WIRTSCHAFTS AUSGABE 02/2018 PREIS: 4,00 EURO ZEITUNGDAS ENTSCHEIDERBLATT

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1 WIRTSCHAFTS AUSGABE 02/2018 PREIS: 4,00 EURO ZEITUNGDAS ENTSCHEIDERBLATT DER HANNOVERSCHEN ALLGEMEINEN ZEITUNG Auf Immobiliensuche? Bei von WÜLFING IMMOBILIEN finden Sie sicher das Richtige. 3 Telefon: (05 11) von-wuelfing-immobilien.de Handel mit Hindernissen Überall auf der Welt ist der Freihandel in Gefahr. Niedersächsische Unternehmen haben dabei viel zu verlieren. 3 UNTERNEHMEN 6 7 Ein Siegel für das Netz TÜV-Nord-Chef Dirk Stenkamp im Interview über neue Aufgaben und alte Qualitäten des Prüfkonzerns. 3 PANORAMA 9 Kampf um kluge Köpfe Schaarschmidt Bei der Suche nach geeigneten Auszubildenden gehen Unternehmen neue Wege. Gefragt sind eine kluge Kommunikation und attraktive Bildungsangebote, denn auch die Erwartungen von Berufsanfängern an ihre Ausbilder wachsen. Wo Theorie und Praxis eng verknüpft sind, Medienkompetenz vermittelt und genutzt wird, sind beste Voraussetzungen für Berufsstarter geschaffen. 3 DOSSIER Weniger ist mehr Die Landesregierung will die Bürokratie abbauen. Die Wirtschaft in Niedersachsen wartet dringend darauf. VON STEFAN WINTER 33 Unternehmen müssen immer mehr Aufwand für Dokumentationen, Datenlieferungen und andere Pflichten treiben, die ihnen der Staat auferlegt. Der niedersächsische Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) hat angekündigt, Planungsverfahren zu verkürzen, die Einschränkung von Verbandsklagerechten zu prüfen und unnötige Belastungen der Wirtschaft systematisch zu beseitigen. Eine eigene Stabsstelle Entbürokratisierung soll im Ministerium zunächst eine Bestandsaufnahme liefern. Die zusätzlichen Mitarbeiter will Althusmann nicht als eigenen Beitrag zur Bürokratie verstanden wissen: In der bisherigen Aufstellung hätte man nicht einmal eine Bestandsaufnahme machen können, sagt der Minister. SPD und CDU bekennen sich zum Abbau überflüssiger Bürokratie, heißt es im Koalitionsvertrag. Die Wirtschaft ist gespannt denn versprochen wurde Bürokratieabbau schon oft. Seit Jahrzehnten fordert die Wirtschaft, dass Brüssel, Berlin und unsere Bundesländer etwas gegen den Bürokratiemoloch tun müssen, sagt Volker Tschirch, Hauptgeschäftsführer des AGA Unternehmensverbands, in dem sich norddeutsche Groß- und Außenhändler zusammenge- schlossen haben. In Sonntagsreden wird viel versprochen, doch die Belastungen wachsen weiter. Als besonders belastend würden von den Unternehmen die zeitraubenden Statistikpflichten wahrgenommen. Zurzeit klagen Unternehmen besonders über den Aufwand für die neue Datenschutz-Grundverordnung, aber die nächsten Problemfälle sind schon in Sicht: Das Gesetz zur Brückenteilzeit müsse dringend überarbeitet werden, wenn es für die Unternehmen einigermaßen praktikabel sein soll, sagt Jochen Wilkens, Hauptgeschäftsführer beim Arbeitgeberverband NordChemie. Sein Kollege Volker Müller von den Unternehmerverbänden Niedersachsen fordert vor allem schlankere, automatisierte Prozesse in den Behörden. Es sei ein Unding, dass dort noch ohne Dokumentenmanagement-Systeme gearbeitet werde. AGA-Chef Tschirch hat einen radikaleren Vorschlag. Er will Gesetze mit einem Ablaufdatum versehen, damit sie regelmäßig auf Nutzen und Lasten überprüft werden. Er verweist auf Österreich, wo im Dezember rund ein Drittel der vor 2000 beschlossenen Gesetze und mehr als die Hälfte der Verordnungen gestrichen werden sollen. Insbesondere deshalb, weil diese nicht mehr benötigt werden. 3 PANORAMA 10 11

2 2 2 UNTERNEHMEN WIRTSCHAFTSZEITUNG AUSGABE 2/2018 INHALT 2 AKTUELLES 3 Der Überflieger Alexander Helbings rasanter Aufstieg 4 Kleine Klappen, viel dahinter Dacos baut Apotheken-Vollautomaten 6 Die Ordnung löst sich auf Handelssanktionen verunsichern 8 Das kleine Amazon Notebooksbilliger.de-Gründer Arnd von Wedemeyer strebt weiter nach Aufstieg 2 PANORAMA 9 Es gibt mehr Aufgaben für uns Dirk Stenkamp vom TÜV im Gespräch 10 Es hört nicht auf Althusmann kämpft gegen Bürokratie 12 Neue Messe für eine neue Zeit Der Radikalumbau der Cebit 14 Am Puls der Zeit Pro Hannover Region vermittelt Mitgliedern Wissen zur Digitalisierung 16 Kein Einkauf ohne Begründung Der Streit um die Sonntagsöffnung 2 DOSSIER 17 Kluft der Kulturen Wie Chefs und Azubis zueinanderfinden 18 Dual zum Erfolg Kombination aus Studium und Aubildung lohnt sich 20 Digitale Medien im Unterricht Wenn Google mehr weiß als der Lehrer 22 Kreatives Werben um Azubis Tobias Lohmann im Gespräch 23 Engagement, das sich auszahlt Berufschancen für schwächere Bewerber 24 Erfolg ist langwieriger Prozess Michael Tarnat im Gespräch über das Nachwuchsleistungszentrum 2 LEBEN & GELD 25 Geschäft voller Geschichten Antiquariat Mielke stockt Sortiment auf 26 Lease doch, was du willst Leasinglösungen für spezielle Fälle 27 Nicht verkrümeln Generationenwechsel bei Bahlsen 28 Drahtesel als Dienstwagen Mit Leasing-Rädern zur Arbeit 30 Fondsmanager eigener Art Matthias Kues verlässt die Nord Holding 31 In die Verlängerung Thomas Bürkle bleibt bei der Nord/LB 32 Wie nutzen Sie Apps unterwegs? Chefs aus der Metropolregion berichten 2 IMPRESSUM Herausgeber Verlagsgesellschaft Madsack GmbH & Co. KG August-Madsack-Str. 1, Hannover Chefredakteur Hendrik Brandt Telefon (05 11) , chefredaktion@haz.de Redaktionelle Leitung Stefan Winter Telefon (05 11) , stefan.winter@haz.de Redaktion Ann-Katrin Paske, Matthias Weiß, Madsack Medienagentur GmbH & Co. KG Produktionsleitung & Art Direktion Siegfried Borgaes, Madsack Medienagentur GmbH & Co. KG Layout & Satz Hans Rempe, Carolin Müller, Madsack Medienagentur GmbH & Co. KG Autoren Tarek Abu Ajamieh, Simon Benne, Mark Bode, Saskia Döhner,, Anna Friedrich, Jens Heitmann, Markus Riese, Martin Scheele, Albrecht Scheuermann, Katrin Schreiter, Garmin Wendt, Stefan Winter, Christian Wölbert, Oliver Züchner Fotografen Tarek Abu Ajamieh, Christian Behrens, Philipp von Ditfurth, Samantha Franson, Alexander Körner, Katrin Kutter, Ulrich Pucknat, Tim Schaarschmidt, Peter Steffen, Michael Thomas, Irving Villegas, Frank Wilde Projektkoordination Madsack Medienagentur GmbH & Co. KG Sandhya Wilde-Gupta Telefon (05 11) , wilde@madsack-agentur.de Anzeigen Günter Evert (verantw.) Stefan Schwichtenberg, Telefon (05 11) schwichtenberg@madsack.de Simon Wachenhausen, Telefon (05 11) s.wachenhausen@madsack.de Gültige Anzeigenpreisliste Nr. 01/2013 Druck Pressedruck Potsdam GmbH Friedrich-Engels-Straße Potsdam Erscheinungsweise Viermal im Jahr; Preis: 4 Euro/Exemplar Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte, Bilder und Bücher wird keine Gewähr übernommen. Rücksendung nur, wenn Rückporto beigelegt ist. Erfüllungsort und Gerichtsstand ist für das Mahnverfahren und im Verkehr zu Vollkaufleuten Hannover. Alle Rechte vorbehalten. Die Zeitung ist in all ihren Teilen urheberrechtlich geschützt. Ohne vorherige schriftliche Genehmigung durch den Verlag darf diese Zeitung oder alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen weder vervielfältigt noch verbreitet werden. Dies gilt ebenso für die Aufnahme in elektronische Datenbanksysteme und die Vervielfältigung auf CD-ROM. Jeder hat sein eigenes Erfolgsrezept. In der Ausbildung kann man es finden Felix Harbart, stellvertretender Chefredakteur Hannoversche Allgemeine Zeitung Funktionierende Verwaltung ist ein nicht zu unterschätzender Mehrwert. Erst unklare, überzogene Regeln ersticken das Unternehmertum. Hildegard Sander, Hauptgeschäftsführerin Landesvertretung der Handwerkskammern Niedersachsen (LHN) Städte brauchen Freiheit bei verkaufsoffenen Sonntagen. Sie sind eine wesentliche Voraussetzung, um dem Onlinehandel standzuhalten. Olaf Jaeschke, Eigentümer Galerie Jaeschke und Vorsitzender des Arbeitsausschusses Innenstadt Braunschweig Körner Wilde AAI Man lernt nie aus 33 Der Erfolg geht manchmal krumme Wege. Bei Arnd von Wedemeyer zum Beispiel. Einst schmiss er die Lehre bei der Deutschen Bank und wenig später auch sein BWL-Studium weil ihn eigentlich etwas anderes viel mehr interessierte: Computer. Wie man sie bedient, wie man sie konfiguriert und vor allem, wie man mit ihnen handelt. Also konzentrierte sich von Wedemeyer genau darauf. Zu Beginn des Jahrtausends, als Start-ups noch Ein- Mann-Betrieb hießen, ging er ins Risiko, übernachtete auf einer Matratze im Hinterzimmer seiner kleinen Firma und strampelte sich mit der Zeit mehr und mehr frei. Heute ist sein Unternehmen Notebooksbilliger.de mit Sitz in Sarstedt der viertgrößte Onlinehändler Deutschlands. Und von Wedemeyer kann weich schlafen. Von Wedemeyers Geschichte finden Sie ebenso in unserer aktuellen Ausgabe wie die von Alexander Helbing. Als der sein Unternehmen gründete, war dessen Sitz der Dachboden seines Elternhauses. Das war eindeutig nicht repräsentativ genug, sagt Helbling heute, gerade mal in den Zwanzigern. Er kann das gelassen tun, denn inzwischen bringt er seine Flugroboter und Flächendrohnen in einer eigenen Halle auf dem Firmengelände in Bad Lauterberg an den Mann und die Frau. Das Ganze hieß erst Helbing-Drones, seit 2015 Exabotix und ist heute Teil einer Holding, in der er sich um die Technik kümmert, während andere das Kaufmännische im Blick haben. Helbing und von Wedemeyer haben sich also selbst auf den Weg gemacht, und ihr Lehrmeister war das Leben. Weil das aber nicht der Regelfall ist, liegt ein Schwerpunkt dieser Ausgabe auf der Suche nach dem geeigneten Nachwuchs und seiner Ausbildung. Den Ausbildern und ihren Auszubildenden scheint es immer schwerer zu fallen, auf einen Nenner zu kommen. Den einen fehlt bei ihren Schützlingen die richtige Qualifikation, den anderen bei ihren Lehrern die richtige Ansprache. Was da hilft? Viel reden zum Beispiel. So, wie das Gesellin Henriette Golletz vom Isernhagener Werbeunternehmen Kießling tut. Sie fungiert als Schnittstelle zwischen Betrieb und Azubis und sorgt dafür, dass man sich allseits besser versteht. Auch auf anderen Feldern gibt es in der Region Vorreiter, deren Weg es genau zu beobachten lohnt. Etwa beim Thema duales Studium. Ole Eersink zum Beispiel hat sich auf dem Weg zum Wirtschaftsinformatiker für die Leibniz-Fachhochschule entschieden. Für den Moment ist das erst einmal anstrengend, denn statt Semesterferien hat Eersink eine Praxisphase in einem Unternehmen zu absolvieren. Doch wenn es geschafft ist, hat er mit seiner Ausbildung ein echtes Pfund in der Hand denn die Jobchancen sind glänzend. Und was ist eigentlich, wenn Google mehr weiß als der Lehrer? Das muss nichts Schlimmes sein denn ohne einen guten Lehrer ist auch alles Wissen nichts. Wir blicken auf die sogenannte E-Didaktik, bei der die Multi-Media-BBS in Hannover ganz weit vorn ist. Was das ist und was man damit macht? Auch das erklären wir in dieser Ausgabe. Denn man lernt ja nie aus. 3 Seiten Ein Bürokratie TÜV muss her 33 Keine Gesellschaft funktioniert ohne Verwaltung und ohne Vorschriften. Eine funktionierende Verwaltung ist sogar ein nicht zu unterschätzender Mehrwert, eine unabdingbare Voraussetzung für eine leistungsfähige Wirtschaft. Im besten Fall funktioniert Verwaltung, wenn Zuständigkeiten eindeutig sind, es klare und transparente Regelungen gibt, Neutralität herrscht, Willkür verhindert sowie Rechts- und Planungssicherheit garantiert werden. Das hilft auch Unternehmen. Erst unklare und überzogene Regulierungen führen zum Bürokratismus. In unseren Umfragen unter den niedersächsischen Handwerksbetrieben steht seit mehreren Jahren als unternehmerische Herausforderung das Thema Bürokratie an erster Stelle, noch vor der Fachkräftegewinnung, Steuern und Sozialabgaben oder auch der Breitbandversorgung. Dies liegt vor allem an der ganz erheblichen Verdichtung von Vorgaben und Regulierungen, die nicht nur zu Verunsicherung führen, sondern auch unternehmerische Spielräume und Gestaltungsfreiheit nicht unerheblich belasten und begrenzen. So wurde 2006, um die Rentenkassen aufzustocken, einfach mal so die Vorfälligkeit der Sozialversicherungsbeiträge eingeführt. Große Unsicherheiten gibt es auch bei der sogenannten Künstlersozialabgabe, die von den Unternehmen zu entrichten, aber auf der Rechnung nicht ausgewiesen ist. Auch der sogenannte Tourismusbeitrag ist begrifflich schon irreführend. Er wird nicht von Touristen entrichtet, sondern von den ortsansässigen Betrieben. Der Tourismusbeitrag wirkt wie eine zweite Gewerbesteuer, ist aus diesem Grund überflüssig und belastet die Betriebe nicht nur finanziell, sondern ist auch unter bürokratischen Gesichtspunkten völlig unnötig. Auch die jüngste Diskussion um die Tachographenpflicht verärgert die Handwerksbetriebe. Das Handwerk in Niedersachsen begrüßt grundsätzlich die Bemühungen der Europäischen Institutionen, die Arbeitsbedingungen im Transportgewerbe zu verbessern. Die negativen Auswirkungen auf das Handwerk sind jedoch nicht zu unterschätzen. Bei betroffenen Betrieben fallen Ausgaben in Höhe von insgesamt circa 1500 Euro an. Aber auch auf Landesebene erschweren einzelne Regelungen eine an sich gut gemeinte Mittelstandsförderung. So müssen Unternehmen bereits bei geförderten Ausgaben von 500 Euro drei Angebote einholen, während die landwirtschaftliche Förderung eine Wertgrenze von Euro vorsieht. Dies erschwert die Umsetzung der Fördervorhaben und ist auch nicht erklärbar. Gerade in kleinen Betrieben ist nahezu alles auf den Inhaber, die Inhaberin konzentriert. Sie geraten zunehmend in den Griff der Bürokratie. Aufgrund der Komplexität der Datenschutz-Grundverordnung beispielsweise delegieren manche Betriebe gezwungenermaßen die Einhaltung der Vorgaben an externe Unternehmensberatungen oder Anwälte, die sich dafür gut bezahlen lassen. Im Rahmen unserer unmittelbaren Wirkungsmöglichkeiten auf Landesebene brauchen wir einen Bürokratie- TÜV oder eine Clearingstelle, die verhindert, dass überzogene Bürokratie die Freude am Unternehmertum in Gänze erstickt! 3 Seite 9 Ein Sonntag schafft Erlebnisse 33 Das Einkaufs- und Freizeitverhalten der Menschen verändert sich laufend und stellt Innenstädte vor neue Herausforderungen. Längst geht es nicht mehr nur um ein kompetentes Einkaufsangebot, sondern darum, attraktive Erlebnisse für die Freizeit zu schaffen: Positive Erfahrungen in und mit einer Stadt sind die beste Werbung für diese Stadt. Verkaufsoffene Sonntage liefern dafür einen wesentlichen Beitrag. Sie tragen nicht nur dazu bei, eine Handelskultur zu erhalten, die auf persönliche Beratung und menschlichen Austausch setzt. Vielmehr sind sie eine besondere Einladung zum Stadtbesuch, eine Freizeitattraktion in der Innenstadt, wenn diese an arbeitsfreien Tagen zum Gastgeber für ihre Bürger und die aus einem erfahrungsgemäß großen Umkreis kommenden Besucher wird. Die Innenstadt ist dann ein Erlebnisort mit Einzelhandel, Gastronomie und Kultur und kann sich so mit ihren Stärken der Aufenthaltsqualität und des breiten Mix an Freizeitangeboten gegenüber dem Onlinehandel positionieren. Folglich ist die Möglichkeit, sonntags die Geschäfte zu öffnen, eine der wesentlichen Voraussetzungen, um den stationären Handel konkurrenzfähig zu halten insbesondere, solange das Verbot von Sonntagsöffnungen nicht den Onlinehandel trifft und dadurch erhebliche Wettbewerbsverzerrungen entstehen. Unter Beachtung der großen Bedeutung verkaufsoffener Sonntage für eine Stadt und ihren Einzelhandel bleibt zu betonen, wie notwendig es ist, ihren Einsatz so wenig wie möglich zu beschränken. Wenn wir als AAI auch grundsätzlich eine Limitierung verkaufsoffener Sonntage begrüßen, um damit ihre Besonderheit zu erhalten, dürfen weder Umwege über die Ausnahmeregelungen für Ausflugsorte noch Unterschiede der Regelungen in den angrenzenden Bundesländern dazu führen, dass einzelne Städte aufgrund ihrer Definition oder ihres Standortes benachteiligt werden. Gleiches gilt bei der Terminwahl: Hier sollte den Städten und ihren Akteuren außerhalb besonderer Feiertage und der Adventszeit freie Hand gelassen werden, um Standortnachteile zu verhindern, die regionale Abstimmung zu ermöglichen und zu gewährleisten, dass der Termin passend zum geforderten Anlass gewählt werden kann. Eine allzu eng ausgelegte Anlassbezogenheit ist aus zwei Perspektiven zu betrachten: Grundsätzlich kann die Forderung eines Anlasses dazu führen, dass die Sonntagsöffnung im Rahmen einer attraktiven Veranstaltung stattfindet, die ein ganzheitliches Erlebnis verspricht und so für die erwähnten positiven Erfahrungen in der Innenstadt sorgt. Tatsächlich schränkt sie aber die Möglichkeiten der Sonntagsöffnung ein, wenn sie durch weite Interpretationsspielräume keine Rechtssicherheit schafft und an zu hohe Anforderungen gebunden ist. Attraktive Veranstaltungen sollten charakteristisch für die Stadt sein. Der Versuch, einen einheitlichen Anlassbegriff für unterschiedliche Städte festzulegen, kann folglich dazu führen, austauschbare, eher banale Veranstaltungen zu schaffen, die zwar dem Rechtsanspruch standhalten, aber nicht zum Profil der Stadt passen. Ich jedenfalls würde einem kulturellen oder künstlerischen Anlass mit Qualität stets den Vorzug geben vor einem Jahrmarkt oder einem Schützenfest. 3 Seite 16

3 WIRTSCHAFTSZEITUNG AUSGABE 2/ UNTERNEHMEN 3 Die Drohnen werden für den professionellen Einsatz bei der Vermessung, bei optischen Inspektionen oder Schadstoffmessungen genutzt. Jedes Modell wird nach Kundenwunsch konfiguriert. r Der Überflieger Für mich ist es jetzt vor allem wichtig, dass wir das halten können, was wir aufgebaut haben. Alexander Helbing, exabotix GmbH VON KATRIN SCHREITER 33 Der Weg zum Erfolg ist mitunter ungewöhnlich. Bei Alexander Helbing verlief er durch die großelterliche Wohnung, eine Treppe hinauf und direkt auf den Dachboden seines Elternhauses. Dorthin führte der Jungunternehmer die ersten potenziellen Kunden zu Beginn seiner Karriere. Ich glaube, das Umfeld hat damals einige abgeschreckt, sagt der 23- Jährige. Das war eindeutig nicht repräsentativ genug. Heute empfängt Helbing seine Kunden als Geschäftsführer auf dem Firmengelände in Bad Lauterberg. Sie kommen aus Dänemark, Österreich und den USA in den Harz, um seine Flugroboter und Flächendrohnen zu begutachten. Sie starten in der firmeneigenen Halle Testflüge und sie schließen mit ihm Verträge ab. 2 Ware anfangs nur gegen Vorkasse Dabei ist die Zeit, als er seine erste Auftragsdrohne auf dem Dachboden gebaut hat, gerade einmal sieben Jahre her. Damals hatte ihn ein befreundeter Fotograf aus dem gemeinsamen Modellflugverein gebeten, für seine Kamera ein gut steuerbares Fluggerät zu konstruieren. Die Technik gab es bereits fürs Militär sie war allerdings viel zu teuer bis Ein rasanter Aufstieg vom Ein-Mann-Betrieb zur kleinen Holding mit Anfang zwanzig. Alexander Helbing produziert in Bad Lauterberg Flugroboter und Drohnen Euro, schätzt er im Nachhinein. Also habe ich ein wenig getüftelt und ein paar Platinen zusammengelötet hat funktioniert. Sein erster sogenannter Multicopter war startklar. Es dauerte nicht lange, und die nächsten Anfragen trudelten ein, erzählt Helbing, der bereits während seiner Ausbildung zum Elektroniker für Betriebstechnik sein erstes Unternehmen Helbing- Drones gegründet hatte. Früh um 4 Uhr ist er damals aufgestanden und als Azubi zur Schicht gegangen, nachmittags war er sein eigener Chef auf dem Dachboden. Ich habe es mir anfangs einfach gemacht, sagt er. Die Leute wollten was von mir und ich habe ihnen gesagt, sie müssten im Voraus zahlen. So habe er für den Start kein Eigenkapital benötigt, erzählt der Gründer, der für seine ersten Fluggeräte zwischen 5000 und Euro verlangt hat. Der Dachboden war schnell Geschichte hat er das Ein-Mann-Unternehmen Helbing-Drones in die Exabotix GmbH überführt, Räume gemietet und Mitarbeiter eingestellt. Seitdem mache ich das hauptberuflich, sagt der Drohnenentwickler, der sich ganz auf professionelle Flugobjekte für den zivilen Einsatz konzentriert. Wir bauen die Geräte aus etwa 700 Optionen zusammen speziell auf die jeweilige Anwendung abgestimmt. Anfangs wurden die Drohnen vor allem für optische Inspektionen etwa an Windrädern, Industrieanlagen und Denkmälern eingesetzt. Heute dienen sie auch zu Vermessungen aus der Höhe und für die Messung von Schadstoffen in der Luft. 2 Mehr bieten als die Konkurrenz Mittlerweile hat Alexander Helbing die Exabotix GmbH mit der Firma BBL Elektronik & Aeromet GmbH und die UFO Anwendungs- und Zerspanungstechnik zu einer Holding zusammengeschlossen. An allen drei Firmen ist er zu 50 Prozent beteiligt denn seit einem Jahr hat er eine geschäftsführende Partnerin, die nicht zuletzt den kaufmännischen Bereich abdeckt. Ich bin an einen Punkt gekommen, an dem ich mich gefragt habe, ob ich das noch allein schaffen kann. Und die Antwort war: Nein!, erinnert er sich an seinen Entschluss im vorigen Jahr, Anteile zu verkaufen. Ich möchte mich wieder mehr um die Entwicklung kümmern. Die Zeiten, in denen Helbing seine Steuererklärung mit dem Onkel gemacht hat, seien vorbei. Das muss jetzt Hand und Fuß haben wie die Holding. Der Zusammenschluss der Firmen zur Unternehmensgruppe macht uns noch konkurrenzfähiger, so der junge Mann, der zurzeit 17 Mitarbeiter beschäftigt. Chinesische Anbieter müssten er und sein Team nicht fürchten, ist er überzeugt. Sie bedienten vor allem den Hobbybereich. Auch auf dem deutschen Markt sieht er derzeit keine ernst zu nehmende Konkurrenz. Neben individuell gefertigten Produkten bietet Exabotix auch Einweisung und Flugschulung. So heben wir uns in der Branche ab, sagt Helbing, der für dieses Jahr 1,4 Millionen Euro Umsatz anpeilt. 2 Entspannung beim Rasenmähen Bodenständig ist er: Bei vielen Startups, die am Anfang sehr viel investieren, läuft es am Ende schief. Für mich ist es jetzt vor allem wichtig, dass wir das halten können, was wir aufgebaut haben. Das Unternehmen müsse größer werden, um auf Dauer bestehen zu können. Dass das gelingen wird, bezweifelt Helbing aber nicht. In 20 Jahren haben wir vielleicht schon 250, 300 Mitarbeiter, sagt er. Nach Spontanität oder gar Planlosigkeit klingt das nicht das hat er eher für sein Privatleben abonniert: Mal gucken, was passiert, sagt der junge Mann, der am besten abschalten kann, wenn er mit dem Rasenmäher auf dem Flugplatz rumfährt. Zeit für die Familienplanung habe er ja noch genug. Aus rund 700 Optionen bauen Alexander Helbing und seine Mitarbeiter die Drohnen nach Bedarf zusammen. Lindenberg

