Die Entwicklung von EMAS in Deutschland im Jahr 2010
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- Beate Pfeiffer
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1 Gemeinsame Stelle der EMAS-Registrierungsstellen Die Entwicklung von EMAS in Deutschland im Jahr 2010 Die EU hat die 1993 erlassene und 2001 überarbeitete Verordnung über die freiwillige Teilnahme von Organisationen an einem Gemeinschaftssystem für Umweltmanagement und Umweltbetriebsprüfung (EMAS) erneut komplett novelliert. Die neue E- MAS Verordnung (1221/2009/EG) ist am 22. Dezember 2009 im Amtsblatt der EU veröffentlicht worden und am 11. Januar 2010 in Kraft getreten. Da registrierte Organisationen die Beachtung der neuen Verordnung erst bei einer fälligen Begutachtung nachweisen müssen, und insoweit auch Übergangsfristen von bis zu sechs Monaten gewährt wurden, waren die registrierten Organisationen von den Änderungen 2010 mehrheitlich noch nicht betroffen. Anders die neu registrierten Organisationen: Diese mussten nach Inkrafttreten der neuen Verordnung diese in vollem Umfang beachten. 1. Teilnehmerzahlen leicht rückläufig Die EU-Kommission hat die Novelle der EMAS-Verordnung mit der Erwartung vorangetrieben, die Teilnehmerzahl deutlich zu steigern. Als Ziel setzt sie sich eine Teilnehmerzahl von Standorten bis 2020, Zwischenziel 2015 ist eine Telnehmerzahl von Standorten (KOM (2008) 402/2. Für Deutschland ergibt sich danach ein Zwischenziel bis 2015 von Standorten. Im Verlauf des Jahres 2010 konnten diese Erwartungen noch nicht erfüllt werden: Auch 2010 ging die Zahl der teilnehmenden Organisationen wie schon in den letzten Jahren - langsam, aber stetig zurück. Waren es Ende 2000 noch Standorte, die beteiligt waren, sind es Ende 2010 noch 1.332, 22 weniger als Dagegen ist die Zahl der beteiligten Standorte leicht von auf gestiegen. Statistiken leiden unter der Umstellung der Zählweise der E- MAS-Teilnehmer bedingt durch die Novellierung der EMAS- Verordnung Waren es 2001 ausschließlich Standorte, die erfasst waren, wurden ab 2002 Organisationen registriert, die mehrere Standorte umfassen können. Daher wurde von der Kommission angeregt, weiterhin auch die Standorte zu zählen. Ein 1
2 Rückgang der Teilnehmer ist aber ungeachtet der Zählweise gegeben. Eindeutig sagen lässt sich auch, dass dieser Rückgang nicht nur dem Wechsel der Zählweise geschuldet ist. Im Register befinden sich Stand 16. März 2011 die Adressen von EMAS-Standorten, von denen zum Stichtag noch als aktiv gekennzeichnet sind. Das heißt, 35,9 % aller jemals beteiligten Standorte sind aktuell noch EMAS-Teilnehmer, 64,1 % aus unterschiedlichsten Gründen aus dem Gemeinschaftssystem ausgeschieden. 2
3 Die Verteilung der EMAS-Organisationen nach Bundesländern sieht in der Zeitreihe wie folgt aus: Baden-Württemberg Bayern Berlin Brandenburg Bremen Hamburg Hessen Mecklenburg Vorpommern Niedersachsen NRW Rheinland-Pfalz Saarland Sachsen Sachsen-Anhalt Schleswig-Holstein Thüringen Deutschland Standorte Einzig Baden-Württemberg konnte die absolute Zahl seiner EMAS- Teilnehmer weiter deutlich steigern und auf hohem Niveau stabilisieren. Im Übrigen hat es 2010 kleinere Bewegungen nach oben und unten gegeben, deutlicher in Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern. Hessen, Niedersachsen und Brandenburg verzeichneten immerhin einen leichten Anstieg der Teilnehmerzahlen. 2. Erhebliche Änderung des Branchenmix EMAS war zu Beginn nur für Industrie und Gewerbe geöffnet, erst mit einer nationalen Erweiterungsverordnung 1998 und durch die EMAS-Novelle 2001 wurde der Anwendungsbereich wie bei ISO auf Organisationen aller Art erweitert. Waren deshalb zu Beginn industrielle Bereiche wie Stahlbau, Chemie und Ernährung deutlich führend, haben sich die Verhältnisse im Laufe der Jahre deutlich verschoben. Während die Teilnahme von Industriebetrieben stark abgenommen hat, sind es vor allem kirchliche und öffentliche Einrichtungen, die die Verluste in den letzten Jahren zumindest zum Teil kompensieren konnten. Die nachfolgenden Tabellen zeigen die führenden Branchen 2002 und 2010 im Vergleich. Die industriell geprägten Branchen sind fett gedruckt, die Liste ist geordnet nach der Häufigkeit der 3
