Vermittlung sozialer und personaler Kompetenzen im Schulsport
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- Dagmar Winkler
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1 Prof. Dr. Stefan König Vermittlung sozialer und personaler Kompetenzen im Schulsport Impulsreferat bei der Sportfachbetreuertagung des SSA Markdorf am 10. Oktober 2012 in Weingarten
2 Deutliche Worte gleich zu Beginn
3 IHK Umfrage 2010 (zit. nach SZ vom 9. April 2010) zu fett, zu faul, zu undiszipliniert, die können nix mehr, keine zwei Sätze können die sich merken und selbst denken schon gar nicht Mängel in Mathematik Schlechtes Deutsch Wenig Selbstdisziplin Geringe Belastbarkeit und Leistungsbereitschaft
4 Gliederung Einleitung: Zum Auftrag des Schulsports in Deutschland Die erziehungswissenschaftliche und sportpädagogische Theorie: Der Auftrag von Schule und von schulischer Bewegungserziehung Die sportpädagogische Praxis: Unterrichts- und Organisationsentwicklung verschiedene Beispiele Fazit und Ausblick: 5 Thesen zur Arbeit vor Ort
5 Zum Auftrag des Schulsports in Deutschland
6 Ansatzpunkte Legitimation des Schulsports Realität: SPRINT- Studie Theorie: Bildungsplan Baden- Württemberg
7 Zur Legitimation und Gestaltung des Schulsports Jede Bildungsreform führt auch dazu, dass Fächer sich neu legitimieren bzw. positionieren müssen. Für den Schulsport gilt dies in verstärktem Maße: Spätestens seit Robinsohns Programmschrift Bildungsreform als Revision des Curriculum (1967) steht er unter einem enormen Legitimierungszwang, da sein Beitrag zu Erziehung und Bildung Jugendlicher regelmäßig kritisch betrachtet wurde und wird. Aktuell geht es seit PISA insbesondere auch darum, den Schülern verschiedene Kompetenzen zu vermitteln => folglich ergibt sich die Frage, welchen Beitrag Schulsport hierzu leisten kann.
8 Aufgabenvielfalt des Schulsports aus Sicht der Schulleiter (DSB, 2006, S. 113) Folie 8
9 Bildungsplan Baden-Württemberg Erziehung zum Sport Grundlegende Fähigkeiten Motorische Fertigkeiten Kenntnisse Einstellungen Bewegung als Lebensprinzip Erziehung durch den Sport Kompensation der Bewegungsarmut Gesundheitsbewusstsein/Fitness Personale und soziale Kompetenzen Stärkung der Persönlichkeit
10 Die erziehungswissenschaftliche und sportpädagogische Theorie: Schule und schulische Bewegungserziehung
11 Gesellschaft Schule Schulsport
12 Ausgangspunkt: Zur Rolle des Erziehungssystems in unserer Gesellschaft (Fend, 2006, S. 36)
13 Zielsetzungen von Schule Deutsche Hochschulen attestieren den Abiturienten zunehmend eine eingeschränkte Studierfähigkeit Die Wirtschaft klagt in zunehmendem Maße darüber, dass viele Schulabsolventen nicht mehr ausbildungsfähig sind. Studierfähigkeit* Ausbildungsfähigkeit Output von Schule Einstellungen Fähigkeiten / Kompetenzen Kenntnisse Formuliert im Bildungsplan 2004 (S. 11ff)
