wertung des Wort- und Bildkünstlers Johannes Helm. Tanz auf der Ruine Es ist der erste Roman des Autors, noch in der DDR geschrieben, dort aber nicht veröffentlicht. Das Buch parodiert und verfremdet den Uni- und Kulturbetrieb in der DDR aus der Sicht eines Insiders. Ausführliche Informationen unter
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