Studierendenbericht Lappeenranta University of Technology WS 2010 Vor der Abfahrt
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- Pia Schmid
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1 Studierendenbericht Lappeenranta University of Technology WS 2010 Vor der Abfahrt Wichtig ist es, sich rechtzeitig um ein Auslandsemester zu bemühen, da die Bewerbungsfristen immer einige Monate vor Beginn des Auslandaufenthaltes liegen. Sehr hilfreich ist es zudem, die Informationsveranstaltungen von der Hochschule München zu besuchen, da dort die verschiedenen Möglichkeiten im Ausland zu studieren sowie die finanziellen Unterstützungen, ausführlich dargestellt werden. Wenn man sich für ein Land und eine Universität entschieden hat, muss ein Bewerbungsformular der Hochschule München ausgefüllt werden, wobei unter anderem der bisherige Fortschritt des Studiums sowie alternative Austauschuniversitäten angegeben werden müssen. Anschließend wird man zu einem Auswahlgespräch eingeladen, bei dem verschiedene Dinge, wie z.b. die Beweggründe für ein Austauschsemester, gefragt werden. Wenn man bei diesem Gespräch überzeugt hat, wird man per über die zugeteilte Partneruniversität informiert. Der direkte Kontakt zur Universität bestand in meinem Fall aus einer Internetplattform (mobility online), die zum gegenseiten Austausch diente. Zu Beginn müssen diverse Angaben zum Studium an der Partneruni (Fakultät, Dauer ) sowie persönliche Angaben (Adresse, Telefonnummer ) gemacht werden. Anschließend muss man eine Kopie des Reisepasses sowie die Wahl der Vorlesungen an der Partneruniversität uploaden. Die angebotenen Vorlesungen können auf der Homepage der LUT ( nachgeschaut werden (Keine Sorge, die Auswahl der Vorlesungen ist nicht verbindlich und kann vor Ort geändert werden). Auch ein Nachweis der bisherigen Leistungen im Studium sowie ein bestandener DAAD-Sprachtest ist erforderlich. Ich empfehle, sich rechtzeitig um den Sprachtest zu kümmern, da dieser an der Hochschule München nicht regelmäßig angeboten wird. Nachdem die LUT meine Bewerbung akzeptierte, musste ich noch meine Anreisedaten (Datum, Flugnummer ) angeben und ich bekam ein Informationspaket zugeschickt, um mich auf das Austauschsemester
2 vorbereiten zu können. Außerdem kontaktierte mich LOAS, die zuständig für die Studentenwohnungen sind. Auf deren Homepage kann man sich für eine Wohnung bewerben. Dabei kann man den Ort (ich würde Teknologiapuistunkatu wählen, da es sich direkt an der Uni befindet), die Anzahl der Mitbewohner (keinen, einen oder zwei), die Nationalität der Mitbewohner und andere Dinge wählen. Die gesamte Bewerbung, sei es LUT oder LOAS, war unkompliziert und ist reibungsfrei von Statten gegangen. Anreise Auch bei der Anreise empfehle ich ein rechtzeitiges Buchen, da der Preis meist niedriger ist als wenige Wochen vor Reisebeginn. Generell gibt es drei Möglichkeiten, nach Lappeenranta zu gelangen. Man kann mit dem Auto fahren und z.b. ab Rostock mit der Fähre fahren. Dies ist zu empfehlen, wenn man vorhat, dort viel zu reisen bzw. die Gegend mit einem Auto zu erkunden. Zudem können so wesentlich mehr Dinge mitgenommen werden als bei einer Anreise mit dem Flieger. Wählt man das Flugzeug als Reisemittel, so kann man zum einen nach Helsinki fliegen. Dabei muss aber beachtet werden, dass man anschließend noch eine ca. 2,5-stündige Zugfahrt vor sich hat, die mit 40! auch nicht gerade günstig ist. Ich habe mich für einen Flug direkt nach Lappeenranta entschieden. Meist muss man so zwar mit einem Zwischenstop (in meinem Fall in Riga) und somit einer längeren Flugdauer rechnen, da der Flughafen in Lappeenranta verhältnismäßig klein ist, aber die Strapazen und Kosten einer zusätzlichen Zugfahrt entfallen. Für den Hinflug habe ich etwa 100! bezahlt (air baltic). Der Koffer durfte 20 kg wiegen, das Handgepäck 8 kg. Diese Grenzen variieren jedoch je nach Fluggesellschaft, sie können auf der Homepage der jeweiligen Airline in Erfahrung gebracht werden. Als ich am Flughafen in Lappeenranta ankam, wurde ich direkt von meiner Tutorin empfangen, die schon einige Wochen vorher Kontakt zu mir aufnahm. Auch über die gesamte Zeit in Lappeenranta war sie stets für uns da, was aber nicht selbstverständlich ist und von Tutor zu Tutor unterschiedlich ist. Sie fuhr mich mit ihrem Auto zu meiner Wohnung und übergab mir die Schlüssel.
