Wo Patienten froh sind, überhaupt eine Behandlung zu erfahren

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1 Erfahrungsbericht Chirurgietertial am Sanglah General Hospital der Udayana University (Teaching Hospital) in Denpasar/ Bali Wo Patienten froh sind, überhaupt eine Behandlung zu erfahren Von Catherine Lorz Ich habe mich, nachdem ich bereits ein Auslandssemester in Spanien, Barcelona, verbracht habe und diese Erfahrung als sehr wertvoll empfunden habe, bewusst für einen Auslandsaufenthalt während des PJs entschieden. So entschied ich mich für ein Splitting meines Chirurgietertials. Zum einen wollte ich mehr über westliche Standards mit einer soliden Grundausbildung lernen, zum anderen auch etwas über ein komplett anderes Gesundheitssystem, in dem weniger finanzielle Mittel zur Verfügung stehen, erfahren.

2 Vorbereitung Vorab: man benötigt einiges an Geduld mit dem Studierendensekretariat der Udayana University in Kontakt zu treten. Ich habe mich etwa ein Jahr vorher beworben. Jedoch zahlen sich die vielen s aus. Das Krankenhaus fand ich auf der NRW Liste für PJ-Plätze, was für die Anrechnung bei unserem Landesprüfungsamt (LPA) von Bedeutung ist. Die erste schrieb ich an die PJ- Koordinatorin Mrs. Kadek Sri Es empfiehlt sich hartnäckig zu bleiben. Die Kommunikation vor Ort lief über WhatsApp. Folgend findet ihr frei übersetzte Liste der Bewerbungsunterlagen am Sanglah Hospital: Bewerbungsbogen CV auf Englisch Empfehlungsschreiben der Heimatuniversität Bestätigung politisch nicht aktiv zu sein und sich an die jeweiligen Gesetzmäßigkeiten in Indonesien zu halten Kopie des gültigen Reisepasses Kopie des Visums Impfnachweis Nachweis der Auslandskranken-, Unfall-, und Haftpflichtversicherung zwei aktuelle Fotos 4x6cm und ein Ganzkörperfoto. Die Bearbeitungsgebühren von etwa dreißig Euro sowie die Studiengebühren von knapp 600 Euro für zwei Monate konnten vor Ort bezahlt werden. Bitte beachte hierbei, dass die Bankautomaten nur einen bestimmten Betrag auf einmal ausgeben und die jeweiligen Kreditkarten teilweise ein Tageslimit haben. Wie bereits erwähnt benötigt man für den Aufenthalt von zwei Monaten ein sogenanntes Visum für sozialkulturelle Angelegenheiten. Das lief in Frankfurt am Main wie folgend ab: Formlose finanzielle Bürgschaftserklärung eines Elternteils (amtlich beglaubigt), Immatrikulationsbescheinigung, Bescheinigung der Uni in Indonesien oder Praktikumsvertrag der Firma in Indonesien, Visumantragsformular des indonesischen Generalkonsulats + 1 Farbfoto (35 x 45 mm), Original Reisepass (Gültigkeitsdauer - mindestens 6 Monate - bei multiplen oder befristetem Visum 18 Monate), Kopie der Flugbuchung/-bestätigung oder E-Ticket (Hin- und Rückflug nach und aus Indonesien), Überweisungsbeleg / Kontoauszug oder Online Screenshot der Überweisung der Gebühren (45 Euro), Wenn per Post: Frankierten Rückumschlag (als Einschreiben oder 3,60 in Form von Briefmarken), Die Bearbeitung des Visumantrags ging recht fix, nach etwa 1 Woche erhielt ich das Visum. Eine Beantragung über Berlin ist ebenso möglich.

