Beitrag: Geschäfte mit dem Ölwechsel Wie Autofahrer angeschmiert werden

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1 Manuskript Beitrag: Geschäfte mit dem Ölwechsel Wie Autofahrer angeschmiert werden Sendung vom 24. März 2015 von Gerd Gerlach Anmoderation: Gleich zu Anfang unserer Sendung erst mal eine ganz gute Nachricht. Jedenfalls für sage und schreibe 45 Millionen deutsche Autofahrer. Es gibt ein System, das den Ölwechsel überflüssig macht. Es ist preiswerter und auch noch umweltfreundlicher. Aber diese Nachricht ist leider nur theoretisch gut, denn praktisch gibt s das Ganze eigentlich nur im Ausland. Woanders feiert die bahnbrechende Erfindung längst Erfolge. Bei uns setzt sie sich irgendwie nicht durch. Der Ölwechsel ist eben ein zu gutes Geschäft, hat Gerd Gerlach errechnet und ölige Lobbyisten sorgen dafür, dass es weiter läuft wie geschmiert. Text: Sibylla Merian bringt ihren Wagen zur Werkstatt. Der Hersteller empfiehlt alle Kilometer einen Ölwechsel. Seit einiger Zeit nimmt Sibylla Merian dafür einen kleinen Umweg in Kauf. Das Motorenöl wird hier nämlich nicht gewechselt, sondern in einem sogenannten Öldialyse-Apparat gereinigt. Danach kommt es wieder zurück ins Auto. O-Ton Sibylla Merian, Autofahrerin: Die Öldialyse mache ich ungefähr alle Kilometer. Ja, das Auto läuft hinterher wunderbar, ruhig, läuft besser als vorher. Also, ich bin sehr zufrieden. Neues Öl, der Service und die Ersatzteile würden sie in dieser Werkstatt bei einem normalen Ölwechsel rund 120 Euro kosten. Für die Öldialyse zahlt sie nur 69 Euro. Pro Ölwechsel spart sie also 51 Euro. Rund 45 Millionen Mal wird in Deutschland jedes Jahr Motorenöl gewechselt. Die Kosten gehen in die Milliarden. Rausgeschmissenes Geld, wenn sich seine Erfindung durchsetzen würde. Der Schmierstoff- und Filterexperte Markus

2 Kemper aus Sachsen-Anhalt beschäftigt sich seit fast 20 Jahren mit der Frage, wie man den Ölwechsel überflüssig machen kann und kam auf eine simple Idee. Klassischer Ölwechsel ist bekannt: Sie kommen in Werkstatt, lassen das Öl ab und dann wird es weggeschmissen. Bei mir wird dieses Öl in meine Maschine verbracht und durch einen speziell von mir entwickelten Filter geleitet. Und nach diesem Vorgang können sie das Öl dann wieder solange wieder benutzen, wie sie normalerweise sonst auch den Ölwechsel fahren würden. [Archiv Frontal 21, ] Schon vor elf Jahren berichtete Frontal 21 von Kempers Innovation. In einem Dessauer Forschungslabor ließ der Tüftler damals testen, ob seine Filtertechnik funktioniert. Auf dem Prüfstand: ein fabrikneuer Turbo-Diesel-Motor. Bei dem wurde dann alle km der Filter gewechselt, verbrauchtes und gefiltertes Öl nachgefüllt. Ich bin davon ausgegangen, dass Motor etwa km laufen wird und dann irgendwann seinen Geist aufgibt oder irgendwelche Schäden zeigt. Der Test wurde nach km beendet, ohne einen Tropfen Neu-Öl. Der erfahrene Motorexperte war verblüfft. O-Ton Frontal 21, Was ist tatsächlich passiert dann? Nichts. O-Ton Frontal 21, Das heißt, keine Schäden? Keine Schäden, der Motor ist durchgelaufen. Für die Experten, die sich ja hier in diesem Bereich auskennen, da ist es schon überraschend, dass man einen Motor ohne Ölwechsel so lange betreiben kann. Bei den Verkehrsbetrieben Mönchengladbach hat man erkannt, dass Kempers Technik viel Geld spart. Schon 2012 wurde ein

