Impfen beim Personal im Gesundheitswesen. Sabine Wicker - September 2018
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- Imke Weber
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1 Impfen beim Personal im Gesundheitswesen Sabine Wicker - September 2018
2 Interessenskonflikt Mitglied der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut Vorsitzende der Nationalen Verifizierungskommission Masern / Röteln (NAVKO) am RKI nach Vorgabe der WHO
3 Was kommt jetzt? Häufigkeit von arbeitsbedingten Infektionen bei med. Personal Beruflich indizierte Impfungen für med. Personal Influenza
4 BK 3101: Infektionskrankheiten, wenn der Versicherte im Gesundheitsdienst, in der Wohlfahrtspflege oder in einem Laboratorium tätig oder durch eine andere Tätigkeit der Infektionsgefahr in ähnlichem Maße besonders ausgesetzt war BK Verdachts Anzeige Anerkannte BK Neue Renten Todesfälle Quelle:
5 Impfpräventable Infektionen in Deutschland * Masern Mumps Röteln Varizellen Keine Daten Diphtherie Pertussis Hepatitis A Hepatitis B Influenza FSME * Stand
6 nize.org/catg.d/p 4037.pdf
7 Wissen Sie wogegen Sie geimpft sind? Sonntags-FAZ 11. Juni 2017
8 Kategorien von Impfungen S: Standardimpfungen A: Auffrischungsimpfungen I: Indikationsimpfungen für Risikogruppen bei individuell (nicht beruflich) erhöhtem Expositions-, Erkrankungsoder Komplikationsrisiko sowie zum Schutz Dritter B: Impfungen auf Grund eines erhöhten beruflichen Risikos [.] und/oder zum Schutz Dritter im Rahmen der beruflichen Tätigkeit R: Impfungen auf Grund von Reisen
9 Impfungen für med. Personal gemäß STIKO Hepatitis B, Hepatitis A Masern, Mumps, Röteln (ab Jahrgang x geimpft?) Varizellen (gehabt oder 2x geimpft?) Tetanus, Diphtherie, Pertussis (in den letzten 10 Jahren?) Influenza (jeden Herbst!)
10 Wo finde ich die STIKO-Empfehlungen? 10
11 Impfungen med. Personal gem. ArbMedVV Hepatitis B, Hepatitis A Masern, Mumps, Röteln Varizellen (nur in Einrichtungen zur med. Betreuung von Kindern) Pertussis Influenza Cave: Rettungsdienst nur HBV! MMR? VZV? Influenza?
12 Arbeitsmedizinische Regel - AMR 6.5 Impfungen sind den Beschäftigten anzubieten, soweit das Risiko einer Infektion tätigkeitsbedingt und im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung erhöht ist [ ]. Die Gefährdungsbeurteilung muss erkennen lassen, dass für die Tätigkeit grundsätzlich, das heißt unabh. vom einzelnen Beschäftigten (???), eine Impfung anzubieten ist. 9-17% der Beschäftigten sind chron. krank! Influenza, (Pneumokokken)? Schwangere? Im Gesundheitswesen sind bis zu 80% der Beschäftigten Frauen!
13 Impfungen für med. Personal AMR 6.5: Die Begründungen zur Indikation B (berufliches Risiko) gemäß STIKO können zur Gefährdungsbeurteilung herangezogen werden, soweit sie nicht vorrangig den Drittschutz (z.b. Patientenschutz, hygienische Indikation) betreffen. Konfliktpotenzial durch unterschiedliche Impfempfehlungen STIKO AfAMed!
14 AMR 6.5 Der Beschäftigte kann das Impfangebot annehmen oder ablehnen. Die Tätigkeit darf auch bei Ablehnung des Impfangebotes ausgeführt werden. Hält der Arzt wegen fehlenden Immunschutzes einen Tätigkeitswechsel für angezeigt, bedarf diese Mitteilung an den Arbeitgeber der Einwilligung des oder der Beschäftigten. Cave: 23a Infektionsschutzgesetz!
