Thüringer Landtag 6. Wahlperiode

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1 Thüringer Landtag 6. Wahlperiode Kleine Anfrage der Abgeordneten Rosin (CDU) und Antwort des Thüringer Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport Abschlussbericht der Kommission "Zukunft Schule" Die Kleine Anfrage 2346 vom 28. Juni 2017 hat folgenden Wortlaut: Am 21. Juni 2017 hat die Kommission "Zukunft Schule" ihren Abschlussbericht vorgestellt. Darin enthalten sind unter anderem Eckwerte für die Schulnetzplanung und die Klassenbildung an Thüringer Schulen. Ich frage die Landesregierung: 1. Wie viele Grundschulen in Thüringen erfüllen derzeit nicht die vom Abschlussbericht der Kommission "Zukunft Schule" gestellten Anforderungen nach einer Mindestklassengröße von Eingangsklassen und Mindestzügigkeit (bitte nach Schulträger sowie Landkreis/kreisfreier Stadt aufschlüsseln)? 2. Wie viele Regelschulen erfüllen derzeit nicht die vom Abschlussbericht der Kommission "Zukunft Schule" gestellte Anforderung nach einer Zweizügigkeit (bitte nach Schulträger sowie Landkreis/kreisfreier Stadt aufschlüsseln)? 3. Wie viele Gymnasien in Thüringen erfüllen derzeit nicht die vom Abschlussbericht der Kommission "Zukunft Schule" gestellte Anforderung nach einer Dreizügigkeit (bitte nach Schulträger sowie Landkreis/ kreisfreier Stadt aufschlüsseln)? Das Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport hat die Kleine Anfrage namens der Lan desregierung mit Schreiben vom 8. August 2017 wie folgt beantwortet: Vorbemerkung Thüringen ist das Land, das bundesweit die höchsten Personalausgaben pro Schülerin und Schüler investiert, gleichzeitig aber einen Unterrichtsausfall hinnehmen muss, der im Land überwiegend als unhaltbar hoch empfunden wird. Diesen unbefriedigenden Status quo möchte die Landesregierung gemeinsam mit allen an guter Schule interessierten Partnern nachhaltig verbessern und gemeinsam den Weg zu einer Thüringer Unterrichtsgarantie gehen. Die vom Ministerpräsidenten und der Bildungsministerin eingesetzte Kommission "Zukunft Schule" hat am 21. Juni 2017 Empfehlungen für die zukunftsfähige Ausgestaltung des Thüringer Schulsystems vorgelegt, um effiziente und leistungsfähige Strukturen für die Thüringer Schullandschaft zu schaffen. Die Landesregierung wird diese Empfehlung bewerten und gemeinsam mit allen Beteiligtengruppen erörtern, welche Empfehlungen, wie und in welchen Schritten umgesetzt werden. Es gibt keine Überlegungen der Landesregierung und der Landesregierung sind auch keine Planungen der für die Schulnetzplanung zuständigen kommunalen Schulträger bekannt, dass vor dem Hintergrund der Empfeh Druck: Thüringer Landtag, 17. August 2017

2 Thüringer Landtag - 6. Wahlperiode lungen der Kommission einzelne Schulstandorte aufgegeben werden sollen. Vielmehr hat die Kommission mit Blick auf derzeit nicht ausreichend leistungsfähige Schulstrukturen in Thüringen empfohlen, dass sehr kleine Schulen ein jeweils für ihre Situation passendes Kooperationsmodell mit anderen Schulen eingehen können. Schulen, die nur einzügig geführt werden, können aufgrund ihres kleinen Personalkörpers den Ausfall von Lehrkräften schlechter kompensieren und sind weniger in der Lage, den vorgesehenen Fachunterricht mit eigenem Personal mit entsprechendem Fachausbildungshintergrund abzusichern. Solche Schulen - zweizügige Gymnasien im städtischen Raum sowie einzügige sonstige allgemeinbildende Schulen - sollen dieser Empfehlung zufolge eine Kooperation mit anderen Schulen eingehen, die zu einer Verbesserung des Personaleinsatzes und zu einer besseren fachlichen Absicherung des Unterrichts beiträgt. Ferner rät die Kommission zu einem Verfahren, das zu gleichmäßigeren Klassengrößen an den staatlichen Schulen in Thüringen führt. Dazu sollen Eckwerte für die Schulnetzplanung und die Klassenbildung festgelegt werden, was in jedem anderen Land üblich ist. Das von der Kommission vorgeschlagene Verfahren würde, neben einer gerechteren Verteilung von Lernbedingungen und einer Entlastung von derzeit sehr großen Schulklassen, zu einer Verbesserung des Personaleinsatzes insgesamt beitragen und somit zu einer Reduzierung des Unterrichtsausfalls in Thüringen einen wesentlichen Beitrag leisten. Für den Grundschulbereich nennen die Empfehlungen der Kommission beispielhaft konkrete Zahlenwerte, nämlich eine Mindestgröße von 20 Schülerinnen und Schülern für die Bildung von Eingangsklassen sowie eine maximale Klassengröße von 25. Aktuelle Grundschulklassengrößen liegen in einer Spannbreite zwischen drei und 30 Schülerinnen und Schülern. Zu 1.: Von den aktuell 413 staatlichen Grundschulen in Thüringen haben 182 mindestens eine Eingangsklasse, deren Klassenstärke kleiner als 20 ist. Eingangsklassen werden dabei definiert als Klasse, in denen mindestens ein Schüler der Schuleingangsphase 1 lernt. Bei Verwendung anderer Definitionen ergibt sich ein niedrigerer Wert. Gleichzeitig gibt es 106 Thüringer Grundschulen mit Klassen, deren Klassenstärke bei mehr als 25 liegt. Nach Empfehlungen der Kommission "Zukunft Schule" sollte in beiden Fallgruppen über das Instrument der Schulnetzplanung auf gleichmäßigere Klassengrößen hingewirkt werden, wenn dabei die Schulwege ausreichend kurz bleiben. In Bezug auf Schulweglängen verweist die Kommission auf die gemeinsamen Empfehlungen der kommunalen Spitzenverbände und des Thüringer Kultusministeriums von In der Umsetzung implizieren die Empfehlungen, das nah benachbarte Schulstandorte mit aktuell sehr kleinen Eingangsklassen deren Einrichtung untereinander stärker koordinieren müssen als bisher, ohne dabei einen der Standorte aufgeben zu müssen. Die Empfehlungen der Kommission treffen keine Aussage dazu, ob besonderer Förderbedarf von Schülerinnen und Schülern in die Berechnung von Klassengrößen eingerechnet werden soll. Aktuell gibt es in Thüringen 168 einzügige oder nicht überwiegend zweizügige Grundschulen. Eine Aufschlüsselung der Angaben nach Schulträger sowie Landkreis und kreisfreien Städten befindet sich in den folgenden Tabellen*. Tabelle 1: Anzahl der Grundschulen, mit Klassen deren Klassenstärke kleiner als 20 ist und in denen mindestens ein Schüler der Schuleingangsphase 1 lernt Erfurt-Stadt Gera-Stadt Jena-Stadt Suhl-Stadt Weimar-Stadt Eisenach-Stadt Eichsfeld Nordhausen Wartburgkreis Unstrut-Hainich-Kreis Kyffhäuserkreis