3 Studieren und Leben in Lappeenranta Meine Wohnung teilte ich mir mit zwei Mitbewohnern, einem Polen und einem Russen. Der Grund für meine Entscheidung, mit zwei weiteren Leuten zu wohnen, war zum einen, dass man mit mehreren Leuten in Kontakt steht und sich über die kulturellen und schulischen Unterschiede austauschen kann. Außerdem ist eine Wohnung für drei Personen günstiger als eine Wohnung für zwei Personen oder eine Einzelwohnung. Die Miete betrug etwa 200!. In meinem Zimmer befand sich ein Bett, ein Kleiderschrank, ein Regal, ein Schreibtisch und ein Stuhl. Kopfkissen und Bettdecke kann man zwar auch von zu Hause mitbringen, ich würde aber empfehlen, es sich vor Ort zu kaufen, da wertvoller Platz in dem Koffer gespart werden kann. Außerdem muss eine Kaution in Höhe von 200! gezahlt werden, die man jedoch nach der Abreise, wenn man das Zimmer so verlässt wie man es aufgefunden hat, wieder zurückerstattet bekommt. Die Küche ist im Normalfall nicht mit den nötigen Utensilien ausgestattet. Allerdings kann man sich relativ günstig in einem Secondhandshop eindecken oder auch Dinge von anderen Studenten, die bald abreisen, übernehmen. In diesem Fall hatte ich Glück, da ein Mitbewohner von mir schon länger in der Wohnung lebte und so alles, was man zum Kochen braucht, schon vorhanden war. Während der ersten Tage fanden relativ viele Informationsveranstaltungen statt, die einen Überblick über das bevorstehende Semester in Lappeenranta gaben. Dabei wurde auch erläutert, wie das Anmelden zu Vorlesungen und Prüfungen funktioniert (online über weboodi). Zu beachten sind hierbei die Fristen, die zwingend eingehalten werden sollten. Anders als in Deutschland ist das Semester in Finnland in zwei weitere Perioden unterteilt, an deren Ende jeweils die meisten Prüfungen stattfinden. Es gibt normale Vorlesungen, die etwa ein oder zwei Mal wöchentlich stattfinden, und sogenannte intensive courses, die man etwa eine Woche lang jeden Tag mehrere Stunden besucht. Ca. zwei Wochen nach der letzten Vorlesung des intensive course findet die Prüfung statt. Das Studieren in Finnland ist im Gegensatz zu Deutschland, vermehrt mit Gruppenaufgaben und eigenen Recherchen verbunden. Außerdem muss man verhältnismäßig viele Essays und andere Arbeiten schreiben. Dies bedeutet zwar manchmal mehr Aufwand, aber bietet auch eine willkommene Abwechslung zum teilweisen recht stupiden Auswendiglernen in Deutschland. Eine weitere willkommene Abwechslung stellt die Zeit dar, die man
4 während der Prüfung zur Verfügung hat. Statt der üblichen 90 Minuten in Deutschland hat man mit drei Stunden oder manchmal sogar mehr, reichlich Zeit sein Wissen zu Papier zu bringen. Die Tatsache, dass die Vorlesungen und Prüfungen allesamt auf Englisch stattfinden, mag eventuell den einen oder anderen aufgrund mangelnder Praxiserfahrung abschrecken. Diese Sorge wird sich allerdings relativ bald als unbegründet herausstellen, da man sich schnell an die Sprache gewöhnt. Auch im Alltag kommt man recht schnell mit der ungewohnten Situation zu Recht. Wichtig ist hierbei, dass man sich traut, englisch zu sprechen. Also keine Angst vor grammatikalischen Fehlern oder falsch ausgesprochenen Wörtern, Übung macht den Meister. Wer in ein fremdes Land geht, will neben dem Studieren