Phytotherapeutische Optionen für die Behandlung rheumatischer Erkrankungen

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1 Phytotherapeutische Optionen für die Behandlung rheumatischer Erkrankungen E. Mur Phytotherapeutika zunehmendes Interesse Patient bzw. Arzt dzt. jedes eingenommene Medikament ein Phytopharmakon Wunsch nach einer wirksamen und gleichzeitig nebenwirkungsarmen Behandlung überzogene Erwartungen vs realistische Einschätzung mitunter Belastung für Verhältnis Patient / Arzt erhebliche Kosten Patient Versicherungsträger Phytotherapeutika z.t. nicht befriedigender Wirkungsnachweis Anwendung meist aufgrund positiver Erfahrungen i.r. der traditionellen Heilkunde häufig keine ausreichende Absicherung in qualitativ hoch stehenden Studien auch bei Phytopharmaka unerwünschte Wirkungen möglich selten, z.t. aber schwerwiegend Wechselwirkungen mit synthetischen Arzneimitteln unterschiedliche Qualität

2 Phytopharmaka in der Rheumatologie externe Anwendung Einreibungen Packungen Badezusätze hyperämisierende Effekte Reduktion von Entzündungs- und Schmerzmediatoren Muskeldetonisierung interne Anwendung Pflanzenextrakte Wurzel Teufelskralle Katzenkralle Rinde Weidenrinde Harz Weihrauch Blätter Zitterpappel extern angewandte Phytopharmaka in der Rheumatologie Heublume Dampfkompresse, Bad Arnika alkoholische Einreibung Paprika, Cayennepfeffer Herabsetzung der nervalen Erregbarkeit Reduktion von Entzündungsmediatoren ABC-Pflaster, Traumasalbe Mayrhofer als registrierte Arzneimittel ätherische Öle Rosmarinöl, symptomatisch wirksamer Einsatz v.a. bei Arthrose Weichteilrheumatismus intern angewandte Phytopharmaka in der Rheumatologie in Österreich als Arzneimittel zugelassen Phytodolor Flavonoide, Cumarine, Phenylglykoside vom Salicin- Typ Verboril Wirkstoff Diacerein Krallendorn-Kapseln pentacyclische Oxindolalkaloide als traditionelle Heilmittel in Verwendung Vielzahl von Präparationen meist nicht standardisiert z.t. Beschaffung aus dem Ausland bzw. über das Internet

3 Phytodolor Kombination der Extrakte aus Zitterpappel Eschenrinde Goldrutenkraut analgetisch antiinflammatorisch antiödematös dosisabhängige Hemmung der Synthese der proinflammatorischen Prostaglandine E2, I2, D2 Sauerstoffradikalfänger Phytodolor 3x30-40 Tropfen gleichwertig zu: 3x25 mg Diclofenac bei Gon- und Coxarthrose und Schulter-Arm-Syndrom 20mg Piroxicam bei WS-Syndrom, Gon- und Coxarthrose, degenerative Gelenkerkrankungen positive Studienergebnisse mit insgesamt mehr als Patienten Zulassung: zur unterstützenden Behandlung bei Erkrankungen des rheumat. Formenkreises (z.b. Lumbago, chron. Bewegungsschmerzen) Indikation: leichte bis mittelschwere Arthrose Weichteilrheumatismus unerwünschte Wirkungen: selten ; betreffen primär den Gastrointestinaltrakt Blähungen, Durchfall Verboril Blätter der Aloe vera Ausgangsmaterial für die Produktion von Diacerein im Körper in den aktiven Metaboliten Rhein umgewandelt in vitro Hemmung der Freisetzung von IL-1, IL-6, IL-18 und TNF-, proteolyt. Enzyme (u.a. Kollagenase) Stimulation der Synthese von Proteoglykanen, Glukosaminoglykanen und Hyaluronsäure Wirkweise in vivo dzt. nicht definitiv geklärt

