Zeitgemäße Arbeitszeiten? Die Bedeutung der Arbeitszeitpolitik in der Beschäftigungskrise
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- Cathrin Hausler
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1 Zeitgemäße Arbeitszeiten? Die Bedeutung der Arbeitszeitpolitik in der Beschäftigungskrise Univ.-Prof. Dr. Jörg Flecker Institut für Soziologie, Universität Wien GPA-djp: Kürzer arbeiten leichter leben,
2 Gründe für Arbeitszeitverkürzung 1. Arbeitslosigkeit, Beschäftigung 2. Gesundheit, demografischer Wandel 3. Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Gleichstellung 4. Weiterbildung, lebenslanges Lernen 5. politisches und zivilgesellschaftliches Engagement Univ.-Prof. Dr. Jörg Flecker Institut für Soziologie
3 1. Arbeitslosigkeit Arbeitslosenquote seit in Prozent Datenquelle: WIFO, nationale Berechnung laut AMS und HV Quelle: Marterbauer, AK Wien, Abteilung Wirtschaftswissenschaft und Statistik
4 Arbeitsvolumen Beschäftigte und Arbeitsstunden Österreich 106 Index 2. Quartal 2008 = Arbeitsstunden Beschäftigte Quelle: Marterbauer, AK Wien, Abteilung Wirtschaftswissenschaft und Statistik
5 2. Gesundheit körperliche Belastungen haben nicht abgenommen psychische Belastungen und Erkrankungen nehmen zu höhere Lebenserwartung: Länger gesund leben! Länger arbeiten, später in Pension? Gesundheit ist Voraussetzung! Arbeitszeit und Gesundheit Univ.-Prof. Dr. Jörg Flecker Institut für Soziologie
6 6
7
8 Tägliche Arbeitszeit unselbständig Erwerbstätiger, 2013 in in % Männer in Vollzeit 1.679,2 100,0 darunter: mehr als 10 h Tagesarbeitszeit 648,5 38,6 davon: Nur einmal in den letzten 4 Wochen 138,3 8,2 Öfter, etwa an einem Tag pro Woche 245,8 14,6 Öfter, an mehreren Tagen pro Woche 264,5 15,7 Frauen in Vollzeit 940,3 100,0 darunter: mehr als 10 h Tagesarbeitszeit 242,3 25,8 davon: Nur einmal in den letzten 4 Wochen 55,9 5,9 Öfter, etwa an einem Tag pro Woche 89,1 9,5 Öfter, an mehreren Tagen pro Woche 97,4 10,4 Quelle: STATISTIK AUSTRIA, Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung Q
9 3. Vereinbarkeit und Gleichstellung 39,0 40,4 Teilzeitanteil Frauen 41,6 41,7 42,1 43,6 44,2 44,4 45,5 46,0 47,3 Quelle: Statistik Austria
10 Gleichstellung: Arbeitszeitlücke Quelle: Scambor/Wojnicka/Bergmann 2012; Daten: Eurostat LFS
11 4. Weiterbildung Arbeitsbezogene nach Bildungsabschluss 11
12 5 Argumente gegen Arbeitszeitverkürzung 1. Bringt nichts, schadet nur: Frankreich! 2. Mangelnde Kontrollierbarkeit, Entgrenzung der Arbeit 3. Gleiche Arbeit in weniger Zeit: Verdichtung, mehr Stress 4. Wettbewerbsfähigkeit: Das können wir uns nicht leisten! 5. Mehrheit wünscht sich keine Arbeitszeitverkürzung Univ.-Prof. Dr. Jörg Flecker Institut für Soziologie
13 1. Ist die 35-Stunden-Woche in Frankreich gescheitert? Ab 1997: Arbeit teilen, damit alle Arbeit haben! Verkürzung und Flexibilisierung (nicht 35-Stunden-Woche, sondern Stunden-Jahr; Fach- und Führungskräfte: 218 Tage) Begrenzung der Überstunden (130 pro Jahr) plus Arbeitsplätze (2,5% Beschäftigungszuwachs) Ab 2002: Mehr arbeiten, um mehr zu verdienen! Förderungen für Unternehmen abgeschafft 220 Überstunden pro Jahr und mehr 13
14 35-Stunden-Woche in Frankreich: Die Bilanz 14 insgesamt Verkürzung um 5-6% statt 11% Plus statt Arbeitsplätze (geringere Verkürzung, Flexibilisierung, 4-5% Produktivitätszuwachs) ca. 60% der Beschäftigten erreicht Durchschnittliche Arbeitszeit der Vollzeitbeschäftigten 2003: 35,8 Stunden 2014: 39,1 Stunden Andere Gründe für wirtschaftliche Probleme Frankreich Kürzer arbeiten leichter leben? Ja: 60% keine Veränderung: 28% Verschlechterung: 12%
15 2. Entgrenzung der Arbeit 17% arbeiten im Urlaub 14% im Krankenstand 17% besitzen nur ein Diensthandy 13% haben Zugang zum Firmennetzwerk 36% arbeiten außerhalb der Normalarbeitszeit mit Handy oder Laptop, 14% täglich Quelle: IFES/Sora nach AKOÖ (1/2014) Univ.-Prof. Dr. Jörg Flecker Institut für Soziologie
16 Unselbständig Erwerbstätige in Vollzeit mit All-in-Vereinbarungen All-in-Vereinbarung insg. (%) Männer mit All-in- Vereinbarung (%) Frauen mit All-in- Vereinbarung (%) Insgesamt 20,2 21,1 18,8 Führungskräfte 54,6 56,7 49,0 Bürokräfte 17,8 19,7 16,5 Hilfsarbeitskräfte 10,2 12,1 (x) Alter ,4 10,7 14,7 Alter ,2 23,7 22,3 Pflichtschule 10,1 8,7 12,1 Hochschule 35,9 40,0 31,4 Quelle: Statistik Austria, Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung Q
17 3. Verdichtung der Arbeit: Selbstorganisation der Überforderung?
