Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten

Transkript

1 Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Staatsminister Helmut Brunner Energiewende im ländlichen Raum Chancen für die Region Donau-Wald 30. September 2011, Teisnach Es gilt das gesprochene Wort! Referat Presse Telefon Ludwigstraße München Telefax Internet

2 Anrede! Nichts ist so stark, wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist. Diese Feststellung des französischen Schriftstellers Victor Hugo gilt besonders für die Vision der energieautarken Bildungs- und Innovationsregion Donau- Wald. Mit dem Richtfest für das Technologieanwenderzentrum Spiegelau vergangene Woche haben wir einen weiteren wichtigen Schritt getan. Heute wollen wir die Umsetzung dieser Vision weiter konkretisieren und Perspektiven der Energiewende in der Region Donau-Wald diskutieren. I. Ideen für Niederbayern Donau-Wald Meine Ideen für Niederbayern Schwerpunkt Donau Wald habe ich im März 2011 Ministerpräsident Horst Seehofer übergeben. Dieser detaillierte Katalog enthielt u.a. folgende Forderungen: Der Bayerische Wald soll bis 2030 energieautark werden. S e i t e 1

3 Das Projekt E-WALD mit dem Teilprojekt Dezentrales Regeneratives Kraftwerk Bayerischer Wald (DEREK) ist als großräumiges Anwendungsprojekt, als regionales Identifikationsprojekt und als Projekt zur Regional- und Strukturförderung über unsere 6 Landkreise hinweg umzusetzen. Es sollen Energienutzungspläne für die Region erstellt werden, die Untersuchungen zur Energieversorgung, Energieinfrastruktur, zum Energieverbrauch aber auch zu künftigen Entwicklungen und Zielen enthalten. Die bestehenden Kompetenzen im Bereich Erneuerbare Energien und Energieeffizienz sowie das Studienangebot am Wissenschaftszentrum Straubing müssen weiter ausgebaut werden. Wenn wir uns fragen, was in diesem halben Jahr davon umgesetzt wurde, so ist die Bilanz nicht schlecht: Zentrale Weichenstellungen auf dem Weg zur energieautarken Region Donau-Wald sind erfolgt, wie der offizielle Start des Projekts E-Wald. Mit der Erstellung von regionalen Energienutzungsplänen wurde ebenfalls be- S e i t e 2

4 gonnen. Ministerpräsident Horst Seehofer und Wissenschaftsminister Dr. Heubisch haben den weiteren Ausbau des Wissenschaftsstandorts Straubing zugesagt. Wesentliche Impulse für unsere Region gehen auch von den Entscheidungen der Bayerischen Staatsregierung zur Energiewende aus, die am 24. Mai dieses Jahres mit dem Energiekonzept Energie innovativ auf den Weg gebracht wurde. An dieser Stelle möchte ich mich bei allen Unterstützern bedanken. II. Energiewende und ländlicher Raum Die Erneuerbaren Energien sind Land-Energien. Ganz gleich, ob Windkraft, Solarenergie oder Biomasse die Energieversorgung der Zukunft ist vorrangig auf die Flächen der Landwirte und Waldbesitzer angewiesen. Entsprechend groß ist die Rolle der Land- und Forstwirtschaft; und dementsprechend werden sich Landschaftsbild und Landnutzung in unserer Kulturlandschaft verändern. S e i t e 3

5 Ohne die Einbindung der Bürgerinnen und Bürger wird die Energiewende daher nicht gelingen. Ich setze deshalb auf Bürgeranlagen und Geschäftsmodelle, in denen möglichst viele Bürger vor Ort vertreten sind und nicht anonyme Investoren! Wir müssen aus Betroffenen Beteiligte machen das schafft Akzeptanz und hält die Wertschöpfung in der Region! Ist es nicht schlauer die Energie dort zu erzeugen, wo sie benötigt wird? Das spart teure Leitungen, die keiner will! Deshalb ist es unsere Aufgabe, für dezentrale Energiesysteme zu werben. Genau das haben wir schon seit Jahren angepackt, nämlich bei Biomasseheizwerken mit Nahwärmeleitungen. Gute Beispiele haben wir vor Ort! Der Technologiecampus wird mit umweltfreundlicher Wärme aus Biomasse beheizt. Ein zweites Biomasseheizwerk versorgt die Grund- und Hauptschule mit Wärme aus Holz. In Kaikenried wird das Hotel Oswald mit Biomasse-Wärme aus einem kleinen Nahwärmenetz versorgt. S e i t e 4

