Psychologie (Bachelor of Science) / USA / 09/ /2016 / University of Michigan, Ann Arbor / USA-2015-G1993-m

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1 Psychologie (Bachelor of Science) / USA / 09/ /2016 / University of Michigan, Ann Arbor / USA-2015-G1993-m Wie waren Ankunft und die erste Woche in Ihrem Gastland? Gab es Einführungsinformationen und waren diese hilfreich? Da amerikanische Universitäten ihr Studienjahr in der Regel anders planen als die Uni Freiburg, ging es für mich nahezu direkt mit Abschluss meiner letzten Klausuren und dem Einreichen der letzten Hausarbeiten nach Michigan, wo das Semester bereits Anfang September beginnt. Es gab dementsprechend nicht wirklich eine Übergangsphase, in der man sich erst mal in aller Ruhe die Stadt ansehen konnte; man hatte, je nach Ankunftsdatum, vor Semesterbeginn lediglich ein paar Tage Zeit. Ann Arbor selbst ist allerdings auch keine Großstadt; die ganze Stadt ist praktisch um den Main Campus herum gebaut, was einem jedoch auch dabei hilft, relativ schnell zurechtzukommen und sich orientieren zu können. In der ersten Septemberwoche gab es eine fünftägige Einführung der Uni, die für alle Studenten verpflichtend war. An der University of Michigan erhielten alle Internationalen Studenten eine eigene, separate Einführung, in deren Verlauf unter anderem auch die für das Studentenvisum erforderlichen Formalitäten ausgefüllt wurden. Da Michigan bekannt dafür ist, eine relativ große Zahl von internationalen Studenten zu haben, fanden die Veranstaltungen dieser Woche in einem Saal mit mehreren hundert Teilnehmern statt. Ein Großteil der internationalen Studenten absolviert allerdings den kompletten Undergraduate Degree (das amerikanische Äquivalent zum Bachelor) an der U of M, weshalb sich die Austauschstudenten, die entweder für ein Semester oder ein Jahr da sind, in verschiedenen vom International Office organisierten Events auch untereinander kennenlernen konnten. 1

2 Neben den Formalitäten für das Visum gab es ein recht abwechslungsreiches Programm. Es gab verschiedene Vorträge von Professoren, einer studentischen Theatergruppe und sogar eines Campus-Polizisten, in denen das Leben an der University of Michigan thematisiert wurde. Diese erste Woche ist außerdem auch die Zeit, in der ich die meisten Kontakte meines ersten Semesters in Michigan geknüpft habe. Die meisten Leute, die man trifft, sind ebenfalls erst seit einigen Tagen an der Uni und in einem völlig neuen Umfeld, weshalb man schnell neue Freunde findet. Konnten Sie alle Formalitäten (Kurswahl, Wohnung, Versicherung etc.) klären? Insbesondere für die Wahl der Kurse und die Wohnungssuche ist es wichtig, dass sich Austauschstudenten so früh wie möglich damit auseinandersetzen, auf gar keinen Fall erst vor Ort. In Ann Arbor ein Zimmer zu finden hat sich um einiges schwieriger und vor allem teurer herausgestellt, als ich es in Freiburg gewohnt war. Es gibt im Prinzip drei verschiedene Optionen, zwischen denen man wählen kann. Entweder wird einem ein Zimmer über die Uni in einem Dorm vermittelt, wofür sich die meisten Freshmen und Sophomores (Studenten des ersten und zweiten Jahres) entscheiden. Die Dorms sind über den ganzen Campus verteilt und beinhalten meist einen sogenannten Meal Plan, mit dem man in den den Dorms zugehörigen Mensen morgens, mittags und abends essen kann. In der Regel kriegt man einen Roommate zugeteilt, was an Colleges in den USA normal ist. Selbst mit Mitbewohner zahlt man in den Dorms in Michigan um die $1000 monatlich, wobei hier das Essen mit einberechnet ist. Als zweite Option gibt es das sogenannte Off-Campus Housing, bei dem man sich selbständig ein Zimmer sucht. In der Regel wohnen viele amerikanischen 2