14 Was hat das alles mit Schulsport zu tun?
15 Persönlichkeitsbildung Historische Modelle Leitidee: Erziehung des Individuums, Orientierung am Menschen Theorie der Leibeserziehung ( ) Sachgebietserschließung Leitidee: Qualifizierung des Individuums, Orientierung an der Gesellschaft Sportcurriculum ( ) NRW: Handlungsfähigkeit im Sport (ab 1977) BW: Sportartenkonzept Bildungsplan Baden-Württemberg 2004 Doppelauftrag: Erziehender Sportunterricht Erziehung zum und durch Sport
16 Der Auftrag des Schulsports Betrachtet man aktuelle sportpädagogische Diskussionen aber auch die neue Generation der Bildungspläne, dann soll der Schulsport in zweifacher Weise zur Bildung und Erziehung von Kindern und Jugendlichen beitragen: Sachgebietserschließung: Schulsport soll einerseits für die Bewegungskultur unserer Gesellschaft qualifizieren, also die notwendigen konditionellen, koordinativen, technischen und taktischen Kompetenzen vermitteln. Persönlichkeitsbildung: Schulsport soll andererseits zur Persönlichkeitsbildung beitragen, also personale und soziale Kompetenzen vermitteln, die über den Sport hinausgehen.
17 Zwischenfazit Zusammenfassend kann somit aus einer schul- bzw. sportpädagogischen Perspektive folgendermaßen argumentiert werden: Schule hat sowohl einen Bildungs-, als auch einen Erziehungsauftrag. Dieser Doppelauftrag gilt auch für die einzelnen Fächer und Fächerverbünde. Aus diesem Grund greift heute eine einseitige Argumentation Qualifizierung für den Schulsport zu kurz, Sportpädagogen müssen deshalb ihre erzieherischen Aufgabe mit Nachdruck vertreten, ohne allerdings gebetsmühlenartig auf Allgemeinplätze zurückzugreifen. Erziehender Sportunterricht heißt die Zielsetzung. Im folgenden, praktisch orientierten Kapitel werden deshalb Möglichkeiten aufgezeigt, wie im Schulsport soziale und personale Kompetenzen vermittelt werden können.
18 Die sportpädagogische Praxis: Unterrichts- und Organisationsentwicklung
19 Unterrichtsentwicklung Personalentwicklung Organisations -entwicklung Kompromiss für Schulentwicklung (Kempfert & Rolff, 2005) Schulentwicklung Folie 19
20 Beispiele für die Vermittlung von sozialen und personalen Kompetenzen Bereich Thema Zielgruppe Kooperatives Lernen im Sportunterricht Persönlichkeitsbildung durch sportspielübergreifendes Lernen Alle Grundschule Unterrichtsentwicklung Organisationsentwicklung Texte schreiben für den Sportunterricht Fit werden und sich selbst trainieren lernen Bewegter Übergang Kindergarten Grundschule Vorberufliche Bildung, Ausbildungsfähigkeit Sekundarstufe Sekundarstufe Grundschule Sekundarstufe
21 Unterrichtsentwicklung (I) Kooperatives Lernen (Bähr, 2005) Folie 21
22 Kooperatives Lernen: Theoretisch betrachtet
23 Was ist kooperatives Lernen? Kooperatives Lernen zeichnet sich dadurch aus, dass Schüler in kleineren Gruppen arbeiten, um sich gegenseitig zu helfen. Slavin (1989, S. 129) Kooperatives Lernen integriert zwei wesentliche Anliegen schulischer Bildung: Das fachliche Lernen des Stoffes wird mit der Chance zum gegenseitigen Helfen kombiniert. Bähr (2005, S. 4)
24 Was will kl erreichen? Die aktuellen Forschungsergebnisse sprechen eine relativ deutliche Sprache: Kooperatives Lernen trägt zur Verbesserung der Sozial- und Methodenkompetenz bei und führt auch in Bezug auf das fachliche Lernen zu nachhaltigen und besser transferierbaren Lernergebnissen. Die weit verbreitete Meinung, das fachliche Lernen käme beim kooperativen Lernen zu kurz, kann durch vergleichende empirische Studien in vielen Fachdidaktiken widerlegt werden
25 Was soll kl im Sportunterricht leisten? Das Kooperative Lernen bietet die Möglichkeit, Inhalte des Sportunterrichts so auszulegen, dass in der gemeinsamen Auseinandersetzung mit einer Sache, im Vollzug des gemeinsamen motorischen Kompetenzerwerbs im Sinne einer Bewegungsbildung (Prohl, 2004) allgemeine Kompetenzen der Persönlichkeitsentwicklung gefordert und damit potenziell auch gefördert werden.
