1. Systematisierung der Finanzierungsarten
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- Fabian Straub
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1 Teil III 1. Systematisierung der sarten 1.1. Einteilung nach Mittelherkunft Aussenfinanzierung Unter Aussenfinanzierung werden diejenigen Kapitalzuflüsse zusammengefasst, die von aussen über den Kapital- oder Kreditmarkt der Unternehmung zur Verfügung gestellt werden Innenfinanzierung Bei der Innenfinanzierung wird Kapital durch betriebliche Leistungserstellung bereitgestellt. Kapitalfreisetzung aus Verflüssigung des Anlagevermögens Durch Verkauf von Anlagevermögen (Desinvestition) kann auch kurzfristig ein Liquiditätszufluss realisiert werden. Es ist jedoch auf die Problematik der Kapazitätsreduktion hinzuweisen, die sich durch derartige Methoden einstellen kann (vgl. auch 'sale and lease back'). Zurückbehaltung von erzieltem Gewinn Durch Reduktion der Gewinnausschüttung können Mittel in der Unternehmung zurückbehalten werden (Selbstfinanzierung). Dies kann aber den dividendenpolitischen Zielsetzungen widersprechen. aus Abschreibungen Der daraus entstehende Kapitalfreisetzungs- oder Kapazitätserweiterungseffekt (vgl. auch 'Lohmann-Ruchti- Effekt') tritt auf, wenn die aus Abschreibungswerten zurückfliessenden Mittel nicht zweckgebunden zur Ersatzbeschaffung reinvestiert werden müssen. Diese Mittel können für Erweiterungsinvestitionen verwendet werden. Definition «Lohmann-Ruchti-Effekt»: Werden nach der anfänglichen Zahlung des Anschaffungspreises, die Abschreibungsgegenwerte in jeder Periode verdient, in der die Güter abgeschrieben werden, so steht dem Unternehmen Geld zur Verfügung, das nicht unmittelbar wieder ausgegeben werden muss. Der durch die erneute Investition dieser Summen entstehenden Kapazitätserweiterungseffekt heisst Lohmann-Ruchti-Effekt. Während mehreren Jahren soll jährlich eine neue Maschine beschafft werden, bis 6 Maschinen im Einsatz sind. Jede Maschine kostet CHF 30'000.- und wird innert 6 Jahren linear abgeschrieben. Wie hoch ist der maximale Bedarf an Aussenfinanzierung, und wann fällt er an, wenn die getätigten Abschreibung reinvestiert werden können? (Die Investitionen fallen am Jahresanfang an, die Abschreibungen am Jahresende!) Jahre Beschaffung Maschinen A B C D E F G H I J K L FINANZIERUNGSBEDARF 30'000 30'000 30'000 30'000 30'000 30'000 30'000 30'000 30'000 30'000 30'000 30'000 - Abdeckung durch Aussenfinanzierung 30'000 25'000 20'000 15'000 10'000 5' Kumulierte Aussenfinanzierung 30'000 55'000 75'000 90' ' ' ' ' ' ' ' '000 - Abdeckung durch Abschreibungen 0 5'000 10'000 15'000 20'000 25'000 30'000 30'000 30'000 30'000 30'000 30'000 Abschreibungsfonds nach Abschreibungen Maschine A und G 5'000 5'000 5'000 5'000 5'000 5'000 5'000 5'000 5'000 5'000 5'000 5'000 Abschreibungen Maschine B und H 5'000 5'000 5'000 5'000 5'000 5'000 5'000 5'000 5'000 5'000 5'000 Abschreibungen Maschine C und I 5'000 5'000 5'000 5'000 5'000 5'000 5'000 5'000 5'000 5'000 Abschreibungen Maschine D und J 5'000 5'000 5'000 5'000 5'000 5'000 5'000 5'000 5'000 Abschreibungen Maschine E und K 5'000 5'000 5'000 5'000 5'000 5'000 5'000 5'000 Abschreibungen Maschine F und L 5'000 5'000 5'000 5'000 5'000 5'000 5'000 JAEHRLICHE ABSCHREIBUNGEN 5'000 10'000 15'000 20'000 25'000 30'000 30'000 30'000 30'000 30'000 30'000 30'000 Abschreibungsfonds vor 5'000 10'000 15'000 20'000 25'000 30'000 30'000 30'000 30'000 30'000 30'000 30'000 Tabelle 1: Lohmann-Ruchti-Effekt Kapitalfreisetzungseffekt: Die kontinuierlichen Abschreibungen werden als Wertminderungen von Anlagen bilanztechnisch abgebildet. Abschreibungen werden ebenfalls als Kosten in die Kalkulation der Selbstkosten (und damit der Verkaufspreise) mit einbezogen. Die auf Basis dieser Kalkulation generierten Erträge fliessen als Cashflows, aber infolge des erfassten Abschreibungsaufwandes nicht als Gewinne an die Unternehmung zurück. Auflage 1.00, August 2018 / Thomas Schmitt / Startlink AG Seite 34
