Erfahrungsbericht Praxissemester

Transkript

1 Erfahrungsbericht Praxissemester bei Motion Europe ltd in London 1. September 2016 bis 27. Januar 2017 WS 16/17 Fakultät 14: Tourismus

2 Mein 21-wöchiges Praktikum habe ich bei der Destination Management Agentur Motion Europe, in London absolviert. Mir war von Anfang an klar, dass ich mein Praktikum gerne im englisch sprachigen Ausland machen möchte. Da ein Praktikum in den USA mit sehr viel Aufwand verbunden ist, sah ich mich relativ schnell nach Unternehmen in Großbritannien, v.a. London, um. Auf die Praktikumsstelle aufmerksam geworden bin ich durch einen Beitrag in einer der Tourismus-Management Gruppen bei Facebook. Ein Kommilitone hatte sein Praktikum bei Motion Europe gemacht und schrieb, dass die Firma immer wieder Praktikanten sucht. Daraufhin habe ich gleich dem Gründer und einem der drei Inhaber, Luca Masseroli, geschrieben, der mir noch am gleichen Tag antwortete. Bis auf meinen Lebenslauf wurden keine weiteren Dokumente gefordert. Nach einem kurzen Telefoninterview, schickte ich auch schon den vorgefertigten Vertrag der Fakultät 14 zum Ausfüllen und unterschreiben nach London. Das Interview war eigentlich viel mehr ein freundlicher Monolog von Luca, bei dem er mir das Unternehmen näher beschrieb, mich über Wohnmöglichkeiten in London und meine zukünftige Arbeit bei Motion informierte. Am ersten Tag meines Praktikums, hatte ich ein einstündiges Einführungsgespräch mit Luca, bei dem er mir hauptsächlich das verwendete Computerprogramm erklärte. Anschließend eröffnete ich meinen englischen Bank Account und beantragte mir meine National Insurance Number (NINo) beim Jobcenter, die man braucht, um in England arbeiten zu dürfen. An dem darauffolgenden Tag ging es schon richtig los mit meiner Arbeit, welche bis zur Beendigung meines Praktikums relativ gleich blieb. Motion Europe besteht aus den drei Inhabern, dem Operational Department in dem ca. 7 Mitarbeiter und 5 Praktikanten arbeiten und dem Hotel Department, welches aus einem Vollzeitmitarbeiter und einem Praktikanten besteht und sich um die Beschaffung der Hotels kümmert. Ich war hauptsächlich im Operational Department von Motion Europe tätig und habe mich dabei um die Kommunikation mit den Kunden gekümmert, die zum Großteil nordamerikanische Reiseagenturen sind. Dafür erstellte ich auf das Klientel zugeschnittene Gruppenreisen in ganz Europa. Ein wichtiger Bestandteil davon war, die Serviceleistung bei den einzelnen Zulieferern, wie Busunternehmen, Reiseleitern, Restaurants, Museen und Theatern zu buchen. Das Unternehmen ist sehr international und es werden neben der Hauptsprache Englisch auch viele weitere Sprachen, wie zum Beispiel Italienisch, Französisch, Spanisch, Holländisch, Deutsch und Mandarin gesprochen. Meine Hauptansprechpartnerin war auch aus Deutschland, was bei manchen Aufgaben sehr praktisch war. Obwohl ich gut betreut wurde und alle Mitarbeiter immer sehr nett und hilfsbereit waren, würde ich nicht sagen, dass ich fachlich viel dazu gelernt habe. Bis auf die Kundenkommunikation und das Erstellen neuer Angebote, beschränkte sich meine Arbeit weitestgehend auf das Ausfüllen simpler Anfragenformulare an die Zulieferer, sowie das Schreiben von Reiseverläufen, was manchmal sehr langweilig war, weil es hauptsächlich aus copy and paste aus alten Reisebeschreibungen bestand.