4 4 2 UNTERNEHMEN WIRTSCHAFTSZEITUNG AUSGABE 2/2018 Kleine Klappen, viel dahinter In einem alten Gewerbehochhaus am Hildesheimer Bahnhof baut Dacos Automaten, die bundesweit den Apotheken-Notdienst sicherstellen. Doch der kleine Betrieb will mehr: Gerade feierte eine automatische Werkzeugausgabe ihre Messepremiere. Die können ihren Job halt : Heinz Deppe schraubt in der Werkstatt ein neues Gehäuse zusammen. VON TAREK ABU AJAMIEH 33 Die Kopfschmerztabletten sind alle. Das Kind hat plötzlich hohes Fieber. Der Husten ist gerade unerträglich geworden. Und das jetzt, da die Apotheke gerade zugemacht hat. Oder sogar mitten in der Nacht. Situationen, die wohl jeder kennt und die ihn nach kurzer Recherche zur Notdienst-Apotheke eilen lassen. Wo er oder sie dann vor der Tür steht und auf eine Anlage mit Durchreiche, Gegensprechanlage und Ähnlichem blickt. Wenn diese Anlage sich hinter einer kleinen Stahlfront verbirgt, einen Bildschirm hat, der weitere Notdienst-Apotheken oder den Dienstplan für die nächsten Tage anzeigt, dazu Schubfächer und vor allem einen leuchtenden roten Klingelknopf dann stammt sie aus der Produktion eines kleinen, innovativen Hildesheimer Unternehmens. Dacos ist gar nicht so leicht zu finden. Vor 20 Jahren von Martin Carius gegründet, hat die Firma zwei Stockwerke in einem markanten alten Gewerbegebäude in Bahnhofsnähe gemietet. An einem Schuppen im Hof erinnert ein altes Schild daran, dass hier vor vielen Jahrzehnten Güterzüge abgefertigt wurden. Schaut man genauer hin, entdeckt man auch die Dacos-Schilder. Klettert durchs Treppenhaus in den dritten Stock. Und steht plötzlich mitten in einer großen Werkstatt. 2 Keine zwei Anlagen sind identisch Die Idee kam Carius Mitte der Neunzigerjahre. Damals wurde klar, dass einfache Plastikschildchen in einer Notdienstanzeige nicht genug können. Also begann er, PCs zu elektronischen Anzeigen umzuprogrammieren, bald darauf baute er die passenden Gehäuse, Durchreichen und Sprechstellen dazu. Bei den Apothekern stieß er auf rege Nachfrage für seine vandalismussicheren Geräte. 150 Stück verlassen im Schnitt pro Jahr das Gebäude und landen an Häuserfronten in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Gemein ist den meisten von ihnen eine Kombination aus Bildschirm, Tastenfeld, Durchreiche, Klingelknopf, Sprechanlage und mehreren unterschiedlich großen Schubfächern. Aus Letzteren können Kunden die zuvor bestellten Medikamente auch außerhalb der Öffnungszeiten ziehen. Tippen sie einen PIN-Code ein, öffnet sich das Fach mit der für sie bereitgelegten Ware ähnlich wie bei einer Paketstation der Post. Größe und Form der gesamten Anlage und der Fächer die zudem in der Anzahl variieren sind stets unterschiedlich: Wir bauen keine zwei identischen Anlagen, sagt Carius. Knapp 20 Mitarbeiter hat er, es geht hörbar familiär zu: Heinz, wie heißt du nochmal mit Nachnamen?, fragt der Chef einen Angestellten, der in der Werkstatt gerade Bauteile zu einer Anlage zusammenschraubt. Deppe!, schallt es gut gelaunt zurück. Carius kratzt sich am Kopf: Ich weiß wirklich nicht, ob ich alle Nachnamen zusammenkriege. Und das, obwohl es praktisch keine Fluktuation gibt: Den letzten Abgang hatten wir vor sechs Jahren. Stichwort Abgang: Um Uhr fällt hier eigentlich immer der Hammer, betont Carius, der von Überstunden wenig hält: Nach acht Stunden konzentrierter Arbeit sind die Batterien in der Regel leer. Aus diesem Grund, und aus ökologischen Gründen, wie der Nicht-Autobesitzer Carius anmerkt, fährt der Vertrieb schon seit Jahren nicht mehr zum Kunden, sondern klärt alles telefonisch von Hildesheim aus: Wer in Süddeutschland rumfährt, kann abends nicht bei seiner Familie in Hildesheim sein, erklärt Familienvater Carius. Die konzentrierte Arbeit wird in mehreren Abteilungen geleistet, die Namen haben wie in einem Großkonzern: Verkauf, Marketing, Konstruktion, Kundendienst, Software-Entwicklung. Hinter den wohlklingenden Bezeichnungen stecken selten mehr als ein bis zwei Mitarbeiter. Aber die können ihren Job halt, sagt Carius, selbst Ingenieur der Elektrotechnik. Zum familiären Klima passt auch, dass der wichtigste Zulieferer nur 30 Meter entfernt sitzt: Die Blechteile, aus denen die Anlagen bestehen, kommen von der ebenfalls wachsenden Hildesheimer Firma Edelstahl Nord. 2 Hilfe in den Slums von Johannesburg Von der gemütlichen Atmosphäre in der lockeren Kombination aus Werkstätten, Büros und Lagerplätzen sollte man sich nicht täuschen lassen. Bei Dacos sind sie weit davon entfernt, einfach nur vor sich hin zu muckeln. Vor wenigen Wochen erst führte ein Höhepunkt der Firmengeschichte Inhaber Carius in die Slums von Johannesburg. Sein Unternehmen hat 30 mannshohe Apotheken-Vollautomaten nach Südafrika geliefert. Patienten können sich dort mithilfe einer Apotheken-Chipkarte Medikamente holen, ohne eine echte Apotheke aufsuchen oder von einem Apotheker besucht werden zu müssen. Beides ist in vielen Vororten der großen Städte Südafrikas nämlich nicht gewährleistet. Um die medizinische Versorgung gerade vieler Aidskranker dennoch zu verbessern, setzen Hilfsorganisationen und staatliche Stellen darauf, die Medikamente über Automaten in Einkaufszentren an den Mann zu bringen. Die Patienten bekommen dafür ihr Rezept digital auf die Chipkarte. Die Automaten baut Dacos zusammen mit einem Bochumer Partnerunternehmen. In Südafrika ist das Projekt ein Renner, bei der feierlichen Eröffnung in Johannesburg musste der überraschte Martin Carius sogar Fernsehinterviews geben. Verschiedene Güter automatisch und individuell ausgeben dieses Prinzip will der Hildesheimer nun nicht mehr nur auf Apotheken beschränken. Deshalb hat er mit seinen Mitarbeitern den Medikamentenautomat weiterentwickelt und umgestaltet. Und um deutlich zu machen, dass es um etwas Neues geht, den Markennamen Hiventis erfunden. Das Ziel: Industriefirmen können ihre Werkzeugoder Materialausgabe automatisieren. Dafür hat Carius eine Art mehrstöckige Trommel mit mehreren Hundert verschieden großen Fächern entworfen, die das Herzstück eines Automaten bildet: Da haben wir sogar die Patentrechte drauf, berichtet der 50-Jährige stolz. Ich wüsste auch keinen anderen Automaten, der so unterschiedliche Stückgrößen ausgeben kann. Für die Entwicklung trotz Unter der neuen Marke Hiventis überträgt Martin Carius die Automatenidee auf die Werkzeugausgabe (großes Bild). Die vollautomatischen Apotheken haben es inzwischen bis nach Südafrika geschafft (kleines Bild). Ajamieh (2)/Carius ihrer kleinen Belegschaft macht die Firma unter anderem die Software-Programmierung komplett selbst bekam das Unternehmen Fördergeld vom Bundeswirtschaftsministerium. 2 Bei weiterem Wachstum könnte ein Investor einsteigen Diese Entwicklung hat Carius im Frühjahr auf der Hannover Messe vorgestellt, der Auftritt dort war eine Premiere für die kleine Firma. Und es gab prompt Interessenten und inzwischen auch einen festen Auftrag. Das Potenzial ist da, wir bieten einen Mehrwert, sagt Carius zufrieden. Doch das Ergebnis macht ihn auch nachdenklich: Wenn die Nachfrage weiter steigt, kann es sein, dass wir im positiven Sinne an unsere Grenzen kommen. Dann muss man überlegen, ob zusätzliche Investoren uns beim Wachsen begleiten können. Denn mit einem Nachlassen des Apothekengeschäfts, etwa durch Online-Apotheken, rechnet Carius nicht: Der Onlineanteil im Apothekenmarkt verharrt seit Jahren bei zehn Prozent, sagt er. Ich glaube, die meisten Menschen wollen sich Medikamente nicht einfach zuschicken lassen, sondern legen Wert darauf, dass in der Apotheke noch einmal ein Fachmann mit draufguckt. 30 mannshohe Apotheken-Vollautomaten hat Dacos bereits nach Südafrika geliefert, in denen sich Patienten mithilfe einer Apotheken-Chipkarte Medikamente holen können

5 6 2 UNTERNEHMEN WIRTSCHAFTSZEITUNG AUSGABE 2/2018 Die Ordnung löst sich auf US-Präsident Donald Trump hat einen Handelsstreit vom Zaun gebrochen, der die Unternehmer in Niedersachsen zunehmend verunsichert. Vor allem die Sanktionen gegen den Iran zerstören Hoffnungen. Dort wollten sie vorn sein. VON STEFAN WINTER UND ALBRECHT SCHEUERMANN 33 Das Telefon klingelt jetzt öfter bei Tilman Brunner und seinen Auslandsexperten von der Industrie- und Handelskammer Hannover. Kein Tag vergeht, an dem der Handelsstreit nicht in den Schlagzeilen wäre. Die USA gegen Europa, gegen China, Mexiko und Kanada, dazu die jeweiligen Reaktionen und dann noch die Sorge vor Nebenwirkungen: Wird China seinen Stahl nach Europa exportieren, wenn die USA dichtmachen? Was machen deutsche Autobauer, wenn China Vergeltungszölle gegen Autos aus den USA verhängt und damit auch gegen die SUVs, die Mercedes aus Alabama nach China exportiert? Und wie organisiert Continental seine Lieferkette, wenn die konzerneigenen Werke beiderseits der mexikanischen Grenze nicht mehr frei Material und Personal austauschen können? 2 Die USA wollen weg vom allgemeingültigen System US-Präsident Donald Trump sprengt die Regeln des freien Welthandels. Er will weg vom allgemeingültigen System hin zu Einzelvereinbarungen von multilateral zu bilateral, nennen das die Diplomaten. Der Mann im Weißen Haus hat die erste Billardkugel in die mühsam gefundene Ordnung der anderen Kugeln geschossen und wartet nun, wo sie jeweils zum Liegen kommen. Dann wird er weitersehen. Brunners Anrufer interessieren sich vor allem für eine Kugel, die im öffentlichen Bewusstsein nach einer hitzigen Diskussion wieder etwas am Rand liegt: Zum Iran bekommen wir täglich Anrufe, sagt Brunner. Gerade die niedersächsische Wirtschaft hat sich große Hoffnungen auf den lange verschlossenen Markt gemacht. Als die Aufhebung der Sanktionen noch unter der Regierung Obama absehbar war, gehörten der damalige Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel und sein damaliger niedersächsischer Kollege Olaf Lies zu den Ersten weltweit, die mit Wirtschaftsdelegationen in den Iran reisten. Es gibt etliche, die viel Energie in diesen Markt gesteckt haben, sagt Brunner. Geschäfte wurden angebahnt, die heute platzen: Trump hat das Iran-Abkommen gekündigt, die Sanktionen treten wieder in Kraft und neue sind verhängt. Das trifft nicht nur US-Firmen: Finanztransaktionen mit dem Iran können jetzt schnell als Terrorfinanzierung gelten. Die Banken machen komplett nicht mehr mit, sagt Brunner. Stellen Sie sich vor, Sie haben unterschriebene Aufträge über einige Millionen Euro und können sie nicht abwickeln. 2 Gute Geschäfte, aber große Unsicherheit Der Rest der amerikanischen Eskapaden beschäftigt die Unternehmen nach Brunners Eindruck aber noch nicht konkret. Die Unsicherheit ist zwar riesig, aber das aktuelle Geschäft und die Auftragslage sind gut. Die Importzölle der USA auf Aluminium und Stahl träfen niedersächsische Unternehmen kaum direkt. Nach Zahlen der IHK lieferten Es ist eine ziemlich brenzlige Situation Bernd Lange, SPD-Abgeordneter und Vorsitzender des Handelsausschusses des Europäischen Parlaments Behrens Der Handelsstreit zwischen den USA und der Europäischen Union spitzt sich zu. War es richtig, mit Vergeltungszöllen auf die US-Maßnahmen zu reagieren, Herr Lange? Es führte aus meiner Sicht kein Weg daran vorbei. Die Europäer haben eine Drei-Schritt-Strategie beschlossen mit eigenen Zöllen, einer WTO-Klage und dem Schutz europäischer Unternehmen. Ich bin sehr froh, dass dies eine einheitliche europäische Position von Regierungen, Parlament und EU-Kommission ist. Jeder Schritt zieht eine Reaktion nach sich. Kommen jetzt die Autozölle? Bis vor wenigen Wochen war ich noch der Meinung, Herr Trump spielt nur mit dem Thema. Aber jetzt muss ich leider sagen: Ich rechne damit, dass die USA bald Einfuhrzölle auf Autos und möglicherweise Komponenten beschließen. Aus der Industrie kommen Vorstöße, die USA mit dem Abbau der EU-Zölle zu besänftigen die liegen für Pkw mit 10 Prozent höher als die der USA. Dafür kassieren die USA 25 Prozent bei Pick-ups und leichten Nutzfahrzeugen. Das trifft zum Beispiel VW Nutzfahrzeuge mit den Transportern. Außerdem stehen dahinter völlig unterschiedliche Entstehungsgeschichten der EU-Zoll steht im Einklang mit den WTO-Regeln, die US-Entscheidung täte es nicht. Die Europäer sollten jetzt nicht alle Schranken einreißen und sich wie die Schildkröte auf den Rücken legen. Was also wird die Reaktion sein, wenn die US-Autozölle kommen? Es ist eine ziemlich brenzlige Situation, die Herr Trump da anzettelt. Die EU würde erneut eine dreistufige Strategie verfolgen, ähnlich der beschlossenen. Ich könnte mir vorstellen, dass wir dann Rohstoffe und Agrarprodukte der USA in den Blick nehmen. US-Autozölle würden in Europa praktisch nur die Deutschen treffen. Ist sich die EU dann trotzdem einig? Sie würden auch die Japaner treffen und damit auf Umwegen auch den Druck auf andere europäische Hersteller erhöhen. Und Zölle auf Fahrzeugteile würden viele EU-Länder treffen Frankreich und Italien haben auch große Zulieferer. Überall gehen derzeit Schranken herunter. Ist das Freihandelssystem in Gefahr? Die EU wird bei jeder Reaktion die Regeln der Welthandelsorganisation respektieren. Die WTO stabilisiert das System ungemein. Aber innerhalb dieses Systems fahren wir eine harte Linie.

6 WIRTSCHAFTSZEITUNG AUSGABE 2/ UNTERNEHMEN 7 istockphoto.com/alexlmx Schauplätze des Handelsstreits Schon im Präsidentschaftswahlkampf hat Donald Trump die Handelspolitik in den Mittelpunkt gestellt. Die negative Handelsbilanz der USA ist nach seiner Überzeugung Ergebnis unfairen Wettbewerbs und koste die USA Arbeitsplätze vor allem in den klassischen Industrien. Seitdem hat er viel kritisiert, manches angekündigt, aber auch einiges beschlossen. Ein Überblick: Aluminium und Stahl: Die USA kassieren 10 Prozent Zoll auf importiertes Aluminium und 25 Prozent auf Stahl. Nachdem die Europäer zunächst davon ausgenommen waren, gelten die Zölle seit Anfang Juli auch für Einfuhren aus der EU. Die Stahlindustrie im sogenannten Rust Belt hat massive Probleme nach Überzeugung der Europäer vor allem, weil die Werke technisch veraltet sind. Vergeltungszölle der EU: Als Reaktion auf die US-Maßnahmen hat die EU Vergeltungszölle auf Waren beschlossen, die in den USA besonderen Symbolwert haben. So werden bereits seit dem 22. Juni also vor Inkrafttreten der US-Zölle auf Produkte wie Whisky, Jeans, Motorräder und Erdnussbutter 25 Prozent Einfuhrzoll kassiert. Harley-Davidson hat bereits angekündigt, Maschinen für Europa verstärkt in Asien oder Südamerika zu produzieren. Autozölle: Schon lange sind Donald Trump die deutschen Autos auf amerikanischen Straßen ein Dorn im Auge. Er lässt jetzt Einfuhrzölle von 20 Prozent auf Autos und Zulieferteile prüfen aus Gründen der nationalen Sicherheit. Für Mitte Juli ist eine öffentliche Anhörung geplant, danach soll entschieden werden. Nafta: Trump hält die USA für die großen Verlierer des nordamerikanischen Handelsabkommens mit Mexiko und Kanada. Es ist noch in Kraft, wird auf seinen Druck hin aber gerade nachverhandelt. Konflikt mit China: Die USA werfen China vor, amerikanische Unternehmen systematisch zu schwächen und technologisches Know-how zu stehlen. Es wurde bereits eine Liste mit mehr als 1000 Gütern veröffentlicht, auf die Sonderzölle erhoben werden sollen. Sie machen einen jährlichen Handelswert von 50 Milliarden Dollar aus. In Kraft sind diese Zölle aber noch nicht. China hat im gleichen Umfang Gegenmaßnahmen angekündigt. Sanktionen: Trump hat das Iran-Abkommen aufgekündigt und damit die Sanktionen gegen das Land wieder in Kraft gesetzt. Gegen Russland haben die USA Sanktionen beschlossen, die über die von der EU verhängten hinausgehen. niedersächsische Unternehmen im vergangenen Jahr für 23 Millionen Euro Bleche aus Eisen oder Stahl in die USA, bei Eisen-, Blech- und Metallwaren waren es knapp 63 Millionen Euro. So haben die Anrufer mit Blick auf die USA eher Spezialfragen: zum Beispiel, welche Zollnummern konkret betroffen seien. 2 Die Gefahr der Kettenreaktion Während sich die Manager in den Betrieben noch mit dem Tagesgeschäft ablenken, blicken andere düster in die Zukunft: Heute betrifft es Stahl und Aluminium, morgen können es Autos sein, sagt Volker Schmidt, Hauptgeschäftsführer von Niedersachsen-Metall. Man müsse nicht nur die niedersächsischen Stahlund Aluminiumerzeuger mit rund Beschäftigten im Blick haben, sondern die gesamte stahl- und aluminiumverarbeitende Industrie mit ihren Menschen. Diese Arbeitsplätze hängen massiv vom freien Welthandel ab, sagt Schmidt. Sollte eine Spirale von Aktion und Reaktion in Gang kommen, seien die Folgen völlig unkalkulierbar. Den Beleg für die Gefahr möglicher Kettenreaktionen liefert der Stahlkonzern Salzgitter. Unsere direkte Betroffenheit ist gering, sagt Salzgitter-Vorstandschef Jörg Fuhrmann zwar warnt aber vor indirekten Effekten, weil andere von den Zöllen betroffene Länder wie China, Russland, die Türkei und Indien ihre Exporte jetzt nach Europa umleiten. Niedersachsens Stahlmanager waren bereits bei Wirtschaftsminister Bernd Althusmann, um Schutzmaßnahmen für den Fall der Fälle zu besprechen. Erste Importeffekte sind bereits deutlich zu spüren, stellt die Wirtschaftsvereinigung Stahl fest. Der SPD-Europa-Abgeordnete Bernd Lange fürchtet vor allem Zölle auf Autoteile schlimmstenfalls verbunden mit einer Kündigung des Nafta-Abkommens. Dann wird es ein seriöses Problem, sagt Lange, Vorsitzender des Handelsausschusses im Europaparlament. Die Dimensionen hat jüngst Continental-Chef Elmar Degenhart klargemacht: Conti-Werke stehen in 60 Ländern, Partnerfirmen bewegen jährlich mehr als 140 Milliarden Komponenten, damit im fertigen Auto das Antiblockiersystem funktioniert, der Hybridantrieb und das Multimedia-Display. Vor allem aber: Jede Komponente überschreitet durchschnittlich vier Grenzen, bevor sie im fertigen Auto ausgeliefert wird. 2 Japan ist der Hoffnungsschimmer Das gibt eine sanfte Vorstellung davon, welche Kettenreaktionen ein Handelskonflikt auslösen kann. Und im Gegensatz zu früheren Krisen gebe es jetzt wahnsinnig viele Brandherde, sagt IHK-Experte Brunner. Früher betraf es einmal kleine Märkte, jetzt sind es eigentlich alle großen außerhalb der EU. Schließlich sind da auch noch die europäischen und amerikanischen Sanktionen gegen Russland, die das Geschäft Richtung Osten bremsen. Und beim Brexit weiß kein Mensch, wie es weitergeht. Nach Langes Befürchtung chaotisch: In den wesentlichen Punkten gebe es keine erkennbaren Fortschritte, die Verhandlungsposition der Briten sei nach wie vor nicht klar. Wir sind dabei, den harten Brexit ins Auge zu fassen, sagt der Handelsexperte. Und für die niedersächsischen Unternehmen sei er derzeit gefährlicher als der Streit mit den USA. Also gar kein Lichtblick? Das Abkommen der EU mit Japan ist eine gute Nachricht, sagt Lange. Es sei ein fantastisches Zeichen, sagt Brunner. Auch mit Mexiko hat man sich geeinigt, Australien ist in Arbeit. Lange, der sich schon an TTIP abgekämpft hat, mag die Flinte nicht ins Korn werfen: Dass freier und fairer Handel Wohlstand schafft, ist unbestritten. Von Bremerhaven Richtung USA: Gegen die Flut deutscher Autos auf seinen Straßen wettert Donald Trump immer wieder. Doch die deutschen Marken bauen in den USA mehr Autos, als sie dorthin exportieren. dpa

7 8 2 UNTERNEHMEN WIRTSCHAFTSZEITUNG AUSGABE 2/2018 Zur Person r Neben dem Laatzener Geschäft entstand 2016 auch ein 800 Quadratmeter großes zusätzliches Lager. von Ditfurth 33 Arnd von Wedemeyer konnten weder die Ausbildung bei der Bank noch das BWL-Studium lange fesseln. Beides schmiss er vorzeitig und widmete sich lieber den Verhandlungen mit Lieferanten für seine individuell konfigurierten Computersysteme gründete er Notebooksbilliger.de. Formal ist der Gründer dort nur noch einfaches Vorstandsmitglied, Den Vorsitz im Aufsichtsrat hat der erfahrene Finanzmanager Gerardus Marinus van Os. Der Onlinehändler wächst rapide, in den vergangenen Jahren stieg der Umsatz stets um rund 20 Prozent lagen die Erlöse der Notebooksbilliger.de AG bei 743 Millionen Euro. Der Nettogewinn erreichte laut Bundesanzeiger knapp 15 Millionen Euro und bleibt im Unternehmen. Eine Minderheitsbeteiligung hält die Unternehmerfamilie Haubrich, der die Elektronikkette ElectronicPartner gehört. Das kleine Amazon Mit PC-Basteleien und einer Matratze im Hinterzimmer hat Arnd von Wedemeyer angefangen. Daraus wurde Notebooksbilliger.de in Sarstedt, der viertgrößte Onlinehändler Deutschlands. Und der Gründer strebt nach mehr. VON CHRISTIAN WÖLBERT 33 Manchmal wundert sich Arnd von Wedemeyer, wie die Start-up-Welt sich verändert hat. Heutige Unternehmensgründer werden im Fernsehen gecastet, von der Politik gefördert, von Mentoren beraten und haben gute Chancen, Investoren zu finden. Erzählt er von seiner Gründerzeit um die Jahrtausendwende, geht es um andere Themen: um die Matratze in seinem Laden, auf der er schlief, um Miete zu sparen. Um einen Einbruch in sein Lager, der ihn beinahe in die Insolvenz trieb. Um seine Bank, die ihn wochenlang täglich anrief, weil der private Dispo-Kredit ausgereizt war. Er erzählt von den Risiken, die er allein trug. Und von der Freude, die er trotz allem hatte. Heute muss der Mittvierziger nicht mehr auf einer Matratze in seiner Firma schlafen. Er hat aus seiner hannoverschen Computerbastelbude innerhalb von 15 Jahren den viertgrößten deutschen Onlinehändler gemacht. Seine Notebooksbilliger.de AG mit Hauptsitz in Sarstedt erzielte 2016 einen Umsatz von über 740 Millionen Euro und beschäftigt mehr Der Laden zum Shop als 800 Mitarbeiter. Im deutschen Onlinehandel führt die Rangliste des EHI Retail Institute nur drei Größere: Amazon, Otto und Zalando. 2 Arbeit muss immer noch Spaß machen Das heißt aber nicht, dass der Gründer sich in einen klassischen Chef verwandelt hat. Ich hatte nie Spaß daran, Menschen zu führen. Ich treibe lieber in kleinen Teams auf Augenhöhe die Dinge voran, sagt er. Ich bin oft ungeduldig und sprunghaft. Den Posten des Chief Executive Officer (CEO) hat er an Oliver Ahrens abgegeben. Von Wedemeyer kümmert sich lieber um die eine oder andere strategische Schweinerei. Arbeit muss Spaß machen, da bleibt er sich treu. Es begann Ende der Achtzigerjahre in seinem Kinderzimmer in Wülfrath bei Wuppertal. Seine Eltern kauften ihm einen PC, und er fing aus Neugier an zu programmieren. Bald verkaufte er eigene Software: Ich habe aus Interesse an Technik rumgefrickelt. Dann kam jemand vorbei und sagte: Mach das auch mal für mich. Einige Kunden wollten Soft- und Die Notebooksbilliger.de AG verkauft, anders als der Name vermuten lässt, nicht nur Rechner zum Aufklappen, sondern nahezu alles, was einen Stecker hat vom Smartphone bis zum Kühlschrank. Das Unternehmen startete im Sarstedter Gewerbegebiet und hat hier bis heute seinen Hauptsitz. Kunden aus der Region konnten dort auch Waren selbst abholen oder ausprobieren. Der etwas improvisierte Verkauf in einer umgebauten Halle zog so viele Kunden, dass mehrere eigene Läden eröffnet wurden. In Sarstedt gibt es aber weiter Verwaltung und Lager. Die Shops in Laatzen, München, Düsseldorf und Hamburg seien erfolgreich, sagt von Wedemeyer, allein in Laatzen liege der stationäre Umsatz bei 40 bis 50 Millionen Euro pro Jahr. Weitere Standorte würden geprüft, er bleibe aber Onlinefan. Hardware aus einer Hand also fing er an, PCs zusammenzuschrauben. Bald dealte er, wie er es nennt, auch mit Komponenten wie Prozessoren. Nach dem Abitur versprach von Wedemeyer seinen Eltern, eine Lehre zu machen oder zu studieren. Er zog nach Eldagsen bei Springe, weil er dort auf einem Bauernhof der Familie wohnen konnte. Die Ausbildung bei der Deutschen Bank brach er aber ab: Die Aussicht auf ein paar Jahre Schalterdienst fand er nicht verlockend. Außerdem eckte er ständig an, weil er nebenbei über sein klobiges C-Netz- Handy mit Computerteilen handelte. 2 Der Name entstand in einer bierseligen Nacht Auch das BWL-Studium schmiss er schnell wieder. Hartnäckig mit Lieferanten zu verhandeln das machte ihm mehr Spaß. Seine erste PC-Manufaktur in Hannover warf zwar anfangs kaum etwas ab, und er übernachtete auf einer Matratze im Hinterzimmer, aber langsam ging es aufwärts. Bald hatte der Jungunternehmer eine Handvoll Angestellte, belieferte Firmen und rutschte ins Beratungsgeschäft: Seine Kunden wollten Rechner, Software und Konzepte aus einer Hand. Dabei entstand ziemlich zufällig Notebooksbilliger. Eine Firma bat ihn um eine Analyse zur Frage, wann sich Onlinehandel lohnt. Er kam zu dem Schluss: nur bei großen Preisvorteilen die sich bei sonst relativ teuren Produkten erreichen lassen. Anfang der 2000er-Jahre war das Shoppen im Netz etwas für Mutige. Die Bezahlmethoden waren unsicher, die Anbieter unbekannt. Nur der Schnäppchentrieb konnte Leute bewegen, sich darauf einzulassen. Von Wedemeyers Auftraggeber hatte keine hochpreisigen Produkte. Aber beim Bier mit seinen Mitarbeitern fiel ihm ein, dass er selbst welche auf Lager hatte edle Sony-Notebooks. Lasst uns das Ganze selbst erproben, sagte er. In dieser bier- seligen Nacht entstand auch der Name Notebooksbilliger.de. Also alles nur Zufall? Eine gute Idee zur richtigen Zeit? Mitnichten: Es gab damals schon viele andere Onlineshops für Technikkram. Fragt man von Wedemeyer, warum er sich durchgesetzt hat, verweist er auf Lehren aus seiner Gründerzeit. Nach einem Einbruch in sein Lager stand er vor dem Aus nur mit Disziplin und ordentlichen, schlanken Arbeitsprozessen konnte er überleben. Außerdem betont er immer wieder sein Mantra der Transparenz. Er habe irgendwann gemerkt, dass den Laptop-Herstellern ziemlich egal war, welche Ballerbude am billigsten verkauft. Wenn er beim Einkauf der Produkte bessere Preise durchsetzen wollte als andere, musste er Kunden wie Herstellern einen Mehrwert bieten: eine gute Beratung, dadurch weniger Retouren, mehr Markentreue. Seitdem baut von Wedemeyer seinen Onlineshop mit einer hauseigenen Redaktion zu einer Informationsplattform aus mit seitenlangen Testberichten, Foren, Bewertungen und Suchfiltern. Vorteile würden herausgestellt, aber auch Nachteile erwähnt, erklärt von Wedemeyer. Tauge ein Laptop nicht für Spiele, stehe das klipp und klar auf der Seite. Die umfangreiche Kaufberatung sei ein Alleinstellungsmerkmal gerade gegenüber Amazon, sagt der Handelsexperte Christoph Langenberg vom EHI Retail Institute in Köln. Sorgfältig erstellte Inhalte führten auch zu Top-Platzierungen bei der Suchmaschine Google. Von Wedemeyer spricht nicht viel über Wettbewerber wie Amazon. Aber er lässt keinen Zweifel daran, dass er es liebend gern auch mit dem Giganten aufnimmt: Er wolle die Weltherrschaft in Deutschland im Bereich Consumer Electronics, sagt der Unternehmer. 20 % ist seit Jahren die Größenordnung für das Umsatzwachstum des Onlinehändlers.

