Der Freistaat Sachsen errichtet derzeit
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- Ingelore Günther
- vor 8 Jahren
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1 KLIMATECHNIK /KÄLTEERZEUGUNG Henning Astermann Bernd Klimes Energetischer und ökologischer Vergleich der Kälteerzeugung am Beispiel Theaterplatz Dresden In den letzten 10 Jahren ist die Anzahl der eingesetzten Absorptionskältemaschinen sprunghaft angestiegen und es ist abzusehen, dass sich dieser Trend in naher Zukunft nicht ändern wird. Der Grund dafür liegt in der scheinbar ökologischen Arbeitsweise einer solchen Maschine. Doch arbeitet eine Absorptionskältemaschine tatsächlich ökologisch günstiger als eine Kompressionskältemaschine? Am Beispiel des Kälteverbundes am Theaterplatz in Dresden soll gezeigt werden, dass eine genaue Untersuchung und gewisse Randbedingungen notwendig sind, um die Ökologie der Absorptionskältemaschine zu beweisen. Der Freistaat Sachsen errichtet derzeit Kälteerzeugungsanlagen in mehreren Liegenschaften am Dresdner Theaterplatz. Im Dresdner Residenzschloss (momentaner Kältebedarf ca. 1,0 MW; Endbedarf noch nicht exakt definierbar) wird eine neue Kältezentrale errichtet, in der Semperoper (Kältebedarf ca. 1,0 MW) wird die vorhandene Kälteerzeugung Baujahr 1987 komplett saniert und in der Sempergalerie (Kältebedarf ca. 420 kw) wird die vorhandene Kältemaschine instandgesetzt. Diese Kälteerzeugungsanlagen werden unter Einbeziehung zweier Vorratsbehältern von Sprinkleranlagen miteinander vernetzt und sollen im Verbund betrieben werden. Die Überlegungen zum Kälteverbund begannen 1999 und gipfelten nunmehr in einer Ausführungsplanung, welche die fachtechnisch und wirtschaftlich günstigste Lösung aus 11 Varianten, teilweise noch untersetzt mit Untervarianten, enthält. Das Hauptziel der Planungen war die Findung eines technischen Konzeptes, dass unter Berücksichtigung nutzungsspezifischer Randbedingungen und Gleichzeitigkeiten zuläßt, eine deutlich geringere Gesamtleistung als in der Addition der Teilleistungen zu installieren und gleichermaßen die notwendige Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Die Varianten enthielten unterschiedliche Lösungen, in denen die Kälteerzeugung ausschließlich mittels Kompressionskältemaschinen (KKM) sowie einem Mix aus Kompressionskältemaschinen und Absorptionskältemaschinen (AKM) untersucht und aus energetischer und ökologischer Sicht bewertet wurden. Die Aussage, dass eine Absorptionskälteanlage prinzipiell ökologischer arbeitet, Energetic and ecological comparison of refrigeration systems by the example: Theaterplatz Dresden In the last 10 years the number of absorption refrigeration systems increases rapidly and it can be seen there will be no change in the near future. The reason for this is the apparently ecological function of such units. But, is the absorption refrigeration system really ecologically more favorably than a compression unit? By the example of the cooling equipment of the Theaterplatz Dresden it can be demonstrated that an exact investigation and certain boundary conditions are necessary, in order to prove the ecology of the absorption refrigeration system. Keywords: cooling, absorption, compression, cooling system, primary energy Dipl.-Ing. H. Astermann, Ing. B. Klimes, Dresdner ÖKOTHERM GmbH, Dresden Bild 1: Lageplan mit Kälteverbund der Liegenschaften Dresdner Schloss, Semperoper, Sempergalerie KI Luft- und Kältetechnik 9/