4 Verboril 2x tgl. 1 Kapsel nach den Mahlzeiten: in Doppelblindstudie bei Gonarthrose Besserung von Bewegungsschmerz und WOMAC-Funktionsindex (Pelletier et al., Arthritis Rheum 2000) in Doppelblindstudie bei Coxarthrose (507 Pat., 3 Jahre) geringere Zunahme der Gelenksspaltverschmälerung (ECHODIA-Studie, Dougados et al., Arthritis Rheum 2002) positive Studienergebnisse mit insgesamt mehr als Patienten Zulassung: Behandlung degenerativer Gelenkserkrankungen (Osteoarthrose) Indikation: leichte bis mittelschwere Arthrose unerwünschte Wirkungen: selten ; betreffen primär den Gastrointestinaltrakt weicher Stuhl, Durchfall, Flatulenz bräunliche bis rötliche Verfärbung des Harns (kann Harn-Streifentests z.b. auf Glukose verfälschen Krallendorn Kapseln standardisierter, wässrig sauer extrahierter Trockenextrakt aus der Wurzel einer Liane des peruanischen Regenwalds, des pentacyclischen Chemotyps von Uncaria tomentosa (Will.) DC (Katzenkralle, Cat s Claw) pentacyclische Oxindolalkaloide immunmodulierende Wirkung Hemmung der Proliferation aktivierter T- und B-Lymphoblasten Krallendorn Kapseln 3x tgl. 1 Kapsel vor dem Essen: in Doppelblindstudie bei Patienten mit chronischer Polyarthritis Stadium II-III in Ergänzung zu Basistherapie mit Sulfasalazin oder Hydroxychloroquin Reduktion von: Zahl der schmerzhaften Gelenke, Zahl der geschwollenen Gelenke, Dauer der Morgensteifigkeit Zulassung / Indikation als Zusatzbehandlung zu einer antirheumatischen Basistherapie und im Bedarfsfall einer Schmerztherapie bei Patienten mit rheumatoider Arthritis unerwünschte Wirkungen: selten; Flatulenz, Diarrhöe Hautausschläge (Mur et al., J Rheumatol, 2002)

5 weitere in der Rheumatologie eingesetzte intern angewandte Phytopharmaka Teufelskrallenwurzel (Radix Herpagophyti) in Österreich als Teedroge erhältlich standardisierte Extraktpräparate in Deutschland zugelassen (Doloteffin, Sogoon, flexi-loges, Rivoltan ) Weihrauch in Deutschland als Nahrungsmittelergänzung erhältlich Weidenrinde dzt. kein in Österreich zugelassenes Arzneimittel Teufelskrallenwurzel Radix Harpagophyti Pflanze der Savannen Südafrikas aus Familie der Sesamgewächse wässriger Extrakt aus den sekundären Speicherwurzeln (Knollen) Glykoside als aktive Bestandteile antiinflammatorische Wirkung in LPS-stimulierten Monozyten Reduktion von TNF- und Reduktion der Synthese von PGE2 lt. placebokontrollierten Doppelblindstudien wirksam bei akuten und chronischen Rückenschmerzen sowie degen. Gelenkserkrankungen zur unterstützenden Therapie bis zu 4,5 g Droge tgl. od. entspr. Extrakt KI: Magen- und Duodenalulcera sehr selten unerwünschte Wirkungen Indischer Weihrauch Boswellia serrata Gummiharz aus dem Weihrauchstrauch (Boswellia serrata) therapeutischer Einsatz abgeleitet aus der ayurvedischen Medizin (für Arthrose und and. rheumat. Beschwerden sowie Psoriasis) Boswelliasäuren hemmen u.a. die Bildung von Leukotrienen und Prostaglandinen übliche Dosierung 3x tgl. 2 Kaps. zu je 400mg Extrakt in D als Ayurmedica H 15 erhältlich Einsatz insbes. bei chron. Polyarthritis

6 Weidenrinde Salix cortex enthält Phenylglykoside wie Salicin, die in Blut und Leber zur wirksamen Salicylsäure oxidiert werden antiinflammatorisch und antipyretisch für standardisierte Extrakte mit einer Tagesdosis von bis zu 240 mg Salicin positive Studienergebnisse für Cox- und Gonarthrose bei Rückenschmerzen Wirksamkeit wie Rofecoxib 12,5 mg tgl. keine Hemmung von COX in der Magenwand keine die Blutgerinnung hemmende Wirkung in Österreich dzt. kein zugelassenes Arzneimittel in Deutschland Assalix, Assplant Phytotherapeutika in der Rheumatologie möglicher Bestandteil der therapeutischen Palette v.a. für Patienten mit leichten Beschwerden als Alternative wenn chemisch-synthetische Arzneimittel nicht vertragen oder vom Patienten nicht akzeptiert werden ergänzend zu Basismedikation (z.b. bei cp) Reduktion synthetischer Arzneimittel kein Ersatz für Basistherapie standardisierte qualitativ hochstehende Präparate