8 2PANORAMA 9 WIRTSCHAFTS ZEITUNG AUSGABE 2/2018 Es gibt mehr Aufgaben für uns Die Überwachungsvereine begannen mit Dampfmaschinen, machten weiter mit Autos und stecken jetzt mitten in der digitalen Revolution. TÜV-Nord-Chef Dirk Stenkamp über Auftragshacker, den Wert von Sicherheitslabeln und die Gefahren vernetzter Herdplatten. Der Macher Die Technik ändert sich, der Anspruch nicht: Unsere Experten müssen die Prozesse bis ins letzte Detail verstehen, sagt Dirk Stenkamp. Schaarschmidt Den TÜV-Ingenieur stellt man sich gemeinhin mit Kugelschreiber und Klemmbrett vor. Was wird aus ihm in der Digitalisierung, Herr Stenkamp? Die Digitalisierung an sich ist ja nichts Neues. Sie hat im Grunde mit der dritten industriellen Revolution begonnen, als die Unternehmen Computer nutzten. Prüfungen auf digitale Inhalte gibt es seit den Achtzigerjahren bei der Steuerung von Industrieanlagen, in Leitstellen von Kraftwerken, in Zügen. TÜV Nord ist eins der weltweit führenden Unternehmen bei der Sicherheitsprüfung von Themenparks. Überall werden sicherheitsrelevante Prozesse in einen digitalen Code gegossen, den unsere Experten bis ins letzte Detail verstehen und sicherheitstechnisch beurteilen müssen. Und dennoch erleben wir gerade eine neue Dimension der Digitalisierung. Die Vernetzung macht den Unterschied. Bisher haben wir es in der Regel mit geschlossenen Systemen zu tun, jetzt ist alles vernetzt, kann kommunizieren und damit von außen beeinflusst werden. Ob es nun Werkzeugmaschinen in der Industrie 4.0 sind oder Kaffeemaschinen im Smart Home. Das erfasst alle Lebensbereiche, als Unternehmen müssen wir unser gesamtes Dienstleistungsportfolio dieser Entwicklung anpassen. Für funktionale Sicherheit ist künftig digitale Sicherheit die Voraussetzung. Gibt es so etwas wie TÜV-Plaketten für Software und Netze? Wir befassen uns seit 20 Jahren mit Vernetzung auf einem sehr professionellen Level. Unsere Tochter TÜViT in Essen prüft und zertifiziert im Auftrag des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik. Für einige Bereiche gibt es ein sehr umfangreiches Regelwerk. Seit 2015 haben wir zudem das IT-Sicherheitsgesetz für kritische Infrastrukturen zum Beispiel das Energieversorgungsnetz der Bahn oder elektronische Zahlungssysteme. Seitdem sind übrigens auch Hackerangriffe auf solche Strukturen meldepflichtig. Eine funktionierende IT ist inzwischen für jedes Unternehmen lebenswichtig, nicht nur in sicherheitskritischen Branchen. Ist das Problembewusstsein in den Unternehmen gewachsen? Doch, es ist besser geworden. Wir bieten auch freiwillige TSI-Zertifizierungen an das steht für Trusted Site Infrastructure. Sie können bei uns auch Penetrations- Tests bestellen. Dann sucht ein Profi-Hacker die Schwachstellen in Ihrem System und hilft, sie zu schließen. Das wird zunehmend nachgefragt besonders, wenn gerade Cyberattacken bekannt geworden sind wie etwa Wannacry. Das Virus hat vor einem Jahr große Schlagzeilen gemacht. War es wirklich so ernst, oder trommelt da die Sicherheitsindustrie im eigenen Interesse? Das war definitiv eins der Mega-Ereignisse, wie auch der Angriff auf die WLAN-Router. Das Verrückte ist, dass solche Schwachstellen oft lange bekannt sind. Viele Probleme wären komplett vermeidbar. Nun stehen WLAN-Router im Wohnzimmer und sollen funktionieren. Da gibt es keine IT-Abteilung mit Sicherheitsexperten. Deshalb fordern wir einen automatisierten Schutzmechanismus. Die Hersteller sollten zu automatischen Updates verpflichtet werden, um ihre Software bei den Kunden auf dem neuesten Sicherheitsstand zu halten. Dann sehe ich auf dem Monitor öfter: Schalten Sie den PC nicht aus Ich weiß, viele Leute sind da kritisch und denken: Da spielt mir einer was auf. Aber bei vielen Produkten erkennt man selbst gar nicht sofort die Gefährdung. Man kann vernetzte Dinge komplett zweckentfremden. Mit einem Smart-TV können Sie Töne im Raum aufzeichnen und die Worte digital zu beliebigen Sätzen kombinieren. Das ist schon für Betrug und Erpressung eingesetzt worden. Ein Hacker kann einen Wohnungsbrand auslösen, wenn er längere Abwesenheit der Bewohner registriert und die Herdplatten aufheizt. Wir werden eines Tages Milliarden vernetzte Geräte haben und jedes ist ein Sicherheitsthema. Kein Wunder, dass die Leute beim vernetzten Heim zögern. Wir brauchen ein vernünftiges Sicherheitslabel für Smart Home. Daran arbeitet unser Branchenverband VdTÜV. Totale IT-Sicherheit gibt es nicht, aber wir müssen Mindeststandards definieren. Sehen die Gerätehersteller das auch so? Sie haben kein großes Interesse daran, ihren Umgang mit Daten offenzulegen. Manche Hersteller sind bereit dazu. Sie sehen, dass Gütesiegel für das Kundenvertrauen immer wichtiger werden. Man könnte das auch anlehnen an das bekannte GS-Siegel für geprüfte Sicherheit. Das kommt aus der analogen Welt, jetzt müssen wir es in die digitale Welt übertragen. Bezogen auf das vernetzte Auto möchte man sich das Sicherheitsthema gar nicht vorstellen. Zunächst einmal hat sich die Sicherheit durch die Assistenzsysteme fundamental erhöht. Und diese Systeme werden bei der Hauptuntersuchung mit dem digitalen HU-Adapter überprüft. Wenn wir zum automatisierten oder sogar autonomen Fahren kommen, braucht es einen neuen Rechtsrahmen. Aktuell erfolgen die Einzelfreigaben im Wesentlichen durch Ausnahmegenehmigungen. Wie ist das zum Beispiel mit Software-Updates over the air auf der Straße: Gilt danach noch die Typgenehmigung? Und wer prüft und garantiert, dass die neu aufgespielte Software fehlerfrei funktioniert? Wir fordern hier klarere gesetzliche Rahmenbedingungen und eine technische Prüfung. Gleichzeitig werden Autos und andere Geräte mechanisch eher simpler Stichwort Elektroauto. Was bedeutet das unter dem Strich für die TÜV 33 Dirk Stenkamp ist längst digital infiziert: Ahnungslosen Journalisten die Blockchain zu erklären zählt er zu den regenerierenden Teilen seines Arbeitstags. Ursprünglich ist der 55-jährige Physiker aber in der Materialwissenschaft zu Hause: Stenkamp hat an der RWTH Aachen über mikrostrukturelle Untersuchungen an Halbleiter-Elementen promoviert und wurde später Vorstandsmitglied der Carl Zeiss SMT AG, die Anlagen für die Fertigung von Mikrochips herstellt. Danach wechselte er in den Vorstand des Photovoltaik-Spezialisten Centrotherm kam der verheiratete Vater von zwei Kindern zur TÜV Nord AG. Anfang 2017 übernahm er den Vorstandsvorsitz von Guido Rettig, der in den Aufsichtsrat wechselte. Das Unternehmen 33 Die TÜV Nord Group in Hannover ist vom 1869 für die Kontrolle von Dampfkesseln gegründeten Überwachungsverein zum internationalen Konzern mit mehr als Mitarbeitern und 1,2 Milliarden Euro Umsatz geworden. Den Kern bildet die TÜV Nord AG, die drei eingetragenen Vereinen gehört. Die bekannteste Sparte die Kfz-Hauptuntersuchung spielt geschäftlich nur noch eine Nebenrolle. Der TÜV Nord prüft Industrieanlagen und berät in Sicherheitsfragen, hat eine eigene Tochtergesellschaft für Luftfahrttechnik, bietet Dienstleistungen im Rohstoffsektor und Weiterbildungen bis hin zur Altenpflege an. Deutlich gewachsen ist der Geschäftsbereich IT wurde am hannoverschen Stammsitz ein neues Rechenzentrum in Betrieb genommen, das Maßstäbe in Sachen Sicherheit und Energieeffizienz setzen soll. Nord Group: mehr Arbeit, weniger Arbeit oder eine Verlagerung? Ich glaube, dass es mehr Aufgaben für uns geben wird, weil ein zweiter Sicherheitsaspekt hinzukommt, den es so nicht gab. Für funktionale Sicherheit ist künftig digitale Sicherheit die Voraussetzung. Wie viele Ihrer Ingenieure arbeiten schon im Digitalbereich? Das kann man so eigentlich gar nicht sagen, weil es praktisch keinen Bereich ohne Digitalthemen gibt. Vom Bergbau bis zur Raumfahrt hat alles Aspekte, die mit Digitalisierung und Vernetzung zu tun haben. Jeder befasst sich hier in irgendeiner Form damit. Wie bringt man das nötige Wissen in ein Unternehmen mit immerhin gut Mitarbeitern? Wir haben Initiativen, die neue technische Entwicklungen ins Unternehmen bringen. Zum Beispiel für Blockchain oder künstliche Intelligenz. Wir nennen das Tech Experience. Und es gibt die Digital Academy. Das ist ein Campus, der Wissen an alle vermittelt, die es interessiert. Mir ist wichtig, dass dies kein Zwang ist, sondern aus eigenem Interesse geschieht. Sich selbst verbessern das ist der Spirit. Wir wollen uns von innen heraus transformieren. Und dabei nicht über Bord werfen, was wir schon können. Interview: Stefan Winter Dirk Stenkamp, Vorstandschef TÜV Nord

9 10 2 PANORAMA WIRTSCHAFTSZEITUNG AUSGABE 2/2018 Es hört nicht auf Jeder kennt sie, jeder hasst sie, und jeder Politiker verspricht den Kampf gegen Bürokratie. Jetzt versucht es Wirtschaftsminister Bernd Althusmann. Die Unternehmen sind gespannt. 33 Alle vier Wochen reicht es Heidi Kluth. Dann muss im familieneigenen Sanitärbetrieb die Abrechnung gemacht werden fünf Banktage vor dem letzten Arbeitstag des Monats, wegen Vorfälligkeit der Sozialversicherungsbeiträge. Zwei Tage später wird dann überwiesen wegen Vorkasse. Am letzten Tag wird dann tatsächlich der Lohn gezahlt. Und weil im Handwerk Stunden zählen, kommt möglicherweise eine andere Zahl heraus, als fünf Tage vorher hochgerechnet wurde. Manchmal versucht sie es mit Gelassenheit: Wir können uns nicht jeden Monat wieder darüber aufregen. Aber dann redet sie sich doch in Rage: Das muss endlich angegangen werden! 2 Bei Umfragen immer oben auf der Sorgenliste Heidi Kluth ist Vorsitzende der Unternehmerfrauen im Handwerk Niedersachsen. Sie übernehmen in den Betrieben meist die Büroarbeit, und wenn sie nach ihren größten Problemen gefragt werden, steht immer das gleiche Thema obenan, vor Fachkräftemangel, Steuern und all dem anderen: die Bürokratie. Im Handwerk ist Bürokratie immer wieder ein Thema, sagt Kluth. Es hört einfach nicht auf. Den größeren Unternehmen geht es nicht besser. So konnte sich Wirtschaftsminister Bernd Althusmann der Zustimmung sicher sein, als er in einer Unternehmerrunde feststellte, dass Berichtspflich- ten die größte Geißel der Wirtschaft seien. Der CDU-Politiker hat gleich zu Beginn seiner Amtszeit eine Bestandsaufnahme aller bürokratischen Lasten angekündigt. Alle sollen auf den Prüfstand und die unnötigen gestrichen werden. Wir können manche Bremse lösen, sagt Althusmann. 2 Enttäuschung über viele Sonntagsreden Die Betroffenen hoffen das Beste, denn den Abbau von Bürokratie hat noch jeder Politiker irgendwann in seiner Karriere versprochen. Seit Jahrzehnten fordert die Wirtschaft, dass Brüssel, Berlin und unsere Bundesländer etwas gegen den Bürokratiemoloch tun müssen, sagt Volker Tschirch, Hauptgeschäftsführer des AGA Unternehmensverbands, in dem sich norddeutsche Groß- und Außenhändler zusammengeschlossen haben. In Sonntagsreden wird viel versprochen, doch die Belastungen wachsen weiter. Sein Kollege Jochen Wilkens vom Arbeitgeberverband ChemieNord hat die jüngsten Beispiele parat. Das neue Gesetz zur Brückenteilzeit etwa werde in der jetzigen Form eine erhebliche Belastung der betrieblichen Praxis bringen und müsse nachgebessert werden. Mit der neuen Datenschutz-Grundverordnung hat der Verband spezielle Erfahrung: Die Zusammenarbeit mit einer Agentur und einer Druckerei sei eingeschränkt worden, da diese Betriebe mit der Umsetzung der jetzt geforderten Nachweise überfordert sind. Es gehe um mehr als Lästigkeiten, sagt Volker Müller, Hauptgeschäftsführer der Unternehmerverbände Niedersachsen (UVN). Was Privatpersonen zuweilen nervt, kann für ein Unternehmen schnell zum Wettbewerbsnachteil werden. Auch er beklagt, dass der Aufwand trotz aller gegenteiligen Versicherungen immer weiter wachse zum Beispiel in der Gesundheitswirtschaft: Pflegekräfte verbrächten täglich drei Stunden mit der Dokumentation ihrer Tätigkeiten, bei Chefärzten seien es rund fünf Stunden Aktenordner für ein Genehmigungsverfahren Nicht nur hier wünscht sich Müller Entlastung durch Technik. In manchem Genehmigungsverfahren müssten Antragsunterlagen in 20-facher Ausfertigung auf Papier eingereicht werden jedes Exemplar ein Aktenordner. Dass solche Verfahren reglementiert sein müssen, sieht er zwar ein. Aber es kann nicht sein, dass Behörden in Zeiten der Digitalisierung noch ohne Dokumentenmanagement-System arbeiten. Die Ambitionen des Wirtschaftsministers lassen Müller hoffen. Jochen Wilkens hat immerhin ein Beispiel, wo stete Überzeugungsarbeit wirkte: empfehlen, Investitionen in Niedersachsen zu tätigen, ohne dass sie sich der massiven Gefahr von Industriespionage aussetzen müssen. Schaarschmidt VON STEFAN WINTER Es kann nicht sein, dass Behörden in Zeiten der Digitalisierung noch ohne Dokumentenmanagement-System arbeiten. Volker Müller, Unternehmerverbände Niedersachsen Die Chemieunternehmen sollten in Niedersachsen verpflichtet werden, sämtliche Antragsunterlagen für eine neue Anlage ins Internet zu stellen. Das sei zurückgenommen worden. Erst jetzt kann man Unternehmen wieder guten Gewissens 2 Österreich will jedes dritte alte Gesetz abschaffen Die Dienstleister im AGA Unternehmensverband würden die Abschaffung der Bürokratie am liebsten automatisieren. Wir fordern eine konsequentere Umsetzung der One in, one out -Regelung, sagt Volker Tschirch. Ein Ablaufdatum für Gesetze, damit überprüft werden kann, ob sie sich bewährt haben. Er verweist auf Österreich, wo im Dezember rund ein Drittel der vor 2000 beschlossenen Gesetze und mehr als die Hälfte der Verordnungen gestrichen werden sollen. Insbesondere deshalb, weil diese nicht mehr benötigt werden. Das würde wohl auch Heidi Kluth begrüßen. Ihr einziges Erfolgserlebnis beim Bürokratieabbau in knapp 20-jähriger berufspolitischer Aktivität ist die elektronische Datenübermittlung an das Finanzamt und die Sozialversicherung. Nun müsse sie wenigstens nicht mehr die Briefe in die Kästen werfen aber der Durchbruch sei das nicht. Ich glaube ja sogar, dass Bürokratie abgebaut wird, sagt sie. Aber wir merken es nicht. Andrang bei den Datenschützern Die neuen Regeln der im Mai eingeführten Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) sorgen weiter für große Verunsi- om o.c t o ph ock ist ev atn g o /dr cherung. Wir spüren einen deutlichen Anstieg des Beratungsbedarfs und der Anfragen, sagt Johannes Pepping, Sprecher der niedersächsischen Datenschutzbeauftragten. Im ersten Quartal hatte es 1300 Beschwerden und Anfragen gegeben, im zweiten Quartal waren es knapp Die Anfragen kämen verstärkt von Arztpraxen, kleinen Unternehmen, von Schulen und Betreibern von Internetseiten. Arztpraxen fragten zum Beispiel danach, wie sie ihre Patienten über die Datenverarbeitung informieren müssen. Betreiber von Webseiten wollen wissen, wie sie ihre Datenschutzerklärung formulieren müssen. Wegen möglicher Datenschutz-Verstöße melden sich derzeit auch mehr Bürger bei den zuständigen Behörden als früher. Bei tatsächlichen Verstößen seien Bußgelder denkbar, aber auch lediglich Warnungen, Hinweise oder Anordnungen. Man werde mit Augenmaß vorgehen. Die befürchtete Abmahnwelle ist offenbar noch nicht in Sicht. Es gibt Abmahnungen, aber im Moment keine echte Welle, sagt der hannoversche Rechtsanwalt und Datenschutzexperte Thomas Feil. Es sei ohnehin umstritten, ob die DSGVO überhaupt eine Grundlage für wettbewerbsrechtliche Abmahnungen bietet. Die DSGVO ermögliche auch Bürgern, Firmen auf Schmerzensgeld zu verklagen, wenn sie von einem Datenschutz- verstoß betroffen sind. Das tritt auch noch nicht in Mengen auf, aber vermehrt, sagte Feil. Ein Beispiel aus der Praxis seien Bürger, die aufgrund von Falscheinträgen gegen Wirtschaftsauskunfteien vorgehen. Auch könnten Bewerber Schmerzensgeld von Firmen verlangen, wenn diese sie nicht korrekt über den Umgang mit ihren Daten aufgeklärt haben. CWO

10 WIRTSCHAFTSZEITUNG AUSGABE 2/2018 2PANORAMA 11 TRAS 320 Die 2015 eingeführte Technische Regel für Anlagensicherheit 320 verlangt von Betrieben neue Sicherheitsnachweise zu umgebungsbedingten Gefahrenquellen Wind, Schnee und Eis. Nach Schätzung des Branchenverbands VCI kostet die Umsetzung die Chemieunternehmen bundesweit mehrer Hundert Millionen Euro, ohne verlässliche Erkenntnisse zu erbringen. KSK Die Künstlersozialkasse sichert freiberufliche Kreative ab. Ihre Auftraggeber müssen Abgaben leisten, was seit 2013 bei Betriebsprüfungen auch kontrolliert wird. Das Problem vor allem für kleine Handwerksbetriebe: Da die wenigsten Dienstleister die KSK-Pflicht auf der Rechnung vermerken, muss der Auftraggeber und später der Betriebsprüfer die Abgabepflicht recherchieren. BImSchG Das Bundes-Immissionsschutzgesetz ist eigentlich eine Errungenschaft. Allerdings mache es auch Kleinigkeiten wie die Verlagerung eines Altpapier-Lagerplatzes zum genehmigungspflichtigen Projekt, kritisieren die Unternehmerverbände Niedersachsen. Auf eine Landtagsanfrage der FDP stellte sich 2016 heraus: Das durchschnittliche BImSchG- Verfahren dauert 519 Tage. istockphoto.com/abscent84 DSGVO Vorfälligkeit Die Datenschutz-Grundverordnung soll Verbraucherrechte stärken und einen einheitlichen EU-Rechtsrahmen schaffen. Eine Kehrseite: Schon Kleinbetriebe brauchen einen Datenschutzbeauftragten. Eine Kuriosität: Verlangen Kunden die Löschung ihrer persönlichen Daten, sollen sie über den Vollzug informiert werden. Aber wie, wenn das Unternehmen die Adresse nicht mehr hat? In Zeiten knapper Sozialkassen eingeführt, ist die Vorfälligkeit der Sozialversicherungsbeiträge vor allem dem Handwerk ein Ärgernis. Wo sich in den letzten Tagen des Monats noch Löhne ändern, ist der Verwaltungsaufwand erheblich. Außerdem belastet das Vorab die Liquidität. Angesichts der Geldreserven in der Sozialversicherung sei jetzt die Zeit, das Verfahren zu ändern, fordert das Handwerk. SONDERVERÖFFENTLICHUNG Glasfaser für Unternehmen Wettbewerbsfähigkeit durch moderne Infrastruktur: enercity und htp optimieren Internet in Gewerbegebieten Downloadzeiten einer Daten-DVD (4,7 GB) Vergleich der Ladegeschwindigkeit von Glasfaser, VDSL und DSL 200 Mbit/s Glasfaser-Verbindung ca. 3 Min. htp-geschäftsführer Thomas Heitmann Bühler Die Zukunft des Internets liegt in der Glasfaser. Egal ob produzierendes Gewerbe, Handwerksbetrieb oder Handel der digitale Wandel macht sich überall bemerkbar und verändert Geschäftsprozesse und Arbeitsabläufe. Entwicklungen wie Industrie 4.0 und das Internet der Dinge haben schon heute starken Einfluss auf Unternehmen und ihre Mitarbeiter. Ob Videokonferenzen, Home-Office-Anwendungen oder Datensicherung: Wer wettbewerbsfähig bleiben will, braucht eine Glasfaser-Anbindung. Die Vorteile von Glasfaser liegen auf der Hand: Zukunftssichere Internetanbindungen mit heute bis zu 10 Gbit/s Down-/Upload bei garantierter Bandbreite und hoher Stabilität sorgen für ein effizienteres Arbeiten und perfekte Geschwindigkeiten auch bei datenintensiven Anwendungen. Die htp GmbH, Telekommunikationsanbieter für den Großraum Hannover, Hildesheim, Braunschweig, Peine und Wolfenbüttel, hat sich auf den Glasfaser-Ausbau spezialisiert und kooperiert dabei mit Gemeinden, Wirtschaftsfördergesellschaften und Energieversorgern. In Hannover arbeiten enercity und htp eng zusammen. Der Energieversorger verlegt die Glasfaser und htp bietet auf dieser Infrastruktur die Telekommunikationsdienste an. Im Gewerbegebiet Alter Flughafen hat enercity bereits einige Baumaßnahmen vorgenommen. Unternehmen, die die Bedeutung der Glasfaser erkannt und einen Vertrag abgeschlossen haben, werden in absehbarer Zeit über eine hoch performante Anbindung verfügen. Als Nächstes wollen die beiden Partner den Ausbau im Gewerbegebiet Bayernstraße in Godshorn prüfen und die dort ansässigen Unternehmen informieren. Für die Unternehmen ist das jetzt die Chance, ihre Internetversorgung zu modernisieren und weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben, sagt htp-geschäftsführer Thomas Heitmann. Abwarten ist definitiv keine Option. Uploadzeiten einer Daten-DVD (4,7 GB) 50 Mbit/s VDSL-Verbindung 16 Mbit/s DSL-Verbindung 200 Mbit/s Glasfaser-Verbindung 50 Mbit/s VDSL-Verbindung mit 10 Mbit/s im Upload 16 Mbit/s DSL-Verbindung mit 1 Mbit/s im Upload Microrohre für die neue Infrastruktur enercity ca.12 Min. ca.40 Min. ca. 3 Min. ca. 1 Std. ca. 10 Std. htp GmbH Kostenlose Hotline: business@htp.net symmetrisch