2 Tabelle 1: Versorgungsvarianten Variante KKM AKM Strom Wärme Strom Wärme 1 HKW ohne 2 HKW HKW 3 KW ohne 4 KW HW als eine Kompressionsanlage, trifft nur unter bestimmten Randbedingungen zu. Dabei ist entscheidend für den ökologischen Einsatz der beiden Anlagen, wie die Primärenergie (Strom für die KKM bzw. Wärme für die AKM) erzeugt und bereitgestellt wird und wieviel Vollbenutzungsstunden für die jeweiligen Maschinen zugrundegelegt werden können. In Anlehnung an die Abhandlung nach [1], sollen insgesamt vier Versorgungsvarianten unterschieden und ökologisch bewertet werden. Bei der Variante 1 soll der Strom für die Kompressionskältemaschine über die Kraft Wärme Kopplung in einem Heizkraftwerk (HKW) erzeugt werden. In Variante 2 wird neben dem Strom die Wärme für die Absorptionskältemaschine genutzt. Die Stromerzeugung für die Kompression erfolgt in Variante 3 über (KW) ohne Wärmenutzung. Über dieses Kraftwerk wird in Variante 4 der Strom für die Absorptionskältemaschine erzeugt. Zusätzlich kommt ein Heizwerk (HW) für die Bereitstellung der notwendigen Wärme zum Einsatz. In Analogie zu [1] stellt Tabelle 1 eine Übersicht der einzelnen Versorgungsvarianten dar. Bei dem betrachteten Heizkraftwerk wird die im Winter erzeugte Wärme über das Fernwärmenetz und der erzeugte Strom im Prinzip komplett von den Abnehmern genutzt. Es entsteht keine Abwärme. Demzufolge ist der Kühlturm außer Betrieb. Anders sieht das im Sommer aus. Das Heizkraftwerk wird stromgeführt betrieben. Die dabei entstehende Wärme wird größtenteils über den Kühlturm an die Umgebung abgegeben. Sie kann in dieser Zeit als Abfallprodukt oder Abwärme der Stromerzeugung angesehen werden. Da es sich bei den Kühltürmen meistens um Nasskühltürme handelt, entstehen zusätzliche Wasserkosten für die Verdunstung, welche bei großen Kraftwerken keinen geringen Stellenwert haben. Aus dieser Tatsache heraus kann der Einsatz einer Absorptionskältemaschine ökologisch sinnvoll sein. Wird durch den Betreiber des HKW, wie in diesem Beispiel, auch noch die Kosteneinsparung des Kühlturmes in eine entsprechend günstigen Leistungs- und Arbeitspreis umgewandelt ergeben sich weitere wirtschaftliche Vorteile. Ein Heizwerk erzeugt bedarfsabhängig die Wärme für die Heizung und die Trinkwarmwasserbereitung. Die notwendige Wärme für die Absorptionskältemaschine im Sommer müßte zusätzlich erzeugt werden. Da die Wärmeleistung einer Absorptionskältemaschine sehr hoch ist, ist zu erwarten, dass der Einsatz einer Absorptionskältemaschine sich bei einem HW als nicht ökologisch darstellt. Ein KW wird lediglich für die Stromerzeugung genutzt. Die bei der Erzeugung anfallende Wärme wird komplett als Abwärme über den Kühlturm an die Umgebung abgegeben. Für die im Weiteren betrachteten Referenzkraftwerke soll keine Lastabhängigkeit berücksichtigt werden, so dass immer nur mit einem festgesetzten Wirkungsgrad gerechnet werden kann. Anlagenwirkungsgrad der einzelnen Energieerzeuger Kraftwerk Für die Bereitstellung und die Berechnung des Wirkungsgrades der Elektroenergie