26 kl - facts KL ist nichts Neues Konstituierende Merkmale: Gemeinsames Gruppenziel Spielraum für Entscheidungen Individuelle Verantwortung für das Gruppenziel Positive Wechselbeziehungen im Lernprozess
27 Kooperatives Lernen: Empirisch bewertet
28 Beispiel: Der Fast Break im Basketball (S II) Inhalt: Fastbreak als schneller Konter mit abschließendem Korbversuch Aufgabe: Die Schüler sollen spielgemäße Lernarrangements entwickeln, die am Ende zu einem Trainingsprogramm kombiniert werden. Ablauf: Brainstorming zum Thema Gruppeneinteilung Arbeitsaufträge Spielsituationen 3:2 Praktische Erprobung Präsentation und Diskussion der Arbeitsergebnisse Reflexion
29 Empirische Ergebnisse (Päd. Psychologie) KL im Kleingruppenunterricht ist einem lehrerzentrierten Unterricht im Klassenverband hinsichtlich der fachlichen Lernleistung überlegen KL fördert den selbständigen und kompetenten Umgang mit verschiedenen Arbeits- und Lerntechniken KL hat positiven Einfluss auf die sozialen Kompetenzen
30 Sportpädagogische Ansätze Untersuchung von Unterrichtssituationen in Individualsportarten und Sportspielen KL wurde mit herkömmlichem lehrerzentriertem Unterricht verglichen Feldstudien mit 4 6 Lerneinheiten Überprüfte Effektbereiche: - motorische Lernleistung (Test) - subjektiv empfundene Ausführungsqualität (Fragebogen) - Soziale Kohäsion (Fragebogen)
31 (Spezifische) Empirische Ergebnisse (Teil 2) Praxisfeld Effektbereich Motorische Lernleistung in der Übungsphase Nachhaltigkeit und Transferierbarkeit der motorischen Lernleistung Subjektiv empfundene Ausführungsqualität Soziale Kohäsion Volleyball Kein Vorteil Vorteil Vorteil Vorteil Handball Kein Vorteil Vorteil Kein Vorteil Vorteil Streckentauchen Kein Vorteil Vorteil Vorteil Vorteil Hürdenlauf Kein Vorteil Vorteil Vorteil Vorteil
32 Bewertung Jung (2005): Ein Allheilmittel sind die kooperativen Vermittlungsformen allerdings nicht. Wahl (2012): Lernprozesse müssen von den Lernenden selbst gesteuert und eigenständig durchlaufen werden. Lehrpersonen können dafür lediglich günstige Lernumgebungen schaffen Kooperative Vermittlungsformen stellen eine methodische Möglichkeit dar, den Unterricht schülerorientiert zu gestalten und das selbständige Lernen zu fördern, schulen folglich (auch) personale und soziale Kompetenzen, können in Klassen mit schwachem Sozialverhalten (zunächst) schwierig werden.