11 12 2 PANORAMA WIRTSCHAFTSZEITUNG AUSGABE 2/2018 2PANORAMA 13 Neue Messe für eine neue Zeit The winner takes it all Das weithin sichtbare Symbol der neuen Cebit lieferte SAP mit seinem Riesenrad. istockphoto.com/cylonphoto Das Risiko war enorm: 2017 wurde kurzerhand der Radikalumbau der Cebit beschlossen. Es war der letzte Schuss für das einstige Flaggschiff der Messewelt. Nach der Premiere sind die Macher sicher: Er hat gesessen. VON STEFAN WINTER, JENS HEITMANN UND CHRISTIAN WÖLBERT 33 Zwei Dinge sind geblieben. Dass sie Cebit heißt und in Hannover stattfindet alles andere ist neu, sagt Oliver Frese. Es sind zwei nicht ganz unwichtige Dinge, die einen Neustart gleichzeitig erleichtern und erschweren. Die Marke zieht immer noch weltweit, und die Stadt liebt ihre Messen einerseits. Aber andererseits: Die Erwartungen sind andere, wenn der Name im Centrum für Büroautomation, Informationstechnologie und Telekommunikation wurzelt, wenn die Marke für Massenandrang und Superlative aller Art steht. Das Wagnis war enorm, die Computermesse innerhalb eines Jahres zu Europas Business-Festival für Innovation und Digitalisierung zu machen. Die Entscheidung noch während der Cebit 2017 war radikal. Aus der immer weniger gefragten klassischen Verkaufsmesse sollte ein Event werden, etwas wie die South by Southwest im texanischen Austin, die mit einer Kombination aus Musikfestival, Konferenzen und Fachausstellung zum Magnet der Tech-Szene geworden ist. In Hannover fand diese Mischung ihr Symbol im Riesenrad des SAP-Konzerns. Ein Jahrmarkt-Utensil, aufgestellt vom Spezialisten für Unternehmenssoftware die beiden Cebit-Welten in einem Bild. Zu seinen Füßen erstreckte sich eine riesige Freifläche für Konzerte, Veranstaltungen und Präsentationen. Die klassische Messewelt gab es in den Hallen trotzdem. Als die erste Auflage der ganz neuen Cebit durch war, wurde der Mut belohnt: Kleine wie große Mitgliedsunternehmen seien durch die Bank sehr zufrieden, sagte Bernhard Rohleder, Hauptgeschäftsführer des Branchenverbands Bitkom. Von einem vollen Erfolg sprach Heiko Meyer, Chef von Hewlett-Packard Enterprise Deutschland. Abseits des offiziellen Jubels zeigte ein Beiratsmitglied ehrliche Erleichterung: Uns allen war nach dem langen Niedergang klar, dass dies für die Cebit die letzte Chance war. Dieser Schuss musste sitzen und er hat gesessen. Die Besucherzahl schrumpfte zwar noch einmal deutlich auf , aber sie waren im Schnitt 35 Jahre jung, und es waren mehr Frauen dabei. Selbst die kritischen Geister fanden hinterher, dass man auf dieser Cebit 2018 aufbauen könne. Man hatte Vorschläge, Wünsche, Anregungen aber für das vertraute Cebit- Bashing war nach dem Neustart kein Platz mehr. Für die Messe, die zuletzt oft als Auf der Straße der Digitalisierung: In den Hallen gab es auch die klassische Cebit mit den typischen Messeständen. Hier war allerdings nicht jeder zufrieden. Die Kundenkontakte ließen zu wünschen übrig, hieß es. dpa (6) hoffnungsloser Fall beschrieben wurde, ist das mehr wert als der professionelle Jubel von Veranstaltern und Verbänden. Es gab allerdings auch Kritik bei Ausstellern, für die die alte Cebit maßgeschneidert war. Sie hätten im neuen Umfeld nicht so viele Kunden erreicht wie früher, berichteten etliche Mittelständler. Auch ihnen gefällt zwar das neue Konzept, es helfe aber auch nicht wirklich weiter, hieß es. Von zwölf zufällig ausgewählten Firmen sagten sechs, dass sie weniger Kontakte erreichen als im Vorjahr, fünf äußerten sich unentschieden, nur eine berichtete von einem Plus. Für Secusmart aus Düsseldorf und Mach aus Lübeck erwies sich der Festivalcharakter sogar als Problem. Beide entwickeln Software für Behörden und berichteten, dass viele Beamte die Dienstreise zur Cebit nicht antreten durften: Wir haben oft gehört, das ist ein Festival, da darf ich nicht mehr hin, sagte Karsten Kneese von Mach. Es ist also noch nachzuarbeiten. Das hatte Oliver Frese allerdings auch nicht anders erwartet und freute sich nach der Premiere erst einmal: Alle von uns gesteckten Ziele wurden erreicht. Eigentlich wurden sie sogar übertroffen. Denn im Wissen um die Risiken ihres radikalen Manövers hatten die Messemacher vorsichtig geplant. Am Beginn des Projekts im Frühjahr 2017 rechneten sie mit einem Absturz auf 2300 Aussteller und eine vermietete Fläche von etwa Quadratmetern. Es kamen nach Messe-Angaben 2800 Aussteller, die Quadratmeter belegten. Unter dem Strich habe sich die Cebit für den Veranstalter gerechnet, sagte Frese. Nach dem Schnellschuss für 2018 läuft die zweite Auflage. Denn von vornherein war klar, dass man dem neuen Konzept zwei, drei Jahre Anlaufzeit geben wird. Wir haben eine Basis gelegt, von der aus wir wachsen wollen, sagt Frese. Das war die erste Cebit der neuen Zeitrechnung. Die Show in der Schau: Rund Besucher kamen zu den Konzerten auf der Cebit. Franson 33 Für Julian Glaab und seine Mitgründer vom Start-up Aipark hätten die vergangenen Monate kaum besser laufen können. Zuerst wurden sie in ein neues Gründerzentrum ihrer Heimatstadt Braunschweig aufgenommen, dann gewann ihre Internet-Plattform für die Parkplatzsuche den wichtigsten Gründerpreis der Cebit. Der Innovation Award brachte Euro Preisgeld und viel Aufmerksamkeit. Die Technologie von Aipark schont nicht nur die Nerven von Autofahrern, sondern auch die Umwelt, lobte Bundesbildungsministerin Anja Karliczek auf der Messe. Aipark: Julian Glaab (l.) und Start-ups mit Investoren und den Etablierten der Wirtschaft zusammenzubringen, ist Johannes Riedel. Kutter (3) schon seit einigen Jahren erklärtes Ziel der Cebit. Im neuen Auftritt prägen die Jungen das Bild wie noch nie. Und beim Heimspiel haben gerade die niedersächsischen Gründer ihre Chance. Der Standort ist eher für andere Branchen bekannt, und so können Glaab und seine Kollegen jede Aufmerksamkeit brauchen. Bei der Suche nach Verstärkung etwa tun sie sich schwer, die Resonanz auf Ausschreibungen bei Airpark ist dünn. Das habe wohl auch mit einem Unternehmen um die Ecke zu tun, das die Leute wegfischt, sagt Glaab der Autoriese VW. Bislang besteht das Aipark- Team aus gerade mal sieben Leuten. Die Erfahrung teilen andere. Es ist sehr schwer, Entwickler für Soft- und Hardware zu finden, sagt auch Tobias Betz von Smavoo, einem hannoverschen Spezialisten für Industrieanwendungen im Internet of Things. Er würde sogar erwägen, die Region zu verlassen oder einen zweiten Standort aufzumachen, wenn sich die Lage nicht bessert. An hannoverschen Hochschulen würden einfach nicht genügend Software-Entwickler ausgebildet, sagt er. Start-ups trifft der Personalmangel besonders hart: Sie müssen wachsen, um über die Gewinnschwelle zu kommen und Investoren bei Laune zu halten. Wir müssen unseren Speed aufrechterhalten, sagt Glaab. Bei Geschäften wie Aipark schlägt zudem das Gesetz der Plattformökonomie durch: The winner takes it all. Mehr als in anderen Branchen nährt hier der Erfolg den Erfolg. Am Ende setzt sich ein Anbieter durch wie bei Flixbus oder Airbnb. Dean Ćirić will Schüler und Azubis fit für die Arbeitswelt der Zukunft machen. Sein Start-up Fabmaker aus Braunschweig entwickelt spezielle 3-D-Drucker und passende Bildungskonzepte für Schulen. Allein mit smarten Tafeln und Speicherplatz in der Cloud vermitteln Schulen keine digitalen Kompetenzen, sagt Ćirić. Fabmaker profitiere von der engen Zusammenarbeit mit der TU Braunschweig und den vielen Messen in Hannover, zum Beispiel der Didacta. Kompliziert sei es jedoch, Kapital für das weitere Wachstum zu finden. Bei siebenstelligen Beträgen wird es extrem schwierig, sagt Ćirić. Die Investorenmentalität ist hier einfach anders als zum Beispiel in den USA. Insgesamt zeigen die Start-ups sich aber zufrieden mit dem Standort. Jedes Jahr kommen neue hinzu und vernetzen sich. Die Studie Start-up-Monitor zählte vor zwei Jahren 84 Start-ups in Niedersachsen, 2017 waren es 110. Auch loben die Gründer die Landesregierung für ihre Förderprogramme. Seit Kurzem gibt es neue Start-up-Zentren in Hannover, Braunschweig und weiteren Städten. Christian Wölbert Smavoo: Rouven Wiegard (l.) und Tobias Betz. Fabmaker: Dean Ćirić sucht Investoren. Hilfreich Feinsinnig Praktisch Sicher Der Roboter AV1 verfolgt mit Kamera und Mikrofon im Klassenzimmer den Unterricht und überträgt ihn live für chronisch kranke Kinder, die nicht in die Schule kommen können. Über den Rückkanal können sie auch mitarbeiten. Entwickelt wurde er vom norwegischen Start-up No Isolation, Vodafone will ihn in Deutschland vermarkten. In 4000 Metern Tiefe kann die Tauchdrohne der Fraunhofer- Gesellschaft den Meeresboden per Sonar abtasten, in hoher Auflösung vermessen und Fotos machen. Eine der größten technischen Herausforderungen: Unter Wasser ist kein direkter GPS-Empfang zur Positionsbestimmung der autonomen U-Boote möglich. Der VW Sedric könnte schon in ein oder zwei Jahren autonom durch den Alltag fahren jedenfalls in den USA. Die auf der Cebit gezeigte neueste Variante Sedric Active soll ihre Passagiere zum Beispiel am Startpunkt einer Mountainbiketour absetzen und dann autonom zum Zielort fahren, um sie dort abzuholen. Mit dem Merkel-Phone ist Secusmart bekannt geworden. Die Software des Düsseldorfer Unternehmens macht ganz normale Android-Smartphones bereit für verschlüsseltes Telefonieren und Simsen dieser Handys habe allein die Bundesregierung im Einsatz, verkündete Secusmart auf der Cebit.

12 14 2PANORAMA WIRTSCHAFTSZEITUNG AUSGABE 2/2018 Am Puls der Zeit Was macht Digitalisierung mit Unternehmen? Pro Hannover Region will Wissen aus erster Hand vermitteln. VON STEFAN WINTER Im Silicon Valley gibt es Licht und Schatten. Man muss das Gute mitnehmen. Birgit Feeß, Geschäftsführerin Pro Hannover Region Wie nehme ich alle Mitarbeiter mit auf die digitale Reise? Marion Tenge, Leiterin Unternehmensentwicklung Flughafen Hannover Wir wollen die Erkenntnisse runterbrechen auf kleine Unternehmen. Stephan Handwerker, Vorstandsvorsitzender Pro Hannover Region 33 Es lässt wohl keinen kalt, das Valley. Auch die niedersächsische Delegation, angeführt vom damaligen Wirtschaftsminister Olaf Lies, kam bewegt aus Kalifornien zurück. Die beobachtete Offenheit, das Tempo, die Kreativität, der Zwang zur Innovation, der Mut zum Scheitern all das verdichtet sich für Birgit Feeß, Geschäftsführerin von Pro Hannover Region (PHR), zu einer grundsätzlichen Frage auch an deutsche Unternehmen: Wie verändert sich Führung im digitalen Zeitalter? Die Frage beschäftigt in Konzernen ganze Stabsabteilungen und in der Wissenschaft Thinktanks. Aber was machen Mittelständler und Kleinunternehmer, die genauso spüren, wie sich immer schneller Märkte ändern, Produkte, Kundenwünsche, Mitarbeiterbedürfnisse? Sie müssen auch mal raus aus dem Hamsterrad, sagt Feeß. 2 Jedes Geschäft verändert sich Zu den Thinktanks gehört die LeadershipGarage an der Lüneburger Leuphana Universität. Professorin Sabine Remdisch befasst sich dort seit vier Jahren mit der Frage, wie Digitalisierung Unternehmen im Innern verändert. Auch sie war in den USA dabei und hat ihr bisher auf Großunternehmen ausgerichtetes Projekt inzwischen um die LeadershipGarage Mittelstand erweitert. Vor einem Jahr startete das Projekt, unterstützt vom niedersächsischen Wirtschaftsministerium, mit einer Informationsveranstaltung in Oldenburg. Zwischen einem Dutzend Unternehmen ist auch der Wirtschaftsverein PHR dabei, denn wir wollen die Erkenntnisse runterbrechen auf kleine Unternehmen, sagt Stephan Handwerker, seit Februar PHR-Vorstandsvorsitzender und im Hauptberuf Geschäftsführer der Internationalen Schule Hannover. PHR will dafür sorgen, dass auch die kleinsten der rund 400 Mitgliedsfirmen am Puls der Zeit bleiben. Eins der größeren Mitglieder ist der Flughafen Hannover, der neben Enercity, Nord/LB und anderen auch zu den Einzelunternehmen gehört, die in der Garage mitmachen. Wir sind ja eigentlich längst digital, sagt Marion Tenge, Leiterin der Unternehmensentwicklung. Doch es gibt eine Digitalisierung jenseits des Online-Checkin: Wie sieht zum Beispiel die Zukunft der Einzelhändler im Flughafen aus, wenn Onlinebestellungen jederzeit überall ausgeliefert werden? Wie werden die Ausbreitung von Carsharing und Ridepooling die Nutzung der Parkhäuser verändern? Rund die Hälfte des Umsatzes macht der Airport mit flugfernen Geschäften. Wir brauchen Raum zum Experimentieren, sagt Tenge. Aber wie nehme ich alle Mitarbeiter mit auf diese digitale Reise? Das Leuphana-Projekt geht die Themen in verschiedenen Workshops an. Es geht zum Beispiel um Innovationskultur, Führung und Kommunikation oder datengetriebene Führung. Regelmäßig kommen Wissenschaftler und Alle haben die gleichen Probleme : Stephan Handwerker, Birgit Feeß und Marion Tenge wollen bei der Lösung helfen. Schaarschmidt (4) Praktiker zusammen. Während die anderen Teilnehmer ihre Erkenntnisse danach mit in die eigenen Firmen nehmen, drehen die PHR-Vertreter eine Extrarunde und bereiten die Inhalte für ihre Mitglieder auf. Wir wollen das Wissen aus erster Hand weitergeben, sagt Handwerker. Bei einer ersten Runde mit 25 Teilnehmern im Mai zeigte sich: Wir haben alle die gleichen Probleme, sagt Tenge. 2 Die Balance muss stimmen Deren Lösung sieht Birgit Feeß nicht allein im Silicon Valley. Man muss das Gute mitnehmen, sagt sie, aber neben dem Licht sei wie überall auch Schatten. Als Insellösung sieht sie das Valley, Handwerker spricht von einem Labor voller Extreme. Viel spiele im Atmosphärischen. Feeß beobachtet eine Offenheit, die wir uns hier manchmal wünschen und die Fähigkeit, Fehler schnell abzuhaken. Hierarchie spielt beim Kennenlernen keine Rolle, sagt Tenge wer da vor ihnen stand, hätten sie manchmal erst hinterher gemerkt. Wie also bringt man neuen Geist in Unternehmen, die seit Jahren oder Jahrzehnten nach einem eingefahrenen und durchaus erfolgreichen Modell funktionieren? Man muss Influencer im Unternehmen finden, sagt Handwerker. Von Hauruck-Methoden und von oben verordneter Revolution hält keiner der drei etwas. Der Schlüssel ist, das kontrolliert zu machen. Bewährtes und Neues auszubalancieren sei die Anforderung an die Führungskräfte. Schließlich sei das Scheitern ganzer Unternehmen, wie es US-Startups selbstverständlich hinnehmen, keine Option für deutsche Mittelständler. Da ist das Silicon Valley eben doch Labor. Das Projekt 33 LeadershipGarage ist ein Projekt des Instituts für Performance Management (IPM) unter Leitung von Prof. Sabine Remdisch an der Leuphana Universität Lüneburg. Das IPM versteht sich als Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Praxis. Ausgangspunkt für die LeadershipGarage sind die tief greifenden Veränderungen in der Unternehmenskultur durch Digitalisierung und Vernetzung. Die nötigen Kompetenzen, Erfahrungen und Einstellungen von Führungskräften verändern sich dabei. Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft treffen sich regelmäßig in Workshops, um Lösungen für die Herausforderungen und Chancen vernetzter Führung zu erarbeiten. Das Ziel ist es, die gewonnenen Erkenntnisse möglichst passgenau für die am Programm beteiligten Firmen umzusetzen. Der Verein 33 Pro Hannover Region (PHR) wurde während der Weltausstellung Expo 2000 gegründet. Die anfangs 14 Mitglieder wollten das frisch erwachte Engagement der hannoverschen Wirtschaft nach der Weltausstellung nicht einfach verpuffen lassen. Heute gehören dem Verein rund 400 Unternehmen, Verbände und Behörden an vom Freiberufler bis zur Konzernniederlassung. Am Grundgedanken hat sich nichts geändert: PHR will mit eigenen Initiativen den Standort stärken und durch Kontakte unter den Mitgliedern möglichst viel Geschäft in der Region halten. Außerdem dienen elf Arbeitsgruppen dazu, Wissen auszutauschen und sich zu Themen wie CSR, Gesundheitsmanagement, Internationalisierung oder Image und PR auf dem Laufenden zu halten. Regelmäßig lädt der Verein zum Frühstücks-Talk Start um 8 Uhr morgens, Ende pünktlich um 9.30 Uhr.

13 Liebe, Lager und Logistik Mit der WIRTSCHAFTSZEITUNG auf der Intralogistikmesse CeMAT 2018 Schöne Regale haben Sie hier, sehr schön. Das überraschende Kompliment des Messegastes entlockt Cristina Trentin ein Lächeln und ein Grazie. Wie viele geführte Touren sie schon auf dem Stand des italienischen Metallverarbeiters Metalsistem begrüßt hat? Keiner weiß es. Aber eine derartige Liebeserklärung an die stählernen Regalsysteme mit ihren charakteristischen Knubbeln hat die Responsabile commerciale bislang wohl nur selten erfahren. Schon zieht die Gruppe weiter über den riesigen Stand des Unternehmens in Halle 20. Metallregale, Streckregale, Ladenregale, Regale in allen Größen, Farben und Variationen. Mal schlicht, mal elegant, vor allem aber analog auf der CeMAT, die erstmals parallel zur Hannover Messe stattfindet und auf der wie auf der Industriemesse selbst dauernd von Vernetzung und Digitalisierung die Rede ist, dass es einem zu den Ohren raushängt. Keine Bluetooth-Beacons, keine Algorithmen, keine Cloudanbindung. Super! Dafür kann man mit den Design-Stangen der Italiener Gewächshäuser bauen, die auch die Deutschen kaufen. Die in den Lidl-Läden zum Beispiel seien von ihrer Die schlichte Schönheit des Analogen: Italienische Metallregale auf der CeMAT. Firma, sagt Trentin stolz. Italienische Gestaltungskunst im deutschen Discounter! Beeindruckt greift der Redakteur dieser Zeilen zum Gratis-Wasser aus den Plastikflaschen, um die Müllberge der Messe weiter wachsen zu lassen. Auf geht es im Entenmarsch zu SSI Schäfer, einem Spezialisten für innerbetrieblichen Materialfluss. Dort gerät Gebietsverkaufsleiter Zoran Rubil über die Vorteile des Logimat-Lagerlifts der neuesten Generation ins Schwärmen. Ergonomisch in der Bedienung lässt sich dieser überdimensionale Schubladenschrank bis auf knapp 24 Meter Höhe aufbauen. Eigentlich ideal, um die ausufernde heimische Büchersammlung professionell zu verstauen. Aber vielleicht zu hoch Vorbei geht es an einer hübschen Frau mit VR-Brille, die zwischen Schwerlastregalen dekorativ an einer Modelleisenbahn steht, zur nächsten Station. Dort erwartet die Besucher Evo: das Shuttlesystem der österreichischen Firma Knapp. Die vollautomatischen Wägelchen sollen helfen, den Warendurchsatz und die Dichte von Lagern weiter zu steigern. Temperamentvoll zählt Manager Christian Brauneis die vielen Vorteile der Lagerflitzer auf, die das Fachmedium Verkehrsrundschau wegen ihrer gefälligen Formensprache und fließenden Linien lobte. Schon aber drängt Youssef Salami zum Aufbruch. Der Elektrotechnikstudent ist der Guide der Gruppe, einer der vielen Führer, die an den Messetagen die unzähligen Besuchergruppen durch die Hallen führen und mit allerlei Wissen über Hannovers Traditions- und Industriemesse füttern. Jetzt lotst er die Gruppe zurück in Halle 19 zu Diract aus den Niederlanden, wo ein Mann von Omnichannel-Management, Algorithmen und 3rd-party logistics redet. Einem der Besucher ist das ziemlich wurst. Ihm machen die schwül-schlechte Hallenluft und seine Füße zu schaffen. Und so wendet er seine Aufmerksamkeit lieber den leckeren Holland-Honigwaffeln zu, die ihm eine Mitarbeiterin reicht. Eigentlich würde er noch eine zweite Waffel nehmen, aber die schlanke Linie... Über Shyftplan, ein Berliner Start-up, das eine Software für Dienstplanung entwickelt hat, geht es schließlich zur letzten Station des Zwei-Stunden-Rundgangs: zu Elpa Consulting, einem Beratungsunternehmen für Mittelständler. Dessen Jetzt kostenlos als Leser der WIRTSCHAFTSZEITUNG reservieren! VIP-Führung auf der Hannover Messe 2019 Stefan Schwichtenberg Telefon: (0511) SSI Schäfer und der Hersteller Knapp vertreten durch Manager Christian Brauneis (oben Mitte) waren zwei Stationen des Rundgangs. Züchner, Baumann (4) Chef Horst Emde schwört die Besucher gut gelaunt und mit knappen Worten auf die Herausforderungen des Mittelstands ein, bevor es zum Essen geht. Und was sagen die Teilnehmer, bevor sie mit Wissen vollgepfropft die Messe verlassen? Die einen sind privat da wie Lothar Steiner, der vor der Rente Unternehmen zu SAP beriet und auf dem Stand bleiben will. Andere haben eine berufliche Perspektive. So wie Peter Greulich, der bei der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers SONDERVERÖFFENTLICHUNG Führungskräfte berät und wissen will, wie seine Kunden ticken. Oder wie Gudrun Benne, die als Geschäftsführerin des Industrie Clubs Hannover die Interessen der heimischen Wirtschaft im Blick und damit ein unmittelbares Interesse am Thema Logistik hat. Kundenorientierte Logistik ist für den stationären Einzelhandel ein Schlüssel in der Auseinandersetzung mit den Onlineriesen, sagt sie. Und auf einmal nimmt der lockere Rundgang ein ernstes Ende.

