Akzeptanz des geplanten UNESCO-Biosphärenreservates Schwäbische Alb
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- Sebastian Hase
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1 Akzeptanz des geplanten UNESCO-Biosphärenreservates Schwäbische Alb In der Diplomarbeit von Katharina Schieber, Studentin an der Universität Oldenburg, wurde die Akzeptanz des geplanten Biosphärengebiets Schwäbische Alb in der Bevölkerung analysiert. Im Zuge der Arbeit wurden 380 Einwohner der am Biosphärengebiet beteiligten Gemeinden und des Gutsbezirkes Münsingen telefonisch interviewt. Die Ergebnisse der empirischen Untersuchung zeigen, dass die Akzeptanz in der Bevölkerung verglichen mit anderen Biosphärenreservaten sehr hoch ist. Beachtliche Unterschiede in den Gemeinden zeigen, dass die Akzeptanz des Biosphärengebietes von zahlreichen Faktoren abhängig ist. Dazu gehören unter anderem die persönliche Betroffenheit, die erwarteten Einschränkungen bzw. Chancen durch das Biosphärengebiet und der Informationsstand der Befragten. Auszug aus der Diplomarbeit: Wahrnehmung des Biosphärengebietes und der lokalen Akteure Alle Befragten, unabhängig davon, ob ihnen das Biosphärengebiet bekannt war oder nicht, wurden nach ihrer Assoziation mit dem Begriff Biosphärengebiet beziehungsweise Biosphärenreservat gefragt. Abbildung von Katharina Schieber, Diplomandin Universität Oldenburg 38% der Befragten nannten als Assoziation mit dem Begriff Biosphärengebiet/ -reservat Begriffe, die alle in der Kategorie Schutzgebiet zusammengefasst wurden. Dazu gehören unter anderem Naturschutzgebiet, Landschaftsschutzgebiet und Großschutzgebiet. 24% bringen den ehemaligen Truppenübungsplatz mit dem Biosphärengebiet in Verbindung. 22% nannten Begriffe wie Natur, Umwelt und biologische, geologische oder naturräumliche Besonderheiten der Alb. Darunter auch einzelne Pflanzen- und Tierarten sowie bestimmte Landschaften. Diese Assoziationen wurden alle zu Ökologie zusammengefasst. Knapp 6% gaben eine wertende Antwort, wobei davon 60% (entspricht 11 Personen) eine negative und 40% (entspricht 8 Personen) eine positive Bewertung abgaben. Interessant ist, dass kaum regionalwirtschaftliche Aspekte genannt wurden, lediglich knapp 4% brachten das Biosphärengebiet mit Tourismus oder Handel in Verbindung. Nur knapp 2% der Befragten nannten als erste Assoziation, dass es sich um ein Gebiet handelt, in dem Mensch und Natur in Einklang gebracht werden sollen. Gar nichts unter dem Begriff vorstellen konnten sich 10% der Befragten, deren Antworten sich in der Ka-
2 tegorie Nichts finden. In Sonstiges findet sich ein weite Spanne von Antworten wie beispielsweise typisches Gebiet, reine Luft, Windkraft, Gentechnik usw. Meinung zum Biosphärengebiet Abbildung von Katharina Schieber, Diplomandin Universität Oldenburg Wie das Kreisdiagramm zeigt, steht ein überragend großer Teil der Befragten (93%) dem Biosphärengebiet positiv bzw. eher positiv gegenüber und nur 4% negativ bzw. eher negativ. Biosphärengebiet Schwäbische Alb in Ehingen Der Gemeinderat stimmte mit Beschluss vom einstimmig dem Beitritt der Stadt zum Biosphärengebiet mit den Teilorten Erbstetten, Mundingen, Altsteußlingen, Granheim, Dächingen und Frankenhofen zu. Am haben sich die Ortsvorsteher der Albgemeinden zusammengefunden, um im Rahmen der Lokalen Agenda Ehingen einen Arbeitskreis Biosphärengebiet ins Leben zu rufen. Am tagte eine Arbeitsgruppe