3 Ein Problem war für mich, dass jeder Mitarbeiter im Operational Department seine Angebote für die Kunden etwas anders schrieb und eine andere Vorgehensweise hatte. Da ich immer andere Kollegen unterstützte, empfand ich es als kontraproduktiv mir für jeden eine andere Vorgehensweise zu merken. Damit verbrauchte ich meiner Meinung nach sehr viel unnütze Zeit, ohne etwas daraus zu lernen. Ein klares Vorgehen für die verschiedenen Aufgaben, welches vom Management des Unternehmens bestimmt worden wäre, hatte ich als sehr hilfreich empfunden. Ich bin erst zwei Tage vor Beginn meines Praktikums mit dem Flugzeug angereist. Lufthansa fliegt nach London Heathrow und bietet sich meiner Meinung nach gut für einen längeren Aufenthalt in England an, da die Gepäckvorschriften nicht so streng sind wie bei einem Flug mit easyjet. Ich habe für ein one-way ticket mit Lufthansa, inklusive eines 23kg schweren Koffers, ca. 80 Euro gezahlt und hatte einen weiteren Koffer, einen kleinen Rucksack und eine große Tasche als Handgepäck mit dabei. Neben Heathrow im Westen Londons gibt es noch vier weitere Flughäfen und zwar Luton im Norden, Gatwick im Süden (beide Flughäfen sind für günstige Wochenendtrips mit zum Beispiel easyjet sehr zu empfehlen), Stansted im Nord- Osten und dem City Flughafen, der aber wegen der zentralen Lage eher teurere Flüge anbietet. Man fliegt ungefähr zwei Stunden nach London. Den Transfer vom Flughafen nach Greenwich zu meiner ersten Unterkunft hat freundlicher Weise mein Arbeitgeber übernommen und er hat ca. 2 Stunden gedauert, weil man einmal quer durch die Stadt muss. London ist riesig und man braucht sehr lange um von A nach B zu kommen. Das muss einem bei jeder Unternehmung bewusst sein. Nun zu meiner Unterkunft: Durch meinen Chef Luca habe ich mein erstes Zimmer gefunden. Die durch ihn vermittelte Vermieterin war eine ältere Dame, die mehrere Häuser hat und diese vermietet. Dadurch war es relativ unkompliziert an mein erstes Zimmer zu kommen, das in einem Haus mit noch vier weiteren vermieteten Zimmern war und umgerechnet ca. 600 Euro warm kostete. Da dieser Preis für Londoner Verhältnisse relativ günstig ist, war ich dankbar, so unkompliziert ein Zimmer gefunden zu haben und stellte auch keine weiteren Recherchen an. Dort angekommen wurde ich von meiner Mitbewohnerin, die ebenfalls bei Motion Europe arbeitete, freundlich empfangen. Mein Zimmer war leider sehr ungepflegt, die Küche und das Bad schmutzig und die Standards dort sind allgemein auf keinen Fall mit deutschen Standards zu vergleichen. Da ich leider nach einer Woche gesundheitliche Probleme hatte, die wahrscheinlich auf die staubigen Vorhänge, den schmutzigen Teppichboden und das alte Bett zurückzuführen sind, musste ich mich nach einer neuen Bleibe umsehen. Meine sehr nette Arbeitskollegin hatte glücklicher Weise einen Bekannten, der ein Zimmer in seinem Haus im Süden von London vermietete und so konnte ich nach zwei Wochen umziehen. Die neue Unterkunft war zwar noch etwas weiter draußen als die Erste, dafür aber relativ neu und sehr sauber. Für ca. 50 Euro, kaufte ich mir Bettwäsche und Handtücher. Die Küche war komplett eingerichtet und ich hatte ein wunderschönes Zimmer mit großem Kleiderschrank und neuem Bett, was mir nach meiner ersten Erfahrung sehr wichtig war. Ich würde jedem empfehlen, der nach

