Warum die Schere im Fußball auseinander geht

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1 Manuskript Notizbuch Titel: AutorIn: Redaktion: Warum die Schere im Fußball auseinander geht Sabina Wolf Wirtschaft und Soziales Sendedatum: Sendezeit Programm: Uhr, Bayern 2 ID/Prod.-Nr.: 18P2137 Produktion: Arbeitstage: Mitwirkende: Beitragslänge: Musik: Wortmeldung: Moderation/Infos: Seite 1

2 BEITRAG Atmo Fußball Platz Im Amateurverein FT Gern in München sind über die Hälfte der Mitglieder Kinder. Sie lernen Fußball spielen und auch, was im Zusammenleben wichtig ist: Respekt und das Befolgen von Spielregeln. Doch es fehlt Geld klagt Michael Franke, Vorstand beim FT Gern. O-Ton: Michael Franke, Vorstand beim FT Gern Wir schicken schon regelmäßig Kinder weg und das ist natürlich etwas, was einem richtig weh tut. Wenn man sich vorstellt, ein kleines Kind, dass gern Fußball spielen möchte und wir dann sagen, geht leider nicht, und wir können nicht einmal sagen, geht mal nach neben an, geht mal zum anderen Verein. Weil die die gleiche Situation haben. Atmo draußen, An die Beschaffung eines Kunstrasens, der mehr Training zuließe ist nicht zu denken. Dass von den Profis nicht mehr Geld bei den Amateuren unten ankommt, ärgert hier viele. Den Amateurvereinen steht eine finanzielle Unterstützung vom Deutschen Fußball- Bund DFB zu und mittelbar auch von der Deutschen Fußball Liga DFL. Das ist der Zusammenschluss der Vereine der 1. und 2. Bundesliga. Zwar fließe Geld, doch es sei zu wenig, beschwert man sich beim SV Pullach. Der Verein aus der Bayern-Liga Süd ist so arm, dass er in der letzten Spielsaison nicht einmal aufsteigen konnte, obwohl er Tabellenerster war. Das Vereinsgelände müsste eine Tribüne haben. Die aber kann man sich hier nicht leisten. Die Fans am Spielfeldrand ärgert das: Seite 2

3 O-Ton: Fan SV Pullach Das tut weh, wenn man einfach, sage ich jetzt einfach mal, wenn man wegen der Verhältnisse hier nicht aufsteigen kann. Atmo / Musik Heinz Metz, Vorstand des SV Pullach vermutet, dass DFB und DFL sich eine trickreiche Rechnung ausgedacht hätten und damit weniger Geld an die Amateure fließen würde: O-Ton: Heinz Metz, SV Pullach Da bleiben nur sechs Millionen für den ganzen Amateurbereich übrig. Das ist alles ein bisschen im Hinterstübchen gelaufen zwischen DFL und DFB. Nur sechs Millionen? Angesichts der gut vier Milliarden Euro Umsatz den erste und zweite Bundesliga in der vergangenen Spielsaison gemacht haben, scheint die Summe gering. Wie wird sie berechnet? Der Grundlagenvertrag regelt die Finanzbeziehungen zwischen DFB und DFL. Paragraph vier Absatz eins bestimmt: Sprecher 2 Die DFL überweist drei Prozent der Erlöse aus Medienrechten und Eintrittskartenverkauf, den so genannten "Pachtzins", an den DFB. Doch die Rechnung sieht anders aus beschließen DFB und DFL in Frankfurt eine geheime Zusatzvereinbarung. Sie hebelt die im Grundlagenvertrag festgeschriebene Regelung aus. Die Amateurvereine wissen nicht, dass ihnen damit viel Geld vorenthalten wird. Seite 3