3 Studenten in Häusern mit 4-5 Zimmern und teilen sich dann die Miete. Ein solches Zimmer aus Deutschland zu finden stellte sich jedoch als extrem schwer heraus, da viele der Agenturen, die solche einzelnen Zimmer vermitteln, dafür bekannt sind, Studenten übers Ohr zu hauen. Als dritte Möglichkeit gibt es in Ann Arbor sogenannten Co-Ops, die den Wohngemeinschaften, die man aus Deutschland kennt, wohl am nächsten kommen. Dies sind größere Häuser (um die Leute), deren Kosten gemeinschaftlich von den Mitbewohnern übernommen werden. Die meisten anderen Exchange-Studenten haben, ebenso wie ich, in einer solchen Co-op gelebt, und jeder hat gute Erfahrungen gemacht. Andere Studenten, die zu Beginn in einem Dorm gelebt haben, sind oft später im Semester in eine Co-Op gewechselt, da diese um einiges günstiger sind und eine familiäre Atmosphäre schaffen. Auch in den Co-Ops kriegt man in den meisten Fällen einen Mitbewohner zugeteilt, was ich letzten Endes überhaupt nicht negativ empfand. Ich kann das Leben in einer solchen Co-Op nur empfehlen. Es gibt verschieden Häuser, die sich durch Zahl der Bewohner und sogar Ernährungsweisen (es gibt beispielsweise Häuser, in denen nur Vegetarier leben) unterscheiden. Auf der Website des ICC ( die Organisation der gesamten Häuser) kann man sich die verschiedenen Co-Ops genauer anschauen. Auch die Wahl der Kurse stellte sich komplizierter heraus, als zunächst gedacht. Die Kurswahl findet online statt, und wird zu einem bestimmten Termin, der den Studenten vom International Office der U of M mitgeteilt wird. Allerdings ist dieser Termin nicht für alle Studenten der Uni der gleiche, sondern es wird nach Anzahl der Jahre priorisiert, sodass Seniors als erste wählen dürfen, dann Juniors und so weiter. Als Exchange-Student bekommt man den letzten Termin zugeteilt, sodass viele der Kurse bereits überfüllt sind. Es gibt also keine Sicherheit, dass man einen der Kurse, die man ausgewählt hat, auch belegen kann. Man kann sich allerdings 3

4 auf die Warteliste setzen lassen und dann hoffen, dass andere Studenten den Kurs wieder droppen, oder aber dem Professor persönlich eine schreiben, in der man erörtert, dass man ein Student aus Deutschland sei und großes Interesse an dem Kurs zeige. In vielen Fällen funktioniert dies und man bekommt einen sogenannten over-ride vom Professor ausgeteilt, der es einem ermöglicht an dem Kurs teilzunehmen, auch wenn dieser bereits überfüllt ist. Da die Professoren jedoch auch nicht immer gut über erreichbar sind und sie selbstverständlich kein over-ride ausstellen müssen, gibt es keine Garantie, dass man die Kurse, die aus dem Course Guide ausgewählt wurden, wirklich auch belegen kann. Dies ist insbesondere für diejenigen wichtig, die fest damit rechnen, bestimmte Kurse zu belegen und sich diese dann in Deutschland anrechnen zu lassen. Wie gesagt, in den meisten Fällen hat es bei mir geklappt, aber ich habe auch nicht alle meine Wunschkurse belegen können. Was war das Highlight der ersten Zeit? Ich finde es extrem schwer, mich auf ein einzelnes festzulegen, weil das Leben an einer amerikanischen Universität für mich unglaublich viele Highlights mit sich brachte. Auf jeden Fall zu nennen sind die Football Heimspiele, bei der mehr als Besucher durch die Straßen Ann Arbors zum Stadion strömen, welches übrigens das drittgrößte Stadion der Welt ist. Gleichzeitig war auch Halloween eine tolle Erfahrung, was in den USA um einiges stärker zelebriert wird und sich Leute schon Wochen davor in den kreativsten Kostümen zeigen. Außerdem gibt es immer wieder Feiertage und kurze Ferien, die es erlauben, die USA etwas weiter zu erkunden. Hier bieten sich beispielsweise Trips nach Kanada oder Chicago an. 4

5 Was finden Sie gewöhnungsbedürftig, fremd, anders als in Deutschland? Ich bin selbst bereits während meiner Schulzeit für ein Jahr in den USA gewesen und war daher einige der amerikanischen Eigenheiten gewohnt. Amerikaner selbst sind sehr offen, humorvoll und man kommt schnell mit ihnen ins Gespräch. Anders als in Deutschland sprechen viele Amerikaner allerdings Einladungen schon sehr früh aus, die sie dann nicht ernstlich weiter verfolgen. Man findet sich schnell in einer Situation, in der man schon nach nur kurzem Gespräch beispielsweise zu Besuch bei der Familie des jeweiligen Gesprächspartners eingeladen wird. Amerikaner sind in der Tat unglaublich gastfreundlich, diese schnell ausgesprochenen Einladungen sollten jedoch nicht jedes Mal ernst genommen werden. Außerdem kann es für viele Deutsche sehr gewöhnungsbedürftig sein, Lebensmittel einzukaufen und dann selbst das Essen zuzubereiten, solange man nicht in einem Dorm mit Meal Plan oder in Haus wohnt, wo die Nahrungsmittel bereitgestellt werden. In meinem Fall war es zwar so, dass ich nicht selbst einkaufen gehen musste, allerdings waren alle größeren Supermärkte mehrere Meilen entfernt und ein Auto ist in diesem Fall wirklich notwendig. Zudem sind die meisten Lebensmittel um einiges teurer als in Deutschland. Gleichzeitig sind Restaurants aber vergleichsweise günstiger als in Deutschland, was dazu führt, dass man viel öfter als zuhause essen geht. 5

