selbstbestimmt leben!
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- Justus Ackermann
- vor 5 Jahren
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Transkript
1 selbstbestimmt leben! helene jarmer, behindertensprecherin
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3 Selbstbestimmt leben! Alle Menschen in Österreich sollen selbst über ihr Leben entscheiden können. Sie sollen entscheiden können, wie sie leben oder mit wem sie leben möchten. Sie sollen auch selbst entscheiden dürfen, was sie arbeiten möchten und was sie in ihrer Freizeit tun. Wir leben nämlich in einem freien Land, in dem alle mit entscheiden können! 03
4 Menschen mit Behinderungen brauchen für ein selbstbestimmtes Leben manchmal persönliche Assistenz. Persönliche Assistenz hilft Menschen, wenn sie im Alltags-Leben etwas brauchen. Zum Beispiel unterstützen sie Menschen beim Einkaufen, beim Lernen oder bei Gesprächen mit der Bank, wenn es um Geld geht. Das ist aber nur dann sinnvoll, wenn Menschen mit Behinderungen selbst entscheiden können, welche Hilfe sie brauchen und wann sie diese Hilfe brauchen. Es ist auch sehr wichtig, dass Menschen mit Behinderungen das Geld dafür selbst verwalten dürfen. Sie müssen selbst entscheiden können, für wen sie das Geld ausgeben wollen und wann sie das Geld ausgeben wollen. Es muss endlich überall in Österreich die gleiche Regelung dafür geben! Jetzt gibt es in den verschiedenen Bundesländern unterschiedliche Regelungen. Das ist ungerecht! 04
5 Was wir fordern: Menschen mit Behinderungen müssen selbst entscheiden können, wie sie leben wollen und wie sie wohnen wollen. Menschen mit Behinderungen müssen das Recht auf persönliche Assistenz haben. Menschen mit Behinderungen müssen die Möglichkeit bekommen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Manche Menschen brauchen dabei Unterstützung. Diese Unterstützung muss es für alle geben. Es muss eine Notruf-Telefonvermittlung für gehörlose, taubblinde und hörbehinderte Menschen geben. Blinden-Führhunde und Assistenzhunde müssen als medizinische Hilfsmittel anerkannt werden. Es muss Geld für solche Hunde geben. Das Pflegegeld muss jedes Jahr angepasst werden. Wenn das Leben teurer wird, muss es mehr Pflegegeld geben. 05
6 Es darf keine Barrieren mehr geben! Barrieren machen Menschen mit Behinderungen das Leben unnötig schwer. Das können zu schmale Gänge oder hohe Stufen sein. Das können aber auch Beschriftungen oder Wegweiser sein, 06
7 die Menschen mit Sehbeeinträchtigungen nicht lesen können. Barrierefreiheit ist aber sehr wichtig für ein selbstbestimmtes Leben. Menschen mit Behinderungen können nicht an allen Bereichen des Lebens teilhaben, wenn sie nicht selbständig überall hinkommen können. Barrierefreiheit ist aber nicht nur für Menschen mit Behinderungen gut. Auch ältere Menschen oder Eltern mit Kinderwägen haben etwas von Barrierefreiheit. Was wir fordern: Alle öffentlichen Gebäude müssen barrierefrei sein. Zum Beispiel Ämter, Schulen oder Krankenhäuser. Auch alle öffentlichen Verkehrsmittel müssen barrierefrei sein. Das sind zum Beispiel Zug, U-Bahn, Straßenbahn oder Bus. Überall in Österreich muss es im Gesetz stehen, dass öffentliche Gebäude barrierefrei sein müssen. Zum Beispiel Ämter, Schulen oder Krankenhäuser. Es soll mehr Förder-Geld für den Wohnbau geben, wenn barrierefrei gebaut wird. Es muss ein Recht darauf geben, dass Barrieren beseitigt werden oder gar nicht erst gebaut werden. 07
8 Vertretungen von Menschen mit Behinderungen müssen mehr Rechte bekommen, wenn sie vor Gericht Klagen gegen Barrieren einbringen wollen. Wichtige Informationen müssen für alle Menschen zugänglich sein. Es muss mehr Übersetzerinnen und Übersetzer für Gebärden-Sprache geben. Die Gebärden-Sprache ist die Muttersprache von gehörlosen Menschen. Bei der Gebärden-Sprache macht man Zeichen für Wörter, meistens mit den Händen. Diese Zeichen heißen Gebärden. Es muss auch mehr Informationen in leichter Sprache geben. Und es muss mehr Informationen in Braille-Schrift geben. Das ist eine Schrift für blinde Menschen. Dabei werden kleine Erhebungen auf Papier gedruckt, die den Buchstaben entsprechen. Blinde Menschen tasten diese Erhebungen und können so lesen. 08
