Zu Gast in denfelsen. Merkblatt zum naturverträglichen Klettern. Partner des DAV im Natur- und Umweltschutz:
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- Hansi Schmidt
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1 Zu Gast in denfelsen Merkblatt zum naturverträglichen Klettern Partner des DAV im Natur- und Umweltschutz:
2 10 Regeln zum naturverträglichen Klettern 1. Aktuelle Kletterregelungen beachten Kletterregelungen werden in vielen Regionen von der Naturschutzbehörde in Zusammenarbeit sowohl mit den Kletter- als auch den Naturschutzverbänden aufgestellt. Jeder Kletterer sollte sich rechtzeitig darüber informieren. Ziel der Richtlinien ist es, den Schutz von Flora und Fauna sicherzustellen und zugleich den Kletterern den Spaß an ihrem Sport zu erhalten. Ge- und Verbote finden sich an Infotafeln in den Klettergebieten und in guten Kletterführern. Auch im Internet sind die Regelungen für alle deutschen Mittelgebirge unter nachzulesen. 2. Persönlichkeit braucht keinen Individualverkehr Unsere Mittelgebirgsfelsen sind der Lebensraum zahlreicher Pflanzen und Tiere. Und nur wenn deren Zuhause intakt bleibt, können sie weiter existieren. Wer bei der Anreise in die Klettergebiete öffentliche Verkehrsmittel benutzt oder Fahrgemeinschaften bildet, verringert die berüchtigte Hauptursache für die drohende Klimakatastrophe - den CO 2 -Ausstoß. 3. Nur zugelassene Parkplätze nutzen Wenn ihr schon mit dem Auto anreist, so stellt eure Fahrzeuge bitte unbedingt auf den dafür vorgesehenen Plätzen ab. Wildes Parken stört nicht nur die Anlieger oder Landwirte, deren Feldzufahrt versperrt ist, sondern schädigt auch die Vegetation. 4. Nutzen bieten, Nutzen ernten Den Menschen in den Klettergebieten sollen von uns nicht volle Parkplätze, zugeparkte Straßenränder oder gar lärmendes Auftreten am Fels in Erinnerung bleiben. Nutzt die lokalen Gasthöfe oder offiziellen Zeltplätze für die Unterkunft: Der persönliche Kontakt mit den Anwohnern räumt sicher so manches Vorurteil aus - und vielleicht kennt der eine oder andere sogar Insider-Tipps. 5. Nicht auf Abwege geraten Der Wald unterhalb der Felsen geht häufig in steile Geröllhalden über. Diese Biotope sind wegen ihrer flachgründigen Böden äußerst trittempfindlich. Haltet euch deswegen an die üblichen Zustiegspfade und ihr könnt euch an den hier heimischen Pflanzen - wie Hirschzunge, Rupprechtsfarn oder Schmalblättriger Hohlzahn - auch weiter freuen. 6. Pflanzenbewuchs in den Felsen erhalten Für den Laien ist es nicht zu erkennen, aber oft setzt sich der Lebensraum Fels wie ein Puzzle aus einer Vielzahl von Teilbiotopen zusammen. Je nach Standort, Neigung und Struktur des Felsens bilden sich Kleinstbiotope. So entdecken wir plötzlich direkt neben einem steilen, kahlen Wandbereich eine sonnige Felsterrasse mit ausreichendem Erdreich, auf der viele unterschiedliche Pflanzenarten heimisch geworden sind. Wir sollten darauf achten, solche Felsen mit ausgeprägter Vegetation nur behutsam und die geneigten, stark bewachsenen Wandzonen gar nicht zu begehen. Felszonen, in denen das Beklettern den Bestand einer Art gefährdet, werden im Rahmen von Kletterkonzeptionen stillgelegt. Gesperrte bzw. offene Felsbereiche sind an den bundesweit einheitlichen Symbolen Kreuz und Pfeil zu erkennen. In den kleinen Rissen in der Felswand sowie in Spalten und Löchern kann sich Feinerde ansammeln und ein begrenztes Wasserreservoir bieten. Hier wachsen die eigentlichen Felspflanzen. Typische Felsspezialisten wie der Braune Streifenfarn, das Immergrüne Felsenblümchen, Traubensteinbrech oder Kugelschötchen wachsen unter diesen kargen Lebensbedingungen meist nur langsam. Fehlt es an Strukturen, die Erdablagerungen ermöglichen, und somit an Wurzelraum, werden die Felswände nicht von Farnen und Blütenpflanzen besiedelt, sondern von Algen, Moosen und Flechten. An silikatreichen Felsen, wie im Granit des Harzes oder im Pfälzer Sandstein, gedeiht ein besonders üppiger Flechtenbewuchs.
