Mikroverunreinigungen im Rheineinzugsgebiet
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1 Mikroverunreinigungen im Rheineinzugsgebiet IKSR Bilanz 2017 und Minderungsstrategie Dr. Anne Schulte-Wülwer-Leidig Fachtagung: Arzneimittel und Mikroschadstoffe in Gewässern, 18./19 Juni 2018, Düsseldorf
2 1. Einleitung Die IKSR hat sich 2008 zum Ziel gesetzt, dass Stoffe im Rheinwasser weder für sich genommen, noch in Wechselwirkung mit einander nachteilige Auswirkungen auf die Lebensgemeinschaften von Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen haben dürfen und die Wasserqualität derart sein muss, dass die Trinkwassergewinnung mit einfachen, natürlichen Aufbereitungsmethoden möglich ist. IKSR-Fachberichte
3 1. Einleitung 15. Rhein-Ministerkonferenz 2013: auf nationaler und internationaler Ebene sind Maßnahmen zur Vermeidung und Verringerung von Einträgen von Mikroverunreinigungen zu ergreifen Bilanz 2017: Darstellung der derzeitigen Belastung des Rheins mit Mikroverunreinigungen + Vorbereitung einer Entscheidung über gemeinsame Maßnahmen der Staaten im Rheineinzugsgebiet
4 2. Belastung des Rheins Strategie Mikroverunreinigungen Strategie für die Siedlungs- und Industrieabwässer (IKSR- Fachbericht Nr. 203) Bimmen Weil am Rhein
5 2.1 Arzneimittelwirkstoffe höchste Konzentrationen im Unterlauf des Rheins und in Zuflüssen mit einem hohen Anteil an kommunalem Abwasser im Rohwasser von Trinkwassergewinnungsanlagen und teilweise im Trinkwasser saisonale Schwankungen höchsten Einzelmesswerte liegen über den bisherigen Vorschlägen für EU-UQN
6 2.2 Biozide und Korrosionsschutzmittel schwankende Konzentrationen teilweise Reduktion der maximalen Konzentration teilweise höhere Konzentrationen im Unterlauf teilweise in Größenordnung von ökotoxikologisch relevanter Werte kaum rechtlich verbindliche EU-UQN teilweise ungenügende Datenlage und komplexe Eintragsmuster
7 2.3 Östrogene wenige Messdaten im Rhein und in den großen Nebenflüssen liegen die Messwerte unter der Nachweisgrenze von weniger als 1 ng/l, in anderen Nebenflüssen im Bereich einiger ng/l. Der Schwellenwert für das Auftreten von endokrinen Wirkungen liegt jedoch noch darunter. bisherigen EU-UQN-Vorschläge unterhalb der möglichen analytischen Bestimmungsgrenzen
8 2.4 Röntgenkontrastmittel biologisch inaktive Substanzen keine Notwendigkeit für EU-UQN, da keine ökotoxikologische Relevanz aufgrund ihrer Polarität und Stabilität teilweise im Trinkwasser nachgewiesen teilweise Überschreitung der IAWR - und GOW-Werte (Trinkwassergewinnung)
9 2.5 Komplexbildner mit herkömmlichen Aufbereitungsverfahren nicht entfernt trinkwasserrelevant Gesamtemissionen an EDTA in den letzten beiden Jahrzehnten erheblich reduziert weiterhin Konzentrationen von mehreren µg/l gemessen Konzentrationen nehmen im Längsverlauf des Rheins zu IAWR-Wert für Komplexbildner von 5 µg/l öfters überschritten aus humantoxikologischer Sicht bei lebenslanger Exposition duldbaren Konzentrationen im Trinkwasser und ökotoxikologischen Wirkungsschwellen um ein Vielfaches über den gemessenen EDTA-Konzentrationen
10 2.6 Synthetische Duftstoffe synthetischen Duftstoffe HHCB (Galaxolid) und AHTN (Tonalid) kommen weiterhin im Rhein vor stark fettlöslich, biologisch schlecht abbaubar, stark bioakkumulierend liegen unter den Werten, bei denen nachteilige Auswirkungen auf aquatische Organismen erwartet werden IAWR-Wert von 1 µg/l wird nicht überschritten keine rechtlich verbindlichen EU-UQN
11 2.7 Industriechemikalien Diglyme teilweise über IAWR Zielwert, in der Regel keine Gefährdung für die Trinkwasserversorgung und die aquatischen Biozönosen TCEP, TCPP: keine Relevanz für die aquatischen Lebensgemeinschaften aber Überschreitung von IAWR Zielwert, noch keine rechtlich verbindlichen EU-UQN PFOS Überschreitung JD-UQN Vorschlag, Biota EU-UQN voraussichtlich häufig überschritten, IAWR Zielwert teilweise überschritten