zum ersten Mal. Um die Öffentlichkeit zu informieren und weitere Mitglieder für den Arbeitskreis zu finden, führte die Lokale Agenda Ehingen am eine Informationsveranstaltung durch. Herr Dr. Hammann vom Regierungspräsidium Tübingen und Frau Bernert vom Startteam informierten über das zukünftige Biosphärengebiet Schwäbische Alb. Herr Dr. Beier vom Kreisbauernverband Fulda zeigte die Entwicklungschancen landwirtschaftlicher Betriebe in einem Biosphärengebiet auf. Anschließend wurde ein Arbeitskreis Biosphärengebiet gegründet, bei dem sich aktuell ca. 40 Mitglieder ehrenamtlich engagieren. Arbeitsgruppen werden in den nächsten Monaten gebildet, die sich auf folgende Themenschwerpunkte spezialisieren: 1. Rad- und Wanderwegenetz/Kapellenrundwanderweg/Biosphärenwanderung Ansprechpartner: Otto Rechtsteiner, Altsteußlingen, Tel.: 07395/ Erneuerbare Energien/Landwirtschaft/Vermarktung Ansprechpartner: Dietmar Rapp, Granheim, Tel.: 07395/ Reiterhof/Lehrbienenstand Ansprechpartner: Robert Holzmann, Dächingen, Tel.: 07395/ Streuobst 5. Ferien auf dem Bauernhof 6. Brauchtum/Tradition/Feste/Kultur
3 Informationen zum Arbeitskreis erhalten Sie unter oder unter Ansprechpartner/in: Moderator des Arbeitskreises: Alfons Köhler, Dächingen, Tel.: 07395/1218 Sprecher des Arbeitskreises: Ventur Schöttle, Granheim, Tel.: 07395/397 Geschäftsstelle Lokale Agenda Ehingen: Sabrina Möller, Tel.: 07391/ Das Biosphärengebiet wird nur so gut wie die Menschen vor Ort. Deshalb: Machen Sie mit! Bringen Sie Ihre Ideen, Ihr Wissen, Ihre Erfahrung oder Ihre Tatkraft in das zukünftige Biosphärengebiet ein. Hinweis Das Verfahren zur Ausweisung des Biosphärengebiets Schwäbische Alb ist abgeschlossen. Die Verordnung vom 31. Januar 2008 wird in den nächsten Wochen im Gesetzblatt veröffentlicht. Mit diesem Tag beginnt auch die zweiwöchige Auslegungsfrist. Mit Ablauf des letzten Auslegungstages wird es dann Wirklichkeit sein das erste Biosphärengebiet in Baden-Württemberg! Hintergrundinformationen: Entstehung Ausgangspunkt der Überlegungen für ein Biosphärengebiet Schwäbische Alb war die Aufgabe der militärischen Nutzung des Truppenübungsplatzes Gutsbezirk Münsingen und seine Konversion im Jahr Dabei waren sich alle am Planungsprozess Beteiligten von Anfang an einig, dass der herausragende naturkundliche und kulturhistorische Wert des ha großen ehemaligen Truppenübungsplatz Gutsbezirk Münsingen nur mit einem großräumigen integrativen Konzept zu erhalten ist. Die direkt an den Truppenübungsplatz angrenzenden Städte und Gemeinden Bad Urach, Münsingen und Römerstein im Landkreis Reutlingen waren die ersten Kommunen, die einem Biosphärengebiet beitreten wollten. Zunehmend rückte auch die weiträumigere Region um
4 den ehemaligen Truppenübungsplatz in den Mittelpunkt der Planungen. Hierzu trugen nicht zuletzt die sehr engagierten Naturschutzverbände bei. Zum trat das neue Landesnaturschutzgesetz von Baden-Württemberg in Kraft, das die rechtlichen Grundlagen für die Einrichtung von Biosphärengebieten auf Landesebene regelt. Bereits drei Wochen später fand eine Informationsveranstaltung für Kommunalpolitiker aus der Region zum Thema Biosphärengebiet statt. Beteiligt waren das Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum Baden-Württemberg, das Regierungspräsidium Tübingen und die Landkreise Reutlingen, Esslingen und Alb-Donau- Kreis. Im Rahmen dieser Veranstaltung wurde dann auch gemeinsam die