Betriebssystem Schule Messen, steuern und gestalten von Unterricht
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- Britta Petra Adenauer
- vor 8 Jahren
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1 Betriebssystem Schule Messen, steuern und gestalten von Unterricht Ö1 Radiokolleg / Teil 1 4 Gestaltung: Winfried Schneider Sendedatum: September 2011 Länge: je ca. 23' Fragen und Antworten Teil 1 1. Inwiefern ist der Buchautor Niki Glattauer als Lehrer ein 'Spätberufener'? Er hat lange Zeit als Journalist gearbeitet. Er ließ sich erst relativ spät zum Hauptschullehrer ausbilden. 2. Was stört Niki Glattauer am Gebäude seiner Schule? Es ist 112 Jahre alt. Drinnen herrscht 'Kasernenatmosphäre'. 3. Wie nennt er die Möbel in seiner Schule? 'Micky-Maus-Möbel' 4. Warum spricht Niki Glattauer grundsätzlich von Lehrerinnen? Weil mittlerweile mehr als zwei Drittel der Lehrerschaft weiblich ist. 5. Wann hat Maria Theresia die 'Allgemeine Schulordnung fuer die deutschen Normal-, Hauptund Trivialschulen in saemmtlichen Kaiserl. Koenigl. Erblaendern' erlassen? Welche Voraussetzungen werden beispielhaft genannt, damit das staatliche Schulwesen seine Zwecke erfüllen kann? Klar formulierte Erziehungsziele und zweckmäßige Schulgebäude; zielführende Lehrmittel und koordinierte Methoden; ausgewähltes Personal im Unterricht und in der Schulverwaltung; eine einheitliche Prüfungsordnung. 7. Wie definiert der Bildungswissenschafter Herbert Altrichter das alte System schulischer Steuerung? Es war eher hierarchisch aufgebaut: an der Spitze war die Gesetzgebung. Die verwaltenden Einheiten reichten quasi die Gesetze nach unten. Die Einzelschule war das letzte Glied in der Kette. 8. Was versteht Helmut Fend unter 'Rekontextualisierung'? An Schnittstellen müssen Vorgaben immer konkret ausgeformt und umgesetzt werden - angepasst an den jeweiligen Kontext. Ausschließlich zur nicht-kommerziellen Nutzung zu Unterrichtszwecken im Sinne des 42 Abs 6 UrhG bereitgestellt. 1
2 9. Wieviele Lehrer/-innen unterrichteten 2010 / 2011 in Österreich an Regelschulen? Mehr als zwei Drittel von ihnen sind Frauen 10. Was bedeutet der Ausdruck 'teacher-bashing'? sinngemäß etwa: (pauschale) Lehrerverunglimpfung, z.b. in den Boulevardmedien 11. Wie beschreibt Niki Glattauer die Kluft zwischen Schulbehörde und Lehrer/-innen? Er meint, die Behörde behandle Lehrer/-innen oft nicht gleichwertig. Nicht sie würden als Schulexperten bezeichnet, sondern häufig Personen, die u.u. noch nie in einer Klasse unterrichtet hätten. 12. Warum ist es laut der ehemaligen Hamburger Bildungssenatorin Christa Goetsch gerade im Schulbereich so notwendig, viel Überzeugungsarbeit zu leisten? Es sind sehr viele Menschen von den Entscheidungen betroffen (Schüler-, Eltern, Lehrer/-innen). Und es handelt sich um einen sehr sensiblen Bereich. 13. Was wurde in Hamburg getan, um den Bevölkerungsanteil mit Migrationshintergrund auch in der Lehrerschaft abzubilden? Man hat dafür gesorgt, dass junge Studenten bzw. Absolventen mit Migrationshintergrund auch eine Referendarsstelle (=Stelle als Probelehrer) bekommen haben. 14. Nach welchem Kriterium wurden in Hamburg unter Bildungssenatorin Goetsch den Schulen die Ressourcen zugeteilt? Abhängig vom jeweiligen Kess-Faktor des Stadtteils. (die Kess-Faktoren wurden über Sozialindizes ermittelt. Aus ihnen kann man eerkennen, wo viele Familien leben, die verstärkt soziale Hilfe brauchen). Teil Woran arbeitet die japanische Erziehungswissenschafterin Mihoko Itó gerade zum Zeitpunkt der Sendung? An einem Buch über die großen Schulreformen, die der Österreicher Otto Glöckel in den 1920er Jahren initiiert hat. 16. Worin sieht Mihoko Itó einen großen Unterschied zwischen dem japanischen und dem österreichischen Schulsystem? Die Tatsache, dass es in Japan keine Matura gibt. Stattdessen werden von den Universitäten umfangreiche Aufnahmsprüfungen abgehalten. 17. In PISA-Vergleichstests erscheint das japanische Schulsystem regelmäßig als Musterschüler. Was wird dabei aber meist verschwiegen? Dass das japanische System sehr stark auf Nachilfe baut. Wer es sich leisten kann, schickt seine Kinder in teure Nachhilfeschulen, wo die Kinder 'juku' (sprich: djschuku) erhalten. 18. Welchen eindruck gewinnt man spätestens seit den PISA-Vergleichstestungen? Offenbar wird allen Ländern vermittelt, dass gerade ihr Schulsystem für die globale Standortkonkurrenz besonders schlecht gerüstet ist. Ausschließlich zur nicht-kommerziellen Nutzung zu Unterrichtszwecken im Sinne des 42 Abs 6 UrhG bereitgestellt. 2