wird der gegenwärtige deutsche Kraftwerksmix nach [2] herangezogen. Dieser ist in Tabelle 2 als Überblick dargestellt. Es kann also mit hinreichender Genauigkeit bei der Kälteerzeugung über eine Kompressionskältemaschine von einem Wirkungsgrad von 0,34 ausgegangen werden. Dieser Wert wird sich jedoch bei der derzeit vorgesehenen Abschaltung der Kernkraftwerke im Laufe der kommenden 30 Jahre noch weiter verschlechtern, was in dieser Untersuchung jedoch nicht weiter berücksichtigt wurde. Heizkraftwerk Die Werte in Tabelle 3 sind einem aktuellen GuD - Heizkraftwerk entnommen. In einem modernen Heizkraftwerk kann der sogenannte Energienutzungsgrad bis zu 90% betragen. Tabelle 2: Kraftwerksmix in Deutschland Brennstoff Anteil Wirkungsgrad Steinkohle 22% 30% Braunkohle 29% 31% Kernkraft 33% 37% Erdgas 7% 28% Heizöl und Sonstige 2% 28% Wasserkraft und andere Erneuerbare 7% 47% Summe 100,0% 34% Tabelle 3: Heizkraftwerk Energie- Elektr. Wir- Stromnutzungsgrad kungsgrad kennzahl Winter 84 % 39,5 % 0,95 Sommer 75 % 40,5 % 1,05 Heizwerk Der Anlagenwirkungsgrades eines Heizwerkes h HW wird wie folgt festgelegt: ηhw= 0,90 Vergleich der einzelnen Energieerzeuger Häufig wird der Anlagenwirkungsgrad für den Vergleich von Kraftwerken herangezogen. Bei diesem Vergleich arbeitet das Heizkraftwerk und auch das Heizwerk sehr günstig. Der Energienutzungsgrad des Heizkraftwerkes und der Anlagenwirkungsgrad des Heizwerkes beschreibt den Ausnutzungsgrad der Brennstoffwärme. Die Qualität der Energieform Strom ist nach dem 2. Hauptsatz der Thermodynamik eine viel höhere, als die der Energieform Wärme. Dieses wird in dem Anlagenwirkungsgrad jedoch nicht berücksichtigt. Ein direkter Vergleich der beiden Energieformen und somit auch der Energieerzeuger ist über den exergetischen Wirkungsgrad η ex günstiger. Für den Energienutzungsgrad η Nutz eines Heizkraftwerkes gilt: (1) elektrische Leistung des Heizkraftwerkes Heizleistung des Heizkraftwerkes spezifische Primärenergiebedarf des Heizkraftwerkes elektrischer Wirkungsgrad des Heizkraftwerkes Wirkungsgrad der Wärmeerzeugung des Heizkraftwerkes Der exergetische Wirkungsgrad h ex des Heizkraftwerkes kann wie folgt berechnet werden: 424 KI Luft- und Kältetechnik 9/2002
3 (5) (Museen, Industrie), bei denen sie auch im Winter notwendig ist, so dass beide Fälle betrachtet werden sollen. Nach [4] kann für das Elektroenergienetz ein Wirkungsgrad von η E-Netz =0,95 angenommen werden, so dass gilt: (2) Für die Berechnung des Carnotfaktors η C,H wird von einer Vorlauftemperatur von 100 C und einer Rücklauftemperatur von 60 C ausgegangen. Es ergibt sich eine mittlere Heiztemperatur, bei welchem der Heizwärmestrom für die Absorptionskältemaschine ausgekoppelt wird, von 80 C. Die Umgebungstemperatur wird für den Sommer auf 20 C und für den Winter auf 0 C festgelegt. (3) Es ergeben sich bei den vorgegebenen Randbedingungen für den Sommer ein Carnotfaktor von η C,H =0,170 und für den Winter von η C,H =0,227. Da im Sommer nur ein Teil der Wärme von den Abnehmern genutzt und der andere Teil über den Kühlturm an die Umwelt abgegeben wird, muss der Wirkungsgrad des Heiznetzes mit in die Berechnung des exergetischen Wirkungsgrades einbezogen werden. Der Wirkungsgrad des Heiznetzes η H-Netz