Artenrückgang in unserer Agrarlandschaft:
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- Bernt Heinrich
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1 Artenrückgang in unserer Agrarlandschaft: Was wissen wir und was können wir tun? Diskussionsveranstaltung Mittwoch, 24. Oktober 2018, Uhr bis Uhr Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften Einsteinsaal Jägerstraße 22/23, Berlin Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina acatech Deutsche Akademie der Technikwissenschaften Union der deutschen Akademien der Wissenschaften
2 Download der Stellungnahme hier: llungnahme_artenrueckgang_web.pdf 2
3 Definition: Agrarlandschaft Ca. 50% der Gesamtfläche wird landwirtschaftlich genutzt Kulturlandschaft, die hauptsächlich landwirtschaftlich genutzt wird Beinhaltet: Äcker, Grünland (Wiesen, Weiden), Hecken, Einzelbäume Mais Hecke Getreide Weide Wiese 3
4 Europaweit sind Vogelpopulationen in den Agrarlandschaften rückläufig.. nicht im Wald nicht in der Stadt Dröschmeister et al. 2012; Fotos: J. Goedecke, NABU Landesverband BW 4
5 Hallmann et al
6 Schmetterlinge Zahl der Arten an Tagfaltern, Widderchen in einem Schutzgebiet bei Regensburg von : -40% (46 von 117 Arten verloren) Habel et al Conserv Biol Bestände der Tagfalter in Deutschland von : -44% van Swaay et al EEA Tech Rep Schwalbenschwanz in Großbritannien von : -28% Brereton et al UK BMS 6
7 Weitere Insekten Heuschrecken: D, EU Schuch et al J Appl Entomol, Biol Conserv Bienen/Schwebfiegen: Niederlande /UK Biesmeijer et al Science Libellen: Schweiz Wildermuth 2013 Entomo Helvetica Laufkäfer: UK Brooks et al J Appl Ecol 7
8 Artenverlust beeinflusst Ökosystemdienstleistungen: Bestäubung Getreide Mais Zuckerrübe Tomate Erdbeeren Sonnenblumen Raps Apfel Birne Himbeere Kirsche 0% 5% 25% 65% 100% 62% Pflanzen; 21% Produktion 38% Pflanzen 79% Produktion 6% ohne Bestäuber = 1,6 Mrd. EUR D 10% ohne Bestäuber = 253 Mrd. EUR - weltweit Klein et al. 2007, Leonhardt et al
9 Artenverlust beeinflusst viele Ökosystemdienstleistungen: Zersetzung von organischem Material Lavelle et al. 2006, Scherber et al
10 Intrinsischer Wert für die Gesellschaft 10
11 Was wissen wir über die Ursachen? 11
12 Was wissen wir über die Ursachen? - Landnutzungstypen (Acker Grünland) - Ackerfrüchte - Pflanzenschutz - Düngung - Flächengrößen - Strukturvielfalt - Schutzgebiete - Flächenversiegelung 12
13 - Strukturvielfalt - Landnutzungstypen - Flächengrößen - Ackerfrüchte - Pflanzenschutz - Düngung - Schutzgebiete - Flächenversiegelung 13
14 Fiktiv, kein Maßstab 14
15 15
16 16
17 17
18 18
19 Verschwinden von Baumreihen, Hecken, Feldgehölzen, Rainen... Strukturelementen und vielfalt Verschwinden von besonderen Angeboten für Nahrung, Schutz und Reproduktion 19
20 20
21 21
22 Flächengrößen nehmen zu Ackernutzung nimmt zu Weniger Feldfrüchte und Sorten Gleichzeitig und großflächig nimmt Schutz und Nahrung ab oder ändert sich massiv 22
23 Landwirtschaftliche Landnutzung (in ha) in Niedersachsen bis Ackerland Dauergrünland Weizen Silomais Raps W-Gerste Quellen: Land Niedersachsen, Landesstatistiken, Zusammenstellung: H.-H. Steinmann Bohnen
24 Pflanzenschutzmittel Quelle: Andert et al
25 Schutzgebiete für Biodiversität sind klein und isoliert durch bestehende Nutzung gefährdet durch intensive Nutzung drum herum beeinträchtigt Flächenverluste durch Siedlung und Verkehr Gemeinwohlinteressen Wirtschaftsinteressen 25
26 Biodiversität in der Agrarlandschaft zu den bisherigen Rahmenbedingungen Oder: Warum machen wir das (mit)? Drei große Bereiche - Markt - Politik - Recht 26
27 Markt Nutzungsentscheidungen orientieren sich an: - Bedarf/Nachfrage, - Preisen und Kosten Bedarf und Nachfrage entsteht durch Konsum Biodiversität hat als öffentliches Gut keinen Marktwert 27