3 7. Erklärt die Felsen nicht für vogelfrei! Während die geschützten, in den Felsen beheimateten Vogelarten brüten und ihre Jungen aufziehen, wird eine zeitlich befristete Sperrung verhängt. Nur so können seltene Vögel wie Wanderfalke und Uhu überleben. Informationen über befristete Sperrungen bieten Hinweistafeln an den Felsen oder das Internet unter Die außergewöhnliche Tierwelt der Felsbiotope beschränkt sich nicht nur auf Uhu und Wanderfalke. Einige Beispiele: Bei den Felsbewohnern unter den Insekten gibt es äußerst spezialisierte und seltene Arten. Die Larven des nur noch vereinzelt vorkommenden Apollofalters etwa haben sich auf die Blätter des Weißen Mauerpfeffers festgelegt. Ein weiterer Spezialist ist der Schmetterlingshaft, ein wärmeliebender Einwanderer aus südlichen Gefilden. Sein Verwandter, der räuberische Ameisenlöwe, ähnelt in seiner entwickelten Form einer Libelle. Dessen Larven graben im besonnten, trockenen Erdbereich kleine Trichter, auf deren Grund sie auf ihre Beute lauern. Nach Süden ausgerichtete Felsen und Geröllhänge sind der bevorzugte Lebensraum der in Mitteleuropa seltenen Mauereidechse. Weitere in unseren Felsen heimische Reptilien sind die in Geröllhalden und der Steppenheide lebenden Schlingnattern. Zu den besonders gefährdeten felsbewohnenden Säugetieren zählen bekanntlich die Fledermäuse, die in Höhlen überwintern und sich häufig Felsspalten als Sommerquartiere wählen. Hier verbringen sie schlafend den Tag, um in der Dämmerung auf Beutejagd zu gehen. Es gibt auch Vogelarten, die weitgehend an die Felsbiotope gebunden sind. Die bekanntesten sind Uhu, Wanderfalke, Dohle und Kolkrabe. Der seltene Berglaubsänger und die Zippammer brüten im Umfeld der Felsen Süddeutschlands, wo sich auch bisweilen der Mauerläufer als Wintergast aufhält. 8. Abseil- und Umlenkhaken weisen den Weg Umlenk- und Abseilhaken unterhalb der Vegetationszone des Felskopfes haben in den vergangenen Jahren dazu beigetragen, die Pflanzengesellschaften im Gipfelbereich der Felsen zu schützen. Bitte nutzt diese Haken auch in der Zukunft - sie weisen euch den richtigen Weg. In der Übergangszone von der Felswand zu den Bändern und den Felsköpfen lässt sich eine typische Abfolge von Pflanzengesellschaften beobachten: Im Kalk werden die eigentlichen Felspflanzen mit dem zunehmenden Erdreich von der Steppenheide abgelöst. Auf Terrassen und in den Steilschrofen gedeihen Pfingstnelke, Hasenohrhabichtskraut und Blasser Schwingel. Weißer und Scharfer Mauerpfeffer, Ochsenauge sowie Blutroter Storchschnabel wachsen auf den farbenprächtigen und artenreichen Felsköpfen, den botanisch reichhaltigsten Zonen der Felsbiotope. An sie schließt sich die Steppenheide an, ein buntes Gemisch aus Hochstauden, kleinwüchsigen Kräutern, Gräsern, Sträuchern und einzelnen Bäumen. 9. Klettergebiete sind keine Müllhalden Achtlos weggeworfene Abfälle verschandeln die Felsgebiete nicht nur optisch: Pflanzen und Tiere reagieren auf Veränderungen ihres Lebensumfeldes sehr empfindlich. Werft euren Müll deshalb in keinem Fall in die Landschaft, vergrabt Fäkalien und nutzt für Lagerfeuer nur die offiziellen Feuerstellen! 10. Sanierungen und Erschließungen mit dem lokalen Arbeitskreis abstimmen In vielen Klettergebieten wurden Arbeitskreise für Klettern und Naturschutz (AKNs) gegründet. Diese haben sich einen umweltgerechten Kletterbetrieb und die Erhaltung der Natur zum Ziel gesetzt und entwickeln entsprechende Vereinbarungen zur Erschließung von Neutouren. Nur wenn diese Beschlüsse auch eingehalten werden, können Felsbereiche geschützt und Konflikte vermieden werden. Die Adressen von Ansprechpartnern und Informationen zu Neutourenregelungen finden sich in den meisten Kletterführern oder unter
