Nun ist sie wieder da, die Debatte um die Renten und damit um das. Renteneintrittsalter, angeheizt durch die Sorge vor Altersarmut, auch im
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- Valentin Schmitz
- vor 5 Jahren
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1 . global news : Arbeitszwang bis 70 und länger? Nun ist sie wieder da, die Debatte um die Renten und damit um das Renteneintrittsalter, angeheizt durch die Sorge vor Altersarmut, auch im Zeichen von die persönliche Sparleistung und die private Altersversicherung torpedierender Negativzinsen der EZB. Das Thema treibt nicht zuletzt die Parteien um, weil sich hier ein weiteres erfolgversprechendes Wahlkampffeld für die AfD anbietet. Also erklärt Schäuble, angesichts der alternden Gesellschaft halte er einen späteren Rentenbeginn in Deutschland für sinnvoll. Es mache relativ viel Sinn, die Lebensarbeitszeit und die Lebenserwartung in einen fast automatischen Zusammenhang auch in der Rentenformel zu bringen. Die Junge Union hat ebenfalls eine Koppelung des Rentenbeginns an die steigende Lebenserwartung vorgeschlagen - und zwar schrittweise von 67 auf 70 Jahre ab Politiker haben da immer gut reden. Sie genießen die Unterstützung von Assistenten, Sekretärinnen und Fahrern, die ihnen alle Wege ebenen. Sie haben die beste private Krankenversicherung, können meist in eine sehr gute Pension oder Rente gehen und sind auch anders gut versorgt. So hat etwas mehr als ein Viertel der Bundestagsabgeordneten schon 60 und mehr Jahre relativ bequem und sorgenfrei auf dem Rücken. Doch dabei entgeht Schäuble u. Co. jedes Bewußtsein zur Lage normaler Menschen, besonders derjenigen aus den unteren sozialen Klassen. Das ist eine gespenstische Diskussion, da doch eben erst das Renteneintrittsalter von 65 auf 67 Jahre erhöht wurde. Sie ist umso - rundbr / 6
2 gespenstischer, als Lebenserwartung fälschlich mit gesunden Lebensjahren gleichgesetzt ist, während die Statistiken das Gegenteil zeigen, nämlich vor allem kranke Jahre im Alter. Im Alter von 55 bis 64 Jahren hat bereits fast die Hälfte aller Männer ein lang andauerndes Gesundheitsproblem, einer der höchsten Anteile in Westeuropa (Abb ), bei Männern im unteren Einkommensfünftel sind es sogar fast zwei Drittel (Abb ). Schon das ist eine sehr traurige Wahrheit, die die Politik absichtsvoll negiert. - rundbr / 6
3 Die Untersuchungen zeigen auch immer wieder, daß die weniger Wohlhabenden früher sterben, also bei einem weiter hinausgeschobenen Renteneintrittsalter noch weniger von ihrer Rente haben und damit praktisch das Renteneinkommen der Wohlhabenderen und länger Lebenden subventionieren. Seit dem letzten Sozioökonomischen Panel weiß man, wie die Einkommensgruppen und die Lebenserwartung korreliert sind. Zwischen denen, die ein Einkommen von mehr als 150 % des Durchschnitts haben und denen von unter 60 % klafft bei den Männern ein Unterschied in der Lebenserwartung von elf Jahren und bei den Frauen von acht Jahren (Abb ). Männer aus den Gruppen bis 80 % des Durchschnittseinkommens hätten im Durchschnitt im Alter von 70 Jahren kaum noch Lebenserwartung übrig. Ebenso unterschiedlich fällt die Lebenserwartung nach hohen oder niedrigen Renten aus: 5 Jahre mehr oder weniger in W-Deutschland; dabei ist der Unterschied seit 1995 noch deutlich gewachsen (Abb ). Der Tod ist längst kein Gleichmacher mehr in Deutschland. - rundbr / 6
4 Außerdem dürfte es den Politikern nicht entgangen sein, daß die Arbeitgeber nicht gerade scharf darauf sind, alten und oft kranken Menschen noch einen vernünftigen Arbeitsplatz anzubieten und deshalb selbst bei jüngeren Alten die Arbeitslosigkeit höher ausfällt oder nur miese Arbeitsplätze zum Einsatz kommen. Obwohl viele ältere Menschen sich vorzeitig verrenten lassen oder anders aus dem Arbeitsmarkt zurückziehen, sind derzeit 37 % aller Arbeitslosen 50 und mehr Jahre alt. Obwohl viele ältere Menschen sich vorzeitig verrenten lassen oder anders aus dem Arbeitsmarkt zurückziehen, sind derzeit 37 % aller Arbeitslosen 50 und mehr Jahre alt. Je älter die Arbeitnehmer werden, umso länger arbeiten sie. Bei denen zwischen 55 und 64 arbeiten schon 17 % mehr als 48 Stunden. Zudem arbeiten immer mehr der Älteren über 50 Jahre sehr belastende und gesundheitsschädliche Schichtarbeit. Ihre Zahl hat sich im vergangenen Jahrzehnt mehr als verdoppelt. Für ältere Menschen sind also oft nur miese Jobs verfügbar, die sie nicht beliebig ins Alter ausüben können. Im Übrigen sind zwischen 2003 und 2014 den Männern bei Geburt zwar 2,75 Jahre an Lebenserwartung insgesamt hinzugewachsen. Doch sind im Alter von 65 Jahren nur noch 1,76 zusätzliche Jahre hinzugekommen (Abb ). Die - rundbr / 6
5 höhere Lebenserwartung bei Geburt beruht also zu einem erheblichen Teil darauf, daß 2014 ein größerer Anteil der Männer als 2002 das Alter von 65 Jahren erreichte. Der zahlt dann aber auch entsprechend länger in die Rentenversicherung ein und dieser Zuwachs an Lebenserwartung kommt damit der Rentenversicherung bereits zugute. Bei einem Herausschieben des Renteneintrittsalters über 65 Jahre fällt dann nur der geringere Zuwachs an Lebenserwartung der bis dahin noch nicht Verstorbenen für Beitragsleistungen ins Gewicht und natürlich nur, wenn sie noch gesundheitlich Arbeit auf sich nehmen können und trotz ihres Alters einen ausreichend bezahlten Arbeitsplatz finden. Und schließlich gibt es andere sozialpolitisch verträglichere Wege, um Altersarmut zu vermeiden oder mindestens gering zu halten, wie die skandinavischen Länder oder auch die Schweiz vorführen, z.b. durch eine steuerfinanzierte Mindestrente. Auch müßte der Mindestlohn nach Auskunft der Bundesregierung selbst nach 45 Arbeitsjahren und 38,5 Stunden/Woche bei 11,68 Euro statt 8,50 Euro liegen, um eine Nettorente zu bekommen, die wenigstens über dem durchschnittlichen Bruttobedarf in der Grundsicherung in Höhe von 788 Euro monatlich liegt. Selbst 11,68 Euro/Stunde wären also längst noch nicht ausreichend. Indessen werden nach dem Hereinwinken der - rundbr / 6
6 Flüchtlinge nun die Gegner des Mindestlohns mit Hinweis auf die Flüchtlinge jede Erhöhung zu verhindern versuchen. Was soll da diese unsägliche und sozialpolitisch geradezu unerträgliche Diskussion um ein immer späteres Renteneintrittsalter? Ist die politische Klasse, die diese Diskussion immer wieder aufnimmt, noch zu retten? Oder glauben einige unter ihnen etwa, daß Arbeit freimacht - von Rentenproblemen, was denn sonst? * * * * * Hier können Sie diesen Rundbrief bewerten. - rundbr / 6
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