3 19. Woran erinnert die Reaktion darauf manchmal? Das Bild von einem Spital, in dem die Kranken ständig miteinander die Betten tauschen wollen in der Hoffnung, dadurch Linderung zu finden. 20. Was heißt 'Governance im Schulsystem'? Einfach: wie man ein Schulsystem regiert. 21. Wie heißt die Dissertation des Erziehungswissenschafters Helmut Fend? 'Sozialisierung und Erziehung'. Sie gilt als Standardwerk der Erziehungswissenschaft. 22. Was beweisen viele Studien hinsichtlich der Vergleichbarkeit zwischen einzelnen Schulen oder aber zwischen Bundesländern? Dass diese Vergleichbarkeit nur in sehr geringem Maß gegeben ist. Wer vor der (Prüfungs-)Kommission in Gymnasium A mit Auszeichnung maturiert, könnte vor der anderen Kommission in Gymnasium B glatt durchfallen. Vieles hängt vom Zufall ab. Die Aussagekraft der Zertifikate ist daher sehr eingeschränkt. 23. Wofür steht die Abkürzung 'PISA'? Was heißt es auf Deutsch? Für 'Programme for International Student Assessment'. Auf Deutsch: Programm zur internationalen Schülerbewertung. 24. Wieviele Maturanten gibt es etwa pro Jahrgang? Was muss bei der Abwicklung der Zentralmatura besonders gut geplant werden? u.a. die Entwicklung der Prüfungsdesigns und die zeitliche Abwicklung. 26. Wieviele AHS gab es 2010 / 2011 in Österreich? 338 Allgemeinbildende Höhere Schulen 27. Und wie viele BHS (= Berufsbildende Höhere Schulen)? 304 Schulen 28. Welche BHS gibt es neben HAK und HTL noch? Humanberufliche Schulen wie zum Beispiel Höhere Lehranstalten für Tourismus oder für Mode und Bekleidungstechnik; Land- und forstwirtschaftliche höhere Schulen 29. Wie wird im Gefolge der internationalen Assessments wie PISA schulische Leistung neuerdings gemessen? Viel stärker output-orientiert 30. Österreich hat ein sehr breites Begutachtungsverfahren für Gesetzesentwürfe. An welche Institutionen werden z.b. solche für schulische Gesetze ausgesandt? An über 100 Stellen. Die meisten davon sind Institutionen, wie die Landesschulräte oder die Ämter der Landesregierungen. Auch die Sozialpartner spielen eine wesentliche Rolle. Ausschließlich zur nicht-kommerziellen Nutzung zu Unterrichtszwecken im Sinne des 42 Abs 6 UrhG bereitgestellt. 3
4 Teil Wie lautet der Titel des Buches von Jochen Krautz? 'Ware Bildung. Schule und Universität unter dem Diktat der Ökonomie' 32. Was ist in der Bildungsdebatte mit dem englischen Ausdruck 'Teachers matter' gemeint? Die Lehrer machen es aus. Lehrerinnen und Lehrer sind entscheidend für die Qualität von Unterricht. 33. Womit muss man, laut Marlies Krainz-Dürr, gerade im Schulbereich sehr vorsichtig sein? Damit, zwischen bestimmten Phänomenen vorschnell eine Ursache-Wirkung-Beziehung herzustellen. 34. Wie nennt der Bildungsforscher Helmut Fend die Lehrverpflichtung von 25 Stunden bei den deutschen Gymnasiallehrern? Sie ist nach seiner Einschätzung an der obersten Grenze. Gerade an der Oberstufe seien 25 Stunden ein 'ganz heftiges Paket' von Arbeitsverpflichtungen, meint Helmut Fend. 35. Was passiert in sogenannten 'Steuergruppen' in den Schulen? Delegierte einzelner Fachgruppen, Mitglieder der Personalvertretung oder aber Lehrerinnen oder Lehrer mit besonderen Qualifikationen besprechen und begleiten in solchen Steuergruppen schulinterne Prozesse. 36. Was sollten Schulen unter dem Schlagwort 'Schulautonomie' tun? Schulstandorte sollten mehr Gestaltungsspielraum erhalten. Sie sollten sich eigene Schulprofile geben. Zum Teil wurden in der Folge schulautonome Lehrpläne für die unterschiedlichen Profile entwickelt. 