kann über die Temperaturspreizung im Fernwärmenetz infolge der Wärmeabgabe t W an die Abnehmer und der zusätzlichen Temperaturdifferenz über den Kühlturm t K berechnet werden. Für das Fernwärmenetz wird ein Wirkungsgrad von η FW-Netz =0,94 angesetzt. (4) Bei einer Temperaturspreizung im Sommer über das Fernwärmenetz von t W =40 K und über den Kühlturm von t K =20 K ergibt sich ein Wirkungsgrad von η H-Netz =0,65. Für die Annahme, dass die komplette Wärme im Winter über das Fernwärmenetz abgenommen wird und es demzufolge keine Temperaturspreizung über den Kühlturm gibt, ergibt sich für den Wirkungsgrad des Heiznetzes im Winter η H-Netz =η FW-Netz =0,94. Für das beschriebene Heizkraftwerk mit den gegebenen Größen kann der exergetische Wirkungsgrad wie folgt berechnet werden: Für die Berechnung des exergetischen Wirkungsgrades des Heizwerkes entfällt aus Gleichung (5) der Wirkungsgrad der Stromerzeugung sowie der Wirkungsgrad für das Heiznetz, da die erzeugte Wärme komplett von den Abnehmern verbraucht wird. Für eine bessere Vergleichbarkeit wird von der gleichen Vorund Rücklauftemperatur ausgegangen, wie bei dem Heizkraftwerk. Aus dem Vergleich ist ersichtlich, dass das Heizkraftwerk einen exergetisch höheren Wirkungsgrad hat, als das Kraftwerk, aber der Unterschied ist bedeutend geringer, als bei dem Anlagenwirkungsgrad. Das Heizwerk hat zwar einen hohen Anlagenwirkungsgrad, doch der exergetische Wirkungsgrad beträgt nur ca. ein drittel eines modernen Kraftwerkes. Energetischer Vergleich der Kompressions- und Absorptionskältemaschine Variante 1: Kompressionskältemaschine ein Heizkraftwerk Für den Vergleich der Erzeugung der Kälte über eine Kompressionskältemaschine und eine Absorptionskältemaschine wird in dieser Variante davon ausgegangen, dass die Erzeugung des Stroms für die Kompressionskältemaschine nur über das Heizkraftwerk erfolgt und nicht über den beschriebenen Kraftwerksmix. Die Werte für den Energienutzungsgrad, den elektrischen Wirkungsgrad und die Stromkennzahl eines aktuellen Heizkraftwerkes unterteilt in Sommer- und Winterbetrieb entsprechen den Werten in Tabelle 3. Kälte wird am häufigsten im Sommer benötigt. Doch es gibt Anwendungsfälle Anlagenwirkungsgrad Exergetischer Wirkungsgrad Sommer Winter Sommer Winter KW 34 % 34 % 34 % 34 % HKW 75 % 84 % 44 % 50 % HW 82 % 82 % 15 % 20 % (6) Der spezifische Energieverbrauch einer Kompressionskältemaschine wird durch die Leistungszahl ε beschrieben. (7) abgegebene Kälteleistung aufgenommene elektr. Leistung Nach [1] kann für eine gute Kompressionskältemaschine eine Leistungszahl von 4,36 angenommen werden. Hersteller geben teilweise Leistungszahlen von ε=5 an. Dieser Wert ist sehr hoch. Des weiteren muss beachtet werden, dass die Leistungszahl nicht über den gesamten Arbeitsbereich konstant bleibt, sondern sich in Abhängigkeit von den Temperaturbedingungen auf der Verdampfer- und Kondensatorseite ändert. Es kann für den Primärenergiebedarf bezogen auf eine kwh Kälteenergie geschrieben werden: (8) Variante 2: Absorptionskältemaschine Wärme- und Stromerzeugung über ein Heizkraftwerk Es wird die Annahme getroffen, dass die notwendige Wärme und Elektroenergie der Absorptionskältemaschine ausschließlich über das Heizkraftwerk erzeugt wird. Für den Einsatz der Kältemaschine im Sommer kann, wie bereits beschrieben, Tabelle 4: Vergleich Anlagenwirkungsgrad Exergetischer Wirkungsgrad KI Luft- und Kältetechnik 9/