3 Gesundheit Wie bereits erwähnt, benötigt man eine Auslandskranken-, Unfall-, und Haftpflichtversicherung. Des Weiteren benötigt man während des gesamten PJs eine Berufshaftpflichtversicherung, welche man beispielsweise über den Marburger Bund abschließen kann. Dort erfährt man eine freundliche und kompetente Beratung bezüglich aller nötigen Versicherungen. Für die Impfungen empfiehlt sich die Recherche auf der Seite des Auswärtigen Amts sowie ein Besuch beim Hausarzt, der Impfberatung bei Auslandsreisen anbietet: Auffrischung der Standardimpfungen, Hepatitis A und B (letztere allgemein sehr wichtig für die Arbeit als Mediziner), evtl. Tollwut und Typhus. Gegebenenfalls noch an Malariaprophylaxe denken, falls man in Risikogebiete reisen möchte. In einer Reiseapotheke sollte nicht fehlen: Mittel gegen Magendarmerkrankungen, Fieber, Schmerzmittel, Wundversorgung, Erkältungsbeschwerden. Jedoch ist es auch vor Ort möglich in den Apotheken einiges zu erlangen. Klinikalltag An unserem ersten Tag wurden wir von der Koordinatorin Mrs. Kadek Sri herzlich empfangen. Mitzubringen war Kleidung, die über die Knie ging sowie ein Hemd oder eine Blus mit einem Kragen. Außerdem sollte man geschlossene Schuhe tragen. Einen kurzärmligen Kittel bekommt man vor Ort gestellt. Nach einer kleinen Präsentation über das Krankenhaus, die dortigen Regeln, einem kleinen Crashkurs für einfache balinesische Begriffe (Begrüßungen, Zählen etc.) sowie der Einweisung in die dortige Händedesinfektion, wurde uns das Haus gezeigt. Ein sehr großer Teil des Hauses ist offen, auch die Patienten sitzen teilweise auf dem Boden und warten vor den Stationen auf ihre Behandlung oder Angehörige, die für schwer erkrankte Familienmitglieder angereist sind. Somit herrschen natürlich andere hygienische Bedingungen. Des Weiteren wurde besprochen, wer in welchem Bereich eingeteilt wird. Ein Mindestaufenthalt von fünf Tagen wurde vorgegeben. Das Sanglah Hospital ist ein Haus der Maximalversorgung und versorgt Patienten verschiedenster Versicherungsklassen. Insgesamt war es eine wirklich spannende Erfahrung die Umstände vor Ort zu sehen, jedoch muss ich vorab betonen, dass man als ausländischer Student selber wenig aktiv machen darf. Hier wurde eher auf die Integration der KO-ASS (balinesischer Medizinstudenten) geachtet. Diese werden die letzten 1,5 Jahre ihres Studiums super in den Klinikalltag integriert und müssen beispielsweise morgens bei der Visite Patienten vom Vortag vorstellen. Diesen Aspekt finde ich sehr von Vorteil, da man das so für den späteren beruflichen Alltag viel besser trainiert. Des Weiteren nähen sie Wunden und erledigen andere kleinere Aufgaben in der Notaufnahme. Dennoch war es möglich Fragen zu den jeweiligen Patientengeschichten und den Behandlungsalgorithmen zu stellen. Einige Ärzte haben sich wirklich viel Mühe gegeben und sprachen gutes Englisch. Zunächst war ich auf der Neurochirurgie eingeteilt. Wie erwähnt wurden morgens bei der Visite die Patienten am Bett von den Studenten vorgestellt und mit den Ärzten besprochen. Hier war es zugegebenermaßen schwierig mitzukommen, da man anstandshalber nicht ständig die Ärzte unterbrechen und nach einer englischen Übersetzung nachfragen wollte. Die Ärzte waren recht freundlich zu mir, jedoch fehlte mir eine patientenorientierte Kommunikation. Die Ärzte kommunizieren eher untereinander als gemeinsam mit dem Patienten.