2 Kapazitätserweiterungseffekt: Die durch den Kapitalfreisetzungseffekt generierte Liquidität wird nicht an die Eigentümer ausgeschüttet (da keine Gewinngrösse) und kann zur weiterer Anlagen verwendet werden. Berechnung des Kapazitätserweiterungseffekts: KEF = Kapazitätserweiterungseffekt m = Anzahl benötigter Maschinen n = abschreibungstechnische Nutzungsdauer AP = Anschaffungspreis je Maschine KEF= 2n n+1 Formel 3: Kapazitätserweiterungseffekt Benötigtes svolumen= KEF Formel 4: Benötigtes svolumen Beispiel: Anzahl Maschinen: Anschaffungspreis je Maschine: Nutzungsdauer je Maschine: m AP= m n + 1 AP 2n 35 Stück CHF 120' Jahre KEF= 2 7 = Benötigtes svolumen = ' 000 = 2'400'000 Würden die Maschinen sofort erworben, würde der Kapitalbedarf CHF 4.2 Mio. betragen. Aufgabe FINM-Teil III.1: Kapazitätserweiterungseffekt Für eine neue Produktionstrasse werden 8 Maschinen derselben Kapazität benötigt. Die Abschreibungsdauer (finanzbuchhalterisch sowie betriebswirtschaftlich) beträgt 5 Jahre. Der Anschaffungspreis je Maschine beträgt CHF 22' Berechnen Sie den Kapazitätserweiterungseffekt sowie die prozentuale Reduktion der Kapitalbindung durch den «Lohmann-Ruchti-Effekt». Auflage 1.00, August 2018 / Thomas Schmitt / Startlink AG Seite 35
3 1.2. Einteilung nach Kapitalhaftung Eigenfinanzierung Unter Eigenfinanzierung fällt dasjenige Kapital, das von den Eigentümern bereitgestellt wird (Aktienkapital, Stammeinlage, Grundkapital) Fremdfinanzierung Kapital, das aussenstehende Drittpersonen (juristische oder natürliche) bereitstellen, wird unter dem Titel Fremdfinanzierung zusammengefasst. 2. Überblick über Kredit-, Mezzanine- und Eigenkapitalfinanzierung klassischer Kredit Mezzanine Eigenkapital wirtschaftliche Betrachtungsweise Fremdkapital Eigenkapital Eigenkapital rechtliche Betrachtungsweise Fremdkapital Fremdkapital Eigenkapital steuerliche Auswirkung abzugsfähige Schuldzinsen in der Regel abzugsfähige Schuldzinsen keine abzugsfähigen Schuldzinsen sowie Gegenstand der Kapitalsteuer Mitbestimmungsrechte des spartners keine direkte Mitbestimmung des spartners keine direkte Mitbestimmung des spartners direkte Mitbestimmung des spartners Laufzeit 4 bis 5 Jahre, bzw. nach Ausgestaltung 5 bis 8 Jahre unbefristet Verwendungszweck vertraglich festgelegt nicht festgelegt nicht festgelegt Sicherheiten in der Regel besichert (bspw. durch Verpfändung von Sachwerten) ohne Sicherheiten ohne Sicherheiten sobjekt Anlagevermögen Wachstums- oder Nachfolgefinanzierung Risikokapital Tabelle 2: Überblick über Kredit-, Mezzanine- und Eigenkapitalfinanzierung Auflage 1.00, August 2018 / Thomas Schmitt / Startlink AG Seite 36