4 angenommen werden, dass das betrachtete Heizkraftwerk stromgeführt gefahren wird und somit die anfallende Wärme als Abwärme betrachtet werden kann. Dieselbe Abwärme würde bei der Stromerzeugung in einem Kraftwerk ebenfalls anfallen. Deshalb kann im Sommer die Wärmeenergie mit einem theoretischen Primärenergiebedarf von Null angesetzt werden und dafür der gesamte Brennstoffverbrauch der Elektroenergie angelastet werden. Das bedeutet, für die Absorptionskältemaschine im Sommer sind nur der zusätzliche Strombedarf der Versorgungspumpen des Fernwärmenetzes und der Elektroenergieverbrauch der Maschine selbst bei der Primärenergieanalyse relevant. Der Wärmebedarf einer Absorptionskältemaschine wird durch das Wärmeverhältnis ζ charakterisiert. (9) aufgenommene Wärmeleistung Wie bei [1] sollen im Folgenden zwei Arten von Absorptionskältemaschinen betrachtet werden. Einerseits wird die Kälte über eine einstufige Absorptionskältemaschine (ζ 1 =0,758) erzeugt, andererseits über eine zweistufige (ζ 2 =1,4). Die Elektroenergieverbräuche werden als pauschale Faktoren berücksichtigt. (10) (11) zusätzlich aufgenommene elektr. Leistung der FW- Netzpumpen aufgenommene elektr. Leistung der Absorptionskältemaschine Somit kann für den Primärenergiebedarf einer Absorptionskältemaschine im Sommer geschrieben werden: (12) Im Winter kann die erzeugte Wärme nicht als Abwärme betrachtet werden. Das Heizkraftwerk wird wärmegeführt betrieben. Die notwendige Wärmeleistung der Absorptionskältemaschine muss zusätzlich aufgebracht werden. Somit muss die gesamte Wärmeenergie in Ansatz gebracht werden. In einem HKW kann bei wärmegeführtem Betrieb die Annahme getroffen werden, dass durch das Erzeugen der Wärme gleichzeitig Strom produziert wird. Die Stromkennzahl eines HKW gibt Auskunft über das Verhältnis des erzeugten Stroms zur erzeugten Wärme. (13) Im Winter werden demzufolge (nach Tabelle 3) 0,95 kwh Strom pro kwh Wärme erzeugt. Der Strombedarf einer AKM wird nach Gleichung (10) und (11) jedoch auf nur 0,07 kwh Strom pro kwh Wärme festgelegt. Aus diesem Grund muss der Strom für die AKM in dem HKW nicht zusätzlich erzeugt werden und braucht in den Primärenergieaufwand nicht mit eingerechnet werden. Für den Primärenergieaufwand einer Absorptionskältemaschine im Winter kann geschrieben werden: (14) Variante 3: Kompressionskältemaschine Die Berechnung des Primärenergiebedarfs erfolgt analog zu Variante 1. Lediglich wird der elektrische Wirkungsgrad aus dem Deutschen Kraftwerksmix in Ansatz gebracht. Es wird die Annahme getroffen, dass der Wirkungsgrad über das ganze Jahr konstant bleibt. Variante 4: Absorptionskältemaschine Wärmezeugung über ein Heizwerk, Stromerzeugung über Es gelten bei dieser Variante die gleichen Zusammenhänge, wie bei Variante 2, nur dass diesmal die notwendige Wärme im Sommer und im Winter zusätzlich für die Absorptionskältemaschine über das HW erzeugt werden muss. Die Wärme steht nicht als Abwärme zur Verfügung. Da der Strom, welche die AKM benötigt, zusätzlich zur Wärme erzeugt werden muss, muss dieser zum Primärenergieaufwand dazugerechnet. Die Hilfsenergie zur Fernwärmeverteilung entfällt dagegen, da dieser Betrag bereits im Heizwerkwirkungsgrad enthalten ist. 426 KI Luft- und Kältetechnik 9/2002