4 Engelbert Kupka, Ehrenpräsident der Spielvereinigung Unterhaching hat das aufgedeckt. Er hat Ende 2016 so oft beim DFB nachgefragt, bis endlich Antworten kamen und dadurch die pikante Zusatzvereinbarung bekannt wurde. Durch sie sei eine Rechnung eingeführt worden, die die Amateure arm rechnen würde, so Kupka: O-Ton: Engelbert Kupka Die Amateurvereine sind zum größten Bettelorden Deutschlands geworden. Und so sieht der Rechentrick aus: Die Pachtzinsen werden auf 26 Millionen Euro festgeschrieben und damit gedeckelt. Es könnten viele Millionen mehr aus den anteiligen Ticketerlösen und Medienrechten sein. Genau das untersuchte die Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main. In einem internen Aktenvermerk heißt es im vergangen Jahr: Sprecher 2: Die Zusatzvereinbarung muss als Förderung des Profifußballs (DFL) zu Lasten des Amateurfußballs, eingeordnet werden. Eine brisante Einschätzung der Behörde. Und dann gibt es noch Rechentrick zwei: Der DFB überweist der DFL jährlich 20 Millionen Euro. Die Begründung dafür liest sich seltsam: Dieses Geld soll unter anderem für die Anerkennung der Abstellungsverpflichtung der Nationalspieler soll Geld fließen. Atmo Fußball Seite 4

5 Dabei ist die Abstellung in den Statuten ohnehin klar geregelt. Die Vereine müssen ihre Spieler dem DFB für Länderspiele zur Verfügung stellen und bekommen dafür Geld vom DFB. Sportrechtsexperten kritisieren die zusätzliche Vergütung scharf, diese Zusatzvereinbarung sei nicht haltbar! Außerdem: Für die deutschen Nationalmannschaftsspieler, die bei ausländischen Clubs spielen, zahlt der DFB nichts! Warum zahlt er dann an die DFL? Insgesamt führen die beiden Rechentricks zu dieser Auf-Rechnerei: Die DFL überweist 26 Millionen gedeckelte Pachtzinsen an den DFB. Der DFB wiederum überweist 20 Millionen an die DFL wegen der Nationalspieler. Damit verbleiben sechs Millionen beim DFB. Nur noch diesen Rest schüttet der DFB an die Amateure aus Engelbert Kupka ist darüber empört, wie DFB und DFL die Zusatzvereinbarung rechtfertigen: O-Ton: Engelbert Kupka Den Amateuren würde kein Nachteil erwachsen. Das ist einfach eine grobe Unwahrheit und so kann es nicht bleiben. Anfang 2017 gründet er die Aktion Rettet den Amateurfußball. Doch noch im gleichen Jahr, im Dezember, auf dem außerordentlichen Bundestag des DFB wird die Zusatzvereinbarung in einer Abstimmung angenommen. Auch von Vertretern der Amateure: Doch warum? Atmo Schritte in Büro Seite 5

6 Michael Franke, Chef des Amateurvereins FT Gern ist davon überzeugt, dass die die Zusatzvereinbarung zwischen dem DFB und DFL den Amateuren nicht ausreichend bekannt war: O-Ton: Michael Franke, FT Gern Weil wir eben alle nebenbei noch berufstätig sind Wir sind hier so voll mit allen möglichen Dingen, die in der Regel nichts mit Fußball zu tun haben, das ist ja das Dramatische. Wir befassen uns damit, ob die Wasserhähne noch funktionieren, ob die Heizung noch funktioniert, ob die Flutlichtlampe ausgetaucht werden muss. Und darüber hinaus noch sich über Verbandsthemen Gedanken zu machen, ist schlichtweg nicht möglich. Atmo Fußball Als Phillip Lahm beim FT Gern anfing, konnte der Verein noch alle Kinder aufnehmen. Nationalspieler wie Lahm bescheren dem Profifußball Milliardenumsätze. Doch warum bekommen Amateurvereine, die Talente groß machen, dann weniger Geld, als im Grundlagenvertrag ursprünglich vorgesehen? Alles laufe korrekt, sagen DFB noch DFL. Seite 6