4 Branchennennung. Zugrunde liegen die Abteilungen des seit 2009 anzuwendenden neuen NACE-Codes 1. Die Zuordnungen von Organisationen zu den Abteilungen haben sich wegen der Neugestaltung der Statistik der Wirtschaftszweige in manchen Fällen stark verändert. Beispiel: Aus der alten Abteilung 24 (Chemische Industrie) wurden zwei Abteilungen (Pharma wurde eine eigene Abteilung). Die von solchen Effekten besonders betroffenen Abteilungen sind in der nachfolgenden Tabelle mit * gekennzeichnet. Daher muss der Vergleich mit gewissen Vorbehalten gezogen werden, gleichwohl ist die in der Tabelle aufgezeigte Tendenz eindeutig. Reihenfolge nach der Häufigkeit Dezember 2010 ab 30 Organisationen pro NACE-Abteilung NACE Branchen 12/02 12/10 44 Interessenvertretungen/religiöse Vereinigungen 85 Erziehung und Unterricht Stahl/Leichtmetallbau Herstellung von Kraftwagen Chemische Industrie * Öffentliche Verwaltung Beherbergung Ernährungsgewerbe* Gummi-/Kunststoffwaren Abfallbeseitigung * Maschinenbau Energieerzeugung Sonst. Dienstleistungen Gesundheitswesen Verlag/Druckerei Büromaschinen Großhandel Papiergewerbe Größe der registrierten Organisationen Die Zahl der Mitarbeiter wird im Registrierungsverfahren für die beteiligten Organisationen erfasst. Sie ist eine Momentaufnahme, Schwankungen der Beschäftigtenzahl werden nicht berücksichtigt, solange keine neue Umwelterklärung vorzulegen ist. Die durchschnittliche Organisation hat 586 Mitarbeiter. 1 Verordnung (EG) Nr. 1893/2006 des Europäischen Parlaments und des Rates von 20. September 2006 zur Aufstellung der statistischen Systematik der Wirtschaftszweige NACE Revision 2 und zur Änderung der Verordnung (EWG) Nr. 3037/90 des Rates sowie einiger Verordnungen der EG über bestimmte Bereich der Statistik. 4
5 Allerdings wird die Statistik durch einige wenige sehr große Unternehmen beeinflusst. Es gibt insgesamt 30 Organisationen mit mehr als Mitarbeitern. Diese beschäftigen allein Mitarbeiter. Dies entspricht 48,36 % aller Beschäftigten in EMAS-Organisationen! EMAS-Organisationen nach Beschäftigtenzahl Zahl der Beschäftigten Anzahl > > 1000 bis > 500 bis > 250 bis >100 bis > 50 bis > 10 bis bis Gesamt 1332 Betrachtet man die großen Organisationen genauer, stellt man fest, dass 24 von ihnen dem Fahrzeugbau angehören. Die teilnehmenden Einheiten aus dieser Branche stellen allein Beschäftigte, entsprechend 42,45 % aller Beschäftigten in E- MAS-Organisationen. 4. Entwicklung der Beschäftigtenzahlen Die Beschäftigtenzahlen werden seit einigen Jahren als Indikator für die nachhaltige Entwicklung von den Statistischen Landesämtern abgefragt. Die Zahl geht entsprechend der leichten Reduzierung der Gesamtsumme der teilnehmenden Organisationen und dem Ausscheiden industrieller, tendenziell größerer Organisationen seit 2005 zurück. Zahl der Beschäftigten in EMAS- Organisationen Jahr Anzahl
6 5. Ausblick EMAS hat seine Freunde, die dieses Instrument zu schätzen wissen und es gern anwenden. Die Zahl sinkt aber nach und nach. Der Ausstieg zahlreicher produzierender Unternehmen wurde in der Vergangenheit kompensiert durch Organisationen, für die EMAS seinerzeit eigentlich nicht eingeführt wurde. Beim neuen Nutzerkreis lässt sich ein gewisser Drehtüreffekt feststellen, Zu- und Abgänge halten sich hier die Waage. Für die Zukunft von EMAS wird viel davon abhängen, wie die Änderungen der Verordnung, in Kraft getreten am 11. Januar 2010, in der Praxis ankommen. Jede Änderung erzeugt bei den Anwendern Anpassungsaufwand, dem zunächst einmal kein direkter Mehrwert gegenübersteht. Daher wird es absehbar einige Organisationen geben, denen die Änderungen nicht passen und die dies zum Anlass nehmen, ihre Registrierung nicht zu verlängern. Die Effekte der Globalisierung von EMAS können sich erst mittelfristig bemerkbar machen, wenn die rechtlichen und praktischen Voraussetzungen einer Registrierung von Organisationen aus Drittländern geklärt sind. Der von der Kommission angekündigte Leitfaden zur Validierung und Registrierung solcher Fälle hat 2010 nicht vorgelegen. Auf Interesse stößt dagegen die Möglichkeit, Standorte in anderen EU-Staaten in eine registrierte Organisation zu integrieren. Dies wird die EMAS-Statistik 2011 zumindest leicht beeinflussen. Eine Herausforderung für EMAS wird die zunehmende Diskussion über die Nutzung von Energiemanagementsystemen darstellen. Die EU-Kommission plant, Energieaudits für große Unternehmen vorzuschreiben. Mitgliedstaaten sollen zudem Anreize schaffen für die Einführung von Energiemanagementsystemen nach EN o- der ISO als systematischen Rahmen für die rationelle Nutzung von Energie. 2 Auch das Energiekonzept der Bundesregierung von 2010 sieht vor, dass Unternehmen dazu angeregt werden sollen, Effizienzpotenziale in Energiemanagementsytemen nach EN oder ISO zu realisieren. Es wird also ein im einzelnen noch nicht definierter Druck ausgeübt zur Einführung von Energiemanagement. Dies kann motivieren, gleich ein umfassendes Ressourcenmanagement aufzubauen und dies am Ende in eine Teilnahme an EMAS münden zu lassen. Dazu müsste s gelingen, den Schwung der Debatte zu nutzen. Ob es gelingt, wird man in der nächsten Zeit sehen. Dr. Hermann Hüwels DIHK Brüssel, 25. März Energieeffizienzplan 2011, KOM (2011) 109; Energiemanagement als Bestandteil eines übergeordneten Umweltmanagementsystems wird ausdrücklich gleichgestellt. 6
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