Wenn Männer männlich pflegen Anmerkungen zur sozialen Produktion ihres Gefühls der Zufriedenheit
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- Nelly Tiedeman
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1 Folie 1 Wenn Männer männlich pflegen Anmerkungen zur sozialen Produktion ihres Gefühls der Zufriedenheit
2 Folie 2 Männliche Hauptpflegepersonen übernehmen ( ) stärker die Rolle des Pflegemanagements, während bestimmte körperbezogene Hilfeleistungen dann von professionellen Diensten übernommen werden. Schneekloth 2006:408
3 Folie 3 Männer fühlen sich durch die Pflege wesentlich weniger belastet als Frauen und weisen zudem eine signifikant geringere depressive Symptomatik auf. BMFSFJ 2005, Abschn f.
4 Folie 4 These Pflegende Männer sind Produzenten ihres geringeren Belastungsempfindens und ihrer relativen Zufriedenheit, indem sie die Sorgearbeit entsprechend ihren eigenen Männlichkeitsvorstellungen aktiv interpretieren und ausgestalten: Sie praktizieren die Pflege ihrer Partnerin als männliches Projekt vgl. Langehennig, Manfred u. a. 2012
5 Folie 5 50 bis bis 84
6 Folie 6 Rahmenbedingungen einer Pflegeübernahme Anders als auf Frauen lastet auf Männern kein sozialer Erwartungsdruck, eine Pflege zu übernehmen. Pflegende Männer nennen als starkes Motiv die gelungene Partnerschaft: Sie pflegen aus Liebe. Pflegende Frauen hingegen umschreiben die Angehörigenpflege eher in Begriffen der Pflicht. Für den Mann ist die Pflegeübernahme in der Regel mit einem Wechsel verbunden, nämlich von der Öffentlichkeit der Erwerbssphäre in die Privatheit des Familienlebens.
7 Folie 7 Die interviewten Männer betonen im Pflegealltag eingesetzte Fertigkeiten und Fähigkeiten, die sie als männlich ansehen die sie zugleich den Frauen absprechen
8 Folie 8 Bett-Lifter Typ Hydraulik-Stempelwagenheber
9 Badewannen-Lifter Folie 9
10 Folie 10 Die Sorgearbeit pflegender Männer ist geprägt durch die Betonung von Kompetenzen, die von den Männern als typisch männlich apostrophiert werden und die ihnen zugleich aus ihrem Erwerbsleben vertraut sind
11 Folie 11 Gewinne aus der der männlich geprägten Arbeitsorientierung: Gefühl der Kontrolle (vs. Stress!) und Wirkkraft Produzentenstolz und Verantwortungsgefühl Pflege in biographische Kontinuität als Arbeitsprojekt Distanz zur einschnürenden Pflege-Rolle vgl. Langehennig, Manfred u. a. 2012
12 Folie 12 Die Männer äußern durchweg eine hohe Lebenszufriedenheit, etliche betonen, daß sie glücklich seien. So makaber und fatal es klingen mag, irgendwie habe ich bei aller Grausamkeit und allem Schrecken doch auch ein Gefühl der Zufriedenheit. (Schriftliche Mitteilung # 14)
13 Folie 13 es wachsen einem so feine Härchen
14 Folie 14 ZITAT: Man muß ein bisschen ausjammern tut gut! Letztes mal habe ich den Bruder angerufen. Erstmal hat er geheult am Telefon, dann habe ich geheult. Hab ich gesagt: Sind wir schon beide alte blöde Säcke oder was!? Heulen am Telefon so ist das, ja, man wird da auch irgendwie empfindlicher. # 18/54:43
15 Folie 15 Wachsende Rezeptivität, d. h. Empfänglichkeit für Sinneseindrücke: Männer fühlen sich als Folge ihrer Pflegearbeit lebendiger, wärmer, kontaktfreudiger
16 Folie 16 Risiken männlich geprägter Pflege: Innerseelische Konflikte werden nicht als die eigenen zu erkannt, sondern dem Umfeld zugeschrieben Stimmungen, aggressive Impulse, Konflikte u.s.w. werden in die Außenwelt verlagert F Entlastung von negativen Affektzuständen durch externalisiertes Verhalten: z. B. impulsives, aggressives Verhalten
17 Folie 17 Zusammenfassung Der demonstrierte Pflegestil verträgt sich mit der Gender-Identität des Mannes, d.h. mit seinem Gefühl, ein richtiger Mann zu sein Die vertraute Arbeitsorientierung bietet den pflegenden Männern die nötige Sicherheit, um als Mann emotionale Kompetenzen erweitern zu können Das Zusammenspiel zwischen Arbeitsorientierung und Gefühlsarbeit erlaubt Erfahrungen des Erfolgs und der Bereicherung vgl. Langehennig, Manfred u. a. 2012
18 Folie 18 Folgerungen (I.): Unterstützungsangebote Männer-Räume schaffen für den Austausch und die Bearbeitung neuer (irritierender) Erfahrungen gleichgeschlechtliche Kontakte bringen den meisten Nutzen: Gruppe, Einzelgespräche
19 Folie 19 Folgerungen (II.): Fortbildungsangebote für helfende Berufe: Sensibilisierung für Eigenheiten einer gender-konstruierten Sorgearbeit
20 Folie 20 Vielen Dank für Ihr Interesse!
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