3 Öldialyse-Gerät angeschafft für Euro. Seitdem fahren alle 205 Busse mit gefiltertem Öl. O-Ton Michael Fausten, Betriebsleiter NEW Mönchengladbach: Wir sparen über die ganze Lebenszeit der Flotte circa Liter Öl. Das ist schon ne Menge. Das sind Kosten, die kann man sparen, Ressourcen schonen ein kleiner Beitrag für die Umwelt wieder. Das hat sich spätestens nach ein, eineinhalb Jahren schon gerechnet. Auch die teure Entsorgung von Altöl können sich die Verkehrsbetriebe sparen. Mittlerweile wenden auch andere deutsche Nahverkehrsunternehmen diese Technik an. Die Ölindustrie dagegen versucht Kempers Dialyse-Gerät zu verhindern, offenbar aus Angst vor Milliarden-Verlusten. UNITI, der Lobbyverband der mittelständischen Mineralölwirtschaft, warnt zum Beispiel 2010 vor der Innovation: Um die Funktionalität und die Dauerhaltbarkeit von Motoren nicht zu gefährden, empfehlen wir daher dringend die von den Fahrzeug- bzw. Motorenherstellern empfohlenen Öl- und Filterwechselintervalle einzuhalten. Wir fragen UNITI, wie es zu dieser Empfehlung kommt. Laut Kemper hat der Verband das Öldialyse-Gerät nie testen lassen. Doch von UNITI gibt es keine Antwort. Um die gefährliche Konkurrenz loszuwerden, gingen Mineralölunternehmen sogar noch einen Schritt weiter. Man hat mir einen zweistelligen Millionenbetrag von Mineralölgesellschaft angeboten, wenn ich mit diesem Produkt sofort aufhöre zu arbeiten. O-Ton Frontal 21: Angenommen? Nein, weil ich Bedingungen hatte, man solle es auch in den Markt bringen - und das wollte man nicht. Man wollte es im Tresor verschwinden lassen. Und das lehne ich ab. Wir wollen von Deutschlands größten Automobilherstellern wissen, was sie von Kempers Öldialyse halten. Die Volkswagen AG äußert sich nur schriftlich, Zitat: Das Dialyseverfahren hat hier keinen positiven Effekt auf den Ölzustand.

4 Und auch die Daimler AG lehnt das Dialyseverfahren ab, Zitat: In eigenen Untersuchungen ( ) sind wir zu dem Schluss gekommen, dass diese Verfahren für einen anschließenden Motorbetrieb ( ) als nicht geeignet eingestuft werden müssen. Man propagiert Motorschäden, Öle wären sehr komplex, es kann alles Mögliche kaputt gehen. Aber da wird eigentlich ein Geist gerufen, den man nicht belegen kann. Markus Kemper ließ 2011 von ihm gefiltertes Öl bei der Prüforganisation DEKRA untersuchen und mit einer Probe Neu-Öl vergleichen. Einen relevanten Qualitätsunterschied konnten die Experten damals nicht feststellen: Unter Berücksichtigung der analytischen Messtoleranzen sind beide Proben hinsichtlich des Additivgehaltes und der Infrarotspektren als materialgleich zu sehen. Das Öldialyse-Verfahren Kempers ist nicht nur günstiger, sondern es schont die Umwelt. Weniger Neu-Öl wird gebraucht und die Entsorgung riesiger Mengen Altöl fällt weg. Bei Kempers Methode müssen nur die Filter entsorgt werden, auch das belastet die Umwelt deutlich weniger. Trotzdem hat Markus Kemper in den vergangenen vier Jahren gerade mal neun Geräte in Deutschland verkauft. Weltweit aber schon mehr als einhundert. Vor kurzem erst gingen zehn Geräte nach China. Zehn weitere sind bestellt. Und auch in Europa ist sein Öldialyse-Verfahren gefragt, zum Beispiel bei der Armee von Luxemburg die ihre Geländewagen damit wartet. O-Ton Peter Bodé, Oberst, Heer Luxemburg: Das Dialyse-Gerät ist bei der Luxemburger Armee seit 2012 im Einsatz. Wir warten unsere gesamte Dingoflotte damit und einen Teil der Humveeflotte, knapp 70 Fahrzeuge also. Die Erfahrungen sind im Allgemeinen sehr gut. Wir sparen mit dem einmaligen Warten der ganzen Flotte etwa 5000 Euro, die wir nicht an Frischöl kaufen müssen. Gespart hat heute auch wieder Sibylla Merian. Knapp 20 Minuten hat die Öldialyse bei ihrem Wagen gedauert. Nach den nächsten Kilometern wird sie wiederkommen. Zur Beachtung: Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt. Der vorliegende Abdruck ist nur zum privaten Gebrauch des Empfängers hergestellt. Jede andere Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtgesetzes ist ohne Zustimmung des Urheberberechtigten

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