namensgebende Bezeichnung Biosphärengebiet "Schwäbische Alb entwickelt. Besonderheiten des Entstehungsprozesses Das Besondere an dem Entstehungsprozess zu dem Biosphärengebiet ist, dass sich die beteiligten Gemeinden aktiv und freiwillig eingebracht haben. Insbesondere bei der Verordnung und der Abgrenzung kam der partizipative Grundgedanke voll zur Geltung. Eine weitere Besonderheit des gemeinschaftlichen Planungsprozesses ist, dass alle Teilnehmer von Beginn anstrebten, ein Biosphärengebiet auf Grundlage der UNESCO- Kriterien zu entwickeln. Biosphärenreservate Großräumige Kulturlandschaften mit reicher Naturausstattung können nach deutschem Recht zu "Biosphärenreservaten" erklärt werden. Biosphärenreservate sind Modellregionen mit hoher Aufenthalts- und Lebensqualität, in denen aufgezeigt wird, wie sich Aktivitäten im Bereich der Wirtschaft, der Siedlungstätigkeit und des Tourismus zusammen mit den Belangen von Natur und Umwelt gemeinsam innovativ fortentwickeln können. Die zusätzliche Anerkennung von Biosphärenreservaten durch die UNESCO als internationales Qualitätslabel erfolgt auf Antrag nach Erfüllung verbindlicher Kriterien. Weltweit gibt es momentan 529 Biosphärenreservate aus 105 Staaten (Stand September 2007) die in das Weltnetz der UNESCO Biosphärenreservate aufgenommen wurden. In Deutschland gibt es aktuell 13 Biosphärenreservate. Hinter der Bezeichnung Biosphärengebiet und Biosphärenreservat steckt die gleiche Idee: nachhaltige Regionalentwicklung im Einklang mit Mensch und Natur. Der Begriff Biosphärenreservat steht international und auf Bundesebene für das modellhafte Miteinander von Ökonomie, Ökologie und Sozialem. Das Land und die Bewohner Baden-Württembergs haben sich gegen den Ausdruck "Reservat" entschieden, wird er hier doch zu sehr mit Isolation und Ausgrenzung assoziiert. Somit findet sich im novellierten Landesnaturschutzgesetz von Baden-Württemberg unter 28 das Biosphärengebiet wieder. Ziele der Biosphärenreservate In Biosphärenreservaten steht nicht nur der Schutz der Natur im Vordergrund, sondern der in der Natur lebende und wirtschaftende Mensch. Biosphärenreservate fördern das ökologisch, sozial und kulturell nachhaltige Wirtschaften der Menschen. Nur ein sehr kleiner Teil der Fläche, der für den Umwelt- und Naturschutz für besonders wichtig
5 erachtet wird, ist für bestimmte Nutzungsformen nicht mehr zugänglich. Damit schafft ein Biosphärenreservat eine neue Raumordnung, die die Bewohner wenig einschränkt. Gleichzeitig sollen sie aber durch Modellprojekte und Aufklärung dazu bewegt werden, ihre Wirtschaftsformen in Hinblick auf eine nachhaltige Entwicklung zu überprüfen. Die konkreten Ziele der Biosphärenreservate sind je nach Gebiet unterschiedlich stark gewichtet und umfassen zum Beispiel: Stärkung des touristischen Profils, mit Schwerpunkt auf einen sanften und nachhaltigen Tourismus Etablierung von Regionalvermarktungsstrukturen Umstieg auf ökologisch verträgliche Land- und Forstwirtschaft Arten- und Biotopschutzmaßnahmen Stärkung der Bildung für nachhaltige Entwicklung Bewältigung des demographischen Wandels im ländlichen Raum etc. Zonierung Sowohl das Landesnaturschutzgesetz von Baden-Württemberg als auch die Kriterien der UNESCO fordern die Untergliederung von Biosphärengebieten in Kern-, Pflege- und Entwicklungszonen. Im zukünftigen Biosphärengebiet Schwäbische Alb wurde diese Aufgabe gemeinsam mit den betroffenen