5 Energetische Bewertung der Varianten Der Vergleich macht deutlich, dass es für eine energetische Bewertung von maßgebender Bedeutung ist, welche Variante der Primärenergieerzeugung für die Betrachtung herangezogen wird. Die Absorptionskältemaschine erweist sich nur als günstig, wenn die Antriebsenergie als Abfallprodukt aus einem Heizkraftwerksprozess bzw. als Abwärme zur Verfügung steht. Da in dem vorliegenden Anwendungsfall nach Angaben des Heizkraftwerkbetreibers die Fernwärmeenergie als Abfallprodukt der Stromerzeugung angesehen werden kann, fällt der energetische Vergleich für die AKM sehr günstig aus. Diese Aussage gilt nur so lange wie das Kraftwerk im Sommer stromgeführt betrieben wird. Sollte diese Fahrweise geändert werden und das Kraftwerk erzeugt den Strom wärmegeführt ist der Primärenergieaufwand für die Absorptionskältemaschine gegenüber der Kompressionskältemaschine bedeutend schlechter. Eine Absorptionskältemaschine über ein Heizwerk mit Wärmeenergie zu versorgen macht im Vergleich zu einer Kompressionskältemaschine energetisch keinen Sinn. Der Primärenergieaufwand ist in diesem Fall ca. dreimal so groß. Ökologischer Vergleich der Kompressions- und Absorptionskältemaschine Der Primärenergiebedarf soll hinsichtlich der durch die Verbrennung verursachten CO 2 -Emission bewertet werden. Dazu werden in Abhängigkeit des eingesetzten Brennstoffes nach [1] folgende Kennziffern für die spezifische CO 2 -Produktion angesetzt. Erdgas: Braunkohle: Variante 1: Kompressionskältemaschine ein Heizkraftwerk Es wird vorausgesetzt, dass es sich bei Anlagen mit Kraft Wärme Kopplung um moderne Kraftwerke handelt und der eingesetzte Brennstoff mehrheitlich Erdgas ist. Somit ergibt sich für die auf die abgegebene Kälteleistung bezogene CO 2 -Emission I CO2 folgender Wert: (15) Variante 2: Absorptionskältemaschine Wärme- und Stromerzeugung über ein Heizkraftwerk Durch den gleichen Brennstoff ist die primärenergiespezifische Emission gleich der Variante 1. Es ändert sich jedoch der spezifische Primärenergiebedarf. Diese Variante geht davon aus, dass die im Sommer erzeugte Wärme ein Abfallprodukt der Stromerzeugung ist. Im Winter dagegen muss die Wärme zusätzlich erzeugt werden. Variante 3: Kompressionskältemaschine Kraftwerke werden nach dem heutigen Stand der Technik in den neuen Bundesländern mehrheitlich mit Braunkohle befeuert. Um jedoch eine bessere Vergleichbarkeit mit den anderen Varianten zu gewährleisten, soll hier noch zusätzlich der Fall einer Erdgasversorgung berechnet werden. 1. Brennstoff Braunkohle 2. Brennstoff Erdgas Variante 4: Absorptionskältemaschine Wärmezeugung über ein Heizwerk, Stromerzeugung über Bei Heizwerken wird die Wärme hauptsächlich durch Verbrennung von Erdgas erzeugt. Für die Vollständigkeit wird für die Elektroenergieversorgung, wie in Variante 3, zwischen den Brennstoffen Braunkohle und Erdgas unterschieden, obwohl der Elektroenergiebedarf einer Absorptionskältemaschine im Gegensatz zu einer Kompressionskältemaschine sehr gering ist. 1. Brennstoff Braunkohle für Elektroenergieerzeugung 2. Brennstoff Erdgas für Elektroenergieerzeugung Zusammenfassung des energetischen und ökologischen Vergleichs In der Übersicht (Tabelle 5) sollen die ermittelten Kennzahlen noch einmal vergleichend dargestellt werden. Es zeigt KI Luft- und Kältetechnik 9/