14 16 2PANORAMA WIRTSCHAFTSZEITUNG AUSGABE 2/2018 Ein Ereignis auch ohne Anlass: Hannovers Händler wollen mehr Freiheit bei der Sonntagsöffnung. Thomas Kein Einkauf ohne Begründung Die niedersächsischen Einzelhändler warten seit Jahren auf Rechtssicherheit bei der Sonntagsöffnung. Doch der Regierungswechsel hat ein neues Gesetz verzögert. Dabei zeigen andere Länder, dass eine praktikable Lösung nicht so schwer ist. VON STEFAN WINTER UND MARKUS RIESE 33 Der Sonntag ist zum liebsten Einkaufstag der Deutschen geworden. Allerdings nicht im Laden, sondern im Netz. Wenn die Online-Händler ihr bestes Geschäft machen, darf es die stationäre Konkurrenz nicht, denn Sonn- und Feiertage stehen unter besonderem Schutz der Verfassung. Lange gab es wenig Grund, an den rigiden Regeln zu rütteln, doch jeder Euro Umsatz, der ins Internet abwandert, tut den Händlern weh. Seit Jahren hoffen die niedersächsischen Einzelhändler auf eine liberalere und vor allem praktikablere Regelung der Sonntagsöffnung weitgehend vergeblich. 2 Glück für die Flohmarktbetreiber Dabei geht es allerdings weniger um den sinkenden Umsatz, sondern eher um die Besucheransprache. Grundsätzlich werden die verkaufsoffenen Sonntage von unseren Händlern als Marketing-Maßnahme verstanden, erklärt Frederike Breyer, Geschäftsführerin der Pro City GmbH in Göttingen. Einen Erfolg verbuchten immerhin die Flohmarktbetreiber. Auch ihnen wurde mit einem Beschluss des Oberverwal- tungsgerichts Lüneburg im April 2017 der Sonntag streitig gemacht: Wenn die wirtschaftlichen Interessen im Vordergrund stehen, seien sie an Sonn- und Feiertagen unzulässig. Das Problem ließ sich mit einer Ergänzung im Feiertagsgesetz aus der Welt schaffen: Im Juni beschloss der Landtag einstimmig die Gesetzesänderung, die den Weg für Sonntagsflohmärkte wieder freimacht. Auf der größeren Baustelle kommt man dagegen kaum voran: Es geht um die grundsätzliche Regelung der Sonntagsöffnung im Niedersächsischen Gesetz über Ladenöffnungs- und Verkaufszeiten (unter Experten: NLöffVZG). Auf Klage der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi urteilte das Verwaltungsgericht Hannover schon 2015, dass dieses Gesetz den juristischen Ansprüchen nicht standhalte. Seitdem werden verkaufsoffene Sonntage regelmäßig zum juristischen Vabanquespiel. 2 Jeder Sonntag ein juristisches Vabanquespiel Natürlich ist diese Ungewissheit sehr besorgniserregend, sagt etwa Tanja Bittner, Geschäftsführerin des Vereins Stadtmarketing Northeim. In Hannover soll es in diesem Jahr nur zwei verkaufsoffene Sonntage geben, weil Verdi Druck An Sonntagen machen Online- Händler ihr bestes Geschäft, während der stationäre Handel geschlossen bleiben muss. pa/obs/ubup machte und sich die Händler ohnehin nicht auf vier Termine einigen konnten: Am 28. Januar öffnete nur der Möbelhändler Staude, den Innenstadthändlern lag der Termin zu nah an Weihnachten. Sie hätten gern noch den 9. September gehabt, wenn wegen des Regionsentdeckertages die City ohnehin voll ist. Aber die Händler in den Stadtteilen hatten sich schon auf einen anderen Termin festgelegt. So findet der zweite verkaufsoffene Sonntag in der City nach dem 25. März zum Martinstag am 11. November statt. Die mühsamen Verhandlungen sind Folgen der aktuellen Rechtslage in Niedersachsen: Bisher sind maximal vier Sonntagsverkäufe jährlich pro Gemeinde zugelassen und acht in Ausflugsorten. In Großstädten führt das regelmäßig zum Konflikt zwischen City und Randgebieten: Öffnen sie an den gleichen Tagen, streben die Kunden ins Zentrum, und die anderen Geschäfte gehen leer aus. Die Eckpunkte für ein verfassungsgemäßes Gesetz hat das Bundesverfassungsgericht schon 2009 festgelegt: Arbeitsruhe an Sonn- und Feiertagen muss die Regel sein, die Ausnahme davon braucht einen dem Sonntagsschutz gerecht werdenden Sachgrund. Wirtschaftliche Interessen allein genügten dafür nicht. Welche Gründe eine Sonntagsöffnung rechtfertigen, ist seitdem das liebste Thema der Experten. Ein neues Gesetz gab es in Niedersachsen schon. Die rot-grüne Landesregierung hatte sich geeinigt, es sollten zusätzliche Sonntage erlaubt werden. Aber das Urteil der Verfassungsrichter schlug sich nieder: Eine Sonntagsöffnung müsse mit einem Anlass verbunden sein, der im Verhältnis zum beabsichtigten Öffnungsumfang angemessen sei Jubiläen, Straßenfeste und Großveranstaltungen. 2 Eckpunkte stehen im Koalitionsvertrag Doch der Entwurf ist Makulatur, denn ein neuer Koalitionsvertrag ist da, und ein neuer Gesetzentwurf muss her unter Berücksichtigung der Arbeitnehmerrechte und des verfassungsrechtlichen Sonntagsschutzes, wie es in der Koalitionsvereinbarung heißt. Außerdem haben sich SPD und CDU darauf festgelegt, kleine Gemeinden nicht 10,2 % beträgt der Anteil des Onlinegeschäfts am deutschen Einzelhandelsumsatz. Innerhalb von sieben Jahren hat er sich verdoppelt. gegenüber großen zu benachteiligen. Und schließlich soll es nicht mehr Öffnungstermine geben als bisher. Ob pro Geschäft oder Gemeinde da gehen die Interpretationen der Koalitionspartner schon auseinander. Niedersachsen benötigt schnell ein neues Ladenöffnungsgesetz, sagte der Fraktionsvorsitzende Dirk Toepffer schon im Februar. Doch als die oppositionelle FDP wenig später nach dem Fortgang der Gesetzgebungsarbeit fragt, geriet die Antwort karg: Ein Referentenentwurf sei im Sozialministerium in Arbeit, die Landesregierung halte zügiges Handeln ohne Vernachlässigung der nötigen Sorgfalt für erforderlich. Martin Prenzler, Geschäftsführer der City-Gemeinschaft Hannover, blickte da nur neidvoll auf die Rahmenbedingungen der Kollegen in Nordrhein-Westfalen. Man brauche in Niedersachsen nicht einmal die acht Sonntage, die der Landtag dort gerade beschlossen habe. Uns würden für die Innenstadt vier Sonntage reichen, in jedem Quartal einer. Allerdings gebe es in Nordrhein-Westfalen eine sehr gute und unbürokratische Lösung: Es müsse dort keinen Anlass für einen verkaufsoffenen Sonntag geben, das öffentliche Interesse sei Anlass genug für die Öffnung der Läden. Das wäre auch eine gute Regelung für Hannover, sagte Prenzler.

15 2DOSSIER 17 NACHWUCHS WIRTSCHAFTS ZEITUNG AUSGABE 2/2018 IHK Hannover Je enger vor Ausbildungsbeginn die Bindung an das Unternehmen, desto geringer die Aussicht, dass der Bewerber abspringt, um woanders eine Ausbildung oder auch ein Studium zu beginnen. Prof. Dr. Günter Hirth, IHK Hannover Die Azubis Monika Struck und Bennet Beckmann während einer Vertrauensübung in der Handwerkskammer Hannover. Steffen Kluft der Kulturen Die Erwartungen von Berufsanfängern an ihre Ausbildung und der Chefs an ihren Nachwuchs klaffen häufig auseinander. Wie diese Lücke schließen? Durch kluge Kommunikation und speziell geschulte Gesellen als Schnittstelle. Eine von ihnen ist Henriette Golletz vom Isernhagener Werbeunternehmen Kießling. VON OLIVER ZÜCHNER 33 Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und redet, wo sie arbeiten sollte. Diese Klage kommt vielen bekannt vor. Kein Wunder, denn die Beschwerde über die Jugend ist mindestens so alt wie das Zitat des griechischen Philosophen Sokrates aus dem 5. Jahrhundert vor Christi Geburt. Schwierig wird es, wenn Unternehmer oder Führungskräfte jetzt insgeheim mit dem Kopf nicken und denken: Ja,genauso ist es. Denn dann tappen sie in eine Kommunikationsfalle. Eine Falle, die sie möglicherweise ihren Nachwuchs kostet. Nachwuchs, den Unternehmen händeringend suchen. Aber vielleicht haben sie ja auch noch nicht wirklich verstanden, dass sie sich heutzutage bei den Bewerbern bewerben müssen. Nicht umgekehrt. So sind die Zeiten. 2 Besser verstehen, besser motivieren Also ich habe keine Probleme, Nachwuchs zu finden, sagt Volker Kießling selbstbewusst. Der Geschäftsführer des gleichnamigen Isernhagener Werbeunternehmens sieht seine Firma mit ihren 24 Mitarbeitern gut aufgestellt. Aber dennoch hat er Henriette Golletz zum Workshop bei der Handwerkskammer Hannover geschickt besuchte die damals 25-jährige Werbetechnikerin eine Schulung, die Gesellen für die Ausbildung des Nachwuchses fit macht. Ich wollte unsere fünf Azubis besser verstehen, sie besser motivieren, sagt Golletz. Dazu gehört, den Nachwuchs anzuleiten: ihm seine Aufgaben zu erklären, ihm aber auch die Zusammenhänge deutlich zu machen. Die Azubis wollen wissen, warum sie etwas tun sollen, sagt Golletz, die ihr Wissen inzwischen an die anderen Gesellen weitergibt. Eines hat sie dabei gelernt: sich klar auszudrücken. Viele Missverständnisse entstehen, weil Chefs und Ausbilder Dinge voraussetzen, die Azubis noch nicht wissen können. Und dann wundert man sich, wenn es Ärger gibt. 2 Anders nicht dümmer Die Chefs und auch die Ausbilder haben oft ein zu negatives Bild von der Jugend, sagt Bettina Wolf-Moritz, die sich bei der Handwerkskammer Hannover für mehr Qualität in der Ausbildung einsetzt. Sie verstehen nicht, dass die Jungen und Mädchen nicht dümmer sind, nicht fauler, sondern anders. Während die Ausbilder mit Schallplatte und Wählscheibentelefon groß geworden sind, sind die Azubis mit ihrem Smartphone buchstäblich verwachsen, was viele Chefs mit Kopfschütteln betrachten. Besser wäre es, darüber nach- zudenken, wie man die Fähigkeiten der Jungen für den eigenen Betrieb, zum Beispiel den Webauftritt, nutzt, sagt Wolf-Moritz. Azubis von heute akzeptieren Autorität, die aus Kompetenz erwächst, nicht aus dem schieren Anspruch, Chef zu sein, betont Wolf-Moritz. Vor allem wollen die Jungen gleichwertig behandelt werden. Die meisten Auszubildenden kennen ihre Rechte und bestehen auch darauf, dass sie eingehalten werden, sagt Wolf-Moritz mit Blick etwa auf das Thema Überstunden. Gleichwertigkeit heißt aber auch: Die Azubis wollen einbezogen werden. Sie sehen sich als Teil eines Teams, das an einer Sache arbeitet. Sie wollen wissen, warum sie etwas tun. Passiert das, stimmt auch die Motivation des Nachwuchses. Wolf- Moritz verweist auf die vielen Azubis, die zwei bis vier Wochen ins Ausland gehen, um dort zu lernen. Nachgelassen haben bestimmte Grundfähigkeiten wie Dreisatzrechnung. Das kann man aber nachholen, sagt sie. Viel hängt damit von den kommunikativen Fähigkeiten des Chefs und seiner Mitarbeiter ab: Miteinander reden, nicht übereinander; versuchen, einander zuzuhören und zu verstehen. Deshalb sind auch Praktika so wichtig, sagt Prof. Dr. Günter Hirth von der IHK Hannover. Haben Azubis die Branche oder den Betrieb bereits kennengelernt, sinken die Abbrecherquoten spürbar, sagt Hirth. Er begrüßt es daher, dass die berufliche Orientierung an Niedersachsens Gymnasien ab Herbst 2018 durch zusätzliche Praktika gestärkt werden soll. Das wird die Unternehmen herausfordern, aber es lohnt sich, um Nachwuchs zu gewinnen, sagt der Bildungsexperte. 2 Über berufliche Perspektiven sprechen Zur gelungenen Kommunikation gehört auch, mit den Azubis noch vor Ausbildungsbeginn über ihre beruflichen Perspektiven zu sprechen. Die jungen Leute sind durchaus ehrgeizig. Die nächsten 40 Jahre das Gleiche zu tun, ist keine Aussicht, sondern Abschreckung, sagt Hirth und verweist auf Firmen, die offensiv mit Aufstiegsmöglichkeiten zum Meister oder sogar darüber hinaus werben. Je enger vor Ausbildungsbeginn die Bindung an das Unternehmen, desto geringer die Aussicht, dass der Bewerber abspringt, um woanders eine Ausbildung oder auch ein Studium zu beginnen. Tipps für den Chef Halten Sie Kontakt zwischen Vertragsabschluss und Ausbildungsbeginn. Laden Sie den Nachwuchs (samt Eltern) zum Kennenlernen des Betriebs ein. Bieten Sie ihm oder ihr vielleicht einen Nebenjob an. Weisen Sie die künftigen Lehrlinge auf die kostenfreien dreistündigen Workshops für Berufseinsteiger hin, die die Handwerkskammern niedersachsenweit anbieten. Überfordern Sie den Neuling nicht. Machen Sie sich mit Ihren Gesellen besser Gedanken, welche der täglichen Aufgaben Sie den Anfängern bereits zuweisen können. Aber es geht auch um pädagogisches Feingefühl und kommunikatives Geschick: In Gesellenworkshops der Handwerkskammer erwerben die Teilnehmer genau solche Fähigkeiten. Zeitlicher Aufwand: zweimal ein Tag im Abstand von vier Wochen, in Hannover am 16. Oktober und 13. November Auszubildende, die dem Betrieb schon länger angehören, eignen sich als Ansprechpartner auf Augenhöhe. Die Handwerkskammern in Niedersachsen bieten für sie eintägige Workshops: Anschließend können die erfahreneren Jahrgänge neue Azubis umso besser begleiten. Dazu gehört, die Frischlinge beim Lernen und Führen des Berichtshefts zu unterstützen. Die älteren Azubis mit Aufgaben zu betrauen stellt auch ihnen gegenüber Wertschätzung dar. Setzt auf eine gute Kommunikation mit den Azubis: Volker Kießling, Geschäftsführer des gleichnamigen Werbeunternehmens aus Isernhagen, mit Gesellin Henriette Golletz (Mitte) und der Auszubildenden Svenja Kruse. Schaarschmidt

16 18 2DOSSIER NACHWUCHS WIRTSCHAFTSZEITUNG AUSGABE 2/2018 Dual zum Erfolg Immer mehr junge Menschen in der Metropolregion Hannover kombinieren Ausbildung und Studium trotz Doppelbelastung durch Hochschule und Berufsalltag. Doch es lohnt sich: Die Jobaussichten sind glänzend. VON ANNA FRIEDRICH 94 % der Studenten in dualen Studiengängen streben einen Bachelorabschluss an. 10 % der niedersächsischen Unternehmen bieten die Möglichkeit eines dualen Studiums. 33 Der Juni ist für den angehenden Wirtschaftsinformatiker Ole Eersink ein harter Monat. Während viele Studenten die Sonne im Park genießen, verbringt der 23-Jährige täglich rund sieben Stunden an der Leibniz-Fachhochschule in Hannover. Abends nach den Vorlesungen bereitet er sich auf die anstehenden Klausuren vor. Viel Zeit zum Ausruhen bleibt ihm nicht, denn Eersink absolviert ein duales Studium. Das heißt: Sobald er die Klausuren hinter sich hat, beginnt in der sogenannten Praxisphase die Arbeit in einem Unternehmen dem Hildesheimer Automobilzulieferer KSM Castings Group. 2 Inzwischen Studierende Wer wie Eersink ein duales Studium absolviert, kennt keine Semesterferien, denn Lernen und Arbeiten gehen nahtlos ineinander über. Für ein Feierabendbier ist nur selten Zeit. Auch während der Praxisphase im Unternehmen müssen viele Studenten benotete Berichte für die Hochschule schreiben. Trotzdem sind duale Studiengänge gefragt wie nie: Rund junge Menschen belegten im Jahr 2016 in Deutschland einen solchen Studiengang, zeigen Zahlen des Bundesinstituts für Berufsbildung. Zum Vergleich: Im Jahr 2013 waren es erst rund und im Jahr 2008 sogar nur knapp Immer mehr junge Erwachsene wissen: Mit einem Abschluss aus einem dualen Studium haben sie auf dem Arbeitsmarkt beste Chancen. 2 Auch die Unternehmen profitieren Denn viele Unternehmen suchen Talente mit einem guten Studienabschluss und Berufserfahrung. Deshalb ist ein duales Studium attraktiv: Absolventen haben nicht nur einen Hochschulabschluss Arne Hinz weiß die Vorteile des dualen Studiums zu schätzen. Ich kann das Wissen aus der Vorlesung direkt bei der Arbeit anwenden, sagt der angehende Produktionstechniker. Körner (2) BWL ist besonders beliebt Rund ein Fünftel aller Firmen, die duale Studiengänge anbieten, hat BWL im Programm. Studiengang in der Tasche, sondern auch rund eineinhalb Jahre Berufserfahrung. Dazu kommt: Weil der Arbeitgeber ihnen ein Gehalt zahlt, müssen sie sich während des Studiums nicht um ihre Finanzen sorgen. Viele Studenten erhalten außerdem bereits zu Beginn des Studiums eine Übernahmegarantie ihres Arbeitgebers. Diese Vorteile schätzt auch Ole Eersink. Für ihn Anzahl der deutschen Unternehmen, die diese Studiengänge anbieten Ole Eersink investiert viel Zeit in seine Ausbildung zum Wirtschaftsinformatiker. Theorie- und Praxisphasen gehen im sogenannten Blockmodell nahtlos ineinander über. Diese Verknüpfung mache den Vorteil des dualen Studiums aus, sagt Eersink. Prozentualer Anteil Betriebswirtschaft % Wirtschaftsinformatik % Maschinenbau % Informatik % Elektrotechnik % Quelle: Wegweiser Duales Studium, Duales Studium 2018 macht vor allem die direkte Verknüpfung von Theorie und Praxis den Reiz des dualen Studiums aus: Ich habe bereits zu Beginn des Studiums bemerkt, dass es große Unterschiede zwischen Theorie und Praxis gibt, sagt er. Umso wichtiger ist es, dass ich direkt beide Seiten kennenlerne. In der Regel verbringt Eersink abwechselnd drei Monate an der Hochschule in Hannover und drei Monate bei seinem Arbeitgeber das ist üblich im sogenannten Blockmodell. Während der Praxisphase bei der KSM Castings Group betreut er als angehender Wirtschaftsinformatiker die Software SAP, die alle Geschäftsprozesse in einem System bündelt. Besonders wichtig ist für ihn auch der Austausch mit Kommilitonen, die unter anderem bei Großkonzernen in der Region arbeiten darunter Continental und Volkswagen. Nicht nur bei Studenten sind duale Studiengänge beliebt. Eersinks Arbeitgeber KSM Castings stellt bereits seit zehn Jahren Mitarbeiter ein, die ein duales Studium absolvieren. Fast alle sind noch bei uns und haben teilweise eine tolle berufliche Entwicklung hinter sich, sagt Viktoria von Albedyll, Assistentin der Personalleitung und verantwortlich für Mitarbeiter in einem dualen Studium. Neben angehenden Wirtschaftsinformatikern stellt KSM Castings auch Studenten der Fachrichtungen Technischer Vertrieb, Wirtschaftsingenieurwesen, Produktions- und Konstruktionstechnik, Business Administration und General Management ein. 2 Es gibt wenig Erholungsphasen Auch Arne Hinz hat sich vor drei Jahren für ein duales Studium entschieden. Anders als Eersink studierte er die ersten vier Semester allerdings im sogenannten Wochenmodell. Das heißt: Montags bis mittwochs besuchte er Vorlesungen an der Hochschule Hannover, donnerstags bis sonnabends arbeitete der angehende Produktionstechniker beim Automobilzulieferer Continental. Seit vergangenem Herbst hat sich der Rhythmus noch einmal geändert Hinz studiert nun Vollzeit während der Vorlesungszeit, in den Semesterferien arbeitet er bei Continental. Am Anfang habe ich mich oft gefragt, wie ich das schaffen soll, sagt der 21-Jährige rückblickend. Gerade die Umstellung vom Schulalltag auf die Doppelbelastung aus Arbeitsleben und Hochschule sei herausfordernd gewesen. Die Belastung ist definitiv hoch, und es gibt wenige Erholungsphasen. 2 Auslandsaufenthalt inklusive Um das straffe Pensum zu schaffen, ist es umso wichtiger, sich immer wieder zu motivieren. Antrieb findet Hinz vor allem durch den steten Wechsel von Theorie und Praxis: Ich kann das Wissen aus der Vorlesung direkt bei der Arbeit anwenden, sagt er. Außerdem hat er einen Betreuer bei Continental, der ihm immer zur Seite steht. Besonders motiviert hat ihn sein Auslandsaufenthalt: Der Student arbeitete jeweils drei Monate in den Continental-Niederlassungen in Dänemark und den USA. Im September beginnt für Hinz das letzte Bachelorsemester. Obwohl Continental ihm bereits eine Übernahme in Aussicht gestellt hat, möchte er noch einen einjährigen Master anschließen auch wieder dual, gemeinsam mit seinem Arbeitgeber.

17 SONDERVERÖFFENTLICHUNG WIRTSCHAFTSZEITUNG AUSGABE 2/2018 So finden Sie Mitarbeiter! 19 istockphoto.com/vasabii, Erdbrink Bewerber sind eine intuitive User Experience gewohnt. Sie wollen schnell zu relevanten Inhalten geführt werden. Davon sind bestehende Karriereseiten weit entfernt: Bewerber müssen sich durch komplexe Bewerbungsformulare kämpfen bei jedem Unternehmen aufs Neue. Der Fachkräftemangel ist für viele Unternehmer längst zu einer existenzbedrohenden Gefahr geworden. Wie man ihm begegnen kann? Mit offenem Visier und ein paar pfiffigen Ideen. Man stelle sich nur mal vor: Es gibt jede Menge Arbeit aber niemand ist da, der sie macht. Der Fachkräftemangel ist in vielen Branchen zur bitteren Realität geworden. Mittelständler schätzen ihn derzeit gar als größte Gefahr für ihr Geschäft ein. Denn während Konzerne mit hohen Gehältern locken und Start-ups bei Azubis mit Charme und flachen Hierarchien punkten, bleiben viele kleine und mittelgroße Unternehmen auf der Strecke. Dabei drängt die Zeit: Bis ins Jahr 2030 gehen rund 81 Prozent der derzeitig Beschäftigten und gut 96 Prozent der Führungskräfte in den Ruhestand, wie die Untersuchung einer hessischen Kommune ergab ergab. Der demografische Faktor tut sein Übriges. Heißt: Der Wettbewerb um den Nachwuchs wird in den kommenden Jahren noch um ein Vielfaches härter werden. Für Berufseinsteiger und Unternehmen wird der Arbeitsmarkt zudem immer komplizierter: Zuletzt sind gut neue Jobtitel dazugekommen. Und in den kommenden zehn Jahren, so schätzen Experten, wird es noch mal gut 65 Prozent neue Berufe geben, die heute so noch gar nicht existieren. Längst hat sich auch die Einstellung der Angestellten geändert. Ausbildung und Arbeit in ein und demselben Unternehmen bis zur Rente sind längst nicht mehr das Ziel. Zehn Stellen und mehr sind in einem Berufsleben heute mehr Regel als Ausnahme. Und selbst wenn ein Auszubildender gewonnen scheint, heißt das noch lange nicht, dass er seinen Dienst am Ende auch tatsächlich antritt. In diesen sich schnell verändernden Zeiten müssen Arbeitgeber aufpassen, dass sie nicht abgehängt werden. 60,7 % der Auszubildenden haben mehr als ein Angebot für eine Ausbildung. 23 % der eingeladenen Bewerber erscheinen nicht. Die Lösung: In die Offensive gehen Was also tun? Es gilt, das Problem strategisch zu lösen. Als Fachagentur für Recruiting, Personalmanagement und Branding ist die MADSACK Medienagentur dabei der richtige Ansprechpartner. Die Agentur ermittelt mit den Unternehmen zusammen Bedarf und Wünsche, steckt konkrete, erreichbare Ziele und setzt sie um von der Website bis zur Social-Media-Kampagne, von der Marktanalyse bis zur klassischen Stellenanzeige. Das Ergebnis ist ein individuell auf das Unternehmen abgestimmtes Personalmarketing: eine Zukunftssicherung. Ideal präsentiert Das Wichtigste vorweg: Präsenz zeigen! Damit die jungen Leute überhaupt wissen, dass es einen gibt. Die meisten Bewerber gut 84 Prozent informieren sich über das Internet. Und genau dort kann den Jugendlichen erzählt werden, warum der Job genau der ist, den sie suchen. Wie? Mit Storytelling. Mit glaubwürdigen und authentischen Geschichten von Mitarbeitern, die Ihre Profession gefunden haben. Was fasziniert sie an ihrer Arbeit? Warum ist sie so wichtig? Was ist das Tollste daran? Menschen entscheiden sich heute nicht für Berufe, sie entscheiden sich für Sinn. Auch die Eltern sollte man nicht vergessen. Noch immer sind sie es in vielen Fällen, die ihren Nachwuchs auf berufliche Möglichkeiten hinweisen. Spezielle Elternabende oder die Teilnahme an Berufsmessen schaffen Aufmerksamkeit. Nur wer präsent ist, kann gefunden werden. Mobile Optimierung gerade auch für Fachkräfte Ganz wichtig: Wer Schüler ansprechen will, muss ihre Sprache sprechen und ihre Kanäle bedienen. Deshalb sollten Firmen-Websites smartphonetauglich und die Bewerbung unkompliziert sein. Vielleicht reicht ja schon ein kleines, aussagekräftiges Video für einen ersten Eindruck? 80 Prozent der unter 25-Jährigen nutzen ihr Smartphone zur Jobsuche. Nur ein Fünftel von ihnen schließt einen Bewerbungsprozess, der nicht bis zum Ende auf dem Smartphone durchführbar ist, auf dem Desktop-Rechner ab. Aber nicht nur junge Bewerber sind eine intuitive Smartphone-Nutzung gewöhnt. Auch gestandene Fachkräfte stoßen nicht selten abends mit dem Tablet auf dem Sofa auf ihren Traumjob. Karrierebereiche in Unternehmenswebsites müssen daher heute für alle Zielgruppen smart sein. Stellenausschreibungen vom Bewerber her denken Mit professioneller Kommunikation steigern Arbeitgeber ihre Attraktivität. Daneben ergibt es Sinn, den eigenen Markt und die eigene Branche im Blick zu haben. Wer sind auf dem Ausbildungsmarkt eigentlich die Wettbewerber? Wer fischt im gleichen Teich um dieselben Fachkräfte? Und wie gehen die die Sache an? Auch die klassische Anzeigenschaltung ist nach wie vor unverzichtbar. Sie gehört noch immer zu den sehr effektiven Wegen, um passende Mitarbeiter für ein Unternehmen zu finden. Nur muss die Tonalität heute ganz anders daherkommen. Die Spezialisten der MADSACK Medienagentur sorgen im Anschluss dafür, dass die so optimierten Stellenanzeigen ideal ausgespielt werden im Printbereich, online und vielleicht auch direkt auf Social Media. Neugierig? Dann kontaktieren Sie die MADSACK Medienagentur! Wer an kleinen Stellschrauben dreht, kann den Zustrom geeigneter Bewerberinnen und Bewerber aktiv steuern. Denn auch wenn die Zahl demografisch bedingt weiter sinkt: Wenn sich auch die Besten bewerben, kann ein Unternehmen auch in Zukunft erfolgreich sein. Die Full-Service-Kommunikationsagentur der MADSACK Mediengruppe arbeitet mit 22 festen und rund 100 freien Mitarbeitern in Hannover für zahlreiche Unternehmen bundesweit. Schwerpunkte sind neben Contentund Personalmarketing auch Events, Websites und Apps. Telefon: (05 11) % der Auszubildenden schreiben weniger als sechs Bewerbungen. 1 von 10 Azubis tritt trotz Vertragsunterschrift die Ausbildung nicht an. Ihre Problemlöser: Die MADSACK Medienagentur