33 Unterrichtsentwicklung (II) Persönlichkeitsentwicklung durch sportspielübergreifendes Lernen (Memmert, 2012, 2005) Folie 33
34 Grundsätzliches zur Spielvermittlung
35 Das Modell des spielerisch-impliziten Lernens
36 Sportspielübergreifendes Lernen( Ballschule): Ziele, Inhalte und Methoden Zugang Ziele Inhalte und Methoden A: spielerisch-taktisch, situationsorientiert Spielen lernen Reines Spielen in sportspielübergreifenden Taktikbausteinen B: fähigkeitsorientiert C: fertigkeitsorientiert Verbesserung der Ballkoordination Verbesserung grundlegender Ballfertigkeiten Üben von sportspielübergreifenden, informationell-motorischen Anforderungsbausteinen Üben von sportspielübergreifenden Technikbausteinen
37 Kreativitätsentwicklung in der Ballspielerziehung
38 Grundidee: Spielen lernen durch spielen. Ziel: Entwickeln von Spielfähigkeit; SuS sollen an Spielen teilnehmen können, aber auch lernen diese am Laufen zu halten bzw. zu gestalten. Transfer zum Vortragsthema lernen Ideen zu entwickeln ausprobieren dürfen Regeln aushandeln und lernen sich an diese zu halten und lernen die Bedürfnisse anderer zu akzeptieren. Das alles sind zweifellos personale und soziale Kompetenzen
39 Inhalts- (Macro-) Ebene Diversification : Vielfalt sportlicher Situationen, Wahrnehmen und Agieren in zahlreichen unterschiedlichen Situationen Deliberate Play : Unangeleitetes Agieren in Spielsituationen Deliberate Practice : Unangeleitetes Üben, ausprobieren, experimentieren
40 Methoden- (Micro-) Ebene (1) Quantity of instruction : Aufmerksamkeitsleitende Instruktionen im Vorfeld führen zu schlechteren taktischen Leistungen Breadth of Attention : Erhöhung der Aufmerksamkeitsleistung durch offene Spielsituationen Status of Motivation : Die Vernetzung von Persönlichkeitsvariablen mit motivierenden Anweisungen haben einen direkten Einfluss auf die sportliche Leistung
41 Kreativitätserfahrung in der Ballschule
42 Soziales Lernen in der Ballspielerziehung
43
44 Spielerisch-takisches Lernen Schulung der Ballkoordination Technikschulung Regellernen Vertikale Progression Differenzierung der Altersstruktur (König & Memmert, 2012, S. 18) sssl 3 Ab 17 Jahre sssl Jahre sssl Jahre ssgl 8-10 Jahre ssül 6-7 Jahre 44 SS 2012 Prof. Dr. König
45 Spielfähigkeit
46 Spielfähigkeit (König & Memmert, 2012, S. 13) Spielfähigkeit Mitspielfähigkeit (Kohl, 1990) Sportspielfähigkeit (Kolb, 2002) Allgemeine Sportspielfähigkeit Spezielle Sportspielfähigkeit
47 Unterrichtsentwicklung (III) Texte schreiben für den Sportunterricht (Lutz, 2012) Folie 47
48 5 Funktionen des Schreibens (Ossner, 1995) Für sich schreiben (psychische Funktion) Für und an andere Schreiben (soziale Funktionen) Schreiben zur Gedächtnisentlastung und Schreiben zum Erkenntnisgewinn (kognitive Funktionen)
49 Erkenntnisgewinn durch Schreiben Inhaltlicher Problemraum mit aktiviertem Vorwissen Rhetorischer Problemraum mit rhetorischen Fähigkeiten Aspekte einer sportlichen Bewegung werden erkannt, die in dieser Form vorher nicht erkannt werden konnten
50 Warum sollen diese, aus dem Schreibprozess gebildeten Wissensstrukturen zu einer Verbesserung des Bewegungslernens führen?
51 Strukturen des Bewegungswissens (Wiemeyer, 1997, S. 20)
52 Entscheidende Zusammenhänge Aufgrund von theoretischem Wissen über eine Bewegung kann konkretes präskriptives Bewegungswissen abgeleitet werden. Die Bewegungsrealisation kann durch unterschiedliche Vorgaben auf der präskriptiven Ebene beeinflusst werden.
53 Untersuchungsdesign
54 Messinstrument: Expertenrating, Bewertungsbogen Knotenpunkt Aktionsskizze Bewertung +, 0, - 1 Vorhochschwingen der Arme 2 Arme werden in Verlängerung des Rumpfes gehalten. Die Hände setzen dabei weit vorne auf 3 Schnellkräftiger Schwungbeinimpuls 4 Schnellkräftiger Druckbeinimpuls 5 Körperspannung in der Handstandposition 6 Absenken der Beine in einer Scherbewegung. Das Gesäß ist dabei über dem Kopf. 7 Vollständiges Aufrichten. Die Arme sind dabei in der Hochhalte.