natürlich auch die fremde Kultur kennenlernen und umliegende Orte bereisen. Auch in dieser Hinsicht wird in Lappeenranta einiges geboten. Neben den von der Universität organisierten Reisen (nach St. Peterburg, nach Lappland zu Skifahren ) und Veranstaltungen (Saunaabende, internationales Dinner, diverse Parties ) besteht natürlich auch die Möglichkeit, selbst mit Freunden Reisen zu organisieren. Ich persönlich war mit einigen Freunden in Tallinn (Hinreise mit der Fähre, Rückreise per Flieger), zwei Mal in Helsinki, in St. Petersburg (Visum nötig, wird aber bei der von der Universität organisierten Reise vom Reiseveranstalter geregelt, Kosten für das Visum ca. 90!) und habe eine Freund in Kopenhagen besucht, der dort ein Auslandsemester verbrachte. Auch Sportbegeisterte kommen auf ihre Kosten. Es besteht die Möglichkeit Fußball, Basketball, Badminton, Floorball, Volleyball, Tischtennis, Eishockey und weitere Sportarten zu betreiben. Außerdem wurde bei uns ein internationales Fussballturnier organisiert. Innerhalb der LUT stehen zwei Fitnessräume zur Verfügung, die fast rund um die Uhr kostenlos genutzt werden können. Nicht nur nach sportlichen Aktivitäten bietet ein Saunagang eine wohltuende Möglichkeit zur Entspannung. Die Saunakultur wird in Finnland gross geschrieben, was sich auch an den vielen Saunen vor Ort, die kostenlos genutzt werden können, zeigt. Der Kontakt zu den anderen Austauschstudenten kommt sehr schnell zustande. Die gemeinsame neue Situation in einem fremden Land schweisst zusammen, unabhängig von der Nationalität. Auch durch die von der LUT organisierten Olympiade und andere Events lernte man sich schnell kennen. Durch gemeinsames Kochen oder diverse Festivitäten sind gesellige Stunden garantiert.
5 Die meisten Studenten kamen aus Spanien, Deutschland, Frankreich und Russland. Jedoch waren auch Länder wie Polen, England, Libanon, China, Japan sowie einige afrikanische Staaten vertreten. Die Menschen in Finnland sind sehr nett und können, im Gegensatz zu Deutschland, fast ausnahmslos sehr gutes englisch. Auch der Kontakt zu den finnischen Studenten war sehr positiv. Die anfängliche Zurückhaltung der Finnen lässt zumeist nach dem einen oder anderen Kaltgetränk nach. Fazit Wer die Möglichkeit besitzt, ein Semester in Lappeenranta absolvieren zu können, sollte sich diese nicht entgehen lassen. Die moderne Universität liegt direkt am größten See Finnlands und bietet neben dem hohen Bildungsstandard exzellente Möglichkeiten, die Freizeit abwechslungsreich zu gestalten. Allerdings sollte man beachten, dass die Preise in Finnland in fast jedem Bereich etwa 10 % über den deutschen Preisen liegen und man somit mehr Geld benötigt als in Deutschland. Auch die Reisen sind zum Teil kostenintensiv und belasten das Budget, das durch ca. 100! / Monat Erasmusgeld aufgestockt wird. Durch den finnischen Studentenausweis können zum Teil erheblich Ersparnisse erzielt werden (z.b. Zug nach Helsinki für 20! statt 40!). Das Austauschsemester in Lappeenranta hat meinen Horizont erweitert, ich habe neue Freunde kennen gelernt und sehe nun viele Dinge mit anderen Augen, da man einfach in jeder Beziehung profitiert. Ich wünsche Euch viel Spass bei Eurem Auslandsemester!
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