9 Moderne Schulbildung und Jobs für unsere Kinder! Wie sieht eine moderne Schulbildung für alle Schülerinnen und Schüler aus? Sie muss für alle Menschen da sein. Für Menschen mit Behinderungen und für Menschen ohne Behinderungen. 09
10 In den Schulen müssen Kinder mit Behinderungen und Kinder ohne Behinderungen gemeinsam unterrichtet werden. Die Universitäten müssen auch für Menschen mit Behinderungen offen stehen. Dadurch werden Menschen mit Behinderungen in das Leben in unserer Gesellschaft mit einbezogen. Das muss schon im Kindergarten beginnen. Das nennt man Inklusion! In Deutschland und einigen Ländern im Norden von Europa gibt es das schon. Diese Art der Ausbildung ist wichtig, damit alle Menschen in Zukunft besser leben können. Die gemeinsame Bildung für Menschen mit Behinderungen und für Menschen ohne Behinderungen wird auch von der UNO-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen gefordert. Das ist ein Vertrag, den viele Länder dieser Welt gemeinsam geschlossen haben. In dem Vertrag geht es um die Rechte von Menschen mit Behinderungen. 10
11 In dem Vertrag steht, dass die Menschenrechte und Freiheiten von Menschen mit Behinderungen geschützt und eingehalten werden müssen. Was wir fordern: Die Schulen müssen barrierefrei sein. Auch die Nachmittags-Betreuung für Kinder muss barrierefrei erreichbar sein. Menschen mit Behinderungen müssen das Lehramt machen können. Das heißt: sie müssen die Möglichkeit bekommen, dass sie an Hochschulen die Ausbildung zur Lehrerin oder zum Lehrer machen. Zweisprachiger Unterricht für gehörlose Kinder: In österreichischer Gebärdensprache und Deutsch. Manche Menschen mit Behinderungen brauchen Unterstützung im Alltags-Leben. Manche eben auch bei der Ausbildung. Dafür gibt es persönliche Assistenz. Aber es gibt noch zu wenig persönliche Assistenz an den Ausbildungs-Stellen. Es muss in Zukunft mehr geben. 11
12 An den Universitäten muss es Übersetzerinnen und Übersetzer für Gebärden-Sprache geben. Sonst können gehörlose Menschen nicht studieren. Es muss an den Universitäten eigene Abteilungen geben, die Forschung machen wie unsere Gesellschaft mit Menschen mit Behinderungen umgeht. 12
13 Arbeit für alle! Menschen mit Behinderungen haben ein Recht darauf, dass sie im Leben gute und gleichberechtigte Möglichkeiten bekommen. Sie müssen die Chance haben, dass sie eine gute Ausbildung bekommen und dass sie sich später auch weiterbilden können. Menschen mit Behinderungen müssen Arbeitsplätze bekommen, 13
14 die gerecht bezahlt werden. Die Arbeitsplätze müssen auch ihren Fähigkeiten und Stärken entsprechen. Menschen mit Behinderungen müssen sinnvolle Aufgaben bekommen. Und Menschen mit Behinderungen müssen auch Führungs-Kräfte werden können. Ja, auch Menschen mit Behinderungen können gute Chefinnen oder Chefs sein! Was wir fordern: Wenn Firmen keine Menschen mit Behinderungen beschäftigen, zahlen sie als Entschädigung eine bestimmte Summe Geld. Dieses Geld wird dafür verwendet, dass mehr Menschen mit Behinderungen einen guten Arbeitsplatz bekommen. Diese Firmen zahlen aber nur sehr wenig Geld. In Zukunft soll das mehr Geld sein. Im Gesetz steht, dass der öffentliche Bereich Menschen mit Behinderungen einstellen muss. Der öffentliche Bereich sind vor allem Einrichtungen von Staat, Bundesländern oder Gemeinden. 14
15 Es gibt aber immer wieder Einrichtungen, die diesem Gesetz nicht nachkommen wollen. Dafür darf es in Zukunft keine Möglichkeiten mehr geben. Manche Menschen mit Behinderungen brauchen Unterstützung, wenn sie mit anderen Menschen reden wollen. Zum Beispiel, wenn sie nicht gut sprechen können oder gehörlos sind. Das ist auch bei der Arbeit sehr wichtig. Deshalb müssen sie das Recht auf Unterstützung haben. Es muss Fahrten-Dienste geben, damit Menschen mit Behinderungen leicht zu ihrem Arbeitsplatz kommen. Diese Fahrten-Dienste muss jede und jeder leicht bekommen und auch bezahlen können. Wenn Menschen mit Behinderungen in geschützten Werkstätten oder in der Beschäftigungstherapie arbeiten, müssen sie gut versichert sein. Sie müssen zum Beispiel eine Arbeitslosen-Versicherung haben und später eine Pension bekommen. 15