55 Ergebnisse 9,00 8,00 7,00 6,00 5,00 4,00 3,00 Gruppe 1 (TG (MÜ) Gruppe 2 (TG MÜ + Text) Gruppe 3(TG MÜ + Bild) Gruppe 4 (KG) 2,00 1,00 0,00 Prätest Posttest
56 Unterrichtsentwicklung (IV) Fit werden und sich selbst trainieren lernen Folie 56
57 Fachdidaktische und trainingswissenschaftliche Grundlagen
58 Pädagogische Begründung
59 Didaktische Konkretisierung
60 Trainingsmethodische Umsetzung
61 Problem 1: Intensitätsstufen Frey & Hildenbrandt (2002, S. 59) Intensität Kraft Ausdauer Merkmal Gering 30 50% 30 50% Hf Leicht 50 70% 50 60% Hf Mittel 70 80% 60 75% Hf Submaximal 80 90% 75 85% Hf Maximal % % Hf > 180
62 Problem 2 : Individualisierung (1. Ansatz)
63 Problem 2 : Individualisierung (2. Ansatz)
64 Konsequenzen für die Unterrichtsgestaltung: Sich selbst trainieren
65 Grundidee: Wahrnehmen und Erfassen tatsächlicher (innerer) Beanspruchungen, die durch die jeweiligen (äußeren) Belastungen hervorgerufen werden. Ziel: Entwickeln einer spezifischen Trainingskompetenz; SuS sollen zu mündigen Personen erzogen werden. Transfer zum Vortragsthema sich selbst trainieren sich einschätzen zu lernen sich zu Regelmäßigkeit zwingen lernen auf seinen Körper zu hören Das alles sind zweifellos personale Kompetenzen
66 Methodischer Ansatz: Die Borg-Skala
67 Kindgerecht modifizierte RPE-Skala (Nystad et al., 1989)
68 Skala von Reuter (2003) Skalenwert Ankerbegriff 1 Sehr leicht 2 Leicht 3 Mittel 4 Es wird schwer 5 Schwer 6 Sehr schwer
69 Unterrichtliche Umsetzung Krafttraining Mehrwöchiges Programm, aus verschiedenen Übungen bestehend. Unterschiedliche Trainingshäufigkeit Abbruch bei es wird schwer Kontrollverfahren: sportmotorische Tests Ergebnis: Signifikanter Leistungszuwachs Ausdauertraining Vierwöchiges Programm, 6 Minuten Belastung 2 Wochen so schnell wie möglich 2 Wochen leicht Kontrollverfahren: Telemetrie Ergebnis: Skala funktioniert im SU
70 Organisationsentwicklung (I) Bewegung macht stark für die Schule ein bewegungs- und ressourcenorientiertes Konzept zur Stärkung des Selbstkonzepts (Thieme, 2012)
71 Ausgangspunkt Bei Kindern und Eltern besitzt der Eintritt in die Schule einen hohen Stellenwert, womit auch die Frage nach der Gestaltung des Überganges vom Kindergarten in die Grundschule verstärkt in den Fokus rückt. Mit Blick auf gute Erfahrungen in Dänemark und Neuseeland ist es daher verstärkt die Pflicht von Kindergarten und Grundschule, dem Kind vielfältige Möglichkeiten zu bieten, die Veränderungen im Übergangsprozess als Herausforderung und damit als Chance wahrzunehmen. Idee: Gestaltung eines bewegungsfreundlichen Überganges vom Kindergarten in die Grundschule.
72 Das Selbstkonzept Selbstkonzept gilt als dynamisches Konstrukt aus Einstellungen und Überzeugungen zur eigenen Person. Es resultiert aus vielfältigen Erfahrungen in unterschiedlichen Lernsituationen und sozialen Kontexten (Gerlach, Trautwein & Lüdtke, 2008). Nationale wie internationale Studien belegen, dass der Übergang vom Kindergarten in die Grundschule dann positiv bewältigt wird, wenn Kinder über ein starkes Selbstkonzept, über eine allgemeine optimistische Grundeinstellung sowie eine positive Einstellung zur Schule und zum Lernen verfügen. Wichtig ist jetzt, dass die Entwicklung eines positiven oder negativen Selbstkonzepts bei einem Kind von den Erfahrungen, die es bzgl. seiner Fähigkeiten machen kann, abhängt. Hier bieten offene Bewegungsangebote eine gute Möglichkeit.