6 Tabelle 5: Zusammenstellung energetischer und ökologischer Vergleich sich, dass bei den gegebenen Randbedingungen für den Einsatz der Kältemaschine im Sommer Variante 2: Absorptionskältemaschine Wärme- und Stromerzeugung über ein Heizkraftwerk unter energetischen und ökologischen Gesichtspunkten am günstigsten ist. Die mehrstufige Absorptionskältemaschine weist zwar noch günstigere Werte auf, ist aber auf Grund der notwendigen Vorlauftemperaturen von 130 C in Dresden nicht realisierbar. Es stehen im Sommer lediglich 100 C zur Verfügung. Fazit E P e, spezif. I CO2 i,spezif [kwh PE / [%] [kg C02 / [%] kwh Kälte] kwh PE ] Variante 1 KKM Sommer Erdgas 0, % 0, % Winter Erdgas 0, % 0, % Variante 2 Einstufige AKM Sommer Erdgas 0, % 0, % Winter Erdgas 3, % 0, % Mehrstufige AKM Sommer Erdgas 0,130 54% 0,025 54% Winter Erdgas 1,71 713% 0, % Variante 3 KKM Sommer/ Braunkohle 0, % 0, % Winter Erdgas 0, % Variante 4 Einstufige AKM Sommer/ Braunkohle 1, % 0, % Winter Erdgas 0, % Mehrstufige AKM Sommer/ Braunkohle 0, % 0, % Winter Erdgas 0, % Ein Vergleich der Erzeugung der beiden Antriebsenergien Wärme und Strom kann entweder nach [1] über den Anlagenwirkungsgrad oder über den exergetischen Wirkungsgrad erfolgen. Aus der Betrachtungsweise des exergetischen Wirkungsgrades kann der hohe Energienutzungsgrad eines Heizkraftwerkes nicht als Argument für den ökologischen Einsatz einer Absorptionskältemaschine genutzt werden. Bei beiden Herangehensweisen wird deutlich, dass die AKM unter diesen konkreten Einsatzbedingungen energetisch und ökologisch günstiger ist als die Kälteerzeugung ausschließlich mittels KKM. Wenn die Wärmeenergie für eine Absorptionskältemaschine als Abwärme zur Verfügung steht, kann prinzipiell davon ausgegangen werden, dass die Absorptionskältemaschine einen geringeren spezifischen Primärenergiebedarf hat, als eine Kompressionskältemaschine und somit ökologisch günstiger arbeitet. Ausblick Im Rahmen der Planung zu dem Bauvorhaben wurden unter anderem Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen und Lastprognosen an Hand eines Testreferenzjahres durchgeführt. In weiteren geplanten Veröffentlichungen werden diese Themen sowie der Aufbau des Systems vorgestellt. Literatur [1] Schlott, S.: Kälteerzeugung für die Klimatechnik; HLH 50 (1999) 3, S [2] Verband der Elektrizitätswirtschaft VDEW e.v.: Jahresbericht 2001, Berlin / Frankfurt am Main [3] Henatsch, A.: Energietechnik, Teil II: Nutzenergiebereitstellung Kraft Wärme Kopplung, Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden (FH), Fachbereich Maschinenbau / Verfahrenstechnik, Lehrgebiet Technische Thermodynamik [4] Sager, Zschernig: Der ökologische Effekt der Kraft Wärme Kälte Kopplung; BWK (2002) 3 [5] Dresdner ÖKOTHERM GmbH: HU-Bau Zentrale Kälteversorgung Dresdner Schloss, Semperoper, Sempergalerie Schlüsselwörter Kälteerzeugung Absorption Kompression Kälteverbund Primärenergie 428 KI Luft- und Kältetechnik 9/2002
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