18 4. Wettbewerbsfähigkeit: Das können wir uns nicht leisten! Univ.-Prof. Dr. Jörg Flecker Institut für Soziologie
19 United Kingdom Portugal Austria Cyprus Poland Slovenia Slovakia Bulgaria Croatia Czech Republic Greece Romania Hungary Estonia Germany EU 28 Latvia Malta EU 15 Spain Luxembourg Lithuania Belgium France Ireland Finland Netherlands Italy Denmark 43,0 42,0 41,0 40,0 39,0 38,0 37,0 36,0 35,0 42,4 Average number of usual weekly hours of work in main job, full-time Arbeitszeit Vollzeitbeschäftigter, employees, ,5 40,5 40,4 40,2 Quelle: Eurostat, EU LFS, 2014
20 United Kingdom Portugal Austria Cyprus Poland Slovenia Slovakia Bulgaria Croatia Czech Republic Greece Romania Hungary Estonia Germany EU 28 Latvia Malta EU 15 Spain Luxembourg Lithuania Belgium France Ireland Finland Netherlands Italy Denmark 46,0 44,0 43,7 Average number of usual weekly hours of work in main job, full-time Arbeitszeit Vollzeitbeschäftigter, employees by sex, , nach Geschlecht 42,0 40,0 42,0 40,5 40,6 40,9 41,1 41,0 39,7 39,4 39,1 38,0 36,0 34,0 32,0 Quelle: Eurostat, EU LFS, 2014 Male Female
21 Quelle: WIFO 2012 Quelle: AK Oberösterreich 2014
22 Vermögensverteilung in Österreich 2,8 % des Vermögens 20,6 % des Vermögens 29,0 % des Vermögens 24,7 % des Vermögens 37,0 % des Vermögens das reichste 1 % besitzt die reichsten 2-5 % besitzen die reichsten 6-20 % besitzen die reichsten % besitzen die ärmsten 50 % besitzen Quelle: korrigierte HFCS-Daten, JKU Linz Siehe: S. 29 Univ.-Prof. Dr. Jörg Flecker Institut für Soziologie
23 5. Kürzere Arbeitszeit wünschen 32% der vollzeitbeschäftigten Männer und 41% der vollzeitbeschäftigten Frauen (Eurofound: EWCS 2010) 23
24 AZ-Verkürzung auf 35 Stunden mit Lohnausgleich F22: Die gesetzliche Normalarbeitszeit ist derzeit mit 40 Stunden festgelegt. Sind Sie für eine Verkürzung der gesetzlichen Normalarbeitszeit auf 35 Stunden bei gleichbleibendem Gehalt? [in Prozent] Gesamt SCHULBILDUNG Pflichtschule / Lehre Fachschule / Handelsschule Matura Uni / FH BERUFLICHE STELLUNG einfache/r Angestellte/r qualifizierte/r Angestellte/r leitende/r Angestellte/r Basis: Gesamt: n=801 ja nein k.a. IFES
25 Arbeitszeitverkürzung Unterbrechung der Arbeitszeitverkürzungen in 1980er Jahren, aber Produktivitätssteigerungen gingen und gehen weiter höchste Arbeitslosigkeit in der 2. Republik, starkes Wirtschaftswachstum unrealistisch - und unerwünscht AZV bei vollem Einkommen zumindest für niedrige und mittlere Löhne und Gehälter Beschäftigung, Gesundheit, Gleichstellung und Zeitwohlstand Univ.-Prof. Dr. Jörg Flecker Institut für Soziologie
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