3 Thüringer Landtag - 6. Wahlperiode Schmalkalden-Meiningen Gotha Sömmerda Hildburghausen Ilm-Kreis Weimarer Land Sonneberg Saalfeld-Rudolstadt Saale-Holzland-Kreis Saale-Orla-Kreis Greiz Altenburger Land Gesamt Tabelle 2: Anzahl Grundschulen, die nicht mindestens überwiegend 2-zügig sind Kreis Erfurt-Stadt 4 1 Gera-Stadt 1 1 Weimar-Stadt 1 1 Eichsfeld 16 1 Nordhausen 8 1 Wartburgkreis 18 Unstrut-Hainich-Kreis 10 1 Kyffhäuserkreis 4 Schmalkalden-Meiningen 10 1 Gotha 7 Sömmerda 6 1 Hildburghausen 7 1 Ilm-Kreis 7 1 Weimarer Land 8 2 Sonneberg 7 Saalfeld-Rudolstadt 12 2 Saale-Holzland-Kreis 11 1 Saale-Orla-Kreis 7 1 Greiz 15 Altenburger Land 9 2 Gesamtergebnis

4 Thüringer Landtag - 6. Wahlperiode Tabelle 3: Anzahl der Grundschulen, mit Klassen deren Klassenstärke größer als 25 ist Erfurt-Stadt Gera-Stadt Jena-Stadt Suhl-Stadt Weimar-Stadt Eichsfeld Nordhausen Wartburgkreis Unstrut-Hainich-Kreis Kyffhäuserkreis Schmalkalden-Meiningen Gotha Sömmerda Hildburghausen Ilm-Kreis Weimarer Land Sonneberg Saalfeld-Rudolstadt Saale-Holzland-Kreis Saale-Orla-Kreis Greiz Altenburger Land Gesamt Zu 2.: Von den 187 staatlichen Regelschulen sind aktuell 44 einzügig. Eine Aufschlüsselung der Angaben nach Schulträger sowie Landkreis und kreisfreien Städten ist der folgenden Übersicht* zu entnehmen: Tabelle: Anzahl Regelschulen, die nicht mindestens überwiegend zweizügig sind Kreis/kreisfreie Stadt Erfurt-Stadt 2 2 Weimar-Stadt 1 Eichsfeld 3 Wartburgkreis 3 Unstrut-Hainich-Kreis 3 Schmalkalden-Meiningen 1 Gotha 3 1 Hildburghausen 2 Ilm-Kreis 2 1 Weimarer Land 7 Saalfeld-Rudolstadt 2 Saale-Holzland-Kreis 2 Saale-Orla-Kreis 3 Greiz 4 1 Altenburger Land 6 Gesamt

5 Thüringer Landtag - 6. Wahlperiode Zu 3.: Das Kriterium der Dreizügigkeit wird in den Empfehlungen der Kommissionen nur für Gymnasien im städtischen Raum vorgeschlagen, nicht generell für alle Gymnasien. Von den 81 Gymnasien in Thüringen sind alle mehrzügig (hier und im Folgenden ohne Spezialgymnasien gerechnet). Im städtischen Raum, also den Empfehlungen der Kommission entsprechend in den Thüringer Ober- und Mittelzentren, gibt es insgesamt sechs Gymnasien, die nicht mindestens überwiegend dreizügig sind. Eine Aufschlüsselung ist der folgenden Übersicht* zu entnehmen: Tabelle: Anzahl Gymnasien, die nicht mindestens überwiegend dreizügig sind Kreis/kreisfreie Stadt Erfurt-Stadt 1 Jena-Stadt 1 1 Eisenach-Stadt 1 Nordhausen 1 Gotha 2 Sömmerda 1 Gesamt 6 2 In Vertretung Ohler Staatssekretärin Endnote: * Die Angaben zu Schulen, Klassengrößen und Schülerzahlen stammen aus der Schuljahresstatistik 2016/2017 des Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport (Stichtag: ). 5