4 Im OP hat mir zunächst ein Medizinstudent etwas zu den Operationen und den Vorbereitungen erzählt. Interessant fand ich hier auch, dass der Arzt einige Aufgaben der Pflegefachkräfte in der Vorbereitungsphase übernahm. Nachdem ich dort nicht sehr viel mitwirken konnte, wechselte ich die Station. Mir persönlich hat es im Emergency Room am besten gefallen, da man dort einen Überblick über ein recht breites Spektrum an Krankheiten bekommen hat. Rollerunfälle, Intoxikationen, Stürze von Bäumen sowie Tumorerkrankungen in sehr vorangeschrittenen Stadien wurden hier vorstellig. Hier beeindruckte mich der Umgang der Patienten mit Schmerzen, sie waren recht ruhig und in sich gekehrt. Im Nachhinein wurde mir erklärt, dass die Patienten sehr froh sind überhaupt eine Behandlung zu erhalten und deshalb versuchen sich ruhig zu verhalten. Des Weiteren war die Teilnahme an der Onkologiesprechstunde, das Hineinschnuppern in die Kinderchirurgie, Neurochirurgie etc. möglich. Im OP herrschte leider strikte hands-off-politik für uns. Die hygienischen Verhältnisse unterscheiden sich schon deutlich von unseren. Einmal- Abdecktücher werden nach Sterilisation wieder verwendet. Bei laparoskopischen Appendektomien konnte ich nicht zusehen, diese wurden offen operiert. In der Onkologiesprechstunde wurden die Patienten teilweise zum ersten Mal vorstellig, teilweise wurden Anschlussbehandlungen unterbreitet. Hierbei war man natürlich wieder sehr auf die Übersetzung des Arztes angewiesen. Interessant waren die fortgeschrittenen Stadien der Mamma-Cas. Viele Patienten können sich keine ärztliche Behandlung leisten und suchen zunächst sogenannte Heiler auf, die versuchen mit pflanzlichen Mitteln die Krankheiten zu behandeln, was oftmals zu einem voranschreitenden Wachstum führt und man exulzerierte Tumoren zu sehen bekommt. Ein weiterer interessanter Aspekt war, dass dort einige Phylloidtumore (aus einem Fibroadenom entwickelt, mit epithelialen und mesothelialen Anteilen) diagnostiziert wurden, welche zu einer erheblichen Deformierung der Brust führen können. Dieses Krankheitsbild habe ich in Deutschland in diesem Ausmaß so noch nicht zu Gesicht bekommen. Die Teilnahme an Fortbildungen des Fachbereichs Innere Medizin war ebenso möglich, was natürlich nur Sinn machte, wenn diese auf Englisch abgehalten wurde. Integration Neben dem Klinikalltag, war Mrs. Kadek Sri sehr bemüht uns etwas über ihre Kultur zu erzählen und im Gegenzug auch sehr interessiert daran, etwas über unsere zu erfahren. Sie organisierte die Teilnahme an einer Tempelzeremonie. Ebenso war es möglich ein Ritual zur Abschiednahme von einem Verstorbenen mitzuerleben. Beim Betreten eines Tempels sollte man einen Sarong und Tempelschal umlegen. Des Weiteren empfiehlt es sich, mit offenen Augen durch die Straßen zu laufen und nicht auf die Opfergaben der Balinesen zu steigen. Einen Basiswortschatz eignete ich mir gemeinsam mit den anderen Studenten über Alltagsgespräche und Apps an.

5 Fazit Für mich persönlich war es eine wirklich tolle Erfahrung, die mich in der Entwicklung zur Ärztin sowie persönlich sicherlich weitergebracht hat. Ich fand es aufregend zu sehen, wie sich die Standards aufgrund von mangelnden finanziellen Mitteln teilweise total unterschieden, auf der anderen Seite jedoch nahezu gleiche Behandlungsstrategien befolgt wurden. Die balinesischen Studenten erfahren dort eine sehr intensive Ausbildung, was ich persönlich als positiv empfand. Insgesamt lernte ich die Balinesen/Indonesier als sehr offene, interessierte und hilfsbereite Menschen kennen, was einfach toll zu sehen war! Ich werde das Land sicherlich wieder besuchen kommen. Der Autor Catherine Lorz studiert im 11. Fachsemester Humanmedizin an der Universität Würzburg.