4 Sonne im Rücken, Fels in der Hand......Insektengesumme im Ohr, Pflanzenduft in der Nase, Vögel am Himmel, Entspannen unterm Blätterdach: Die Felsen laden uns ein und sie haben ein verlockendes Angebot! Sportliche Herausforderung und einmalige Natur zum Nulltarif. Aber vergessen wir nicht, dass wir nur zu Besuch in den Felsen sind und die Natur von uns erwarten darf, dass wir ihr Respekt entgegenbringen und ihre Gastfreundschaft nicht überstrapazieren. Für uns Kletterer bedeutet das, nicht nur zu konsumieren, sondern auch Rücksicht zu nehmen auf die Pflanzen und Tiere der Felsbiotope. Wenn wir so zum Erhalt der einzigartigen Natur beitragen, profitieren letztlich auch wir selbst. Denn dann bleiben wir ein gern gesehener Gast in den Felsen. Der Fels-eine Arche Noah im Miniaturformat Viele der seltenen Pflanzenarten in unseren Mittelgebirgsfelsen haben sich sozusagen hierher geflüchtet: Sie zogen sich zum Teil bereits vor Jahren vor den eiszeitlichen Gletschern in die spärlich bewachsene Tundra zwischen den Alpengletschern und den skandinavischen Eismassen zurück. Andere Arten wanderten während dieser Zeit von den östlichen Steppen her nach Mitteleuropa ein. Und als es vor ca Jahren wieder wärmer wurde, konnten auch die sonnenhungrigen Gewächse aus dem Mittelmeerraum bei uns Wurzeln schlagen. Diese licht- und wärmebedürftigen Pflanzen schließlich wichen vor den sich ausbreitenden Wäldern auf die hohen Felsen zurück. Bis heute entdecken wir dort oben diese Nachfahren der archaischen alpinen Pflanzengesellschaften, Steppengewächse und wärmeliebenden Mittelmeerpflanzen. Besonders in den Kalkfelsen unserer Mittelgebirge hat sich eine sehr artenreiche Vegetation mit vielen Farn- und Blütenpflanzen ausgebreitet. Seit dem Frühmittelalter wurde der größte Teil der Urlandschaft zwischen Alpen und Nordsee von Menschen besiedelt oder nutzbar gemacht. Nur die Hochmoore und Felsen blieben nahezu im Originalzustand. Für sie hat sich kein Mensch interessiert. Und so fanden dort viele Tierarten ebenso wie Pflanzen vergangener Epochen ihren Überlebensraum. Der Fels ist zu einer Arche Noah unserer Zeit geworden - sorgen wir dafür, dass sie nicht untergeht! Kletterer können ausweichen - Flora und Fauna nicht! Viele Tier- und Pflanzenarten in der früher so artenreichen Kulturlandschaft sind heute extrem gefährdet. Die Ursachen sind bekannt: Schadstoff-Ausstoß von Verkehr, Industrie und Heizung, die Verstädterung sowie eine intensiv betriebene Landwirtschaft. Leider sind auch die zunehmenden Freizeitaktivitäten in den letzten Jahrzehnten stellenweise zu einem Risiko für unsere Pflanzen- und Tierwelt geworden. Auch der Klettersport kann an vielbekletterten Felsen zu einer Gefahr für empfindlichen Pflanzenbewuchs werden - gefährdete Vogelarten, die in den Felsen brüten, sind gerade während der Brut und Aufzucht Störungen gegenüber sehr empfindlich. Dabei lässt sich der Klettersport durchaus mit nachhaltigem Artenschutz vereinbaren. Als Kletterer kann man dazu beitragen, indem man einige Regeln beachtet und mit dem Lebensraum Fels behutsam umgeht.