18 20 2DOSSIER NACHWUCHS WIRTSCHAFTSZEITUNG AUSGABE 2/2018 2DOSSIER 21 Wenn Google mehr weiß als der Lehrer Wie lassen sich digitale Medien sinnvoll im Unterricht einsetzen? Wie sieht die Ausstattung der Berufsschulen aus und was wissen Lehrer über E-Didaktik? Wer mit Experten spricht, trifft auf Vorzeigemodelle wie an der Multi-Media-BBS in Hannover und weiße Flecken. Kaufmann für E Commerce Neuer Ausbildungsgang an der BBS Handel in Hannover: Weil sich die Geschäfte zunehmend in das Internet verlagern. Blick in die Zukunft: Wie Unterricht an berufsbildenden Schulen künftig aussehen kann, zeigt eine Schülerin der Multi-Media- BBS an der Expo-Plaza in Hannover. Villegas (2) VON SASKIA DÖHNER 33 Das WLAN hakt, das Breitband fehlt die Technik sei längst nicht das gravierendste Problem bei der Digitalisierung der Berufsbildenden Schulen, sagt Joachim Maiß, Leiter der Multi-Media-Berufsbildenden Schule an der Expo-Plaza in Hannover: Das Kabel wird irgendwann eingebuddelt. Viel wichtiger als Infrastruktur sei die inhaltliche Frage, wie die digitalen Medien zum Lernen eingesetzt werden sollen. Es gehe auch um die Arbeitszeit: Wenn Schüler rund um die Uhr Fragen an den Lehrer stellen können, muss der dann auch rund um die Uhr antworten? Es werde wohl entsprechende Dienstvereinbarungen geben müssen. Maiß vermisst in der Debatte die Frage, was die Digitalisierung mit der Gesellschaft macht. Im Klassenzimmer sei das Internet auch ein Angriff auf den Wissensvorsprung der Lehrer: Das, was bei Google steht, gilt mehr als das, was der Lehrer sagt. 2 Enorme Chancen durch E-Didaktik Lehrer müssten weitergebildet werden für die neue Technik. Darüber hinaus seien auch die entsprechenden digitalen Zukunftsprojekte in Niedersachsen Lehrmaterialien wichtig: Die müssen vernünftig sein und die neuen Möglichkeiten nutzen, das ist kein gedrucktes Buch als PDF. E-Didaktik biete enorme Chancen, das muss Lehrern beigebracht werden. Zusammen mit den Universitäten Regensburg, Lüneburg und Hannover und den Studienseminaren will Maiß an seiner Schule eine Art digitales Spielzimmer für Lehrer einrichten. Dort sollen Pädagogen sich ausprobieren können. Maiß plant, nach den Sommerferien mit dem Projekt zu beginnen. Die Länder dürften nicht auf zugesagte Millionen des Bundes warten, sondern müssten selbst Initiative ergreifen. Wir müssen mit eigenen Bordmitteln einsteigen. Die Multi-Media BBS am Expo-Gelände gehört zu den zehn besten digitalen Berufsschulen in Deutschland und ist ausgewählt worden, gemeinsam mit der Telekom-Stiftung bis Ende 2019 Konzepte für den Einsatz digitaler Medien in der Berufsbildung zu entwickeln. Für ihr Engagement erhalten die Schulen von der Telekom-Stiftung rund Euro. Das ist eine tolle Nachricht, die zeigt, dass die Multi-Media BBS schon früh die Herausforderungen erkannt hat und eine exzellente Ausbildung in der Region Hannover bietet, findet Ulf-Birger Franz, Bildungsdezernent der Region. Digitale Technik gehört künftig in jeden Unterrichtsraum. Für die Schüler der Multi-Media-BBS ist das längst Alltag. 2 Auch Tischler arbeiten digital Ob in Medizin oder Sozialpädagogik oder auch die Drohne des Dachdeckers Digitalisierung durchdringe immer mehr Berufsbilder, so Tobias Roeder, Bildungsreferent in der Landesvertretung der Handwerkskammern. Stefan Noort von der IHK ergänzt: Vor allem merken wir es im Onlinehandel. Der hat explosionsartig zugenommen. Dietmar Rokahr von der Handwerkskammer meint: In der gesamten Wertschöpfungskette der Industrie ist die Digitalisierung zu spüren. In der Tischlereibranche zum Beispiel. Hier können Kunden ihre Tische mittlerweile online nach ihren Wünschen konfigurieren. Roeder verweist neben dem Berufsschulunterricht auch auf die überbetriebliche Lehrlingsanweisung (ÜLU). Den Einsatz digitaler Techniken gilt es als Chance zur Attraktivitätssteigerung der dualen Ausbildung im Handwerk zu nutzen. Die IHK Hannover hat eine Umfrage zur Kommunikation zwischen Betrieb und Berufsschule gemacht: Laut Umfrage wird die personelle und räumliche Situation von den Unternehmen tendenziell gut oder befriedigend eingeschätzt. Bei der technischen und digitalen Ausstattung sehen die Unternehmen dagegen noch Nachholbedarf, sagt Prof. Günter Hirth von der IHK Hannover. Die unzureichende Ausstattung und Ausrichtung vieler Schulen und Berufsschulen ist aus Sicht vieler Unternehmen zurzeit eines der größten Hemmnisse in der digitalen Transformation. Gerade kleinere Unternehmen sind auf eine leistungsfähige Bildungslandschaft angewiesen. Unterricht und Ausstattung in allen Schulen muss deshalb sehr viel stärker auf MINT-Fächer und auf IT-Themen ausgerichtet werden, sagt Horst Schrage, Hauptgeschäftsführer der IHK Niedersachen. Erforderlich sind eine deutlich bessere sachliche Ausstattung der Schulen sowie mehr fachliche und fachdidaktische Ausund Weiterbildungen für die Lehrkräfte. Zeitlich vorrangig sind für uns die berufsbildenden Schulen, weil deren Absolventen unmittelbar in den Unternehmen tätig werden und inzwischen alle neuen und überarbeiteten Berufe digitale Kompetenzen zwingend verlangen. Zur Sicherung des Fachkräftepotenzials ist darüber hinaus im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung die Weiterentwicklung der dualen Berufsbildung dringend erforderlich. Hier brauchen wir bei der Anpassung aller Berufe das Tempo, das wir in den Metall- und Elektroberufen bereits erreicht haben. 2 Gemeinsam ist man besser Geprüft werden müsse, welche digitale Technik die Schulen und was die Betriebe benötigten, sagt Schulleiter Maiß, der auch stellvertretender Vorsitzender des Bundesverbandes der Berufsschullehrer ist. Lernkooperationen seien unerlässlich. Man habe keine Zeit mehr abzuwarten, Ressourcen müssten gebündelt werden: Gemeinsam ist man besser als jeder für sich allein. Von dem Ziel, dass 2020 jeder Schüler in Niedersachsen mit seinem eigenen digitalen Endgerät 24/7 lerne, sei man noch weit entfernt, moniert Maiß: Wir haben Computerräume und Notebook-Wagen, die man von Klassenzimmer zu Klassenzimmer rollen kann. Wenn man Technik habe, die nicht funktioniere, würde man sie bald frustriert überhaupt nicht mehr einsetzen. Zur Digitalisierung gehöre zudem Medienkompetenz, das müssten Berufsschüler lernen. Es gelte, die richtige Balance zu finden, Chancen und Risiken der neuen Technik zu kennen. Damit man sich im Unterricht auf Augenhöhe begegnet, soll auch in Celle an der BBS 1 so ein digitales Spielzimmer für Lehrer entstehen, wie er es für Hannover plant. Ganz grundsätzlich fordert der BBS-Schulleiter: Wenn man digitale Schule will, muss man investieren. VON SASKIA DÖHNER 33 Im Zeitalter der Digitalisierung ändern sich auch die Vertriebswege im Einzelhandel. Filialen schließen gekauft wird im Internet. Ab dem 1. August gibt es den neuen Ausbildungsberuf Kaufmann/Kauffrau in E-Commerce. An insgesamt elf berufsbildenden Schulen in Niedersachsen wird dieser neue Ausbildungsgang künftig unterrichtet. An der BBS Handel starten vermutlich zehn bis 15 junge Menschen im neuen Schuljahr ihre duale Ausbildung zum E-Commerce- Kaufmann. Wer tatsächlich anfängt, ist meist erst am ersten Schultag klar. Sie kommen von Großkonzernen wie Tui, aber auch aus mittelständischen Betrieben. Landesweit dürften rund 150 Azubis starten. Die Nachfrage in den Betrieben wächst, sagt Joachim Kreter, Leiter der BBS Handel. Der E-Commerce-Kaufmann sei im Einzel- und Großhandel, aber auch in der Industrie gefragt. Der Online-Handel mache schon jetzt bis zu 20 Prozent des Umsatzes aus. Noch fehlten in den Unternehmen die Ausbilder für E-Commerce-Kaufleute, doch das werde sich in einigen Jahren ändern, wenn die erste Generation ihre Ausbildung absolviert habe. Stefan Noort von der Industrie- und Handelskammer (IHK) schätzt, dass der E-Commerce-Kaufmann den Stellenwert des Industriekaufmanns haben wird. Für Kreter könnte dies die Antwort des stationären Einzelhandels auf Amazon und Zalando sein. Auch für Reisebüros oder In- Zufriedenheit 87 Prozent der niedersächsischen Unternehmen sind mit ihrem dualen Partner, den berufsbildenden Schulen, zufrieden (66 Prozent) oder sehr zufrieden (21 Prozent). Knapp die Hälfte der antwortenden Betriebe wünscht sich aber eine verbesserte Kommunikation zwischen Betrieb und Berufsschule (59 Prozent). Laut Umfrage wird die personelle und räumliche Situation von den Unternehmen tendenziell gut oder befriedigend eingeschätzt. Bei der technischen und digitalen Ausstattung sehen die Unternehmen dagegen noch Nachholbedarf. dustriebetriebe sei der neue Beruf interessant. Wer die dreijährige Ausbildung beginnen will, braucht einen Hauptschulabschluss. Die Auszubildenden lernen die Gestaltung und Bewirtschaftung von Online-Sortimenten, die Vertragsanbahnung und -abwicklung im Online-Vertrieb, die Kundenkommunikation, Entwicklung und Umsetzung von Online-Marketing und die Auswahl von Online-Vertriebskanälen. Die Schüler müssen auswählen, welche Produkte sich besonders für den Online-Handel anbieten oder ob man das gesamte Sortiment zur Verfügung stellt. Sie müssen auch den rechtlichen Hintergrund wie die Datenschutzregelungen kennen. Auch kreative Fähigkeiten und ästhetisches Empfinden, etwa für das Erstellen einer Website, seien wichtig. Wir sind alle Neulinge, sagt Joachim Kreter, aber die Berufsschullehrer hätten sich auf die neue Aufgabe gut vorbereitet. Der E-Commerce-Kaufmann hat Zukunft. 12 % 41 % 22 % 26 % Personell 4 % Digital 4 % 43 % 48 % Immer mehr Handel findet im Internet statt. Aus diesem Trend erwächst ein neuer Ausbildungsberuf: der des Kaufmanns für E-Commerce istockphoto.com/cnythzl BBS fit für 4.0 heißt das Innovationsvorhaben, das noch bis zum 31. Januar 2019 läuft. Für jeden Standort stellt die Landesregierung Projektmittel in Höhe von Euro zur Verfügung, insgesamt also 1,5 Millionen Euro. Auch die BBS Neustadt am Rübenberge gehört zu den Teilnehmern. An vier Standorten mit insgesamt sieben berufsbildenden Schulen sind sogenannte smart factories eingerichtet worden. Dabei handelt es sich um dezentrale Lernwerkstätten, die den Schulen sowie kleinen und mittleren Unternehmen die Möglichkeit bieten, sich in einer modernen 4.0-Umgebung fortzubilden und miteinander zu vernetzen. Darüber hinaus sollen Auszubildende bestimmter gewerblich-technischer und kaufmännischer Berufe in und am Modell einer smart factory lernen und sich das Thema 4.0 in all seinen Facetten erschließen können. Die vier smart factories stehen in Emden, Osnabrück, Neustadt am Rübenberge (Region Hannover) und Goslar. Beteiligte Schulen: BBS Emden I und II, die BBS Neustadt am Rübenberge sowie jeweils zwei berufsbildende Schulen in Goslar und Osnabrück. Für Hannovers Regionspräsidenten Hauke Jagau (SPD) sind die Schüler der berufsbildenden Schulen die Fachkräfte, die wir morgen brauchen. Dazu gehöre auch der Umgang mit intelligenten Maschinen, selbstfahrenden Autos und Entwicklungen, die wir heute noch nicht einmal für möglich halten. Seit Herbst 2017 bereiten berufsbildende Schulen mit kaufmännischen und gewerblichtechnischen Ausbildungsgängen in Lüneburg und Wolfsburg ihre Auszubildenden ebenfalls in den smart factories auf die digitalisierte Berufswelt vor. Attraktivitätssteigerung dualer Berufsausbildung in ländlichen Räumen durch innovative Lernszenarien am Beispiel des Ausbildungsberufs Kaufmann/ Kauffrau im Groß- und Außenhandel Das wurde in Niedersachsen bereits 2016 initiiert. Durch den Einsatz von Blended Learning (Präsenzphasen plus webbasiertes Lernen) sollen die wohnortnahe Beschulung gestärkt und neue Fortbildungs- und Personalentwicklungskonzepte vorangebracht werden. Als Lernplattform soll Moodle dienen. In das Vorhaben sind auch die IHK Hannover, der Hochschulverbund aus der Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/ Holzminden/Göttingen und der Fachhochschule Lübeck, Betriebe und die Stadtentwicklungsgesellschaft Duderstadt 2020 GmbH & Co. KG eingebunden. Es wird zur Hälfte aus dem Europäischen Sozialfonds gefördert. Die Gesamtsubvention beträgt Euro. Niedersächsische Bildungscloud An der Niedersächsischen Bildungscloud beteiligen sich zehn berufsbildende Schulen als Projektschulen. Ein gutes Dutzend weiterer berufsbildender Schulen ist als Follower-Schule eingebunden. Seit Februar 2018 arbeitet die Bildungscloud auch mit der Schulcloud des Bundes zusammen. Damit bündeln zwei starke Player ihre Expertise auf dem Weg in das digitale Klassenzimmer, hatte Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) bei der Didacta in Hannover gesagt. Beide verfolgen ein gemeinsames Ziel: Schüler sollen im digitalen Klassenzimmer der Zukunft mittels mobiler Endgeräte miteinander kommunizieren, Unterrichtsmaterialien austauschen oder gemeinsam an Projekten arbeiten können und dies auch schulübergreifend und schulformübergreifend. istockphoto.com/vasabii (2) Technisch Räumlich 4 % 2 % 8 % 17 % 50 % 46 % 29 % 44 % gut befriedigend ausreichend ungenügend

19 22 2DOSSIER NACHWUCHS WIRTSCHAFTSZEITUNG AUSGABE 2/2018 BNW Für die Jugendlichen ist ihre Ausbildung eine Zukunftsinvestition daher ist eine strukturierte Begleitung wichtig. Tobias Lohmann, Bildungswerk der Niedersächsischen Wirtschaft gemeinnützige GmbH Ayub Moradi, Auszubildender bei der Firma ARTEMIS Kautschuk- und Kunststoff-Technik in Hannover, profitiert von den Erfahrungen seines Ausbildungspaten. Jens-Uve Klüver, Leiter Logistik und Ausbildung, steht ihm bei Fragen zur Seite. Bildungswerk Niedersächsische Wirtschaft Das kreative Werben um Azubis Unternehmen suchen händeringend Nachwuchs. Und verharren dabei in alten Verhaltensmustern. Tobias Lohmann vom Bildungswerk der Niedersächsischen Wirtschaft (BNW) erklärt, wie sich Ausbildung attraktiv gestalten lässt. VON KATRIN SCHREITER 33 Es wird von Jahr zu Jahr schwieriger, Lehrstellen zu besetzen. Immer mehr Jugendliche wollen lieber studieren, als sich ausbilden zu lassen. Die Unternehmen dürfen dieser Entwicklung nicht tatenlos zusehen, meint Tobias Lohmann vom Bildungswerk der Niedersächsischen Wirtschaft gemeinnützige GmbH. Der Sprecher der Geschäftsführung erklärt im Interview, an welchen Schrauben gedreht werden muss. Bevor ein Unternehmen die Chance hat, einen Jugendlichen auszubilden, muss erst einmal ein Kandidat gefunden werden. Keine leichte Aufgabe. Wir haben einen Paradigmenwechsel. Früher haben sich die jungen Leute bei den Unternehmen beworben, heute müssen sich die Unternehmen bei den Jugendlichen bewerben und zwar möglichst ansprechend. Die pure Botschaft Ich habe einen Ausbildungsplatz reicht schon lange nicht mehr. Was muss sich ändern? Das beginnt bei der richtigen Ansprache, um die potenziellen Azubis zu erreichen. Dafür sollten die Firmen Zeit investieren, um während der Berufsorientierungsphasen an Schulen vor Ort zu sein und vor allem sollten sie sich in die Sozialen Medien begeben. Es geht nicht zuletzt um das entsprechende Empfehlungsmarketing. Was heißt das konkret? Neben der klassischen Anzeigenschaltung der Firmen sollten deren Azubis vor allem positiv über ihre Au sbildung berichten auf Augenhöhe und in der Sprache, die die Jugendlichen verste- hen. Dabei sollte es auch um Work-Life- Balance, digitale Aspekte und Aufstiegschancen gehen. Aber natürlich müssen auch die Inhalte der Ausbildung aufgewertet werden. Welche Möglichkeiten gibt es dafür? Um ihren Azubis attraktive Entwicklungschancen bereits innerhalb der Ausbildung zu ermöglichen, können Firmen ihnen Weiterbildungen anbieten auch Inhouse-Seminare oder Auslandspraktika bewilligen. Mit weniger Geld können spielerische Ansätze wie ein Unternehmensplanspiel oder eine Juniorfirma das Interesse zusätzlich erhöhen. Für die Jugendlichen ist ihre Ausbildung eine Zukunftsinvestition daher ist eine strukturierte Begleitung wichtig. Dazu gehören ein Ausbildungsplan und eine gute, kontinuierliche Betreuung, zum Beispiel durch einen Ausbildungspaten. Zum Beispiel hat der Betrieb ARTEMIS Kautschuk- und Kunststoff-Technik in Hannover gute Erfahrungen gemacht. Nicht zuletzt soll die Ausbildung auch erfolgreich sein... Natürlich! Die Unternehmen können die Azubis in vielfältiger Weise unterstützen: zum Beispiel internetbasierte Lernmodule zur Verfügung stellen Glasereien mit Durchblick Jahr für Jahr gibt es weniger Schulabgänger und mehr unbesetzte Lehrstellen. Die Unternehmen müssen sich etwas einfallen lassen, um Ausbildung attraktiv zu machen. 33 Es reicht es nicht, die jungen Leute mit ein paar Extras zu ködern, sagt Thomas Klein von der Glaserei Kater in Hannover. Das Wichtigste müsse das Interesse am Beruf bleiben. Deshalb legt der Glasermeister und Glasbautechniker großen Wert darauf, seine Azubis vom ersten Tag an in möglichst viele Arbeitsbereiche einzubinden. Selbstverständlich muss auch das Betriebsklima stimmen. Dabei geht es nicht darum, einmal im Jahr ein besonderes Event zu organisieren. Probleme müssten offen angesprochen, das selbstständige Arbeiten gefördert und das Lernen unterstützt werden. Natürlich kommen wir den Azubis auch finanziell entgegen, sagt Klein. Zum einen zahlen wir übertariflich, zum anderen gibt es einen Handyvertrag sowie einen Zuschuss zum Führerschein. 2 Erst 14 Tage Praktikum, dann Ausbildung das passt in die Welt der Jugendlichen, online fühlen sie sich zu Hause. Auch der Bedarf an spezieller Prüfungsvorbereitung ist gestiegen. Die Betriebe müssen bereit sein, ihre Begleitung zu intensivieren. Am Ende geht es um den dringend benötigten Nachwuchs und um die eigene Arbeitgebermarke. Denn wer gute Bedingungen schafft, erwirbt sich auch einen guten Ruf als Ausbildungsbetrieb. In der Glaserei Förster versucht man ebenfalls, die Azubis auf unterschiedliche Weise zu motivieren. Entscheidend aber ist, dass das Interesse am Beruf vorhanden ist, sagt Glasermeister Christian Förster, der jeden Bewerber vor Ausbildungsbeginn erst einmal zu einem 14-tägigen Praktikum einlädt. Dabei zeigt sich auch für beide Seiten, ob es mit dem Team passt. Während der Ausbildung machen die Azubis den Staplerschein und besichtigen andere Betriebe zum Beispiel von Zulieferern. Es ist wichtig zu wissen, wie ein Produkt hergestellt wird. Das stärkt die Bindung an den Beruf, ist sich Förster sicher. Nicht zuletzt kümmern wir uns ständig, wie es in der Schule läuft. Auch finanziell gebe es Anreize: Bei der Ausbildungsvergütung zahlen wir... mehr als die Tarifempfehlung. Außerdem übernehmen wir einen Teil der Kosten für den Führerschein.

20 WIRTSCHAFTSZEITUNG AUSGABE 2/2018 2DOSSIER 23 Engagement, das sich auszahlt Längst nicht jeder Schulabsolvent ist ausbildungsreif. Inzwischen nehmen Betriebe auch Bewerber, die sie früher abgelehnt hätten und schulen selbst nach Flüchtlinge genauso wie heimische Schulabbrecher. Die SKM Gesellschaft für Niederspannungs-Systemtechnik aus Isernhagen zeigt, dass das funktioniert. Geschäftsführer Rolf Spremberg hat gute Argumente, mit Berufseinsteigern zusammenzuarbeiten, die sonst wenig Chancen auf dem Arbeitsmarkt hätten. Der angehende Elektrotechniker Diaa Alameen hat seine Zwischenprüfung mittlerweile bestanden. Pucknat 9306 Auszubildende absolvierten im Jahr 2017 eine duale Berufsausbildung in Niedersachsen. VON MARTIN SCHEELE 33 Ein Unternehmer, der sich auch für die Gesellschaft einsetzt so lässt sich Rolf Spremberg kurz und knapp beschreiben. Der 56-Jährige ist Geschäftsführer der SKM Gesellschaft für Niederspannungs-Systemtechnik aus Isernhagen. In seinem Job geht es um Umsätze, Rechnungen und Investitionen, wie bei jedem anderen Unternehmern auch. Spremberg engagiert sich außerdem sozial. Er gibt Flüchtlingen und heimischen Schulabbrechern eine Chance. Sieben Azubis hat er derzeit, drei stammen aus Kriegsgebieten Mitarbeiter aus zehn Nationen Zum Beispiel Diaa Alameen: Der gebürtige Syrer, Jahrgang 1995, lernt bei SKM Elektrotechniker, Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik. Vor Kurzem hat er seine Zwischenprüfung bestanden. Alameen wird nach der Ausbildungszeit von SKM übernommen, wie die anderen vor ihm auch. Nicht nur seine Leistungen stimmen. Wir haben sehr positive Erfahrungen mit Flüchtlingen gemacht, sagt Mittelständler Spremberg, dessen Firma knapp 40 Mitarbeiter beschäftigt. Sie stammen aus zehn verschiedenen Nationen. Unsere Flüchtlinge sind sehr ehrgeizig und hilfsbereit, sagt Spremberg. Wenn der Interessierte noch nicht über das adäquate Leistungsniveau verfügt, nimmt Unternehmer Spremberg die sogenannte Einstiegsqualifizierung in Anspruch: In einer Art Langzeitpraktikum werden die Jungerwachsenen über einen Zeit- raum von sechs bis zwölf Monaten ohne Leistungsdruck an eine Ausbildung herangeführt. Der Staat fördert diese Maßnahme: Die Bundesagentur für Arbeit zahlt dem Unternehmen einen Zuschuss von 231 Euro im Monat. Positive Erfahrungen gibt es auch bei Ikea in Großburgwedel: Sarah Löckher ist hier für den Ausbildungsbereich verantwortlich. Sie setzt auf ein Angebot der IHK Hannover, das sich speziell an junge Geflüchtete in einer Einstiegsqualifizierung (EQ) richtet. 200 Unterrichtseinheiten bei qualifizierten Deutschlehrern, die wurden von unseren beiden EQlern mit Begeisterung angenommen, sagt Löckher. Um die Möglichkeiten der Einstiegsqualifizierung noch bekannter zu machen, plant sie künftig die Ausschreibung entsprechender Stellen. 2 Chance für schwächere Bewerber Ob Flüchtling oder Deutscher: Längst nicht jeder Schulabsolvent ist ausbildungsreif. Doch mehr und mehr Firmen geben heutzutage auch Bewerbern eine Chance, die sie früher abgelehnt hätten. Sie schulen da, wo Bedarf ist, noch einmal nach. Das lohnt sich, zeigt eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsbildung (IAB). Von den seit 2015 aus Kriegsund Krisenländern nach Deutschland gekommenen Flüchtlingen hat jeder vierte inzwischen Arbeit gefunden. Auch die Bilanz der Industrie- und Handelskammern ist eindeutig. Waren bundesweit Ende 2016 noch 3904 Menschen aus den acht Hauptherkunftsländern von Flüchtlingen also aus Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia und Syrien in einer dualen Berufsausbildung, waren es Ende 2017 schon Zum Vergleich: Im Bereich der IHK Hannover sind derzeit rund 250 Auszubildende aus diesen acht Ländern registriert, niedersachsenweit sind es rund 700 in IHK-Ausbildungsberufen. Derzeit sind im Bereich der IHK Hannover von den 324 Plätzen zur Einstiegsqualifizierung allein 192 mit Flüchtlingen besetzt. 2 Kurse kollidieren mit Arbeitszeiten Experten sehen dennoch Handlungsbedarf. Günter Hirth ist Abteilungsleiter Berufsausbildung bei der IHK Hannover: Noch immer bleibt es meist dem Zufall überlassen, ob Flüchtlinge passgenaue Sprachkurse finden. Er weist darauf hin, dass die Sprachförderung des Bundes mit vielen Problemen behaftet ist: Integrationsund Sprachkurse sowie Fördermaßnahmen seien an einen Aufenthaltsstatus geknüpft und stünden so nicht allen Flüchtlingen zur Verfügung. Auch gibt es viele bürokratische Hürden, und die Kurse können nur schwer kompatibel zu betrieblichen Arbeitszeiten gestaltet werden, beklagt sich Hirth. Immerhin: Das Land Niedersachsen ist eingesprungen, dessen Deutschkurse stehen jedermann offen. Man sieht: Sprachförderung braucht einen langen Atem. Unterstützung für Arbeitgeber Einstiegsqualifizierung: Hier ist der Ansprechpartner die Bundesagentur für Arbeit. Sie gibt Auskunft zu diesem sozialversicherungspflichtigen Praktikum. Dabei werden Jugendliche und junge Erwachsene, die sich bereits für einen konkreten Beruf entschieden haben, auf eine Ausbildung vorbereitet. Den Arbeitgeber-Service erreicht man unter Telefon (0 800) Auskunft zur Sprachförderung Niedersachsens gibt die Agentur für Erwachsenen- und Weiterbildung unter der Telefonnummer (05 11) Die in den Einrichtungen der niedersächsischen Erwachsenenbildung angebotenen Sprachkurse stehen allen Flüchtlingen ohne Zugangsvoraussetzungen offen. Die Kurse haben in der Regel einen Umfang von 200 Unterrichtsstunden und zielen auf den Erwerb von Grundkenntnissen der deutschen Sprache. Eine gute Anlaufstelle sind auch die sogenannten Integrationsmoderatoren, von denen es niedersachsenweit 24 gibt. Sie stehen in den Regionen als Ansprechpartner für Betriebe, Geflüchtete und alle in der Arbeitsmarkt-Integrationsarbeit aktiven Organisationen zur Verfügung. Geflüchtete und Unternehmen sollen so zusammengebracht und über einen Zeitraum von zwei Jahren begleitet werden. Eine Liste der Integrationsmoderatoren gibt es hier: Tipps zur Bildung in Zusammenhang mit Geflüchteten gibt auch die IHK Hannover. Ansprechpartner ist hier Prof. Dr. Günter Hirth unter der Telefonnummer: (05 11) und hirth@hannover.ihk.de