Gemeinden gelöst. Dabei konnten die von der UNESCO geforderten prozentualen Anteile für die jeweiligen Zonen erreicht werden. Kernzone Die Kernzonen im zukünftigen Biosphärengebiet Schwäbische Alb umfassen vor allem Hangbuchen- und Hangschuttwälder an den steilen Hängen des Albtraufs, die Schluchtwälder seiner tief einschneidenden Seitentäler und die klassischen Kuppenwälder der "Kuppenalb". Aktuell sind dabei rund 3% als Kernzone ausgewiesen. Die Wälder befinden sich im Eigentum der Kommunen, des Landes Baden-Württemberg und des Bundes. Aufgrund der naturräumlichen Ausstattung und der Nähe zum urbanen Raum besitzt die zukünftige Modellregion Schwäbische Alb mehrere kleinere Kernzonen. Ähnlich wie im Biosphärenpark Wienerwald in Österreich lassen sich solche vom Mensch unberührten Bereiche nur dort zielführend ausweisen, wo sich die Natur bereits Raum nehmen durfte und keine Siedlungsflächen und menschliche Strukturen einer zusammenhängenden Kernzonen entgegen stehen. Pflegezone Der aktuelle Anteil der Pflegezone im zukünftigen Biosphärengebiet Schwäbische Alb liegt bei rund 42%. Der größte Anteil der Pflegezone steht heute bereits unter Flächenschutz (Landschaftsschutz, Naturschutz, Natura 2000). Die bisher zulässigen Nutzungen, insbesondere auch die landwirtschaftlichen, werden auch weiterhin möglich und für den Erhalt der gewachsenen Kulturlandschaft unabdingbar sein. Denn ohne die notwendige Bewirtschaftung und Pflege sind wertvolle Lebensräume wie Streuobstwiesen, Wacholderheiden oder Mähwiesen in ihrem Fortbestand bedroht. Entwicklungszone Die restlichen 55% der Gesamtflächen, welche weder zu den Kern- noch Pflegezonen gehören, machen die Entwicklungszone im zukünftigen Biosphärengebiet Schwäbische
6 Alb aus. Hierrunter fallen die direkten Lebens-und Wirtschaftsräume, sprich alle Städte und Gemeinden mit ihren Siedlungsräumen und der dazugehörigen Infrastruktur, aber auch Flächen mit ökologisch geringerem Wert. Für das Biosphärengebiet wird dieser Bereich eine wichtige Rolle im weiteren Prozess einnehmen. Durch die aufgenommenen urbanen Räume und den darin lebenden Menschen zählt die Region zu den bevölkerungsstärksten und am dichtest besiedelten Biosphärenreservaten weltweit. Besonders für die Vermarktung und den Absatz regionaler Produkte und Dienstleistungen steht somit ein großer Markt offen, der positive Effekte für die wirtschaftliche Entwicklung der ganzen Region haben kann. Gebietskulisse Das geplante Biosphärengebiet Schwäbische Alb liegt rund 50 km südöstlich von Stuttgart. Beteiligt sind 29 Gemeinden aus zwei Regierungsbezirken und drei Landkreisen und der Gutsbezirk Münsingen. Die Biosphärengebietskulisse hat eine rund 40 km lange Nord-Süd-Ausdehnung und erstreckt sich damit vom Albvorland über den steil aufsteigenden Albtrauf, die Albhochfläche bis an die Donau im Süden. Die Hang- und Schluchtwälder am Albtrauf sind ein markantes naturräumliches Alleinstellungsmerkmal des Biosphärengebiets. Aber auch die landschaftsprägenden Streuobstwiesen im Albvorland und die abwechslungsreiche traditionelle Kulturlandschaft auf der Schwäbischen Alb mit ihren Wacholderheiden, Magerrasen, Wiesen, Weiden, Ackerflächen und Wäldern kennzeichnen das Biosphärengebiet. Ein wichtiger Bestandteil ist auch der ehemalige Truppenübungsplatz Gutsbezirk Münsingen, der zentral in der Gebietskulisse liegt.
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