5 Boulder-Appell Auf einer Veranstaltung der IG Klettern Frankenjura im November 1998 einigten sich die Vertreter der Boulderer auf den so genannten Boulder-Appell, der dazu beitragen soll, negative ökologische Folgen dieser Variante des Kletterns zu vermeiden. Diesem Aufruf waren erste Konflikte mit dem Naturschutz und den Interessen anderer Nutzer vorausgegangen. Auf der Suche nach neuen Boulder-Problemen drangen Kletterer teilweise in ökologisch sensible Bereiche vor, die bis dahin der Natur vorbehalten waren und vom klassischen Routenklettern nicht erreicht wurden. Vielleicht ist die Pflanzen- und Tierwelt der häufig versteckt im Wald liegenden Boulderblöcke nicht so spektakulär wie die der großen vegetationsüberragenden Felsen. Weniger schützenswert ist sie deshalb nicht. Auch unter den Schattenpflanzen finden sich viele seltene Arten: Vor allem Flechten, Moose und Farne, aber auch Blütenpflanzen, die eine Begegnung mit der Drahtbürste nicht verdient haben. Auch die kleinsten Kletterfelsen stellen mit ihrem gesamten Umfeld schützenswerte Biotope dar, mit denen man pfleglich umgehen sollte. Viele halten einem großen Besucherandrang nicht Stand. Deshalb der Appell: 1. Neue Bouldergebiete mit Landratsamt und Privatbesitzern abklären! 2. Keine Erschließung stark bewachsener Felsen, keine Gehölze ohne Einwilligung des Besitzers entfernen! 3. Eine Stunde vor Dunkelheit in geschlossenen Waldgebieten die Wege nicht mehr verlassen. 4. Keine gesperrten Wege mit PKW befahren und rücksichtsvoll parken. 5. Keine Veröffentlichung von Bouldergebieten. Der Deutsche Alpenverein engagiert sich nicht nur dafür, Naturschutz und Natursport zum Nutzen beider in Einklang zu bringen, sondern bietet seinen Mitgliedern auch eine Reihe von Vorteilen: Bergsteigerische Ausbildung, Versicherungsschutz, vergünstigte Hüttenübernachtungen oder die Gesellschaft Gleichgesinnter - dies alles und vieles mehr findet in den 351 über das ganze Bundesgebiet verteilten Sektionen statt. Wenn Du Mitglied im Deutschen Alpenverein werden möchtest, fordere einfach kostenloses Informationsmaterial unter 089/ an oder besuch` uns im Internet unter Für Fragen zu Kletterregelungen, zum Grundsatzprogramm Naturschutz und zu Einzelprojekten steht Dir das Fachreferat Natur- und Umweltschutz gerne unter 089/ zur Verfügung. Oder schicke einfach eine an rnu@alpenverein.de. Bildnachweis: Bernhard Thum (4) Mike Jäger (2) Stefan Witty (4) Peter Zeininger (1) Sektionsstempel: Impressum: Deutscher Alpenverein e.v. Referat Natur- und Umweltschutz Von-Kahr-Str München Tel: 089/ Fax: 089/ Internet:
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