21 24 2DOSSIER NACHWUCHS WIRTSCHAFTSZEITUNG AUSGABE 2/2018 Erfolg ist ein langwieriger Prozess Fußballtalente gelangen nicht über Nacht in die erste Liga. Eine strukturierte Ausbildung ist mittlerweile das A und O so wie im Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) von Hannover 96. Ex-Profi Michael Tarnat erläutert, wie junge Menschen dort gefördert werden. Geduld, Demut und Respekt gehören dazu, wenn Spieler es nach ganz oben im Profifußball schaffen wollen, sagt Ex-96-Spieler Michael Tarnat. Behrens (2) Herr Tarnat, wie definieren Sie Talent? Ein Spieler muss immer eine spezielle und das meine ich in Anführungszeichen Waffe haben. Ob es Schnelligkeit, Durchsetzungsvermögen, Spielverständnis oder Handlungsschnelligkeit ist. Das alles ist Talent. Die große Kunst des NLZ besteht darin, alle Facetten dann zu kombinieren. Eben einen Jugendspieler so zu entwickeln, dass er bei den Profis spielen kann. Die angesprochenen Punkte sind nicht direkt messbar. Wie gehen Sie bei der Talentsuche vor? Ich schaue mir immer an, wie sich ein Spieler gegenüber seinen Mit- und Gegenspielern sowie Schiedsrichtern und womöglich auch dem Publikum verhält. Interessant ist auch, ob er sich aufgibt, wenn sein Team zurückliegt. Oder feuert er seine Mitspieler an und will das Spiel drehen? Aus diesem Verhalten kann man schon vieles herauslesen und grob einschätzen, wie der Junge charakterlich gestrickt ist. Wie läuft die Talentsuche ab? Wir haben eine Scoutingabteilung, die sich ab der U11 in Stadt und Region Hannover umschaut. Es kommt auch vor, dass sich ein Verein bei uns meldet oder durch andere Kontakte jemand auf uns zukommt und einen Spieler empfiehlt. Der Scout beobachtet den Spieler. Dann schaut der Trainer auch mal zu, denn dieser muss schließlich mit dem Jungen arbeiten. Ist es schwer, die jungen Spieler in die richtige Richtung zu lenken? Es ist die Herausforderung und das Interessante an der Jugendarbeit. Man muss die Spieler öfter mal ermahnen und sanft dahin schubsen, dass sie sich nicht auf ihrem Talent ausruhen. Ich sage ihnen immer wieder: Wenn sie nach dem Training in den Spiegel schauen und sich die Haare machen, müssen sie sich fragen, ob sie alles dafür getan haben, sich zu verbessern. Wenn sie die Frage mit einem Ja beantworten können, sind sie auf dem richtigen Weg. Aber dieser kann lang sein Es ist natürlich kein leichter Weg. Bei aller Professionalität dürfen wir aber auch nicht vergessen, dass das alles noch Kinder sind. Ich sehe es immer als zwei Vollzeitjobs an: Schule und Fußball. Wenn die Noten nicht stimmen, kann es passieren, dass wir sagen, der Spieler soll sich erst einmal auf die Schule konzentrieren und zu Hause bleiben. Wie können Sie es schaffen, den Alltag der Spieler zu erleichtern? Die Jungs gehen teils um 7 Uhr aus dem Haus, kommen um 22 Uhr zurück. Daher ist es wichtig, dass sie Spaß bei uns haben. Für mich gibt es nichts Schlimmeres, als Spieler zu sehen, die geknickt vom Platz gehen. Die Spieler sind alle meine Kinder. Und wenn ich das Gefühl habe, eines ist bedrückt und traurig, dann trifft mich das auch. Ich möchte alles familiär halten. Jeder, der auf die Anlage kommt, soll gerne kommen und sich wohlfühlen. Wir sind die Ersatzfamilie. Schauen Sie etwas neidisch auf das NLZ, weil Sie so etwas in Ihrer Jugend beim SV Hilden-Nord nicht hatten? Das stimmt, so etwas hatte ich nicht (lacht). Aber mit Neid schaue ich nicht drauf. Ich finde dieses neue NLZ, unsere Akademie in der Eilenriede, sensationell. Es ist toll, dass junge Spieler solche professionellen Rahmenbedingungen mit Rasenplätzen und gut ausgebildeten Trainern vorfinden. Ist Hannover 96 mit diesem NLZ bundesweit konkurrenzfähig? Ja, wir brauchen uns nicht mehr vor den anderen zu verstecken. Wenn man es tabellarisch betrachtet, sind wir in Deutschland zwischen Platz zwei und zehn. Jetzt liegt es an uns, das mit Beinen und Qualität zu füllen. Mein Ziel ist es, dass wir in den nächsten Jahren in Norddeutschland wieder mit führend in der Jugendausbildung sind. Der Erfolg des NLZ ist aber nur schwer kalkulierbar Es ist ein langwieriger Prozess, der drei bis fünf Jahre dauert. Wir müssen es wieder schaffen, Spieler wie Per Mertesacker, Konstantin Rausch, Waldemar Anton, Timo Hübers oder Mike Bähre bei uns auszubilden, damit sie dann den Sprung zur ersten Mannschaft schaffen können. Der Präsident, Martin Kind, hat zwar zu mir gesagt, dass wir ein bis zwei Talente pro Jahr herausbringen sollen. So etwas ist aber auch immer vom Jahrgang abhängig. Ich bin allerdings davon überzeugt, dass bei professioneller Arbeit das eine oder andere Talent übrig bleiben wird. Wann war Ihnen klar, dass Sie Talent haben und dass Sie es in den Profibereich schaffen können? Ich habe bis zu meinem 20. Lebensjahr im kleinen Verein gespielt und meine Ausbildung zum Elektroinstallateur gemacht. Mir hat man zwar nachgesagt, ich hätte Talent. Aber ich wollte immer mit meinen Freunden spielen. Es kamen Anfragen, beispielsweise von Fortuna Düsseldorf. Bei einem Pokalspiel gegen Homburg hat zufällig Willibert Kremer, der damalige Trainer des MSV Duisburg, zugeschaut und gesagt, dass er mich gerne haben möchte. So wurde ich doch noch Profi. Was für einen wertvollen Tipp haben die Trainer Ihnen damals mit auf den Weg gegeben? Kremer und Ewald Lienen haben mir gesagt, dass ich Geduld haben muss, bis ich meine Chance in der ersten Mannschaft bekomme. Demut und Respekt sind auch sehr wichtig. Wenn man in die Kabine kommt, grüßt man artig, übernimmt den Kabinendienst und nimmt Materialien mit zum Trainingsplatz oder trägt die Tore. Als älterer Spieler bei 96 habe ich versucht, den jungen diese Dinge zu vermitteln. Und das versuche ich jetzt wieder beim Nachwuchs. Interview: Mark Bode Auszeichnung mit drei Sternen Es ist wichtig, dass die Spieler auch Spaß bei uns haben. Michael Tarnat, Hannover 96- Nachwuchsleiter Das Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) von Hannover 96 an der Clausewitzstraße wurde im Oktober 2016 offiziell eröffnet. Etwa 18 Millionen Euro hat der Verein investiert, um das rund Quadratmeter große Areal umzustrukturieren. Sechs große Trainingsplätze (zwei Kunst-, vier Naturrasen) und zwei kleine für die Jüngsten wurden angelegt. Das Internat hat zwölf Einzel- und zwei Doppelzimmer zur Unterbringung junger Spieler. Darüber hinaus gibt es einen Bürokomplex und Besprechungsräume, unter anderem für die Videoanalyse. Das Eilenriedestadion wurde ebenfalls umgebaut und der Platz um 90 Grad gedreht: Es bietet mit modernen Tribünen bis zu 2800 Zuschauern Platz. Das NLZ hat inzwischen die höchste Auszeichnung vom Deutschen Fußballbund erhalten drei Sterne.

22 2LEBEN & GELD 25 WIRTSCHAFTS ZEITUNG AUSGABE 2/2018 Mit dem Bücherkarren fing es vor 66 Jahren an. Heute präsentieren Ursula- Marlies und Stefan Mielke ihre Schätze am Holzmarkt in der hannoverschen Altstadt. Franson (4) Geschäft voller Geschichten Das Antiquariat Mielke hat schon Uwe Johnson, Walter Kempowski und Gerhard Schröder mit Lesestoff versorgt. Doch Bücher allein genügen nicht mehr. VON SIMON BENNE 33 Wer durch diese Tür geht, betritt ein anderes Reich. Der Laden in der hannoverschen Altstadt ist hell und wirkt doch etwas schummrig. Alte Globen stehen vor ledernen Folianten, in Vitrinen schimmert Tafelsilber. Grimmig blickt Blücher aus einem Gemälde, und auf einem Samtkissen liegt ein Gipsabdruck des Totenschädels von Gottfried Wilhelm Leibniz persönlich. Und dann sind da natürlich Unmengen uralter Bücher. Alles hier atmet Geschichte, Geheimnis und das gesammelte Wissen von Generationen. In Fantasy-Filmen bergen verwunschene Geschäfte wie dieses am Holzmarkt den verborgenen Eingang in sagenhafte Gegenwelten. Doch inmitten dieser Szenerie sitzt kerzengerade und quicklebendig Ursula- Marlies Mielke. Die elegante Dame blättert in einem Fotoalbum. Ein Bild zeigt einen großen Handkarren zwischen Trümmergrundstücken im Nachkriegs-Hannover. Die Bücherkarre steht in alter deutscher Schreibschrift darauf. Das ist aus der Anfangszeit, sagt die 84-Jährige. Damals, im Jahr 1952, hatte sie mit ihrem mittlerweile verstorbenen Mann Manfred das Geschäft gerade eröffnet. Ein einziger Raum, seinerzeit noch in der Hohenzollernstraße, und dazu dieser mit gebrauchten Büchern beladene Karren. Gerade ist das Antiquariat Mielke 66 Jahre alt geworden am Ein Jubiläum ganz eigener Art. Nach dem Krieg gab es kaum Bücher, und der Lesehunger war groß, sagt Ursula-Marlies Mielke. Das Fernsehen war noch keine ernst zu nehmende Konkurrenz, das Internet kam nicht einmal als Science-Fiction vor. Ein anderes Foto zeigt sie als 19-Jährige zwischen Bücherstapeln. Teils fuhr sie damals mit dem Fahrrad los, um Bücher aufzukaufen. 2 Prominente Kunden Heute ist sie die Seniorchefin. Millionen von Büchern gingen in all den Jahrzehnten über ihren Ladentisch. Scharen von Prominenten zählten zu Mielkes Kunden: Die Schriftsteller Ernst Jünger und Uwe Johnson gehörten ebenso dazu wie Walter Kempowski, der sich spontan dazu bereit erklärte, seine eigenen Bücher im Geschäft zu signieren. Politiker wie Gerhard Schröder, Christian Wulff und Herbert Schmalstieg gingen in dem Geschäft ein und aus, das seinen Sitz lange in der Grupenstraße hatte. Und mit Günter Grass diskutierte Ursula-Marlies Mielke in einer Berliner Bar über dessen Blechtrommel, die damals gerade erschienen war. Er war schon ein gut aussehender junger Mann, sagt sie lächelnd. 2 Die Preise fallen Heute haben Antiquariate geschäftlich zu kämpfen. Nur mit Büchern könnten wir nicht überleben, sagt ihr Sohn, Stefan Mielke, der das Geschäft heute führt. Landauf, landab klagen die Antiquare über den Preisverfall, den der Onlinehandel ausgelöst hat. Stefan Mielke hat unlängst eine von Thomas Mann handsignierte Felix Krull -Erstausgabe für 900 Euro verkauft früher wäre da deutlich mehr drin gewesen. Die Preise sind gefallen, sagt der 49- Jährige mit umwölkter Miene, die sich freilich sofort wieder aufheitert. Dafür handele ich jetzt zusätzlich mit Antiquitäten das habe ich immer schon machen wollen. Zwischen dem Adress-Buch des Deutschen Kiautschou-Gebiets von 1902 und einer Inkunabel, einem frühen Druck aus dem 15. Jahrhundert (Kostenpunkt: 4200 Euro), finden sich jetzt eben auch historische Uniformen, Ölbilder und Grafiken. Buchhändler sprechen von Non-Book-Produkten. Nur, dass diese im Antiquariat eben ein wenig gediegener ausfallen als anderswo. Nach dem Krieg gab es kaum Bücher, und der Lesehunger war groß. Ursula-Marlies Mielke, Antiquariat Mielke Zu den Skurrilitäten gehört ein Gipsabdruck des Totenschädels von Gottfried Wilhelm Leibniz.

23 26 2GELD & LEBEN WIRTSCHAFTSZEITUNG AUSGABE 2/2018 Lease doch, was du willst Vom Dienstwagen kennt es jeder, vom Riesenrad eher nicht. Holger Mahlstede aus Barsinghausen findet Leasinglösungen auch für spezielle Fälle. Der Kunde Körperformen ist eine bundesweite Fitnesskette, die sich auf das Training mit Elektrostimulation spezialisiert hat. Lizenznehmer Manuel Klandt betreibt seit 2016 in Hannover zwei Studios in Kirchrode und der List. Im Fitnessbereich arbeitet er nach entsprechender Ausbildung seit 14 Jahren. Zum Angebot gehört neben umfangreicher Gesundheitsanalyse auch die Simulation eines Höhentrainings. Besiegelt: Manuel Klandt hat mit Holger Mahlstede (r.) ein TÜV-Zertifikat finanziert. Schaarschmidt VON STEFAN WINTER 33 Holger Mahlstede hat gerade mit einem Riesenrad zu tun. Da muss sich der Finanzierungsspezialist aus Barsinghausen noch einarbeiten Jahrmarkt kommt nicht so oft vor. Aber das schreckt ihn nicht, bestätigt es doch seine Devise, dass es eigentlich für alles eine Lösung gibt. Der Laie kann manchmal nur mühsam folgen, wenn er sie erklärt voller Energie und Begeisterung für ein Thema, das andere Menschen beschäftigt wie die Steuererklärung: Leasing. Mahlstede hat schon ein Dressurpferd im Wert von Euro verleast und an einen IT-Unternehmer einen McLaren für Euro, eine Tischlereimaschine war schon dabei und die Zertifizierung eines Fitnessstudios. Leasing das sind sieben Buchstaben, die schreiben sich überall anders. Manuel Klandt steht in seinem Kirchröder Studio Körperformen und führt das Qualitätssiegel des TÜV Rheinland vor das erste eines EMS-Studios, wie er sagt. Gut 4000 Euro musste er investieren in Geräte vom Defibrillator bis zum Feuerlöscher, aber auch in Mitarbeiterschulungen und natürlich die Zertifikatgebühr. Gerade beim noch wenig bekannten EMS-Training, das auf Elektrostimulation basiert, erhofft er sich von dem TÜV-Siegel das Vertrauen der Kunden. Wer Leasing nur vom Dienstwagen Holger Mahlstede, Mahlstede Leasing kennt, staunt, was damit alles finanziert werden kann. Aber die Grundidee der Miete funktioniert bei nahezu jedem Wirtschaftsgut in Fällen wie Klandts Zertifikat allerdings nur mit Andienungsrecht: Am Ende der Laufzeit muss es der Kunde zum vereinbarten Restwert übernehmen. Die meisten Kunden wollten so die Liquidität schonen und die Bilanz entlasten, sagt Mahlstede, auch Steuern lassen sich sparen. Sein fünfköpfiges Team sucht dann die passende Leasinggesellschaft auch für spezielle Fälle. Wir sind so etwas wie Makler. Den Unternehmensalltag prägt allerdings der IT-Ausstatter Wortmann ein stiller Riese in der Mindener Gegend, für den Mahlstede das Leasing abwickelt. Rund 100 Verträge gehen monatlich über den Schreibtisch. Er hat in der Branche fast alles gesehen, nach dem Studium beim Marktführer Grenke gelernt, war danach auch bei hannoverschen Anbietern und sagt von sich, er kenne 85 bis 90 Prozent aller Leasingverträge in Deutschland. Irgendwann in den frühen Jahren wollte ein Freund einen neuen Sulky für Trabrennen finanzieren. Ob man das Gerät für damals D-Mark auch leasen könne, fragte er Mahlstede. Und das Pferd vielleicht auch? Nein, Letzteres ging damals noch nicht, aber eine Versicherung wurde vermittelt. So hat das mit den Skurrilitäten angefangen. Und es hört nicht auf, längst begeistert er nebenbei als Dozent den Nachwuchs für sein spezielles Geschäft. Soll niemand sagen, das sei dröge: Leasing das sind sieben Buchstaben, die schreiben sich überall anders. Ungewöhnliches Leasingobjekt: ein McLaren 650 dpa

24 WIRTSCHAFTSZEITUNG AUSGABE 2/2018 2LEBEN & GELD 27 Nicht verkrümeln VON CHRISTIAN WÖLBERT Wir reden viel : Bahlsen will frühere Fehler des Familienunternehmens nicht wiederholen. Schaarschmidt Ausgiebig hat Werner M. Bahlsen über den Generationswechsel beim Keksbäcker nachgedacht. Jetzt übernimmt ein Management Board. Lorenz, Hermann jun. und Werner M. Bahlsen (v. l.) schieden im Streit. Lübke Eine Aufschlagerin verarbeitete Tausende Eier. Kühn Erfolg in drei Generationen 33 Erste Generation Hermann Bahlsen übernimmt 1889 ein Fabrikgeschäft für Kekse in der Friesenstraße in Hannover. Nach seiner Ausbildung zum Kaufmann hatte er unter anderem in London gearbeitet und dort Cakes kennengelernt, die er nun vermarktet. Zwei Jahre später kommt der Leibniz-Keks auf den Markt deutscht Hermann Bahlsen das englische Cakes in Keks ein. Bei Kriegsausbruch 1914 sind 1700 Mitarbeiter beschäftigt. 33 Zweite Generation 1919 stirbt Hermann Bahlsen. In den folgenden Jahrzehnten treten die Söhne Hans, Werner und Klaus Bahlsen die Nachfolge an. Im Zweiten Weltkrieg werden Lebensmittel rationiert, Rohstoffe knapp und Arbeitskräfte zur Wehrmacht eingezogen. Bahlsen beschäftigt Zwangsarbeiterinnen und wird dafür 1999 in den Entschädigungsfonds einzahlen. Mit Ende des Krieges sind 60 Prozent der Fabrik zerstört, doch schon 1952 beschäftigt das Unternehmen über 2000 Mitarbeiter. 33 Dritte Generation Hans Bahlsen stirbt 1959, danach prägen Hermann Bahlsen jun. (Sohn von Hans Bahlsen) sowie Lorenz und Werner M. Bahlsen (Söhne von Werner Bahlsen) das Unternehmen. Sie expandieren im Ausland und in neue Produktbereiche wie Kuchen und Chips. Anfang der Neunzigerjahre lähmt ein Familienkrach das Unternehmen, der erst nach Jahren mit der Teilung endet. Der Familienstamm von Hermann Bahlsen jun. scheidet aus, und die drei verbliebenen Enkel teilen Bahlsen im Streit erneut auf: Werner M. Bahlsen übernimmt die süße Traditionssparte, sein Bruder Lorenz erhält die salzige Chips-Sparte. An den Ehemann ihrer 1998 verstorbenen Schwester Andrea, Gisbert v. Nordeck, gehen Tochtergesellschaften und Immobilien. cwo 33 Er ist entspannt, als er seinen Rücktritt verkündet. Als sei das keine große Sache. Dabei hat Werner M. Bahlsen mehrere Jahrzehnte lang Verantwortung für Tausende Mitarbeiter getragen. Aber in dieser Hinsicht wird sich auch nichts ändern: Der 69-Jährige tritt von der Unternehmensspitze zurück, doch Bahlsen gehört weiter den Bahlsens. Ich habe diesen Schritt lange geplant, seit zwei bis drei Jahren, erzählt er. Die Führung wurde neu organisiert, der Patriarch gab große Teile des Tagesgeschäfts an das Management Board mit Daniela Mündler, Michael Hähnel und Scott Brankin ab. Im Herbst soll der bisherige EY-Berater Jörg Hönemann für Finanzen hinzukommen. Diesem Team vertraue er, betont Bahlsen, der die Dinge vom neu geschaffenen Verwaltungsrat aus verfolgen wird. Die vier Topmanager sollen sein Unternehmen gemeinschaftlich führen vielleicht dauerhaft, vielleicht aber auch nur für ein paar Jahre, falls bald seine Kinder an die Spitze drängen. Tochter Verena ist im eigenen Start-up aktiv, der älteste Sohn Johannes kommt in den Verwaltungsrat. Ich weiß nicht, ob meine Kinder sich langfristig für die operative Leitung interessieren, sagt der Vater. Die Zurückhaltung passt zu dem Mann, der eher wie ein Professor als ein Manager daherkommt. Er spricht oft leise, seine Stimme klingt manchmal etwas dünn. Wird er fotografiert, erinnert sein Pressesprecher ihn daran, sich aufrechter hinzusetzen. Aber er muss auch nicht laut werden, ihm hört man auch so zu. Statt sich auf die Schulter zu klopfen, spricht er über Herausforderungen. In druckreifen Sätzen erklärt er, wie das Unternehmen wachsen und innovativer werden kann, wie der Übergang zur vierten Generation gelingen soll. Inspiration sucht er überall: im Ausland, in der Familiengeschichte, bei Beratern und anderen Firmen, in der Musik. In den Neunzigerjahren begeistert er sich für die japanische Lehre vom Kaizen -Management. Heute spricht er vom Findig im Finden, dem Neuentdecken, als Kern der Bahlsen-Philosophie. Auf viele wirkt das visionär, auf manche ein bisschen abgehoben. Nicht jeder hat ihm anfangs die Unternehmerrolle zugetraut. Doch der Erfolg gibt ihm recht: Das Unternehmen ist solide aufgestellt und wächst nicht nur im Ausland, auch in rei- fen Märkten wie Deutschland. Rastlos ertüfteln die Mitarbeiter neue Produkte und Kampagnen. Auch als Arbeitgeber ist Bahlsen beliebt: Viele Angestellte pendeln aus Berlin oder Hamburg nach Hannover. Den Erfolg sucht der Chef mit großer Ernsthaftigkeit: Über den Diebstahl des goldenen Leibniz-Kekses ärgerte er sich maßlos, wo sich andere über die internationale Gratiswerbung gefreut hätten. In seiner Welt kommt es eben nicht auf Selbstironie an, sondern auf Innovationsfreude und Zielstrebigkeit. Dass er beides verbindet, erkennen auch andere Unternehmer an: Seit 2008 ist er Präsident der niedersächsischen Unternehmerverbände, seit 2015 Präsident des Wirtschaftsrats der CDU. Die Neugier trieb Bahlsen früh in die Welt. Nach der Schule ging er nicht direkt zur Uni, sondern machte erst einmal eine Konditorausbildung. Es folgten Traineestellen bei Gebäckherstellern in England und den USA, bevor er im Familienunternehmen einstieg. Ungern spricht er darüber, was danach kam: der Streit in der Familie. In den Neunzigerjahren flogen die Fetzen, und der scheinbar so sanfte Werner M. Bahlsen zeigte sich machtbewusst. Zuerst drängte er mit Bruder Lorenz den älteren Vetter Hermann aus der Firma, später stritten auch die Brüder. Erst nach Jahren brachte die Konzernteilung Ruhe. Was er damals gelernt hat, das verrät Bahlsen aber: Man braucht einen Plan für die Übergabe. Man bleibt nicht auf dem Chefsessel, bis man umkippt. Mit seinen vier Kindern hat er gemeinsame Werte in einer Art Charta festgeschrieben. Wir reden viel miteinander über das Unternehmen und den zukünftigen Kurs, sagt er. Und das ist anders als das, was wir in der letzten Generation gemacht haben Tonnen Gebäck haben die 2800 Bahlsen-Mitarbeiter 2017 hergestellt. Historisches Museum Hannover