73 Das Projekt Im Zentrum des Projektes stehen gemeinsame Bewegungsaktivitäten von Vorschul- und Grundschulkindern im Rahmen erster Schulbesuche. Diese bestehen aus vier bewegungs- und ressourcenorientierten Praxisbausteinen, die im Jahr vor der Einschulung im Kontext Schule durchgeführt werden: Stärkung des physischen Selbstkonzepts Stärkung des sozialen Selbstkonzepts Stärkung des schulischen Selbstkonzepts (sprachlicher Bereich) Stärkung des schulischen Selbstkonzepts (mathematischer Bereich) Design: Längsschnittstudie mit 2 Messzeitpunkten. MZP 1: Februar 2008, MZP 2: Januar 2009). Datenerhebung erfolgte durch Befragung.
74 Die Stichprobe Gruppe Programm Info N Interventionsgruppe (IG) Bewegte Kontrollgruppe (KG 1) Kontrollgruppe (KG 2) Vergleichsgruppe (VG) Bewegung macht stark Besuch des Sportunterrichts einmal im Monat Keine bewegten Maßnahmen Regelmäßige Sportpraxis mit gezielten Programmen; gemeinsame Entwicklung Normaler Sportunterricht, d. h. in der Verantwortung der jeweiligen Lehrkraft N=108 Klassenkameraden zur IG, einfacher Vergleich des Selbstkonzepts nach Schuleintritt, ohne Teilnahme am Übergangskonzept
75 Übergangsgestaltung Praxisbaustein Thema 1 Bewegte Schätze in der Schule Ich bin stark 2 Schätze im Eismeer gemeinsam stark 3 Große Forscher Zahlen entdecken und experimentieren 4 Große Sprachforscher in Bewegung Bewegungs- und ressourcenorientierte Maßnahmen, durch welche die Kinder. erste Kontakte untereinander knüpfen, Zutrauen zu sich selbst gewinnen durch die Überschreitung eigener Grenzen, erfolgreiche Körperwahrnehmungen im Kontext Schule erleben, einen ersten persönlichen Schatz in der Schule entdecken, z.b. Sprung durch die Wolken ihre Kontakte zu Schulkindern in kooperativen Bewegungsformen vertiefen, im Bewegen Körperkontakte spielerisch zulassen lernen, sich gegenseitig helfen und miteinander erfolgreich sind, ein Tutorensystem für das erste Schuljahr aufbauen und lernen, in einer großen Gruppe zur Ruhe zu kommen, z.b. komische Tiere Zahlmengen erfassen lernen, in Gruppen entdeckend und bewegt Gesetzmäßigkeiten erproben, Probleme lösen, vergleichen, beurteilen und messen, z.b. Mengen-Lauf- Memory in Gruppen Sprache und Bewegung verknüpfen können, phonologische Bewusstheit aufbauen, sprachliche Aufgaben gemeinsam lösen, z.b. Lange Reise Kurze Reise
76 Veränderung des globalen Selbstkonzepts
77 Veränderung des physischen Selbstkonzepts
78 Unterschiedliches Ausgangsniveau bei der Interventionsgruppe
79 Fazit Das Programm Bewegung macht stark für die Schule ist ein wirksames und kindgemäßes Angebot, das Selbstkonzept von Vorschulkindern und Grundschulkindern im Übergang positiv zu beeinflussen und seine Entwicklung zu unterstützen. Bezüglich der Etablierung solcher Konzepte sind Kindergarten und Grundschule gefordert, zukünftig stärker bewegt zu arbeiten. Beide Systeme müssen die individuellen Stärken eines jeden Kindes in den Mittelpunkt ihrer Arbeit rücken. Es ist davon auszugehen, dass ein solches Programm vor allem Kindern mit gering ausgeprägtem Selbstkonzept fördert.