28 Politik EU-Agrarpolitik mit Tradition für Transferzahlungen in die Landwirtschaft Agrarumweltprogramme Verbindung mit Umweltzielen seit 2009 (Greening ) Wenig Betriebseinkommen durch Umweltbeiträge Biodiversität kommt kaum spezifisch vor keine Anreize, hoher Bürokratieaufwand 28
29 Recht Vielfältiges Regelwerk auf mehreren Ebenen (int.- national) Schutzgebiete: ± Produktionseinschränkungen, Wertverlust Strukturen und Strukturvielfalt: Bestandsschutz, Abstände Produktionsflächen: Gute Fachliche Praxis Regelungen für Biodiversität nicht umfassend, aber kompliziert Vollzugsdefizite 29
30 Biodiversität in der Agrarlandschaft Status quo Biodiversität Gestaltung der Agrarlandschaft Schutzgebiete, Strukturen, Produktionsfläche Landwirtschaft Recht und dessen Umsetzung Markt, Konsum Politiken (Transferzahlungen) 30
31 Artenrückgang in der Agrarlandschaft: Was wissen wir und was können wir tun? Stellungnahme der Akademien zum Biodiversitätsverlust Berlin, 24. Oktober 2018 Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina acatech Deutsche Akademie der Technikwissenschaften Union der deutschen Akademien der Wissenschaften
32 Biodiversität in der Agrarlandschaft - Was können wir tun? Handlungsempfehlungen für die Agrarpolitik Wissenstand reicht aus, um umsetzbare Maßnahmen zu ergreifen Vielfältige Lösungen Agrarpolitik auf europäischer und nationaler Ebene Planungsentscheidungen auf kommunalpolitischer Ebene Schutzgebiete zum Schutz der biologischen Vielfalt Handel, Märkte Zivilgesellschaft Aus- und Fortbildungsmaßnahmen Monitoring Forschung 32
33 Biodiversität in der Agrarlandschaft - Was können wir tun? Was können wir tun? Systemischer Ansatz: breite interund transdisziplinäre Expertisen Vielfältige Lösungen: Kombination verschiedener Maßnahmen Helge Bruelheide, idiv Botanik Katrin Böhning-Gaese, Senckenberg Community Ecology, Sprecherin Wolfgang Weisser, TU München Terrestrische Ökologie Wolfgang Wägele, Museum Koenig, Systematik, Monitoring, Sprecher Carsten Brühl, Uni Koblenz-Landau Ökotoxikologie Ralf Seppelt, UFZ Landschaftsökologie Thomas Potthast, Uni Tübingen, Ethik Sabine Schlacke, Uni Münster Umwelt- und Planungsrecht Tobias Plieninger, Uni Göttingen, Sozialökologische Systeme Alexandra-Maria Klein, Uni Freiburg Agrarökologie, Sprecherin Sebastian Lakner, Uni Göttingen, Agrarökonomie Bärbel Gerowitt, Uni Rostock, Phytomedizin Jens Dauber, Thünen-Institut Monitoring Ressortforschung Annette Freibauer, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Agrarökologie Andreas Krüß, BfN Rote Listen, Monitoring Michaela Fenske, Uni Würzburg Kulturanthropologie 33
34 Biodiversität in der Agrarlandschaft - Was können wir tun? Was können wir tun? Handlungsbedarf: Gemeinsame Agrarpolitik der EU (GAP) Ungleichgewicht der umweltpolitischen Instrumente: Politikmaßnahme Fläche (in Mio. ha) Budget (in Mio. EUR) Zahlungen je Fläche (EUR/ha) Effektivität Greening: Ökologische Vorrangfläche (ÖFV) Agrarumweltprogramme (AUKM) (inkl. Flächen und Zahlungen für Ökolandbaus, ohne Zahlungen für benachteiligte Gebiete) Natura 2000 (Grünland-Fläche in SCI Gemeldete an die EU-Kommission) 8, ,21 789,89 13, ,92 247,17 11,65 210,85 18,09 Budget Quelle: Pe er et al. 2017: Is the CAP Fit for purpose? An evidence-based fitness-check assessment; idiv Leipzig 34