6 III. Das Potenzial der Region Donau-Wald: Biomasse und Windenergie Es ist mir ein Anliegen, dass eine ganze Reihe von Regionen in absehbarer Zeit energieautark werden. Dazu sollte der Bayerwald gehören. Die Chancen, dies in den nächsten 20 Jahren zu schaffen, sind gut. Dafür sprechen endogene und strukturelle Faktoren und weil die Region diesen Entwicklungspfad schon länger verfolgt. So ist die Region gerade bei der Biomasse, die auch im zukünftigen Energiemix eine herausragende Rolle spielen wird, bestens aufgestellt. Dies gilt nicht nur für den Holzaufwuchs, sondern auch für die Infrastruktur. Die Forst-, Holz- und Papierbranche, die mit einem Gesamtumsatz von rd. 37 Mrd. und rd Beschäftigten zu den Schlüsselsektoren im Freistaat zählt, ist in Niederbayern besonders aktiv. Das zeigt sich auch beim Netzwerk Forst und Holz Bayerischer Wald, das inzwischen zu den besten Regionalnetzwerken Bayerns zählt. Über 430 Betriebe, Institutionen und Personen aus den 6 beteiligten Landkreisen Cham, Straubing- S e i t e 5

7 Bogen, Passau, Regen, Freyung-Grafenau und Deggendorf haben sich der Initiative angeschlossen und bringen sich mit ihren Ideen in das Netzwerk ein. Bei der Windenergie wollen wir den Anteil am Stromverbrauch in 10 Jahren von 0,6% auf 6% bis 10% steigern. Dies ist eine enorme Herausforderung, aber in den windreichen Mittelgebirgslagen sind die Voraussetzungen exzellent. Die Bayerischen Staatsforsten können und sollen hier eine Vorreiterrolle einnehmen. Bereits 2007 hat das Unternehmen 131 Standortsicherungsverträge für mögliche Windkraftanlagen abgeschlossen, was aber in der Bevölkerung überwiegend auf Kritik gestoßen ist. Diese Vorbehalte scheinen überwunden; zahlreiche Kommunen machen jetzt von sich aus Standortvorschläge. Dennoch sollten wir mit Augenmaß vorgehen, damit wir unser Land nicht unkontrolliert mit Windrädern überziehen. Ich stelle mir deshalb eine Konzentration mehrerer Anlagen in Windparks vor. Zugleich müssen wir bereit sein, auch über bisherige Tabus nachzudenken. S e i t e 6

8 Ein entsprechendes Verbot im Nationalpark sehe ich ein. Aber warum sollte es im Naturpark oder auf dem Brotjacklriegel und dem Hohen Bogen, die ja bereits mit Sendemasten bebaut sind, keine Windräder geben? In Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Deggendorf wird derzeit eine Bestandsaufnahme angefertigt. Gleichzeitig erkunden wir das Interesse und die Bereitschaft der Bürger, sich an regionalen Anlagen zu beteiligen. Und da stellt sich auch die Frage: Welchen Beitrag können die Bayerwald-Gemeinden auf dem Weg zur energieautarken Bayernwald-Region leisten? IV. Rolle der Gemeinden bei der Energiewende Klar ist: Die Gemeinden spielen eine zentrale Rolle! Die Gemeindegebiete umfassen große land- und forstwirtschaftliche Flächen die Grundlage zur Erzeugung Erneuerbarer Energien. S e i t e 7