80 Organisationsentwicklung (II) Starke Schulen und Ausbildungsbetriebe im Einklang
81 Fragestellung Auf der Ebene der Qualifikation kann Schulsport durch angemessenes Training zur Fitness seiner Absolventen (König, 2011a) und so zu den gesundheitsorientierten Merkmalen von Ausbildungsfähigkeit beitragen. Mit dieser Fokussierung werden andere Zielsetzungen des Sportunterrichts, wie z. B. motorisches oder spielerisch-taktisches Lernen, nicht in Frage gestellt. Hinsichtlich einer Erziehung durch Sport sind es insbesondere soziale und personale Kompetenzen, aber auch ein Beitrag zu exekutiven Funktionen, wie zum Beispiel die Impulskontrolle oder die kognitive Flexibilität (Kubesch, Emrich & Beck, 2011, S. 312), die der Sportunterricht zu realisieren vermag. Was tun erfolgreiche Schulen im Bereich des Schulsports, um erfolgreich im Hinblick auf die Vermittlung ihrer Absolventen zu sein?
82 Methodisches Konzept
83 Stichprobe 1 Preisverleihung Starke Schulen 2009 durch das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport für besondere Leistungen im Übergang Schule und Beruf Untersuchung der zehn besten Schulen des Wettbewerbs im Hinblick auf ihre Inhalte und Maßnahmen Ziel: Aussagen über grundlegende Bausteine, Maßnahmen und Bedingungen zur optimalen Förderung der Ausbildungsfähigkeit mit besonderer Beachtung des Schulsports Durchführung: Interviews mit den Programmverantwortlichen an sieben der zehn Schulen
84 Teilstudie 1 Folie 84
85 Zusammenhang Ausbildungsreife und Schulsport (1) aus Sicht der Starken Schulen K1: Sport fördert soziale und personale Schlüsselkompetenzen, wie z.b. Zielorientierung Teamfähigkeit Disziplin Einhaltung von Regeln Leistungs- und Erfolgsbereitschaft Pflichtbewusstsein Zeitmanagement Durchhaltevermögen K2: Diese Kompetenzen sind wesentliche Merkmale von Ausbildungsreife und können auf den Bewerbungsprozess und das Berufsleben übertragen werden. Folie 85
86 Zusammenhang Ausbildungsreife und Schulsport (2) aus Sicht der Starken Schulen K3: Sport verbessert das Selbstvertrauen und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung K4: Körperliche Fitness und Gesundheit sind wichtige Voraussetzungen für einen erfolgreichen Berufseinstieg und das Berufsleben K5: Sport verbessert die Konzentrations- und Lernfähigkeit und wirkt sich somit stabilisierend auf andere schulische Leitungen aus K6: Sportliche Aktivität und Vereinszugehörigkeit verbessern die Einstellungschancen Folie 86
87 Organisationale Maßnahmen Schulcurriculum SKILLs Neigungs- und Interessenorientierung, Entwicklung neuer Fächer, z. B. Fit for Life Bewegungsorientierte Schulveranstaltungen im Jahreskalender Sportkonzeption bzw. Fachcurriculum Integration von Empowerment-Konzepten (Schüler als Experten) als interne Partnerschaften Externe Partnerschaften, z. B. mit Vereinen oder Studios Rhythmisierter Schulalltag Bewegter Schulweg
88 Schulcurriculum SKILLS (Hauptschule Markdorf) Klasse 5 S Soziales Miteinander 5er Hütte, GGA, Fitnesstag Klasse 6 K Konfliktklärung Gewaltpräventionswoche, GGA Klasse 7 I Identitätsbildung Kletterprojekt Klasse 8 L/L Lebensorientierung Projekt Sinnvoll voll Sinn Klasse 9/10 S Soziale Verantwortung Patenschaften, Schülersportmentoren
89 Teilstudie 2 Folie 89