4 Bonität Teil IV Bonität 1. Begriff 1.1. Kreditfähigkeit Rechtliche Fähigkeit, als Kreditnehmer auftreten zu können (Vertragsfähigkeit, Vertretungsbefugnis). Die Kreditfähigkeit hängt von äusseren Faktoren (bspw. Stellung im Betrieb) und nicht von der persönlichen Integrität ab Kreditwürdigkeit Persönliche Kreditwürdigkeit Persönliche Vertrauenswürdigkeit des Kreditnehmers (Charakter, Ehre etc.). Die Beurteilung der persönlichen Kreditwürdigkeit erfordert Kenntnisse über die Person des Kreditnehmers selber und dessen individuellem Umfeld Wirtschaftliche Kreditwürdigkeit Ertragskraft und Qualität der vom Kreditnehmer zur Verfügung gestellten Sicherheiten (Problematik der Mehrfachverpfändungen etc.). 2. Bonitätsprüfung Informationsbeschaffung mittels Unterlagen des Kreditnehmers, Berichten von Auskunfteien (Dun & Bradstreet [ Creditreform [ etc.) und Banken. Benötigte Unterlagen zur Beurteilung eines Kreditantrages: - Letzte Jahresbilanzen (Steuerbilanzen) und Erfolgsrechnungen, sowie Revisionsberichte. - Zwischenbilanz zum Zeitpunkt des Kreditantrages. - Handelsregisterauszüge, Grundbuchauszüge. - Gesamtmarktwirtschaftliche Zahlen (Umsatzentwicklung, Marktstellung, Marktanteil). - Finanzpläne, Budgets. - Aufstellung über Sicherheiten, evtl. über anderweitig bestehende Verpflichtungen Statische Bonitätsprüfung Überprüfung der angebotenen Kreditsicherheiten anhand von Bilanzanalyse, Vermögensstruktur, sregeln, Liquiditätskennzahlen etc Dynamische Bonitätsprüfung Beurteilung anhand zukünftiger Erfolgsaussichten (Ertragskraft) des Kreditnehmers. 3. Ausgewählte Prüfungsverfahren 3.1. CCCCC Die 'CCCCC'-Methode (Character, Capacity, Capital, Collateral, Conditions) stammt aus den USA und umfasst die zentralen Bereiche einer seriösen Kreditprüfung. Character Persönliche Integrität der Kreditsuchenden. Capacity Fähigkeit der Geschäftsführung. Capital Eigenkapitalausstattung. Collateral Mögliche Sicherheiten. Conditions Allgemeine Entwicklungsmöglichkeit der Unternehmung. Auflage 1.00, August 2018 / Thomas Schmitt / Startlink AG Seite 57
5 ssubstitute Teil V ssubstitute 1. Factoring 1.1. Definition Factoring Vertraglich festgelegten laufenden Ankauf von Forderungen aus Lieferungen und Leistungen meist vor Fälligkeit durch einen Factor Funktionen des Factorings - Dienstleistungsfunktion: Übernahme der Debitorenbuchhaltung, Mahn- und Inkassowesen, Statistiken etc. - Kreditversicherungsfunktion: Übernahme von Delkredere-Risiken. - sfunktion: Bevorschussung (Kreditierung) der abgetretenen Forderungen Konditionen des Factorings - Sollzinsen für Kreditierung der Forderungen. - Übernahme der Dienstleistung: 1.0% - 3.5% der Rechnungsbeträge. - Evtl. Delkrederegebühr: 0.2% - 5.0% der Rechnungsbeträge (von Bonität der Kunden abhängig) Formen des Factorings Echtes Factoring (Non-Recourse-Factoring) Unechtes Factoring (Recourse-Factoring) Dienstleistungsfunktion Kreditversicherungsfunktion sfunktion Ja Ja Ja Ja Nein Ja Standard-Factoring Ja Nein Nein Maturity-Factoring Ja Ja Nein Tabelle 8: Formen des Factorings 1.5. Notifizierung des Factorings Notifiziertes Factoring Lieferant teilt seinen Kunden mit, dass diese ihre Zahlungen an den Factor zu leisten haben. Factorer tritt gegenüber den Kunden des Lieferanten in eigenem Namen auf Nicht Notifiziertes Factoring Stille Zession, bei der die Schuldner nicht über Forderungsabtretung unterrichtet werden. Factorer tritt gegenüber den Kunden des Lieferanten in dessem Namen auf Kritik - Lieferant kann durch erhöhte Liquidität selbst Skontoabzüge bei seinen Bezügen geltend machen. - Kosteneinsparungen bei Debitorenbuchhaltung, Kreditprüfung (Gebühren für Auskunfteien), Mahnwesen (inkl. Betreibungskosten). - Vermeidung von Insolvenzkosten (Debitorenverluste). - Erhöhung des Kapitalumlaufs (Verkürzung der Zahlungsfristen). - Kapitalkosteneinsparungen durch Reduktion von zu hohen Debitorenbeständen. - Bessere Bilanzpolitik durch Forderungs- und Verbindlichkeitsabbau. Auflage 1.00, August 2018 / Thomas Schmitt / Startlink AG Seite 65
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