12 3. Diffuse Quellen IKSR-Fachbericht Nr. 240 am Beispiel ausgewählter Pflanzenschutzmittel Landwirtschaft wichtigste Einsatzbereich wenige Messdaten über der Bestimmungsgrenze Spitzenbelastungen größer in kleineren, regionalen Oberflächengewässern Abbauprodukte können höhere Konzentrationen als der Wirkstoff selbst aufweisen
13 4. Datenbasis / Messprogramme An den Aussagen des IKSR-Fachberichts Nr. 203 zu den Stoffgruppen hat sich grundsätzlich nichts geändert. Datenlage weiterhin verbesserungswürdig Abbauprodukte müssen berücksichtigt werden, da sie teilweise noch höhere Konzentrationen als die ursprünglichen Stoffe aufweisen und auch wassergefährdend sein können. Haupt-Abbauprodukte werden nach Möglichkeit in die Messprogramme integriert + regelmäßiger Austausch zum Non-Target-Screening
14 5.1 Maßnahmen an der Quelle Zulassung von Stoffen (erweiterte Umweltverträglichkeitsprüfung, je nach Stoffgruppe durch europäische Richtlinien und nationale Gesetzgebungen geregelt) Regelung von Stoffen (Verbote und Einschränkungen, z.b. nationale Aktionspläne für Pestizide) Entsorgung (Vorgaben und Leitfäden) Einflussnahme auf das Konsumentenverhalten (Kennzeichnungen und Label) weitere Maßnahmen
15 5.2 Betriebliche Anforderungen Industrie und Gewerbe (Stand der Technik, einzelne Abwasserströme einfacher auf die spezifische Verunreinigungen behandelbar als das Mischabwasser) Gesundheitswesen (Pilotprojekte zur Reduzierung von Medikamenten und Röntgenkontrastmitteln im Abwasser bestimmter Einrichtungen) Landwirtschaft (diffus eingetragene Stoffe möglichst an der Quelle reduzieren, dezentrale Maßnahmen wie Gewässerrandstreifen und spezielle Wasch- und Füllplätze etc.)
16 5.3 Innovative Verfahren Substitution von Stoffen Reinigungstechniken Humanmedizin (weniger Arzneimittel oder Wirkstoffe mit geringeren Umweltauswirkungen)
17 5.4 Weitergehende Verfahren in kommunalen Kläranlagen kann Wirkungsgrad von Kläranlagen in Bezug auf ein breites Spektrum von Stoffen erheblich verbessern IKSR-Fachbericht Nr. 182: - Ausbau der 191 größten Kläranlagen im Rheineinzugsgebiet Reduktion der Einträge der Humanarzneimittel um mindestens 30 % - Ausbau kleinerer bis mittlerer Kläranlagen in Einzelfällen Verbesserung ökologischer/chemischer Zustand der Nebenflüsse Kläranlage Koblenz
18 5.5 Überprüfung und Fortschreibung bestehender Überwachungskonzepte Monitoring und Bewertungssysteme werden kontinuierlich angepasst und weiterentwickelt Non-Target Analytik/Screening-Untersuchung Kommunikation mit der Industrie Bewertungssysteme mit ökotoxikologische Grundlagen maßgeblichen Eintragspfade + Stoffbilanzierungen LCMS/MS
19 5.6 Information der Öffentlichkeit Fachöffentlichkeit: Aus- und Weiterbildungsangebote, Leitfäden und Onlineportale breite Öffentlichkeit: Informationskampagnen, Umweltlabels, spezielle Aktionen Lfu.bayern.de
20 5.7 Finanzierung von Maßnahmen Förderung/Finanzierung von Informationskampagnen über Pilotprojekte bis hin zum Ausbau von Kläranlagen Aus- und Weiterbildungen werden neben der staatlichen Förderung auch von den Betrieben selbst oder den jeweiligen Verbänden übernommen. besondere Regelungen einzelner Staaten
21 6. Zusammenfassung negative Einflüsse auf Ökologie und Trinkwassergewinnung Datenlage weiterhin verbesserungswürdig Aussagen des IKSR-Fachberichts Nr. 203 grundsätzlich unverändert Vorkommen von Stoffen aus allen bearbeiteten Stoffgruppen im Rheinwasser in messbaren Konzentrationen Abwasser aus dem Kläranlagenablauf für die meisten Mikroverunreinigungen wichtigster Eintragspfad; für diffuse Quellen sind andere Eintragspfade relevant Problematik der Mikroverunreinigungen erkannt Strategien und Maßnahmen-Pakete
22 7. Aktuelle Aktivitäten in der IKSR 1. Strategiegespräch auf IKSR-Delegationsleiterebene im Nov Auftrag: Ausarbeitung einer IKSR-Empfehlung 2018 Fokus: 1. Kommunale Abwassersammel- und Behandlungssysteme (z. B. Arzneimittel) 2. Landwirtschaft (z. B. Pflanzenschutzmittel) 3. Industrie und Gewerbe (z.b. Industriechemikalien) PLEN-CC16, Echternach 2. Strategiegespräch auf IKSR-Ebene im Nov Erörterung und Genehmigung einer IKSR-Empfehlung
23 IKSR-Website:
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