15 IfSG 23a Personenbezogene Daten von Beschäftigten Wenn und soweit es zur Erfüllung von Verpflichtungen aus 23 Absatz 3 in Bezug auf Krankheiten, die durch Schutzimpfung verhütet werden können, erforderlich ist, darf der Arbeitgeber personenbezogene Daten eines Beschäftigten im Sinne des 3 Absatz 11 des Bundesdatenschutzgesetzes über dessen Impfstatus und Serostatus erheben, verarbeiten oder nutzen, um über die Begründung eines Beschäftigungsverhältnisses oder über die Art und Weise einer Beschäftigung zu entscheiden.
16 IfSG 23a - Begründung Bundestag Inwieweit dies erforderlich ist, hängt insbesondere von Art und Umfang der Patientenkontakte des Beschäftigten ab. Eine besondere Disposition der Patienten, z.b. Immunsuppression oder Unreife des Immunsystems bei Frühgeborenen erfordert dabei ein erhöhtes Schutzniveau.
17 IfSG 23a - Begründung Bundestag In Bezug auf Krankheiten, die leicht durch Tröpfchen übertragen werden, bei denen die klin. Symptomatik nicht immer eindeutig ist oder bei denen Infizierte bereits vor Auftreten der klass. Symptome infektiös sind wie Masern, Mumps, Röteln, Varizellen und Pertussis ist hingegen das Wissen des Arbeitgebers über das Bestehen eines ausreichenden Impf- oder Immunschutzes erforderlich, um für den Einsatz des Personals Bedingungen zu schaffen, die Infektionsrisiken für vulnerable Patienten vermeiden.
18 Influenza warum ist das wichtig?
19 Epidemiologie Allgemeinbevölkerung Saisonale Influenzawellen verursachen in Deutschland jährlich: Zwischen 1 und 7 Millionen zusätzliche Arztkonsultationen Etwa bis zusätzliche Hospitalisierungen RKI 2017
20 Epidemiologie Allgemeinbevölkerung Comparative commmunity burden and severity of seasonal and pandemic influenza: results of the Flu watch cohort study Hayward et al. Lancet Respir Med 2014 England , insgesamt 5448 Follow-up Vor und nach der Influenzasaison: Serologie wöchentlich wurden etwaige Symptome abgefragt bei Symptomen tägliche Dokumentation und an zwei Tagen erfolgten Nasenabstriche für PCR-Untersuchungen
21 Epidemiologie: Flu watch cohort study circa 18% der ungeimpften Bevölkerung infiziert sich während einer Influenzasaison mit Influenza Hayward et al. Lancet 2014 ¾ der Infektionen verlaufen asymptomatisch lediglich 23% der Infizierten zeigten Symptome 17% derer, die eine PCR-bestätigte Influenza hatten, stellten sich beim Arzt vor Hayward et al. Lancet 2014
22 Medizinisches Personal (HCW)
23 Impfquoten medizinisches Personal Deutschland ca % USA: 78,6% Beschäftigte in Krankenhäuser: 92,3% In amerikanischen Krankenhäusern mit Impfpflicht: 96,5% MMWR 2017, 66(38);
24 Influenzaimpfung - Mitarbeiter circa 17% der HCWs haben relevante Vorerkrankungen (Asthma, Diabetes etc.) die per se eine Impfindikation darstellen würden In diesem Kollektiv findet sich jedoch keine höhere Influenzaimpfbereitschaft Toh et al Was ist mit den schwangeren Beschäftigten?