6 Beschreiben Sie bitte kurz den Ablauf eines typischen Wochentages. Bitte senden Sie uns eine Kopie Ihres Stundenplans und erläutern Sie kurz die Unterschiede zu Ihrem Stundenplan an der Universität Freiburg. Wie wird Ihr Wochenplan für das 2. Semester aussehen? Die Anzahl der Wochenstunden hängt davon ab, wie viele Credits man belegt. Ein Credit entspricht einer Wochenstunde und zwei ECTS an der Uni Freiburg und den meisten deutschen Universitäten. Exchange Students aus Deutschland müssten mindestens 12 Credits pro Semester belegen, was auch für das Visum erforderlich ist. Die meisten Studenten belegen zwischen 12 und 16 Credits, wobei mehr theoretisch auch möglich ist, jedoch sehr zeitaufwendig ist und ich davon abraten würde, wenn man genug Zeit haben möchte, um Land und Leute kennenzulernen. In meinem ersten Semester habe ich 13 Credits erworben, also insgesamt vier verschiedene Kurse absolviert, wobei die meisten Lectures von einem 1 bis 2- stündigem Seminar begleitet werden. Ich war es aus Deutschland gewohnt, eine Vorlesung nur an einem Tag in der Woche zu besuchen und dann ebenfalls ein zugehöriges Seminar an einem anderen Tag. In den USA hatte ich pro Fach hingegen mindestens zwei Vorlesungen unter der Woche, dann zusätzlich ein weiteres Seminar. Beispielsweise sah mein Donnerstag im Herbstsemester folgendermaßen aus: Lecture: Evolutionary Psychology Lecture: Principles of Economics Seminar: Neuropsychology 6

7 Anders als in Deutschland besteht in den meisten Veranstaltungen, egal ob Seminar oder Vorlesung, eine Anwesenheitspflicht. Manche Kurse kann man beispielsweise gar nicht mehr bestehen mit einer bestimmten Anzahl an Fehlterminen, während bei anderen Kursen die Anzahl der Fehltermine in die Note mit hineinspielt. Um die Anwesenheit zu prüfen, nutzen viele Professoren größerer Veranstaltungen in Michigan einen sogenannten I-Clicker. Dieser muss selbstständig gekauft werden. In den Vorlesungen gibt es dann oft gegen Ende eine oder zwei Testfragen zum aktuellen Thema, die mit A B C oder D beantwortet werden können. Der entsprechende Buchstabe wird dann auf dem Clicker gedrückt und die Professoren können so sehen, wer anwesend war. In meinem zweiten Semester habe ich, wie gesagt, etwas mehr Credits belegt, insgesamt 16. Dies hängt nicht damit zusammen, dass ich das Gefühl hatte, im ersten Semester nicht genug gearbeitet zu haben. Ganz im Gegenteil, den workload in den USA, zumindest bei mir an der University of Michigan, empfand ich um einiges größer, als ich es aus Freiburg gewohnt war. Dies hängt auch damit zusammen, dass die Note ganz anders zusammengesetzt wird. Während in Freiburg vor allem die Prüfung am Ende des Semesters die Note ausmacht, setzt sich die Note hier aus verschiedenen Exams, Quizzes, Assignments, Papers und Mitarbeit zusammen. Es bleibt oft dem Professor überlassen, wie viele Exams er seinen Studenten pro Semester gibt. Es kann sein, dass für ihn eine Hausarbeit wichtiger ist und man gar keine Klausur in dem Fach schreiben muss. Ich hatte allerdings auch zwei Kurse, in denen ich einmal drei und einmal vier Klausuren über das Semester verteilt schreiben musste, weshalb man denkt, sich ständig in der Prüfungszeit zu befinden. Im Nachhinein habe ich aber das Gefühl, dass ich durch die konstante Belastung viel mehr vom Inhalt mitnehmen konnte, im Vergleich zum reinen 7

8 Auswendiglernen, was ich aus vielen Klausuren in Deutschland gewohnt war. Außerdem hat die Anzahl der Credits auch nicht direkt etwas damit zu tun, wie anspruchsvoll ein Kurs ist. In der Regel haben zwar schwerere und zeitaufwendigere Kurse auch mehr Credits, jedoch lässt sich das nicht generalisieren. Wie gesagt, es handelt es sich hier um das System der University of Michigan, und dieses kann entweder ähnlich oder sogar gleich, aber auch völlig verschieden von anderen Universitäten in den USA sein. 8