25 28 2LEBEN & GELD WIRTSCHAFTSZEITUNG AUSGABE 2/2018 2LEBEN & GELD 29 Drahtesel statt Dienstwagen Man müsste eigentlich mehr mit dem Rad fahren, zum Beispiel. Zur Arbeit, vielleicht. Mit etwas Vorbereitung geht das auch für Anzugträger. Die Branche hat den Trend erkannt und bietet Leasingmodelle für Diensträder. Michael Schmidt- Jordan vom Rad & Pedelec- Haus Burckhardt gibt Tipps für die passende Ausrüstung. Behrens VON GARMIN WENDT Kilometer am Tag das ist Oliver Muziols Trainingspensum auf dem Fahrrad. Und für diese tägliche Einheit muss der 53-Jährige keine Minute seiner Freizeit investieren. Er benutzt das Fahrrad, um von seinem Haus in Altwarmbüchen vor den Toren Hannovers zu seinem Büro in der Nord/LB-Zentrale am Aegi zu kommen. 30 Minuten braucht er für eine Strecke, mit der Stadtbahn wäre es exakt dieselbe Zeit. Für Muziol keine Alternative: Ich mag es nicht, morgens in der überfüllten Straßenbahn zu sitzen. Außerdem komme ich so frischer als jeder andere Kollege morgens ins Büro. Denn am Aegi angekommen, zieht er sich um und springt noch schnell unter die firmeneigene Dusche. Frische Unterwä- sche und ein Hemd kommen in der Satteltasche mit. Die Anzüge hängen in seinem Spind im Keller der Bank. Hat er doch mal etwas vergessen, helfen Rad fahrende Kollegen aus. Da gibt es eine richtige Community, sagt Muziol. Es werden Hemden und Handtücher getauscht. Ich weiß mittlerweile ganz gut, wer ungefähr meine Körpergröße hat. Nur als er einmal den Schrankschlüssel vergessen hatte, musste er doch noch mal nach Hause fahren. Bei minus zehn Grad Celsius da habe ich ganz schön geflucht. Seit 18 Jahren arbeitet der Banker in der Abwicklungsabteilung der Nord/LB und genauso lange kommt er jeden Morgen mit dem Fahrrad dort an Minuten täglich genügen für mehr Gesundheit Etwa 11 Prozent der Arbeitswege werden laut ADFC in Deutschland mit dem Fahrrad zurückgelegt. Das bedeutet, dass Arbeitnehmer rund 1,8 Milliarden Mal pro Jahr mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren und dabei 6,2 Milliarden Kilometer zurücklegen. Wer regelmäßig in die Pedale tritt, ist gesünder und lebt länger. Laut AOK reichen 30 Minuten täglich, um Übergewicht, Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Rückenschmerzen vorzubeugen. Und man verbraucht in der Zeit etwa 300 bis 400 Kalorien, die nicht als Fettpölsterchen ansetzen können. Oliver Muziol fährt neben dem Arbeitsweg auch regelmäßig längere Strecken mit dem Rennrad. Dass das Radeln einen positiven Effekt hat, ist für den schlanken 53- Jährigen klar: Ich komme morgens mit roten Bäckchen ins Büro, und wenn ich meinen ersten Kaffee ziehe, weiß ich, dass ich schon etwas geschafft habe, sagt er. Außerdem brauche er am Abend keine Joggingstunde mehr, um sich fit zu halten: Das Training ist dann schon passiert. Auch Unternehmen wird vermehrt klar, dass radelnde Mitarbeiter fitte Mitarbeiter sind. Wir spüren ein deutliches Interesse von der Arbeitgeberseite, sich mit dem Thema Fahrrad zu beschäftigen, sagt Floriane Lewer vom ADFC. Einerseits wollten moderne Arbeitgeber darauf reagieren, dass das Fahrrad als Verkehrsmittel an Popularität gewinnt besonders in Städten. Auch betriebswirtschaftlich ist das eine gute Idee, sagt Lewer, denn Rad fahrende Arbeitnehmer sind im Durchschnitt zwei Tage weniger pro Jahr krank, haben einen niedrigeren Body-Mass-Index und einen höheren Well-Being-Score als die Auto fahrenden Kollegen. 6,2 Mrd. Kilometer legen Arbeitnehmer in Deutschland jährlich auf dem Arbeitsweg zurück. Wer seine Mitarbeiter aufs Rad bringen will, kann einerseits für eine gute Infrastruktur sorgen: geschützte Abstellplätze für die Fahrräder, Umkleidemöglichkeiten, Duschen. Anderseits können Arbeitgeber ihren Mitarbeitern statt eines Dienstwagens ein Dienstfahrrad zur Verfügung stellen. Seit 2012 ist ein Dienstfahrrad steuerrechtlich einem Dienstwagen gleichgestellt. Meike Flasbarth, Inhaberin vom Rad & Pedelec-Haus Burckhardt in Hannover- List, hat in den vergangenen fünf Jahren eine deutlich wachsende Nachfrage nach Dienstfahrrädern und besonders nach Dienstpedelecs gespürt. Die Steigerungen sind exorbitant, sagt sie. Seit Flasbarth vor etwa drei Jahren in das Firmenleasinggeschäft eingestiegen ist, habe sich die Zahl der geleasten Pedelecs verdoppelt. Über spezielle Leasinganbieter geht die Unternehmerin dazu mit den Firmen Kooperationen ein die Angestellten kommen dann nur noch vorbei und suchen sich ein Fahrrad oder E-Bike aus. Mehr als 50 Firmen zählen zu ihren Kunden, darunter größere Unternehmen, Apotheken und Pflegedienste. Die Kundenklientel sei sehr gemischt, sagt Flasbarth: Früher waren Pedelecs eher etwas für Leute über 50. Durch das Leasing kommen auch sehr viele im Alter 30 plus dazu Kilometer hat das Rad schon auf dem Buckel Oliver Muziol ist zwar mit Fahrrädern derzeit gut ausgestattet. Aber das Citybike, mit dem er zur Arbeit fährt, hat nun schon um die Kilometer auf dem Buckel. Wenn das irgendwann mal getauscht werden muss, könnte ich mir ein geleastes Dienstrad sehr gut vorstellen. Auch bei der Üstra sind die Diensträder ein Erfolg. Das Angebot wurde sehr gut angenommen, sagt Üstra-Sprecher Udo Iwannek. Von rund 2000 Mitarbeitern haben mittlerweile 340 ein Rad geleast und manche sogar gleich zwei. Natürlich fahren die wenigsten wirklich bei jeden Wetter los. Wenn es morgens junge Hunde regnet, lassen eigentlich alle das Fahrrad stehen, weiß Michael Schmidt-Jordan, Dienstradexperte vom Fahrradhaus Burckhardt. Oliver Muziol ist da anders: Grundsätzlich gibt es kein Wetter, bei dem er nicht das Fahrrad nimmt. Nur ein Mal vor einigen Jahren, bei heftigem Schneefall, da habe er verzichtet. Ansonsten helfen ihm Spikes-Räder bei Glätte und mehrere Schichten Kleidung gegen die Kälte. Es gibt Tage, da macht es keinen Spaß, räumt er ein, aber die Alternativen machen noch weniger Spaß. Und es gibt ja auch die schönen Momente: Bei guter Witterung führt die Route über Land, erst am Emmichplatz reiht sich Muziol in den Stadtverkehr ein. Im Frühjahr und Herbst, wenn sich Sonnenauf- und untergang mit den Fahrzeiten überschneiden, gibt es herrliche Aussichten für den Banker. Wenn zum Beispiel morgens der Nebel über dem Altwarmbüchener See liegt. Oder von der Brücke über den Mittellandkanal, wenn die Sonne untergeht. Da halte ich dann mal kurz an und genieße. Oliver Muziol hindert auch Nässe nicht am angemessenen Auftritt. Behrens (9) Ich komme morgens mit roten Bäckchen ins Büro, und wenn ich meinen ersten Kaffee ziehe, weiß ich, dass ich schon etwas geschafft habe. Oliver Muziol, Banker bei der Nord/LB und überzeugter Radfahrer In der dunklen Jahreszeit ist eine gute Beleuchtung am Fahrrad natürlich unverzichtbar. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann zusätzlich eine Warnweste mit Reflektorstreifen überziehen. Viele Modelle haben sogar ein integriertes zusätzliches Blinklicht am Rücken. So wird man bestimmt nicht übersehen. Ein Helm muss sein besonders für E-Bike-Fahrer, sagt Fahrradhändler Michael Schmidt-Jordan. Das Modell ist Geschmackssache, Sicher sind alle in unserem Sortiment. Wichtig ist, dass der Helm gut passt. Ob niedriges Gewicht oder gute Belüftung wichtiger sind, ist eine Frage persönlicher Vorlieben. Am Ende gelte: Jeder Helm ist sicherer als kein Helm. Noch relativ neu auf dem Markt ist der in eine Halskrause integrierte Kopfairbag, der mit knapp 300 Euro aber recht teuer ist. Wenn bei Regen die guten Wildlederschuhe keinen Schaden nehmen sollen, bieten sich wasserdichte Gamaschen an. Grundsätzlich empfiehlt Schmidt-Jordan Vielfahrern eher eine Kombination aus Regenjacke und Regenhose, als zum Beispiel einen Fahrradponcho. Da ist man einfach in der Bewegung weniger eingeschränkt. Je wertvoller das Fahrrad, desto wichtiger ist das Schloss. Es sollte eine möglichst große Spannweite haben, damit man das Fahrrad immer an irgendetwas festschließen kann, rät Schmidt-Jordan. Ein Clou sind Schlösser mit Alarmanlage: Wird an ihnen energisch gerüttelt, fangen sie an, laut zu heulen: Die machen richtig Randale, sagt Schmidt-Jordan. Bei Leasingrädern kann man das Schloss gleich mitmieten oft ist ein gutes Schloss sogar verpflichtend. Wer Akten, Laptop oder ein frisches Hemd sauber und trocken zur Arbeitsstätte transportieren will, braucht eine gute Fahrradtasche. Am sichersten sind die Rolltaschen, sagt Schmidt-Jordan. Die Taschen aus dickem Wachstuch oder Lkw-Plane mit umgeschlagener Öffnung seien verlässlich wasserdicht. Ein bisschen schicker sind spezielle Aktentaschen fürs Fahrrad mit gepolstertem Laptopfach. Die halten auch gut dicht, sagt der Experte. Es gibt sie mit Schiene fürs Fahrrad oder zum Umhängen.

26 30 2LEBEN & GELD WIRTSCHAFTSZEITUNG AUSGABE 2/2018 Personalien Hubert Schmidt (Bild) ist neuer Präsident des bundesweiten Wirtschaftsverbands Stahl- und Metallverarbeitung und tritt damit die Nachfolge von Gerhard Brüninghaus an. Der WSM mit Sitz in Düsseldorf vertritt nach eigenen Angaben rund 5000 meist familiengeführte Unternehmen mit mehr als Beschäftigten. Schmidt führt im Hauptberuf das Familienunternehmen Hubert Stüken in Rinteln. Der Metallverarbeiter produziert mit 1200 Mitarbeitern in Deutschland, den USA, Tschechien und China. Oliver Rokohl ist neuer Sprecher der Geschäftsführung beim Metallbauer König in Moringen. Der 52-Jährige kommt vom Verpackungsunternehmen Thimm in Northeim. König-Inhaber Gerd-Hinrich Döscher wird sich künftig als Beiratsvorsitzender auf die strategische Ausrichtung konzentrieren. Weitere Geschäftsführer sind Andreas Burghardt und Meiko Fiedler. Elke Eller kennt schon einige Branchen, jetzt kommt der Rohstoffsektor dazu. Die 55-Jährige, im Tui-Vorstand für Personal verantwortlich, zieht in den Aufsichtsrat der Kasseler K+S AG ein für die Anteilseigner. Weil Eller ihre Karriere bei der IG Metall startete, vertrat sie im VW-Aufsichtsrat auch schon die Arbeitnehmer. Es folgten Vorstandsposten bei VW Financial Services und VW Nutzfahrzeuge. Fondsmanager eigener Art Mit Heuschrecken will er nichts zu tun haben, die Zukunft der Demokratie treibt ihn um. Nach drei Jahrzehnten verlässt Matthias Kues die Nord Holding VON ALBRECHT SCHEUERMANN 33 Im Rentenalter ist er mit 58 Jahren eigentlich nicht dennoch zieht Matthias Kues nach 30 Jahren bei der Beteiligungsgesellschaft Nord Holding, davon 25 Jahre als Geschäftsführer, einen Schlussstrich. Die Geschäftsführung bilden künftig Andreas Bösenberg und Rainer Effinger. Ihr Vorgänger wird die gewonnene Zeit unter anderem in die Politik investieren. Das scheint in der Familie zu liegen, die im katholischen Emsland verwurzelt ist. Kues war im Bundesvorstand der Jungen Union, sein Bruder Hermann saß für die CDU im Bundestag und war Staatssekretär im Bundesfamilienministerium. In Parlamente drängt es Kues zwar nicht, aber was mich umtreibt, ist die Zukunft der Demokratie. Ihn stört das pauschale Politiker-Bashing ebenso wie das mangelnde Verständnis vieler Unternehmer für langwierige politische Entscheidungsprozesse. Das ist nun mal komplizierter als in einem mittelständischen Betrieb. Mit Mittelständlern hatte Kues jahrzehntelang zu tun schließlich ist die Beteiligung an solchen Unternehmen der Daseinszweck der Nord Holding. Als der Diplom-Volkswirt 1988 aus reinem Zufall in der Beteiligungsbranche landete, beschäftigte das Unternehmen drei Mitarbeiter plus Sekretärin und befasste sich ausschließlich mit sogenannten stillen Beteiligungen. Heute ist die Nord Holding an 25 Firmen direkt beteiligt, hinzu Matthias Kues hat die Nord Holding zur anerkannten Beteiligungsgesellschaft gemacht. kommt das Dachfondsgeschäft. Das Geld kommt von einer Reihe von Investoren, privaten Familien ebenso wie Versorgungswerken, Versicherungen und Sparkassen, die hinter der von der Nord/LB gegründeten Holding stehen. Heute herrscht ein harter Wettbewerb um attraktive Beteiligungen. Sie würden häufig zwischen Finanzinvestoren weitergereicht, kritisiert Kues. Die Branche darf nicht nur ernten, sie muss auch säen. In seiner Zeit als Präsident des Branchenverbands hat er sich ins Zeug gelegt, die vom damaligen SPD-Chef Franz Müntefering angestoßene Heuschrecken-Debatte zu beruhigen. Gesellschaften wie die Nord Holding sehen sich als langfristige Partner der Mittelständler. Schaarschmidt Kues bleibt der Branche ein wenig verbunden er hat sich von einer kleinen niederländischen Beteiligungsfirma in den Beirat berufen lassen, weil er die Leute richtig cool findet. Ansonsten wird den Vater von drei erwachsenen Kindern noch ein anderer Job fordern: Der Hobbyfußballer ist Verwaltungsratsvorsitzender des Drittligisten SV Meppen.

27 WIRTSCHAFTSZEITUNG AUSGABE 2/2018 2LEBEN & GELD 31 In die Verlängerung Die Nord/LB geht durch bewegte Zeiten. Eine frühe Vertragsverlängerung für Thomas Bürkle soll Kontinuität sichern. VON ALBRECHT SCHEUERMANN UND STEFAN WINTER 33 Es gibt viel zu tun bei der Nord/LB, und es wird eine Weile dauern. Die Landesbank ist im vergangenen Jahr zwar wieder in die Gewinnzone zurückgekehrt und hat gerade ihre Kapitaldecke etwas aufgepolstert, aber damit ist es nicht getan. Die Stärkung des Eigenkapitals habe nach wie vor höchste Priorität, sagte Bankchef Thomas Bürkle jüngst. Dass dafür Milliarden aus dem Landeshaushalt nötig sein könnten oder womöglich private Investoren hereingeholt werden, beschäftigt die Landespolitik nachhaltig. Finanzminister Reinhold Hilbers hat ohne große Wirkung bei der Opposition darauf hingewiesen, dass sich die Bank nicht im Krisenmodus befinde. Der CDU-Politiker spricht lieber von Zeiten des Umbruchs, und die bräuchten personelle Kontinuität. Mit der hätte es Ende 2019 Olof Seidel rückt zum COO auf. schon wieder vorbei sein können, denn Bürkle regierte bisher nur mit einem Dreijahresvertrag in der Tasche. Doch nach gut einem Jahr hat er die Probezeit an der Spitze offenbar bestanden und soll nun auch umsetzen können, was auch immer demnächst an kapitalbildenden und anderen Maßnahmen beschlossen werden mag. Der Aufsichtsrat hat den Vertrag des 65-Jährigen vorzeitig bis Ende 2021 verlängert. Aufsichtsratschef Hilbers lobt die gute, vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Bankchef, den noch sein Amtsvorgänger und damaliger SPD-Kontrahent Peter-Jürgen Schneider installiert hatte. An die Seite bekam Bürkle den deutlich jüngeren Stellvertreter Hinrich Holm, der nun wohl zwei Jahre länger auf den möglichen Aufstieg warten muss. Der aus Freiburg im Breisgau stammende Bürkle übernahm Anfang 2017 als Nachfolger von Gunter Dunkel den Vorstandsvorsitz der Norddeutschen Landesbank. Er hat eine lange Bankkarriere mit mehreren Auslandsstationen unter ande- Volles Programm für Thomas Bürkle: Er muss umstrukturieren, Personal abbauen und eine Kapitalquelle auftun. rem in Bangkok, Prag und New York hinter sich. Für den Nord/LB-Konzern arbeitet er seit dem Jahr Unter Bürkles Führung hat die Bank im vergangenen Jahr ein tief greifendes Umbauprogramm gestartet, das auch den Abbau von mehr als 1200 Stellen bis 2020 umfasst. Das Hauptproblem der Bank sind die faulen Schiffskredite. Im Frühjahr beliefen sie sich nach Bankangaben auf fast 8 Milliarden Euro. Die hohen Abschreibungen in diesem Bereich sind der wichtigste Grund für das dezimierte Eigenkapital. dpa Eine Schlüsselfigur beim Umbau der Bank ist Bürkle allerdings abhandengekommen. Ulrike Brouzi, Finanzchefin und vor allem als Chief Operating Officer für das Tagesgeschäft verantwortlich, hat sich nach Frankfurt zur DZ Bank aufgemacht. Das Zentralinstitut der Genossenschaftsbanken wurde unlängst vom Handelsblatt zu Deutschlands erfolgreichster Geschäftsbank geadelt. Brouzis Rolle hat nun Olof Seidel übernommen. Seit Anfang Mai ist der 50-Jährige Finanzchef und Chief Operating Officer. Seidel hat bisher den Bereich Banksteuerung und Transformation geleitet. Zum Start teilt er das frühere Schicksal seiner Vorgängerin: Auch Brouzi musste ihren Job erst einmal als Generalbevollmächtigte machen, weil sie die strengen Anforderungen der Bankaufsicht an die Berufserfahrung von Vorstandsmitgliedern noch nicht erfüllte. Auch Seidel muss noch auf die höheren Weihen der Aufsicht warten. So dürfte der Dreh- und Angelpunkt des Nord/LB-Alltags in nächster Zeit knapp unter dem Vorstand liegen. Personalien Der Neuanfang bei LPKF fällt drastischer aus, als es offenbar geplant war. Seit die zur Bantleon-Gruppe gehörende German Technology AG bei dem Garbsener Laserspezialisten eingestiegen ist, wurde der komplette Vorstand ausgetauscht. Seit Mai führt Götz Bendele (Bild links) das Unternehmen, nachdem Ingo Bretthauer ein halbes Jahr vorher gegangen war. Christian Bieniek (Produktion) und Bernd Lange (Technik) fielen der Halbierung des Vorstands auf nur noch zwei Mitglieder zum Opfer. Und nun hat auch der langjährige Finanzvorstand Kai Bentz (Bild rechts) die Segel gestrichen. Er will seinen Vertrag nicht verlängern und zum Jahresende gehen offenbar zur Überraschung des Großaktionärs. Der hätte Bentz nämlich behalten. Bei der Unternehmensgruppe Jacobi Walther Dachziegel in Bilshausen zieht ein familienfremder Manager in die Geschäftsführung ein. Günther Reese (Bild unten, r.) hat die Verantwortung für Vertrieb, Marketing und Produkte übernommen. Der 52- Jährige war zuletzt Geschäftsführer bei Wolfin Bautechnik in Wächtersbach. Der Geschäftsführende Gesellschafter Klaus Jacobi (l). geht nach 36 Jahren im Unternehmen in den Ruhestand. Die Familie ist weiterhin mit Max Jacobi (32), Hans Helmuth Jacobi (68) und Lucas Jacobi (30) in der Geschäftsführung vertreten. Bei Viscom, hannoverscher Spezialist für optische Prüfsysteme, sortiert sich der Aufsichtsrat neu. Den Vorsitz hat Michèle Morner (Bild) übernommen, Wirtschafts-Professorin an der Deutschen Universität für Verwaltungswissenschaften in Speyer und Aufsichtsratsmitglied beim Roboterbauer Kuka. Vorgänger Bernd Hackmann bis 2008 Chef bei LPKF hat das Gremium ebenso verlassen wie Klaus Friedland, früher Finanzund Personalvorstand bei Continental. So kann Viscom-Mitgründer Volker Pape vom Vorstand in den Aufsichtsrat wechseln. Mitglied im Gremium bleibt Ludger Overmeyer, Professor an der Leibniz Universität Hannover. Die Vorstände Martin Heuser und Dirk Schwingel bekommen Verstärkung durch Carsten Salewski und Peter Krippner. Mit der Neuaufstellung bewiesen die Viscom-Gründer erneut Voraussicht und unternehmerische Verantwortung, sagte Hackmann. Meike Zumbrock wechselt im August von den Stadtwerken Enercity in die Geschäftsführung der Tourismusmarketing Niedersachsen GmbH (TMN). Neuer Aufsichtsratsvorsitzender der Landesgesellschaft ist Berend Lindner, Staatssekretär im Wirtschaftsministerium. Sarik Weber (Bild) war bisher vornehmlich bei Start-ups zu Hause. Der gebürtige Hamburger hat den Inkubator Hanse Ventures gegründet und das Karriereportal Xing mit aufgebaut und an die Börse gebracht. Jetzt bekommt es der 50- Jährige mit einem 99 Jahre alten Familienunternehmen zu tun: Weber ist neuer Chief Digital Officer des Medizintechnik- Herstellers Ottobock in Duderstadt und berichtet direkt an Vorstandschef Oliver Scheel.

28 EINE LETZTE FRAGE... Wie nutzen Sie Ihre Apps unterwegs? Das Smartphone ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Ob Termine verwalten, s checken oder mit Freunden und Familie chatten mit Handy der neuen Generation geht das immer und überall. Chefs aus der Metropolregion berichten, wofür sie ihr Smartphone nutzen. Wenn ich unterwegs bin, nutze ich oft Apps auf dem Smartphone. Das reicht von Twitter über Facebook und Instagram bis Pinterest, Youtube und Google Plus. Vor allem für die sozialen Medien ist das wichtig. So kann ich zum Beispiel unseren Blog bedienen egal, wo ich gerade bin. Ansonsten sind für mich auch das Outlook-Programm und 1drive wichtig, außerdem nutze ich Maps zur Orientierung und meine Banken-App. Das macht das Arbeiten alles in allem einfacher und flexibler. Anke Freund, Betriebsmanagerin, Tischlerei Dein Freund, Wedemark Das Smartphone ist für mich ein unersetzbarer Begleiter, angefangen mit einfachen Funktionen wie der Taschenlampe oder dem Wecker nutze ich das Gerät sehr intensiv für Telefonkonferenzen mit meinen Studierenden oder meinen Geschäftspartnern im In- und Ausland. Auch die Buchung meiner Hotels, Flug- und Bahnreisen wickele ich komplett über das Gerät ab. Privat nutze ich eine Lauf-Tracking-App, Nachrichten-Apps, Wetter-Apps und Musik-Dienste, wenn ich in der Bahn unterwegs bin. Ein Arbeitsalltag ohne das Gerät ist für mich nur schwer vorstellbar. Josef Rolfes, Personalleiter, Ostendorf Kunststoffe GmbH, Vechta Lars Baumann, Professor für Wirtschaftsinformatik an der Hochschule Hannover und Geschäftsführer der probusiness-gruppe Ich nutze relativ wenige Smartphone-Apps. Wichtig ist für mich vor allem, dass ich die s von unterwegs unproblematisch abrufen kann. Auch die App, um den Kalender einzusehen, finde ich sehr hilfreich. Da die Termine automatisch synchronisiert werden, kann man sich jederzeit informieren, was zu welcher Zeit ansteht. Um Absprachen zu treffen oder Infos auszutauschen, bevorzuge ich ansonsten das Gespräch mit den Kolleginnen und Kollegen vor Ort oder am Telefon. Christian Förster, Geschäftsführer, Glaserei Förster, Hannover Genau genommen ist mein Job ohne Apps nicht mehr möglich. Ich nutze sie vorrangig auf dem Tablet oder dem Rechner aber wenn ich unterwegs bin, greife ich auf mein Smartphone zurück. Die Apps erleichtern meine Arbeit entscheidend sie decken alles ab, was ich für meine Arbeit brauche. Vor allem Dropbox ist hilfreich und ideal, wenn es zum Beispiel um die Auftragsplanung für die Kunden geht. Wo ich früher mit Prospekten hantiert habe, kann ich heute viel flexibler auf alle Wünsche reagieren. Ich mag Smartphone-Apps, die mir unkomplizierte Alltagslösungen bieten. So nutze ich sie privat häufig, um Fotos zu bearbeiten, Kontakt zu meiner Familie zu halten, die Wettervorhersage oder Fußballergebnisse abzurufen. Da ich beruflich viel unterwegs bin, helfen mir Apps oft bei der kurzfristigen Planung von Flügen, Taxifahrten und vielem mehr. Sehr gerne nutze ich auch neue Möglichkeiten wie das direkte Versenden einer individuellen Postkarte über die CEWE POSTCARD App. Thomas Mehls, Vorstandsmitglied CEWE Stiftung & Co. KGaA, Oldenburg Hermann Kuper, Geschäftsführer, Servicekontor24 GmbH & Co. KG, Oldenburg Das Smartphone ist für mich ein absolut wichtiges Werkzeug im Geschäftsleben. Ich nutze Funktionen wie Kalender, Mail sowie diverse Apps. So tätige ich alle Buchungen von und für Dienstreisen von Bahn, Flug bis Hotel über eine entsprechende App. In fremden Städten wähle ich zum Beispiel Restaurants für Geschäftsessen nach erhaltenen Bewertungen aus. Selbstverständlich rufe ich auch aktuelle News vor allem von der FAZ, dem Handelsblatt und der Nordwest-Zeitung über das Smartphone ab.

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