25 OKaPII- Studie - RKI Onlinebefragung von Krankenhaus-Personal zur Influenza-Impfung 5822 Mitarbeiter aus 54 Kliniken
26 OKaPII-Studie - Impfquote Online-Befragung von Krankenhaus-Personal zur Influenza- Impfung Epidemiologisches Bulletin 9. August 2018
27 OKaPII-Studie Gründe für Impfung Online-Befragung von Krankenhaus-Personal zur Influenza- Impfung Epidemiologisches Bulletin 9. August 2018
28 OKaPII-Studie Gründe gegen Impfung Online-Befragung von Krankenhaus-Personal zur Influenza- Impfung Epidemiologisches Bulletin 9. August 2018
29 Infektionen med. Personal (HCW) Serologische Untersuchungen aus einem New Yorker Krankenhaus belegten, dass Mitarbeiter von Notaufnahmen die höchsten H1N1/2009 Infektionsraten aufwiesen: Bei Beschäftigten von Notaufnahmen aus der Erwachsenenmedizin fanden sich H1N1/2009 Infektionsraten von 28,8% Beschäftigte von pädiatrischen Notaufnahmen Infektionsraten von 25% Santos et al. 2010
30 Infektionen med. Personal (HCW) Serologischer Nachweis bei bis zu 29% der ungeimpften HCWs innerhalb einer Saison Elder et al Insgesamt 59% der infizierten HCWs konnten sich nicht an eine influenzatypische Symptomatik erinnern über 70% der HCWs geht trotz influenzatypischer Symptomatik zur Arbeit Poland 2008
31 Auswirkungen auf Krankenhäuser Studie mit 221 Krankenhäusern aus den USA: erhöhte Fehlzeiten bei Mitarbeitern: 34% Bettenschließungen Normalstation: 28% Bettenschließung Intensivstation: 43% Verlegung von Patienten: 9% - ca. 6 Tage CDC 2004
32 Influenzaimpfung bei HCWs Randomisierte Studien konnten eine Senkung der Mortalität der Patienten zeigen, wenngleich die Häufigkeit von laborbestätigter Influenzafälle bei Patienten nicht signifikant zurückging Hayward et al. 2006, Lemaitre et al. 2009, Carman et al 200, Potter et al. 1997, Thomas et al. 2010, Salgado et al. 2004, Goins et al Vermeidung von Fehlzeiten (28% - 41%) bei HCWs aufgrund respir. Erkrankungen Saxen et al. 1999
33 Impfquote und Fehlzeiten Studie aus den UK: 223 med. Einrichtungen mit Beschäftigten 4 Influenzasaisons Vergleich der Fehlzeiten mit den Impfquoten, korreliert mit Impfeffektivität, Influenzatodesfällen und Mitarbeiterzufriedenheit Bei höheren Impfquoten zeigten sich niedrigere Fehlzeiten Eine 10% Steigerung der Impfquote ist mit einer 10% Reduktion der Fehlzeiten assoziiert Pereira et al. Clin Med
34 Beispiele nosokomialer Infektionen 600 Betten Krankenhaus in den USA Nach einem Influenza A-Ausbruch wurden Maßnahmen zur Steigerung der Impfquoten bei HCWs ergriffen: Impfquote stieg daraufhin von 4% in 1987/88 auf 67% in 1999/2000
35 Vermeidung nosokomialer Infektionen Die Anzahl laborbestätigter Influenzafälle bei HCWs sank von 42% im Jahr auf 9% in den Jahren (p<0,0001) Die Rate an nosokomialen Infektionen war umgekehrt proportional zur Influenzaimpfrate der HCWs Salgado et al. 2004
36 Nosokomiale Influenza Übersichtsarbeit von 12 nosokomialen Influenzaausbrüchen: Auf den betroffenen Stationen infizierten sich bis zu 50% der Patienten Die Infektionsrate bei den medizinischen Beschäftigten lag zwischen 11-59% Die durchschnittliche Mortalitätsrate der Patienten lag bei 16%, allerdings war die Mortalität auf Intensivstationen oder Transplantationseinheiten mit 33-60% signifikant höher Salgado et al. 2002
37 Prävention nosokomialer Influenzainfektionen Impfung von med. Beschäftigten (HCW) Frühe Erkennung von Infektionsfällen Vermeidung von Exposition ( richtig Husten, Händehygiene, Mundschutz, Distanz ) Isolierungsmaßnahmen Einzel- bzw. Kohorten (i.d.r 7 Tage, cave: Kinder, Immunsuppression) Konsequente Standard-Hygiene Mund-Nasen-Schutz, FFP-2 (stets bei Aerosolgenerierenden Tätigkeiten), Schutzbrille Umgang mit Besucher Umgang mit erkrankten HCW Chemoprophylaxe? Chron. Kranke BMI > 40
38 Influenza hat in Europa die größte Krankheitslast aller Infektionskrankheiten! Cassini et al. 2018, Eurosurveillance
39 Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung 1/2015
40 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Fragen? Kommentare? Zweifel? 40
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