16 Menschen mit Behinderungen müssen die gleichen Arbeits-Rechte haben wie Menschen ohne Behinderungen. Es gibt viele erfolgreiche Menschen mit Behinderungen. Diese Menschen sind gute Beispiele und können anderen Menschen mit Behinderungen und auch den Angehörigen Mut machen. Deshalb sollte man mehr über sie sprechen und ihre Erfolge allen Menschen zeigen. 16
17 Gleichberechtigung für alle Frauen! Alle Frauen in Österreich haben das Recht auf Gleichberechtigung. Das gilt natürlich auch für Frauen mit Behinderungen! Auch sie wollen ihr Leben so leben, wie sie es sich vorstellen. 17
18 Sie wollen zum Beispiel selbst über Partnerschaft, Familienleben und Mutterschaft bestimmen. Leider passiert es oft, dass Frauen mit Behinderungen dieses Recht auf Selbstbestimmung genommen wird. Das passiert vor allem im Bereich Sexualität. Frauen mit Behinderungen werden viel öfter sexuell missbraucht als Frauen ohne Behinderungen. Frauen mit Behinderungen haben auch viele Nachteile bei der Ausbildung und bei der Suche nach Arbeit. Deshalb sind sie oft von Armut betroffen. Was wir fordern: Stärkung von Mädchen und Frauen mit Behinderungen. Sie müssen bei der Ausbildung und am Arbeitsplatz besonders gut gefördert werden. Es muss mehr Berufs-Möglichkeiten für Frauen mit Behinderungen geben. Es muss das Recht auf persönliche Assistenz und Übersetzung in Gebärdensprache geben. Es muss barrierefreie Frauen-Beratungsstellen, Frauenhäuser und Frauen-Notrufe geben. Diese Einrichtungen müssen aber 18
19 nicht nur barrierefrei gebaut sein. Es muss dort auch ausgebildete Mitarbeiterinnen für Frauen geben, die schlecht sprechen oder hören können. Es muss besonders gute Trainings geben, damit Frauen selbstständiger und selbstbestimmter werden. Es muss eine Untersuchung über den Missbrauch von Menschen mit Behinderungen geben. 19
20 Rechte und Pflichten für Menschen mit Behinderungen. Nicht nur Geschenke und Mitleid! Menschen mit Behinderungen wollen auch etwas leisten, damit es allen Menschen in Österreich gut geht. Sie wollen keine Geschenke und kein Mitleid. Sie wollen Rechte und Pflichten. 20
21 Wie jeder andere Mensch in Österreich auch. Sie wollen sinnvoll mitarbeiten. Für die Wirtschaft und für die Menschen. Leider ist das oft nicht möglich, weil wir teilweise veraltete Gesetze haben. In diesen Gesetzen gelten Menschen mit Behinderungen nicht als gleichberechtigte Menschen. Schon im Jahr 2008 hat sich Österreich verpflichtet, dass die Rechte für Menschen mit Behinderungen umgesetzt werden müssen. Unsere jetzige Regierung will das aber erst bis zum Jahr 2020 machen. Was wir fordern: Es müssen regelmäßig bestimmte Ziele erreicht werden. Dafür muss es einen genauen Zeitplan geben. Es gibt einen Plan, wie die Rechte von Menschen mit Behinderungen in Österreich umgesetzt werden sollen. Das ist der Nationale Aktionsplan. Es muss alle 2 Jahre überprüft werden, ob dieser Plan auch wirklich umgesetzt wird. 21
22 Menschen mit Behinderungen müssen immer mitreden dürfen, wenn es um Entscheidungen über sie geht. Jedes österreichische Bundesland muss einen eigenen Plan haben, wie es die Rechte von Menschen mit Behinderungen so schnell wie möglich umsetzen kann. Der Nationale Aktionsplan muss im österreichischen Parlament besprochen werden. Alle Gesetze müssen geändert werden, in denen Menschen mit Behinderungen anders behandelt werden als Menschen ohne Behinderungen. 22
23 gedruckt nach der Richtlinie Druckerzeugnisse des Österreichischen Umweltzeichens Druckerei Janetschek GmbH UW-Nr
24 gruene.at gruene.at/helene-jarmer facebook.com/diegruenen facebook.com/helene.jarmer twitter.com/gruene_austria gruene.at/mitmachen am 29. september 2013: grün wählen. Impressum Die Grünen Die Grüne Alternative Bundespartei Rooseveltplatz 4 5 / Top 5, 1090 Wien Telefon: Gedruckt auf 100% Recyclingpapier von Lenzing.
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