9 Die Gemeinden oder Gemeindeallianzen haben die richtige Größe, um schnell Handlungsstrategien zu erarbeiten und Konzepte realisieren zu können. Als Verwaltungsebene mit der größten Bürgernähe können sie die Bürger besonders gut einbinden. Unsere ländlichen Gemeinden sind nicht nur wichtige Akteure auf dem Weg zur Energiewende, sie profitieren auch enorm von der Reduzierung der Energiekosten, einer erhöhten Wertschöpfung durch den Betrieb entsprechender Anlagen und die Bereitstellung Nachwachsender Rohstoffe, die Schaffung von Arbeitsplätzen sowie dem Imagegewinn, der mit einem Engagement verbunden ist. Einige Gemeinden im Bayernwald haben dies bereits erkannt wie Arnbruck und Drachselsried. Im Rahmen der Integrierten Ländlichen Entwicklung (ILE) erarbeiten sie gemeinsam eine Energiestrategie. S e i t e 8

10 V. Was können wir anbieten Die Energiewende kann nur gelingen, wenn alle zusammenarbeiten. Dies gilt auch für meine Verwaltung, deren Kompetenzen ich gezielt für einen Ausbau der Erneuerbaren Energien in den ländlichen Räumen nutzen will. Mit ihrer Flächenpräsenz (47 AELF, 7 ALE) hat sie breiten Zugang zu den Menschen vor Ort. Die Verwaltung für Ländliche Entwicklung hat zudem die passenden Instrumente, um interkommunale Energiekonzepte voranzutreiben und nahezu energieautarke Regionen zu etablieren. Das geschieht schon in verschiedenen Regionen und ich beabsichtige, dies weiter zu intensivieren. Die bewährten Methoden der Bürgerbeteiligung sowie die Beteiligungsprozesse in der ILE sind die Grundlage dafür, dass Gemeinden, Bürger, Land- und Forstwirte und weitere Wirtschaftsbeteiligte gemeinsam Leitbilder sowie ganz konkrete Ziele und Maßnahmenkonzepte erarbeiten. Viele Planungen lassen sich zudem nur realisieren, wenn der erforderli- S e i t e 9

11 che Grund und Boden an der richtigen Stelle zur Verfügung steht. Unsere Bodenordnung ist dabei das ideale Instrument. Schon jetzt bieten wir neutrale Informationen und kompetente Beratung zum Einsatz Erneuerbarer Energien im ländlichen Raum an und zwar: Entwicklung und Bewertung von Verfahren zur Nutzung von Energieträgern in Form von Wärme, Strom und Kraftstoffen Erzeugung und effiziente Verwendung von Energieholz Beratung zur nachhaltigen Land- und Forstwirtschaft für Landwirte, Waldbesitzer, Kommunen und Wirtschaftspartner bei Erzeugung und Verwendung von Erneuerbaren Energien Energie-Screening von Kommunen und Entwicklung von Energieprojekten. Darüber hinaus wollen wir in Bayern die 9 Fachzentren für Diversifizierung und Strukturentwicklung eines davon befindet sich am Landwirtschaftsamt in Regen mit Energieberatern verstärken. S e i t e 10

12 VI. Schluss Als Minister für den ländlichen Raum engagiere ich mich besonders für die Erneuerbaren Energien, denn sie bieten unseren vielen Betrieben mit ihrer vergleichsweise sehr kleinteiligen Struktur eine zusätzliche Einkommensquelle. Wenn wir die Energiewende entschlossen anpacken, kann sie zu einem kraftvollen Konjunkturprogramm für die ländlichen Räume werden. Ich möchte, dass Bayern und seine ländlichen Regionen bei den neuen Energien ganz vorne dabei sind. Dabei liegt mir meine Heimat, der Bayerische Wald, besonders am Herzen. Die Region hat das Potenzial dazu. Aus meiner Sicht ist es an der Zeit, gemeinsam den aktuellen Sachstand abzugleichen und die weiteren Schritte zu diskutieren. Ich freue mich auf interessante Vorträge und Diskussionen, danke den Referenten und hoffe, dass von unserer heutigen Veranstaltung zusätzliche Impulse für die energieautarke Bildungs- und Innovationsregion Donau-Wald ausgehen! S e i t e 11