4 London ziehen möchte, sich rechtzeitig um eine Bleibe zu kümmern und nicht die nächstbeste Unterkunft zu nehmen, auch wenn sie günstig erscheint. London ist extrem teuer und auch anstrengend, wenn man jeden Tag allein 1,5 Stunden für seinen Weg in die Arbeit braucht. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind bis auf den ein oder anderen Streik relativ zuverlässig, jedoch sehr teuer. Ich habe in meiner zweiten Unterkunft in der vierten Zone gewohnt und trotz einer beantragten Oystercard für Studenten (für ca. 20 Pfund auf der Website des Transport for London zu beantragen) immer noch umgerechnet 140 Euro für eine Monatskarte bezahlt. Zum Thema Freizeitgestaltung in London ist zu sagen, dass einem bestimmt nicht langweilig wird. Vor Beginn meines Praxissemesters habe ich geplant, je ein Wochenende in Oxford und Cambridge zu verbringen, da es in ungefähr einer Stunde mit dem Bus von London aus zu erreichen ist. Außerdem wollte ich nach Edinburgh in Schottland und nach Cork und Dublin in Irland fliegen. Letztendlich war ich jedes Wochenende damit beschäftigt London zu erkunden, da es wirklich so viel zu sehen gibt. Das Vorurteil, dass es in England immer regnet, kann ich absolut nicht bestätigen. Das Wetter war meist sonnig oder leicht bewölkt und die Temperaturen waren bis auf ein paar Mal im Dezember und Januar immer eher mild und angenehm. Deshalb war ich viel draußen unterwegs und bin durch die vielen verschieden Viertel von London spaziert. Ich habe den Sonntag gerne mit einem schönen Brunch in einem der wunderbaren Restaurants begonnen. London hat diesbezüglich wirklich viel zu bieten und zum Brunchen ist auch einiges für den kleinen Geldbeutel zu finden. Anschließend empfiehlt sich ein Besuch des Columbia Road Flower Market bei dem man sich mit den Massen an den Blumenständen mit schreienden Verkäufern vorbei drängt. Klingt komisch, muss man aber einmal erlebt haben. Es gibt in London unglaublich viele Märkte die meistens aus Ständen für Lebensmittel aus der Region, sowie Essensständen und auch kleinen Läden mit Antiquitäten und Kleinigkeiten für Haus und Garten bestehen (z.b. Portobello Road Market bei Notting Hill, Broadway Market bei Hackney, Borough Market bei London Bridge, Brixton Market mit vielen internationalen Spezialitäten bei Brixton und Spitalfields Market bei Shoreditch). Im Norden gibt es den riesigen und sehr schönen Park Hampstead Heath mit tollem Ausblick auf die Stadt. Im Osten befindet sich das Greenwich Observatory im Greenwich Park und mitten in der Stadt liegen der Hyde und Regent`s Park. Fast alle Museen in London sind kostenlos und manche haben donnerstags und freitags auch bis 21 Uhr geöffnet. Von den bekannten Sehenswürdigkeiten in London, kann ich vor allem den kostenlosen Eveningsong sonntags in der Westminster Abbey, empfehlen. Leider gab es bei Motion Europe keine einheimischen Mitarbeiter, was ich mir anfangs, zur Verbesserung meines Englischs, gewünscht hätte. Allerdings konnte ich durch das internationale Arbeitsklima mein Französisch auffrischen und lernte zusätzlich, durch die anderen ausländischen Praktikanten, ein paar Wörter Italienisch.

5 Den Kontakt zu Londonern herzustellen fand ich etwas schwierig, da sie meiner Meinung nach ganz gerne in Grüppchen unter sich bleiben. Über eine amerikanische Freundin, die in London lebt, lernte ich dann doch ein paar Einheimische kennen und erlebte dadurch einige typische Pub Abende. Über das Onlineportal InterNations kann man gut neue Leute kennen lernen, die ebenfalls im Ausland arbeiten. Für ca. 10 Pfund nimmt man an verschiedenen Veranstaltungen und Themenabenden teil und knüpft leicht Kontakte. Alles in Allem war es eine gute Erfahrung, für ein knappes halbes Jahr in London zu arbeiten. Allein schon deshalb, weil ich meine Business English Kenntnisse stark verbessert habe und auch, weil ich den deutschen Standard, zumindest was das Wohnen angeht, jetzt viel mehr schätzen kann. Ich hatte ein paar Herausforderungen, die sich in München so wahrscheinlich nicht gestellt hätten und habe eine faszinierende Weltmetropole kennen gelernt. Für ein etwas ruhigeres Auslandspraxissemester und mehr Chancen die britische Kultur kennenzulernen, würde ich aber eher eine andere Stadt in Großbritannien empfehlen.