37. Wie hoch kann die Zahl der Schüler/-innen sein, die eine große HTL besuchen? Wieviele Lehrer/-innen unterrichten an derart großen Schulen? a. bis zu 3500 Schüler/-innen b. bis zu 300 Lehrer/-innen 38. Womit vergleicht Marlies Krainz-Dürr die Steuergruppen an größeren Schulen? Mit einer Art 'mittlerem Management'. 39. Welches Beispiel gibt die Hamburger Bildungspolitikerin Christa Goetsch dafür, dass Lehrer/- innen mit (Ansätzen von) burn-out nicht unbedingt gleich in die (Früh)Pension geschickt werden müssen? Sie nennt eine Biologielehrerin, die in der Zooschule Hagenbeck hervorragende Arbeit leistet. 40. Warum fühlten sich in den letzten Jahren laut Niki Glattauer viele Lehrer als 'Verlierer'? Von der großen 'Wertschätzung', die oft im Mund geführt wird, hat die Lehrerschaft seit langem wenig gemerkt. Im Gegenteil: Das Image des Berufsstands ist über Jahre immer schlechter geworden. Ausschließlich zur nicht-kommerziellen Nutzung zu Unterrichtszwecken im Sinne des 42 Abs 6 UrhG bereitgestellt. 4
5 Teil Von welchem Problem im Unterricht einer jungen Sonderpädagogin wird im ersten Zitat berichtet? Die Hose eines Schülers ist wieder einmal voll. Es dauerte beinahe fünf Monate, bis die Eltern sich zu einer medizinischen Abklärung bewegen haben lassen. 42. Welches Problem könnte laut Jochen Krautz ein Lehrer kriegen, wenn er sich die Zeit nimmt, im Unterricht eine in der Pause entstandene Schlägerei zu schlichten und die Ursachen aufzuarbeiten sowie eine Versöhnung anzubahnen? Es bringt unter Outputgesichtspunkten gar nichts. Der Lehrer hängt im Stoff zurück und bekommt u.u. Schwierigkeiten vor der nächsten Vergleichsarbeit. 43. Wie schätzt Daniel Landau die Messbarkeit der Lehrerleistung ein? Er hält sie für ganz problematisch ist. Vieles sei einfach unvergleichlich. 44. Womit vergleicht Daniel Landau die manchmal hektischen Reformbemühungen? Mit einem Kreisel. 45. Was wünscht sich Daniel Landau? Eine Entschleunigung der Reformdynamik. Mehr Mut zur Langsamkeit. Und bessere Koordination der einzelnen Konzepte. 46. Wie muss man laut Herbert Altrichter Pisa und und andere internationale Vergleichsuntersuchungen sehen? Eher als 'Warnlampen'. Sie würden auf Problempunkte im Bildungswesen hinweisen. Warum es zu diesen Problemen gekommen ist und welche Ursachen dahinter stehen, das können die Daten und die Vergleichsuntersuchungen aber nicht erklären. 47. Was ist das Projekt Q.I.S.? Ein Projekt zur Steigerung der Qualität in Schulen. 48. Was wird in schulischen 'Entwicklungsplänen' festgehalten? Zum Beispiel welche Aufgaben und Themen in einem bestimmten Zeitraum als zentral betrachtet werden, so die Schule gerade bei der Umsetzung steht, wie die Zwischenbilanz lautet, etc. 49. Wieviele Schüler/-innen besuchten 2009 auf der 10.Schulstufe eine berufsbildende Schule? Vier Fünftel aller Jugendlichen. Sie erhielten ihre Ausbildung an Berufsschulen, kaufmännischen, humanberuflichen oder land- und forstwirtschaftlichen Schulen. Oder an technischen, gewerblichen oder kunstgewerblichen. 50. Wieviele Schülerinnen und Schüler besuchen die größte HTL von ganz Österreich? Inwelcher Stadt liegt diese HTL? Rund Mehrere Hundert Lehrerinnen und Lehrer unterrichten dort. In Mödling. Ausschließlich zur nicht-kommerziellen Nutzung zu Unterrichtszwecken im Sinne des 42 Abs 6 UrhG bereitgestellt. 5
6 51. Was bedeutet die Abkürzung Q.I.B.B.? QualitätsInitiative BerufsBildung. 52. Was ist das Ziel von Q.I.B.B.? Die Einführung eines umfassenden Qualitätsmanagementsystems im österreichischen berufsbildenden Schulwesen. 53. Welche Empfehlung hat Christian Dorninger für Schulleiter/-innen? "Schau', was 10 Prozent deiner besten Lehrer tun, verstärke es und bringe es in die Breite." 54. Warum mag Christa Goetsch im Zusammenhang mit Schule den Begriff 'Effektivität' nicht? Für sie ist eine effektive Schule jene, bei der das Kind im Mittelpunkt steht. Jedes Kind ist ein Unikat. Ausschließlich zur nicht-kommerziellen Nutzung zu Unterrichtszwecken im Sinne des 42 Abs 6 UrhG bereitgestellt. 6
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