35 Biodiversität in der Agrarlandschaft - Was können wir tun? Handlungsempfehlungen für die Agrarpolitik Kopplung der Direktzahlungen an öffentliche Leistungen Ggf. nach Gemeinwohl gestaffelte Leistung (Gemeinwohlprämie) Stärkung der Agrarumwelt- und Klimaprogramme (AUKM) der 2. Säule Fokussierung der Programme auf geschützte Arten und Biotope Förderung des Ökolandbaus als integratives System Verbindung AUKM mit der Natura 2000-Strategie Stärkung von natürlicher Schädlingsbekämpfung (z.b. Nützlinge) Ergebnisorientierte Honorierung von Umweltleistungen in der Landwirtschaft, sowie weitere innovative Elemente Überarbeitung von Kontrollen und Monitoring Regelung von Tierbesatz und Überarbeitung der Düngeverordnung 35
36 Biodiversität in der Agrarlandschaft - Was können wir tun? Schutzgebiete Größe und Umfang der Schutzgebiete 60% aller Gebiete sind kleiner als 50 ha Gebiete (Stand: Dez. 2016) 3,6% der Fläche geschützt Integrative Vernetzung zwischen Schutzgebieten, Natura 2000 Umsetzung der Ziele von Natura 2000 in den Agrarumweltprogrammen Integrative Planung über FFH-Managementpläne auch als Chance für die Landwirtschaft und andere Flächennutzer Quelle: Bundesamt für Naturschutz 36
37 Biodiversität in der Agrarlandschaft - Was können wir tun? Kommunale Planungsentscheidungen Verantwortung der Kommunen als Landeigentümer Biodiversitätsfreundliche Gestaltung von Grünanlagen/Parks und Gewerbegebiete Handel und Märkte Marktentwicklung: Kennzeichnung biodiversitätsfreundlicher Produktion Förderung regionaler Produktion (z.b. Ökolandbau) 37
38 Biodiversität in der Agrarlandschaft - Was können wir tun? Zivilgesellschaft und Ausbildung Bewusstsein für und Kenntnis der biologischen Vielfalt stärken Zusammenhänge biologische Vielfalt, Landnutzung, Qualität, Preis Lebensmittel Aus- und Weiterbildung aller in der Landschaft Tätigen Senckenberg Museum Senckenberg Museum Li: Lehrpfad; Re: Insektenhaus mit Infotafel 38
39 Biodiversität in der Agrarlandschaft - Was können wir tun? Monitoring: Ziele Zustandsveränderungen eines breiten und repräsentativen Spektrum an Arten und Lebensräumen Wirksamkeit von Maßnahmen Monitoring: Eigenschaften einheitliche Datenerhebung in allen Bundesländern Breites Spektrum von Artengruppen und Lebensräumen wissenschaftliche Konzeption und Begleitung enge Kooperation Wissenschaft, beteiligten Resorts öffentliche Verfügbarkeit der Monitoring-Daten 39
40 Biodiversität in der Agrarlandschaft - Was können wir tun? Forschung Folgen des Verlusts biologischer Vielfalt für Ökosysteme und Menschen Spezifische Ursachen des Verlusts, Zusammenspiel, relative Bedeutung für einzelne Artengruppen Zusammenhänge zwischen biologischer Vielfalt, Landnutzung, Menschen durch interdisziplinäre Zusammenarbeit Erarbeitung von Maßnahmen in transdisziplinärer Zusammenarbeit Erfolgskontrolle 40
41 Biodiversität in der Agrarlandschaft - Was können wir tun? Ausblick Im nächsten Schritt umfassende Analyse des sozial-ökologischen Systems der Agrarlandschaft und seiner Akteure Wie greifen die Maßnahmen ineinander, wie sollen sie gewichtet und ausgestaltet werden? Modifizierte Handlungsempfehlungen 41
42 Autoren der Stellungnahme Katrin Böhning-Gaese, BIK-F, Frankfurt Helge Bruelheide, Universität Halle-Wittenberg Carsten Brühl, Universität Koblenz-Landau, Institut für Umweltwissenschaften Jens Dauber, Thünen-Institut, Institut für Biodiversität, Braunschweig Michaela Fenske, Universität Würzburg Annette Freibauer, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft Bärbel Gerowitt, Universität Rostock Alexandra-Maria Klein, Universität Freiburg Andreas Krüß, Bundesamt für Naturschutz Sebastian Lakner, Universität Göttingen Tobias Plieninger, Universität Göttingen und Universität Kassel Thomas Potthast, Universität Tübingen Sabine Schlacke, Universität Münster Ralf Seppelt, Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, Leipzig Wolfgang Weisser, TU München Wolfgang Wägele, Zoologisches Forschungsmuseum Alexander König, Bonn 42
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