90 Zusammenhang Ausbildungsreife und Schulsport (1) aus Sicht der Betriebe Mannschaftssportarten verbessern die Teamfähigkeit und vermitteln wichtige Primärerfahrungen ( Sieg und Niederlage ) Körperliche Fitness und ein gesunder Rücken sind Grundvoraussetzungen für viele Ausbildungsberufe Sport erhöht die Anstrengungsbereitschaft und den Ehrgeiz (..sich zu messen und - im positiven Sinne - immer besser sein zu wollen ) Als besonders wertvoll werden Interessensportangebote gesehen, durch welche Schülerinnen und Schüler Begeisterung am Sport entwickeln Privater sportlicher Aktivität (z.b. im Sportverein) stehen die Befragten konträr gegenüber: Verantwortungsübernahme/ Engagement vs. Angst vor häufigen Verletzungen (1 Nennung) Folie 90
91 Zusammenhang Ausbildungsreife und Schulsport (2) aus Sicht der Betriebe 5 der 6 befragten Ausbildungsleiter achten auf schlechte Sportnoten. Sie schließen daraus auf Mängel in den Bereichen Teamfähigkeit, Engagement, Pflichtbewusstsein oder auf starke körperliche Beeinträchtigungen. wer ein guter Sportler ist, der muss ja noch lange kein guter Kaufmann sein aber umgekehrt, eine 4 in Sport oder sogar noch schlimmer das grenzt schon an Bewegungsunfähigkeit oder Arbeitsverweigerung, also da habe ich schon Vorbehalte. Folie 91
92 Triangulation der Ergebnisse Folie 92
93 Hinsichtlich der Annahme, dass Bewegung, Spiel und Sport wichtige personale und soziale Schlüsselkompetenzen fördert, die sich positiv auf das Berufsleben auswirken, stimmen die Ansichten der von uns befragten Schulen und Betriebe überein. Wenn auch eine Vereinszugehörigkeit nicht in jedem Fall die Einstellungschancen erhöht, so steht fest, dass schlechte Sportnoten diese definitiv verringern. Letztlich ist ein gewisses Maß an körperlicher Fitness für viele Ausbildungsberufe, die sich durch langes Stehen und/oder Gehen kennzeichnen, so zwingend erforderlich wie fachliche Basiskenntnisse der Fächer Deutsch und Mathematik. Folie 93
94 Zusammenfassung und Ausblick - oder: Möglichkeiten und Grenzen des Schulsports SKö Folie 94
95 These 1 Schulspezifische Konzepte sind gefragt Angebote aus Bewegung, Spiel und Sport spielen hierbei eine wichtige Rolle! => Arbeiten Sie nachhaltig!
96 These 2 Überfordern Sie den Schulsport nicht er ist kein Breitbandantibiotikum! Schulsport muss immer auch seine Kernaufgabe der Qualifizierung verfolgen => Setzen Sie auf Ihre Kompetenz!
97 These 3 Mehr Bewegung bedeutet nicht zwangsläufig mehr Sportunterricht! Bewegung in unterschiedlichsten Situationen muss zum akzeptierten Inhalt des schulischen Alltags werden => Gehen Sie neue Wege!
98 These 4 Sport ist kein Pausenfüller Bewegungsangebote dürfen nicht zu Lückenfüllern werden. Sie müssen prominent platziert, aber auch regelmäßig angeboten werden. => Überzeugen Sie mit Ihren Angeboten!
99 These 5 Interpretieren Sie das Schulcurriculum kreativ! Eigene Untersuchungen haben gezeigt, dass wenn man will vieles geht. => Entwickeln Sie Neues!
100 Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Weingarten, den 07. JUli 2009 Folie 100
101 Zusammenfassung und Impuls
102 Drei Aussagen zum Schluss Schulsport hat einen Doppelauftrag, der nach wie vor eine Qualifikation für lebenslanges Sporttreiben vorsieht. Hierbei spielt eine körperliche Förderung, d. h. konditionelles und koordinatives Training eine wichtige Rolle Dies wiederum erfordert langfristige Planung und Kooperation in der Fachgruppe
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